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"^oxwoxt SBenn man ern?ägt, ba§ toäl^rcnb ber crftert entfd^eibcnbcn Qafjxt bcr {Reformation neben ßntl^er nnb SWetand^tl^on fein 5E]^eoIogc nntcr ben fReformfrcnnben größere^ Slnfel^en genoffen f)at atö ®tan:pife, fo mnß man fagen, bag bie (Sefd^id^tfd^reiBnng U§ ie^t biefem SWanne nid^t bie SBead^tung gefd^enft f)at, bie feiner SBebentnng entf:prid^t. 2)a§ f8n6), tDtlä)t§ l^iermit ber Deffentlid^Ieit üBergeben toirb, f)at nid^t Uo% ben Qtvtd, bie bereit« frül^er nnterfnd^ten JBejiel^nngen be§ ©tattpife jn ßntl^er nod^mafö jn erörtern, fon* bern e« loiö üor Wltm, toie ber 2:itel anbentet, bie ©teHnng be« ©tan:pife in ber (Snttoidinng ber großen religiöfen SBetoegnng ixbtxijanpt naä) öerfd^iebenen SRid^tnngen l^in einer ernenten ?rü* fnng nntertoerfen. ^ierbnrd^ ergab fid^ bie SWotl^toenbigfeit, bie ©efammtenttoidtlnng ber ^Reformation eingel^enber jn berüdtfid^« tigen, atö eine einfädle SWonogra^pl^ie über ©tanpife e« erforbert l^aben märbe. (S§ ift eine alte nnb toeit Verbreitete Ueberjengung, bag and^ innerl^alb ber eöangetifd^en SSSeft ein nnnnterbrod^ener ffint* n?i(ftungi8gang nnb eine gefd^id^tlid^e ßontinnitSt öon einer ba« 16. i^al^rl^nnbert toeit überfteigenben ®aner öorl^anben ift. 3ln biefe Ueberliefernng anlnü^jfenb l^abe id^ in frfil^ercn VI ©d^riftcn nad^jUlDcifcn öerfud^t, bag ci8 jtoar feine „{Refor* matoren öor ber SReformatton" gegeben l^at, baß aber gletd^* n)o]^( )ene Ueberjeugung, menn anä) in anberem @inne, al^ öiete (Söangeltfd^c bi§ jiefet glauben, eine tl^atfäd^Iid^e Unter ^^ tage befit^t.^) 'Da« öorliegenbe Sud^ f)at an öielen ©teilen (Sctegenl^cit geboten, bie frül^ere SBetoeiiSfül^rniig in toid^tigen fünften toeiter ju fül^ren unb ju öcröotfftänbigen. Qu ben 2^rägern beö gefd^id^tlid^en ^^f^^^^^'^^^fl^/ ^^^ ^ i'^" ^^^' ftel^e, gel^ört nämtid^ neben ntand^en Slnberen aud^ ber SWann, »efd^en ßutl^er feinen geiftigen SSater nannte, ;j50]^ann öon ©tau* ptfe. (Sine erneute Unterfud^ung feiner ScbeniJfd^idtfate unb feiner ®(aubeniS(el^re mußte bal^er naturgemäß über ben SBeg unb bie SSSeife, in toetd^er fid^ bie bejügttd^en Sntloidtlungcn öotlgogen l^aben, »eitere 5luffd^Iüffe getoäl^ren. SBirflid^ Hefern bie S^l^at* fad^en, bie id^ unten vorlegen »erbe, ben f8ttüti§, baß bie religiöfe SBetoegung toäl^renb ber Qfal^re, in toeld^en ©taujji^ neben Sutl^er il^r SBortfül^rer toar, in toefenttid^en ©tfidten lebig* tid^ aW eine neue ®nttt?idt(ungSpl^afe in ber ©efd^id^te ber alte* ren Söangelifd^en — felbft biefer SWame ift längft öor bem 16. ^af)xf). afö ^arteiname Verbreitet getoefen — betrad^tet »er* ben muß. ®ie Siteratur, in toeld^er ©taupift unb feine gi^eunbe il^re Uebergeugungen gufammengef aßt l^aben, giebt über biefe S^l^at* fad^e ganj ungmeibeutigen 9luffd^(uß. ^tnn — um l^ier nur tin& anjuffil^ren — jene eigent^mlid^e ©tufeneintl^eilung beiS d^rift* 1) 3^ braud^e uol^I ntd^t i^u benterlen, bag td^, wenn td^ Don einer (S:onttnuttät eoangelifd^en (S)(aubend \pv^^^f bie ^tmitflungen, weld^e bem 16. ^al^rl^unbert vorhergingen, nid^t mit ben 3^been ber Sf^eformation felbß ibentifd^ fe^e, fonbern fte Dielmel^r aU i^orflufen berfelben betrad^te. vn lid^cii ScbcniS in btc brct ®rabc bc^ anfangciiben, bciS fort« fd^rcttcnbcn mib bejg guten SÄenfcl^cn, totläft ein d^aralteri* ftifd^c« ÜKerhnal ber filteren SöangeHfd^en bittet, bei (Btanpi^ unb ben ©taupi^ianern in ganj überrafd^enben 9(ntlfingen n^ieber« feiert, fo barf man biötg fragen, tote fold^e unb fil^ntid^e Ueber* einftimmnngen möglid^ geworben finb. Wlan toeig, bag ©tan):)i| feit ber ©d^föenlung, meldte Sutl^er in unb mit ber, Segränbung ber nad^ feinem 9tamen genannten &ixä)t t^oQgog, fid^ t)on bem el^emaligen @d^ü(er unb ®efinnung§« genoffen jurüdtgejogen l^at, unb bag e^ eine Partei ber „©taupi* feianer", toie fie uujS öor ber ffintftel^ung ber Sutl^eraner tofil^* renb ber Q^al^re 1517 — 1521 entgegentritt, fd^on feit 1526 nid^t mel^r gab. @iS entftel^t nun bie ^rage, ob nad^ @tau)}i^' 2:ob fiberl^au^Jt feine JRid^tung ejiftirt l^'at, toeld^e feine unb feiner iJrcunbe ®ebanfen fortju|)flangen SBiüen« toarj um bariiber 9(uffd^Iug ju gewinnen fd^ien e^ mir rid^tig, bie ©teQung ju |)rüfen, toetd^e bie öerfd^iebenen Parteien in fpäterer Qtxt ju ben @d^riften beiS ®tau))i^ unb feiner ^reunbe eingenommen l^aben. Die ©rgebniffe biefer Unterfud^ung l^abe id^ am ©d^Iuffe meinet SBud^eiS t7orge(egt. ®ie werfen sugteid^ auf bie ©teHung t}erfd^iebener groger toeltlid^er unb getf]tlid^er Stör))erfd^aften jur Sieformation, öor Slßem auf biejenige ber geifttid^en {Ritterorben fomie ber ®ilben unb S^^^^^f ^bt getoiffed Sid^t. SBer ia» 3)unlel lennt^ toetd^ei^ nod^ l^eute bie ®efd^id^te ber im fed^gel^nten ;3al^rl^unbert unterlegenen ißid^tungen bebedCt, toirb t& erflfirtid^ ftnben, bag bie f^rage nad^ bem ®d^id(fal ber ®tau)}i|ianer nur im ^^f^^^^^^O ^i^ ^^^ üerioanbten S3e« toegungen — man ^jflegt fie afe bie 8?id^tungen ber ÜK^ftif unb vm be§ @nt]^ufta$tnu§ ju bejetd^nen — gelSft toerben tovmit, rntb iä) ffait bte Sbifgobe, bie baroitö ertoud^S, um fo tomiger ab* lel^nen ju bürfen geglaitBt, toeil id^ loal^rnal^m, bag tro^ ber 3(uft(änmg^ ipeld^e bte gefd^td^tlid^en Unterfud^ungen fett bem (grfd^einen ber SSScrfc öou 6. ä. ©orncliuö (1855 ff.) unb ^erm. S33eingartcn (1868) ju S^age geforbert l^aben, bie SSerfennung be$ ipal^ren Sl^arafteriS jiener 93eb)egimg in ipeiten ftreifen fort^ bauert ^ laffe e^ bal^itt geftetCt fein, tote loeit nod^ l^eute ^arteigegenfS^e unb $arteifantf)fe bad Urtl^eil trfiben; nad^bent id^ in ber Sage gemefen bin, in eingel^enben, faft onbertl^alb ^afjXitffntt l^inburd^ fortgefefeten ©tubien bie alten ju })rufen, l^alte id^ mid^ für bered^tigt unb uer})flid^tet, ben falfd^en Ur* tl^eilen entgegengutreten, n^eld^e in ben 9ieIigiond!änt^fen beS 16. unb 17. :3a]^r]^unbert§ entftanben finb, bie ftd^ aber i\& auf bie ®egenh?art fortgefd^Ieppt l^aben. Slud^ in bem öortiegenben JBud^e l^abe id^ ben 3Serfud^ ge* mad^t, eine in fid^ abgefd^toffene ©efammtanfd^auung ber Sfie* formation jur ÜDarfteöung ju bringen unb biefelbe mit ^ülfe öon neuem SBetoeiiSmaterial gu begrfinben. @^ galt, bie großen ©runblinien biefer äuffaffung feftjutegen unb gleid^fam ben auf* rig be§ (Sebäube^ ju geben, beffen ^aäftotxl, toie id^ tool^I toei§, nod^ au^gefüüt toerben muß. S33er bei einem fold^en 3lufbau ben SBlidt forttoäl^renb auf bie allgemeinen ®efid^t«punfte unb bie leitenben ;3fbeen gerid^tet l^alten mn%, fann pd^erttd^ in ©injell^eiten leidet fel^Igreifen. 2Ber bie (Srunbgebanfen ablel^nt, toirb in fold^en SSerfel^en getoig toißlommene ©rünbe für feine <5teHungnal^me finben; aber id^ IX bcftrcite, bag mit bcr 2lufjctguiig einjclner SScrfcl^cn für bic SBe*» urtl^cilung bcr ©cfammtanfd^auung irgcnb eine ijjnftanj getopn* nen ift. S)te Uebcrjcuguiig, toetd^er ffarl SBScijfäder bei SBefpred^ung meineig 33ud^5 über bie ^Reformation (8pj. 1885) SIniBbrnd gab, ba§ nämlidö öon biefen g^^f^^ngen „bie eine ober bie an* bere 5^nd^t abfaüen toerbe", ift (h?ie ber le^te S^l^eologifd^e :3a]^re«berid^t, Sei»)jig 1888 ®. 177 anöbrüdüd^ beftatigt) in* jtoifti^en bereitig in ©rfüönng gegangen. S33a§ bie ©intoenbnngen betrifft, tt?eld^e Sari SWütler toiber meine 2lnffaffnng ber foge* nannten 2Ba(benfer erl^oben l^at, fo l^abe id^ l^ier nur ju be* merfen, baß iä) bie eingel^enbe unb fad^tid^e SSSibertegung, toeld^e 2B. ^reger ben Slnffteöungen 3)?üHer^ l^at ju SCl^eit »erben laffen,^) für öoöfommen jntreffenb l^atte unb bal^er einfad^ bar* auf 93ejug genommen l^abe. ^ä) freue mid^, bie 3Borte, toeld^e id^ im Q^al^r 1882 im SJortoort meineiB JBud^iS über ÜDendt nieberfd^rieb, l^ier toieber* Idolen ju fönnen, nämtid^ bie SSerfid^erung, baß bie§ SBud^ feiner ber beftel^enben fird^Iid^en Parteien jU Sieb ober Seib gefd^rieben ift. ©0 fel^r mid^ ber SBunfd^ befeelt, baß bie SBal^rl^eit aud^ auf biefem toid^tigen unb fd^njierigen ®ebiet an ba^ ßid^t lomme, unb fo fel^r id^ ber Ueberjeugung bin, baß bie ^Religion ß^rifti baburd^ nur gewinnen fann, fo beftimmt fann id^ öerfid^ern, baß id^ feiner Partei ober ©emeinfd^aft (toie fie aud^ l^eiße) öer* :pflid^tet bin, baß öietmel^r lebiglid^ bie Siebe jur SBiffenfd^aft, 1) 2B. ^rcgcr, Ucbcr ba6 SJcrl^ältniß ber Saborttcn gu ben SBal* bfftern bed 14. ;3al^r]^unbertd (^bl^ anbiungen ber f. ba^er. ^fabemte ber Sßiff, ni. dl XVin. «b* l. abtl^Ig.)» SWönd^cn. Vertag bcr afabemic 1887. bcr td^ ate ^tftorifcr bicrtc, mir bte fjcbcr tu btc ^anb gc* brüdt f)at S)abct liegt t^ mir fern, ju beftreiten, ba§ id^ ben $riit* gi^)ienfrageii gegenüber einen beftimmten ©tanbpnnit einnel^me. 'Der bel^errfd^enbe ®ebanfe biefe^ ©tanbjjnnft^ ift ber, bag ber (Smnbfaft ber ZoUvani, toit er an& bem l^ier Vertretenen iSxtu tt?inigIeitiB^)rinjip entfpringt, einen toefentlid^en S^l^eil ber {Religion El^rifti bilbet. 2Bie biefer ®ebanle einft, ul« er feit bem SBeginn ht§ 18. ;$Ja]^r]^nnbertj8 unter bem ©d^ufe erleud^teter fjürften fid^ Sal^n brad^, baö SWeifte baju beige* tragen l^at, bie fReligionjSfämpfe bei8 17. Q^al^rl^unbert« jum ©tiüftanb gu bringen, fo toirb feine öffentlid^e Vertretung aud^ l^eute ber äui^gteid^ung ber ©egenfäfee bie toefentlid^ften 3)ienfte leiften. SBenn eiB nod^ gegenwärtig eingelne Parteien giebt, tt?e(d^e mel&r burd^ bie ^Betonung aU burd^ bie ^Beilegung ber ©egenfäfee gewinnen ju fönnen glauben, fo ift bod^ getoiß, bag baiB (Sefammtintereffe unfereiS 9leid^^ unb 3SoIte l^eute toie eJ^c- bem bie 9(uSgIeid^ung ber religiSfen ©egenfS^e in l^ol^em Wlaa^t forbert. üKfinfter i. ©., am 22. ©e»)tbr. 1888. Snffalt^'^ntitx^itt f tatt|iiV %nfünit bis sum 8. 1512. Einleitung. — S)a8 mittelalterlid^e £eben«ibeal unb bet ebangelifd^e 01aube. — Stau« pi^* ^erlunft. — ©tubium in Tübingen. — ^aul Scti<)tort8. — ©esteJ^ungen ju Sfriebrid^ htm «Seifen. — 3ol^. Ct^mar. — ©taupife' frül^ere ©cflnnungen. — »etonung beä ©d^rift« flubiumd. — S)ie (Srrid^tung bet SSSittenberget ^od^fc^ule. — S)ie beabfld^tigte (Srtoirlung oon $ribUegien fät bie 9lugufiine¥. — ©(^eitern bet $Iftne. — 6tai^i| jie^t fiä^ sutfttf. (5. 1-21. Smeited (S:a|)tte(. Pie f tati|ii<|iiitier 1512—1518. SBenbung bet aKgemeinen Sage fett 1512. — %n 8fleuc!^Iinfc!^e 4>anbel. — S)ie ^umo- niften unb il^te ©obalitäten. — Slütnbetg. — ©tau^ift' iBeaiel^ungctt au ißütnberg. — (gt- neuette« Sluftteten. — SJic «Rütnbctgct ^tcbigtcn bom 3. 1516. — »itlungen betfelben. — 2)ie ©d^ft t>on bet Siebe ®otte8. — 2)ie ©taupij^ianet. — Qtcmpit gilt Melfad^ al« geijüget gffil^tet bet teligiöfen a^emegung (1518). '©. 22—52. 2)ritted dapxttl Sut^etS Knf&nge. — ©tteng tömifd^e (St}iel^ng unb SBilbung. — Sutl^etS ®ett)iffenS' bfuntul^igungen unb ©eelenleiben. — Qn^te SSetül^tung mit ©taupij^. — SBeginn einet neuen 3eit füt Sutl^et. — Sutl^et alS ©tau^i|(' ©d^ület. — Sutl^etiS unb ©taupi^' ©teUung aut ^ietotd^ie. — (Semeinfante Sotliebe füt bie aRt)ftiI. — S)ie (Blaubendlel^te bet „0otte8- fteunbe". — S)ie SBebeutung bet „Oelaffenl^eit", b. l^. bet leibenSmiHigen (Etgebung. — (Begen- foj^ attt ftitd^lel^. — ©tttu^ii unb bie beutfc!^e SRtjftif. — £utl^et0 (Einffi^tung in bie Sel^e bet ®otteSfteunbe. ®. 68—80. Sßxntt9 dapxttU 9it ftlteoattdelifilieii Hemeitibeii vor 5er Jlefonnatioti. ^e „beutfd^e Zl^eologie" unb bie „®otte8fteunbe". — Sut a^euttl^eilung bet ^alben^^ fet. — ScIcnntniB s ©emcinf d^aft obet ®efittnung«»@emeinfd^aft. — S5ic ÄtlanbiSci^lin. — SHe alteDangelifd^ ®emeinben als felbft&nbige ®tunbgeftalt d^tiftUd^n f^tUni. — SBetbtei» tete SKeinungen unb eigentlid^e Seiten. — Betonung bet ^ettentootte. — 3)08 „(Befe| iSfftifti" — »ie ©eloffenl^eit. — SStübetlid^Ieit. — mavAe, Siebe, Hoffnung. — »efenntnififd^tiften. — S)ie ©elten«9tamen. — SaS 9Itet bet (Bemeinben. ©. 81—111. xn ^ünfted dapM. intl^tx unh hit |tol|meit. S)ic STuSbreitung bet Äc|>ct im 14. 3fal^tl^., BeTonbet« in ©öl^mcn. — S)ie heut\di' Bö^mifd^c ®iBcIüBctfcöung bc8 XepUv ©obcg. — S){e „Böl^mifd^cn ©ruber". — 2)ie aBirfimgen tjon ßutl^crS Stuftreten. — Sutl^er gilt al8 SScrtl^clbigcr ber ©ö^mcn. — Slnfnü^fung' ber Söl^men mit Sut^cr. — Staupi^ unb Sutl^cr als „^ufitcn". — ßutl^er» ©orfc^Idge einer »Ber- einigung mit ben ©öl^men. — Sutl^er unb bie Stpidtauer. — SlBBrud^ ber ©eaiel^ungen ^u ben alteren (SbangeliTd^en. <5. 112—129? |lte Cftttmidtlttttg ber lutf^erifif^en dlieolodie unb Itirdie. 2)ie SBenbung in Sutl^erS geiftiger ©nttoitflung feit 1521. — ®tau|)i^* ©tettung baju. — ßutl^er« innere ßoSfagung bon ber 9R^fti!. — SBieberl^erborteten ber ©d^olaftif. — S)a8 ©ort @otte8 ober bie reine ße^re. — Qnf^jiration unb ©anon. — SutBerS Stellung ju ^au« luS. — ©tei(^ftellung beS SHten unb 9^eucn Seftament«. — 2)ie ©egenfo^e in JBeaug auf bie Seigre bon Olauben unb SScrfen. — 2)ie Oetoißl^eit beS ©eelenBeilS. — S)ie gänalid^e Un» fä:^ig!eit be8 SReufd^en jur Erfüllung ber ®eBote. — erfcnntntßbermögcn unb SBiKen8frei= ;^eit. — ®om l^immlifd^en unb offenbaren SBillen OotteS. — ßutl^er unb bie ©d^olafti!. — 5)ie ?Rüdtfe^r aur Seigre bom ©lauBenSjtoang. — Äird^cnBegriff. — S)ie fteime ber Spaltung. @. 130—167. @te6ented (EaptteL 9it Trennung ^miffiien Sitaupi% unb jutljer 1522—1524. @taui)itj in ©aläburg. — gortbauer feiner ebangelifd^en ®efinnungen. — SluS ben ©alg» Burger ^rebigtcn bon 1523. — 3)ie ajleinungSberfd^iebenl^eitcn. — 9lü(ftt)ir!ung auf Weitere Äreife. — 2)ie SiiürnBerger ©taupij^ianer. — 2)ie (Sbangelifd^cn unb bie ßutl^erifd^en. — ^anä 6odö3. — S)ie ©d^rift be« ©taupi^ bom redeten ®IauBen. — (gntftelöunö unb StoedE ber ©d^rift. — SBiberf^jrud^ gegeu ßutl^er. — S)ie Xrtnnung ber Parteien. ©. 168—198. 9tt l^eginn bes (Slaubensimattgs in ber neuen Utrif^e. 5)ie alteöangelifd^en ®cmeinben au SWimBerg feit bem 14. ^fal^rl^. — ^ie Sfamitie Xud^er unb bie Äe^er. — SWirnBerg unb ©öl^men. — SWartin Kcinl^arb unb STnton Xud^er. — golgen ber Trennung atoifd&cn ben ©tau|)iöianem unb ßutl^er. — Berufung 2)enrf« nad^ S^mBerg. — S)ie XBeoIogie bc8 ©taui)iö in i^rer SSertoonbtfd^aft mit S)cnrf8 ©d^riftcn. — S)ie brci (Bcän). fieBen) ©tufen unb @robe Bei 5)endf unb fetau^ij^. — S)ie brei ©efe^e. — S)ie brei ®rabe ber ©claffenl^cit. — 2)ie SBilienSfrei^eit. — S)a8 innere Sid^t. — 5)ie Serfd^tebenl^eit atoifd^en 2)endt unb aS mittelalterlid^e £eBen8ibeal uub ber ebangelifc^e ®lauU. — Staupil^* ^lunft. — ©tubium in Xübingcn. — ^aul Smptotii. — SBcaiel^unflen ju ^ftiebtid^ bem SBetfcn. — 3fol^. Ottmar. — (BtoüpW ftfiöete ®cflnnungcn. — ©etonung be8 ©d^rift* fhtbiumS. — 2)ie (Stric^tung bet föittenbergei ^od^fd^ule. — 3)ie beabfic^tigte Chrtvittung t)on $ribilegten für bie SCuguftiner. — ©(fettem ber $läne. — Qtaupi^ stellt fici^ surücf. ^Jol^ann t)on @tau))tft, ber el^cmattgc ®cncralt)icar ber 8Cttgufttncr*(Srcmitcn unb f))ätcrc 3l6t bci^ SBcncbtftincr^JMoftcri^ @. ^ctcr in ©aljburg, l^at inncrJ^atb ber fatl^oltfd^cn Sird^e gc* lebt unb tft inncrl^att bcrfclbcn gcftorBcn. 35aiS DrbcniSgetoanb, baiS er toon Qugcnb auf trug, l^at er nicmatö abgelegt unb mit aQen Sl^ren, tpie fte einem l^ol^en ©eiftlid^en gebül^ren, ift er in ber Sirti^e feineiS ffilofteri^ beigefeftt »orben.^) ®Uxäftoo^l ift bie S^l^atfad^e, baß @tau:|}ife ein SSorfäm))fer etoangelifd^en ©(aubeniS unb ÜDenleuiS getpefen unb bii^ an feinen 5Cob geblieben ift, öon greunb unb ^Jeinb unbeftritten. Sutl^er felbft l^at biefen Umftanb toiel ju nad^brüdlid^ unb t)iel 1) ^oä) l^eute werben im @. ^eterSfHft gu @alg6urg gtoet $ortr&td bed &aUpxii aufSewal^rt, beten etnd bie Untetf(^rtft trägt: „Johannes IV. Abbas S. Petri Salisbnrgi natione Thnringns, ex Nobili Familia de Stanpitz, Monachns primam Ordinis Eremit. S. Angnstini, SS. Theo- logiae Doctor et Martini Lntheri Professor etc. — sepnltus in Sacello S. Viti.** m^exe^ hei ^. ^umütUv im gal^rbnd^ ber ©efett- fd^aft f. b. ®efd^. b. ^rotcfl. in Dejlreid^. Sien u. 2pi. 1881 (2. 3a^rg.) @. 49. Heller, @tau^i$. 1 ju oft Betont, als baß c« möglid^ toSrc, tl^n unter trgcnb einem SSortoanb ju bejtoeifeln ober einjufd^ränlen. ®j5 giebt einen @tanb))unft, für toetd^en bie (Sefd^id^te ber d^riftlid^en ffird^e in gn^ei fd^roff t)on einanber getrennte QeiU abfd^nitte jerfäöt — Slbfd^nitte, tocld^e nid^t einmat burd^ SSor== ftufcn ober Uebcrgänge mit einanber öerbunben finb, fonbern trofe gen)iffer äußerer ^^f^^^^^^änge in fd^arfer ©d^eibung einanber gegenüber [teilen. !Dcr erfte bicfer 3^it^J>f^"i*t^ ^^^^^ bis jum ;3- 1517 unb umfagt bie ^eriobe beS römifd^cn ober mittelalterlid^en SebenStbcalS unb n)irb burd^ jene ^Jinfterniß, bie ber Qtit bis um baS ^. 1500 angeblid^ eigen toar, gefcnn* jeid^net; ber jtoeite ift berjenige, in toeld^em bie SBelt Don bcm !DunfeI, baS bis bal^in bie ©l^riftenl^eit umnad^tete, erlBft »arb, inbem (tote bie ©inen fagen) bie Sird^e gutl^erS baS 3WitteIa(ter jum "S^til,^) bie Sird^e EatbinS aber baffelbe bofiftänbig über* toanb, ober (toie bie 2lnberen meinen) bie Sird^e EatoinS, bie tl^r ,,SSorbiIb in mittetalterlid^cn SReformunterncl^mungen l^atte",*) baS Qkl nur l^alb, bie Sird^c fiutl^erS aber ganj erreid^tc. 35iefe Sluffaffung toarb einft juerft üon benen vertreten, toeld^e ber Ueberjeugung toaren, baß ber ©taube ber 9ieforma=^ toren unb bie Seigre El^rifti fid^ bedtcn, toobei bie Sutl&erancr 1) mhx. »litfd^I, @cfd^. b. ?5ictt8mu8 1\ @. 81 fagt, baß bie lut^erifd^e ^ird^e bem fatl^oltfd^en ^ird^enwefeit it&l^er gu {leiten fd^etne a(9 bie ^rd^en aud ber (Srünbung S^i^Q'^i^ ^"b (EalDind. ^^^n ber (ixtl^e« rifd^en ßird^e (fä^rt fRitfd^I fort) ftnb wirllid^ mand^e (Elemente mittelalter^id^er ^erlunft f ortge))fIangt ober mit STlobifilationen .re^robucirt morben, meldte in ben anbern ^ird^en toeggefaneit finb." 2) 2)ag (Ealbind unb S^ing^i^ Deformation il^r J^orbilb in ,,mittel« alterlid^en Sleformunternel^mungen" ^aben unb eine parallele gtoi« fd^en (Ealüiu unb @at}onaroIa einerfeit^ unb ben ^ufftten unb ben Säufern onbererfeit« befielet, f. bei Ä. iWüder, SJorträge ber tl^eol. (Eonfercng in ©ießcn n. f. w. ©ießen 1887 @, 51. ©benbort @. 45 Pnbet fid^ ber Sfta6)Votx9f bag bie ^enuoniten (ebenfo n)ie bie böl^mifd^en trüber) ^mittelalterltd^ religiöfen @eijle8" finb. 8 biciS natürttd^ in boöcnt Umfang nur für bcn ©tiftcr il^rcr Äird^e, bte @a(t)tmften für bte Seigre SalbtniS u. f. to. iujugeftel^en im ©tanbc toarcn. @Ä l^at ®ott gcfaßcn — fo lel^rtc unb fagte man — , Sutl^cr, bcjto. Eatein ober 3^i^öK in tonnbcrbarcr 5lrt jtt erlcud^tcn, nnb man barf glauben, baß bicfc SÄfinncr, bcrcn fid^ ®ott bcbicnte, um nad^ einer SScrfinftcrung Don faft fünfjel^n ;Sa]^r]^unberten ber 3Belt ia^ Sid^t beiS (St)ange(iumiS ju fd^enlen, in l^iJl^erer unb ungetoöl^ntid^cr ffieife SCräger feiner Offenbarungen unb SSermittler feines ffiiöeniS getoefen finb. @Ä ift aöerbingiS gctoiß, baß bie ©eftaften ber Sleforma* toren fid^ um fo l^iSl^er unb reiner t)on il^rer Umgebung ablieben, jie tiefer bie ^Jinftemiß toar, toeld^e bi« ju il^rem Srfd^einen bie SEßelt bebedte unb baß bai^ Slnfel^en ber äßänner, n^eld^e t)on ber lutl^erifd^en, bej». calDinifd^en ober jtoinglifd^en Äird^e in fold^er SBeife ai& erleud^tet unb begnabigt angefel^en toerben, eine außerorbentlid^e Steigerung erfal^ren mußte. Slud^ ift t^ toaffv, baß biefe SBetrad^tung^sn^eife (Denjenigen, toeld^e nid^t im ©taube finb, tiefer in bie ÜDinge einzubringen, getoiffc gormein unb ©d^tagtoorte an bie $anb giebt, toeld^e, fobalb fie einmal in Umlauf gefegt finb, jur ©intoirfung auf bie SDienge nüfelid^ jU fein ))flegen. 2llifein fo groß bie SSortl^eile fein mögen, bie ans biefer Sluffaffung ertoad^fen, fo groß finb bie SBebenfen, toe(d^e t)on jie, felbft innerl^atb ber neuen Sird^en, n)iber biefelbe geltenb gemad^t toorben finb. ®Ä ift freilid^ getoiß, baß fiutl^cr, S^i^fltt «nb Satoin bie ©tifter Don neuen ftird^en im DoHen unb eigentlid^en ©inne ge^ toorben finb unb baß fie mand^e fel^r toid^ttge Seigren vorgetragen l^aben, meldte burd^auiS il^r ))erfönlid^eiS (Sigentl^um toaren; mer bal^er bie SBal^rl^eit nur in biefen ftird^en finbet unb fie gleid^» fam an biefelben gebunben l^5(t, muß folgerid^tig bie 3^it, n^eld^e bie SSSeft bis ju bereu ©rrid^tung burd^Iaufen l^at, als eine ^cit tiefer ginfterniß betrad^ten, als eine ^tit gugleid^, too bie SSer«* 1* l^eigung: ®k^t, iä) bin (et mä) ade ZaQt, jetttDeiltg ntd^t in Srfüdung gegangen ift. Slttein tS giebt bod^ anä) Dtelc ^crfonen, toeld^e ber lieber* jengung finb^ bog jene !DarfteIIung ben gefd^id^tUd^en Z^at\aä)m nid^t entf))rid^t unb baß biefelbc bie (Sefd^id^te ber Kl^riftenl^cit in einer SBeife anSetnanberreißt, bie nid^t einmal bölfig int ©inne ber SßSnner toar, bie man bnrd^ jene !Darpeöttng bcrl^errlid^t. SlniS biefer Uebcrjengnng ftnb bie nie aufgegebenen SSerfud^e l^er- vorgegangen, ^Reformatoren t)or ber ^Reformation aufjufud^en — SSerfud^e, bie in bem bejüglid^en SBcrIe UümanniS il^ren befann* teften Slui^brndt gefnnbcn l^aben. @g ift ja nun aflcrbingS getoi§, baß t§ in bem ©inne, toie Uümann t^ meint unb toie Sntl^er, ö^^^fl^i ^^^ KalDin SRefor« matoren »arcn, {Reformatoren Dor ber SReformation nid^t gc= geben l^at; aber ia^ ffial^rc an jenen SSerfud^en ift ba^^, baß eiS einen ebangelifd^cn ® tauben fd^on t)or bem ^. 1517 gegeben l^at, unb bie jenigen, toeld^e iit^ beftreiteU/ l^aben Sutl^eri^ eigne äuffaffung btS ©ad^üerl^alteg gegen fid^. !Bie einfädle Sl^atfad^e, baß Sutl^er fid^ fteti^ ate ©d^üler bei8 ^0^. t). ^tavipiii gefüJ^It unb bejeid^net l^at, betoeift, baß er baS SSorl^anbenfein t)on fiel^rern itS eöangetifd^en ©laubeniS fd^on öor bem ^. 1517 anerlannte unb baß er einräumte, baß tS fold^e aud^ innerl^alb ber latl^olifd^en Sird^e unb im OrbeniSge« »anb gegeben l^abe. (Setoiß finb il^m bie Unterfd^iebe, bie il^n, toon ^tanpi^ trennten, nid^t unbelannt geblieben, aber er l^at biefelben nid^t atö fo grunbfS^Iid^e betont, ba^ er ben alten Seigrer atö auiSgefd^ieben aM ber Qaffl ber Süangelifd^en I^Stte betrad^tct toiffen tooüen. SBenn man fid^ nun DergegenmSrtigt, baß @tau))i^ aU Vertreter einer ©eifte^^rid^tung baftel^t, bie im ^. 1524, h)o er ftarb, weit verbreitet mar (toir lönncn fie ai» bie JRtd^tung ber ©taul)i^ianer bejeid^nen), unb ba^ e§ ©emeinfd^aften gab, bie mit tl^nt ade tpefentlid^en @runbf5|e tl^eilten/ fo erl^eUt, bag t)or beut ^. 1617 itoav leine Steformatoren (bagu QtffM anä) @tau))ife ntd^t) unb leine lutl^erifd^e ober rcformirte Sird^e, ober bod^ Slnl^änger be^^ eDangeUfd^en ®Iaubeni^ unb et)angeli[d^e @t* ntctnfd^aftcn öorl^anben getoefen finb, unb tS bleibt mitl^in bic 9Äögßd^Iett offen, bie ©giften j t)on ©Dangelifd^en oor unb nad^ bem a. 1517 anaune^men. SWerbingi fSöt biefc 2ßögU(^Ieit fofort l^intoeg, toenn man bai^jcnige atö baS SDierfmal beiS eöan* geftfd^cn ®(aubenig betrad^tet, toaiS Sutl^er, S^^^flli ^^^ Sabin im ©egenfafe ju ®tau))ife geleiert l^aben; nimmt man aber bie Seigren, toeld^e biefen SDiännern gemeinsam toaren atö bie toefent:» lid^en Äennjeid^en cüangelifd^er !Denftoeife, fo eröffnet fid^ ein ganj Deränberter (Sinbßdt in bie (Snttt)id((ung beiS (Sl^riftentl^umS. ®ic ©d^eibung jtoifd^en bcr mittelaltertid^en ^Jinfternig unb bem Sid^t beg ©üangettum« fSflt l^intoeg unb t& erBffnet ftd^ ber SBlidt auf eine ©tetigfett, Kontinuität unb (Sefe^mäßigleit, toeld^e bie ©nttoidttung ber !Dinge in il^rem einfad^en unb bod^ fo grogartigen « 3ufammen]^ange erfennen (äßt. SaSirb nid^t baö SSerftSnbniß beö gefd^id^tlid^en SSerlaufiS be« ©l^rifientl^umiS toefentUd^ erteid^tert, toenn toir toiffcn, baß t& üKänner, bie bic SSSal^rl^eit lannten unb (eierten, burd^ aße ;3a]^r]^unberte gegeben l^at unb baß bie redete ©ricnntnig toeber an ha^ DrbemSgetoanb nod^ an ben Äeld^ gebunben toar? @oß fid^ ber @a^: ÜDie Sßal^rl^eit lann leiben, bod^ niemaliS untere gelten, nid^t aud^ in ber @efd^id^te t>t§ d^riftlid^en (SlaubeniS betoäl^rt l^aben? Q^ft e^ nid^t erl^ebenb, toenn toir glauben burfen, bag bie SSSal^rl^eit, nad^bem fie unter ben Sßenfd^en erfd^ienen toar unb in feftcn ©emeinbcn fid^ irbifd^e SCräger unb (Sefäge gefd^affen l^atte, biefc 2^räger trofe aöer ©efal^ren unb 3[birmngen baucrnb beioal^rt unb erl^alten l^at unb baß bie ,,rcd^ten Sl^riften" an^ aßen Sird^en unb Sonfefftonen mit {enen fid^tbaren ®e* meinben ftetiS ju einer unfid^tbaren ©cmeinfd^aft ber ,,ainber 6 ©otteÄ" tocrbunbcn getoefcn finb, bie bcn ®ctft bcr ältcftcn Sl^riften^®emetnbeti fortt)f(an3ten unb fttU, aber unenttoegt an bem 9(ufbau bei9 (S^ottedretd^eiS gearbeitet l^aben? i^fo^. t). ©tau))t^ entftammte einem SlbeliSgefd^Ied^t, toddfti^ feit Qfal^rl^unberten im El^urfürftentl^um ©ad^fen anfäfftg toar unb beffen SWame auf alte SBejtel^ungen ju ben benad^barten f(at)ifd^en Gebieten l^inbeutet. SBir lennen fein ©eburti^ial^r unb feinen ©eburti^ort nid^t; bod^ bürfte er nm ba^ ^. 1466 ge* boren fein, unb, toie bie Ueberlieferung fagt, aM bem äßeignifd^en ftammen. !Dic erften jUDerläffigen SWad^rid^ten über feinen fiebeniSgang ftammen aM bem ^. 1497, too er bem 9(uguftiner«^S(ofter gu 2^übingen incor))orirt tourbe. ÜDic Unit)erfttätj5*3ßatrifel, in bie er am 3. Sßai 1497 eingetragen toarb, nennt il^n bereites fieftor ber Sl^eologie; am 6. Qfuli 1500 tüurbe er jum gicentiaten unb einen SCag \plxttx anä) jum ÜDoItor ber 1^. ©d^rift beförbcrt. ^n Tübingen l^errfd^te im SUIgemeinen natürlid^ bie l^er* liJmmlid^e Sird^enlel^re, toie fie ia^ SRittelalter feftgefteöt l^atte unb bie man unter bem 5Wamen ber ©d^olaftil jufammenju* faffen ))fl(egtc. ^Jnbeffen toar ber (Sebanle einer „^Reformation ber ftird^e an ^anpt unb ® liebern", toeld^er im 16. ^Jal^rl^. alle ftreife unb ©tänbe betoegte, aud^ l^ier lebenbig unb toir »iffen, baß ©erjog ©berl^arb t)on SBürtemberg, ber ®önner SReud^ünig, atö er einft im $inblid( auf bie SSerberbtl^eit ber Sird^e ben SBunfd^ nad^ einer fold^en 8?eformation äußerte, nur bie $Jbeen gum atUjJbrudC brad^te, toetd^e feine Sfibinger ©elel^rten, barunter namentltd^ ben Konr. ©ummenl^art unb ben ^frangii^caner ^anl ©cri>)torii8, feit langer 3^^* befeelten. ©cri|)torig *) gcl^örtc in bcr Qdi, tuo ©tau|)tfe mä) Sü* Bingen tarn, in ben belannteften ®otit^tUf)Xttn biefer S^oä)^ fd^ulc. ©eine SSorlcfungen tourben pari bcfud^t, anäf gerabe toon ben äuguftincm. @r toar ©d^üler it^ SReud^Iin im ®rie^ d^ifd^en gen^efen unb befd^Sftigte fid^ auger mit bem ©tubium ber f). ©d^rift, baj^ er befonber« betonte unb em))fal^I, mit ber 9oiSmogra))l^ie beiS ^toIemaeuiS, ber (Geometrie bed (SuHib unb mit ber ©rläuterung matl^ematifd^er unb aftronomifd^er ^Jnftru* mente, guma( beiS 9(ftroIabiumS, unb übte bamit eine 2:]^Stig!eit, bie il^n naturgemSg mit ben jeitgenöfftfd^en Sßatl^ematifern unb ^(ftronomen in ä^erbinbung brad^te. (S§ ift bead^teniStt)ert]^, bag unter ben ®d^ä(em, bie er um ia§ ^. 1500 in 2:übingen l^atte, auger ®taupi^ toiele anbere f))äter]^in atö eifrige ^(nl^änger ber ebangelifd^en Seigre belannt geworben finb, j. 35. Konr. ^edican, Zf)oma§ SB^ttenbad^, (ber ^Reformator t)on Siel), unb ^of). üßantct, jämmtUd^ 2ln* pnger ber reformirten fiel^re. ^n ber 2^at beftätigt benn aud^ ^eflican, ba§ ®cri))torii8 um ia§ ^. 1498, too er il^m ptx[6n^ lid^ nal^e trat, öertraulid^ freiere Slnfid^ten über bie Sird^en* lel^re gefingert unb namentlid^ gefagt l^abe, bie Qtit ber JRefor* mation ber Sird^e ftcl^e beöor, man muffe bie fd^olaftifd^e Sl^eo* logie berlaffen unb ju ben Seigrem ber alten Sird^e jurüdt* leieren — eine äcugerung, an& ber erließt, bag @cri|)tori« pd^ fogar fd^on beftimmte SSorpelfungen über ben S33eg, ben bie 93efferung ju nel^men ffobt, gebilbet i^atte unb ber bod^ merl« toürbig an f))ätere SSerfud^e, jU ben filtepen Qtvttn jurüdtju* feieren, anflingt. 1) 2)te itad^folgenbe ^d^ilberung bed ©crt^tori^ beruht auf ben ^or« fd^ungen ©fd^er« bei (grfd^ unb ©ruber HI. @dt. 15. @. 227 ff. in bem ^uffa^ über ^elltcan. — Ergänzungen bagu f. bei ^.Wlollf ^ol^. ©tdffler öon ^ufÜngen. ginbau 1877 @. 17, md) 3. 3. SÄofer, Vitae prof. Tubing. Ord. theol. Tub. 1718. 8 @o lange ^cxiptoxi^ biefe Slnfid^ten nur üertrautt^ \)ox^ trug, toax er unbelSftigt ge6(te£en, atö er aber anfing, in feinen ^rebigten feine iDal^ren 9)teinungen gu fagen, iDarb ber $(an gefaxt, il^n ali^ Steuer ))or ia^ i^fnquifition^gerid^t gu [teilen. Qfnbcffen fanb man e« fd^tteßtid^ Keffer, ba« auffeilen ju toer* meiben unb baiS ^rotingial ^(Sa|)itel ber ^rängiiScaner, totta» dbtx bod^ »ol^I falfd^ toar), baß er l^eimtid^ bei ©eite gefd^afft toorben fei.^) Sei ber Setrad^tung biefeiS ^aüt» muß man bie tird^Iid^e ^ra^iiS im 3(uge beimaßen, toenn man il^n rid^tig Derftel^en toiU. ÜDie Äird^e ))fl(egte in Jener Qtit, too tiefe Strömungen ungu»* friebener unb antil^ierard^ifd^er ©efinnungen burd^ bie SSöIIer gingen — man muß bebenfen, baß bamatö Sllejanber VI. (1492—1603) ^a))ft toar, ein SWann, ber bie SBelt burd^ Safter in ©taunen fefete — bie Slnftrengung t)on ffiefter))rogeffen toiber il^re eignen @eift(id^en gern gu t)ermeiben; gumal fürd^teten bie mSd^tigen Orben ftetiS, burd^ bie Ü3erurt]^ei(ung eineiS ber l^l^rigen bie gange @emeinfd^aft gefd^äbigt gu feigen. äBenn t^ ftd^ nun aber gar um Sßänner l^anbefte, bie, toie ^aul ©crip* torijS, aU ©elel^rte einen Sluf befaßen unb bk fid^ üieler ©d^üler unb ^reunbe rül^men lonnten, fo tpar SSorfid^t hopptlt geboten unb fetbft im gaü ungtoeifeC^after Äefeerei fd^ien t^ geratl^ener, bie Slngelegenl^eit in ber ©tiöe abgumad^cn unb öffentlid^e ^x^ iJrterungcn unb ©ntgtoeiungen gu öermeiben. ÜDiefe ®efid^t5))unfte muß man feftl^alten, toenn man bie 1) 2)o6 2«änncr, beren wiffcnfd^aftlid^e Sl^ätiöfcit auf bcm Ocbict ber SD^atl^einatil lag, mel^rfad^ in ben ^erbad^t ber ^e^erei gelotnmen ftnb, bemeifl u. %. bie ^inrid^tung beß ?5rofcffor8 Secco b 3l«coIt (f 1327) in ©ologna. 9 &t\ä)id)U iz» l^ol^. t>. ®tavipx^ unb ha^ SSerl^aften ber ftird^e gegen il^n red^t iDürbtgen unb toerftel^en toiti. 9fad^bent @tau« piii fid^ in feinem Drben eine tpid^tige ©tedung tvtoovitn unb einen mSd^tigen dürften junt ^efd^ü^er getponnen f)attz, n)ar für il^n eine jiemlid^ große Jf reil^eit ber SBetoegung migfiä), ofjm bag er i^müiäfz^ Sinfd^reiten ju befürd^ten brandete. a)ie gamitie bcö $Jol^. ö. ©tau^jife, feine SSätcr unb ©roß- üSter, l^atten feit Q^al^rl^unberten öielfad^ int ÜDienft ber fäd^* fifd^en dürften unb fflifd^öfe geftanben unb nod^ im ^. 1499 begegnet und ein ^einrid^ t)on ®tau))i^ in ber Umgebung be^S Sifd^of« ^Jol^ann Don üßeißen unb im ^. 1476 l^atte ein 5Diet* rid^ t). @tQU|)i| ben ^ergog Sllbred^t ben Sel^ergten t)on ©ad^fen nad^ :^erufalem begleitet. @iS toar gang natürßd^, baß ^fol^anU/ ben Uebertiefcrungen ber gamitie entf))red^enb, ju benfelbcn ^öfen in SSegiel^ungen trat unb in ber 2:i^at finben toir frül^jeitig (bie 3eit ber erften 2lnlnüJ)fungen läßt fid^ leiber nid^t feftfteüen) einen SSerlel^r jioifd^cn bcm Sl^urfürften ifricbrtd^ b. SBeifen unb unferem Drbendbruber. Qfn einem unbatirten ©d^rciben an ben El^urfürften, ba« öiefleid^t um 1500 aufgefegt fein mag/) fagt @tau^)i^: ,,^6) »eiß bod^ leinen lieberen Jfreunb benn S»- fjürftl. ®naben/ meinen aöergnäbigften $errn" unb beutet an, baß er bereites .in bt^ Sl^utfärften älngelegenl^eiten tl^&ttg ge^» toefen fei. ®aj8 ^aM ber ffiettiner »ar nm jene Qtit ia^ angefel^enftc unb mSd^tigfte Sö^ftcngejd^Icd^t im 8?cid^e. ßl^urfürft g^^i^brid^ felbft ragte burd^ SBitbung unb geiftige ^Begabung über t)ie(e Surften l^eröor unb mar getragen Don ber SSerel^rung unb Siebe feine« 3Soilt§. @iner feiner SBrüber toar Srjbifd^of öon SKagbe- bürg, ein SSetter, ebenfalls S^iebrid^ mit SWamen, ein ©ol^n 1) 2)affelbe iß abgebrudt bei ^olbe, 2)ie beutfd^e f[ugufliner>(£i)ngr. u. f. tD. @. 436. 10 älbred^t« bcS f8tf)tvitm, toax fett 1498 ^od^mctfter bc« beut- fd^en Drbcn« in Preußen, feine ©d^toefter SÄargaretl^a toax ^er* jogin öon SBrannfti^toeig^Süneburg unb in Reffen fixierte ba« ^aui^ SBettin bamatö bie obert^ormunbfd^aftUd^e diegierung. ^riebrid^ ber SBeife intcreffirte ftd^ fd^on frül^aeitig für bie religiöfen fragen unb erörterte biefelben getegentüd^ and) mit @tam)ife — eine SCl^atfad^e, bie fd^on an fid^ betoeift, bag ha^ aSerl^ältniß ber beibcn 9Äfinner leine oberfläd^Iid^e SBejiel^ung ge* toefen fein fann. Sine« Xa^» ereignete fid^ ein SSorfaü — »ir lennen benfelben an^ einem ©riefe fintl^eri^ t)om 27. SÄärj 1519 an ben El^urfürften — , ber bie innere SSertoanbtfd^aft ber Stuf* faffung be« ©tan^)ife unb gnebrid^« beutlid^ beleud^tet. Achterer braute baö (Sef^jräd^ auf ben S^^^^tt ber bamaligen ^rebigten, toeld^e bie $8rer falt ließen unb nur f))ifefinbige 2tf)xpnntte er* örterten, bie öon 3[nbem burd^ anbere ®))iftflnbigleiten balb toiebcr itxp^Mt toürben; aüein bie 1^. ©d^rift fei e§, bie mit JKajicftSt unb ^aft bie ^ergen ju fid^ jtoinge; fie lel^re nid^t toic bie ©d^riftgelel^rten unb bie ^l^arifäer. at« ®tau<)iMeb]^aft einftimmte unb feine Slnfid^t über bie ©ad^e lunb gab (toir tocr* ben biefe änfid^t balb lennen lernen), ba ftredtte ber Sl^urfürft il^m bie ^anb entgegen unb fagte: „^tx\pxid) mir, id^ Bitte ÜDid^, bag üDu immer biefe Ueber jeugung liegen »illft/' ^ ^xt ernfter unb entfd^eibungi^öoflcr ©tunbe, eben im Q. 1619, entfd^Ioß fid^ Sutl^er (unätüeifell^aft mit ®tau:|}i|' SJor* 1) Sut^er an ben e^urfürflcn 1519, iüJärg 27. (be SBcttc I, 243): Ketnlit olim optimus et vere mihi in Christo reverendas pater mens, Johannes Stupitins, cum apnd Dominationem tuam conyersaretnr, in- cidisse aliqnando sermonem de iis, qni ad popnlum declamant, tum, qnae est tni jndicii mira acrimonia, te dixisse, conciones illas, quae argutiis et traditionibus hominnm constant , mire frigere, ac ad persna- dendnm in rebus nostris elumbes et eviratas esse, quantum nihil potest tarn acutum adduci, quod uon rursus alia argutia possit convelli : Scrip- turam vero sanctam unam esse, quae tanta Majestate et energia etiam 11 njijfcn) bcn ©l^urfürften an bicfc SBorte ju erinnern. ®&en ber ©tanb^junft, fo erflärte Sutl^er, ben JJrtebrid^ bamatö ju erfennen gegeben l^abe, fei t&, ben er (ßutl^er) l^ente einnel^me nnb ber< tl^eibige nnb nm beffenüPiQen er SSerfoIgnng leibe. Unb in ber 'S^jat, bie (Sefinnnng, bie @tau))i|} treu bemal^rt unb auf fiutl^er übertragen l^atte, l^atte aud^ ber Sl^urfilrft nid^t getoed^felt. (£x Derfagte im entfd^eibenben 5tugenbtid ber geifttid^en ®ett)alt trofe bt& ernfteften !£)rängend ber Surie ben tPeltUd^en 9lrm unb fd^ttt^te ben 3ßann, ber öffentUd^ miber biefelben äßipr&ud^e auftrat, bie er felbft im ©tiöen tängft bettagt l^atte. @^ lag auf ber ^ani, bag bie Sejiel^ung it& ®tau))it} ju einem fotd^en JJtirften ein ©d^tüffel toar, mit bem ftd^ biete Sil^ilren f daliegen Hegen unb mir n>erben feigen , mie fid^ biefe S^l^atfad^e geUenb mad^te. Der erfte batirte SBrief, ben mir t)on ©tau^jit} befitjen, ift an ben SBud^bruder ;3ol^. Dtl^mar gerid^tet unb ftammt t)om 30. mSiti 1500. ©0 unbebeutenb biefe ©^jur einer ^jerfönlid^en JBejiel^ung jU fein fd^eint, fo üerbient fte bod^ größere JBead^tung afö il^r bi^l^er ju Il^ett gctoorben ift. Der S3rief nämlid^, beffen ^au^jt* inl^alt in ber SBitte befielet, bie ©d^rift Decisio quaestionis de audientia missae, jum ÜDrudf jU bringen, beutet in feinen JJor* men auf ein näl^erc^ SSerl^ättniß ber beiben SKänner l^in.^) ^of). Dtl^mar fd^eint ein 2ltteriggenoffe be« ©tau^jife ge* citra nostram operam sonet, ut captis consumtisque mox omnibus machi- nis disceptationis, urgeat et cogeat dicere. Nunquam sie loquutas est homo, hie dlgitus dei est; non enim docet ac scribae et phari- saei, sed sicut potestatem habens. In quam sententiam , cum ille non illibenter pedlbus ivisset et commendasset, tum te porrecta manu manum illius postulasse et dixisse: Stipulare mihi, quaeso, ita perpetuo te sensurum. 1) @. ben i^rief bei Itolbe, 2)ie beutfd^e ^ug.«(Songr. u. f. ». @. 436. 12 mefen ju fein; er flammte an^ Steutitngen unb l^atte ftubiert unb fid^ ben äÄagiftergrab emorben. (£r felbft tole fein ©ol^n unb SWad^fotger ®Ut)an Dtl^mar finb afö SBud^bruder, mel^r aber nod^ burd^ bie l^ert)orragenbe Zfjtitnoijmz beS ©efd^äfteiS an ber |)erfteQung rettgiöfer-, jumat reformatorifd^er ©d^riften it- lannt geworben. Qfol^ann brudtc erft in JReurtingen, bann feit 1497 in Tübingen unb t^on eüoa 1501 an in 9(ugdburg/ too ©ilüan nad^ 1517 bie Jfirma toeiter fül^rte. && ift ben jS^t^ fd^ern fd^on frül^er aufgefallen, baß i^ol^ann befonberö öiele SBüd^er religiöfen ©l^araftcr^ in beutfd^er ®pxa{S)t öcriegte. „aßeift finb t& SBerle religiöfen :3n]^att«, fagt fein fßioQvap^ ©teiff^), unb jtoar fotd^e, bie auf SSerttefung beö d^riftßd^en ßcben)8 bringen. @« genügt, SWamen toie ©ufo, Spanier, ®eilcr üon SaiferSberg ju nennen, um bie Wid^tung, bie burd^ Qo^. Dtl^marö treffe ge^jflegt tourbe, ju bejcid^nen. 8lud^ bie ^er* auiggabe ber beutfd^en SBibet — man jäl^tt fie afö bie brci^ jel^nte ber üortutl^erifd^en beutfd^en SBibelüberfe^ungen — ftimmt baju." ©itüan fefete bie Wic^tung beö ®efd^äftei3 fort unb brudfte aföbalb nad^ Uebernal^me i>t& SSertagö bie beutfd^e SSibel (1518) t)on SWeuem unb gab bie ,,beutfd^e STI^eotogie" l^erau^. 2ßit befonberm (£ifer nal^m er fid^ bann, als bie religiöfe f8e^ toegung auöbrad^, ber o^j^jofitioneßen Siteratur an, fo bag ber "Siatf) t)on älugöburg il^m im ^. 1520 ein SSerbot jugel^en ließ. ©leid^iDol^t fefete er bie S^l^ätigfeit im ©el^cimen fort unb man fann bel^au^jten, baß baö Dtl^marfd^e ©efd^äft jur Verbreitung ber 9teformation in ©übbeutfd^Ianb neben ben großen SBafeler unb SWürnberger Drudfereien bei SBeitem ia& meifte beigetragen l^at. SBefonberö bead^tenStoertl^ ift, baß ben Dtl^marS (unb jioar bem SJater toie bem ©ol^n) bei ber 3lu«ftattung unb SSer* breitung il^rer aSerIagi§*©ad^en bie SWittoirfung auSgejeid^neter 1) @tetff in ber Mg. 2)eut ^togra|)]^ie »b. 24, 548. 13 ^onnfd^ncibcr unb fffinftlcr gu S£;]^cil gciDorbcn ift.^) Wdnntx tote |)attö SBurgfmaicr, |)an^ ©d^aufclcin, ÜDantcI |)o|)fcr, bcr unbclanntc SKciftcr |). ^J. unb Slnbcre l^aben für bicfc Dfficin gearbeitet unb man er^It baburd^ eine l^ol^e SSorftettung toon bem geiftigen Seben, toeld^eS in btefer SBerfftätte beutfd^en ^JlcigeS §errfd^te. $aut @cri^}tort§ toar eS getoefen, toeld^er ben i^ol^. Dtl^* mar bcftimmt l^atte, im 3f. 1497 öon SReuttingen nad^ JTübingen überjufiebetn — eine S^l^atfad^e,^) toeld^e bemeift, baß bie beiben Sßänner fd^on frül^er nfil^er öerbunben getoefen fein muffen. 5Der erfte 5Dru(f Dtl^marS in S^übingen toar be« ©cri^jtoriö Lectura über Dccam^), benfetben Dccam, ber neben unb mit SKarfiUu^ öon ^abua an ber ©eite Subtoigö beö Saiern wiber baS $a|)ft^ tl^um gcfänt>)ft l^atte, ber bie Unfel^Ibarleit beö ^a^fteö unb ber .©oncilien auf ba§ umfaffenbfte beftritten unb bie JRcd^te ber Saien in ber Sird^e am entfd^iebenften öerfod^ten l^atte unb ber unöer* föl^nt mit ber Äird^e geftorben toar (1349). SBcnn man ben ^intoei^ beö ©cri^jtoriö auf Dccam, bie Erneuerung ber beutfd^en SK^ftifer beö 14. i^al^rl^. burd^ Dtl^mar unb bie toenige ^dS)Xitf)ntz \p&ttx eben in ben Streifen ber S3ud^^ brudfer, JJormfd^neibcr unb JBauteute l^eröortretenbe Hinneigung ju aWarfitiuig öon ^abua ini8 2luge faßt — toir toerben auf bie SSorliebe biefer SKänner für bie ;JJbeen ber attbeutfd^en D^j^jofi* tion \p&ttx nod^ jurüdEfommen — , fo Hart fid^ für ben, ber bie Sebeutung biefer Siteratur in ber ©efd^id^te ber ®emeinben, bie 1) »gl. SR. Tlütfftx, SDie beutfd^c Süd^criaufkation bcr (Sotl^if unb grfil^renaijfance. Mündfen 1884 SRcgifter s. v. Dtl^mar. 2) 2)te Sl^atfad^e jelbfi totrb burd^ bie Angaben ber lUg. SDeut. i^togr. 24, 549 beflättgt^ 3) ^er £ite( (autet: Scriptoris, Paulus, o. Min., Lectura decla- raudo doctoris subtilis sententias circa Magistrum in primo libro. Tubin g. Job. Ottmar. 1498. 24 die Martii. 3m 3. 1506 erfd^ien eine S(u6gabc beffelben »ud^d ju (S>at)pu 14 man ,,ffc^cr" nannte, fcnnt, ütctlcid^t SKand^e« auf, toaö USf)tx bunlel toar. ÜKan Wnntc in bcm JBud^, toctd^e« ©tau|)i^ ,,f einem Qol^. Dtl^mar" (mie er fd^reibt) jum Drud übergab, t)icffeici^t einen änl^att für bie Srmittetung feine« bamaligen pnntte§ finbcn, toenn e« ertoiefen toäre, bag er cö gefd^rieben f)at. ^'«beffcn beutet ©tau|)i6 in bem ertoäl^nten JBrief, toetd^er ber Sfu^gabe t)om 9. 1500*) tjorgebrudft ift, aud^ nid^t mit einer @iD6e feine Url^eberfd^aft an, fonbern bittet lebiglid^ um bte !Drudttegung ber ©d^riftj baju lommt, bag toir eine anbere Sluögabe Befifeen, toetd^e üießeid^t um 1500, üieöeid^t frül^er erfd^ienen ift^), bie t)on ®tau|)it} nid^t baö geringfte ertoäl^nt. @o lange bie ^rage nad^ ber Url^eberfd^aft aber offen ift % ift e« nid^t tvlanht, baran ©d^tugfotgerungen in S3ejug auf bie rettgiiJfe Denltoeife be« ©tau^jit} in bem einen ober anbcren ©tun ju fnü|)fen. Um biefelbe Qtit, tvo ber $tan gefaßt toorben toar, ben ©cri|)toriö öor baö :3^quifitioni3gerid^t ju fteöen unb loo beffen 2lmtjgent]^ebung unb SSerfetjung befd^toffen tourbe, toarb aud^ ®onr. ^eüican öon feinen DrbeniSoberen an^ S:übingen entfernt unb nad^ JRuffad^ im Slfag mit bem 93efel^I gcfd^idtt, ^rrefter äu »erben. ©leid^jeitig oerlieg ;$^o]^. Dtl^mar iai^ faum be* grünbete ©efd^äft, um nad^ 2lug§burg ju toanbern unb a§ teb^aftefte an bie ^rebigten ®at)onarofa5 über bie Offenbarung unb an bie apolalJj^jtifd^en ©d^riften ber „SBiMefiten" unb „^idarben" erinnert, bie at\o tocit über einen btog tl^eoretifd^en SBiberf^jrud^ in biefem ober jenem Scl^r^junft l^inauSging. @^ märe für bie gange ©efd^id^te it§ ©tau)7i^ toid^tig, toenn man Ort, Qdt unb ^crfonen biefe« ©rtebniffeS feftfteöen fönnte; benn e^ ift erfid^tttd^, bag er ben ®tanb|)unft beiS SKanncg, ber l^icr um be^ @ianhtn^ toiüen t^erfotgt toarb, atö ben toal^ren unb rid^tigen anerfennt unb bamit toäre, ba bie SBegebenl^eit offenbar längö t)or bem ÜDatum beS JSriefjg fid^ jugctragen l^at, ein Slnl^att für feine frül^eren Sel^rmeinungen getoonnen. SBenn man biefe 3leugerungen mit ben ®efinnungen ber STOänner äufammenl^ält, bie ftd^ feine ©d^üter unb greunbe nannten unb fid^ ber S5emerfung fiutl^er^ erinnert, ®tau|)i| fei e§ gctoefen, „ber il^n aufgeftad^ett l^abe toiber ben $a|)ft",*) 1) @. bcn ©rief im 3ln^ang ^x. I. ^ 2) CoUoqnia ed. Bindseil III, 188: „D. Staupitius me incitavit contra papam." — S5gl. l^tcrjn bie nterfroürbigcn ä^engeningen ?ut]^er8 Coli. II, 2. 17 fo ift man boc^ fel^r bcrcd^tigt, atijunel^ntcn, ba§ bic ©cpnnung, bic er f^)ätcr öffcnttic^ bctl^tigte, anä) frül^cr fd^on fan ©tiacn feine @ee(e belegt l^at. S>iefe SScrmntl^nng erl^SIt eine mcrhoärbtge SBeftStigung burd^ eine fürjttd^ be!annt geworbene Slcugemng Sntl^er«, auiS ber ]^ert)orge]^t, ba§ ®tau^)t| bereit« nnt biefelbe Qtit, too er burd^ feine SBegiel^nng jnm Sl^nrffirften toon ©ad^fen nad^ SBitten*« berg berufen toorben toax, auf eine SSetoegung l^inarbeitete, toie pe unter feinem ®d^u| unb unter feiner ^^ftimmung tttoa tier*^ jel^n 3^^^^ f)^^^^^ tpirKid^ t)on bort auiSging. ,,@tau<)i|, fagt gütiger in einem feiner STif d^gef^jrSd^c ^), toax ein fel^r ttuger STOann unb ein großer Siebl^aber unb SBefbrberer ber ©tubien. älö er getoäl^ft (b. 1^. ®eneralöicar getoorben) toax, ba toottte er in bem erften STriennium (1503 — 1606) biefe« 9Bert bed ®(aubeni8 gar auiSrid^ten burd^ eignen Slatl^ unb JHug« l^eit; im gtoeiten Jriennium (1606—1609) tooQte er ba« S38erl be« ©tauben« au«rid^ten burd^ ben SRatl^ ber SSäter (b. 1^. ber Orben^genoffen), aber bie ©ad^e ging nid^t t7orn>5rt«; im britten Sriennium (1509 — 1612) ftettte er bie gauje ©ad^c @ott anl^eim. !Da ging« t)iel Weniger fort. IDejs^Ib fagte er^ (ajs e« gelten, mie e« gel^t. @« lann koeber id^ nod^ bie $atre« nod^ ®ott e« fd^affeU/ e« vm^ ein anber Siriennium unb 9Sicariat fommen. !Da tarn id^ barein unb l^ab« anber« angefangen/' !Diefe SBemerhtngen toerfen bod^ ein fel^r Kare« Sid^t auf ®inge, bie bi«]^er nid^t befannt getoorben toaren, toeit pe fid^ in ber ©dUe t^oUjogen l^aben. !£)a« ^. 1612 bebeutet in ber 1) (Eorbatud-Sagebud^ üUx Sutl^erd 2:tf(^geFpräd^e, ^rdg. t). SSh:am|)el'' melier 1885 @. 390* ^er ^ter gtoeintal gebraud^te KuSbrud „hoc nego- tinm fidei" Gebeutet an anbeten ©teilen in Sutl^erd X\\d)^e]px&ä)en Sutl^erd SBerf in ber ©lanbendfrage; er fagt aud^ XDoffl „hoc novam de verbo dei negotinm." $gl. (Sorbatud ^£agebnd^ 9h:* 76. — 2)er @inn ber gangen ©teile erl^ellt and bem ©d^Ing, wo Sntl^er beutUd^ auf bie religtöfe Söt* wegmig ^tn»eiß* fiettet, ®tau4)t^. 2 18 Zffot ntfofent einen ivi^^tigen Senbefnintt aß &tonfbi \idf ba^ mate Don ber Sffentfic^ Sd^rt^otigbtt Sbttfympt gnrfici^og, iva^renb Snt^ ben 0nmb jn oOen \pQUxm @ottor ber Zoologie bmrbe nnb afö ftebiger bte Songel betrat (Ed toirb fi6f ia int Sinselnen too^I nie entfci^Ietem laffen, mie ®tcaüfiii ftd^ bte ^Zenernngen, bie er in ,,beni SSerl beS Iante, gebaci^t ^at aber tmr l^en in ber 9n^ bentnng bed @cri)>torid, ha% ed gelte, jn ben alten Se^rern iurudgnfe^ren, einen getoiffen ^imoeiiS onf bie Sidt, toeläft ben SDtännem bed @tant)i|if(l^ fireifei^ bontald Dorfd^loebten. 3)er n&ößt ©d^ritt onf biefem Sege loar bie Setimnng bed (Sd^riftfhtbinntiS, toxt fte ja an«!^ ^ctipUmS forberte, mtb bie 9Serbreitnng bentfd^er Sibebt, tok fte bie Oti^ntard bnrd^ tuieber^ l^olte f^erondgabe ber filteren beittf(!^en Sibebt nnb bnr«!^ ben 3)rtt(I betttf(i^er Gbongettenbud^er (1506 nnb 1509) onßrebten. SBtr feigen, bag ®tatipiii mit a&tx Sntfci^ieben^eit nnb offen bal^in toir!te, innerhalb ber fireife, bte feinem (Sittfing offen ftottben, ia§ btbßfd^e (Sl^riftentl^nnt ntel^r a(d i\Sfytv toieber gnr i^ burd^ attbere f^eunbe^ beten er jia Diele nnb tmfln%ttid)t fotool^I am ^ofe jn ZoTQan kDte in Mrnberg U\a%, feine SBfinfd^e unterßfi^en tteg. älQein an biefem fünfte foQten pm erften Tlatt bie ©d^ritte bei8 biiSl^er fo g(it(f(id^en 3)?annei8 fd^eitem. SRad^bem ed anfSngUd^ gefd^ienen l^atte, ate ob and^ bieiS Qitl ttxtiäft koer^ ben lönne nnb ©tan^i^ bereit eine pSp^tliUft ^nUt in ^Snben l^atte^ kDeld^e jn gänftigen SrkDartnngen bered^tigte, fertigte ber "^ap^t am 26. SDtär} 1506 ein toeitereiS Httenftfidt and, in koeld^em nid^t nnr ade begttgHd^en |)offnnngen gerftört kDurben, fonbem and^ bie SEI^atfad^e il^ren unterl^ol^Ienen ^nSbvnd fanb, bag ber $a))ft mit bem 9Ser]^a(ten be^ ®tan^i^ übtxffmpt nn^ gnfrieben koar. 3)erfetbe bentete an^ ba$ ©tan))i^ beftrebt fei, mit ^ülfe kueltlid^er dürften feinen OrbeniSgenoffen jnm 92ad^t]^ei( onberer Drben $rit)i(egien gn terfd^affen nnb tl^nen eine (Stä^e gn gekuSl^ren. 92icot. 93edler konrbe Derl^aftet nnb jn {Rom in (Sefangenfd^aft gel^alten. SBir kDerben nid^t fel^Igel^en, koenn mir ben Umftanb, ba^ ©tanpi^ feit ettoa 1507 ober 1508 fid§ große ^nrüdB^altung anf^^ erlegte nnb ade heiteren $I&ne faden üt^, mit bem S^tkofirfniji, in koeld^eiS er geratl^en kuar, in ^i^f^^tnenl^ang bringen, ^er fd^arfe S^on ber p&p^tü6)tn ftnnbgebnng mad^te überaQ GHnbrudC nnb (Sl^mte um fo mel^r leben koeiteren ©d^ritt auf ber biiSl^erigen S3al^n/ koeil bie allgemeine {ird^en:t>^^itif<^^ ^^9^ ^^ biefelbe Qtit eine SBenbnng genommen l^atte, bie t>a& nnbebingte Uebergekoid^t ber ^ierard^ie in !£)entfd^(anb koie in ben 92ad^barISnbern für bie nfid^fte Süfnnft feftftettte. ä»an l^ielt »eitler, ber fortkoä^rcnb fürd^tete^ bei ©eite gefd^afft jn koerben, gleid^fam al» (Seilet für ©tan^i^^ SBol^It^erl^alten nnb (Sel^orfam in 9tom feft nnb erft am 5. SOtai 1509 bnrfte er bie ©tabt koieber t^erlaffen. ©elbft alte Sieb(ingi$))(äne kote bie 9Sereinigung ber @ion^ k)entnalen mit ben Obfert^anten, für koeld^e (Staxvpi^ ^af)tt (ang j 21 gearbeitet l^atte, gab er ie|t auf unb befd^rSitlte ftd^ auf bie (Er« fäduug ber uuumgSngltd^en ^flid^ten feinet Waxtt». 3)ai8 kuar bie 3ett, tjon ber 8ut^er erjäl^It, ba§ ©tau^)tfe ba« „SBerf be« ©taubend'^ toztäft» il^n feit 1503 befd^äftigte, ganj @ott über^^ lieg unb in koeld^er ®tau))t|} fagte: „S.a^ e^ gelten mie t& gel^t/' am beutnd^ften aber tarn bie ©timntung, bie il^n bamatö bel^errfd^te, barin itm SluiSbrud, ba§ er feine ^rofeffur in SBittenberg nieberlegte unb banitt ein Seiffnel gab^ beut fein ^reunb S. ©d^eurl folgte. (£^ mögen 3ßeinung$t)erfd^ieben^eiten mit beftimmten äß&nnem baju beigetragen l^aben, aber ber ^au^tgrunb mar bod^^ tDie ©d^eurt berid^tet, ber, bajs ©tanpi^ mit ben 3^^^i^^S(taiffen unb bem allgemeinen ®ang ber !Dinge unjufrieben toar. !©ie |)offnungen, bie er bei ber Uebernal^me bed Sel^ramtiS, unb bei ber @inrid^tung ber ^od^fd^ule gel^egt l^atte, kuaren nid^t eingetroffen; er lonnte bamatö ia nid^t al^nen, bag ber ©amen, ben er auiSgefireut l^atte, bereits nad^ wenigen ;3!a]^ren in ungeal^nter SBeife aufgeben foQte. 3n7etted dapittl Die ilanpil^iantt. 1512—1518. SBenbung bet aUgemeinen Soge feit 1512. ~ £er SHeuc^Unfd^ $anbel. — S)te ^umaniften unb ii^te ©obalitäten. — Slütnbetfl. — ®taiH}ij^' ©caicl^ungcn 5U SMititberg. — erneuertes Auftreten. ■— iWc 92ümberger ^ßrebigten bom 3. 1516. — SBirlungen berfelben. — S)fe ®(^r{ft bon ber Siebe @otte8. — 2)ie ®tau^i|ianer. -^ ®tau^i| gilt bielfod^ oIS geifüger f^ül^ev ber religidfen 99emegung (1518). S)em Stampfe, ber feit ®nbe 1517 üon SBUtenberg an» feinen ^(nfang nal^m^ ging feit eüoa 1512 ein anbetet üotauf, bet, obtDofft in feinen ^i^^t^i^nften t^on ienent ganj t^etfd^ieben, bod^ bie teligiöfen ®egenfä^e, toetd^e feit langet Qtit innetl^alb bet Sitd^e fd^tnmmetten, öon SWenem toad^ tief nnb gn l^eftigen SBetoegnngen fül^tte, nämtid^ bet Ram^jf, bet fid^ an ben SWamen ^of). Weud^tinö ttmp^t SKan toeiß, bag bie Stuffotbetnng, toetd^e bet getaufte Qfube i^ol^. ^feffetlotn gu Äöln belauf« SSet^ nid^tung aUtx tabbinifd^en ©d^tiften an flaifet Sßafimittan rid^tete, ben ^0^. JReud^Iin inm Bffentftd^en SBibetf^jtud^ öetantaßte. :3m SSettauf bet litetatifd^en JJel^be mifd^te fid§ junäd^ft bie tl^eo* (ogifc^e fjafultät gn «Bin in ben ©tteit unb tttl&vU 43 ^n»:^ ^ptiiäft in 3ieud^tinS ©d^tift ,,bet 3lugenf»)ieget" füt !efeetifd§, ®et Äölnet JJnquifitot ^ac. t). |)oogfttaaten lub batauf ben aieud^ün öot baS Äe^etgetid^t, toaS üti^itxtt mit einet WfptU iation an ben ^cip^i Seo X. (1513) beanttoottete. ^iet gelang eS ben gal^tteid^en fjteunbeu/ toetd^e Weud^Iin ingteifd^en, gumal in ben jh:eifen bet ^umanifteU/ etmotben l^atte, einen S3efd^eib 28 2U emtrien, ber gegen bte Sl^eologen auiSftet (1514): 9lm(S)lin toarb fretgefi^rod^en unb ^oogftraaten jur S^^'^i^^fl ^^^ ^togeg« loften öerurtl^eilt, bcren SBettreibung bem Witter ?f rang ö. ©icfingen aufgetragen toarb. (£« toar ein groger ®rfotg aöer berjenigen aßSnner, tottäfz mit ber |)errfd^aft beS S(em^ ungufrieben tparen unb ber gemeinfame jiant^f l^otte bie bi^l^er t^erein^ gelt fed^tenben äßSnner einanber genSl^ert unb il^nen ba^ @efü]^I ber Qn\ammtnit^Mglttxt gegeben. @S toar gang natürlid^^ bag t)kU bis bal^in int ©tiQen tl^Stigen Sräfte ietjt an baiS Sid^t traten, ^m $erbft 1616 erfd^ien ba« erfte SBud^ ber ÜDunlel* männerbriefe^ tottäjtd ungeheures ^(uffel^en mad^te unb baS tro^^ ober tjietteid^t toegen ber ftrengen SBuQe, bie Seo X. totber atte Sefer beS fdnä)t2 erlieg/ mit Segierbe ge(e[en unb gelauft kourbe. @erabe bie äJud^bruder^ an il^rer ®pi%t i^ol^. groben, Don bem eS in ben ^Briefen l^ieg Sed in domo Frobenii Sunt multi pravi haeretici, toaren eS, toeld^e an ber Verbreitung befonberS toirffamen 2ln* tl^eü nal^men. ^^ftuS QfonaS, CrotuS SRubianu«, Ulrid^ üon ^utteu/ Conrab STOutian u. 91. fd^einen an ber Slbfaffung betl^eiUgt getoefen gu fein. Wlan tt)tx% bag baS SBieberermad^en ber Kaffifd^en Sitera« tur, koie eS feit ber Sßitte beS 16. ^af)t^. eintrat, t^on ben ftrengeren SSertretern ber rSmifd^en Sird^e an^ nal^eliegenben ©rauben mit einem getoiffen ^(rgkool^n betrad^tet mürbe. SBaS man ©eitenS ber Sefeteren öorauSgefel^en unb befürd^tet l^atte, trat im Sauf ber Qtxt toirllid^ ein: bie neue SBiffenfd^aft, ob* lool^I auSgel^enb t^on bem Ilaffifd^en SUtertl^um, loanbte aümSS)' iii) il^re |)UfSmitteI unb il^re aßet^obe aud^ auf baS lird^Iid^e Slltertl^um an unb eröffnete aud^ ben Saien ben di^9^^8 i^ ^^n öerfd^ütteten Queöen ber altd^riftlid^en Qtxttn. !Da ber ftird^e bie Prüfung unb äßepng il^reS Sel^rgebSubed an altd^riftUd^en 24 S3or6i(bern unb nod^ bagu Don ^Hxmtxn, tottäft bte l^ierard^ifd^en ®efid^tö)7unfte bei» @);ftemiS a(iS Saien nid^t tl^eilten unb nid^t tl^eiten lonnten, unmögUd^ emünfd^t fein tonnte^ fo httbetc fid^ ein natnrgem&ger @egenfa^ l^eraniS. S)ie ©elel^rten, tDeld^e fid^ auf biefe SBeife t)on mäd^tigen 9Hd^tungen bebrol^t fallen, fud^ten ©tSrIung in fe(bftänbigen Drganifationen unb fo tommt ei^, bag uni8 feit tttoa 1496 geleierte ©efeUfd^aften ober @^ba(itäten — aud§ ber fflamt SBruberfd^aft tommt bafür üor^) — begegnen, beten äßitglieber in einem engen ))erf9nttd^en S$er^S(tntg ga eut« anber ftanben. 3)er S^^^^ ^^^ ^^^f^ 93erbSnbe nad^ äugen l^in t)erfotgten, toax in erfter Sinie bie ^Verbreitung unb S)rudnegun8 ber Haffifd^en Siteratur. Qfnbeffen toiffen toir, baß fid^ baran ba(b eine innere ^(nnSl^erung unb 9Serfiänbigung in üielen anberen fragen Inä)7fte unb baji nid^t bloß ^untaniften im engeren ©inn barin Vertretung fanben. @jS ift l^eute van fo fd^koieriger, ilber ba& SBefen biefer @e^ feöfd&aften (sodalitates) öoöe Älarl^eit ju erlangen, »eil fie il^rc ©a^ungen fd^on bamal^ mit einem gekoiffen @d^(eier uml^iUIt l^aben. ffiir lennen loeber bie Qtit ber ®rünbung, nod^ il^rc Drganifation genauer.*) (S§ fd^eint öerfd^iebene ^)rot)inätette W)^ tl^eitungen gegeben ju l^aben,') toeld^e ©eltionen ber allgemeinen beutfd^en ßterarifd^en ©obalita^ bUbeten. (£iS gelang ben liBemfil^ungen ber ^^leJ^rten, angefel^ene fjürften unb ©eifttid^e jur aWiüoirfung ju bejiimmen; ben SSot* fife üUxnaf)m hx& ju feinem 2obe (1603) ^of). t). ©atberg, ber 1) (üünt^er, O^efd^. b. matl^emat. Untetrid^td. iBetItn 1887. @.251« 2) SDie befien iRad^rid^ten neuerbingd bei St. Ttoxnttoe^, 3ol^. t). 2)a(« hexQf ^txMhexq 1887 (9legtfier s. v. Sodalitas). 3) 3fn einem ®ebid^t bed ®e(tt9 Dom 3f. 1500, bie Septenaria soda- Utas literaria Genuaniae betreffenb, werben genannt: 1) Septemcastrensis Danubianus, 2) Dantiscanus Yistulanus, 3) Pomeranus Codoneus, 4) Albi- nus Luneburganus, 5) Alpinus Dravanus, 6) Bhenanus Yangionus, 7) Necaranos Heroinianas. 25 fromme unb geleierte liBtfd^of Don SBormiS, beffen SSergangenl^ett unb ©tubien tl^n auf btefe ftreife l^tntoiefen. 3)a(berg l^atte in ©rfurt, too er ben 5Rub. 2lflri!oIa (ber nnter bem SReltorat btd ^df). yindfxat, gen. i^ol^. öon S38efel, 1466 bort immatrifuttrt toor» ben mar) lennen gelernt fjattt, ftubirt, mar bann gn $at)ta nnb $abna bieten itaUentfd^en ^umaniften n&l^er getreten nnb mar jn ®ormi3, mo er feit 1472 Äterüer mar, abermatö mit bem frül^eren ^rofeffor, bamaUgen ©ormfer !Dom:prebiger ^o^. t)on SBefel jnfammengetroffen *)/ — bemfelben aBanne, ber im ^Jebr. 1479 3U äßainj megen Setzerei üor bem ^nqni^tion^'^&tnift ftanb unb öernrtl^eift mürbe*); mobei ©atberg, ber ben ängellagten fennen mn^te, mand^e banernbe Sinbrttde entpfangen l^aben mirb. 6j5 öerbient JBead^tnng, baß 5DaIberg eine unter ben @eift» lid^en nid^t gemöl^nlid^e ftenntniß in ber aßatl^ematil, 9lftro« nomie unb @eogra))l^ie befajs unb namentttd^ aud^ mit ben berufj^mfißigen Vertretern biefer SBiffenfd^aften ^jerfönlid^e Sc* äiel^ungen unterl^ielt. !©er Slftronom Qf^l^- ©töffler t)on ;3^ftingen, bem an6f i^ol^. JReud^ßn unb ©crlptori« näl^er ftanben, fertigte für ben »ifd^of einen ^immeföglobuiS an (1499). ») Slud^ an labbalipifd^^m^ftifd^en ©tubien fanb ÜDalberg ©efaöen unb fd^rieb 1) STOornctücg, 3o^. ö. ©atbcrg. 1887. @. 27, 30 u. 50. Ucber 3o^. t>, SS^efel a(d 2)om|)rebtger }u SQßoriitd f. gr^c. @(^en! ju ©d^wetnd« berg: 2)ed Sü^onnfer ^otnprebigerd ^fol^. t>. SBefel ^fe^ung, im OuartdbL b. ^ip. 35erein8 f. b. ®ro6^. Reffen. iRr. 1 u. 2. @. 10. — 2) 2)ie $(nllage lautete auf 35crbtnbung mit beu „^ufptcn" (»ir werben ben ^ebraud^ biefed 9{amend unten fennen (erneu). 3n ber 2:]^at geflanb SBefel )7or bem (S^erid^t felbfl ein, bag er mit einem Slbgefanbten ber (üe«* meinben and ^ö^men, 9{amend iRicoIaud, Umgang gehabt ^abe. Db bie wettere Befd^ulbigung, bag SBefel indgel^eim felbfl S3if(^of ber i^rüber ge« wefen ifl, auf Sal^r^eit berul^t, l^abe id^ nid^t ermitteln f dunen. Ueber SBefel unb feinen ^rogeg: unmann, Slef. öor b. ^Reformation I, ©. 175 ff. 3anff en, ®efd^. be8 beut. »oH8 I », @. 607. — Sßormfer (S^ronif, «uSg. ö. arnolb, @. 190. 3) SD'lorneweg, a. O. @. 289 f. 26 eine ©d^rift ,,Ueber bie gel^etmen fOhßmm ber Qaf)Un/^ ^) SDlag ei8 nun l^ierburd^ ober burd^ anbere UuifiSnbe gelomuien fein — lurj, eiS fielet feft, bag neben ben ^untaniften gerabe bie fDlaÜft* matiler, Slftronomen, jtänftler u. f. It). in ben ©obalitfiten eine mid^tige 9toQe f))ie(ten. !Diefe SOSiffenfd^aften toaren ebenfo toie bie Kaf|ifd^en ©tubicn ol^ne lird^tid^e Segönftigung l^erangetpad^fen; bagegen l^atten fie feit beut Slnflontnten ber ®oä)xt, n7eld^e für ben Sannteifter unb SänfÜer ntatl^ematifd^e unb geometrifd^e Senntniffe gum unab^ meiiSbaren 93ebärfnig mad^te, il^re Domel^mfte ©tü|e an einer anberen einflugreid^en Sor))oration gefunben, nSmtid^ an ber 93aul^ätte. üDie ^avSjütte toav ber £)vt, ta)o bie 9iegetn ber Geometrie unb äßatl^ematif ))(anmSgig gelernt unb betrieben tourben unb in bereu ©d^oog bie erften Äünftler (toie j. 85. 2to^ narbo ba SSinci, Htbred^t !Dürer u. %) jugteid^ aud^ gu ben erften SKatl^emattfem pd^ au^bilbeten. *) ÜDal^er finben tpir, bag unter ben „Siebl^abern beiS $anb^ toertö", toeld^e in ber beutfd^en SBaul^fitte bereiti^ feit bem 15. ;^al^rl^. nad^tpeiiSbar finb, auger Herjten, 9l))otl^efern u. f. ta). namentlid^ bie berufdm&gigen 93ertreter ber matl^ematifd^en SaSiffenfd^aften (Slftronomen, ®eogra^)]^en u. f. to.) genannt toerben. ©efd^al^ eS bod^ aud^ nid^t feiten, bag ©teinme^toer!« meifter — ber 9?ame SBaunicifter begeid^nete bamate ben SBau* öertoalter — , bei bem 3tttdEgang ber SBautl^ätigfeit, toie fie im 15. ^Jal^rl^. eintrat, gejtoungen toaren, atö JJormfd^neiber, äJud^bruder ober aud^ atö Sil^eoretüer ber Geometrie unb SKatl^ematil fid^ eine neue Sfifteuj ju grünben. aKan toeiß, ba§ bie SBaul^ütte eine ,, freie Sunft" loar. 1) Ttoxntxoeqf a. D. @. 154. 2) ^gr. hierüber @igm. ©untrer, ©efd^. b. mat^emat. Untcrrid^t« im beut. 2»tttclaltcr. (Mon. Germ. Paed. «b. III) ©crlin 1887 @. 835, §. 46 „S)ie (S^eometrie ber )3aul^ütte unb bereu Literatur/' V •^ 27 b. 1^. bag fie meber bem Sm^titoani nod^ ber unmittelbaren Suffid^t irgenb einer lolalen ©taatiSgetpalt unterworfen toax; in« beffen loaren il^re SKitgßeber bod^ in einer naiven geiftigen SSer« binbung mit bem 93örger« unb ^anbrnerferftanb ber großen @tSbte geblieben unb bal^er finben loir gerabe innerl^alb ber ftreife ber ^öttenbrttber — iä) erinnere abermalig an SßSnner tote 9[l6r. üDürer, ^and ^olbein u. 91. — jene beftimmt aM^ ge))rSgte religiöfe unb d^riftlid^e ©eiftedrid^tung, loie fie im ^anb« koerlerftanb aUejeit nad^ioeiiSbar geioefen ift. !DaS S^f^Jtt^^^^i^^^« ^^^ //^octcn"/ b. 1^. ber ^rcunbe antifer üDid^tung/ unb ber rräWatl^cmatifer" ober ber SSertreter ber ej^atten SBiffenfd^aften finbet einen bejeid^nenben Hui^brud in ber Sil^atfad^e, ba§ Saifer 3KajimiUan im Q. 1506 an ber SBiener ^od^fd^ule ein „CoUegium poetamm et mathematicorum" cinrid^tete, toeld^ei^ burd^ ©tabiuiJ unb ©eltii^ geleitet tourbe.^) @^ loar ganj natürtid^, bag bie^S S^f^^^^^^i^I^^ i^ ^^^^ geiftigen Slnn&l^erung auf aOen Gebieten fäl^rte, unb ba^ baiS Sünbni§ ber Vertreter ber ,,neuen" SBSiffenfd^aften um fo enger tourbe, ie mel^r bie Slnl^Snger ber alten, b. 1^. ber ©d^olaftil, jum Singriff übergingen. S)iefe Singriffe, bie fid^ fort unb fort fteigerten unb in bcn erioSl^nten ftäm)7fen SReud^lin^ red^t beutlid^ an ia^ fiid^t traten, brad^ten ^^ (tote t& ju gelten ))flegt) ju SBege, bag mand^eS SDtitglteb ber ©obalitäten nid^t bloß jur l^errfd^enben Äird^e unb Dogmatil, fonbern ium Kl^riftentl^um überl^au^jt in einen ©egenfafe geriet)^. Rubere aber, unb barunter gerabe bie tiefer angelegten SWaturen, tüurben burd^ il^re SOSiffenfd^aft, jumat burd^ il^re Senntniß ber gried^ifd^en unb l^ebräifd^en id^ (ungen. 9tiemanb l^atte l^iertn grSgere (Erfolge atö^eftberiuiSSraiSmnd, ber nid^t nur bie SO^ängel beiS tl^eologifd^en ©tubiuntiS unb ber fd^otaftifd^en SOtetl^obe, fonbern nad^ unb nad^ aud^ bie Krd^ttd^en ©inrtd^tungen unb Ueberliefemngen fettft Wtiprte unb bie aiU d^riftlid^en Seiten aU »orBilb l^inftellte. ^ol^. gfroben in Safel toax t», ber ben ^va^rna^ bei {id^ aufnol^m unb il^m baburd^ bie Sßögßd^Ieit getpSl^rte, in DöOiger Unabl^Sngigleit für feine ^iten gu tpirlen. S)aiS SBort, toa» Don Safel auiS in ba» 9ieid^ brang^ rief loeit unb breit bie ®eifter loiber ha^ l^errfd^enbe ©Aftern in bie ©d^ranlen. SBie Mt^, toa§ bie Station in geiftige Setoegung fe^te, in 9%ürnberg befonberiS frttl^jeitig unb befonberiS trSftig loieberl^aKte, fo l^atte ber ^untaniiSmui^ unb namentttd^ aud^ bie Sodalitas Celtica l^ier fel^r rafd^ SBurjel gefd^Iagen. Seltii^ felbft tteg gern ge« rabe l^ier feine ©d^riften brudteU/ toax oft in SWümberg unb Derlel^rte im ^eife ber ©obden. ÜDaju gel^Srten {Billibalb ^irD^eimer, ber JJreunb Söbr. ÜDürerö, bie äerjte ^artmann ©d^ebet, ÜDietr. UlfeniuiS (ein JJriefe), unb ^ieron. aÄonetariuiS/ ber Äird^enmeiftcr Don ©. ©ebalb, ©eb. ©d^reier, femer ber 3Kagifter ^eter ©ann* l^aufer, ein JJreunb ©iftuiS Znäjtx^ unb eifriger SJerel^rer ber aK^ftif, femer Dr. jur. ^of). Soffel^ölj, Dr. ®abr. Samngartner unb Rubere. ÜDie aWatl^ematiler ^o^. SBerner unb ^of). {Region* montaU/ ber ©teinmefetoerlmeifter ^an& SBel^eim, ber Sud^brudEer Slnt. floburger u. Sl. ftanben biefem SBunbe fel^r nal^. S33ir toiffen nid^t, toann ©tau^)ife bie erften SBejiel^ungett ju ben äßSnnern, bie nad^matö ju 9tttrnberg feine ^reunbe 29 loaren, angetnü^^ft l^at. (£^ toax DteUe^t lein 3^f^Q/ ^^^ ^^ bai^ n^id^ttge &tntvaU(&apitü Don 1504, Don bem koir f))racl^en, gcrabc naä) SWürnbcrg cinbcmfcn l^attc. ^l§ im Qf« 1^06 Don 'Stom (m& ber eHoSl^nte ©d^Iag toiber @tau))t^ erfolgt toar, l^atte bic ©tabt SWümbcrg für il^n unb für btc Songrcgation fcl^r nad^brücHtcl^ [lä) beim ^ctpft Dertoenbet.^) ®&en im ^. 1606 l^attc ©tattpife jn Sologna, loo er fid^ im ©)7Stjia]^r aufl^ielt, mit Sl^rifto))]^ ©d^enrl, einem ©ol^ne SRfirnbergg, frennbfd^aftlid^c Segicl^nngen angefnü^jft, bie gnr 35e* rufnng ©d^eurtiS naä) SBittenberg ffil^rtcn. Site ©d^cnrl im ^. 1512 fld^ nad^ 9{ürnberg jurädgejogen l^atte, tarn ©tau))i^ natürtid^ nm fo lieber nnb l^änflger bortl^in. 3fm ^erbft 1512 l^iett er fid^ mel^rere SBod^en bort anf unb ))rebigte unter grogem 3ulauf bc« »olfö. (S^ toax natürttd^, bag ber ®enera(Dicar, beffen 9%amen bereits einen guten Älang l^atte, ber burd^ ®eift unb Sereb* famleit l^erDorragte unb burd^ l^ol^e SSerbinbungen tmp^o^Un toax, in ben Käufern ber Dornel^men SWürnbcrger ^Jamilien balb ein gern gefel^ener ®aft tourbc. ©d^on bie Derloanbtfd^aftlid^en SBegiel^ungeU/ bie ©d^eurl gu mel^reren biefcr Familien befag — feine SKutter toax eine S^ud^er — , brad^ten ei8 mit fid^, baß ©tau^)ife in ben flreifen ber ©d^eurl« fd^en ^reunbe unb SSertoanbten l^eimifd^ tourbe. ©d^eurld Seigrer toax ber 5Red^ti8geIcl^rte ©i^tuiS S^ud^er (geb. 1469), ber bei feinem Slufentl^alt in JJtatien mit bem refigiöiS gefinnten ^uma* niften $tco Don SOtiranbuIa, bem 93iogra))]^en ©aDonar olai^, greunbfd^aft gefd^loffen l^atte unb ber, loie feine uni8 erl^altenen JBriefe ergeben, ein eifriger Slnl^änger jener SK^ftil toar, toeld^e auf il^rem ®runbe eine SRenge eDangetifd^er ®ebanfen entl^ielt. 1) «m 17. Qjrdi 1506 erfolgten bic etflen iWaßrcgcIn S^ürnbcrg«, @. $tolhe, ^le beut. lltt9.«(S;ongr. @. 230. 80 S^ ^ngolfiabt, b>o ®x^ta» ^p&ttt ate ^rofeffor toixttt, toaxcn mattd^e ^nürnberger, namtnüiä) and^ ^xtxonrfmni^ (Ebner, beffen ©dualer geloorben. (Sben btefe Sßfimberger @efd^(ed^ter nnb i^re @efd^tcl^te toaren mit ber &t\ä)iä)tt ber beutfd^en ÜK^ßtt beS 14. i^ol^r]^. eng t)erhdt))ft fBlan toti^, ba§ SRargaretl^e (Sbner (f 1351) eine f^eunbin Sanier« toar ^) nnb ba§ (El^rifitina (gbncr (t 1366), bie naijtotisiiäf jn ben Sorettem bed ^ter. (Sbner gel^Srte, in ber ®t\ä)iä)tt ber fog. Sn^ftil einen Spanten beft^t *) S3ie febr bie (Erinnerungen an biefe frommen ^ranen nnb i^re (Erlebniffe gerobe bamatö in 92ämberg (ebenbig loaren, feigen loir an« einem Sriefe be« (Einriß. @d^enr( Dom 9. SRai 1519 an Sutl^er nnb Otto Sedmann.') W>tt tdä)i blog bi« jn ©aüonarola reichten unmittelbare ^äben an« biefem Sreife, fonbem and^ ju einem anberen SSor« Ump^ti ber religiSfen D|)|Jofition, ju^ol^. Don @oä) (f 1475). ;3[ol^. $np)^er, gebfirtig an« @oä) im ^ergogfi^nm (Sleüe, loar (loie (Bat)onaxoia nnb @tanpi^) äßSnd^ geloefen, l^atte aber in feinen ©d^riften nid^t bIo§ ben Stampf gegen bie @d^o(aftiI ge« fäl^rt, fonbem and^ reformatorifd^e (S(mnbfa$e üertl^eibigt. 9l(« bie gro§e rettgiSfe 93etoegung an«brad^, geigte e« ftd^, bag feine Sudler in getoiffen Sreifen fortge))f{anjt loorben loaren nnb ber SRann, ber fte im ^. 1520 Don Treuem ]^erau«gab, toar (Eomettn« @Tapf)m» ju Slntn7er))en (geb. 1481), toeld^er ben fttbred^t ÜDfircr feinen „S5 ruber" nannte.*) (£« toar bod^ ein 93nnb fel^r einflngreid^er SDtanner, loeld^er un« l^ier entgegentritt, ^icron^mn« (Ebner (geb. 1477) »ar feit 1) $^. ^txanäf, Tlax^. Sbner n. ^etnr. t>. 925rbnttgfn. 1882. 2) ^reger, <9efd^. btr bent mfidt, U, (1881), @. 269 ff. 8) @(i^rarl0 8rief6ttd^, n, 89 9{t. 201. 4) X^anfrag, ®firer« Sriefc «. f. ». p. XVI nnb 178 f. 31 1616 toorbcrfter Sofungcr gu Slfirnbcrg unb bamtt Icitcnbcr (Staatsmann tintS ©emcintoefcniS, an^ bcffcn SBol^lgcnctgtl^ctt SEaifcr tote ^a^jft, dürften tote Stfd^iJfc SSSertl^ legtcit. ®6ner l^atte im ©tabtregiment SKänner jur Seite, bie feine SCnfd^ouungen DoQIomtnen tl^eilten unb auf baS innigfte mit il^m burd^ SSertoanbtfd^aft ober iJreunbfd^aft Derbunben toaren. ©eine ®attin toar ^elena JJürer, bereu ^amitie mit beu Zn^tvS be* freuttbet toar. Sfuton S^ud^er (geb. nm 1467) toar burd^ (Sfja^ xafttx toie burd^ Doruel^me Slbftammuug unb SReid^tl^um einflug* reid^. ,,Sei SRatl^ unb ®emeinbe ftanb er, toie ©d^eurl berid^tet, in merltid^er 8le^)Utation". „®r toar eined ftiöen, gerul^igen, mutl^fameu, friebtid^en ©emütl^S" unb genog toeit unb breit im JReid^e großeiS 8Sertrauen. lÄamentlid^ toar ©l^urfürft fjriebrid^ ber S33eife il^m „in ®naben Dertraulid^ getoogen" unb ber SBrief* toed^fet jtoifd^en beibeu betoeift, baß il^re SBejiel^ungeu pd^ nid^t Bloß auf gefd^äftlid^e ängelegenl^eiten erftredften. 9lnton S^ud^er toar zS, ben fjriebrid^ ber S33eife (toie bie Kl^ronif ergäl^It) Dor aUen 93ürgern beiS ißeid^eiS gu loben ))f[egte. @ben an bem mäd^tigen §ofe ber SBettiner toar feit 1614 ®eorg ©|jalatin, eigentlid^ ®eorg Surfl^arbt anS bem S3ii?t]^um ©id^ftäbt, §ofIai)Ian unb ©el^eimfd^reiber. ©^)alattn l^atte feine ©d^ulbilbung in ber ©. ©ebaIbuiJ»©d^ute ju Mrnberg erl^alten unb toar, toie toir au§ feinem öertrautid^en Srieftoed^fet mit ©l^rifto^)]^ ©d^eurt erfel^en, in bauernben SBejiel^ungen mit ben SWirnberger ®efd^Ied^tern, öor Slöem mit §ier. @bner unb ^otj* fd^ul^er, geblieben. Slud^ mit @tau^)ife 'toar ©|)alatin befannt unb toir toiffen, baß beffen greunbe am §of ju SCorgau (tooju aud^ ber d^urf. JWatl^ ©egenl^arb ?fefflnger gel^örte) im 3f. 1616 ben ^lan beförberten, ben ®eneraltoicar ium SBifd^of ju mad^en. *) 1) tolbe, Sjof). D. @tau)}i4, e. 269. 82 SBefonberiS merlü)ürbig, aber nod^ nxäft genügenb unterfud^t; ift bie ©teOmtg, lt7e(cl^e Satfer äßa^imilian ju ben St&ntif^tn, in bie ber ^umamiSmud unb feine ^rennbe geratl^en n^aren, ein« nal^m. &ttoi^ ift, bag ber Saifer ber Tlatfftmaül unb ®eo« metrie feine ganj befonbere ^ürforge jugemanbl^) unb bag er bereu SSertreterU/ ebenfo toie Dielen ftünftlern unb SBauIeuten, eine beüorjugte ©teUung in feiner Ml^e eingeräumt l^at. Um a){a^imi(ian fammelte \iiS) feit ettpa 1495 bie „!Donaubräber< fd^aft^^ b. 1^. lene . Sodalitas Danubiana, beren t)ornel^mfte 9Rit« glieber Konr. ScItiiJ unb ber SKatl^ematifer ^Jol^. ©tabiuiJ (U^^ terer ber ftänbige Begleiter beS flaiferd auf feinen Keifen) toaren. @el^r tpal^rfd^einUd^ ift, ba§ biefe nal^e ^erbinbung mit ben SDZatl^ematifern il^n aud^ mit beren ^reunben, ben ^umaniften, in ^ttl^Iung brad^te. :^ebenfalld ftel^t t» urtunbßd^ feft, bag er bie Orbnung ber beutfd^en 93au^tte am 3. Oct. 1498 mit feiner taifertid^en SBeft&tigung Derfel^en unb baburd^ biefer 93rüberfd^aft eine augerorbentlid^e SBegünftigung ertoiefen l^at — eine S5e* günftigung, bie bei ber freunbfd^aftUd^en ©teQung ber glitten* brüber ju bem o)^))ofitionetfen ^umanii^mni^ bod^ beutftd^ geigt, auf tpeld^er ©eite bie ®t)mpatf)kn beiS SaiferiS in ben SSm)}fen ber ^eit tagen. 2Bir toiffen nid^t, ob eö bie aSeränberung ber aögemeincn SSerl^ättniffe ober ob ei8 fonftige ffirtoägungen ttmren, bie ben ®tanpi^ leiteten — genug, er entfd^Iog fld^ im ^. 1515, auö ber ^urüdG^altung, bie er feit 3^^^^^ beobad^tet l^atte, l^er aui^^ ju treten unb in bie Setoegung, bie bie ®eifter ergriffen l^atte, burd^ SBort unb ©d^rift felbftänbig eingugreifen. 1) 3l&f)exe9 barüber bei @. (Künt^er, (Kefd^. be9 mattem. Unterrid^U, «crlin 1887. @. 249 ff. 3)cr Äaifcr bcfnd^tc im 3. 1507 in bem 3)orf ^ufüngen ben Tlatf^ematxUx @toeff(et, mit bem aud^ ©criptori« berfe^rte. 83 (Sbtn in bem genannten ^ai)x beröffentUd^te er eine Reine ©d^rift ,,aSon ber Slad^folgnng beö toiQigen @terbeni8 ijjefn Sl^rifti" — , e§ ift bie erfte, bte ertoeidlid^ öon il^m ftammt — , in toeld^er er, tuenn anäf einfttueilen in fel^r jnrüdl^altenber unb üorftd^tiger ^oxm nnb im 9[nfcl^(ng an ntand^e überlieferten ^orfteOnngen, getoiffc ©d^clben ber bepel^enben reltgiöfen S^Pänbe anfbedte. ®Uiä) im SBeginn l^ebt er l^erDor^), baß ®ott ben SKen* fd^en gemad^t l^abe, nid^t allein baß er fei, fonbem bag er red^t fei, b. f). baß er einen gnten SBiden l^abe, tuobnrd^ man atfein red^t fein lann. !DaiS Sterben, Don tpetd^em ®tan:|)i| in bem 3;itet feiner ©d^rift f^jrid^t, ift nid^t ber teibtid^e 2iob, fonbem JeneiS äbfterben, jenei^ SSerjid^ten, öon toeld^em bie SW^ftif bie @(ebnrt Sl^rifti in nn& abl^&ngig mad^t. 2Ber in biefem ©inne niemaliS ftirbt, b. 1^. toer nnr ben ©innen lebt nnb bient, ber toirb nid^t leben, loer nid^t fid^ felbft beflegt, ber loirb bereinft nid^t anferftel^en. SBie (Sfjxxftn^ am Ären je ani8 Siebe ju nni8 geftorben ift, fo muffen toir feinem S3orbilb folgenb ia§ jhrenj anf uniS nel^men, toetd^ei^ bnrd^ bie SBengnng nnferei^ SigentoiüeniS nm3 trifft. S)od^ toer bieiS tl^ut unb ber ©timme ®ottei8 in feinem ^erjen (Sel^ör giebt, ber mirb ftart burd^ ba^ fieiben, (ebenbig bnrd^ ia^ ©terben. 3)aö aSorbilb unb bie SBSorte $Jefu K^rifti finb bie fid^erfte aiid^tfd^nur unfereiJ eigenen SSerl^alteni^ unb bie öomel^mfte Quelle religiöfer ©rienntniß. „Sl^riftuiJ ift aöein ber", fagt er, „bem alle äßenfd^en folgen tonnen, in bem aUe^ ®ute, Seben, fieiben unb ©terben Slflen unb JJeglid^en öorgebitbet ift, alfo baß SWie* manb red^t tl^un, red^t leiben, red^t fterben lann, t§ gefd^el^e benn gleid^förmig bem Seben, bem Seiben, bem ©terben JJefu e^rifti". 1) 2)ie @(^nft ifl abgebnidt in ^ol^. t>. @tau|)t^end fämmtfid^en Serfen, ^tdg. D. S. t. gf. ^naafe. $ot9bam 1867. I, ®. 52 ff. 34 Sl^riftuiJ ift bcr Seigrer ber SBal^rl^cit, bcr ©traf er ber fSoSffdt, bcr Sfuftocdcr bcr ©d^lafcnben, ber ©rlöfer bcr ®c= fangcncn, er ift bie Pforte it^ ©d^afftafliS, ber §irtc unb bie SBeibe bcr ©d^afe, er ift ber SJBeg, bie SBal^rl^eit unb ia^ Seben, unfer ®ott, unfer ^crr, mifer (Sriöfcr unb ©ettguiad^er. S)ai8 ätoölfte ©apitcl bcr Weinen ©d^rift jeigt im ©inn ber aW^ftil bie ©elaffcnl^eit. „Oi toir taufenb ^af)xt fud^ten", fagt ©tau^)i^, „\o finben toir bod^ nid^tiS ^üi^üäjtxt^, alle SSBiber^ toSrtigIciten ju übertoinbcn unb aöcS ®utcn tl^cill^aft ju toerben, afö ©claffenl^eit. ÜDcnn toer ba§ ®utc taffen lann, ben über^ fommt niemals beffen STOangcl, toer Suft fHcl^t, bcr pnbet fic, ipcr fid^ bemütl^igt, ber toirb crl^öl^ct". ÜDcr ©d^Iuß bc« ganjcn SBttd^IcinS ift für ^tawpi^' ©tcöung jur l^errfd^cnbcn lird^lid^en "^ra^ti^ befonberö begeid^nenb. ,,SSicIe aWenfd^en leben nad^ jttbifd^er 9lrt, fle bauen auf il^re SBerfe, auf il^r haften, SBeten, Sfimof engeben unb bergleid^en". ,,®S toäre beffer, ber 3Kenfd& ftürbe, el^e er toüßte, toa» guter äßen* fd^en aajerle »ären, benn bag er einig SSertrauen in feine guten S3BerIe fefete unb auf feine ®ered^tigleit ettoaiS baute. @S ift enbgültig befd^Ioffen unb DielmaliS im 1^. ®öangelium Derfünbet ^jromulgirt (unb) offenbarlid^ aufgerufen Don ©l^riftuiS felbft, baß ®ott nur ©ünber, leinen ®e* redeten, ber auf fid^ felbft l^offt, toill feiig mad^en". „S^m Sefd^Iug foöen ftd^ aöe SKeufd^en, toie Sl^riftu« getl^aU/ in bie |)änbe beS l^immlifd^en SSaterS bef eitlen unb ge* beulen ober f|)red^en: SSater, in beine ^Snbe befel^Ie id^ meinen, ja Dielmel^r beinen ®eift, ben bu mir em|}fol^Ien l^aft". S5ei ber 8efung biefer lote ber toertoanbten um biefelbe Qtit gebrudften ©d^riften ^ai man freittd^ bie @m|}finbung, baß ber frifd^e ®eift, toeld^er fotool^I bie ©d^riften ber ®ottedfreunbe beö 14. ^af)tf). mie bie ber balb anbred^enben (£)7od^e burd^jiel^t unb ber in Sutl^eriS, toie in feiner STOitfäm^jfer unb ®egner Sudlern 85 jtt S^agc tritt, fcl^It 3lber baS gteid^c ®cfül^I crtocdcn bod^ aud^ faft aflc ©d^riften it& 15. Qfal^r]^., ja aud^ btc ©d^riftcn Sutl^cr« üor 1617, unb ei3 bcrul^t btciJ [id^crltd^ barauf, bag btc aögcmctnc SJetDegung, toeld^e aliSbalb anbrad^, ben ®etftern einen ©d^tpung unb eine ©|jannfraft Derliel^, bie in einer Qtit, too Sinjelne einen faft l^offnungMofen Stampf fül^rten, nnmöglid^ öorl^anben fein lonnte. 5lud& barf unb fott nid^t unbetont bleiben — toir »erben unten barauf jurüdEfommen — , baß ®taui)i|' Sl^eologie iefet unb f|)äter bie ©ntoirfung auguftinifd^er unb fd^olaftifd^er Seigren jeigt, eine ®intoirfung, bie bei einem SKanne, ber afö 3WBnd^ gelebt l^at unb ftarb, gauj natürlid^ toar, unb bie bei aöen be* rufgmäßigen 2il^eologen jener Qtit (fetbft Sutl^er nid^t auöge^ nommen) gu S^age tritt, bie aber ben eDangetifd^en ®runbd^arat ter feiner JReKgion)5='3luffaffung unb feine eigentlid^e ©efinnung nid^t beeinträd^tigte. ©ie ©runbfafee unb Sfnfd^auungen beö ®tanpiii, bie mi^ fjiex begegnen, finb (um bieg fd^on l^ier Dortoeg ju bemerfen) im ®roßen unb ©anjen feine anberen at^ bie, toeld^e Sutl^er jtoi* fd^en 1517 ii^ 1621 gel^egt unb vorgetragen l^at. — Slber nid^t bloß mit bem gefd^riebenen, fonbern aud^ mit bem gef^jrod^enen SBort entfd^Ioß fid^ ®tau|)ife Jefet in bem üt& @nabe unb 1) ^aale a. O. @. 83. 40 SDHtoirfmtg bet SDtenfd^ leinen einzigen gnten &zbatiUn, p gefd^iDeigen ein tugenbttd^ {BetI, l^aben nnb äben mag/' ^/Unb barum foU ber Tltn\ä) an feinen gnten SBerlen nnb 2:ugenben ganj Derjmeifeln nnb allein in ®otteS SBerlen nnb bnrd^ biefen angezeigten Sßeg/ ba^ er aQe feine $BetIe aQein ®ott gueignet nnb in ®ott orbnet, Derl^offen/ feiig jn toerben/' ^n ber bamaligen lird^tid^en ^xa^x» begegnet nni^ eine fel^r ftarle 93etonnng ber ©ünben))rebigt nnb gteid^jettig eine lebl^afte Slnpreifnng getoiffer SDWttel, geiftnngen nnb {Berle^ bte angebtid^ jnr@ünbenti(gnng erforberttd^ ober nö^ttd^ tuaren. @o(aIb bnrd^ bie $rebigt Don ben @ünben nnb Don ber (StoiQ^ feit ber ^büenftrafen, toetd&e bie nngefül^nten ©ilnben ertoarte, bie ©emütl^er erfd^üttert nnb jerlnirfü^t loaren — benn Seiner füi^tte fii) t)on ©finben frei, — fo toaren bie ^erjen loiüig 'nnb Bereit, mz» jn tl^nn, toa» bie $riefter an fttl^nenben SBerlen (Slbföffen, ^itgerfal^rten, Stiftungen n. f. to.) il^nen auferlegten. 93ei ber SBid^tigleit, n)elcl^e ber ©änbenprebigt fomtt \Uu totifjutz, toax eiS bod^ eine Srfd^ütternng ber ganjen l^errfd^enben Sßx^x», toenn ©tanpi^ fld^ aniSbrüdttcl^ bagegen an§\pxaäj. „(Sin leidstes !I)ing ift ed, fagt er, bem SRenfd^en tSglid^ Dorjuf^rebigen, ba^ er Diele ©finben getl^an l^afie, bag fold^e ©finben gro^ feien n. f. to. SfBer toetd^e JJrnd^t nnb pfiffe loirb bem SKenfd^en babnrd^ mitgetl^eilt, anger bag bie SOtenfd^en nad^ 93efd^(ug aQer fold^en ^rebigten, ob fle gleid^ ein Qfal^r tofil^ren, mel^r jn täg^ (id^er ^ertoidlnng, irrigem ®ttox\\tn, einem nnml^igen ®e^ mfitl^ nnb mel^r jn ^erjtoeiflnng benn jnmSiroft geffil^rt toerben? ÜDaö aber ift nfifelid^ nnb frud^tbar, ben ©finbern einen tröft* tid^en redeten SBeg jn geigen, loobnrd^ fte Don äSefd^n^ernng il^red ®en)iffeniS nnb Don einem j&ergioeifetnben ©emfitl^ enttebigt, Don ©finben entbunben, and^ ber ®nabe nnb SBarml^erjigleit ®otteö nnb bc« SSerbienfte« feine« geiben« fällig fein möd^ten." „@iS ift and^ biiSioeiten Diel Dorteiliger nnb beffer. 41 toenn ber aßenfd^ ol^ne einen fold^en ®e(e]^rten, ber ll^n (nur) in mel^r Errungen bringt, feinen SBeg fäl^rt, auf feiner ©inffiltigleit berul^t unb fein S5«trauen allein auf ® Ott fteltt, atö il^ren irrig mad^enben ^rebigten ju gel^ord^en." 3n biefen Sleugerungen bc« ©tatt|)ife tritt, toie man fielet, fd^ott im $erbft 1516 ber SBiberf^)rud^ gegen ba« l^crrf(|cnbe @9fitem gang offen gu ^age. ^a, ©taupt^ l^atte mel^r nod^ atö 3ieu(|tin, (8ra«muj8, bie SSerfaffer ber DunlelmSnnerbriefe unb Rubere, ben eigentlid^en Sernpunlt getroffen unb ben ri(|tigen SBeg ber Rettung befd^ritten. 9lid^t bloß ^erfonen, aßetl^oben unb S^ftfinbe griff er mit ben SBaffen be« ®pt)ttt& ober ber ©elel^rfamfeit an, fonbern er l&atte erlannt, bag religiöfe unb lird^tid^e UebelftSnbe nur baburd^- toirffam unb bauernb gu befferen finb, ba§ man fie burd^ reinere unb tiefere religiöfe SSorftetlungen erfe^t unb fein SBiberf))rud^ mar bal^er, fo ge^ mS^tgt er auftrat, bod^ ernfter unb totrlungiSt^oQer aliS ber feiner SKitftreiter. SBenn er bie SÄenfd^en leierte, loie fie bem ^^gf^wer ent* gelten Ibnnten, fettft toenn fie ol^ne ©ahramente ftürben, toenn er bie STl^eorie t)om W)la^ in il^ren @runblagen angriff, toenn er bie :()elagianifd^e S(uffaffung ber SBiQeniSfreil&ett, koie fie bamali^ l^errfd^enb mar, beI5m))fte unb fd^Iie^tid^ Befonber^ ber SBerf« l^eitigleit entgegentrat, fo toaren bamit bod^ bie fünfte getroffen, an benen f))Ster, toie fid^ geigen fottte, Sutl^er« ffiiberfprud^ ein* fe^te unb burd^ bereu S)efeitigung, toenn fie gelang, ba^ gange ®9ftem an^ ben Slngetn gel^oben toerben mugte. ®in fo Huger, toeüerfal&rener unb t)orfid^tiger SÄann toie ©tou^Jtfe e« toar, toar fid^ ber 5«>t9^Ji/ bie fid^ a\a biefem auf« treten ergaben, tool^I betonet unb er felbft toie feine Umgebung fül^Ite bie Jlragtoeite, toeld^e biefe ^rebigten l^aben fonnten, fofort. 9(ugengeugen berid^ten m&, bag eine gro^e 93etoegung fid^ 42 bcr ©tabt SWürnbcrg bcmäd^ttgte ; bcr S^t^^^^^Ö ^^^ SWengc jur äuguftmcr^Strd^c fteigerte fid^ öon SSBod^e ju S33od^c. Am 2. ^Jan. 1517 fd^rcibt ©d^eurl an Sutl^er, ^ c5 fci fd^tocr, bic S33trfungen jU befd^reiben, tocld^c ©tau^)ife crjicit l^abe; unfcre crftcn SDifinncr Derfid^crn, fügt er J^titju, cttoaiS Slcl^nKd^c« nid^t gcl&Btt ju l^aben. „3;d^ üBcrgcl^c t^, bag einige il^n (bcn ©tan|)i|) einen ©d^üter, ja bie S^^fl^ l>^^ ^anlniS nennen, anbete il^n ate §eroIb bei8 ©öangelinmjg nnb ate einen toal^ren ©ottejggclel^ttcn bejeid^nen." ©old^e ©l^ren feien, feitbem ©d^enrl feiner SSater* ftabt biene, feinem SDlann in 9lürnberg jn iü^eit getoorbcn. @i8 toav ganj natürlid^: bie geläuterte änffaffnng öon ber aied^tfertigung, toie fie ©taupife öortrng, jeigte fofort, ate pe . tpieber auf ben Seud^ter gefteöt toarb, für SCaufenbe il^re ge* toiffenbefreienbe unb befeeligenbe S33irlung. !Die Qfrrungen unb ©Iru))el äff er berer, toeld^e pd^ in äbfag, D^)ferbienft unb ©})enbcn um il^r ©eelenl^eil abgemül^t unb üerjel^rt l^atten, fanben })Iöfelid^ burd^ ia^ befreienbe SSBort Don ber freien ®nabe it^ erbarmenben ©otteS 3^^^ ^^'^ @nbe, unb unjäl^tige ^er^en fd^tugen ©tau^)ife banfbar entgegen. tJreilid^ toar eS einfttoeiten nur ein gef})rod^eneö SBort, baS lebiglid^ in ben ©emütl^ern berer, bie t^ gel^ört l^attcn unb Leiter gaben, l^aften lonnte; aber fofort bemül^ten pd^ bcS ©tau))ife iJreunbe, bie toid^tigeren Sll^eite feiner ^rebigten aud^ burd^ bie ©d^rift feftjul^alten unb burd^ ben !DrudE ju Verbreiten. @ö ift für bie Slbpd^ten unb SBünfd^e, toctd^e man babei im 2luge l^atte, bejeid^nenb, baß man fofort jtoei ausgaben, eine in bcutfd^er unb eine in lateinifd^er ®pxaä)t üeranftaltete.*) 1) (S. ©d^curl« «ricfbud^, ]^r«g. o. Änaale, 53b. n, ©. i. 2) %m 2, 3anuar 1517 fd^rcibt @(3^curt an Sutl^er, nad^bcm er bic Sf^erbienfle bed on milber @üte, t7on Siebe nnb t)on rädfid^ti^t^oder 9((|tnng fttr abmeid^enbe Ueber« gengnngen nnb n)enn man feine SBorte tieft, ISnnte man faft glanben, er befinbe fid^ mit ber gangen SBelt in Uebereinftimmnng. (S^ mag fein, bag er nid^t Mt^, toa^ er badete, burd^ ben S)rndE l^at t^erbreiten n^oQen; aber tpie man bied anf Sßangel an SWntl^ änrüdtfül^ren fann, ift öBüig nnbegreiflid^ angefld^t« ber S^l^atfad^e, ba^ er in ber Qtxt, n)o tein anberer SKann i?on 9tamen ed toagte, für Sntl^er öffent(td^ in bie ©d^ranle gu treten (1518—1519), beffen ijornel^mfter JBefd^üfeer toar. @tan^)ife l^at ben Setoeii^ geliefert, baß man einen großen Sam|)f mit S5or^ nel^ml^ett nnb milben ^^ormen fül^ren lann; feinem UebeniSmürbigen SBefen toieberftrebte ei5, bie fad^Iid^en ®egenfSfee bnrd^ ©d^elt* h)orte nnb SBeleibignngen gn öerfd^ärfen nnb gn Vergiften. ®« trifft fld^ glüdEUd^, baß toir bie 5«amen ber gül^rer biefer Partei, nämlid^ ber ©tan^jifeianer, lennen. 2lm 7. Qfan. 1518 fenbet ©d^enrl^) eine ©inlabnng an ©tanpife nnb giebt barin an, baß er biefelbe im 9tamen ber Sodalitas Staupitiana an»\pxtä)t. !Diefe ©obatttät — man <)flegte bamatö meift ®e* 1) ©d^eurtd ÜBrtefbttd^, l^rdg. t>. @oben u« ^naafe. 1867 f. ü, @. 43. 45 fcöfd^aftcn mit fcftcn formen atö ©obaUtäten ju bcjctd^nen — i)aU ifjXi beauftragt, bcn ©taitplfe p ^rcbigtcn cinjulabcn; bann nennt er folgenbe SÄanten: „änton S^ud^er, ber SJater beS SSatertanbiS, ^ieron^muS Sbner, ber Siebttng nnb bie greube ober getotg bie ^erle unter SWlrnBcrgS Sürgern, (£aj8^)ar SWfi^et, ber ernfte SWann, ^ieron^mu« ^olj* fd^ul^er, änbrea« unb aJiarttnuS iCud^er, ©igiömunb unb dfjxiftop^ t^nxtx, Sajarui^ @|)engler, Sllbrcd^t 3)ürer, ber beutfd^e apettej^, unb SBoIfgang §offniann."*) 5Da§ h)ir e« l^ier in ber Sll^at mit einem engeren Sunbe öon gteid^gefinnten g^eunben ju tl^un l^aben, betoeift bie Zi)aU \aä)e, bag ©d^eurl bie ©obatität unb il^re ©lieber iJfter nennt unb bap i^beiSmal biefelBen SWamen toieberlel^ren. 5Dürer toirb ftet« unter il^nen, ^irll^eimcr nie genannt.^ S33ie @tau:|)i^ im ^erbft 1616 gu SWümberg geprebigt l^atte, in bemfelben ®inn unb @eift ^)rebigte er in ber Slbbentg* jeit 1517 ju SÄünd^en. afferbing« toar t§ f)m lein ftrei« üon SWamen erften SRangeig, ber fid^ um il^n brängte, aber aud^ l^ier fonb er fo reid^en S5eifaö, bag er fid^ entfd^lo^/ ben Qfnl^att feiner aSorträge in einer felbftanbigen ÜDrudtfd^rift feinen iJreunben jU* gSnglid^ ju mad^en. ®ie erfd^ien ju Slnfang 1618 unter bem S^itel „SSon ber Siebe ®ottei^" unb toarb üon ©tau^)ife ber ^erjogin ffiunigunbe öon SSaiern, ber SQBitttoe ^erjog 3Kbred^t5 IV., gctoibmet. SBie lebl^aften Seifaö fte fanb, betoeift bie iC&atfad^e, baß fte in Wenigen i^al^ren öier 5lui5gaben erlebte ') unb toir roiff en namentlid^, bag gütiger fte fel^r l^od^ fd^ä^te. ^n ber STl^at offenbart pd^ gerabe in biefer ©d^rift bie ©igenart beiB ©taupife befonberjg rein unb eröffnet un« einen föM in fein tiefeö unb reid^eiS ®emiitl^. 1) @d^eut(d 28ttefbttd^ H, 42. 2) ©dftcurl« »ricfbud^ U, 65 u. H, 78. 3) Ornate, ^iaupili' @d^rtftcn, @. 88 f. 46 S33a§ bcr aWenfd^ am l^bd^ftcn ütU, fagt ©taitpife, ba« ift für il^n fein ®ott, t& rebc bcr SKunb fo ober fo üon ®ott. 5Dic toal^rc HnBctung befielet in bcr Siebe, nid^t in bcn SBSortcn ; tocr liebt, ber betet, toer nid^t tiebt, ber betet nid^t, fpräd^ er aud^ taufenb ^fatter. S38er ®ott liebt, ber bient ®ott, tt?er il^n nid^t liebt, ber bient ü)m nid^t, trüg' er aud^ einen JBcrg anf ben anbern. Um bei^toiffen mag bem SÄenfd^en nid^ts 9?ü|* lid^ereS toiberfal^ren, benn bag er jn ber Siebe ®otte« angereijt, erjogen unb geförbert toerbe. SWad^bem ©tau^)ife fomit 3toedE nnb 2lnla§ feine« SBüd^IeinS angebeutet l^at, gel^t er ju ber ©rörterung ber ffrage über, toie ber 5IKenfd^ ju ber Siebe fommen fönne, unb fül^rt junäd^ft auö, bag man niemanb leieren fann, (Sott über atte !Dinge ju lieben. 3Kan mag bon beig SBitteniB ©igenfd^aft, bon Sleinl^eit beö ^erjenö, bom guten ®eh)iffen, bom ungefärbten ©tauben bie 3Kenfd^en untcrtoeifen — aber bie Siebe, bie ®ott über SlKeg liebt, fönnen toir nid^t einer bem anbern leieren, ©etbft an§ bem SBud^ftaben ber l^eitigen ©d^rift mögen h)ir biefe Siebe nid^t lernen. 333ir feigen unb erfennen tool^l auö bem Hlten STcftamcnt, toa« toir nid^t tl^un foQen, unb eö ift ein @^)iegel für bie ©ünber; eig jeigt tool^l bie ffiranll&eit an, bie un« anl^aftet, unb fann baig ©treben toeden nad^ bcr @efunb]^eit', aber gefunb mad^en, b. 1^. bie Siebe jum ®uten ansufad^cn, Dermag t^ niä)t. Unb toaö bon bem SBud^ftaben bc§ Slltcn S^eftamentiS gilt, ia^ trifft aud^ ju auf ben SBud^ftaben bci5 9leucn. „Db er fd^on ßl^riftum in bie Singen bringt unb feine Seigre in bie Dl^ren, fo bient er bod^, toeit er ben ®eift Sl^rifti nid^t öermag iniS ^erj ju bringen, allein jU fd^toererem i£ob." „S)ie ;3uben" fagt ©tau))ife mit leifer 5lnfpielung, „l^atten ©l^riftum in ben 5lugen, in ben Citren unb in ben Rauben, fie l^atten aber ben ®eift Sl^rifti nid^t im ^erjcn, barum hjaren fie öer« bammtid^er benn bie Reiben." „5llfo finbeft bu biig auf biefen 47 ZaQ, ba§ öicimate bic, btc ßl^rtftum am mciftcn auf bcr S^W ^aien, if)n feiten im §erjen filieren, barauö folgt, bag fie il^n anbeten genten geben, tote fle il^n l^aben, auf bie 3"^9^/ ^W in'iS §etj; e§ lernen Diele bon il^m reben, aber toenige il^n lieben, babon baS arme gemeine SSoII nid^t toenig an feinem Seiten gel^tnbert toirb." SBie fommt nun aber bie toal^re Siebe ju ©taube? (Sott felbft ift bie Siebe unb „bie toefenttid^ felbftSnbige Siebe, bie ©Ott felbft ift, ift el^er in bem SWenfd^en, benn feine eigene Siebe ober ettoa^, ia^ gut genannt mag Serben." ÜDte ÜÄenfd^en* feele, bie ein „Sinb ®otteig" toerben foK, loirb baburd^ neu geboren, ba§ bie Äraft be« SlKerl^öd^ften fid^ mit il^r bereinigt, unb ba§ „®ott feine ffiol^tiung in il^r mad^t." „Unfere ^erjen toerben burd^goffen Qpnüji ^aului^) mit ber Siebe bou bem l^eiligen (Seift, ber uni8 gegeben ift, ber ®eift beS l^immlifd^eu SSaterjg, ber @eift (S^rifti, toer ben nid^t l^at, ber ift nid^t Sl^rift, il^m ift aud^ unmßgtid^, (Sott über aKe Dinge ju lieben." „S)er^ l^afben foöen toir aud^ 2lffeö, toa^ ®ute§ unb ^eiliges bon uniB gefd^iel^t, niemanb benn ®ott aüein jufd^reiben, ber eiujig aKer guten fjrud^t in \m& SSater ift." 333o biefe Siebe ju ®ott nid^t jubor ift, ba toirb bie l^eitige ©d^rift Ul uns aud^ nie „loirflid^en, fettgen SSerftanb getoinnen." 5Darauf l^at aud^ ©l^riftuig felbft unS l^ingeloiefen, ba er ju feinen ;3üngcrn fprad^: „^ä) l^ätte eud^ nod^ biet ju fagen, il^r miJgt 60 aber je^t nod^ nid^t tragen; toenn id^ l^intoeggegangen bin, »erbet il^r ben l^eiligen ®eift empfangen, ber h)irb eud^ aüer ®ingc einen l^eimlid^en SJerftanb geben." „S5on ben 2lugen niujg ©l^riftug tn§ §erj, auö bem JJteifd^ in ben '(Seift gelten, foö er anberig feliglid^ erfannt Serben." (Sf)t ©l^riftuS in un0 ift, toanbeln toit im ©unfein; er bringt baö Sid^t in uni8 burd^ einen f eften, unjtoeifenlid^en Glauben." ÜDerl^alben ift bie ©rfennt* ni^ bei8 d^riftUd^en ®Iauben§ eine pmt, lautere ®nabe ©ptteS, 48 Ift falfd^, tocnn h)tr unfern i£toft tn irgcnb einer „Sreatnr", b. 1^. einem irbifd^en 'Ding ober einer ^anblnng fuii^en- ffir toirb aKein öon bem l^eiligen ®eift in unfer $erj gegoffen. Unfer Zxoft Uxnfft in feinem, nid^t in nnferm 8eBen; benn gemi^Ild^ mu^ aiU& £e6en an» einem Seben lommen. SSBal^re Siebe, bie fid^ irgenbtoo in einem SKenfd^enl^erjen offen* Bart, x% toie oben gefagt, eine SKanifeftation itS gSttlid^en ©eifteig; too biefer ®eift nid^t ift, ba ift feine Siebe. 5Da« $erj, bajg ol^ne Siebe ift, meint @tatt|)ife, ift gleid^ einer „tobten Rol^le ober fd^toarjem Qrmitx'', b. 1^. eS befifet bie innere gäl^igfeit, in ßiebe ju entbrennen (obtool^I aud^ biefe gS^ig^ teit il^m ®ott gegeben ffot), aber ol^ne meitere (Sintoirbtng brennt es nid^t. !Dod^ menn ia§ ^erg ,^it ber Stutl^e äJ^ofe ge^ f dalagen", ober toenn „ber Stein, ber ber Siebe (Jeuer gibt", Sl^riftuj^, mit bem feften Sifen un« treibt, bann toirb bie tobte Sollte lebenbig unb ber fd^toarje 3««!^^^ gotbfarben unb ber lalte SBranb brennenb in Siebe, bie öon ©otteS Siebe entjünbet ift." „3fifo entfpringt Siebe anS Siebe, an» ber Siebe ®otU& jn uni8 unfere ©egentiebe ju ®ott." Unb toenn toir Gegenliebe mirlUd^ l^aben, fo mag nid^tiS erbad^t n)erben, toad beffere Siebe gebären mag. äBoran lann man aber nun bie ed^te Siebe bei einem aKenfd^en erlennen? „!Daj3 toal^re Qüä)tn ber Siebe @ottei5, fagt ©taupil, ift bie SSottbringung ber ®ebote ®ptteg." Siebe gebiert Uebereinftimmung it» SBotteuj?, fie mad^t ein §erj unb eine ©eete. „Steigt fie über fld^, fo bilbet fie fid^ in ber SWad^foIge nad^ bem SQBiöen bej^ ©eliebten." S33er @ott über aUe !Dinge ttebt, ber i&^t ftd^ n)ol^IgefaIIen oJit», toa» @ott n)ol^Igefä(It, unb trSgt 3Serbru^ an allem, toa» @ott mißfäöt, barum liebt er bie ©ered^tigleit unb l^affet bie 95o5* l&eit, löirlt ®ute«, toeid^t öom JBöfen." — „Demnad^ ffSit ber aitenfd^, ber red^t (iebt, Mt», toa» if^m &oti geboten l^at. // 49 fiinbcr, bic SKctftcr il^rc i^üngcr, bic gctftttd^cn Ritten il^rc ©d^äflctn, ja Dictacl^r bie ©d^äflein 6l^rtftt jicl^en, toaS fic fonft lernen ift ntd^W bcnn Slrbeit unb Reinigung beö ®etfte§/' 3lud^ fei, fügt er l^injn, feine anbere ^nft gn ber ©eligfeit notl^* loenbig, obfd^on ei^ todfjx fei, baß ol^ne ®ott fie SWientanb lernen fann. !J)a« SKenfd^enl^erj ift ganj erfüfft öon irbifd^er Siebe, bon ^ang jnm SReid^tl^um ober fjranenttebe, nnb fo feft ift biefe Siebe in nnig ge^jflanjt, bajg toir große Slrbeit, SBürben nnb SWotl^ um il^rer Sefriebignng toißcn anf nni8 laben; eS giebt fein trbifd^eig 5IKitteI, fotd^e Siebe jn mäßigen ober gar an«jnti(gen in ben äBenfd^en. Unb bod^ füllten toir, bag toir öergebttd^ barin nad^ SBefriebignng trad^ten, „aber toeber ßl^or^SRod nod^ ^appe, toeber Slofter nod^ Sird^e, toeber QtUt nod^ Serler fUnnen fie ^innel^men." S33ie fommt eS nnn, baß eS bod^ älienfd^en gibt, bie aKe trbifd^e Siebe l^inter fid^ gelaffen l^aben nnb trofe fd^toeren SrenjeiS ein füßeS 3;od^ jn tragen glanben? 3)a« fommt ans bem, fagt ©tanpife, baß ©ott nnfern (Seift berül^rt; bann folgt bie ©eele bem ®nten, loie baö @ifen bem Slbamanten (5IKagneten). 3eig' mir bie ffiraft, bie bai8 Sifen jiel^t, bann jeige id^ bir, toie „ber ©d^B}}fer feinet SBerfeS freitoittiger, mäd^tiger SBe== toeger fei." !Caö ift „beö l^eiligen ©eiftciS, b. 1^. ber felbftänbigen Siebe ®otteö SWatnr nnb ©igenfd^aft: h)0 fie rül^rt, ba jiel^t fie, too man fie fül^tt, ba treibt fie, too man fie berfnd^t, ba er== frent fie." SBo biefe Siebe in il^rem ©lanj erfd^eint, ba er* bleid^t bie irbifd^e Siebe „gleid^ alö ber ©onne l^etter ©tanj ber Äerje ©d^ein Verbirgt." ^oäj xf)xt tonnberbare flraft erfd^öpft fid^ nid^t barin, baß fie bie ©eele bon nieberer 95cgier erißft, fonbcrn il^r ift and^ baö eigen, baß fie nnS aüe ^ein berfüßt, in aKem Stenb tröftct. 60 aöc ®ä)tüaä)^eit crquidt"; fic ift cj8, bie aUt Arbeit leidet mad^i, oKc Zxaatx feiert in 5^cubc unb aüc !£]&räncn troifnct. „D füßer @aft bct ©ccle, »er bid^ l^at, fttrbt öor @ott nimmer* mel^r." „SSBo bu nid^t bift, ba ift be§ SKenfd^en 8eben ein fteteg Sterben; too bn bift, ba ift ben SWenfd^en Sterben ein 2lnfang beö etpigen SebenS. ^n bir, l^eiliger ®ott, ftnb toir, in bir leben lt)ir, in bir Serben toir feliglid^ betoegt." — „Seiben nnb Sterben nm bei5 ©eUebten toiüen ift ein toa^xti^ 3^^^^^ ber Siebe; toenn bag Seiben nm ©ottei^toißen gefd^iel^t, fo geigt e^ eine genngfame Siebe jur ©eligfeit; gefd^iel^t t& ober um beS ^reunbeiS toiKen, fo jeigt eö bie I^Bd^fte menfd^tid^e Siebe, toie ber $err $Jefuig gef^jrod^en f)at: SWemanb ^at eine I^BI^ere Siebe, benn ber nm feinet JJreunbeiS toiüen ftirbt. SSBo eiS aber nod^ l^öl^er fteigt, ii§ in bett @rab, bag man fterben tooUt um beö fJeinbeS Tillen, fo geigt ei5 bie einige Siebe ®otte0." ÜDn mußt bein felbft öergeffen unb aKeiS baig, tt)a§ bu el^e* matö geliebt l^aft. ©otange bu an einem !Dinge l^afteft, baö nid^t göttlid^ ift, bift bu unb bleibft bu ungetoig, ob @ott in bir ift ober nid^t. „Unb ob er ol^ne bein S33iffen in bir toäre, fo toiö er bod^ nid^t Mar gu bir fommen, eS muß gutjor aKe anbere (irbifd^e) Siebe au0 bir lommen." ©ebenfet unb toißt, toie eö an^ Siebe gefd^al^, baß Qfefuig ffil^riftuiS feine l^eilige 3Kutter, fjreunbe unb Sl^oftel gelaffen l^at, baß er geblutet, SEobeö SÄotl^, ©efängniß, Sactenf daläge, falfc^ ^eugniß, frebet Urtl&eit, SSerfpottung, SSerbammung gum i£obe, beiS firengeS ©d^toere unb JBitterleit, enblid^ ben bitterften SCob erlitten l^at. ^^m fei Sob, Sl^re unb !Danf, nun unb aöegeit, immer unb etoiglid^. Slmen. S3ei ber SBebeutung, toeld^e @taupi| atö ®eneralöicar ber Huguftiner* Eremiten befaß unb bei ber ©teöung, toetd^c bie ©taupifeianer aU bie erften äKSnner ber erften ©tabt 51 be0 9ietd^ei8 etnnal^men, mujsten bie Setoegungen, bie fid^ feit 1516 ju SWürnbcrg tjoöjogcn, unb bie ©d^riftcn, bie ®tanpxii l^erauSgab, tveitl^in SBeffenringe jiel^en. @eit einer Steil^e öon i^al^ren f)atk ©taitpife mit jiel* betpußter Slbjid^ttid^Ieit auf toid^tige ©teilen feine unmittel* baren ©d^üler unb ©efinnungiSgcnoffen gefteKt. SyHd^t nur in SWürnberg gab ei8 @tau})itäianer, fonbern aud^ an bieten anberen Orten, jumal in SKünd^en, ©atjburg, SBittenberg, ©rfurt, "änttotxpm, ÜDortred^t, ©ii^teben u. f. to. !Der Sluguftiner Safpar ®üttcl au§ ÜÄünd^en, tocld^en ©tau}}ife nad^ ©iöleben gefanbt l^atte, crjäl^It unö felbft, bag baS öffcntlid^e §eröortreten beiB ©taupife feit bem §erbfte 1516 für tl^n ber 2lnta^ tourbe, mit ben gleid^en Seigren öor bie Deffent* lid^feit jU treten. 3fn einer !Drudtfd^rift, toeld^e ettoa im ©ommer 1518 er* fd^ien, fagt er ju ©ingang, bajg er barin etlid^e fünfte ein» fled^ten tooöe, toeld^e ber el^rto. SJater i^ol^. b. @tau|)ife in feinen ^rebigten ju Mrnberg borgetragen l^abe. ^) ^Beiläufig crtoäl^nt er Sutl^eri^, inbem er j^iujuffigt, bag er nad^ ^^\vi^, ^auluig unb Jätern SWad^foIger, bem el^rto. SSater ©tau^jife" unb „bem SKani^felbifd^en, jefet S33ittenberger Sluguftiner" Sutl^er tel^ren tooöe. 2) ^aft gleid^jeitig regte eö fid^ aud^ an anberen Orten; fo in ©ortred^t, too ©tau})ife im Qf. 1516 btn ^einrid^ tyon Qütp^en^) jum ^rior gemad^t l^atte, fo in Hnttoer^jen, too i^acob ?ro})ft*) (ber im ^. 1509 ju SBittenberg bie 1) Äolbc, a)te beut. 5lug.*eongr. ©otl^a 1879. @. 310. 2) Äotbe, Wlaxixn Sutl^cr. 1884. @. 232. 3) Ueber ben cüoiigel. SWärt^rcr $einr. o. S^tpl^en f. 3flcn, $cinr. to. 3üt^)]^cn. 1886. 4) Ueber 3f. $ropfl f. ©eibemann in ber 3tf. f. b. l^ifl. 2:]^coI. 1873. @. 159. 4* 52 SRagtftcmürbc crtoorbcn l^attc) auf @taupi|* SBunfd^ SSorftanb bci8 Slugufttncr^Rlofterö gctoorben toar. 31m 8. San. 1518 fd^rcibt ©d^curl einen »rief an ®üttel, in tütläjtm er mit begeifterten S33orten ben }ife S:ifd^gef^)räd^e unb nennt il^n ,,unfern ^rimaö", beffen reügiiJfe Seigren (doctrinae ecclesiasticae) überaK erörtert lüürben. „Unfere Dptimaten lüoffen feinen anberen ^rcbiger l^ßren." !Dann fäl^rt ©d^eurl in bemfelben ©afee toßrtlid^ fort: ,,9lümä]&ttd^ infinuire id^ ber greunbfd^aft ber D|)timaten aud^ Dr. aWartin gütiger." i) S)iefe Sleugerung tourbe in berfelben ©tabt gefd^rieben, loeld^e bie ©d^ritte Sutl^eriS öon bornl^erein mit größerer SEl^eil* nal^me afö irgenb eine anbere ©tabt beig 9leid^e§ aufgenommen unb begräjst l^atte. 1) @d^curl8 $8ncf6ud^ a. O. II, 43: Paalatim quoque insinuo optimatnm amicitiae D. M. Luder: ejus conclusiones de indulgentiis admirantur ac in pretio habent Pirckhamer, A. Tucher, et Wenzeslaus, C. Nutzel traduxit, ego Augustam et Ingolstadium misi. (S9 ift mexh xoüxhxQf bog l^ter ^irfl^etmer guerfl l^erbortritt. IDrittcig Sapttcl. £ut^erS ^Infoitöc. — ©tteuö tömtfd^c ®Tätc^unfl unb SBübung. — ßutl^erä ®etotffen8bcün= rul^tflungen unb ©celcnlctben. — @tftc JBcrül^rung mit ^taupi^. — ©eflinn einer neuen Beit für ßutl^er. — ßutl^er ols ©toupife' <ö(^üler. — ßut^er» unb ©toupift' ©tettung aur ^ierard^ie. — ®emeinfame Vorliebe für bie 9R^ftiI. — S)ie ®Iouben8Iel^re ber „ ®ottc«= freunbe". — S)ie öebeutung ber „®eIoffenl^eit", b. f). ber leibcngwißigen Ergebung. — (S(egenfa^ iur ^rt^enle^re. — ©taupt^ unb bie beutft^e SR^ftil. — ßut^erS (Sinfül^ung in bie Seigre ber Oottegfrcunbe. Dr. aWartin Sutl^cr l&at bcn SHbungiSganfl, totläjm btc römifd^e ffitrd^c für il^rc ^ricftcr borfd^ricb, in aßen feinen ©tnfen burd^gemad^t. ätö jnnger SWann tjon etoa jtoeinnbjtoanjig i^al^ren toax er, öon innerem !Drang getrieben, äWönd^ geworben. 3ltö fold^er ffattt er fid^ mit ber S33iKenöIraft, bie feinem SSBcfen eigen toax, in baS Scl^rgebänbe ber mittelalterlid^en Äird^e Vertieft nnb beren Oäfee fid^ jn eigen gemad^t. ^n aße bie (Sel^eimniffe nnb S^agen, über toeld^e bie Sird^e 3lni3lnnft gab, in bie Seigren bon ber ^erfon ßl^rifti, öon ber ©reieinigfeit, ber @rh)äl^Inng, ber ©teö*« Vertretung, ben ©nabenmitteln u. f. to. toax er eingeffil^rt h)or* bcn nnb l^attc gelernt, ba^ in ber gläubigen ©rfaffung biefer ©oltrinen ber Sernpnnft beiS ffil^riftentl^umi^ gu fud^en fei- ^off. öon ^a% ber berül^mte SSertl^eibiger be« ^apfttl^umiS, tpar bei biefcn ©tubien bornel^müd^ fein Seigrer getoefen unb bie SBerle be^ SC^omag Don Slquino, ^eter öon StiK^ unb ©abriet SBiel toaren neben 5lriftotete5 unb einigen älteren Sird^enüätern, toie 5luguftin unb |)ieron^muö, bie Qucßen, aui8 benen er fd^B<)fte, 54 SWan ^at lange Qtxt l^lnburd^ in bcm Drbcn, toctd^cm Sutl^cr bon feinem 22. bis ettoa jum 40. Sebenöial^re angcl^Brte, bie SSertreter einer eöangelifd^ gerid^teten Sll^eologie erlennen tooKen. Slöein bie neuere t5*>^fd^ung f)at übergcugenb nad^getoiefen, bafe bie Sluguftiner jener 3eit in nid^t« öon ber l^errfd^enben Sird^en* (el^re fid^ unterfd^ieben, ja bag fie fogar in ber SBetonnng ber Seigre öon ber 5lKgetoaU bei8 "^apflt^, öon ber SWotl^toenbigfeit eigenen SSerbienftei^, öon ber Slttmad^t ber ^Jungfrau SWaria, bie grojgen ©d^riftgetel^rten beiS frül^eren SKittetalterj^ nod^ über* boten. SKit l^eiliger ©d^eu nnb ©l^rfurd^t erfüKtc ben jungen Wlfinä) baS ftolje @ebäube ber mitteta(ter(id^en ^ird^e unb ®ä)ola^ ftif. fiange Qtit l^inburd^ ftanb bie SBal^rl^eit ber Äird^enlel^re für il^n fo feft, baß er anä) nid^t bie leifefte SRegung eines ^toeifelS in feiner ©eele auflommen lieg. @r toar (h)ie er im 3;. 1540 felbft öerfid^ert) öor 1517 „in beS ^apfteS Seigre nod^ öoK unb trunfen, ja erf offen" unb nod^ bamats feft überjeugt, baß 3;ebermann bem ^ap^t anä) in ber geringften ©itbe ©el^or* fam ju leiften berpflid^tet fei. „Offt je ein aßönd^ burd^ ü»Bn* d^erei in ben ^immet tommen, fo toodte id^ aud^ l^ineinfommen fein". SWad^ anberen ateußerungen war er ber Seigre ber römifd^cn Sird^e fanatifd^ ergeben, bereit, jebcn Seugner berfelben ober jeben SSeräd^ter beS ^a^)fteS bem 2^obe ju überliefern,^) jumal feit ber Qtit, too er römifd^er ^riefter getoorben toat. SJon bem Sodgefül^t ber SBürbe, n^eld^eS il^n feit @r(angung biefeS SlmteS befeelte, giebt er uns begeifterte ©d^ilberungcn. Sr l^attc 1) Sutl^er fagt: „Sciat (lector), me fnisse aliquando monachum et Papistam insanissimuiDf cum istam causam (bie 9ieformatton) aggressus snm, ita ebrium, imo submersum in dogmatibus Papae, ut paratissimus fuerim oranes, si potuissem, occidere aut occidentibus coope- rari et consentire, qui Papae vel una syllaba obedientiam detrectarent/ Lutheri praefatio ad Tom. I. Oper am (1545). 55 ftd^ etnunbjmanstg ^eilige afö ©(|u^))Qtrone auSgefud^t, t)on Denen er täglid^ brei bei ber SDleffe anjurufen pflegte. Zxoii btefeiS feften SSertraucniS jnr Strd^e unb il^ren ^eiligen tonrbc er frül^jeittg bon ©timmungen beunrul^tgt, in bie er bei ber fjrage öerfiel, ob ia^ Winäj^ttoani, Die ffiafteinngen, ia^ JJaften n^ f. it). toirtlid^ ben ©tanb ber §eiligleit, ben er er* fel^nte unb erftrebte, ju ö er bürgen bermöd^ten. !Daran fd^Ioffen fid^ fpäterl^in Steifet über bie S^age ber ^rSbeftination unb (SrtDäl^tung unb e^ lam bal^in, bag er oft itoifci^en einer ©timmung, in ber er fid^ bon ®ott öerftoßen toäl^nte, unb einer ©mpfin* bung, in ber er bie gange ©etigleit beiS erlöften ©ottei^finbeS ju fd^medCen QlaniU, fd^toanlte. 5Diefe Slnfed^tungen, unter toetd^en Sutl^er feelifd^ in fo l^ol^em ®rabe litt, ba^ i^m aUt anberen geiftigen unb för^^er* lid^en fieiben bagegen leidet erfd^ienen, fteigerten fid^ öon Qfal&r ju ^a^v. ©ie toaren ei5, toeld^e il^n \pliUx beftimmten, eine Seigre öon fid^ jU toeifen, bie il^m tro| beö Siferig, mit ber er fie umfaßt l^atte, feine innere ^Befreiung brad^te; ja, biefe Seiben l^aben fd^Iießlid^ auf bie S^ffung feiner öornel^mften Sel^rfäfee fo fel^r cingetoirlt, bajg er bie ©etoiffen^beruJ^igung, bie fie getoäl^ren foöten, jum bel^errfd^enben ©eftd^töpunlt feineiS neuen Sel^r*®^* ftenii^ ntad^te. Qfnbeffen ftel^t t^ feft, baß jene Hnfed^tungen il^n nie Dertaffen l^aben unb bajg er bis an fein Sebeni^enbc barunter gelitten l^at.^) 5Die inneren ®rfal^rungen, bie gütiger mad^te, begegnen uni5 oft bei ben 3^it9^w<^ff^«- 3Kan loirb babei bod^ fel^r an bie SBemerfungen erinnert, bie ©taupi^ (toie mir oben fallen) über bie SBirfungen ber ©ünben^^rebigten aufgejeid^net l^at. 1) 2)a6 Sutl^er bauernb in btefen Slnfed^tungen btieb, f. bei ^(ifltin, gütiger« «eben I, 210 f. unb bei Äolbe, Dr. m. Sutl^er. ©otl^a 1884. @. 64. — »gl. unten (Sap. 6. 56 ®erabe bei tiefer angelegten Statuten, jumat bei fotd^en, bie M gläubiger ©^rfurd^t aOe« ^inna^men, toa« bie ^rieftet vortrugen, mußte ba« „irrige ©etoiffen" unb ba« ,,unru]^ige ®emüt^", öon totiäftm ®ta\xpx^ \pxx(i)t, teid^t burd^ jene $ra^d l^ert^orgerufen werben, ^enn t^ (ag am 5£age, baß 9liemanb auf biefem Sßege 5um inneren ^rieben gefül^rt »erben fonnte. @d^on ber Eintritt in bad Slofter, ben Sutl^er nur unter aüerlei ©d^toierigfeiten, befonberg gegen ben entfd^iebenen SBitlen feiner (SItern, burd^gefefet l^atte, »ar auö bem ©treben l^erüor* gegangen, burd^ ben l^öl^eren ®rab ber ^eiligfeit, ben bie Äird^e bem 3Äönd^i^ftanb beilegt, fein Seelenheil ju fd^affen. 5Kan fann ermeffen/ toie nieberbrüdCenb für fein ©emütl^ bie ©rfal^rung fein mußte, baß er trofe ber ^Jüße ber guten SBerfe, bie er tag* lid^ tl^at, toeber jum innerem ^rieben, nod^ jur feften Hoffnung ober jur ®etoiß]^eit feinet ^eitiS l^inburd^jubringen öermod^te. ^n biefer ©timmung nun traf i^n auf einer feiner SSifita* tioniS^SReifen ;jJol^ann tjon ©tau^jife. !J)ai8 ©eelenteiben be§ iungen W6n6)^, t)on toeld^em baiS Stofter l^inreid^enb unterrid^tet toax, fonnte i^m nid^t t^erborgen bleiben unb mol^tooKenb unb tl^eilnel^menb toie er toar, nal^m er fid^ tjor, il^n burd^ öäter* lid^en ^^ffr^w^ ^uf ben 3Beg jum inneren ^rieben ju leiten. ®§ gelang il^m in ber Zf)at, fiutl^erö SSertrauen ju ge* »innen unb inbem er mit ©ebulb ben ©ebanfengängen bei^ jungen Orbenöbruberö folgte, tl^at er ben Sinblid in ein ernfte« unb tüitten^ftarleö §erj, ba^ ju größeren aufgaben fällig unb be^ rufen fd^ien. 3ßit (Sifer unb fiebl^aftigfeit griff Sutl^er feiner^ feitg bie Seigre beö ©tau^^i^ auf. ©tau^jife toar t^, ber i^n barauf l^intoieö, baß ß^riftuö ben 9JKttett?unft ber 1^. ©d^rift bitbe unb baß bie ©Refutationen ber ©d^olaftif, in toeld^en fiutJ^eri^ ©d^arffinn fid^ erfd^öpfte, toof)i ben 23erftanb bereid^ern, aber ba§ §erj niemals befriebigen fönnten. ©0 fam ei8, baß fid^ aflmäl^lid^ jtoifd^en beiben SDiönnern 57 ein enger SBnnb entttjidelte — ein SBnnb, ber für gütiger ben 35eginn einei^ neuen Slbfd^nitti^ feiner geiftigen ©ntoidtung jur ijolge l^atte. ^n ben erften ;3a]^ren ber ^Reformation l^at Sutl^er nad^ feinem eignen öielfad^ toieberl^otten 3^"9^iß Qtnan in berfelben SBeife feinen Drbeni^öorgefe^ten atö feinen Seigrer unb SBefd^ü^er unb fid^ felbft aU beffen ©d^üler betrad^tet unb bejeid^net ^) »ie ©d^eurt, SindC, ©üttel, 8ang unb Slnbere fid^ afe fotd^e ange* feigen unb fid^ unter beffen geiftiger iJül^rung öerbunben gefül^It l^aben. S33ir loiffen an^ einem SBriefe beig Kl^urfürften ^Jriebrid^ ton ©ad^fen, ba^ ®ta\vpi% biefem t)erf|)rod^en l^atte, il^m an Sutl^er einen „eignen üDoftor" ju erjiel^en^), unb in ber SEI^at übernahm z§ ®tanpi^, Sutl^er Don ©tufe ju ©tufe für bie 2(uf* gaben tjorjubereiten, bie il^m am ^erjen lagen. ©tau^jife toar toäl^renb ber erften :J^al^re in ieber ^infid^t Sutl^er gegenüber ber SSater, ber SBeratl^er, SBefd^ü^er unb gül^rer be3 jüngeren SBruber«. SÖSäl^renb ©taupi<ä burd^ feine ©teflung tnnerl^alb bei^ Orbenö, burd^ feine innigen SBejiel^ungen ju einem großen ^Jreunbeöf reife, jum Kl^urfürften tjon ©ad^fen, ju @rj* bifd^öfen unb Sifd^Bfen ein 3ßann l?on l^ol^em Sinfluß mar, tonnte gütiger toäl^renb ber erften i^al^re nid^t^ SleJ^nlid^e^ in bie aSJaagfd^ale legen. 9JHt öottem Med^t fd^rieb ©tau|)i^ am 1) 3n ben gal^rcn 1518 unb 1519 pflegt gütiger in feinen ©riefen ben @taupi^ feinen „Patronus" gu nennen unb ftd^ alö Discipulus §u unter« geid^nen. SBgl. bc SBette I, 116 unb öfter, ©nberö, gutl^erö ©riefe I, 223 unb 430. 2) ei^urfürfl gricbricö an ©taupi^, b. b. 1518 '^pnt 19: „©e^t 3fr (©taupi^) und bann l^ieDor angegeigt, bag ^i^ und einen aigen 5Doftor au biefem SWan jiel^en wollt, an bem wir bann fafi gut ®efatten (l^aben) unb fein nit gern lang öon ber Uniöerfttät unb feiner Seftion geraten u. f. w. ©gl. ©urfl^arbt, Dr. SKartin ßutl^erg ©riefroed^fer 1866 @. 9. •n 58 14. ®tpt 1618, Sutl^er f)aht toenigc SBcfd^ü^cr unb bic, bic il^m toof)i tooützn, toaqttn nxdft an bie Deffenttid^feit ju treten, ©ennod^ tootte ®tan^)i<ä ftd^ fortbanernb feiner annel^men. SWan toeiß, bag er fein SBort in ben fd^toeren Säm^)fen, bie aiSbath ani^brad^en, ritterlid^ eingetöft l^at. @ö fd^eint mir jtoeifetl^aft, ob @tau|)ife je in allen fünften mit fintier ööttig einig getoefen ift. S33ir l^aben oben gefeiten, bag Sntl^er bi« gegen ba« ;3. 1517 l^in (toie er fetbft fagt) ,,in be^ ^ap^tt^ Seigre nod^ öoü unb trunfen, ja erfoffen" unb bereit toar, jieben SSeräd^ter be« ^a|)fte« bem 2:obe ju übertiefem. SSon einer fotd^en Segeifterung für bie römifd^e Äird^e finbet fid^ bei ©taupi^ aud^ nid^t bie geringfte ©))ur; er ift (fo öicl un§ befannt ift) nie ein fanatifd^er Slnl^änger bei8 Zapfte« getoefen, \a, ed liegen Slnjeid^en genug t)ox, toeld^e barauf l^inbeuten, bag il^n feit frül^en ;3al^ren eine aui8ge|)rägt antil^ierard^ifd^e ©efinnung bel^errfd^t ^at — eine ©efinnung, toie toir fte bei toenig älteren 3eitgenoffen, j. S3. bei ©atjonatjota, Qfob. t). SSSefet, ^oi). t). ®od^ unb Slnberen finben. 35ie ftreng römifd^e ©efinnung, bie Sutl^er lange ^^it be- feette, fommt unter Slnberm aud^ barin jum Slu^brudt, bag er gern jeben Slnlag toal^rnal^m, um fid^ gegen biejenigen Scanner unb ©emeinfd^aften au^^iufpred^en, toetd^e totber bie rSmifd^e Sird^e aufgetreten toaren ober gar fid^ Don il^r lo^gefagt l^atten. SWod^ neuerbingiS ift nad^getoiefen toorben, toie lebl^aft 8ut^er fid^ öor bem Qf. 1517 gegen bie „Söl^men" aui8f|)rid^t — er brandete getüöl^nlid^ jene ©eften^SWamen ber ©rubenl^eimer ober ^idCar* ben, toetd^e bie SBrüber in SSöfjtntn fetbft. al^ ©d^elttoorte an* fallen — unb toie er il^ren S35iberf|)rud^ gegen bie Äird^enlel^re an^ geiftlid^em ^od^mutl^ ableitet.^) SBefonberi^ toaren i^m ;3<^]^. ^u« unb bie ^ufiten ali^ 1) SDtcdl^of f , 3)ic (Stellung Sutl^cr« iux Äird^e u. f. ». 1883. @. 47 ff. 59 erjicfecr öcrl^aßt. Site er cinft in bcr Ätoftcr^SBibtiot^cf bc« ^u^' ^rcbifltcn gcfunben \)attt, entfette er fid^, toie er er^ä^It, ba§ biefcr bie 1^. ©d^rift fo getoattig fül^re. (£r fd^tug ba« SSud^ rafd^ ju, toeti beffen SWame fo tjcrbammt tt?ar, ba§ er meinte, bie ©onne muffe il^ren ©d^ein Vertieren, toenn er be« SefeeriS in ®utem geberife.^) Qfd^ l^abe mir umfonft aKül^e gegeben, aud^ nur ein ein* jige^ fil^ntid^ejS Urtl^eil bei ®tavLpi^ ju finben. Q6) toeig nid^t, ob er bie „^idtarben", „SSSatbenfer", „©ruben^eimer" u. f. to. irgenbtoo an ben oranger fteßt — 't§ toäre möglid^, bag mir eine fold^c ©teüe entgangen ift — , fid^erlid^ aber ift tjon einer fo oft toieberl^olten SJerurt^eitung nid^tö ju finben, ja id^ möd^te glauben, bag @tau|)i^, in beffen ^eimat^ bod^ biefe Mid^tungen fel^r belannt toaren, fie nirgenbiS in ber SSSeife bel^anbelt l^at, toic fiutl^er t» oft tl^ut. 2Bie bem aud^ fein mag, fo ftel^t bod^ feft, baß um 1517 ©tau))ife ftd^ innerlid^ bereit« öiel toeiter tjon bem riJmifd^en Softem entfernt l^atte al« e« bei fiutl^er ber ^aß toar. 3fn jener ^^i^/ ^^ «^ ^^^ ^^^ „bab^tonifd^en 'ißeftilenj" mit beut* lid^er Slnf))ielung auf SRom rebete (1518), toar fiutl^er nod^ i?on gauä entgegengefefeten Sluffaffungen burd^brungen. 3ßan gel^t meift öon ber Slnfd^auung auö, bag Sutl^er bereit« im ^. 1517 ben gäuälid^en SBrud^ mit feinen frül^eren Sluffaffungen öottjogen l^abe. (£« ift nid^t fd^toer, ba« Unrid^tige biefer 3Äeinung au« Sutl^er« eignen SSSorten ju bett?eifen. 2H« er im Dctober 1517 bie Xl^efen toiber ;3=ol^. Xefeel öeröffentlid^t l^atte, toar e« burd^au« nid^t feine 2(bftd^t getoefen, bie S:i^eorie be« 2lblaffe« felbft ju beftreiten. @r erjäl^It, baß er aud^ nod^ im ^. 1518 bie Slbläffe burd^au« nid^t gänjtid^ 1) 2«. Senj, 3«artin Sutl^er. ©erlin 1883. 2, Slufl. @. 44, 60 f)ait t)ertt?erfen tooßcn *), tl^m tarn c« bamaliS nur auf bcn SDWß* ivanä) berfelben an. Unbefannt mit ber toettUd^en ©eite ber Sxväft, toiz er toax, glaubte er^ bag er ben SSetrug nur aufgu« beden braud^e, um beffen Slbfteüung burd^ bie oberfte ©etoatt ju betoirlen.^) 3lt^ er bann bemerftc, bag bie Si^cfen mel^r änftog erreg* ten, afö er geglaubt l^atte, fud^te er i^re Verbreitung ju l^tnbern. @r fd^idtte fte nid^t einmal benienigen ^^reunben unb ®efinhung«=^ genoffen, mit benen er in bauernbem SSerlel^r ftanb. 2lfö (Sf)t. ©d^eurt il^n im ^riiJ^jal^r 1518 begl^alb jur JRebe fteöte, ant* tüortete er am 5. aJiärj, eö fei nid^t feine Slbfid^t nod^ fein SSSunfd^, bag fte unter baö SSoII fämen; jefet toürben fie fo fel^r l?erbreitet, bag il^n biejJ Srjeugniß reue.') 5Wod^ im 9luguft 1518 l^ielt er eö für not]§n}enbtg, au§* brüdEUd^ JU öerftd^ern, ba^ für tl^n ta^ ©afein be^JJ^gf^itcrö unumftößlid^ toal^r fei. @r tl^at bie^ öffentlid^ in feiner ©d^rift an ^rieriaS unb jtoar, toie er fagt, begl^atb, bamit nid^t bie 1) SSorrcbc p ber ©d^rift öon ber bab^t. (SJcfangcnfc^aft (Octobcr 1520): De indülgentiis ante dnos annos scripsi, sed sie, ut me ntinc miram in modnm poeniteat editi libelli. Haerebam enim id temporis magna quadam saperstitione Bomanae tjrannidis, unde et indulgentias non penitus rejiciendas censebam, quas tanto hominum consensn cernebam comprobari. 2) In iis certus mihi videbar (fagt Sutl^cr), me habitunim patronum Papam, enjus fidncia tum fortiter nitebar, qui in suis decretis clarissime damnat quaestorum (ita vocat iudulgentiarios praedicatores) immodes- tiam. Lutheri praef. ad Opp. Tom. I. (1545). 3) gütiger an ©d^cutl, d. d. ö.SWärj 1518 (bc SBcttc T, 95): Primum, quod miraris, cur non ad vos eas (positiones) miserim, respondeo, qnod non fuit consilium neque votum eas evalgari, sed cum paucis apnd et circum nos habitantibns primum super ipsis confem, ut sie multorum judicio vel damnatae abolerentur, vel probatae ederentur. At nunc longe ultra spem toties excuduntur et transferuntur, ut me poeniteat hu jus foeturae etc. 61 ^idarbcn, bicfe Äc^cr, glaubten, in tl^nt einen SSertJ^eibiger il^rer Seigre gefunben ju ^aben. *) Slm 31. !Cec. 1518 öertl^eibigt er fid^ ®patatxn gegenüber toibcr ben Slrgtool^n, als ob er bie Anrufung ber ^eiligen für Slberglauben l^atte. „SWein . 8afel. Sien 1866. @. 254. 2) 8aelcr Ausgabe öon 1521, fol. 120t). — ^läffexti bei Äeffer, 3)ie 8flcfonnation, ©• 167 ff. 3) 2)ie Tlr^fdl Sntl^erd im Bufamtnenl^ange feiner X^eologie. ip^, 1879. ©• 207. 67 Slud^ bcr 9?amc ,,aK^ftif" fül^rt l^icrauf. aber nid^t einmal ber 3Rann bcr rüdfid^tj^Iofen Sonfequenj, SWeifter ©dl^art, tft biefer ®efa^r erlegen, an Siauter tft {ein o^)ferfreubtgej5 SSSirten in ber ^^oif) ebenfo bemerfeni^toertl^, toie fein finnenbe« Einbringen in bie ®el^eimniffe ber (Stoigfeit. SSJäl^renb bie ^eft tontf)ttz, ffitit er im ÜDienft ber Siebe an&, obtt?o^t be« Sßap^M SBann bcnfelben bebrol^te; ja tt?äl^renb er über ben SSSert^ ber mönd^ifd^en öerbienftltd^en S35er!e, toie er fte betreiben \af), fid^ nüd^tern, aud^ abfäßig auöfäßt, finbet fid^ nirgenb« ein 2ion einer Ueber* f|)annt]^eit, bie anf bie S3erufi8arbeit be« täglid^en fiebenö al§ tttoa^ bem befd^aulid^en Seben l^inbertid^e^ l^erabfel^en möd^te. SBaren eö bod^ aud^ itnU jebeö SBernf« unb ©tanbeö, bie fid^ bamald ju einer ausgebreiteten ©emeinbe t7on ©tilten im fianbe in ben fog. ©otteSfreunben, biefen redeten Sinbern beS m^fttfd^en ®eiftej5, jufammenge* fd^toffen l^atten; ein 3^^9^iß/ ^ö§ bie ©ottfeligfeit aud^ ol^ne äußertid^e SÖSettflud^t unter ber Slrbeit bei8 8ebenj8 gebeil^e." 3)ie änfid^t, baß bie ©otteSfreunbe bie Qfbeate einer tocttpüd^tigen ©ittlid^feit vertreten, berul^t jum 2:^eil auf ber Unftarl^eit/ toeld^e nod^ l^eute t^ielfad^ über il^r tval^reS 3Be[en ^errfd^t, jum Sl^eil aber aud^ auf bem eigentl^ümUd^en ®pta^* gebraud^e biefei^ ©d^rifttl^umö, toetd^er burd^ bie SSertoenbung öon SluSbrüdten tote „ber SBelt abfterben", „fid^ enttoerben", „ber SBett gelaffen ftel^en" u. f. to. ben SJerbad^t ber SBeltflud^t in m5nd^ifd^em @inn toiber fid^ toad^gerufen l^at. (£d ift ja xiäftxi, bag bie (SJotte^Sfreunbe in ber ©etaffen« ^eit ben ^öl^e^junlt ber SebenSgemeinfd^aft mit ®ott erblidCen unb barin baö ,,@nttoerben" al« öoßfommen anfeilen. aber toad l^eigt benn baS SBort ®e(affenl^eit? (S§ mag fein, bag c3 aud^ unter ben änl^ängern ber 2R^ftif biStoeifen 5Känner gegeben l^at, toeld^e bem 3Borte einen ©inn gaben, ber 5* 68 bcn SJortourf bcr SSSeltflud^t ju einem begrünbeten mad^te; aber toa§ einjelne SWenfd^en in ben ^Begriff hineinlegten, füntmert unj5 l^ier nid^t, fonbern baranf fommt e« an, toa& bie berufenen unb anerfannten SJertreter biefer giteratur barunter üerftanben ^aben. Unb ba ergiebt fid^ benn, bag bie ©elaffenl^eit in ber ^anpt\ai)t nid^tö 2lnbereö ift alö bie ©rgebung, bie SBiltig^^ feit, ja bie greubigfeit, ben SBillen ®ottt» jU leiben. 3)ie ©tiüe im Setben wie in ber ^reube, bie SRul^e ber ter unban!6ar bepflü^er @fcr fein Witt), bag er erfiUd^ mein öotcr in biefer lere gcweji ip unb ^n Sl^rifto geboren l^ot." Söurd^arbt, ©riefwec^feL @. 465. 93ierteiB Sapttel. Die alttnanselifil^eii (Bemeinf(^ft. — ^ie 9lTfanbi«(ipIin. ~ ^ie attetoangelifc^n @ememben als fetbft&nbige ©tunbgeflalt 4riftli(^n Sebend. — )($etbteitete SReittungen unb ciflcntlic^ Seiten. — »etonung bet J&erten»otte. — ^a« „®efeft SftTifti**, — 2)te @elanen^tt. — Siuberlii^Ieit. — ®Iaube, Siebe, Hoffnung. — il^etenntitlft- f(i^riftcn. — a)te ©eften=9lamen. — 2)o8 «Itet bet ®emeinben. 3fn unb mit bcr „beutfc^cn Sl^cofogic", bereu SBerfaffer, tt?ie toir tpiffeu, eiu ®ottc«freuub beö 14. Qfal^rl^. gctoefeu toav, l^atte gütiger bie ©laubeuiBlel^re lenneu gelernt unb fid^ ju eigen gemad^t, toeld^e feit :3a]^r]^unberten t)on ber altbeutfd^en O))<)0- fitton vertreten tporben toat unb bie einen 2^l^ei( ber Xl^eotogie jener (S^riften*®euieinben bilbete, bie feit alten Qtittn ben SWamen ®ottei3freunbe unter fid^ jur JBejeid^nung il^rer ©anber* $rebiger gebraud^ten. *) SBir toiffen, bag e& @tau<)t|} getoefen tt?ar, toelc^er ßutl^er in bie altbeutfd^e S^l^eologie eingefül^rt l^atte; toer aber bie Seigrer bei^ (Btavopiii auf biefent ®ebtete gett?efen finb, barüber »erben toir nur bann ein Urtl^ett abjugeben im ©taube fein, toenn trlr m^ über bie SRid^tungen unb ®emeinfd^aften, metc^e bie Präger biefer Siteratur maren unb aber il^re ®efd^id^te in ben (et)ten 1) 2)aS ber 9lame amici dei bei ben fog. fDalbenfertt itt ber Wtatt Sranbfnbnrg unb in Sommern bie €>fnbboten (Hpoflel) htj^fiäfnit, f. frei Sattenboi^, Ufber bir ^nquifltton flehen bif fBalbenfer. Oerfin 18S6. @. 40. fßc^. Steiler, 2)te tlffonnation n. f. tv. 2etp^i% 188.\ (9U0ifUr nntev (Kotte^ennbe.) 82 Qfal^rl^unbcrtcn t)or bcr SRcformatton fflarl^cit ju toerfd^affen fud^cn. @i8 ift bieö um fo uncrlägtid^er, toeit nur naäj 6r* fcbigung bicfcr SSorfragc ein Hareö Urtl^cil über bie wettere ßnttoidelung ber reformatorifd^en SBetoegung unb jumat über bie ^erauSbitbung beiS @egenfa^eS jmifd^en @tau)}i^ unb Sut^er, ben toir batb fennen lernen »erben, getoonnen »erben lann. S5ii8 in bie neueren Qtxttn hinein [inb aüe eöangetifd^en ^orfd^er, gteid^öiet toie [ie über baö Slfter unb bie SReinl^eit ber Seigre bcr fog. SBalbenfer gebadet ^aben, barüber einig gcmefen, baß biefetben „eine e<)od^emad^enbe SBebeutung für bie abenblänbifc^e ©l^riftenl^eit gel^abt l^abcn"/^) unb baß fie „in ben teud^tenbften ffirfd^einungen ber ganjen Äird^e ßl^rifti gel^ören".^) ®ben fo ^at man mit toenigen äui^nal^men ^Ut§ eingeräumt, baß biefelben „auf bem SBege eüangetifd^er ifrei^eit toeit üorgefd^ritten »aren" (3f. ^. Äur^) unb baß fie ju ben S^^&^^ ^^^ eüangettfd^cn SBal^rl^eit ju iaf)kn finb. S^euerbingiS bagegen l)at man angebtid^ bie @ntbed(ung ge^ mad^t, baß ber ®Iaubc bie) er ®emeinben bie „8inie t>t& fatl^o* lifd^en 8ebenöibealj8" auf feinem fünfte überfd^rcitet, bag \>ie^ felben im ®runbe „römifd^*Iatl^otifd^ gerid^tet »aren'O unb baß in il^nen nid^t einmal eine SSorftufe für bie eöangelifd^e Seigre jtt erfennen ift.*) 1) 2B. 2)te(f]^off, 2)te Salbenfer u. f. ». (S^ötttngen 1851. ig« 212. 2) ®. Scc^Icr, 30^. ö. Siclif. ^p^. 1872. I, 46. 8) SKontct, ®l)., Eist. litt, des Vaudois du Piemont. Paris 1885. @. 41 : »Les communautös religienses fondees par les Vaudois acceptent a un petit nombre d'exceptions pres, la dogmatique de TEglise catho- lique. — SD^tt Sl^ontet ftitnmt über ein St.^ülUXf 2)te Salbenfer unb il^re einzelnen ©rupfen, ©otl^a, ^ertl^eS 1886. ^lad) ^mMex l^at 9titfd^I ben ^emeid erbracht, bag bie älteren Sfleformunternel^mungen ,,t}on ben (S^ruub« lagen unb Säften fpejtfijc^ eüangeüfd^er {^römmtgteit aud^ ntd^t eine ©pur Qufweifeu". ©iegener äöorträge 1887 @. 84. 83 ©tefc Slnftd^t tft, fo bcftimmt [ic auögcf^jrod^en tt?arb unb fo \ef)x [ic fid6 bcn ©d^cin cincig rein fad^tid^cn Urtl^cifg gu geben fud^te, in il^rer Uebertreibung unb Unl^attbarfcit fofort crfannt tt?orben unb i)at aföbatb üon berufener ©eite bie 8lb* fertigung erfal^ren, »eld^e fie t)erbiente; ') aber e§ ift bod^ burd^ fie öietfad^ eine SSertoirrung eingetreten, toetd^e ed not^toenbtg mad^t, bie ganje f^rage nod^ einmal näl^er gu erörtern, ai^ t^ ol^ne biefe SDieinung§t)erfd^iebenl^eit l^ier gefd^el^en fein tt?ürbe. ^n meiner ©efc^id^te ber ^Reformation unb ber öfteren SRcform|)arteten, bie im ^erbft 1884 üon mir abgefd^foffen unb im ^[anuar 1885 t)eri5ffcntlid^t tt?urbe, l^abe id^ guerft barauf ]^ingctt?iefen, bag ia^ ÜDunfet, toeld^e« über ber ©efd^id^te biefer ©emeinbcn öietfac^ nod^ l^eute rul^t, nur bann erfotgreid^ auf* gel^cÖt »erben lann, toenn man bie ©efd^id^te ber ©eften* Slamen unb ber biefen fog. Scfeer»®emeinben eigentl^ümtid^en ©inrid^tung be« Sl^oftolatö naiver untcrfud^t. Qfd^ l^atte im Sefonberen barauf l^ingett?iefen, bag bie Sßamen 3BaIbenfer, 2lrme t)on fi^on u. f. tt). ge^jrüft toerben müßten, unb bag bie SKel^r* gal^I ber ©elten*9lamen t)on ben ©gentpmtid^feiten be§ dotier giumö ber SBanber^jrebiger I;ergenommen feien, baß nament^ (id^ bie §«amen „9lrme", „®ute Seute", „SBinfcIer", „®otte§=: freunbe" u. f. to. nid^t bie ®emeinben, fonbern nur einen ge* 1) 3n t)er ^(bl^anblung 3Bi(]^. $reger9, Ueber ba9 ^erl^filtnig ber £a6ortten gu ben SBalbertern be9 14. ^affxfi. (^u9 b. ^bbl^. b. St. b. m. b. Söiff. in. Cl. XVIII. ©b. 1. «bt^I.) Wlün^en 1887. 3)ort fagt ^regcr @. 44 über St. ^Mex9 3Ba(benfer«etubten unter ^nberm: ,3enn tc^ btefe aUgentetne (S^araftertfHI ber SBalbefter über beute, fann id^ mtd^ nur t7er« wuubern, bag in berfelben ber »efentlic^fle (S^runbfa^ ber Salbefter, ber f(^on tu il^rer ^ufangdgefd^id^te hervortritt unb fe^r ba(b mit bewugter ^(arl^ett aU bel^errfd^enbed $rtnci^ au9gef^rod^en unb hnxäf alle folgeuben Seiten feflgel^alten mtrb, ber ^ruubfa^, bag bie ff, @d^rtft bie etngtge 9ltd^tfd^nur für (Slauben unb Se^re ber Ätrd^e fei, gar nid^t erwÄl^nt »irb u. f. w." 3)ieje etnjige ©emerfuug d^arafterifirt in ber Stl^at bie ST^üHerfd^en gorfd^ungen ^inreid^enb. 6* 84 toiffcn ©tanb ton ©eiftlid^cn bcjetd^nctcn. i) ^äf braud^e an bicfcr ©tcOe nur ju toicbcrl^olcn, toa^.td^ bauiat« gcfagt ^abe; bc« SWfiJ^eren fann id^ l^ier niä)t noäf einmal auf bicfc erörtenmgcn eingel^en. ®n toeitcrcr grunbicgcnbcr :3rrtl^uni in bcr SBcurtl^eifung bcr Sftcrcn ct?angcfifd^cn SRid^tungcn Hegt barin, bag man biSl^er t)iclfad^ geglaubt l^at, in il^nen eine ffird^e ober eine Selennt- ni§' unb ©uftu^^öemeinfd^aft auf red^tüd^er ©runblage iin ©imie bcr römifd^en ober ber futl^erifd^en Stird^e üor fid^ ju l^aben. SSielmel^r liegt baS eigentpmtid^e ber fog. ffialbenfer barin, baß fie feine SRed^tögemeinfd^aft, fonbem eine SBruberfd^aft fein »ottten, bag SBelenntnigfd^riften, berufsmäßige ^riefter, SKrd^en, ©aframente u. f. tt?. lein notl^ttjenbige« fiennjeic^en für fie toaren unb bag pe t)ielmc]^r eine ®efinnungg'®emeinfd^aft bifben »oDten. Dbtool^I fie überjeugt tt?aren, baß ®l^riftui8 in feiner ®e* meinbe beftimmte retigiBfe formen unb ®ebräud^e eingefefet l^abc unb obgleid^ fie aUegeit banad^ flrebten, eben biefe formen in öffentlid^e Uebung nel^men ju lonnen, fo »arcn fie bod^ über^ jeugt, baß ©l^riftuS baö ©eelenl^eil an biefe Sräud^e nid^t l^abc binben tooffen unb baß toeber bie S^aufe bte Silgung ber ©c^utb 1) S^ öcrtocifc auf ba« Sfle giflcr meine« emäl^nten ©ut^« s. v. „^oftel**. — iD>2an fann ftd^ t)a9 (Stjlaunen benfen, mit bem id^ in ber im Octobet 1886 erfd^ienenen ^^egenfd^rift $t. TlüUtx9, 2)ie S^albenfer u. f. xo, @. 11 ben flb* fi^nitt II la9f meldtet bie Ueberfi^rift trdgt: ,,2)ie Sebentnng bed Flamen« ^^Sßalbenfer", „Arme öon Spon", „lombarbifdje «rme" a. f. »., wo e« «nter Snberem @. 12 l^eigt: „^^ unterfni^f ba^er l^ier ben mittelalter« lid^en ^ebraud^ ber 92amen, toeli^e bie @efte fft^rt, unb flelle als (Srgebnig üoran: ^om 12. bis gum 14. S^o^tl^* nnb t^eiliveife no(^ länger Derfie^en alle angerbeutfi^en Ouellen, bie eine genauere ßenntni^ üerrat^en, unter S^albenfern, Firmen n. f. to. ni(^t etwaige ®emetnben ober bereu 9)>{itgüeber, fonbem bie a^ojlolifd^eu 9leife^rebiger/' 2)a9 iß alfo ein (Srgebnig St. üßüller«! Ueber weitere fi^nlid^e „(Srgebniffe'' müVin9 U unten (Sa^. 10. 85 ober bie (Sciigicit getoäl^rlcifte mä) ia& äbenbmal^I ober bie SBeid^te bcn S^^Ö^ng ju @oüt^ ®nabe eröffne.*) @d gab für biefc ®emeinben — felbft ben fflamtn Sird^c pfltZttn fie gern ju oermetben — eine ^ettöt)ermtttlung burd^ äußere ©nabenmittel äber]^au)7t nid^t nnb bie ©alramente, toeld^e bie l^errfd^enben Sird^en atö fold^e bcjcid^neten, loaren für ftc ©eremonien nnb äußere fjormen, bie bem ®^riften »eber fd^fib* lid^ nod^ nä^tid^ fein fonnten^ beren ®ebraud^ er aber bort, tt)o bcrfelbe ben ©c^ein ber ^eud^elel tt?ad^rnfen mngte, beffer unter* lieg. S33ie inbeffen bie älteften Sl^riften ftd^ am jübifd^en Xtm^ ^jetbienft betl^eiligt l^atten, fo blieb and^ für biefe Sl^riften bie ÜÄöglid^feit ber S^l^eitnal^nie am ®uttui8 ber l^errfd^enben Äird^en mögtid^ nnb f o lonnten fie innerl^atb ber Sird^en im ©tiüen efiftiren, fo lange man il^re SSerfammlungen, il^re ^rebigten nnb ©ebetc nid^t getoaltfam t)erl&inberte. SSon ben fog. SSSalbenfem be« 14. unb 16. ^a'ffx^). in ^om^ mern unb ber SOtarl 93ranbenburg fagt SB. SBattenbad^: „affung gtitfl naturltd^ nur fo totit, atg bic l^err* fd^enbc Ätrd^c fic niäjt ju ^anblungen jtoanfl, bic fic für ©ünbe ffitlttn, unb eiS tft UmtxUMtotxti) , bag gerabe burd^ fotd^e SBcigerungen überaß bic 8c6er))rogcjfc ^erüorgcrufcn tourbcn. änttogen auf mangclnbe fird^Iid^c ®ct^ättgung fommen eigentlich nie ober feiten bor. !Diefe »er^ättniffe finb bie Urfac^e, bag bie SWac^ric^ten, toetd^e über bie „Äe^ergemcinben" in bie Deffentlid^felt ge* brungen finb, im SSergteid^ ju beren toal^rer äu^bel^nung gering finb. aüein e« ift grunbfatfd^, ju glauben, bag bic Parteien je* matö bernid^tct ober untl^ätig getoefen feien, ©obalb bie a»ög* lid^feit öffentüd^er SSerfammlungen unb ber öffentüd^en Uebung berjenigen gottej^bienftlid^en gormen, bie fie für fd^rift* gemäg l^ielten, burd^ ben a)rudt ber SSerfoIgung unmögtid^ ge^ toorben toar, jogen bie ©ruber fid^ in bie ©titte jurüdE unb fes- ten il^ve ^nbad^ten im ©el^eimen unb je nad^ Umftänben auc^ unter anberen ^Jormen fort. a)er ©d^ttjer^unft tourbc in bie l^äui^Ud^en ffreife öerlegf unb bie SBirffamleit nur auf bie ®in* üerftanbenen auiSgebel^nt. SOtan l^iett fid^ rul^ig unb toaxMt beffere Qtitm ab, aber untergel^en lieg man bie ©emeinben nid^t. täufcrn" öor: „(£« lehren ctlid^c SBicbcrtäufcr, fic mögen in bcibc, in ber $a)}t{ien unb (SDangelifd^en ^irc^en ge^en, aber i^re Se^re unb ^ottedbienß für nid^te ad^ten''. ^el^nlid^e ^uffaffungen treten felbß bei ben ^^^d^wei^er ©rübern" gelegentlid^ be« ®ef^)räd^8 gu SoPngcn im 3, 1532 beutlid^ l^er- öor. (©r«g. 0« äl'^agillrat ber @tabt JBern 1582. ein (£5em|)lar in SBoIfen- büttel.) 2)ort erüärt ber SBortfül^rer ber „Käufer", baß er ein SWitgtieb ber ^&)}fni(^en ^irc^e unter Umfl&nben (b. 1^. »enn t9 ftc^ ^on ben @a!ra« menten fern l^altc) als „©ruber" anerfennen Wune. Auf bie grage: „Glau- bet i^r, bag eine eingige, gemeine ^eilige d^rißUc^e ^ird^e fei, »erborgen in ber ganjen SBelt bei allen ©laubigen? " erflfirte berfelbe 2:äufer: „3a, in ben ©l&ubigen, bie bem ©eifl ®otted ftd^ unterwerfen." — ©ang fil^nltd^: 30^. 2) efnatel, Einleitung gumd^rifll. <8(auben. Slmflerb. 1746. Seftion 59. 87 SDad ^ani, totiä)^^ biefe ®emetnben ober Sruberf duften trofe bcr SBeitl^crgtgfcit in bcr ©utbuitg rcligiöfcr 3lnfid^ten, bic il^nen etgent^müd^ toax, untfd^fang ttnb feft gufammenl^telt, toav bic Organifatton unb SScrfaffung, tocld^cr fie eine befonbere SBid^tigfeit beimaßen, ©ie glanbten nnb leierten, ba§ eine ®e* meinbe avai) bort i^orl^anben fei, n)o nur toenige Sl^riften fid^ gu einer fotd^en gufammenflnben; aber fie forberten, bag biefe ©e* meinbe anf (Srunb ber SBcfel^Ie Sl^rifti regelmäßig organifirt unb in regelmäßiger 9}erbtnbung mit ber ©efammtgemeinfd^aft burd^ bic a^)oftoUfd^e ©uccefpon ober „bie l^anbauflegung ber Sifd^öfe" geblieben fei. 3fn ber fd^ttjierigcn Sage, in njcld^cr fie fid^ ber Uebermad^t il^rcr ^cinbc gegenüber, bic jebe freie SBetoegung l^emmten, faft ftets befanben, tonnte eiS nid^t fehlen, bag einerfeitiS mand^e i^rer ;J$been Derfümmerten, anbererfelt« mond^ertei 2(n|)affungen ein* traten, bie t^ für bie l^eutige gorfd^ung fd^toer mad^en, eine flare ©d^eibung beffen, toa^ für ba« SBefen ber Partei d^araf* tertftifd^ tft, bon bemjenigen, toag lebtgttd^ Snpaffung toav, tjor* junel^men. @id^er(id^ l^aben fie al^ Partei mand^erlei guge* (äffen, toaiS fie, obh)o]§( t9 ju il^ren 9(nfd^auungen nid^t pa^tt, unter bem ÜDrudf ber SSerfotgung nid^t l^inbern fonnten. @o fommt eg, baß fie bem l^eutigen fjorfd^er leidet latl^otifd^er er* fd^einen, atö fie t& in SBirKid^feit toaxtn. Wlaxi fann fid^ bie @igentbümlid^feiten unb ba^ SSefen ber älteren eDangeltfd^en SKd^tungen — id^ »erbe fie unter bem SRamen ber atteüangetifd^en ©emeinben jufammenf äffen — nur bann flar mad^en, n)enn man fid^ bie Stl^atfad^e gegenwärtig l^ält, baß biefe ®emeinben in aüen toefentlid^en ©tfidfen ben aW d^riftlid^en ©emeinben außerorbentUd^ bertoanbt finb. SUtan meiß, baß toeber bie altteftamentlid^e Sl^eofratie nod^ 88 bcr l^cibnifd^c Staat für bic a|>oftoftfd^cn ©cmcinbcn ein ^tnber* ttt^ getoefen ift, tl^r 3)afein mit beftimmten Organen unb Orb« nungen fortjnpfKanjen ^), nnb bag ed il^nen berntSge il^rer ®runb^ fS^e mSglid^ toar^ il^ren ©emeinben, bie aU fold^e verboten maren, bie gorm öon. Srubcrfd^aften, ®ilben, (Jorl^orationen unb ©enoffenfd^aften ju geben^ für totläjt fie bie (Sjriftenibered^tigung t}om (Staat er]^a(ten lonnten unb erl^ietten. Siaerbingd entftanb für bie äRitglieber t^on ^emeinben, bie in ber gorm ber ertaubten Kollegien (Collegia licita) UWn, bie SWotl^toenbigleit, fid^ ber l^errfd^enben @taatj5*JReIigion ober bem 5i:em))elbienft angu^affen unb mitl^in äugerlid^ ein ©Aftern an* juerlennen, beffen innere Sered^tigung fie beftritten. pid^tung jur ffintrid^tung ber ZettOptU [teuer grunbfä^Ud^ geleugnet, aber tl^atfäd^Ud^ bod^, um änfto^ ju tjermeiben, biefe Abgabe entrid^tet (3Äatt^. 17, 23 ff). ®ig entftanben an^ ber B^^^fl^tage, in ber bie verbotenen ®emeinben fid^ im römifd^en Sleid^ befanben, eine 8Seil^e Don Folgerungen, bie fid^erlid^ üon il^ren SSer tretern lieber »er^ mieben n)orben to&ren, bie aber, nad^bem fie einmal un^er^ meibttd^ getoorben toax^n, üon toeitreid^enben SBirlungen ge* morben finb. 35a]^in gehören bie Sln^affung ber ©emeinben an toeltlid^e gormen unb tjor allem bie ©infü^rung ber fog. Slrfan* bi«ci|)tin.») 1) iRäl^ereS bei itdfUx, 2)ad apo^oU unb bae nad^a^oflol« 3ci^<^^^^^* 3. «up« 1885. @. 92 f. 2) 6te ergab {td^ mit ber 3n>ett]^etlung beS ^ottedbienfled Don felbfl. 2)te ^ettoaltung ber ©alcamente tourbe nid^t b(og Dor ben ^^id^td^riflen, fonbern auä) t)or ben ^ated^nmenen, bie im übrigen ald ^l^riflen unb trüber galten, gel^eim gel^alten. (Srfi mit ber (Srtl^eitung ber Saufe, bie burd^weg im ]p&itxen ?l(ter erfolgte, erfuhren bie ©ruber alle ©el^eimniffe. ©i« um bas 9* 1^0 ^9 leine einzige fidlere @pur ber ^inbertaufe 89 ®attj äl^nUd^ toax bte ©teOung ber mittelaltertid^en „Rtiitt» ©emcinbcn" jur römifd^^fatl^ottfcl^ctt Ätrd^c, bic ja in bielcr §tn* [id^t a(^ bie Erneuerung bed altteftamentUd^en ^rteftertl^umiS unb be« l^eibnifd^en ©taatsKrcl^entl^umg baftanb. ©ie toaren ebenfoöö vermöge il^rer ^ringipicn fällig, fid^ unter ber neuen römifd^en SBettfird^e in berfelben SBeife fortju^flangen, »ie bie altd^rift* (id^en ©emeinben fid^ unter bem römifd^en äBeIt«@taat fort* ge))flan2t l^atten unb bieiS um fo el^er, n^etl bie neue SBelttird^e^ toie fie feit fiaifer Eonftantin beftQub, ia» alte Sl^riftentl^um itoav bebedCt unb t^erl^üQt/ aber bod^ bem SQSefen nad^ jum S^^eil in jid^ aufgenommen^) unb bie attd^riftlid^en Urfunben im Sanon beiS 'Sfltnm Steftamenti^ jur ergäujenben SRid^tfd^nur ht§ @(aubeni$ erflärt unb unter fid^ fortge|)fIan3t l^atte. @iS ift merltoürbig, bag aud^ bie mittelaUerUd^en Se^er« @emeinben gerabe bie ©Üben ber ^anbtoerfer iebeiSmal bann, toenn fie bon ber SBeltfird^e üerfolgt tourben, jur JRüdtjugölinie iDä^Iten unb in biefen Reifen in aUer @tiQe il^r ®emeinbe(eben fortfcfeten — eine S^l^atfad^e, burd^ bie ei8 fid^ erflärt, bag eine Sleil^e ber gebräud^üd^ften @eften*9?amen (toie S:ifferanbj^, ^ata* rener u. f. to.) bon ©etoerben l^ergenommen finb, bie anbererfeitiS aber aud^ bie JJortfefeung ber ärfanbij^ci^jlin, toie fie in ben attd^riftUd^en @(emeinben üblid^ toar, notl^toenbig mad^te.^) (S& gel^Srt ju ben @igentpm(id^feiten biefer ©emeinben, ba§ il^r SSSiberf^rud^ gegen bie l^errfd^enbe Äird^e fid^ feinei^toeg« nad^ioeidbar. — Ueber bie Slrfatibidct^Iin ügl. i^ontDetfd^ in b« 3^f<^* f* ^iflor. 2^col. 1873. 1) @. $arnad, iel^xHd) ber ^ogmengefd^id^te I, 344. 2) SBattenbad^, Ueber bie ^nquifttion gegen bie SBalbenfer. 1886. @. 66, tttodf^ni folgenbe Sudfage beiS $. ^e^er: „Grediderit, quemlibet in 8ua fide salvari et qnod ideo appellaverit nos dy vremden, quia non haberemos ita bonas secretas doctrinas et operibus notiores essent Deo/ 90 btog auf irgcnb einen etngelnen ^unft ber Seigre ober ber ftrii^* lid^en Orbnung erftredte, fonbern bag tl^re O^^ipofitton einen grunbfä^Iid^en Sl^araltet trug unb einen ia& ganje &t* bäube umfaffenben ffliberf|)rud^ borftettte. ^) 9Äan lann fid^ bie SSJid^tigfeit biefer Xf)at\a(S)e burd^ ein ä3eif)7ie( Kar mad^en. ^ie meiften $&retiler beiS SlUertl^umd, bie Strianer, üRonard^ianer, STOonopl^^ftten, ^elagiancr u. f. h). l^atten i^ren Sßiberf|)rud^ an irgenb einen tDiäjü^tn @a^ beiS Sel^rgebättbe« angefnüpft, ba« ®ebäube felbft aber mit Slng^ nal^me biefe^S ©a^eiS bod^ int (trogen unb fangen unangetaftet getaffen. S)ied toar i^ieQeid^t nad^ ber einen ®eite l^in fär fte l^ortl^eill^aft, nad^ ber anbem aber bod^ fo nad^tl^eilig , bag fie fd^tießfid^ iebe«mal biJBig befiegt unb aufgefogen »orben finb. ffi« ttjar eben, njie id^ an anberer ©teüe nad^getoiefen l^abe *), nid^t irgenb eine beftimmtc SBefonberl^eit ober §ärefie, fonbern eine fetbftänbige ®runbgefta(t bed Sl^riftentl^untiS, toeld^e biefe alteDangelifd^en ©emeinben vertraten. S)er ©d^toer^junft biefer ^Jorm d^rifttid^en SBefen^S lag über* l^au^t nid^t in ber Seigre, fonbern int Äeben, nid^t im ^rieftertl^um ober ber ffird^e, fonbern in ber d^riftUd^cn ®e* nteinbe. Srtad^ ber Uebergeugung biefer Sl^riftcn l^atte ^^xx^iM niäji nur felbft eine ®enteinbe geftiftct, fonbern aud^ in SBejug auf bie ®emelnbe'3!erfaffung binbenbe SSorfd^riften gegeben. ÜDie 93efolgung biefer Gebote unb bie 93eobad^tung ber a))oftpnfd^en @emeinbeorbnung gel^Srte nad^ il^rer Uebergeugung gum SQSefen ber redeten ©emeinbe. SWad^bem Sl^riftuiS fid^ fetbft jum D|)fer bargebrad^t l^atte. 1) a)ic8 ip fdjonüon®. Scd^Ier, 3o^. ö. Söiciif ?^a, 1873 I, @,42 beobad^tet tt)orben. 2) 3ttr (S^efd^td^te ber alteoangelifd^en ^emeinben« SBortrag, gel^. ^u Herrin am 20. a^ril 1887. «crlin, ($. @. mittUx, 1887. 91 toax ber 3^^*/ ^^^ ^nttn unb l^cibcn burd^ bcn D:t)ferluItUiJ crftrcbtcn, n&miid) btc SScrfö^nung ®ottc3, ein für aüt SÄal er* reid^t. 3)amtt toar ber altteftamentßd^e 0)7ferbtenft unb bad baran flefnü))fte ^ricftertl^um bcfettigt unb an fctnc ©teile gemäg El^rtfti SBeifung baö alltflemeinen ?rieftertl^um aller ©laubigen getreten. !£)tefeiS aUgemeine ^rieftertl^um fd^Io^ |ebei9 menfd^Iid^e SDWttleramt an& unb berief bie ®emetnbe bei SBeftettung ber äemter unb Ucbung ber Quijt ju toefenttid^er SKitttjirlung. S)ie d^riftlid^e ©emeinbe toax aber nad^ il^rer Uebergeugung — unb l^terin trafen fie abermate mit ber altd^riftlid^en Stuf* faffung Doüf omnten jufammen — feine {Red^tj^gemeinfd^aft, fonbern ein freitoiltiger 35unb tjon Srübern, toetd^e il^ren ©iflen funbgegeben l^aben, fernerl^in im ®(auben unb ®e^orfam ifjxt^ |)errn unb äßeifteri^ ju leben unb ju toanbeln/ üDemnad^ berul^t bie @emeinbe il^rem SBefen nad^ auf bem ©runbfa^ ber greil^eit unb ^JreitoiUigleit.*) ©ie fannten unter il^ren STOitgtiebern leine Unmtnbigcn unb nod^ toeniger fold^e, bie i^r burd^ StoanQ angel^örten. @ie Der* iDarfen jeglid^en ^^^^9 ^^ ©ad^en beiS d^riftlid^en ®(aubeni^ unb bie®en)iffen3freil^cit toar txm^ il^rer Dornel^mften ^ringlpien. 3Äan l^at mit SRed^t gefagt, baß eö unbiüig fei, toenn man, um fid^ ein SBilb tjon Äutl^erig Seigre jU mad^en, bie 9)?änner, bie in feinem SWamen an Dielen Orten (j. JB. fd^on 1521 in ©rfurt) ®ett)altt^ätigfeiten berübten, abfragen tooüe. ®enau baffelbe trifft auf bie „SBatbenfer" ju. (Setoig toaren fonber* 1) ,,^te d^nmblage be« 2:abontent^umd'' (fagt gfr. D. i^ejolb, 3nr ®efd^. b. ^ufltentl^unie. Wtünä)tn 1874. @. 65 f.) toar bie ®emeinbe (obec), b. 1^. ber Inbegriff ber gläubigen ^über unb ©c^ioeflern, totläft ftd^ freitotllig giifarnntengefunben batten, um Vereint p leben nnb gu fterben.'' 2)a| mit biefem (l(runbfa|} ber (Jreitoilltgfeit bad ^rin^t)) ber (Bf toiffendfreil^eit t)on felbfl gegeben \% toirb aud^ bem blöbeflen Suge flar fein. 92 bare äJteinungen üetfd^tebener 9(rt unter il^nen t^erbreitet, aber ed ift bie ^fltd^t ber un^artl^eüfd^en ©efd^id^tfd^retbung, bie eigenttid^e Seigre t7on ben t^erbreiteten SUteinungen flar 3U unterfd^eiben unb fobalb man bie^ t1)nt, toirb man m ber i^anb tl^rer officieUen Sunbgebungen finben^ ba^ ed fxdf fjitt um eine fel^r beftimmte unb Kar audge))rägte S^eologie l^anbelt — eine 3ll^eo(ogie/ bie auf guten unb feften @runb« lagen rul^t. t^ür biefe ©emeinben toav ber ®(aube feftgefteKt in ben )7ro|)l^etifd^en SSfid^ern bei^ 9(Iten S^eftamentd, foti^ie in bem ©tjangelium Qfefu ffil^rlfti, bor Sßem in ben SBorteU/ bemSSor* bilb unb bem «eben E^rifti felbft. SKit üoQer Älarl^ett tritt in il^ren ©d^riften bie ^Betonung ber ^errentoortc^), gu^ mat ber 85erg|)rebigt, in ben SSorbergrunb. „gür bie ,?lrmen tjon S^on^ (fagt ®. D. Sti\ä)tDiii) l^attc bie JBerg|)rebigt bie S5e* beutung be§ ©Dangeüumö f atej od^en". *) 5luS il^r entnal^men fte ben il^nen aitiSfd^tie^Iid^ eigentl^ümlid^en ©ebanfen ber et^angeltfd^en ®ebote ober bei^ „®efc^eö Sl^rifti", ber fid^ in ber befonberen t^affung, bie fie il^m gaben , n)ie ein rotl^er f^aben burd^ i^re ganje Literatur l^inburd^ jiel^t unb feit nvaltm Reiten (g. 93. fd^on bei ben fog. Äatl^arern) nad^ttjeii^bar ift.^) Sine ber erften ©teöen unter biefen eöangelifd^en (Geboten nimmt in ben uni^ überlieferten Sel^rfd^riften unb Äated^iMcn 1) €« ifl bied ein $unlt, in toeld^em biefe ^emetnben eine merfwürbige iSenoanbtfd^aft mit ben attd^rifUid^en (Semetnben geigen. 9^euere gforfd^ungen über bie ^efd^id^te \)t9 ^anond (9. Seig, Se^rb. b. (Einleitung in b. 92. %e% SBerlin 1886; ^or^mann, 2tf)xh. b. ^ifl.*frit (ginleitung in b. SR. Sefl. gfreiburg W, 2.^uf[. 1886; t>Ql bogu ^. ^arnad, Sil^eot. Sit.«3tg. 1886. 9h:. 24, @p. 557) l^aben nnS ben $anon ber $errentt)orte bon ben Briefen genau untertreiben gelehrt, dxft feit bem (£nbe bed 2. 3fa^r^. ifl in ben (StoangeUen nid^t me^r blog toie früher ber rebenbe $err bie Sutorit&t, fon« bem aud^ ber fipoftti, ber fie gefd^riebeu l^at. 2) 2)ie $Qte(!^temen ber Salbeufer u. f. tt). 1863. @. 102. 3) Seaiti^roi^ a. a. O. e. 101 f. 93 neben bem 3Scrtot beiJ ©d^toörenö bcr ©o| ein: „3)n follft nid^t toiberftrebcn bem Uebet".^) SWid^t überaü nnb ju aßen Qtittn fd^eint bic Slnj^Icgung, toeld^e bie SBrüber biefem ®ebot gaben, bic gtcid^e getoefen gn fein; batb 30g man fel^r tueitgel^enbe, balb bcfd^ränftere fjolge^ rungctt baran^g, aber überaß tritt nm5 gcrabe biefcr ©a|5 in feiner befonbercn SJetonnng al3 ein ffennjeid^en biefer Sl^riftcn ent* gegen. Der ®cban!e nnb bie fjorbernng, toeld^en fie bamit Sluö* brncf geben tooßten, toar im ®runbc fein anberer als ber, toeld^en bie bentfd^c 3ÄijftiI in ba« ©ort ©elaffenl^eit legte, nämtid^ bie JBengnng nnfere« ©igentoißenS nnb bie JJreubigfeit, ben SBißen ®otte« ju leiben. Die 3D?9ftiI erfannte in bem Seiben für ben, ber t^ im ©inn unb ©cifte (Jl^rifti trägt nnb butbet, eine befonbere ©nabengabc nnb eine ©taffet auf bem SBeg gnr ©inignng mit ©^riftn^S ge« mag bem $)errnh)orte: „©clig finb, bie ba Seib tragen, benn fie toerbcn getröftet toerbcn" nnb ber 5ln«Iegnng biefeS SBortei^ bei ^anluS: „S33ie toir Kl^rifti Seiben reid^lid^ erfal^ren, fo erfal^ren toir and^ reid^tid^ Stroft burd^ Sl^riftng" (2. Äor. 1, 5; öergl. 1. $ctr. 2, 19 ff.). Qn biefem unb bem bertoanbten ©d^rifttl^um ift öiel bom „Seiben S^rifti" bie 9iebe, nnb jtoar toirb biefer StuiSbrudt oft (toic bei ^aulu«) im ©tun bei^ Seibenö ber Kl^riften ober bej8 d^rifttid^en Seiben^S gebrandet, an toetd^eS l^ol^e äSerl^eigungen in SBegug auf bie ©riangung ber @nabe unb ber ©eligfeit gelnü^ft flnb. Denn ©l^riftu« l^at biefe« Äeiben, b. 1^. ia^ gott* ergebene Dutben ober bie teibcnöttjiüige Srgebung in untjerfd^ut«^ bete Srübfal, jum Sennjeid^en feiner redeten i^ünger gemad^t 1) ^. grage 21 be9 SBalbenfer-^ated^idmud, l^rdg. t), 3eM<4^i4 ^* <>• O* e. 17. 94 unb üorauiSgefagt, baß bte, bte mit bulben, anä) mit l^errf^en tocrbcit (2. lim. 2, 12) unb alfo ber cmigcn Quat cntgcl^eii. (Off. 14, 12.) ^n bcr Zf)at finbc id^, baß im SWcuen Jcftamcnt gcrabc biefc ©daffenl^cit unb Seibcni^mifliglcit im STOittet^junfte bc« d^rift* lid^en ©cbanfenfrcifcö ftel^t unb fid^ burd^ aßc SBüd^cr in gfeid^cr SBeife l^inburd^jiel^t, ja baß gerabe l^ietin ein ©nabenmittet t)on bcfonbcrcm SBcrtl^ crfannt toirb. ,,a)cnn ba« bringt ®nabc, l^ei§t c8 im crftcn ^ctru^bricf, tocnn einer, @ottei8 eingebenl, Unbilben erträgt unb untjerbicnt leibet. a)enn toa» toäre ei^ für JRul^ni, toenn il^r um 3Äiffetl^at toiüen ©treidle teibet. SBenn il^r aber @ute^ tl^ut unb gebutbig (eibet, baiS bringt ®nabe bei @ott. £)enn bagu feib il^r berufen, fintemat aud^ Sl^riftu^ l^at gelitten für uniS unb uni9 ein äSorbilb gelaffen, auf baß i^r foUt nad^^ folgen feinen gußta^fen". JJnöbefonberc aber toarb bem obenerto&^nten 4)^i^i^ttgebot in biefen ®emeinben eine SSejugnal^me auf ba^ fieiben toiberfal^renen Unred^tiS unb auf ia^ SSerbot ber :t)erf0n(id^en SRad^e ge^ geben unb l^ierin n^aren ade il^re t^erfd^iebenen Stid^tungen einig. (Sinige unter il^nen glaubten, baß fie bem ®ebot aud^ eine ainipenbung auf bie öffentttd^en unb ftaatUd^en 85er^(tniffe geben müßten, inbem fie leierten, baß jebe ®egenttjel^r unb jnjor aud^ biejienige, bie nid^t an^ fWad^e, fonbern auj8 SWotl^toel^r ent- f))ringt unb lebe STOittoirlung babei (ttjetd^er 9lrt fie aud^ fein möge) burd^ ©^riftu« l^abe Verboten toerben foBen. *) i^nbeffen l^at biefe äuffaffung, fonjeit id^ fie Verfolgen fann, ftcti8 nur ben 6:i^arafter einer t^erbreiteten SAeinung, uid^t ben einer eigentlid^en Seigre gel^abt, b. 1^. bie ©emeinfd^aft erfannte aud^ biejenigen atö 93rüber an, toeld^e bie SReinung nid^t tl^eitten, toäl^renb im $aQ 1) 3u ben Vertretern biefer 9(nftd^t gehörte $eter (Sl^elcidt). 9lä^ere6 bei t). ^esolb, 3ur (&t]äf. b« ^uruent^ums. ^ündttn 1874. @. 21. 95 bcr JBeftreitung ctgcnttid^cr Seigren (tool^in j. JB. ba« SJerbot it§ ®d)tvvLx& gcprte) aud^ bic Slncrlcnnitng bcr brübcrltd^cn Qu* fammcngcj^örigleit tjcrfogt gu mcrbcn |)Pegtc. 35tcj[cnigcn JBrübcr, meldte bic attitoenbung unfereö ^errcntoortc« an^ bic ftaatlid^cn 35ingc beftrittcn, l^atten bic 5lui8lcgung bcö ?ßau(u5, bic bicfcr im 12. Stapittl bc8 {«ömcrbricf« gicbt, atö ftarfc ©tüfec il^rcr 2ln^ fid^t auf il^rcr ©citc. SKan tociß, baß bic bcutfd^c 3K^ftif bic ©nttoirftung bc3 üßenfd^cn im Sügcmcincn fid^ in brci ©tufcn ober ®rabcn bott« jicl^en lägt, tocld^c fic aW bic ©tufcn bcö Snfangö, be3 3«' nel^mciij^ itnb bcr SSoßcnbung bcjcid^net. 3fn 93cjug auf beu SBcgriff bcr ®elaffenl^cit finben fid^ bic ©^juren äl^nfld^cr ©tufeu, bic üicßcid^t ben brci öorcrmö^nteu ®rabcn ju cntfprcd^eu bc* ftimmt toaren. ^n bcn anfangcnbcn Sßcufd^cu »ol^nt bcr Strieb nad^ SJcr* gcftung unb bcr ffluufd^ bcr SRad^e noxi^ ungcbrod^cu. 3luf bcr l^ö^crcn ©tufe bcr (grfcnntnig unb bcr ®elaffen* l^eit bcgel^ren bic SKenfd^cn bic SScrgeltung nid^t; fic tl^un feinen ©ibcrftanb irgcnb einem Uebel. ©ie tooKcn fid^ felbft nid^t räd^en unb bcgel^rcn aud^ nid^t, bag bic Dbrigfelt bicjcnigcn ftrafe, toetd^c il^ncn Uebelcj? getl^au l^abcn. ©obatb bic SD?enfd^cn in bicfcm jtoeiten ®rabc geübt finb unb bic ©ud^t bcö eignen SWufeenö unb ben S^rieb nod^ ^erfön* lid^er Siad^c in fid^ gctiJbtet l^aben, toerben fic lebe SScrgeltung ober ©träfe um il^rcr fctbft toiffen bcrfd^mäl^en. S)od^ bic in bicfcm ©inn gelaffenen Süicufd^en l^aben baö Siedet unb bic ^flid^t, bic ©träfe bercr ju fud^cn, tocld^c ol^nc SScrgeltung nid^t gebeffert toerben fBnncn. Die erjicl^enbe ©trafgctoalt ift nid^t nur nid^t ücr* boten, fonbern fic muß auö Siebe jur ©cred^tigfeit geübt toerben. Sl^riftuJS felbft, bcr fonft ba^SSorbitb toittigen SeibcniS ift, l^at in bicfcm ©inn SScrgeltung unb ©träfe geübt, 96 als er fid^ ®ctgctn an^ ©triefen mad^cn tte§ unb bic Ääitf er unb SSerläuf er an« bem Stcm^jet trieb. Qo^. 2, 15.) ®anj befonber« Betonten fie ben ©a(j, bag Sl^rifti SÄeid^ ein SReid^ be« griebenjS unb ber Siebe ju fein ober ju toerben beftimmt fei, unb bog in btefem SReid^ bereinft aM SBtutöergiegen, in toeld^er ^omt aud^ immer t^ flcfd^el^e, ein 6nbe l^aben muffe. (S9 erfd^eint ate ein loid^tiger SBeftanbtl^eU il^rer Seigre feit t)ieten :J^a]§rl^unberten ber ®afe, bog bie ^inrid^tung eine« STOenfd^en t)erboten fei unb fie l^aben nie auf gel^Brt, bagegcn SQSiberf^rud^ ju erl^eben.^) Unter ben ,,et)angeUfd^en (Geboten" ber toatbenfifd^en Sel^r* fd^riften erfd^einen aud^ biejenigen ©äfee, toetd^e in il^ren i5olgc*= rungen jur grunbfafetic^en Suf^ebung ber Unterfd^iebe jtoifd^cn ©Itat)en unb freien, jtoifd^en ben fWaffen unb Siationali«' täten unb ferner jur ©leid^fteUung ber ®efd^Iec^ter fül^rcn mußten. S'iad^ ber Ueberjeugung biefer ,Mt^tx'' l^atte ©l^riftUiS Befolgten, bag unter feinen toa^ren ;Jyüngern alle bie ©egenfä^c unb fünfttid^en ©darauf en, toetd^e bie 3Äenfd^en gteifd^en §errn unb Seibeignen, jtoifd^en :$Juben unb ©riechen u. f. to. aufgc» rid^tet l^atten, aufl^ören foöten unb baß alle ÜJienfd^en, fofern fie Sl^riften unb in SBa^rl^eit Kl^rifti Sßad^folger toaren, tjor ©otteö Singe einanber gteic^ feien unb als Sinber il^rei^ aSaterö im ^immel unter einanber tt?ie SBrüber unb ©d^toeftern leben follten. ÜDie ;JJbee ber S3rüberlid^Ieit, loeld^e bie altet)angelifd^cn ®emeinben bem „®efcfe Sl^rifti" entnal^men, mußte ol^ne tiefere firaft bleiben, toenn fie nid^t in gegenfeitiger o^jferbereiter ^ülfe 1) mf)txt9 bei Äcttcr, 3)ie aicformatton, @. 50, 250. 406. — Sßattcn» 6a(^, Ueber bie Sfnquifttion gegen bie SBalbenfer u. f. to. 1886. al^er gel^Srte bie Unterfüi^ung ber 92ot]^» Ictbcnbcn unb Slrmen ju tl^rcn gcmctnbUd^cn unb Brübcrüd^cn ^flid^ten. , toeld^eiS bie SBrüber ttmfd^fang, bag at(e natürftd^en SebeniSbanbe/ oQe ^ertpanbtfd^aft unb f^reunbfd^oft bort gurädCtraten/ too beren ^flid^ten mit ben red^tüerftanbenen ^fltd^ten ht& Sl^riften in SBiberfiprud^ geriet^en. Sl^riftu^ felbft l^atte in feinem 93er«« Ratten l^icrfür baö SSorbitb gegeben. ÜDag toalbenfifd^e gragebud^, toeld^e« bie ,,ei?angettfd^en ®e* böte" anfi&fflt, entl^ält an gleid^er @teöe bie fjrage: ,,S35orin fangen aße blefc ®ebote?" unb giebt bie Slnttoort: „^n ben jtoei großen Geboten: 3)u foßft ®ott Heben über aüe ©inge unb beinen Mc^ften toie bid^ fetbft." 3)ie Siebe ift mitl^in bie erfte $aut)ttugenb unb ht& ©efe^eiS (SrfüQung. Slugerbem aber fennt bie Seigre ber Srüber nod^ jtoei anbcre ©runbtugenbeU; nämtic^ ben ©tauben unb bie i^offnung, unb beftimmt ben begriff ber (enteren atd bie //fidlere @rtoartung ber ®nabe unb ber fünftigen ^errlid^feit."*) Unb l^ier ift ej8 toieberum bie Serg^jrebigt nebft il^ren ©etig^jreifungen, auf loetd^e ber 35rüber*fiated^ii3mui3 fid^ beruft, inbem er fagt: ,,ber ©ol^n @otit», unfere einzige Hoffnung, l^at felbft üiete SSerl^eigungen gegeben unb bargeboten in ben ad^t ©elig^jreifungen, bei ®el^orfam gegen feine SBorte unb ®(auben an il^n unb Siebe ju il^m unb bei feiner SWad^foIge." ,,SSon biefen SSerl^eigungen, fagt bad t^ragebud^, gel^t bie Hoffnung au«." 3fnbem Sl^riftu« jene ®ebote giebt, beren öornel^mfte toir oben exto'dfjnt l^aben, fügt er l^inju : ,,@o f oQ euer £ic^t (endeten Dor ben 3Äcnfd^en, auf baß fie eure guten SJßerfe fe^en unb euern SSater in ben $)immetn ))reifen", aber er fagt aud^: ®eüg 1) 3eaWwi(5 a. D. @. 80. SttlUt, ®tatU)it 98 finb bic ©anftmütl&tflcn unb fcltg ble SBarml^crjlgcn/ bcnn il^rcr tft ia» ^immctrcid^ unb t^r £o^n Ift grog in bcn l^immdn." @emäg biefen SSerl^ei^ungen toattn bie 93rüber übetjeugt, ba^ fie burd^ ben Glauben an (Sf)xi^iu^ unb burc^ ben &t^ox^ fam gegen feine ®ebote ertöft feien öon @ünbe unb ©d^ulb, pc l^offten burd^ bie SSergebung, bie ffil^riftuö im Seiben unb Sterben für fie errungen l^atte, il^r eigne« SeBen ju gewinnen unb c8 auf etoig ju bel^alten. pr Sflte«, toa« fie im 3)ieffeit« um ffil^riftt teilten opferten, toaren fie getoi§, beiS überfc^toengtic^ften ®rfafeej5 einft im i^enfeitö tl^eitl^aftig au »erben, »uf ®runb öon ;JJefu ©ort toaren fie burd^brungen öon bem unfd^äfebarcn SBertl^, ben jebe SÄeufd^enfeele bor ®ott befifet unb t)on ber Uebergeugung, bag ®ott fid^ aller feiner Sinber, bie i^n lieben, Uebenb erbarme. @d ge]^($rt gu ben (Sigentpmlid^feiten biefer Sl^riften, ba^ in il6rer SEl^eoIogie bie ^htt bei^ Weid^e« ©ottei^ eine öiel größere 9ioüe f^jielt alö in ben ©d^riften ber l^errfd^enben ®on* feffionen. 9Äan lann beobad^ten, bag bie Vertreter ber Äird^e fid^ in Erörterungen über bie 3ÄitteI, burd^ toeld^e ber ©in g eine fein ^eil im ;JJenfcit§ gu toirfen ober gu tjerfd^ergen im ©taube ift, nid^t leidet genug tl^un fönnen, unb bag fie eben l^icrüber in gro* gen STOeinungjStjerfd^iebenl^eiten fld^ befinben. 3fn biefen alten ®e* meinben aber n)ar t^ ber Slufbau be« ©ottedreid^iS, ber il^r 3)enlen unb Sil^un befd^äftigte; biefen moBten fie mel^r burd^ bie SSoügiel^ung be« ,,®efefeej8 ffil^rifti", att burd^ öielbeutige Se^ fenntniffe unb ben &ianhm an fold^e l^erbeifül^ren, gemäß bem SBort: „S)aran toirb Qf ebermann erfennen, baß il^r meine jünger feib, fo il^r Siebe unter einanber l^abt." ffi« entf^rad^ bemnad^ il^rem ©tanb))unft, baß fie 58 e* lenntnißfd^riften unb ©Embolen, toeld^e bon SOienfd^en öerfaßt toaren, eine geioiffenbinbenbe firaft nie l^aben guerlennen tooßen — ein ©runbfaft, beffen Siurd^fül^rbarfeit auf ber aSoraui^* 99 fefeung rul^t, bo§ ber ^cüj^erttjcrb nid^t an bcftimmtc Hrd^lid^ tjorgefd^ricbenc &lanUn^\lx%e ober ©nabenmittcl gefnü^jft ift. ©ic l^abcn il^re ablel^nenbc ©tcöung gegenüber fold^en SBefennttiigfd^riften fo fotgerid^tig bnrd^gcfül^rt, ba§ fic (tocnig* ften^ in il^ren befferen Qtittn) felbft benienigen ©Embolen, toctd^e öon ber Äird^e feit ben :Jya]^rl^unberten, too pe römifd^ unb fatl^olifd^ getoorben toax, feftgefteßt unb jur allgemeinen änerfcnnung gebracht toorben ttjaren, fid^ nid^t nntertoerfen ttjoüten. SBenn man bebenft, ipclc^^ anßerorbentlid^ grofeeö Slnfel^en ©^mbole toic ha& nicänifd^e, bai3 nicäno^conftantino* ^olitanifd^e, ba^ atl^anafianifd^e*) nnb befonberg baö fog. a^joftolifd^e im Slbenbtanbc toie im STOorgenlanbe einft befcffen l^aben, fo erfennt man, toie tief ber grnnbfäfetid^e SBiberf^rnd^ biefer ©emeinben toiber bic Sird^e getoefen fein muß. SefonberiS mer!tt)ürbig unb folgenreid^ ift bie ©teßung ber Sefeer be^ ÜÄittelalter^ gu bem fog. a^joftolifd^cn ©^mbot, eine ©tettung, bie tjottftänbig nur au§ ber ©efd^id^te ber S^auff^mbole überl^au^Jt erflart njcrben lann. Unfer l^eutigej^ Symbolum apostolicum l^at meber mit ben Sl^jofteln, nod^ mit ben a^oftoltfd^en ©emeinben ettt)a§ ju tl^un unb bie gried^ifd^e Sird^e fennt e3 befanntlic^ bi^ auf biefen STag überl^au^Jt nid^t. ^ä) laffe eö bal^in gefteßt, ob ein STauf^* f^mbol (unb eDentueß tt)eld^e§) in ben altetjangelifd^en ©emeinben überliefert gen^efen ift; jebcnfaßg ftel^t aber fotjiel feft, baß fie gegen ba§ ©^mbol in feiner l^eutigen {tttva au^ bem 9. ^aijxi). ftammenben) S^orm ijjal^rl^unberte l^inburd^ S33iberf|)rud^ erl^oben l^aben. 2) 1) Ueber bie ^itUmiQ ber alteü. (S^ememben gum ^tl^anaftanum (au9 c. 500) ögl. gricg, £)e|ir. Ouartdfd^rift 1872 @. 252. 2)ic gorbcrung bcT Unterwerfung bewcift bog man in biefer ^injtd^t pe für falfd^gläubig ^ielt. 2) 3)ie SBeWeifc bei (E. ®ouai«, Practica inquisitionis heretice pra- vitatis auctore Bern. Guidonis etc. Paris 1886. @. 249 f. — Inno- 7* 100 ®6ctt btc ©riinbc, auf tocld^c fie bicfcn SBibcrf^rud^ ftüfecn, Mtnäjttn l^eK tl^ren @tanb|)unft ju ben ©(aubeniSqueQen. S)er i^nquifitor JBernl^. ®utboni« berid^tct, baß bic „SBalbcnfcr" bag ©^mbolum ab(e]^nen, meit eiS r/ttid^t burd^ Sil^riftuiS einge^ fc^t fei", f Ottbern burd^ bie riJmifd^c fiird^e; unb biefetbe äeuße* rutig l^abeti atibere ;JJnqutfitoren aufge jeid^tiet. *) ®ben berfetbe @o^ toax z» anä), auf toeld^en fie fid^ in ©ad^en be« ®ebctg beriefen. ®eit alten Qtittn ift eö nad^^ trei«bar, ba§ fie nur gemäß bem »efel^Ie e^rifti (^attf). 6, 9) beten tooüten. *) Darin lag jugleid^ ber ®runbfafe aui^gef^jrod^en, baß fie nur ju ®ott burd^ JJefu« ©l^riftui^ beten tooßten, ba fie in i^m ben SSermittler unferei^ 3h^H^ ju ®ott erfannten. 3)ie forttoäl^renbe Betonung bei^ SSaterunferi^, bie toir bei centii m. P. M. Epist. Libri IV. Toulouse 1635. Annotat. p. 51 ff. («gl« Äctter, a)ic SBolbcnfcr* 1886, @. 74.) — »cfonber« »id^tig t|l ba« Seugnig bei (St^mericuS, Directorium Inquis. Eomae. 1678. p. 206. Pars 2, q. 14: De haeresibus Waldensium: Decimus septimus error et haeresis est, quod symbolo fidei non est standum nee credendum, nee pro oratione dicendum, cum sit per Bomanam ecclesiam (ut dicunt) ordinatum. — 2)icfc 9lu«fagcn »erben betätigt burd^ bic ©efennt« niffc üon SBalbenfern, bic jtd^ bei SB. SBattenbac!^, Ucber bie JJnquifttion gegen bie SBalbenjer in Sommern nnb ber iD^ar! ^ranbenburg. Berlin 1886. @. 53 nnb 62 finben. 1) Nullam aliam oratlonem dicunt tunc ^ec docent nee habent nisi oratlonem pater noster, nee aliquid reputant salutationem beatae Mariae Ave, Maria, nee symbolum Apostolorum Credo in Deum, quia dicunt illa per Bomanam ecclesiam et non per Christum fuisse ordinata seu composita. ©uiboniS a. O« @. 249. 2) (S^mericuS, a. a. O. p. 206. P. 2, q. 14: De haeresibus Waldensium: Decimus octavus error seu haeresis est, quod nee salu- tatio angelica, seil. Ave Maria, nee orationes quaecunque aliae sunt admittendae nee dicendae, quantumcunque per Bomanam ecclesiam fuerint ordinatae, nisi tantum Paternoster: cum haec oratio sola per Christum fuerit ordinata. — 2)er SBeric^t beö 3nquijitor8 $ctrn« (Oeflr. l^ilerteljlal^rfd^rift 1872 @. 263) fagt: „Item dicunt nihil esse orandum nisi pater noster." — (gbcnfo eine 2(n8fage bei Söattenbac^ a. a. £>. @« 68. 101 il^nen finben unb bie mit einer gaitj ^jlanmSßtgen Qmüd^Uünni fonfttger ©^mbole ^anb in ^anb gel^t, beutet in getoiffer SBeife borauf l^ttt, baß fie im ^errcngebct alle toefentlid^en ©runbge* banfcn bcjg @t)angeliumj3 ^t\n ßl^rifti toteberfonben unb in i^m einen ©rfafe fonfttger SBefenntnißfd^riften erbltcften. *) ®&enfo h)ie fie baj^ „@t)angelium" im eigenttid^ften @inn, (b. 1^. bie ^errentoorte) jum SDlaßftab für atlej^ SWad^eöangetifd^e mad^ten, fo aud^ für ia» 93oret}ange(ifd^e unb fie f dienten fid^ nid^t, bie f^olgerungen barauiS aud^ in il^rer Stellung ium Sllten SCcftament ju jiel^en,*) unb biefc ©tcßung tft für bie gcfammte ?ßartci öon burd^fd^tagcnber SBebeutung getoorben. @^ tft toid^tig, baß fie neben ber Offenbarung, toie fie ben aRenfd^en in QfefuiS ßl^riftuS ju SEI^eit geworben ift, gleid^fam ai^ crgänjenbe^ @rfenntnißprinjl|) eine fortbauernbe Offen* barung ©otteS in ©l^rifti redeten SWad^f olgern anerfannten. ') üßit ber ^Betonung ber ^errenhjorte l^ing bie JCl^atfad^e auf baS engfte jufammen, baß fie mit benfelben mel^r atö bie l^errfd^enben ftird^en Srnft ju mad^en entfd^Ioffen toaren. ©eitbem bie römifd^==Iatl^oüfd^e Rird^e bie apoftolifd^e ®e* 1) ®ag in ber ^at alle (S^runbtbeen bed Q^l^rtflentl^umd im Saterunfer angebeutet jlnb, barüSer \)qL bie tntereffante Slbl^anblnng t}on ®. $off« mann, De oratione dominica, yratislaviae (^oebner) 1884. 2) S^ t^enoeife in btefer Segtel^ung anf Heller, 5Dte 9leformatton 1885 (aUegifier unter ^It. SIeflament) unb fteller, 2)ie Solbenfer 1886 (Sflegipcr s. v.). 3) ^n ben ^udfageu ber gefangenen ^anbwerler unb grauen, bie unfere ^au^tqueüen bilben, tritt biefer (Srunbfa^ leiber nur t}erbunlelt gu 2:age. ^oä^ jinb bie ®runbltnien ber Seigre t)om ,,tnneren Sort^ immer« l^in noä) beutli(i^ erlennbar. ®ei SBattenbaci^ a. a. D. @. 45 fagt StD^eib Xoiltn and: (Apostolici fratres) andiyissent vocem domini dantis ipsis sapientiam et doctrinam, qnibns in terris deberent homines sibi com- inissos infonnare. 9(e^nli(i^ (auten bie Kudfagen mel^rerer anberer ^aU benfer (f. ^atttxxbaä) @. 44). 102 ntcinbe*SSerfaffuttg unb mit il^r jugtctd^ bic uralte ©inrtd^tutig bcr toanbcrnben ä^joftel, toeld^c ba^ gtoeitc ij^ol^rl^unbcrt nod^ tannU, aufgegeben unb eine ber SJcrfaffung t>t» riJmtfd^en ©tooteS nad^gebitbctc Drganifatton cingeftil^rt l^atte — eben l^ierburd^ conftitutrte fie fid^ al« rbmifd^e ftird^e — toax für ftc bic aWöglid^feit öcrfd^tounbcn, bie SBefel^Ie ©l^rifti in il^rcm eigcnt^ lid^en unb urfprfingtid^cn @tnn jur SJcmirHid^ung ju bringen. ©0 erfanb man ben 5(ui5h)eg, ia^ Sl^riftuö jum S^l^eil SBefel^le, jum Jl^cit aber nur SRatl^f daläge (consilia) gegeben l^abc, tocld^' lefeterc nur für bie, toeld^e bie SSoüIommcnl^eit crreid^cn tootten, gegeben feien. @ani anberö toar bie ©tetlung, toeld^e bie a(tct)angcUfd^en ©emcinben ju ben |)errenh)orten cinnal^mcn. ©ie erfannten bie ill^eorie ber SRatl^fd^Iägc nid^t an, fonbern blieben babci, bo^ unter S5eibel^a(tung bcr a^oftoUfd^en ®emeinbe*25erfaffung bic »efel^Ie ßl^rifti für bie S^riftcn tool^I auiJfül^rbar feien. 5Wur fagten fie unb leierten, baß Kl^riftuS, toie er felbft oft genug anbeutet, einen Z^til feiner SBcfel^le lebigüd^ für bicienigen SJiänner gegeben l^abe, bie afö njanbernbe Sl^oftel im 5Dienft bt& ©öangeliumS toirlen njoüten, einen anberen SEI^eil aber (j. SB. bic SBerg^jrebigt) an aüz& SSotf l^abe crgel^en laffen. Denn bic 5(^)ofteI toaren eben eine bauernbc (Sinrid^tung unb ein unauö^ löjJtid^cr SBcftanbtl^cit ber apoftolifd^en ®cmcinbe*S!crfaffung. ®« ift rid^tig, baß bie aWitglieber biefeiS «^joftet^eoüegiumö nac^ bem „®cfefe E^rifti", toie t§ bei ÜKattl^. 10, 1 ff-, Suc. 9, 1 ff. u. f. tt). anfgcjctd^nct ftel^t, lebten, unb baß biefe SRegeln für 5lußenfte]^enbe m^l einige 5le^nUd^!eit mit SWönd^g- regeln ju befijjen fd^ienen. Qm Uebrigen aber gel^ört eS ju ben aui5gef^)rod^enen (Sigentl^ümlid^feiten ber alteüangclifd^en @e^ meinben, baß fie bem römifd^en SWönd^tl^um unb ber SEl^eorie ber atatl^fd^läge, auf toeld^er bie i^bee be^ Wönijtfjum^ xnfjt, burd^auiS ablel^nenb gegcnüberftanben unb n?cr cttoaö tlnberei? 103 t)on tl^nen ht^aupitt unb il^nen unterlegt, bag fie im ©runbe einem „mönd^ifd^en SeBenSibeat" ongel^angen l^ätten, ber bctoeift nur, baß er öon il^rer ®efd^id^tc ni 6ft» fennt. ^) Qn il^ren ©igentpmtid^Ieitcn geprt ein auiSgcprägter ffiibcr* mitte gegen "^Jarteinamen. ©ie nannten fid^ fetbft am liebften einfad^ SBrüber ober ©emeinben Sl^rifti; aud^ begegnet fd^on fel^r frül^ ber SWame ©öangelifd^e ©l^riften unter i^nen unb gerabe btefe SSejeid^nung ift befonberiS mid^tig. JBercitS bie fog. ftatl^arer ht» 3. big 6. ^dfjx^. erhoben ben änf^rud^, bie toal^rl^aft ©bangetifd^en ju fein.^) SSon ben fog. SBalbenfern bejg 14. ^afjxf). ift überliefert, baß fie im ©egenfa^ jur römifd^en Sird^e an ber et}angeHfd^en Seigre feftgcl^alten ju l^aben erltärten.*) :3o]&n SBictif nennt feine ©efinnungögenoffen ebangelifd^e 1) S. 2)ie(f^off, 2)te Salbenfer im 9)?itte(a(ter. ®5tt 1851 fagt ©• 203 f.: „^ex allem ^e^nltd^en unb ^ertoanbten barf bod^ bie $er« fd^iebenl^eit nid^t überfe^en »erben, bie gU)if(i^en ber ^bee bed apoflolifci^en ?c6en8, »eld^er bie walbenpfd^cn ^rcbtgerbrüber folgen, unb ber 3bee be« ül^önc^t^umd befielt/' „'S)a9 Qilb bed apoflolifd^en Sebend ber Salbenfer bietet, üornel^mlicl^ in ber erjlen $ertobe il^rer ^efd^id^te, 3^9^ ^^^r bie ber mon(i^tfc^en gorm bed t}oII!ommenen Mens gang fremb, ia berfelben ent« gegengefefet jlnb/' — 9Bie bie Satbenfer über bie iWönd^Sorben badeten, f. Deflr. $terteli.*@d^rift. 1872. @. 261 unb 264: Item reprobant omnes religiones tarn monachorum qnam sanctimonialinm, dicentes esse saper- flaas et inanes. ferner ben Straftat bed ^admob t). ^omberg (Stfd^v. f. ^ird^en-^efd^.* 1885). „Beligiosornm, sicnt et ceterornm panpernm ele- mosinas toUunt, nuUam religionem approbatam assumere volnnt'' etc. — ©eitere« bei Äctter, 2)ie aieformation. 1885, (gdegiflcr s. v. aWönd^tJ^um.) — %ef)nlxd) »ie ©iedl^off fprid^t fid^ ®, Sed^Icr, 3o^. ü. Siclif 1873 I, @. 39 au«, U)o er bie ©albenfer unb bie ^ranjiscaner audbrüdlid^ al9 )}rtnai)}iel[e ^egenf&^e l^tnflellt. 2) «gl. ^crjog unb «ßtitt, »lealencijclopäbie f. ^jrot, 2:]^eoI. »b. Xf e. 666. 3) @* ^eQer, 2)if äSa(benf?r. 1886, ^. 8^ 104 Scanner ^) unb er felBft totrb bon ben ©einen afö Doctor evangelicuß Bejetd^net unb gc|)rtefen. *) @r forbert, ba§ fammt- Itd^e treuen ebangetifd^ geftnnten ßl^rtften für bie Sfleform ber ftird^e eintreten \oUtnJ) Qfn ben ©d^rtften feiner ©d^üler (j. 85. it» ;JJol^n ?}uröe^) tanäjt bie gorberung //eöangcttfd^er greil^cit" auf.*) @ben berfetbe @))rad^gebraud^ begegnet uniS in ben böl^mifd^en ftSm|)fen ht^ 16. ;JJa]^r]^v befonberiJ unter ben fog. Siaboriten, ©iKeflten unb SBegl^arbcn (^JidEarben). Unter ben fünf ärtifcln ber „ffiifteflften" öon 1419 lautet einer: „J)a§ @t)angelium ift bie alleinige 5Worm bei8 ®tauben§ unb 8cbeni8 mit SScrtoer^ fung ber altteftamentlid^en unb nad^etjangetifd^en SSorfd^riftcn."'^) !Dementf|)red^enb pflegten fie bon cöangeüfd^er Seigre unb eöange* lifd^en ®taubeni8artifeln ju rcben; am 2. ^ebr. 1430 fd^rieb ^rofop ber ®roße einen S5rief an bie ©tabt S3amberg, in toetd^em er fie aufforberte, jU ben alten „et)angetifd^en SBal^rl^eiten jurüdEjuIel^ren."^) (8benfo bilbet bie S5ejeid^nung „eöangelifd^e ®ebote" ein d^arafteriftifd^eiS aWerhnat ber gangen fog, matbcnfifd^en Literatur be« 14. unb 15. i^al^rl^unbertjg.') ffieber ber SWame ©l^riften nod^ et)angelifd^e ©l^riften lonnte t)on ben l^crrfd^enben ftird^en anerfannt toerben, toeit ftc burd^ ein foId^eiJ 3^9cP5nbnig ben eignen ©l^riftennamen beein* träd^tigt l^abcn toürben. S)iefc unb anbere UmftSnbe begünftigten 1) @. 2täfUx, 3olJ. ö. ©iclif 1878 ©b. I, 478. '^a9 SBort viri eyangelici (], bte ©elegfleÜen Sei 2eä)lex) lotrb tjortoiegenb auf bie Steife» )>vebi9er (^ipoflel) angetoaubt. 2) t). ©egolb, 3ur ®efc^i(i^te be9 $ufttent^utn9 1874 @. 5 u. @. 29. 8) 2eäfln, a. £)., I, 600 unb 601, 9[nm. 1. 4) Sed^Icr, a. D., n, 108. 5) t)on ©ejolb, a. a. O. @. 6. 6) mf)exe9 bei Heller, 2)ie 9leformatiou 1885 @. 275. 7) t). 3egf(i^tt)i^, 2)ie ftated^tsnten ber SBalbenfer n. f. w. 1868 @. 101 ff. 105 baö Sluffommen jal^treid^er ©cltcnnamen, bcrcn Unbeftimmt* l^ctt unb Unftorl^cit, tote oben bemerlt, mcl^r at« aBe« Slnberc bagu beigetragen ^at, iSjxt ©efd^td^te gu erbunfein unb ju oer^ toirren. (£» toürbe mx^ gu koeit fül^ren, koenn id^ l^ter auf bie ©efd^id^te ber (Seften^SWamen naiver cingel^en tooHte; ^) nur gotgenbeiJ toiö td^ bemerfen. eg ift befannt, baß bie laÜ)olx\ä)z ^olemif im 16. unb 17. ^af)x\). unter ben Slnl^ängern Sutl^crö eine große Slngal^I oon Selten entbecft l^at, j. 83. bie ©elte ber amiJborfianer, ber äbiapl^oriften, ber QfB^rifaner, ber Dfianbriften, ber Wtaio^ riften u. f. to. !J)ie lutl^erifd^en ^olemiler anbercrfeitö toaren baoon überjeugt, baß bie 264 ^äreficn, hjctd^e il^re JRed^tgtäubig* feit unter ben änl^ängern tt^ S^fpictt l^aben ^) unb bie tl^eotogifd^e SBiffenfd^aft l^at bie auffaßenben Slnflänge ber J)ibad^e an »atbenfifd^e Sinrid^tungen baburd^ anerfannt, bag für bie lürjtid^ aufgefunbene tateinifd^e g^rm ber äpoftellel^re bie SBejeid^nung ber toalbenfifd^en gorm in ©ebraud^ genommen toorben ift. ^) 1) %. ^arnad a. O. 8pj. 1884 @, 273. 2) @. 3tfd^. f. b. Siff. 2:]^eoI. 1885 ^cft 1, @. 100. 110 SBie bcm inbcffen anä) fein mag, fo ftcl^t bod^ fcft, baß bic SSertretcr bicfcr fog. ftcfecr*®cmeinben fctBft fett uralten Reiten unb bte auf ben l^eutigen S^ag bie Uebertteferung unter fid^ bcfeffen l^abcn unb bcfttäen, bag il^re ßel^re unb SScrfaffung nid^t auf biefen ober jenen ©eftenftifter it» SDWttelatterjJ jurfid* gel^t, fonbern uralt ift, unb bag il^re ©emeinben mit ben a^jofto^ lifd^en ®emeinben burd^ eine ununterbrod^ene ^otge t)on Seigrem tjerfnüpft finb. ^äf toiü an biefer ©teße biefe Ueberlieferung toeber tjertreten nod^ toibertegen, fonbern lebiglid^ bagegen SSäiber^ fprud^ erl^eben, baß biefelbe, toie t^ meift üon ber geleierten Sil^eotogie ju gefd^el^en pflegt, ganjlid^ ignorirt ober bei ©eitc gefd^oben toirb. ®o tauge bie SBel^au^Jtung, baß bie altebangelifd^en ©e- meinben üon irgenb einem SDiann geftif tet feien, lebiglid^ eine ^\)poti)t\t ift — eine ^^potl^efe, toeld^er fel^r ernfte SBebcnfen entgegenftel^en, fo lange l^at bie Ueberlieferung ber ®emeinben ben üoßen 2lnf))rud^ auf eine ernfte unb getoiffenl^afte Prüfung. @S gilt bod^ fonft in gefd^id^tlid^en fjragen afö ©runbfa^, bag bort, too beftimmte urfunblid^e SBetoeife f eitlen, bie münblid^e S^rabition forgfältig geprüft toerben muß. ®etoiß ift M fold^er ^Prüfung befonbere S3orfid^t notJ^toenbig, unb e^ ift t)or äöem feftjuftellen, ob bie Ueberlieferung burd^ alle Q^al^rl^unberte nnb in allen Säubern in gleid^er S33eife toieberlel^rt. SSäenn bieS aber ber 5^ß ift — unb e§ ift l^ier in ber Zf)at ber gall — , fo faßt bemienigen, ber bie Siid^tigfeit einer fo einftimmigen unb gut beglaubigten Ueberlieferung aujloeifelt, junäd^ft bie Slufgobe jU, ®rünbe für bereu Uned^tl^eit beijubringen. (SS ift burd^auS folgerid^tig, toenn bie SSertreter ber Ueber* lieferung bel^aupten, ia^ ben ©elel^rten, bie eine feit ^oUft-^ l^unberten beftel^enbe Ueberjeugung anfed&ten, bie Saft beS S}e^ toeifeS jufaße. !J)em Safe, baß bie „©eften" eö feien, »elc^e bie fel^tenben Urfuuben beibringen müßten, l^aben bie Stngel^ijrigen 111 ber altcüangcüfd^cn ©emctnbcn cinfad^ bic fjorbcrung entgegen* gefteQt, ba§ man bie Unrid^tigfeit tl^rer Ucberlieferung burd^ gcfd^tc^tlid^c S)oInmente betoeifen fotle. 3luf biefe gorberung ift man tl^nen bie 5(nttt)ort fd^ulbig geblieben. ^ä) f)alk t§ niäjt für überpffig, ju betonen, ia^ alle biefe SBemerlungen lebigttd^ hmQtved ^ben, bie Unentfd^ieben* l^eit ber ^xa^t mä) b^m Urfprnng nnb bem 5(lter ber alt* etjongelifd^en ©emeinben barjutl^nn. ®i8 ift bieö genan berfelbc @tanb^)nnft, ben id^ in meinem 93nd^ über bie ^Reformation ein* genommen l^abe, too e^ anSbrüdEIid^ l^ei^t (©. 17): „35er Ur* f))rnng ber 93rüber liegt einfttoeilen im ÜDunflen. @§ ift ber SBiffenfd^aft nod^ nid^t gelnngen, il^n anfjnl^eßen." @ö ift nid^t meine ©d^nlb, toenn geleierte Stl^eologen mir bie SBel^anptnng nntergelegt l^aben, baß id^ „baö l^ol^e 2llter ber SBalbcnfer t)or SBalbnö l^abe bereifen toollen."^) @ö ift mir nie in ben @inn gefommen nnb fann mir nie in ben @inn fommen, bieS bereifen jn tooßen, ba id^ im ®egen* tl^eil überjengt bin, baß t& S33albenfer öor S33albm5 nid^t gegeben l^at. J)ie§ ift fo getoiß toal^r ate t^ toa'fjv ift, baß c§ aWennoniten nid^t üor SDZenno ©imoniS gegeben l^at nnb ber toäre ein 5Ö^or, ber ba^ beftreiten toollte. ?lber fo fidler bie ®emeinben, bie in aJZcnno il^ren ©rneuerer nnb SReorgani* fator fanben nnb beßl^alb üon ben ®egnern nad^ jenem genannt tonrben, älter finb afö SIRenno, fo nal^eliegenb ift bie SÄöglid^* leit, baß jene alteüangelifd^en ©emeinben, bie in SBalbn^ il^ren JJül^rer fallen, längft bor SBalbnS ejciftirt l^aben, ja id^ glanbe, baß bie Qdt fommen toirb, too eg tl^örid^t erfd^eint, bar an jn jtoeifcln. 1) Sl^eol. @tubten unb ^ritüeu 1886 @. 342. (fünftes (lapxUl £ntl|er nn) He iBölimen. ©ie 9lu86witunö bet „Äej^ct" im 14. 3a^t^., bcfonbct« in ©ö^men. — Die bcutf(^=6öl^tnif<^c 93i(elfi(eTfe^ung beS Kepler Sobe^. — 3){e „(ö]^mif(^en SBrübet". — 2)ie äBtcIungen i)on ßut^erS Sluftretcn. — ßutl^ct gilt aU Scrt^eibifler bet ©ö^mcn. — «nfnflpfung bct 99ö^men mit iUut^er. — @tau^t1^ unb Sutl^et ald „^uflten". — £itt^etd Sotfc^I&ge einet ä^eteinigung mit ben 93ö^men. — £ut^et unb bie B^t^idauer. — 9lbbtu(^ bet JBeate^ungen SU ben ftiteten Sbangelifd^en. (S^ fel^tt letber btö jie^t eine jufammenl^Sngenbe Unterfud^ung über bie Sluöbrettung ber oltctjangclifd^cn ®emeinben in SBeft* euro^po toäl^rcnb bcr ^oHfxfinn'btxte, bie ber ^Reformation öoran* gingen unb cS fann natürltd^ l^icr unfere aufgäbe nic^t fein, bicfen aJiangel ju erfcfeen. 9?ur einige 2lnbeutungen miJgcn l^icr ^tafe finbcn. ©ine Mfif^e ß^ronif berid^tet jum Q- 1232:i) ,,Sanbgraf Siurt l^at t}erflört im Sanb ^11' ^e^erfd^ul, wo er fte fanb; Unb bann SÖßetlanb^borf gutjorn, 5Darauf anä) ^e^erfd^ulen xoox% 3n ber ®raffcl^aft Slaffau ed lag, SBeld^e« man hierbei aud^ »iffen mag/'*) 1) 2)te 9ltebefe(fd^e (Sl^rontl berid^tet (^ud^enbeder, Anal. Hass. aWorb. 1728 Coli. HI, @. 5): „Um btc 3eit (1283) feinb öiel Äefier ge- mefen unb ein (S^raf üon ^at^n, (S^raf $eurid^, befel^rt unb i^m fein ^aar aU einem bef ehrten ^e^er, gefd^oren werben, ^tem e^Iid^e 0{itter, ^riefler unb anbere treffenlid^e Seut fmb aud^ begriffen worben, etüd^e ftnb t}erbrannt l^inter bem ©d^Iog gu äJ^arburg, barum ^eigt ed nod^ in ber ^ef^erbad^. Unb biefer Sanbgraf (Sonrab lieg alle ^e^erf deuten im Sanb tjerflüren, in« fonber^eit 6 2)orf in ber ^raffd^aft 9{affau, barauf ^e^erfd^ulen waren." 2) Seitered bei ferner, Orig. Nass. I, 407. 113 SWad^ einer Sßad^rtd^t, toeld^e J)aötb ö. 5lugöBurg un« üBer^ liefert, toor um 1250 fogor ein mäd^tiger Sieid^Sfärft auf tl^re ©eitc getreten unb nur fein SEob tjerl^inberte ernftc fjotgen für bie Sird^e.^) @d&on ber fog. ?ßaffaucr änon^muS flagt, baß bie 2lpoftet befonberjJ in ben Käufern ber SSoruej^men JJreunbe fud^ten unb fänben, unb getoig ift, bag in ben Keid^iJftäbten (j. 83. in ©traßburg) tjicie ^atrijier il^re 93efd^üfeer, eiujcfne aud^ ü)iitglieber ber ffiefeerfd^ulen toaren. ^n bem ^rojeg . toiber bie SBSalbenfer ju g'^ciburg i. U. um 1430 lam e« gu SEage, ba§ ber SRitter SRid^arb öon STOaggenberg unb anbere gebitbcte SUiänner ju ber „®efte" ge^rten. ^m ^. 1393 tourbe ju SBingen ein römifd^cr ^ricfter, "Sfla* meng 5Wic. ^ait, al^ SBalbenfer bem ©d^eitcrl^aufen übcrant* »ortet *); um biefelbe Qtxt tourbe toiber einen ©oml^errn unb jtoei Pfarrer ber 35iöcefc ^affau beffctben 3Sergcl^eni8 toegen ein* gefd^ritten unb fil^nlid^e SBeifpiete ließen fiij öicle beibringen, ja fte toürben jnjeifeßojS in fel^r großer Qa^ bcijubringen fein, toenn e§ nid^t ®runbfafe ber Äird^e genjefen toäre, fotd^e aßänncr, bie eine öffentlid^e ©tettung einnal^men, in ber ©tille jum S33iber* ruf ju betoegen ober bei ©eite ju fd^affen, bamit baö Sluffel^en bie ©ad^c nid^t üerfd^limmere. Sin anbercr ©teile l^abe id^ ben fBztoti» erbrad^t, baß gerabe im 14. ^al^rl^. eine umfangreid^e Siteratur ertoad^fen ift, toeld^e tl^eitö unmittelbar au^ ben Sireifen ber ®emeinben l^erbor« gegangen, tl^eiliS öon bereu 5lnfd^auungen beeinflußt mar — eine Siteratur, bie für bie SEiefe unb S33ärme it& geiftigen 1) ^reger in ben Sbl^anblungen b. $t. ^axx. 3». b. Siff. ^^b. XHI 1877, Slbtl^, 1, @. 225 f, 2) Ueber bie umfaffenbe Snquijttton in äl'^aing, ^Bingen, ^bjlein n. f.tt). feit 1392 f. ®ubcnn8, Cod. dipl. n, 598; @täbtc.®^ronifcn XVIII, 221 unb bie Angaben ber Simburger (Sl^rontf gu 1388 (Mon. Genn. IV, 1., @. 81). 114 itbtn», ia§ unter btcfcn Sefecrn l^errfd^tc, ein fprcd^cubciS 3^^9' niß ablegt.^) ^m ^. 1392 gelang e» einem ber ;JJnqutfttoren, einen be^ fonberS glüdlid^cn ^ang ju mad^en. Sine groge Slnjal^t üon SBanberprebigern hjurbe (fie toaren offenbar ju einem il^rer ©a^pitel, bic fie ju Italien pflegten, üerfammett) öerl^aftet unb ciS fanb fid^, bag bie Sänber SßoUn, ©ad^fen, Ungarn, Defter* reid^, ©d^toaben, 33aiern unb bie ©d^toeij burd^ 9lbgeorbnete öertreten hjaren. äuö ber Sifte ber SSerl^afteten, hjeld^e in mel^r aIDcutf(j^IanbS t?erfd^oben toorbeti toax. ^n ber Z^at fotttc eS fid^ in ben großen reltgiöfen S5e* tüegungen, bte nnter ^uS' g^ül^rnng feit bent 33eginn beöl5.;3=a]^r]^. in SBBl^mcn il^ren änfang genommen ^tten, jeigen, baß gerabe l^ier bic ©emeinben eine erl^eblid^e SluiSbreitnng befaßen. ^t mel^r man in bie ©efd^id^te ber t?erfd^iebenen Se^er* namen, hjeld^e and^ l^ier bie ^i^f^w^wtenl^Snge üerbnnlelt l^aben, einbringt, nm fo mel^r crtoeift e§ fid^ al§ rid^tig, baß bie SRamen Jtaboriten, ?ßt(farben, SBegl^arben, SoIIl^arben, SBilte* fiten, ja fetbft ber 9?ame ^uftten^), oft nur bicfclben ®e* meinben bebeuten nnb baß ben ©runbftod ber SBetoegung bie frül^er fog. SBalbenfer bifbcn, b. 1^. bie ©emeinben, toeld^e el^e=» bcm öon il^ren ©egnern ben ©eftennamen „S33albenfer" erl^alten l^atten^), jefet aber neue ©d^eltnamen erl^ielten. ^n SBöl^men, toeld^eö, hjie fd^on ?}a<)ft ^iujg IL gefagt l^at, „t)on alten Qtittn l^er ein allgemeines äf^t nnb Qvi^nä)t^ott ber Sefeer toar", tft jene beutfd^e Ueberfe^ung beS SWeuen 5lefta^ ments entftanben % bie unter bem SRamen ber „Ztpkv SBibel" neuerbingö befannt genug getoorben ift, unb bie ben fämmtlid^en üorlutl^erifd^en beutfd^en SBibelbrudEen ju ®runbe liegt. 1) ^ag ber il^ame ^uftten oft gut Se^eid^nung alt ex ^e^er, and) ber Slaboritcn, gebraud^t toarb, f. bei ö. ©ejolb, ^nx Ocfd^. b. ^uftten* t^uut« 1874 @. 5. 2) 2)o8 ber Slf^amc „SBoIbenfer" nod^ im 15. S^^xf). ein Äe^ernamc i|l, f. bei ^reger, Ueber ba« SJer^ältnig u, f. w. 1887 ©. 106 u. 107. 3) S. Seig, Unterfud^ungen über bie ©prad^e bed Codex Teplensis ^atte 1887 (2)iff.). 3)a8 0ie{ultat ijl, „baß bie ^eitnatl^ ber Ueberfe^ung eine nid^t üiet fübUd^er aliS $rag gelegene böl^mifd^e Sanbfd^aft, bie ^eimatl^ ber ^bfc^rift ba^ böl^mifd^'Oberfäd^ftfd^e ©prad^gebiet x% unb bag bie Ueber» fefeung fowie bie 3lbfd^rift in bic beiben legten ^al^rjel^nte be« 14. 3a]^r§. fotten." (©. 54). 2)a6 gerabe in ben 3)iöcefen ^xaq unb Olmüfe um 1350 bo« SBalbcnfertl^um befonber« f!arf bertreten war, f. bei $ reger, a. a. O. äJ^ünd^en 1887 @. 8. 8* 116 Tlan i)at gefagt unb ju betoetfen gefud^t, bag biefe beutfd^e SBibcI, toctd^c fo t?ictc ausgaben crtcbt f)at, römtfd^^atl^ottfij^cn Urf^jrungiS fei. !Da nun aber Stbelüberfefenngen bon ber fatl^o* Itfd^en Streike nad^ ber ^erftd^ernng juftänbtger fatl^oßfd^er ^ad^« mfinner t7on leider nur bann geftattet morben finb, menn fie unter tl^rer Autorität erfd^tenen toaren ^), fo crgtebt ftd^ mit SWotl^* toenbiglett ber ©d^Iug, bag aud^ biefe JBibel unter ber Autorität ber Sird^e ober eine« SBifd^of« toeriJffentlid^t toorben fein mu§. aKan lann billig fragen, ob ei8 nid^t auffaüenb fei, ba§ toir t7on einer fold^en SrmSd^tigung für unfere 93ibel nid^t bad ge^ ringfte l^iJren; aber auffaüenber ift cd bod^ nod^, ba§ römifd^c älutoritäten biefe Ueberfe^ung gerabe in einem Sanbe ))eranftattet l^aben, too bie bibelglSubigen Se^er jal^Ireid^er afö anbertofirts toaren unb too man biefen mitl^in gerabe bie SBaffen in bie ^anb gab, tocld^e fie am meiften unb fd^ärfften ju gebraud^en ^jflegten. SBic lommt t^, baß man nid^t bielmel^r irgenb eine fatl^olifd^c ^od^fd^ule für biefe toid^tige aufgäbe audgetoäl^tt l^at? 2Ran tocig, ba§ ba§ ^rieftertl^um ber riJmifd^en Stird^e fid^ in jenen Qfal^rl^unberten ^planmäßig burd^ ben ®ebraud^ ber lateinifd^en ©^jrad^e in retigiiJfen unb Krd^Iid^en ©d^riften tjon ber Saientoelt abfd^Iog. 3fm 3f. 1369 erlieg ,,Sarl t?on SBö^men", ber al« Karl IV. im 3f- 1346 ben beutfd^cn ffaifertl^ron beftiegen l^atte, öon Succa aM ein @bift toiber aOe ©d^riften in beutfd^er ®:prad^e, „totliit t?on ben l^eitigcn ©d^riften l^anbetn", bamit ,,bie Saien nid^t burd^ falfd^eiS SJerftSnbniß berfelbcn üerfü^rt toürben". ^) Unb unter ben Singen beffelben Saiferj^ foü eine latl^olifd^e Slutorität 1) ,/S>\e fatl^oüfc^e ^trd^e l^at flet9 Dor bem »iOfürüc^en J^ibeUefen gemarnt unb il^re Auslegung gut 8ebingung getnad^t; fie l^at ferner nur unter il^ter ^utorit&t erfd^ienene i^ibeln geflattet." (Be]äf\ä)t9* (ügen. (Sine Sibetlegung u. f. ». $aberb., @(^äning^, 1884 0. 292. 2) mfiexe9 bei ÄcIIer, 3)tc SBalbcnfer 1886 @. 44 f. 117 gctoagt ffdbtn, btc SJcrbrcitung einer, bcutfd^en SBtbel ju toeran* (äffen? 2Bte fttmmt bteiS überetn mit ber ^at^aäje, ba^ um bad Qf. 1420 in ben ©d^riften ber S^aboriten, bie in berfelben !Diö» cefe auffamen^ too unfere SBibel aufgefommen ift^ l^eftig geeifert tuirb gegen bie römifd^en Prälaten ^ toetd^e ben ©ebroud^ ber Sibcl in ber Sanbeöf^jrad^e nid^t geftatten tooUttn?^) ®ani abgefel^en t7on fold^en allgemeinen SrtüSgungen l^abe td^ an^ bem SEejt ber SBibel felbft ben SBetoeiö erbrad^t^), baß bie Ueberfe^nng innerl^aCb ber atteöangetifd^en ©emeinben er* tDad^fen ift unb nad^ bem, toa« anbertoeit l^infid^tlid^ ber ©tetfung ber SBruberfd^aften beutfd^er SBerfleute jU biefen ©emeinben be* fannt ift, toar e8 gang natürlid^, baß bie SBnd^bmdEer feit 1460 gerabe biefc Sibel ju Verbreiten fud^ten. 6^ toirft auf bie Sretfe, toeld^e bereu SSerbreitung betrieben, bod^ ein fel^r bejeid^nenbe^ Sid^t, baß nid^t nur bie "angäbt t)on 1477^), fonbern aud^ bie t?on 1485, toetd^e jU ©traßburg erfd^ien, ^otjfd^nitte mit o^)^)ofitioneüer S^enbenj entl^alten unb t^ ift tDal^rfd^einltd^, baß eine nähere Prüfung ber übrigen Slu^gaben, 1) @» Don ^e^olb, 3ur ^^efd^id^te bed ^ufttentl^mnd Tlünäftn 1874 @cttc 37. 2) teUer, 2)te9lefomtationunb bie&(teren9lefonn))arteien S))^. 1885. 2)eTf.^ S)ie SQSalbenfer unb bie beutfd^en 8ibe(ü6erfe4ungen Sp). 1886. — Unter benen, weld^e neuerbtngs meine Suffaffung unter Beibringung neuen iD^ateriald im SBefentlid^en beft&tigt J^aben, nenne id^ Stuxli, IKrd^en-d^efd^. 10. tluß. 1887 @. 295; <§^. (SKinger, 3tf(^. f. beutfd^e $^il. ®b. XX, $eft 1; ©. SBeig, a, a. £)• SaKe 1887; e. ©erger in b. Bulletin de la Societe d'hist. Vaudoise 9lr. 3., 2)ec. 1887., @. 37; 3) er f. in ber Bevue bist. t. XXXII p. 184. — 8) Sfn ber Sudgabe t>on 1477 finbet fid^ ein Qlatt, »eld^ed fafi alle bie ©^mbote unb ^^iguren ^eigt, bie ftd^ auf bem befannten Solgemutl^« f^en ^oljfd^nitt ton 1496 („"^apfte^tV) finben. S)er (£fe(, ber S^iertof^f, bie Saline, bie i^aulid^teiten n. f. w. teuren mieber. (£ine ©efd^reibung bed leUbe« f. bri 91. Sl^ut^er, S)ie filtefien beutfd^en iOilberbibeln. SMud^en 1883 @. 6. 118 bic td^ an btefcm Ort nid^t anftettcn fann, nod^ tocttcrc @<)urcn ergeben toürbe. @i3 tft launt anjune^nten, bag treue Slnl^änger ber römtfd^en SKrd^e fold^e äluiSgaben beforgt l^aben. oben baö ^etntatl^Ianb btefer beutfd^en SBtbel, S3i5l^nten, blieb im ganjen 15. ^a^xi). ber üornel^mfte ©tüfepunft ber SBrübcr. 2lu§ beut ©d^ooß ber fog. S^aboriten enttpidette [id^ feit ber SWitte be-g ;Jya]^r]^unbertg unter ^ül^rung angefel^ener SÄänner bie nad^ntate fog. S8rüber*tlnität, bereu ®efd^id^te Ja ütelfad^ bc fanut tft. @^ toax im ^. 1467, n?o eine SSerfammtung ju Sotl^abie öffeuttid^e 2^reuuung öou ber römifd^en Kird^e üoüjog. SDie erfte fetbftänbige fird^tid^e ^aubluug toax bie SJoflgiel^ung ber ©pät=^ taufe an ben 2lnn?efcnben, ein 2lft, ber jugletd^ bie förmlid^e Sinfül^rung ber 2^aufe auf ben ©tauben bebeutete, bic bei il^uen btö jum 3f. 1534 üblich blieb, i) 1) ««ältere« bei ®inbcl^, ®cfc^. b. bö^m, ©rüber I, 36. — ©gcr* xoenta, @ef(^. ber eüang. tird^e in ©öl^men 11, 206. (Sd DoUjogen ftc^ l^ier bicfclben (gntwidtlungcn, bic wir fcc^jig 3a^rc fpäter in ber ©d^wcij beobad^len fönnen. ^u(^ bort marb 1524/25 ber $er|ud^ gemacht, bie So9« löfung Don ber rönt. ^irc^e burc^pfü^ren unb a(d S^^^xi biefer Trennung warb bie @:pättaufe eingefül^rt. tiefer 2l!t gab ben Knlag jur ^rfiubung be« iWomen« ,,9Biebertäufer"; ouc^ bie böl^m. S3rilber waren inbiefem @innc feit jener S^it „SBiebertäufer". 2)ie SBalbenfer Ratten feit alten Seiten grunb- fä^Iic^ an ber @:pättaufe ber altd^rtfUid^en Seiten feftgel^alten. ^d) ffaht ba- für an anbercr ©teile SBeweife beigebrad^t (8fleformation B. 90). ^icr »itt x6) no(^ auf folgenbe X^atfad^en l^inweifen. 8ei (S^ntericuS, Direktorium inquisitionis. Rom. 1678 p. 183 flnben ftc^ al« 3:rrle^ren ber Äe^er, bie 1311 terbantmt ftnb, aufgegäl^It: Quarta haeresis: Quod baptismus non est communiter tarn paiYuUs quam adultis perfectum remedium ad salutem. Quinta haeresis: Quod tarn parvulis quam adultis in baptismo non conferuntur infonnans gratia et virtutes. — Steinern«, Contra Waldenses (Bibl. maxima XXY, p. 257, 2). De baptismo enim dicunt, quod nihil valeat nisi quantum yaleant merita baptizantis. ParTulis vero non prodest, nisi fuerint perfecti in secta illa. Item docent, quod J 119 Um ia§ ^. 1500 gab c« jtotfd^cn brcil^unbert unb bicr* l^unbert ©cmcitibcn in Söl^men, bcnen Sutl^er f^jfitcr baiS 3^^9' mg audgeftcüt l^at, baß „feit ber 3^tt bcr Sl^joftcl Icinc ©emcinbc ber Seigre unb bcn SBränd^en bcrfclbcn fo nal^gcfommcn fei, al§ bie ber biJl^mifci^cn SBrübcr", toa^ frcUid^ nid^t aM\ä)lo% baß er mand^e il^rer 5lnfid^tcn tabelte.^) ®ie geiftige {Rcgfamicit bcr SBrüber ift ötctfad^ untcrfd^5|t »orbcn. ®ie l^atten toiffenfd^aftlid^ gcBilbete üßSnncr unb frud^t* bare ©d^riftftetter in il^rer SDWtte unb öor Slüem toarb bic neu aufgelommcnc Sunft iz§ SBud^brudciS fleißig t)on il^nen geübt. ^^xt ©d^ulen toaren toeit unb breit berül^mt unb toir toiffen, baß bie JBrüberfd^uIe gu (Sibenfd^üfe um 1500 an» Deutfd^Ianb biete ©d^üler erl^alten l^at. @iner il^rer SBifd^iJfe, SufaS öon ?5rag (t 1528), l^at affein tttoa 80 ©d^riften öeröffenttid^t unb bie 93elenntniffe, bejn?. bie ^^ragebüd^er, bie fie l^erau^gaben, ^aben in lateinifd^er unb beutfd^er ©^jrad^'e eine toeite SSer* breitung gefunben. SWid^t fo frei unb felbftänbig toie in SBöl^men toaren bie @t)angelifd^en, toetd^e feit alten 3^^*^^ ^^ Qftatien, fjranfreid^, ©ngtanb unb im SReid^e lebten.^) !Die SBrüber tourben fort* mäl^renb t?on SBöl^mcn aui^ burd^ SBanber^jrebiger befud^t unb totr befi^en 9^ad^rid^t, baß fold^e aud^ gu ©at^onarola gefanbt toorben toaren unb in fjlorcng S^H^^ \^^^^^ ^inrid^tung loer* ben mußten. @ben biefe 9l:poftet ergäl^ten m», baß fie überall Judaeus possit seryari in secta sua sine baptismo. — ^em IBefc^Iug ber @9nobe üon ^ungbun^Iau totn 3. 1534 fügten ftc^ 4 ®emeinben ber böl^nt. 8rüber nid^t. 1) d^inbel^ l^at behauptet, bag bie fog. Siebertäufer Don ben bd^mi« fd^en Srübern toeit Derfd^ieben getoefen feien. 2)iefe ^nftd^t iß aber neuer« btng«t)on^. 9litf(^I, ®efd^. b. $ieti8ntu9 in, 2 6.230 »iberlegt »orben. SHitfd^I toeifl ttelme^r nad^, bag beibe ,,im ®runbe »irüid^ na^ ter» »anbt waren". 2) Ueber bereu SJorgefc^id^te, i^re Slu«breitung unb il^re 3ttf<"m"^n* l^&nge f. ftelter, 2)te 9leformation u. f. ». Sf)). 1885. 120 ju tl^rcm ©d^merj bic ©cmemben in ungctöftcr äußerer SSerbin* bung mit ber riJmifd^en Äird^e fanben. 3fn ber SCl^at ejiftirteti bie Srüber, fo jal^Ireid^ fie toaren, überaß an» bcred^tigter Söeforgntß üor ber erneuerten 2(ntoen* bung ber Se^ergefe^e ^), nur unter bem ©d^teier be§ tiefften ®e* l^eimniffe^ unb lebten einfttoeilen ntel^r in ber 5«>i^m üon SB ruber* fd^aften, ate in ber öon ©enteinben — ein Umftanb, ber für bie l^eutige tS^x\ä)nnQ bic JBenteffung il^reö Umfanget unb il^reS Sinfluffej^ fel^r erfd^toert.^) ^f)xt bornel^ntften ©i^e toaren bie größeren ©täbte unb l^ier ttjafen eö, genau toie in SöiJl^nten, öornel^nttid^ bic Ränfte ber §anbtoer!er % bie üon biefen Qbeen ergriffen toaren, bie fid^ aber einftjpeilen tebigtid^ innerl^atb ber 3unftftuben, unb aud^ l^ier nur im ffreife ber (ginüerftanbenen, an ha» Sid^t tuagten^ 1) 2)te alten ^e^ergefe^e beftanben unb »urben ßet9 entenert. 3>^ 3, 1484 ^attc ber ^a3p\t gwei neue ^nquifttoren für äeutfdjlanb ernannt, ben ^einr. Äränter unb 3ac. (Springer^ ©eadjtenöttjert^ tfl, bag bie S5cr* folgung ber bogmattfc^en Sel^rfä^e ber Salbenfer feit ber 3eit gurücftritt, »0 bic äJiaffenöerurt^eilungen ber aH „SBalbenfcr" begetdjneten ^cycn beginnt, ^gl. barüber SDnüerger, Le premier grand proces de sorcellerie aux Pays Bas. La vauderie etc. S(rra8 1885, ^ad) ^erm. $aupi in ©^b. $ifl. 3tf» 1886 @« 124 ifl bic ^ejenöcrfolgung eine neue ?(rt ber Äe^er«» ^»rojeffe. 2) (Sd fc^It (eiber eine §ufantnten]^ängenbc Unterfuc^ung l^ierüber. 3)ic Älagen ber 3eitgenoffen über ba« „bö^raifd^c ©ift", bic „SBalbenfer", ,,freien ®ci|ler", „SfiiKeflten", „SoO^arben", ,,?8eg^arben" u. f. ». fxnb fe^r goblreid^. S^gl. 3onffen, ®efd^. be« bcutfc^en »otte« I, 610. ^agen, 2)eutfd^tanb« üt u. rel, «erl^. I, 463. 480, Scc^Icr, ^ol^. b. SBicIif ü, 485 ff, 3?n @, S3ront8 S^arrenfd^iff 1494 ^eigt c«: ^^al]d) (S^taub unb Diel falfc^er Sel^r SBad^fen öon ZaQ p 2:ag je mc^r," @elbft am p&pfllid^en $of fprad^ man beforgt ton ben ,,^u|ttif(i^en 9{eigungen" bed ,,armen ä^anned'' in S)eutf(^(anb. Sß^l t. ®cgo(b, in ^tfitU ^x% 3tfc^, «b. 41, @. 16. unb SB. »ogt, 2)ie SJorgefdJid^te be« ©auemirieg«. ^aOe 1887 (©d^riften be« S5er. f. Slcf.-Oefd^. ^, 20). 3) 2)a| in iOö^men gerabe bic ^aubkoerfer bie Xr&ger be« SBitliffd^en ®eijle« »aren, f. bei ©ejolb, 3ur ©efc^, be« ^ujttentbum« 1874 @. 36. 121 Qn btcfc Ärctfc nun ful^r btc Sßad^rtd^t t)on 2\xtf)tt§ auf« treten tote ein »tt^ftral^t, ber bie bunfte SWad^t tl^rer Sned^tfci^aft erl^eQte. ^n ben ^(ufjetcl^nungen ber ®entetnbett aud ienen Ofol^ren, bie nn» erl^altcn finb, finben fid^ begeifterte ©d^tl* berungen ber fd^önen ^fal^re, bie im Slnfang toaren, ate Sutl^er ber Slntpalt il^rcr Siteratur unb öietcr il^rer ©rnnbfäfee gc* toorben toat. ^a§ tief in ben ^ergen öon ^unberttanfenben gefd^Inmmcrt l^atte unb toa^ ats fel^nfüd^tiger SBunfd^ gel^egt tporben mar, fd^ien fid^ öertoirflid^en gu foQcn: ber gül^rer fd^ien gefunbcn^ ber bie atten ®enieinben in ba« 8anb ber ^Befreiung führen tuerbe. !J)ie UnMarl^eiten unb ©ntfteüungen, »eld^c burd^ ben ®e* braud^ ber ©eftennamen befiJrbert toorben finb, l^aben am nteiften baju beigetragen, ba§ bie ^J^f^^^^^^änge, bie jtoifd^en ber lutl^erifd^en üieformation unb ben frül^ercn religiiJfen S5e* toegungen öorl^anben finb, für bie f:päteren ©efd^Ied^ter öerbun* lelt tourben. Unb bod^ finb biefetben fo nal^ unb eng, baß QtitQtno^^m^ bie in ber Sage toaren, bem toal^ren ©ad^öer^alt auf ben ®runb ju feigen, glauben fonnten, baß bie alten Seger feit 1617 einen neuen SSorftoß gemad^t l^ätten, unb baß gütiger lebigtid^ ate neuer SBortfü^rer einer alten Partei auf ben ^tan ge* treten fei. Slm 27. ÜDec. 1619 fd^reibt ^ttioz ®eorg öon ©ad^fen an ben ei^urfürften griebrid^ ben ©eifen, baß gütiger gauj l^ufitif d^ lel^re unb aud^ SSerbinbungen mit ben ^ufiten unterl^atte. ^) Qu einem offenen ^talat, toeld^e« batb bar auf in Erfurt an ba« 1) Softer, »ottjl. «cf..«cta. 2pi. 1720—1729 ÜI, 920. 122 JageiSUd^t tarn, f)it^ c«, bag gütiger aU Scfenner l^ufittfc^cr ^xxltfjvtn öerfd^rtcen tocrbc.*) Äöntg ^cinrtd^ VIII. bon (Sngtanb l^attc in bcr bcfanntcn ©treitfd^rift toibcr Sutl^er, hjortn er mit bcr tJ^coIogifd^en Sit* bung, bie er [id^ in feiner ^JJngenb angeeignet l^atte, bie römifd^c Seigre t?on ben ©aframenten öertl^eibigtc (1522), gütiger einen „SBöl^nten unb ^nfiten" genannt nnb ber fd^toeiäerifd^e Sl^ronift ^0^. ©alat bringt in feiner ©l^ronif bon Sern ben gteid^cn ©ebanfcn babnrd^ jnm SlnSbrnd, bag er fagt, Sntl^cr fei in SBöl^men geboren nnb ftamme öon einem ^^anjofcn ab, toeld^er nm „Srl^cbnng einer ©efte toiüen" cinft an§ fjranlrcid^ ber* trieben Jporben fei, §ier ift bie 5lnf^ielnng auf bie franjöftfci^cn SBalbenfer ganj beuttid^ gegeben.^) Dr. ^of). m l^atte bereit« im ^nü 1519 Sutl^er auf* geforbert, fid^ bon bem SSerbad^t ber ®emeinfamfeit mit ben SBBl^men baburd^ ju reinigen, baß er toiber fie fd^reibe.®) Site bie« nid^t gefd^al^, nannte @dE gütiger im Dctober 1519 in einer ©d^rift an bie UniberfitSt Q^gotftabt einen ^reutib bcr SBBl^men, unb in einem ©d^reiben bom 8. SWob. 1519 an ben Sl^urfürften bon ©ad^fen fud^te @dE feinem ©egner ben ©c^u^ biefe« dürften baburd^ ju entjiel^en, ba§ er bei @rn?äl^nung bon gut^er« ©ät^en an §u«, SBictif, a»arfiliu« bon ^abua, ^0^. bon Q^n^itn unb an bie Slrmen bon 8^on erinnerte.*) 5luf bem fReid^ötag ju SBorm« crflärte in gleid^em ©inn ber p&p^tliäft SWuntiu« ißut^er gegenüber öffentlid^: „®a^ 3Äeifte, loa« bu borbringft, finb längft bertoorfene Se^ereien ber 1) Hussitarum erroris protestator. J^gl. Riefelet, ^ird^en« ni, 1 ©. 85, 2) ^x6)xt) l fd^weia. 9icf..®cfd^. ©b. I. 1868. 3) Dr. SK. gütiger« SBcrIc, Scimar 1883 II, 278. 4) ^nbcr«, Dr. a^i. Sut^er« «ricfwcd^fct n, 226 ff. i 123 Scgl^arbcn, SBatbcnfcr unb ber Slrmen t)on 8^on, ber SBtcIcfltcn unb ^ufitcn". *) ;Jyn ber ^at \)attt fid^ gütiger, ol^nc t^ fclbft ju a^ncn ober ju beabfid^ttgcn^ feit einer JReil^e t?on ^fal^ren ben Seigren ber SSüffmm bon ©d^ritt ju ©d^ritt genäl^ert. 2Bar fd^on feine Segeifterung für bie Sll^eologie ber ©otteöfreunbe mtb fein Sam)?f für beren ©rnenerung jngleid^ ein Sami)f für bie ;3been ber älteren D:p|?ofttion getoefen, fo l^atten bie SSertoerfnng beiS Slblaffe^, beö ^egfenerö, bej8 ^eiligenbienfteiS nnb fd^Iie^üd^ ber ^ierard^ie unb be« ^a^jfttl^um« i^n bon ©tufe ju ©tufe faft bij^ auf ben SBeg gefül^rt, auf toetd^em bie SBrüber fid^ feit ^afjx^ l^unberten befanben unb ber SSortourf, bag Sut^er ber S5orIäm:>)fer ber SBatbenfer getoorben fei, l^atte bamatö toirUid^ feine tiefe innere S3egrünbung. äÄänner toit Slteanber unb @dE fd^einen ^eittoeitig in ber Zf)at bie S3eforgni§ gehegt ju l^aben, bag gütiger fid^ an bie @l)i^e ber altbeutfd^en D^j^jofition fteüen unb bie alten ®emein* ben, bie burd^ ia§ Uebergetpid^t feinejg Slnfel^en^ unb feiner tl^eologifd^en SUbung öieQeic^t jur SSerftSnbigung ju bringen ge* ipefen fein toürben, toiber feine ®egner in ben tam^)f fül^ren fönne- @dt, ber bie ©efal^ren, toetd^e in einer fold^en (Sinigung tagen, erfannte, l^atte fofort ©d^ritte getl^an, um öorbeugenb ein* jutoirfen, inbem er unter Slnberem ein gebrudttei^ ©d^reiben auj^* gelten tie§, in toeld^eni er fagte, ba§ Sutl^er trofe feiner Sei)?* jiger äeußerungen mit Äe^ern »ie bie SBiJl^men nid^tg ju tl^un l^aben tooße. ^) ffig fann nad^ ben erl^attenen ^^^P^ff^« nid^t jtpeifetl^aft fein, ba§ bie ©d^riften ber SBöl^men, toeld^e Sutl^er feit ber 8ei^* 1) 9 a ( a it , Monnmenta Bef ormationis Lntheranae. 9legendbttrg 1 884 a 182. 2) 2)ad @d^ei6en mar an ben ^bminiflrator be9 fraget SBtdt^umd 3o^* 3a(I gerid^tet unb flammt and bem ^ug. 1519. Söfd^er III, 660. v 124 jiger ®iö^)utation {^nü 1519) jugegangcn toavtn, einen tiefen ©inbrud anf il^n gcmad^t l^atten. @r erjäl^It fettft im ^. 1620: ff^^ f^flc Jtt^ erften, baß ic^ Ictber ju Sci))jig in ber ^x^pn^ tation nid^t l^atte gelefen ^o^. ^M, iä) tooüit fonft nid^t etlid^e, fonbern aQe WctiM, ju (Softni^ t7erbQntmt gel^atten l^aben^ mie id^ fie benn nod^ j[e|t fjaltt, nad^bem ic^ beffelbigen ^of). ^n^ l^od^üerftänbige« eblcö SBüd^tein — l^abe gelefen".*) ^n äl^nlid^em ©inn fc^reibt er am 19. aWärj 1520 an ©^jatatin: „^ä) fd^idfe and^ ben ^o^. ^n§; lie« fie (bie ©d^rtft: „SSon ber Äird^e"), toenn bn toiöft, unb fd^idte fie bann jnrüdE; [ie gefällt nnö nid^t nnr Slüen, fonbern toir betonnbem feinen @eifi unb feine ©elel^rfamfeit".^ ©cit biefer Qtxi :>)flegte er tovISjl jn fagen, ba§ er ^ufit getpefen fei ol^ne ed ju n)iffen/ ja aud^ ©tau)7i^ l^abe, ol^ne eö JU al^nen, l^ufitifd^ getel^rt. „^ä) toeiß t?or ©taunen nid^t, n)aiS id^ beulen foQ, ba ic^ fo fd^redEHd^e @erid^te ®oitt& unter ben 3Äenfd^en fel^e, n?eit bie offenfunbigfte eöangelifd^e SBal^rl^eit fd^on feit me^r al^ l^unbert Qfal^ren öerbrannt ift unb atö toerbammt angefe^en toirb, unb eö nid^t ertaubt ift^ fie ju befennen".^) @3 blieb aber nid^t bei bem bloßen ©d^riften*Slu5taufd^, fonbern atiSbatb erfotgte aud^ bie Slntnü^pfung pcx\'6nix6)tt 93e3iel^ungen mit ben SBöl^men. !Die Utraquiften freilid^, unter toeld^en eiujctne ^rebiger ju Slnfang tebl^aft für Sut^er eingenommen toaren, l^atten im äuguft 1519 auf einer ©^nobe Sefd^tüffe gefaßt, bie il^re ©|}i^e toiber bie Slnl^änger Sut^eriS feierten.*) (Dagegen l^atte fid^ an» ben Äreifen ber SBalbenfcr ober 1) ^ald), Sutl^cr« SBcrfc XV, 1683, 2) be SBette I, 428. 3) be ^ette I, 425. 4) le. (Ssettoenta, O^efd^. ber eüang.^rd^e in fe^mtn, ^t. II (1870) @. 159. 125 bcr U^mx\ä)tn »ruber fofort ein aRttglieb ber »ruberfd^aft fetbft auf beu SBcg gemad^t unb erfd^icn ettoa im ©e^Jtember 1519 bei Sutl^cr aW SBctJoömäd^tigtcr feiner ©emeinben. ®ie Slrt unb ajetfe tpie Sutl^cr öon il^nt f^Jrid^t — er nennt il^n homo vere humanus — unb toie man il^n bel^anbelte, betoeift, bag bie beiben {Reformatoren einen günftigen ©inbrud t?on ber SSBerbung ber Srüber gewonnen l^atten.^) iÄad^bem gütiger burd^ bie ^ä^^ftlid^e SnÜe t?om 15. 3fnni 1520 in aöer gorm für einen Se|er erflärt unb bie äntoenbung ber beftel^enben Äe^ergefe^e, bereu SJottftredung Befanntlid^ ber loelttid^en ®etoalt oblag, toiber il^n befolgten toorben toar, toaren bie SBebenfen, »eld^e toiber beu fiJrmtid^en Slnfd^Iug an bie be* ftel^enben 8efeer==®emeinben t)on aKännern, bie ej^ mit Sutl^er gut meinten, l^ätten geltenb gemad^t toerben fönnen, meggefaUen. @« lag auf ber ^anb, baß ein äufd^tuß an biefenigen, toeld^e feit alten QtxUn unter beu 8e|er*®efefeen ftanben, bie Slntoen* bung biefer ©efefee, b. 1^. bie 5lnrufung be« toeftüd^en %xm^, ol^ne beffen ©d^ufc ober ©efd^el^enlaffen nad^ Sage ber !Dinge feine größere SBetoegung ftd^ enttoidEeln fonnte, l^ätte l^eröorrufen ober erleid^tern muffen. $Jm Sauf be« ^a^xe^ 1520 jeigt fic^ benn aud^ in ber %f)at eine gang betoußte SlnnSl^erung Sutl^er^ an bie Stteren üieform))arteien. üDamalg erfd^ien ber (Sermon öon ber ^xtu fjtxt eineg ©l^riftenmenfd^en, in loetd^er bie ©ntoirlung ber att== beutfd^en 2^^eotogie am Warften l^erbortritt, unb bie bal^er mit aied^t in bem 3iuf ftel^t, bag in il^r bie auögereiftefte grud^t ber Sutl^erfd^en üß^ftil ju erlennen ift. ©obann unb üor SKttem aber beriJffentlid^te Sutl^er bamal« (t§ toax ettoa im Sluguft 1520) 1) @. ben ®rief Sutl^etd an @^a(atin D. 15. Oct. 1519. be SBette I, 350. 126 btc ©d^rift „Sin bcn d^riftlid^cn Slbel", in toctd^cr ber ®ri)rtc* rung ber iSvaQt naä) einer SScrctnigung mit bcn SBöl^men ein BcfonberejJ (lapitü gctoibmet ift. *) „(£ö ift l^ol^c Qdt, ffti^t t» bort, bag toir and^ einmal ernftlid^ unb mit SBal^rl^eit ber JBöl^men ©ad^e öomel^mcn, fie mit uni^ nnb nnS mit il^ncn ju öcrcinigcn." „^i) toiü and^ ^of). ^n& jn feinem ^eiligen nod^ SKärt^rer mad^cn, ttjie ettid^e SBöl^men tl^un, ob id^ gleid^ befenne, bag il^m Unre^t gefd^el^en unb fein S5ud^ unb feine Seigre unred^t öerbammt ift. — ©aö tt?ia id^ nur fagen: er fei ein Se^cr, toie böfe er immer fein mi5d^te, fo f)at man il^n bod^ mit Unred^t unb toiber ®ott öerbrannt. — ®^ l^ilft nid^t, bag fie ju ber Qeit ffdbtn üorge* tocnbet, ba^ einem Äcfeer nid^t fei ju l^aftcn baö ®elctt. — a»an fotltc bie Sc^er mit ©d^riften, nid^t mit f^euer übertoinben, toie bie alten SSätcr gctl^an l^abcn. SBenn eg ^unft ttjäre, mit geuer Sefeer ju überloinben, fo toären bie genfer bie getel^rteften ©oftoren auf Srben." Um bie ©inigung l^erbeijufül^ren fd^tägt Sutl^er öor, ba^ eine ©efanbtfd^aft t?on etüd^en frommen ©elel^rten unb Söifd^öfen nad^ SBöl^men gel^e, bie erftxnben foü, „tote eö um il^ren ©tauben ftel^e unb ob eö miJglid^ toäre, alle il^rc ©eften in eine ju bringen." S33enn man mit biefen SSorfd^Iägen bie ©teßung öergteid^t, toeld^e £utl^er big jum ^. 1517 ben SBöl^men gegenüber einge* nommen l^attc, fo faßt bie SBanbtung feiner Sluffaffung in bie Singen. S5or bem 2lbta§ftreit l^atte er fid^, ttjie oben bemerft, l^äuflg loiber fie auiggef:prod^en unb il^rc D^)^)ofition auö geift* tid^em ^od^mutl^ l^crgeleitct. ^) ^t^t toiU er fid^ mit il^nen oer* 1) $9(. bie neuefle ^udgabe ton St. i^enrat^, ^aUe 1884 (©d^riften b. S5cr. f. ?ftcf.-®cld^.) @. 62. 2) 2)ie(fl^off, 5S)te Stellung Sutl^erd jur ^rd^e unb il^rer ^Deformation tiox bem mia^^tii 1883 e. 47 ff. 127 einigen unb jeittoctiig anä) bad butbcn, „toa^ an ^xxtijvmx unb 3toief^)ättigfcit unter il^nen gefunben toirb."^) SluiS bcn SBorten beg 8Sereinigungi8t)orfd^Iagi8 erl^eüt, bag gütiger tro^ fetner 9lnfnü1)fung nttt ben SBöl^men eine llare SJor^ ftettung t?on il^rem ®Iouben nid^t Befaß, unb ba§ il^nt ferner bereu „^totefipälttgfeit" BefonberiS anftßßtg toax. ®tefe SJerpit» niffe l^ielten Sutl^er baöon jurüd, ben ®eg, auf bem er fid^ mit beut 9?ereinigungö*®cbanfen befanb, ttjeitcre fjolge ju geben unb bie Serül^rungen, in bie er bann feit 1521 unb 1522 mit SSer* tretern bcr älteren 9tid^tungen fam, Befttmmten tl^n üottcnbö, fein USH)txxQt^ SSerl^atten jU änbern unb felbftänbtge rcformato* rifd^c Salinen eiujufd^Iqgen. SBenigc ©rcigniffc l^aben ben SJerlauf ber beutfd^en {Re* formation fo tief greif cnb Beeinflußt, toie bie Unrul^en, tocld^e unter S3et]^eiUgung einiger Qtoidantx JEud^mad^er, bie bcn an* breajg iSobenftein t?. ©ariftabt, Sutl^crig Soüegen unb greunb, unb einige anbere angcfel^ene SKänner, barunter aud^ ^l^tlt^):p 1) 3« f^äteren Sauren l^at Sutl^er gelegentlich folgenbed intereffante Urt^eil über bie „^albenfer" abgegeben: Mart, Lntherus commendavit Waldenses, qnomm Tita externa esset sanctissima, et affectus, qnantnm possent, nioderarentnr, non esse arrogantes, aliis qnoqne jnstitiam tri- buentes, nee soll justi esse volunt, damnant missam pri?atam, pnrga- torinm, invocationem sanctoram. Ministros caelibes habent permittendo illis conjuginm, sed ingenue approbant, fatentnr, si caelibes ministros non possent habere, conjngatos tarnen non adversatnros, sicnt et nobis- cmn fatumm est, werden wir wollen pfarhern haben, werden wir sie aus den bnrgem nemen; non otiantnr, non crapulantur, optimam habent paedagog^am, sed articolnm Jnstificationis non habent, fatentnr quidem fide et gratia salvari homines, sed fidem, qnalitatem illam regnantem intelUgunt, non soll fidei in Christnm tribannt. Fidem et gratiam aliter ezponnnt quam nos et operibus simnl tribannt jnstitiam, dicen- tes, sine operibus fidem esse mortuam. — Waldenses sjncerius de fide loqnuntur quam papistae, sed eximiam illam distinctionem fidei et operum nesciunt. (D. Mart. Lutheri Colloquia ed. $. (S. ^inbfeil I, 1863. @. 417.) 128 SRctand^tl^oti ^), für fid^ gctoonncn l^attcn, bei Sutl^crö äbtocjcti* l^eit in SBittenberg anSbxaäfm. !Dic ©reigniffc finb ju bcfannt ate baß id^ fie l^icr tioii^ einmal ju erörtern brandete. !Dic 3^i*öuer SCud^mad^er ober (toie ßntl^er fie nannte) bie Qtoidantx ^ro))]^eten toaren cbenfo toenig toie Z^. Jöiünjcr Vertreter ber biJl^ntifd^en SBrüber ober ber nad^matö fog. äna* iapti^ttn, fonbern gel^örten ben {Reften icner JJefeer«=®emeinben an^ bie fid^ in ben öereinfamten ©ebirgiStl^ätern beö (SrjgebirgeiS unb SBöl^nter^SBalbeö an» frul^cren @^)od^cn bel^an^jtet, im Sauf ber Qtxt aber jebe ^ul^Iung mit ben 83rüber*®emeinben int fßeid^ nnb in SBöl^men üerlorcn l^atten- @ö toar nnter biefen Senten, bie nnter bem fd^toeren ©rucf ber SSerfoIgnng in großer ^eimlid^feit lebten, toie ei8 jn gelten ^)flegt, eine arge SSerfümmernng nnb bor 9lttem eine SSer^ ftümmelnng ber älteren nnb reineren Uebcriiefernngcn cingc^ treten — eine SJcrftümmeInng, bie lebe Slni^breitnng il^rer Qbecn nnmögüd^ mad^te nnb bie im 8anf ber Qzxt jn einem QzvxUii beg alten ®Ianbcni8 getoorben toar. SiKiS gntl^er biefc ©oftrinen in ben ^erfonen bc^ SÄic. ©tord^, ^axcM ©tübner n. f. to. gegenübertraten, erfannte er mit 1) 2)ie Hinneigung Tltlan6)tffovL9 ju ben S^n^^uem ifl ja Utamt $g(. feinen Brief an Q^urfürfl gfriebrid^ ben SBeifeu t)om 27. 2)ec. 1521. Corp.Eef. I, 513; femer ib. 514; 515; 534. — gel. UIfceniu« fd^rieb unter beut 1. 3an. 1522 folgeuben intereffauteu ©rief über bie S*^^*«««^ ^^ SSitteuberg an (£af}ito: „Accessit nos praeterea vir qnidam plnrimi Spiri- tus adeoqne scripturae sacrae ezercitatns ut vel Melanchthon ei sufficere nequeat; ille tarn graves adfert scripturae locos, ut Witten- bergenses aliquantum perterritos reddiderit. Scripsit antem Philippns Principi, ut D. Martinum mitti huc curet, quod aut fiet aut vir ille D. Martinum accedet. Yideas hominem alias simplicissimum. Conti- nuo ejus lateri Philippus adhaeret, ei auscultatur, adjuratur, adeoque summe veneratur et pene perturbatus, quod viro illi satisfieri a nuUo possit. (Seitfc^rift f. Ä.-®efc^. V, 330.) I 129 rtd^ttgcm SBtid fofort, ba§ ein ©ingcl^cn auf jene 3fbecn bic ganje rcformatortfd^e SBetocgung gcfä^rbcn muffe unb mit @nt* fd^Ipffenl^cit toarf er fid^ il^nen entgegen. SBäl^renb er ben SKb* gefanbten ber bi5^mifcl^en SBrfiber, toie ttjtr fallen, freunbtid^ auf* genommen l^atte, erflärte er fid^ jefet mit Sntfd^iebenl^eit gegen bie 3^^(fa% 3U ben )7orne]^mften (Si^aralterjügen bei8 @tau^)i^ bie SSal^rl^aftigleit ober (toie Sutl^er einmal jagt) bie ,,8fieblid^feit unb Slufrid^tigfeif' gel^ört, \o liegt t^ auf ber ^anb, bag toir bei ber ^^Jrüfung ber Seigre Sutl^erl leinen beffer unterrid^teten unb guüerlSffigeren äu^* leger unb f^ül^rer finben ISnnen at& ©tau^^i^, unb bag ba« Urtl^eil, toeld^eö @tau))ife über bie auffaffungen gütiger«, toie fie fid^ feit 1521 entwidtelten, unb über bic ^Jolgeu unb SSJirlungen, bie biefelben in JBejug auf bie fittlid^en 3"Pänbe unter il^ren Slnl^angern aufipiefen, abgegeben l^at, ein ganj be« fonberei^ @en>id^t befi^en mujs. SSJir l^aben oben gefeiten, bag bie Uebereinftimmung jioifd^cn Sutl^er unb @tau^)i^ auf ber gemeinfamen JBegeifterung für fauler unb bie „beutfd^e 21^eologie" berul^te unb bag ©tau^)i^' 6influj3 ei8 getoefen toar, ber gütiger ju biefer S:i^eologie ge* fül^rt l^atte. ©tau^)ife l^atte bic ®reigniffe, tocld^e fid^ gu SBittenberg ijott* jogen, mit Sll^eilnal^mc unb fjreube Verfolgt unb aöe bie ein* 133 Pugrcid^cn SejtcJ^ungcn, bic er it]a%, bcfonbcriS bicjcnigc ju ei^urförft griebrtd^ bcm ffictfcn, l^attc er in bem ßefäl^rad^en ÄanH)fe, bcr toibcr gütiger auSbxaä), für btefen in bic ffiagfd^ale gc** (cgt.i) Sutl&er betrad^tetc bic SKittoirlung be« ©tanljife *) anä) ^oxU banernb atö ganj fctbftijcrftänblid^ nnb toenn fie einmal ijorüber:» gel^enb auiSblieb^ toax er ungtfidttd^ toit ein üerlaffcneiS 9inb. @o treibt er am 3. Oct. 1619 an feinen SSorgef efeten : ,;!Du öerlSffcft mtd^ attjnfel^r; id^ »ar S)einettoegen toie ein enttoöl^n:^ te« ftinb über feine aJintter l^ente fel^r traurig; id^ befd^öjöre S)td^, ))reife ben ^errn aud^ in mir fünbigen SJicnfd^en. — ^ente ^a(Sjt l^abe id^ üon ^ix getrfinmt; e§ toax mir, ald ob ÜDu t)on mir fd^iebeft; id^ aber toeinte bitterlid^ unb toar betrübt".*) 9ltö Sutl^er bied fd^rieb, badete @tau^i| nod^ nid^t baran, bajs feine nnb feine« ©d^ülcrj^ SSege fid^ mürben fd^eiben fönnen; nod^ im 2ßai 1520 fonnte Sntl^er erfrent bem @^)atatin metben, bag er üon ©tanpift einen Srief erl^atten l^abc, in toetd^em biefer il^n lobe unb in Sutl^er« ©ad^e feftere Hoffnungen an&^ \pxe(S)t aB er fie frül^er ju fingeren getool^nt getoefen fei.*) (£5 ift !ein 3»eifel: (Btawpi^ f)at bi« minbeften« jum ^. 1520 bie 3)2itt7erantn)ortIid^Ieit für iSutl^er« S$orgel^en in t^oQem Um^ fang auf fid^ genommen. aingefid^tiS biefer Sl^atfad^en ift e« befremblid^, bag fiutl^er einige Qfal^re \p&ttx (1622) »iJrtlid^ fogt: ,,S)ie «riefe beö 1) @pa(attn an intfftx, 1518 @ept. 5: Habes patrem reverendum Joh. Staupitinm pro tno capite solicitissimnm. Ourf^arbt, Sut^erS )6rief« U)e(^{el. 1866 @. 13. 2) 2)te (SinjeH^eiten über @tau|>it' iBemü^ungen für 2tttl^er gegen- über (Eaietan in Sngdbnrg, fotoie bie Snmfnng bed (S^nrfürjien griebrid^ Don ©ad^fen für Sntl^er burd^ @pa(attn f. bei %. 2). ®enber, Vita Joh. Stanpitii etc. ®dtt. 1837 (Diss.) @. 21 ff. 3) be fßetit, 2nt^er6 «riefe I, 342. 4) be SBette I, 443: Ex Normberga Staupitianas literas accepi, landantes tandem, ac firmius sperantes in causa mea quam antea soli- tua 8um andire. 134 ©taiqjtt öerftcl^c id^ ntd^t, außer baß td^ fcl^c, baß fic fc^r teer an ©cifi f tnb; anä) fd^reibt er rnd^t tote er |)f[egtc; möge ® Ott il^n jurüdfffil^ren". *) ®ö lommt in bief en tote in anbeten Sl^nlid^en Slenßernngen bie @ntfrentbnng, toeld^e gmifd^en ben beiben anSnnern feit 1621 einzutreten begann, gum beutlid^en ^UiSbrud. S)ie beutfd^e Sn^ftif, tok fie Sutl^er ftd^ gu eigen gemad^t l^atte, »ar, toie mel^rfad^ bemerft, im Änfd^Iuß an bie religiiSfe O^)^)o[ition ber atteöangelifd^en ©emeinben ertoad^fen. 3)ie ürd^-- lid^en ober gemeinbtid^en ®runbfäfee, toetd^e üon biefen in fel^r beftimmten formen aui^gebttbet toaren, bitbeten für bie SK^ftif in getoiffem @inn bie notl^toenbige ©rgängung; ol^nc biefe ©runbfätäe toaren bie 5luffaffnngen ber altbeutfd^en O))^)ofition ein Srud^ftüdf, toeld^eiS ate fold^eö unmöglid^ bie innere Sraft, bie bem gangen ©tiftem innemol^nte, über bie ©emütl^er ben aJienfd^en ausüben unb betoal^ren lonnte. ^n SBal^rl^eit »aren and^ Spanier unb jene ©otteiSfreunbe, auö bereu SJiunbe bie ;3fbeen ber „beutfd^en Sll^eologie" unö über^ liefert finb, oon bem gangen ©tiftem tief burd^brungen getoefen, nur baß bie SSerl^ättniffe, unter benen fie leben, fle abgel^alten l^atten, öffentlid^ 5lüe« gu fagen, toaö fie badeten unb glaubten. @ang anberiS lagen bie Umftäube bei fiutl^er. gütiger l^atte ftetÄ nur eben jeneiS SSrud^ftüdt lennen gelernt unb fo fel^r er bafür begeiftert toar, fo fel^r lebten bod^ in feinem ®eifte eine 3eit lang neben unb mit biefen ijjbeen gugleid^ Sluffaffungen fort, toeld^e im @runbe gSnglid^ unüerträglid^ bamit »aren, 1) ' „Litteras Stanpitii non intelligo, nisi qnod spiritn inanissimas yideo, ac non nt solebat, scribit; dominus revocet enm." 2)er Srtef ifl an S3. 2inf gettd^tet nnb ftnbet ftd^ bei 2)öntnger, SDie 9lefonnation I, 155. 186 unb beten innerer 8Btberf))rud^ unjtoetfeG^aft fräl^er ober f))&ter jur 9[bfto|nng ber einen ober ber anberen füllten mußte. SSSir l^aben oben gefeiten, baß Sutl^er nod^ im ^. 1517 grunbfä^lit^ am »blaß feft^tett, baß er nod^ im Slußnft 1618 für ia^ !Dafein ht§ f^egfeueriS eintrat unb nod^ @nbe IDe^ember beffdben Qfal^rej^ toibcr bie ^idarbcn eiferte, toeld^e bie Sin* rufung ber Zeitigen beftritten. hiermit ftimmt e« fiberein, baß er Qal^re lang ber Slnfid^t toar, trofe feiner SSegeifterung ffir bie Seigre ber älteren ©toangetifd^en ein treuer Untergebener be« ^ap^tt^ unb ber ^ierard^ie bleiben ju lönnen. Slad^bem er bereites im 2ßai 1518 feine Unterwerfung unter ben |)ä))ftlid^en ©tul^I erflärt l^atte *), erbot er fid^ im ^Januar 1519, toie er fetbft crgäl^ft, „an p&p^Hiäft ^eiligfeit ju fd^rciben unb fid^ ganj bemfitl^ig gu untermerfen^^; er l^abe nid^t t^ermeint, mit feinen ©d^riften ber 1^. rSmifd^en jtird^e gu nal^e gu fein; aud^ tootte er einen „Sattel" auiSgel^en taffen, toorin er einen i^feben ermal^ne, ber Stömifd^en Sird^e gu folgen unb gel^orfam gu fein.^) Qfm fjebruar erfolgten toirflid^ feine ffirflärungen unb bie gange ©ad^e toSre beenbigt getoefen, toenn Dr. @d( fie nid^t n)ieber aufgeregt unb eine 9ffentlid^e ^iS)7Utation gu ©taube ge^^^ brad^t l^ätte. ©icfetbe fanb, toie befannt, im i^uli 1519 ftatt unb l^ier toarf (Sd bem Sutl^er üor, baß er fid^ ber i^rrlel^ren beiS $ud unb anberer jte^er fd^ulbig mad^e.^) fiutl^er, ber bie SBal^rl^it mand^er l^ufttifd^en Seigren er« fannte unb gu aufrid^tig toar, um bieiS gu üerfd^toeigen ober gu üerl^üUen, ertoiberte barauf toSrtlid^: „(S§ ift getoiß, baß unter ben airtiteln beiS i^fol^. S^n& unb ber SBöl^men t)iele t^oQft&nbig 1) be SBette I, 119. 2) be Sette I, 208. 3) fßkt mit ben ,,anberen Sttfittn" gemeint »ar, erbeut an9 Snt^er« 9lnt»ort, »eld^e au|er auf ^n9 on^ anf flStcHf ®egng nal^m. 136 d^riftltd^e unb et)angetif(l^e gett^efen finb, toiläft bte adgemeine jttrd^e ntd^t toerbammen lonnte/^') äßit biefer überaus folgen^ r^td^en Sieugerung toax bte erfte äußere SlnnSl^erung an bte ältereit (Süangeltfd^en gefd^el^en unb bte SBirfung bat7on toax, ba| 93ertreter ber Utraqutften tl^itt int ©ommer 1519 tl^re Qw fttntntung jn erlennen gaben unb in einen ©d^riften^SluStanfc^ mit il^m traten.^) <xd)tDoi)i erK&rte Sutl^er nod^ int ©e))^ tember 1519 mörtlid^: „&^ ift auf feine SBeife erlaubt ^ ber rSntifd^en Sird^e SBiberftanb }u leiften, aber ber rSntifd^en Surie l^Stten mit toett grSgerer t^r5mmig!eit Sönige unb Surften unb »er fonft eiS gefonnt l^ätte, SBiberftanb leiften fotfen, ate fettft ben dürfen".») @rft im Qfuni 1520 lieg Sutl^er biefe äuffaffung gfinjlid^ faßen unb öoüjog ben großen ©d^ritt ber offenen goöfagung üon ber Äird^e, in ber er l^er angereift unb gum ^riefter getoeil^t toorben loar. ^a(f)b^m bieiS gefd^el^en unb Sutl^er burd^ bie ))a))fttid^e S3uQe gum Äe^cr erftärt toorben toar, lag für il^n bie STOöglid^feit üor, baö gange ©Aftern ber älteren ©öangelifd^en gtetd^fam auf fein Programm gu fd^reiben unb ber gül^rer ber alten D<)|)ofition gu »erben. ®rünbe, bie mir gum Sl^eil fd^on angebeutet l^aben, t^er^ 1) D. a^artin 2vtffM Sßede, SBetmar, 1883 ff. II, 279: Secando et hoc certum est, inter articulos Joh. Hnss Tel Bohemoram multos esse plane Ghristianissimos et Evangelitos, qnos non possit universalis ecclesia damnare. 2) inifitx an ©taitpi^, b. b. 3. Dct. 1519: „Accepi hac hora ei Praga Bohemiae litteras sacerdotnm duorum (bie Briefe loaren b. 16. u. 17. SfnU. saftet UI, 649 u. 651) factionis illias de utraque specie, emditos sane in Scripturis sanctis nna cum libelli Johannis Huss, qnem nondmn legi, be SBcttc I, 341. — IDic «riefe ber betben «öl^men f. bei Snber«, Dr. m. 2utl^er9 «rieftoed^fet II, 75 ff. 3) be SBette I, 334: Nullo modo ergo Komanae ecclesiae resistere lieet; at Bomonae cnriae longo majore pietate resisterent Beges, Prin- cipes et quicUQqne possent, quam ipsis TnrciB. 137 j^inberten int^tx, ben SBeg, ben er mit ber äJerfed^iung ber aß^ftt! uttb ber S3ef&m))fung ber ^terard^te befd^ritten ffattt, bid jmn @nbe 3U üerfotgen; er \af) fid^ t^eranlagt, ber ©rünber einer neuen, auf feinen 9^amen lautenben ®emeinfd^aft ju Serben. ^§ toar burd^aud folgerid^tig, \>a% er in ber ^eriobe, tX70 fid^ biefe (SnttoidHung t^odjog, eine üüQige (Erneuerung unb gleid^^ fam eine 9tet>ifii)n feineiS bidl^erigen Sel^rf^ftemiS üornal^nt. @r erfannte ober fül^Ite, ba§ für bie beutfd^e JDöjftif in bem Qrx^ fammenl^ang feiner neuen Ueberjeugungen fein red^ter ${a^ tt^ar unb fo tDurbe biefeCbe aOmSl^ttd^ abgefd^Iiffen unb nad^ unb nad^ faft ganj abgeflogen, ^a^ aber in fold^en ^Sllen leidet }u ge« fd^el^en p^tQt, bad gefd^al^ aud^ l^ier. ;^n bemfelben 3Rag toie Sutl^er bie ^httn, bie feit 1516 in feinem ©eift bie Ueber* jeugungen feiner i^fugenb gurüdCgebrängt l^atten, loieber abftieg, in bemfelben iStag getoannen mand^e (Erinnerungen feiner i^ugenb toieber Staum in feinem Renten, ^ie ©d^olaftil, bie il^n einft mit l^eitiger toa» er ai^ bcn tocfentttd^cn Qnl^alt bicfc« SSortd ober atö bte reine Seigre ertannte, in ben 9)tittel))untt feiner Z^toloQit geriidt l^atte, erl^ielt bie Ie|tere für baiS gan}e ©tiftem ber neuen Sird^e eine l^erüorragenbe, )a eine SUIed bel^errfd^enbe 93ebeutnng. fiutl^er felbft f)at bie^ oft unb nad^^ brüdtlid^ audgef)}rod^en unb gerabe benienigen feiner @egner gegenüber^ n>e(d^e mel^r ha^ Seben ald bie Seigre betonten unb bie 93inbung bt^ $ei(derta)erbi^ an beftimntte Dogmen unb Seigren nid^t biUtgen fonnten, feinen ®tanb))untt mit t^oller (Sntfd^ieben^ l^eit t)ert]^eibigt unb gur Geltung gebrad^t. @o fagt er einmal: „(SiS taugt gar nid^t^ bajs man Seigre unb geben mit einanber Dergleid^en toiU^ benn an einem S3ud^' ^iabtn, jia an einem Zittt ber ©d^rift ift me^r unb grBgereiS gelegen, benn an ^immet unb Srben. 3)arum fSnnen tolrS nid^t teiben, bag man fie aud^ in bem aQergeringften üerrüdCen tootte. ffiajg aber betrifft bie ®ebred^en unb fjel^ler am Seben, ba Ißnnen toxv m^ ju gut l^alten unb ilberfel^en, benn toir finb aud^ SKenfd^en, fo täglid^ ftraud^eln unb fünbigen." Sin anbcrmat fd^reibt er: „SSöfe Seigre ift baiS grögte Uebel auf ©rben, ha^ bie ©eeten mit Raufen jur §öüe fül^rt".*) ;;S)aiS £eben mag mol^I unrein, fiinblid^ unb gebred^Iid^ fein, aber bie Seigre muß rein, lauter unb beftfinbig fein", „^alt nur ben ©lauben rein, ob bu gleid^ bie !8iebe nid^t lannft üoüfommen l^alten unb l^aben".*) „^n ber gangen ©d^rift ift leine größere SBarnung, benn baß man fid^ l^üte öor fatfd^er gel^re; benn @ott fann Wit& für gut l^atten, toie toir (aud^) ftraud^eln, altein baß toir bleiben bei bem reinen lauteren SBort ©otte«". 1) @. ^urge ©ptüd^e aud Dr. a^artin 2ntffex9 ©d^rtften. mttx9toi), ^extel9mann. 1880 @. 298. 2) Äurgc ©prüd^c a. £)• @, 174, 141 (&^ gelang, biefe Suffaffung fiber bie 93ebetttung ber reinen Seigre ffir ia& ®ee(enl^eil innerl^alb ber neuen Sird^e gur aQge^ ntetnen*^@ä{t{gtett 3U bringen, aber t§ gelang ntd^t, ein aUge* metneiS ISint^erft&nbnig barüber ju ergielen, tDtl6)e^ bie reine Seigre fei. ^it Slnl^&nger ivitf)tv§ toaxtn ebenfo feft iat)on inxd)^ brungen, bag Sutl^er bie reine Seigre an ha^ Sid^t gebrad^t l^abe, n)ie bie @(i^ä(er (Sabine unb 3^t^gti^ glaubten / ba§ ha^ 2i6)t he^ @)7angeliumi$ in ber ©d^n^eij aufgegangen fei. Wit biefe Steforntatoren aber luaren überzeugt, bag ein groger S^l^eil jener Sel^rbegriffe, toelc^e iit ©d^olaftif feit beut äßittelalter al& vidj^ tige ^DarfteQung ber objeftiüen ^eitötl^atfad^en be^eid^nete, einen unauiStödtid^en Seftanbtl^eil ber reinen Seigre barfteUten. ^n& beut ©(aubendbefenntnig, totli)t^ unter ben Flamen ber ©d^toabad^er Slrtifel befannt geworben ift (1529) lernen mir bie Seigren lennen, metd^e Sutl^er unb SDleland^tl^on al& t>a^ SOefenttid^e ber reinen Seigre betrad^teten, näntlid^ 1) bie Seigre Don ber Xrinität, 2) bie Seigre üon ber ©ottl^eit S^rifti, 3) bie Se^re üon (Sl^rifti ©ottmenfd^l^eit unb ber $)ei(iSbeftimmung feinet SCobeS, 4) bie Seigre oon ber ©rbfünbe, 5) bie Seigre toon ber Unfreil^eit ie^ SBiQend unb enblid^ 6) bie Seigre t)on ber ®e^ red^tigfeit an& beut @(auben. ^CietenigeU/ toeld^e biefe Slrtifel glauben, finb (loie eö bort l^eigt) „bie ©laubigen an ßl^rifto" unb biefe bilben bie „f). d^riftlid^e Äird^e." WHt unb burd^ biefe Huffaffung erl^ielt fotool^I bie !£l^ätig^ feit ber SDZ&nner, bie bie ®Iaubenö*9lrti!et toiffenfd^aftlid^ au3* geftalteten unb fort^^flanjten, nSmßd^ ber ® d^rift geleierten unb Dogmatifer, toie bie ©irffantleit berer, bie fie ber ©emeinbe t)ermitte(ten, näntlid^ ber ^rebiger, eine ganj auger orbentlid^ gefteigerte 93ebeutung in ber Sird^e. 3Benn man l^injunimmt, bag Sutl^er iebe ©elegenl^eit toal^maient, um bie SBid^tigteit ht& SlmtiS ii^ aSorti^ für bie SSermittlung bej? ©eelenl^eite unb bie |)eitö* loirtungen ber $rebigt l^ert^orjul^eben, fo begreift man t^, tt^ie 142 c« tarn, bag bic @ottcÄflctcl^rtcit ht& 16. unb 17- ^afft^. i^rc gange geiftige jtraft in ben Sänt^fen um bie 9ieinl^ett ber Seigre, b. 1^. um bogmattfd^c Definitionen, tx\ä)ip^tn unb ba§ bic 8aien ber Uebcrjeugung toarcn, ber fleißige Scfud^ ber ^rcbigtcn unb ber öftere ©ebraud^ ber ©acramente feien neben ber gläu^ bigen ©rfaffung it& SSerbienfteö Kl^rifti bie au^reid^enben ÜKittcI, unt ber ©eligfeit getoiß ju toerben. ÜDa ber ©laube an§ im ®tf)'6v it& äugertid^en SBorteiS, b. 1^. an§ ber ^rebigt, tarn, unb ber ®(aube bie ©eligfeit betoirlte, fo l^atte ber ©eiftlid^e feine ^flid^t getl^an, menn er ia» @üangelium, b. 1^. t^omel^mtid^ ben troftreid^en ;^nl^alt bed @)7angeIiuntiS üon beut fteUtoertretenben Reiben Sl^rifti unb ber iRed^tfertigung allein burd^ ben @Iauben, fleißig J)rebigte, bie meiften Saien aber glaubten il^rer ©d^ulbig^ feit genügt gu l^aben, toenn fie bie Sird^e fleißig befud^ten. Sine (Srfd^laffung bei8 ©iferj? in ber eigentlid^en ©eelforge toar üiet fad^ bei ben *!ßrebigern gu beobad^ten unb eine ^erabftintmung ber ffinergie in ber ©rfütlung fitttid^er ^flid^ten toar bei ben Saien bie naturgemäße f^olge. ©d^on bie ^eitgenoffen l^aben bie 93emerfung gemad^t, baß in ber neuen Sürd^e bie reine Seigre gu einem Onabenmittet unb ber ©taube baran gu einem guten SSSerfe ober einer Seiftung tourbe, meldte im *^ringi)7 ben $)eitömitteln unb ben guten Sßerfen, toeld^e bie römifd^e ffiird^e befaß unb forberte, bod^ ungemein toer^ toanbt loaren. SSenn fd^on bieö ben SSertretern ber alteren ©üan- gelifd^en anftößig toav, fo mn^tt ber @ebraud^/ ben man tjon bem ©acrament bei^ älltard gu mad^en anfing, nod^ mel^r il^r äJZißfaUen erregen. Die ;3bee, baß man im Slbenbmal^l ,,eine SSerfid^erung it^ ©etoiffenö unb Vergebung ber ©ünben" em^jfange, »etd^e toon ben lutl^erifd^en ^rebigern ftetiS üon 9?euem eingefd^ärft lourbe, l^atte in ber fird^tid^en Uebung öielfac^ fd^limme JJotgen. ^n ber Erinnerung an fiutl^eri^ %vi^\pvn6), toonad^ @^l^riftud aU fein äSerbienft in ia§ ©acrament gelegt l^abe, baß man il^n \>a 148 Idolen, l^aben unb fagen liJnne: ^ier i)äb iä) Uä), bttbete fid^ balb bie Ueberjeugung, bag man Wit& mit bem gläubigen @e^ nug beiS S'lad^tmal^te fül^nen f5nne. (Sin eüangetifd^ geftnnter 3eitgenoffe, ber bie^^ beobad^tete, mad^te bie Semerlung, bag man baburd^ einen neuen Slblaß aufgerid^tet l^abe. „@o rid^tet unb förbert man, fagt ©d^toenffclb, toieberum einen fd^hjeren Sb^ faß öom ©ort auf« Stiäftn, toom ©tauben auf« SBerf, öom :j$nnertid^en auf« 5leußeriid^e, »eld^e« bie fjrfid^te, ba« folgenbe Seben unb fleifd^tid^e ©id^erl^eit fold^er äJZenfd^en luol^I au«« toeifet." ») fjfir bie Sieformatoren lag bie ©rtofigung, ba§ ba« apofto^ ttfd^e 3^i*öfter jene Sel^rbegriffe ber mittclatterlid^en ©d^olaftif, in benen fie ba« SBefentlid^e ber reinen Seigre fanben, nid^t ge* fannt l^atte, fern; üielmel^r ))flegten fie ju betonen, baß fie fid^ in biefen fünften mit ber römifd^en Äird^e ein« »ügten, unb barin mit il^r einig bleiben tooßten. @« tagt fid^ beobad^ten, bag unter ben älteren ©üangelifd^en (bereu S^l^cotogie af« ©rgänjung ber beutfd^en SJi^ftif an allen ben ©teßen l^erangejogen toerben muß, too bie letztere bie 2lb* gäbe eine« Urtl^eil« ju üermeiben ))flegte) eine 5luffaffung toon bem ®anon ber 1^. SSüd^er unb toon ber ©tcttung ber ©d^rift überl^au^jt üoröjattet, toeld^e ber Seigre be« a|)oftolifd^en QtiU after« näl^er üertoanbt ift al« ber ÜDogmatif ber römifd^en Sird^e. SWad^bem id^ mid^ an anberer ©teße über biefe 3^age naiver au«gef^)rod^en l^abe, ^) mü iä) l^ier nur bemerfen, baß fie ben Segriff ber ;J$nf^)iration, toie bie riJmifd^e Äird^e il^n faßte, nid^t 1) @. 2)(ittinger, 2)ie ^Reformation I, 262. 2) SttlUx, a)ic aficforntatton m f. ». 1885 @. 43 ff. — 3)erf., 2)tc SBoIbcnfcr, k. 1886 @. 73 ff., @. 143 f. 144 ancriannt l^abcn- @ie toarcu offenbar bcr Ucberjcugutig, ba^ btefcr Segriff fid^ nur mit ^ülfe be« a)ogmai8 Don bcr gött^ Ud^en «utorität ber Ätrd^e unb beö römifd^en »egrtffiS ber Sirabition eintoanbdfrei begrünben laffe unb ba fte betbeiS be« ftrittcn, fo mußten fie eine felbftänbige auffaffung barübcr auf* fteücn, unb biefe auffaffung fielet, toie gcfagt, berjcnigcn beg a^joftolifd^cn Stitalttx^ nal^e, inbem fie in ber Sctonung bcr ^errentoortc Qxp^tlt !X)em gegenüber toar fiutl^cr frül^gcitig 3U einer anberen Ucbcrgcugung gefommen. ®r beftritt bie SBcl^au^tung ber „^api^ttn'% bie fagtcn, ba§ baö anfeilen be« ©anoniJ mit bcm anfeilen ber Äird^e jufammenl^änge unb fteüte afö neue Storm ben ®a^ l^in: ,,!Der ®runb beiS @taubeni^ an ia& @t)angeUunt ift für leben ©iujelnen aöein ber, bag eö ®otteö SSort ift unb bag er intoenbig befinbet, baß ed SOSal^rl^eit ift, obfd^on ein ©nget öom ^immet unb aüe SBett batoiber ^jrebigte." *) @i? ift getoiß, bag biefer ®runbfafe e^^ toar, loetd^en Sutl^er felbft in feiner SBeurtl^eilung ber eiujelnen Sudler ber 1^. ©d^rift aU SRid^tfd^nur feftgel^alten l^at. ©d^on in bem im auguft 1519 öer* Bffentfid^ten SRefoIutionen ju ben &txpiiQtx TS)t\tn finbct fid^ eine ©tette, auö teetd^er Kar l^erüorgel^t, baß er in bcr Seigre bei8 $ au luiS ben toefentlid^en ^ti^alt ht& ganzen Sil^riftcntl^umiS er« lanntc unb baß er bie ^^aulinifd^en Sudler jum SD^aßftab mad^te, an tottiftx er bie ®ä)t^txt anberer bibtifd^er S3üd^er meffen tooQte.^) 1) eoXD'oxÜiäf bei töfiliu, Sutl^erd ^eotogie u.f.U). 1863 U, 252 nnter Berufung auf gal^Ireid^e ^udfprüd^e 2ut]^erd. „Wx l^aben l^ier bei Sutl^er (fagt ^öftttu II, 255) mit aller I8efiimmt^eit bie Seigre t)om testi- monium spiritus sancti unb bon ber fides divina/ — ^n mand^en gf&ffen ({agt ^öfllin @. 253) ^Jel^en tpir l^ier audf il^n felber auf bad ^Iter M glaubend unb auf bie Ueberetnfiimmnng ber ^ird^e berioeifen; fo bei ber Seigre i}on ber ^inbertaufe, t)om iSbenbmal^I/' 2) Quod autem Jacobi Apostoli Epistola inducitur: ,fide8 sine operi' buB mortaa est' — primum stilus Epistolae illins longe est infra Aposto- 145 Sutl^er betonte auf bad entfd^tebenfte^ bag gtotfd^en i^facobui^ unb ^aulud ein erl^ebl^er Unterfd^teb befleiße uttb l^iert^on an>ffmb ertl&rte er Sj^anln» atö bie 9iid^tf(i^mtr für bie (£ntfd^eibung ber i^rage, tote fold^e Sel^runterfd^iebe in ber Stbel auiSgegftd^en toerben mußten. ^n ber QEntpfinbung; ba§ nad^ ber äSefeitigung ber Sel^r« autorit&t ber riJnttfd^en Sird^e ein fefter SOtagftab unb eine 9{ornt für bie UnSltQnnQ ber 93ibel unb bie SluiSgteid^ung tjon 9Biber« \pxixä)tn gefunben toerben muffe; ging ber Steformator Karen unb feften ©d^ritteiS auf ber fd^on 1619 begonnenen SÖaf)n üor« to&tt» unb attutSI^Iid^ trat ber ))aulinifd^e Zt^^xitf^fn^ in ben 2KitteH)unft feiner X^eologie.«) älm ©d^Iug ber SBorrebe gur erften ^iSgabe it& 9leuen 2:eftamentiS (1522) finbet ftd^ ein Slbfd^nitt, ber bie Ueber« fd^rift trägt:») Sßetd^eiS bie redeten unb ebelften S3üd^er beiS neuen 2:eftantentiS finb. IDarin l^igt eiS unter Snberent: ,^3!^^^^^^^ Süange» liunt unb ©anct S^anln^ @)7ifte(n, fonberlid^ bie ju ben ^Römern unb ©anct ?etru« erfte S^)iftel, (Pub) ber redete fiern unb äßarl unter allen JBüd^ern." — üDenn in biefen finbeft in nid^t toiel SBerle unb SSunber«^ licam majestatem , nee cum Paulino ullo modo comparandus: deinde de fide viva loqnitur PatQus: nam fides mortua non est fides, sed opinio. 2öf(^cr, III, p. 772 ff. 1) ©el^r to^tig für bie tenntmg üon Sutl^erd frül^eften ^uffaffungen üBev $aulit8 ift (Siarifiabtd @4rift: Libellus de canonicis scripturis. 1520. (£. fann fxäf fd^on hamol9 nid^t gang mit inifftx einüerfianben tdläxtn unb {agt mit ^egng aufSutl^er: Item rursus male infertar: ,Sant quaedam in ea (seil, in Epistola ad Hebraeos), qnae Paulo alibi repugnare in speciem putantnr; ergo illico sunt ezterenda*. ^gi, (£. gf* Säger, daxlftaht 1856 @. 98. 2) @o nad^ itöfUin, Snt^er« Stl^eologie u. f. ». II, 269. 8) $ier nad^ ber 2)ecember«9[udgabe. ((S(em!t)Iarb.%I.9tbI,3ua)tünfier*) ftelletr 6ta]i|)tt. 10 146 tffatm Sl^rifti Befd^rteBen, bu finbeft aber gar metfterlt(]^ auiSgeftrtd^en, tote ber ^lanit an (£l^riftum ©ünbe, 2:ob unb i^SQe übertotnbet unb ba^ Seben, ©ered^ttglett unb ©eligfeit giebt, toetd^eiS bte redete Slrt tft be^ (St^angeüt, tote bu gel^Srt l^aft." — ,,®umma, ©anct Qfol^önntö ffiöangelt unb feine erfte (Spx^itt, @anct $au(uiS (£)}iftetn, fonberltd^ bte gu ben 9lSmern, &alattxn, (Spf)t\txn unb ©anct $eter^ erfte (Spi^Ul, baiS finb bte SBüd^er, bte btr (£l^rtftum geigen unb %ilt& (eieren, bad bir gu toiffen notl^ unb felig ift, ob bu fd^on lein anber 93ud^ unb Seigre nimmer fSl^eft nod^ l^öreft. !S)arum ift@anct ;3acob^ (Spi^Ul eine redete ftrol^erne (Splitt gegen fie, benn fie bod^ tein eoangelifd^ 9(rt an il^r f)aU' !S)ie ©teile, an toeld^er biefe SSJorte [tauben, gaben il^nen ein befonbereiS @etoid^t unb ed tagt fid^ beobad^ten, bag fte, äl^nUd^ toie bie Ueberfe^ung it» 9teuen Sieftamente^ fe(bft, gu einem augerorbentUd^en älnfel^en in ber neuen Sird^e ge^ taugten. „^a& ift ber redete ^rüfftein, fagt Sutl^er an anberer ©telte, alte Sudler gu tabetn, toenn man fielet, ob fie (El^riftum treiben ober nid^t; — toa^ Sl^riftum nid^t lel^rt, ia^ ift nod^ nid^t a)}oftotifd^, toenn^ gleid^ @t. ^etruiS ober ^auIuiS )}rebigte; toteberum, toa» (£l^riftum pxtixQt, ba^ n^äre a|)oftotifd^, n^enniS gleid^ ^nia», i^annaiS u. f. to. tffStt/' £)aiS Senngeid^en beffen, „toa& ©l^riftum treibet", erblidtte er, toie er fetbft erläutemb bemerft, barin, ob eine ©d^rift oon ©l^rifti Zo\> unb ftettoer*» tretenbem fieiben, begto. Oon ber @enugt]^uung, bie er für unfere ©ünben geteiftet l^at, Iräftig 3^«piß 9^^^^ ^^^^ ^W' ^) ®^^^ finb nad^ il^m bie „red^tfd^affenen ebetften 93üd^er", nad^ n^etd^en bie anbern „fid^ muffen rid^ten laffen." SSon biefen @efid^tiS)}unIten aM f)at er ben i^acobuiSbrief nid^t blog in ben erften Qfol^ren feiner SBirf famfett, fonbem bauernb 1) ßdfUin, Sut^etd a:^eotogie H, 256. 147 öcrurtl^ctlt. SWod^ im Qf. 1543 crftfirte er, ber »rief fei ntd^t öott einem ä)}ofteI »erfaßt unb fein ^n^att fei ber reinen Sel&re nid^t ganj gemäß, ^a, im tateinifd^en Kommentar jnr ®enefliS erlaubt er ftd^ gegen bie äeußernngen beö Q^acobn^^ in ^Betreff ber ated^tfertignngj^Iel^re bie Semerlung: male concludit Jacobus; Jacobus delirat. ^) Slel^nlid^e ®rünbe brad^te er gegen anberc Sudler, j. S. gegen bie "äpolaltfp^t unb ben |)ebräerbrief t?or, bie er ebenfalls nid^t gern in feinem (Sanon l^aben tooOte. ^n Sejug auf bie Seigre Dom Serl^ältniß bei8 Svenen SEefta* ments jum Eliten blieb fiutl^er ber £)ogmatiI ber römifd^en Sird^e treu. (£r fagte unb leierte, baß baiS 9((te unb 9teue ^eftament ein ®anjed bitben unb baß fie il^rem ;^nl^atte nad^ gleid^toertl^ig pnb. auf jeneö, fd^reibt er, toertoeifen unö Sl^riftUiS fe(bft unb feine Wpo^Ul, um barauf biefe^ ju grünben. gütiger ift ftetiS bemttl^t, bie $)eiten)a]^r]^eiten fd^on im 9(tten ^eftament überaß in möglid^fter 93eftimmtl^eit nad^jutoeifen. ;^n ben altteftamenttid^en ®efd^id^ten toirb und nad^ Sutl^er ®otted ®nabe unb ®erid^t in (£^em)7etn barge(egt. !Die S3äd^er Sltofe aber ftel^en atitn anberen 93üd^ern an SBertl^ üoran. ..SDZofed ift ber Oueü unb SSater aQer ^xopffttm unb l^eiligen JBüd^er." *) Sutl^er felbft l^at in feinen 2iifd^gef)}räd^en gelegentlid^ ge» äußert, baß bie SBalbenfer Don bem ®(auben unb ben Serien „gefd^idtter reben benn bie ^a^jiften"®) unb jugegeben, baß nad^ bereu Seigre bie SKenfd^en ,,burd^ ben ©tauben unb bie @nabe fettg toerben."*) ®ie ftimmten l^ierin mit ber Seigre bed ©tau^i^, bie n^ir lennen gelernt l^aben, burd^au)^ über ein. 1) @o naä) StS^lin a. O. n, 257« 2) $tQ\ain, Sutl^erd £]^eoIogie u. f. xd. H, 258 f. 3) (£orbatu9, 2:agebud^ über Dr. Tl. Sutl^er, l^rdg. D. Srantpettne^er 1885 @. 814 3lx. 1197* 4) Corbotu«, Zaqehuäf a. O. @. 285 (Sfh. 1099). 10* 148 aDKebt bei ber abttfaffimg bed ^tanpiit tft Sittl^er f^Sterl^in rnift [teilen geblieben; totelmel^t BUbete er eine Seigre üon ber Sted^tfertigung auiS, bie nid^t nur üon berfenigen ber rSmifd^en ftird^e, fonbem anon ber feined alten SeJ^rer^S unb f^reunbed üerfd^ieben toax, toxi bie in ber Zffot atö bie freiefte @(l^9)}fmtg feinet (Stifte» gu betrad^ten ift.^) gütiger felbft toax fid^ beffen aud^ Kar Uton^t; im ^. 1624 fagt er: „3<^ toeig ^liemanben; ber batoon (nSmlid^ üon ber 9ied^tfertigung) f)at red^t nrtl^eilen Itonen auger ben ^ofUln, bie bajn txto&^lt toaxtn, ia% fie fold^ei^ rein foQten tel^ren nnb ber Seigre einen @mnb fe^en. SBad ed fonft t7on SBüd^em giebt, barin ift ed nid^t ju finben" u. f. to.*) (£d u>ar bii^l^er in ber beutfd^en Sl^eotogie aQgentein aner« lannt getoefen, ia% Ql^riftnd neben feinem (Erlöfnngdstoed jn« gleid^ beg]^a(b in bie SBett gelommen fei, um ein f)Sffext9 unb reinere^ (Sittengefe^ ald e^ bie SBett biiSl^er gelaunt l^atte, JU ^rebigen unb ju leieren, ^m ®egenfa^ l^ierju tDar iiiutl^er ber Ueberjeugung, bag biefe ätuffaffung falfd^ fei. (St fagt: ,,Seme and @t. $au(o, bag ia» St^angelium leieret )7on Sl^rifto, bag er gelommen fei nid^t barum, bag er ein neu ®e« fe^ gebe, fonbem bag er fid^ felbft gum 0)7fer gebe fär bie 1) @id^erltd^ l^at Sutl^er feine Seigre t)on ber Sled^tfertigiing frei ge« fd^affen. ^nbeffen ifi e9 bod^ nterltoürbig, bag ein Tlam wie 3ol^. Don (Sod^ (t 1475), ber^ »ie man toeig, ben j^e^ern fel^r nol^ fianb, in feiner @. d^od^ voäie fel^r toünfd^endwert^ nnb toidfttig. (Som. d^ra^l^en« ^at (Singeine« im Sf. 1521 brntfen (äffen. 2) Sntl^erd Serfe, ed. Sa(d^. IX, 492 ff. 149 @ünben ber gangen SBelt/' Xn einer anbeten ©teile \ptii)t er baff elbe f olgenbermagen ans : ,,S)arum er (Sl^rtfittd) f ürnel^ml^ auf (Erben tommen tft, (ntd^t) bag er ba^ ©efe^ leieren \oUt, fonbern baji tt§ erfüQete; ba§ er ed ancifct |}erfönUd^e, innere, tool^I mit leibttd^en Slffectionen jufammen* l^ängenbe Seiben unb 9(nfed^tungen, toie fie bei il^m bem Staupi^ fd^on )7on frttl^er l^er betannt toaren unb toie fie f)7Ster nod^ oft mit neuer i^eftigteit aber il^n famen. @d toaren, n7ie mir naiver toieber bei biefen f))äteren 93orgSngen feigen toerben, Slnfed^tungen, bei metd^en il^m immer nod^ mie frül^er um fein )}erfSnIid^eS ^M im ©ebanlen an bie üer« borgenen SCiefen beS göttHd^en ^ilUn» bange tourbe, toSl^renb il^m ber SBeg, auf bem &ottt& @nabe gur ©eligleit fül^re, ie^t an fid^ Kar unb getoig toar; t» fragte fid^ für il^n, ob er benn aud^ ^}erfönUd^ ben erforberttd^en ©tauben ober baiS Vertrauen ju biefer ®nabe l^abe unb l^aben fönne — , ob er üon ©Ott ertoäl^It fei u. f. to."») 1) Sifd^rebeti, SBald^fd^e ^udg. XXIH, 654. 655. 2) be Söette I, 187. 3) mOa, Sutl^erd Seben I, 210 f. 152 ^n biefen Stl^atfad^en liegt ber föttoti^, bag ber ^eftd^tö« prmlt, ber für il^n bei ber J^offung unb J^ormulirimfl feiner 8el^re maggebenb toar, nSmtid^ bie Zxi^imQ be^ ®ttoi\\tn& unb bie ißermeibung )7on Slnfed^tungett/ bei il^m fetbft bie SBirbmgen, bie er erl^offte, nid^t ergiette. Sutl^er blieb bauernb borfiber im Unflarcu, ob er feine« ^jerfSnlid^en f)eil« getoig fei ober nid^t. e» (ag in ber Statur ber SSerJ^SItniffe, bag bei biefer ^\* faffung Dom SBefen beö ©J^riftentl^umÄ für bie ^bee itx9ladf* folge ei^rifti fein red^ter Sftaum toar; ja gütiger fd^ä^te btc 2:]^eoIogie, toeld^e biefe Qfbee betonte, gering, inbem er im ^. 1622 fagte: ,,(!iartftabt« Z^l^eotogie ift nid^t I^Sl^er !ommen, benn bag fle leieret, toie toir Cl^rifto nad^ foüen folgen." SDie Ueber^ jeupng, bag baß (S&angelium (Sl^rifti nid^t blog bie frol^e ^oU fd^aft Don ber (Srtöfung unb ®nabe ®otttß, fonbem aud^ ein ®efe^ fei, iaß vaxß gur 9tad^foIge, b. 1^. gur ©etbftemeuerung unb Siebergeburt )7er)}flid^tet, tl^eilte Sutl^er nid^t unb lonnte fte nid^t tl^eilen, toeit nad^ feiner Slnfid^t ber SKenfd^ gänjlid^ ijerberbt unb gum SBoQen beiS @uten gänglid^ auger (Staube ift. !Die (SrfüQung ber gSttlid^en ©ebote, te^rt £ut^er, ift für ben ä^enfd^ett gang unmöglid^ unb baß ®efe^ ift nid^t gegeben^ bamit u>ir tß ffaltm, fonbem bamit ed un« unfere ©ünben angeigt. Unb eben l^ierin, in Sutl^er« 9(uf faffung oon bem 3uft<^^ btß natürlid^en SOteufd^en, tag i^ieQeid^t einer ber üornel^mften (S(rünbe für feine S^rennung )7on ©tau^i^ unb ben ®tau)7i^ianern. ^^ Sutl^er finb in bem natürlid^en SVZenfd^en fd^Ied^terbingd alle Seime btß ®uten gerftört, unb aud^ fein ^unft ber 3fa* fnüpfung, fein ffunfe ftttlid^er Sraft ifi übrig geblieben, mt^ beftimmenb für biefe Stuffaffung toar für Sutl^er bie Seigre öon ber (grbfünbe, toie er fie fagte. ,,S)ie $erfon, SWatur unb 168 ganjed SBefen'^ fagt er, ,,tft in und burd^ Wiarn^ $aQ t>tx* berbt/' ,,S)aiS gange menfd^Ud^e ©efd^Ied^t ift begl^atb, to)te j^errtid^ aud^ feine SBeidl^eit ober @ered^tigleit bor ben SDtenfd^en Ieu(i^tet, bod^ nid^tö anbered, benn ein toerberBter unb t)tx* flud^ter Stinmpen.''^) „^ fagc, fd^reibt er ein anbereiS SWal, ia% bie geiftHd^en Strafte nid^t aQein toerberbt, fonbern aud^ burd^ bie ©ünbe gang unb gar t^ertitgt feien, beibe in ST^enfd^en unb S^eufetn, alfo bag ba nid^tö Xnbered ift, benn ein üerberbter 93erftanb unb ein fold^er SBiQe, ber ®ott aQerbing feinb unb toiber ift, ber auf nid^td Slnbered beult unb trad^tet, benn nur aQein auf baiS, fo @ott entgegen unb toiber ift/^ 3Ran fielet fd^on aud fold^en 9(eu^erungen, bag biefe 2:i^eorie )7on ber abfoluten SSerberbtl^eit ber menfd^(id^en Statur fid^ in il^ren f^olgerungen aud^ auf gtoei überaus toid^tige Weitere f^ragen, nSuitid^ auf bie f^ragen nad^ beut natürUd^en (SxUnnU ni^Deruiögen unb nad^ ber SBilleuÄfreil^eit erftredtte, unb bereu SSfung in einer gang beftimmten SRid^tung feftlegte. ^n SBegug auf bie ©rfenntnigquellen ber religiöfen SBal^rl^eit l^atte gütiger in ber 3eit Don 1517—1521 bie im religiöfen ®efül^I unb ®etoiffen fld^ funbgebenbe unb auf ber |)eiligung beiS SßiQeni^ berul^enbe innere Srteud^tung neben ber 1^. ©d^rift in Uebereinftintntung mit ber SKljftif unb mit ber ©laubeuj^Iel^re ber älteren (Eüangelifd^en gur (Geltung gebrad^t. *) Einige i^al^re fpfiter toar er barüber gu gang anberen ^n» fd^auungen gelangt; ') aud^ l^ier trat an bie ©teile ber in ber Sühjftif entl^attenen Qfbee eine freie SWeufd^B)}fung feineiS ®eiftei8 unb er er* flärte ia& meufd^Hd^e üDenfoermSgen für aUe l^öl^ere SSal^rl^eit 1) $tux^ @t>rfid^e au9 Dr. Tt. ^utl^erd @d^riften. mttx9lofi, Qerteld« mann 1880 @. 90. 2) Misere« bei $teUtt, 2)ie 9lefonnatton u. f. w. 1885 en. 4) Wlan bead^te andf befonberd bad ^erreuwort Wtatüfi. 23, 37* 1B7 <&otUii.^) yiai) biefer Seigre Bietet orner mit Sted^t bemertt l^at '), eine ernfte Sebrol^ung ber SßerlSglid^Ieit ber Offenbarung fetbft. 'Z)enn n^enn in biefem ^aU ber geoffem Barte SBitte 'auguftinifd^e 2:i^eo(ogie be* jeid^net tourbe unb toirb. 3!d^ taffe eiS bal^in gefteKt fein, ob «uguftin toirtlid^ mit Sutl^er fo nal^e üenpanbt ift, toie er unb feine Slnl^änger bel^aup» ten, aber id^ toeig, bag Huguftin unb bie mittetaUertid^e @d^o» (aftif feineiSn^egiS in ienem grunbfS^tid^en 2Biberf))rud^ 2^ ein« anber ftel^en, n^ie man uni9 glauben mad^en koid unb toenn gütiger ju Suguftin gurfidgetel^rt ift, fo ift er bamit bod^ aud^ iug(eid^ in bie $fabe koieber eingelentt, in toetd^en tpir il^n al» SRönd^ unb ^riefter bii9 gu feinem 36. Sebeni^ial^r mit feurigem (Sifer toanbetn fallen. 1) e%U batflber itüftlin, Sutl^er« Geologie n. f. to. II, 54. 2) be Sdette III, 64. 8) 2)omer, (l)ef(^. ber pxottft. Xl^eol., @. 207. 168 SiS ift gemig, bag gütiger k)on ber mtttetatterttci^en @d^o« tafttf in Dld ftärfcrcm STOaße beeinflußt toorben ift, ate ütde berjienigen ©elel^rten gugeben n^oQen, tott^t in unb mit Sutl^er bie reine (S^IaubeniSlel^re auflommen feigen, ©d^on bie SSetonung ber ^ogmatif an fid^ beutet auf bie ftarte Hnlel^nung an bie mittelatterlid^e ffird^enle^re l^in; bor Sniem aber traten bei ber 8[u^bi(bung ber Iir(i^en)}o(itif(l^en Zl^eorien ber neuen jCird^e bie Xnfd^auungen ber ©d^olaftit, bie feft in Sutl^er^ ®eifte l^afteten, mit groger ®tSrIe aUmSffüä) toieber in ben SSorbergrunb. ^a^ \ä)on bie S^^^S^^^ff^^ bemerft l^aben, baß gütiger nad^ ber ^eriobe feineiS 3^f^^^^^^^^I^^^ ^^^ ©taupi^ balb loieber auf biete SSorfteüungen feiner frül^eren Scbenj^jeit jurücfgriff, bad l^aben neuere (utl^erifd^e @(efd^id^tiSforf(i^er ebenfaQiS beobad^tet. Qu ben fird^en|)oIitifc^en Dingen, fagt 3ful. «öftlin, ift M Sutl^er mannigfad^ed ©d^toanfen nid^t ju berlennen. „Unb jtoar tt)erben toir bie Urfad^e l^ierfttr nid^t bloß in ben ©d^n^ierigteiten ju fud^en l^aben, toetd^e bie gegebene SBirflid^Ieit aud^ ber Durd^^ fül^rung ber Karften unb lebemSboQften :3:been gu bereiten t)flegt, fonbern toir muffen anerfennen, baß er bie fragen, toeld^e über ia» SSerl^filtniß ber Dbrigfeit ju ben fird^Iid^en Dingen fid^ er* l^oben, nid^t fo tief unb felbftänbig, toie bie über bie $)ciföle]^re unb ia& innerfte SBcfen ber Äird^e auf ben ®runb tocrfolgt l^at, bielmel^r l^ier burd^ überlieferte aUgemeine SSorau^«" fe^ungen beeinflußt blieb."^) e« ift nid^t meine «bfid^t, an biefer ©teöc eine ©fijje be« gefammtcn fird^en^jolitifd^en Softem«, toie ci8 fid^ in gütiger« ©eift enttoidCelte, gu geben, fonbern id^ l^abe lebiglid^ bie fünfte ju erto&l^nen, bie im Weiteren SS erlauf ber SBetoegung bie SCrennung jtoifd^cn Sutl^er unb feinen frül^eren JJ^^wnben l^erbei* fül^rten. 1) StüfUin a. a. O. II, 554. 159 !I>er erfte ®ä)xitt, toetd^er, nad^bem er etnntat gefd^el^en toav, bie SSJteberannSI&erung &nti)tx& an ia^ alte (Softem faft mit iKotl^toenbtgfett na^ fid^ jog, toar ber, bag er, tote bemerft, bie Seigre, b. 1^. bie !DogmattI, üon üorn l^erein junt 9(Qed Bel^errfd^enben aÄitteI^}unfte ber Sleliglon tote ber JKrd^e mad^te. ffiö lag fd^on l^ierin eine getoiffe SScrtoanbtfd^aft mit ber Auf* faffung ber atten ffird^e, nur bag fiutl^er ia§ gegebene ^ringi)? nad^ ber einen ©eite nod^ mel^r atö i^ne betonte, nad^ ber anberen toieberum einfd^ränfte. 92id^t fotool^t bie gange S>ogmatiI n&m* Ixi) toat e« bei Sutl^er, atö bie befonbere Seigre öon ber Siedet* fertigung, toe(d^e er aU ben ^itttipnnlt ber Sfteligion, [a bed gangen Sl^riftentl^umd, l^infteKte. 9}id^t einmal, fonbern immer toieber l^at Sutl^er erKSrt unb itffaupitt, ba^ bie gange ftird^e auf ia^ f^unbament biefer Seigre gebaut fein muffe unb bag jiebe //fjälfd^ung", b. 1^. Jcbe Slbtoeid^ung Don ber gaffung, toie er fie feftgefe^t l^atte, ben Qtx^aü ber gangen Strd^e nad^ fid^ giel^e. „S38enn biefer ärtilel toeg tft, fagt er, fo ift bie Ätrd^e toeg unb fann feinem Qrrtl^um toiberftanben toerben, toeil außer biefem «rtilel ber 1^. ©eift nid^t bei un« fein toiC nod^ fann". Sutl^er maß unb beurtl^eilte ben 993al^rl^eiti^ge]^alt ieber Son» feffion, abgefel^en üon il^rem fonftigen Qnl^alt, nad^ biefem 9lrtifel; toeil er in ber römifd^en Sird^e ben fd^ärfften ®egenfa^ gu feiner auf faffung ber 8led^tfertigung fanb, ftanb er nid^t an, biefelbe in bem SlugenblidC, too er fid^ il^r in anberen Suffaffungen toieber erl^eblid^ nSl^erte, atö eine antid^riftlid^e ftird^e gu begeid^nen unb toeit er in ben älteren eüangetifd^en ©emeinben toenigfteniS feine t^oQftänbige Uebereinftimmung mit feinem Sted^t« fertigungöbegriff erbtidtte, fo gögerte er nid^t, ba« SEafeltud^ gtoifd^en fid^ unb jenen gu gerfd^neiben. £)er Stampf, ben er gur S)urd^fe^ung biefeiS toid^tigften «rtifel« fül^rte, nal^m feine äufmerffamfeit unb feine ftraft fo fel^r in 9(nf)7rud^, baß er in bieten anberen f^ragen gu felbftSn« 160 bi^er ©teKungnal^me laum bie iDtuge fanb unb fid^ ber 2:i^eorie unb ^rajfiö, bic er toorfanb, toicbcr anf^Io^. Sutl^er l^atte etnft,. aU er feine erfte 9[nn%rttng an bie ätteren (Ebangelifd^en boQjog, bie (S(en)tffeniSfretl^eit toertl^eibtgt. 3fm 3f. 1620 tl^at er ben äu^fprud^: bie fte^er Derbrennen ift gegen ben SSJiUen beiS 1^. ®eiftei9. Sel^nlici^e SBemerhmgen l^at er bann and^ f)}äter]^in gelegenttid^ nod^ gemad^t nnb t^ ift ein« fad^ falfd^, toenn SKartin Sncer nnb Slnbere bie« f^)fiter]^in l^aben lengnen tootfen.^) 8Dber atebalb toertteg gütiger, »enig- ften« in ber ^rajiö, feinen frül^eren @tanb^}nnft nnb feit ®nbe 1625 f)at er ,,toefenttid^ biefelbe änfd^annng tjorge* tragen, )7on n^eld^er and^ bie ®egen)7artei aniSging nnb toeld^e in ber gangen l^erfömmüd^en SEI^eorie nnb $raji« l^errfd^te".«) 1) Sncft fagt (1535): ,,Dr. Sutl^er unb anbete l^o^en nie geteert, bag bie Obrigleiten nidftt follen falfd^e Seilte unb ®otte9bienfi abt^un na^ xtäfttx Otbnung, bag {te n&ntlid^ bie Seute laffen gubor burd^ bad SSort, mie Tlo]e, 3ofua, (£jed^ta9 unb 3iOfia9 getl^an, genugfam berid^ten, unb »o ^entonb barüber trogen »oUte, bag fle aldbann erfi ntit (S^ewalt unb ©träfe fold^en Xxüli meldten. 2)att}tber l^aben fle aber gefd^rieben, toaS man letber bidl^er int ^raud^ gel^abt ^at, bie Seute gleid^ ol^ne l^erl^dr unb ^erid^t gu berbrennen, menn fie bie Pfaffen allein aU ^e^er ber Oberleit überannoortet l^aben." Dr. Sutl^er unb bie ©einen, fäl^rt 9uctt fort, l^aben aSmeg moSen (eieren, bag burd^ ba9 (Bef)üx bes göttlid^en Sortd unb burd^ bie Snmen« bung be9 ©d^mertd gegen bie, toetdfe bon biefem ^el^ör wollen abffil^ren, ber ma^re d^Ianbe gepflangt werben ntug. ^. @ucer, Dialogi ober (&e]pxt^ bon ber gentainfame unb ben j^ird^enübungen ber (Sl^riflen unb toa9 jeber Oberfeit k. ju beffem gebüre. O. 0* 1585. 4^\ f6L O*. ((£afeui|)lar ber StQU SibUotl^el gu ^Berlin.) 2) S* ^öfllin, Sutl^erd Sl^eologie in il^rer gefd^id^tlid^en (SntmidCIung I, 556. — „3m 3. 1525, fagt Äöittin, bernel^men wir bollenb« gang biejienige Slnffaffung, weld^e fortan bte befUmmenbe für bie Geologen unb gürflen ber 9leformation blieb'' tc, (&9 war bie9 eben bie ber alten ^ird^e. — Sluf bie afhidtlel^r Sut^erd gu ben alten (S^runbfä^en ber ^nquifltion l^aben Carito unb Oecolam^ab bereite im 3* 1^27 aufmerifam gemad^t. $eg, geben Oecolampab«* Sürid^, 1793 @. 500. — Ueber bie prahifd^e 3ln- wenbung ber sil^eorie burd^ Sut^er unb SJ^eland^tl^on bgl. (&. S. ©d^mibt, 3ufiud SO'^eniud tc. (SotS^a 1867« 161 !Dte (entere aber tft j[a Mannt genug. (£» ift eben biejlentge bed 3:i^omad üon 9lqutno, üon tpeld^er 9(bb< Stol^rbad^er in feiner Uniberfa(gefd^id^te ber latl^ottfd^en Aird^e fagt: „"iCf^omaii üon 3(qntno (@nmma ü, 2, q. 11, a. 3) ndf)m leinen älnftanb, biefe ©trafart (2;obe«ftrafe) ju empfel^Ien unb gu üertl^elbigen. Der SSodjug ber ©träfe foQte bnrd^ bie @taatdgett)a(t gefd^el^en, bai8 Urtl^eil fiber ^Srefie aber erfolgte burd^ bie SSifd^öfe ober bie ©^ttoben'^ *) Slfö Srgängnng biefer Sil^eorie bient bie 2:i^atfad^e, bag bie grunbfäfetid^e SJerfed^tung ber ©etüiffenöfrcil^eit, tüie fie ©eiten« ber alteüangeüfd^en ©emeinben ftattfanb, üon SSertretern ber rßmifd^en Stird^e audbrüdUd^ ald ^xxUf)xt gebranbmarlt n?or« ben ift.«) 1) 2lbbe 9lo^r&ad^er, Unitoerfalgefd^td^te ber fat^. Stixä^e, 28. 8b. 3n beutfd^er Bearbeitung Don Dr. %. Jtnöpfrer. ^ünftn 1888 @. 64. Mt angeführte @teQe au9 Stomas, Summa II, 2 qtiaest. 11 art. 8 lautet: Circa haereticos duo sunt consideranda, unum quidem ex parte ipsorum, alind yero ex parte ecclesiae. Ex parte qnidem ipsornm est peccatnm, per qnod mernemnt non solnm ab ecclesia per excommunicationem sepa- rari, sed etiam per mortem a mundo excludi. Ex parte autem eccle- siae statim ex quo de haeresi conyincnntur possnnt non solum excom- mnnicari, sed et jnsto occidi. — ^ierju Dgl. äßartend im Srd^iD f. lat^ol. Jlird^enred^t 8b. VIII, @. 201 ff., wo t9 u. 9. ^eigt: ,,®aren aber bie gfürflen be« 9}^itte(alter0 bered^tigt, bie ^firefie aU ein @taat9t)er« bred^en anjufe^en, fo mug auf (S^runb ber pftpfllid^en 2)ecifton (t). 15. ^uni 1520) aud^ nod^ ^eute ben (fatl^oUfd^en) Xxä^evn ber weltHd^en Obrigfeit iene« 9led^t an unb für fld^ eingeräumt werben.'' 2) 3m 3. 1588 erfd^ien fotgenbe« 8ud^ be9 Jlaiferl. 9lat^0 Seop. !S)i(fiu8: Adversus impios Anabaptistanim errores. 1588. 2)arin l^eigt t9, bag einer ,,ber gottlofen ^rrt^ümer biefer ©efte" in i^rer ©e- l^auptung befleiße, bag ,,ba9 f(eif(^Ud^e ©d^toert mit ben 2)ingen bed (S^Iau« ben9 nid^t0 gu fd^affen i^aW*. „^tfftt im (S^egent^eil, bag ba0 ©d^toert ber 9{id^ter unb Jtönige in 39rae( fe^r t)ie( mit bem (S^tauben p tl^un l^atte unb }war nad^ bem 8efe^I be« göttUd^eu (S^efe^d. So immer Qfemanb über« mütl^ig i^ unb bem 8efel^( be9 ^riefler« nid^t (Stel^orfam (eiflea will, ba foQ er nad^ bem 8efd^Iug be9 9lid^ter9 flerben'' u. f. w. ((S|emplar im Jtgl. @taat9ard^i)) ^n 9Rünfler.) stellet, Qtanpit^. 11 162 9Iod^ entfd^iebener aber mußten bie ®egenfS^e toerbett; atö Stttl^er unter 9SerIaffung beiS ®tatü>pnnlM, ben er noä) im 3f. 1620 bertl^etbtflt l^atte, in feinem Äird^enbegriff ftd^ bem* jenigen ber rBmifd^en ftird^e in öielen fünften toieber näl^erte.^) ffi« toirb ftetö Sutl^erö SSerbienft bleiben, ba§ er ebenfo tote bie altd^riftlid^en ®emeinben ben SBegriff be« ^rieftertl^ttmö unb be« O^jferig, tt)ie er auö bent SKten Seftantent in bie rBmifd^e SKrd^e übergegattgen toat, befeitigt unb bie Qfbee beö ^riefter* tl^umiS aller ©laubigen lieber l^ergefteQt ffat. SlHein bereit Aöftlin f)at l^erüorgel^oben, bajs Sutl^er aW balb einen fel^r ftrengen SBegriff beö fiaien feftgefteöt unb eine fd^arfe ©onberung ber 8aten üon bem ^rebigerftanb öoöjogcn fjatJ) yiad) Sutl^er f)at ®ott (Stlid^e mit befonberer SSefäl^igung ffir ben ^rebigerftanb auiSgerüftet unb geigt fte uniS burd^ bie orbnungiSmägige S9erufung (Seitens ber Sird^e atö fotd^e an.') Die orbnung^mägig ^Berufenen foöen al» SBerufene ®otte« felbft bann aufgenommen tottitn, /,n?enn il^nen ber redete ®eift fel^tt". 93on fold^en Slnfd^auungen aM weiter gel^enb, fam man in ber tutl^erifd^en Äird^e bal^in — id^ folge l^ier ben SBorten ^. SB. ffirbfamj^ — , ,,bic menfd^lid^en S^räger ber götttid^en ©naben* mittel ju felbftlofen med^anifd^en Sanfilen gu mad^en, burd^ beren t)on il^rem )}erfön(id^en ®(aubeniSleben gSn^Iid^ unab^ngigen Dienft bie Sird^e erl^alten unb fortge^jflanjt toerbe".*) Qn einer ©d^rift bej^ ^rebiger« ^o\). Ä^meu« öom ^. 1537, loetd^e fiutl^er burd^ eine SSorrebe, bie er il^r beigab, befonberd tmp\a% 1) 2)tefe 8eobad^tung tfl fd^on Un^ft ^tmaäft tootben* 8g(. bie 9(u8' fül^rungen »itfd^(9 in ber 3«itf(^nft f« ftircl^en*(l(efd^. I, 83. 2) Sutl^er« 2:i^eo(o9ie itt i^rec gefcj^. (Sntiotdiung ü, 134. 3) ftöfUiu a. O. II, 540. 4) Stbfam, $tote^. Gelten e. 434. 163 ttjtrb btcfc Sl^coric in f olgcnbcr SBcifc üorflctragcn ^) : „'SSa» ber ^rebtger üon tuegen fetneiS 9lmted tl^ut^ bad ift nid^t fein Sßert fonbcrn ®ottci8 ®crl. Darum fraget ®ott nic^t, lücr ber ?re* biger fei, öon lüa« Art er fei, fonbern fraget, toer ber fei, ben er )}rebigt. £)enn bie ©d^rift fagt, bag aniS) bie ®ePffigen ßftrtftum prebigen". — ßutl^er fetbft l^at in feiner ©d^rift „SSon ber ©iebertaufe an jtoci ^farrl^errn" (1528) ©etegenl^eit genommen, mit eigenen 9Borten feine 97!e{nung gu t^ertl^eibigen. (Sv fagt bort: „@i8 ift ntd^t eine geringe ®nabe, bag ®ott fein SBort aud^ burd^ büfe 93uben unb ®ott(ofe gtebt, jia eiS ift ettid^ermagen fäl^rlid^er, n?enn er t& burd^ l^eitige Seute, benn fo ex» burd^ Unl^eilige giebt, barum baß bie Unber« ftSnbigen bar auf faden unb l^angen mel^r an ber 972enf d^en ^eilig« feit, benn am ©ort ®otteö, — »eld^e fjal^r nid^t ift, too :3ubaÄ, (iai}pifa» unb ^erobed )}rebigen, toietool^t bamit Stiemanb ent^ fd^ulbigt ift in feinem böfen fieben, obn^ol^I ®ott beff eibigen braud^en fann".*) Dicfe ©orte tourben niebergefd^rieben, toeil bie „©ieber^ täufer" mit bem SSerl^alten vieler bamattger lutl^erifd^er ^rebiger nid^t ganj einüerftanben unb ber le^erifd^en 9lnfid^t n^aren, baß für eine l^eilfame ©irifamleit ber (S^eiftüd^en ein guter SebeniStoanbel erforberlid^ fei. Um bie Jtlagen gu üerftel^en, mn^ man ertoSgen, baß auiSgetretene 972önd^e einen großen SBrud^tl^eil ber bamaligen ^räbifanten bilbeten, unb baß bie aßänner/ über bereu SSerl^alten in ben Stbftern bie 3^it0^n^ff^tt ungufrieben toaren, mit ber 9lb(egttng beiS DrbeniSgetoanbeiS nid^t immer aud^ gugleid^ il^re mbnd^ifd^en Unarten abgelegt l^atten. 1) dm alt d^rifiad^ (SoncUiunt u. f. xo. 1637. 2)te ed^rift i^ befon* ber9 gegen bie „Stebertäufer'' unb beten ^rrlel^re, wonad^ ein böfer ®aum feine gute ^rud^t l^ringen lann gerid^tet. 2) i^on ber Sßibertaufe. 1628. Or^-^udgabe fdU B. 1. 11* 164 Sßan fann begreifen, bag jene Xl^eorte au^er 9t)rmM nod^ t)tete anbete SBertl^eibiger fanb, aber man tft begl^alb nod^ nid^t ber^jflid^tet, fie für rid^Hg ju l^aften. £)ie römtfd^e ftird^e lel^rt, bag ber ^rieftet, mtäftx bte 9Betl^en unb bie Orbination em)?fangen f)at, ®ahtn befi^t, bte fid^ unabl^ängig bon beut fittUd^en 3^f^^tt^/ in ben er t^erfäQt, erl^alten. S)ie ®nabe (gratia), bte ber ^riefter atö ^rtefter beft^t unb bte tl^n befäl^igt, gSttttd^e (Segnungen unb ®aben jU f^^enben, bleibt unb befielet neben ber @änbe, ia neben ber ^obfttnbe unb bent äßi^r aud^ ber ®nabe, fort. ^d) totx^ nxä)t, ob ei8 bie Erinnerung an biefe ^l^eorie koar, t)on ber fld^ gütiger einft, atö er bie ^rieftertoürbe em)}fing, fo tief burd^brungen l^atte — genug, ei8 ift ffar, baß eine getotffe innere SSerttjanbtfd^aft jttjifd^en feiner auffaffung öon 1516 unb 1628 t)orl^anben ift, unb man fann ermeffen, baß bie alten ©e- meinben, toeld^e el^ebem ber rßmifd^en Seigre in biefent fünfte n?iberf)}rod^en l^atten, jie^t ber lutl^erifd^en 9(nftd^t gegenüber nid^t fd^n^eigen lonnten. (£» ift toal^r, bag Sutl^er bie 9(utoritSt bei» ^^pfU» unb ber Soncilien in Ueberetnfttmmung mit feinen Vorläufern nid^t anerlannt l^at, aQein an bereu ©teQe trat nun bod^ in feiner ^rd^e (ebiglid^ eine anbere menfd^Iid^e 9(utorität, nSmlid^ bte« ienige Sut^er« felbft. „S)ie Autorität fiutl^er«, fagt SKbred^t JRitfd^I, ttjurbe ein tl^atfäd^Iid^e« ÜRerhnal ber Seigre unb ber (Einrid^tung ber Jtird^e, toeld^e fid^ ber rBmifd^en gegenübergefteHt l^atte. — Unb biefe« tl^atfäd^ttd^e aWerhnal n^urbe burd^ bie 93el^au))tung ber götttid^en @enbung Sutl^eriS ju einem toefentlid^en Sßerfmal auiSge^^rägt. — Sßenn ®ottei8 SBort unb Sutl^eriS Seigre fid^ bedCen, fo fann aud^ Sutl^eriS 97!einung als bie aWeinung ffil^rifti gead^tet toerben".*) 1) mW in ber 3«itf(i^rift f. «trdjett.(»efd^. I, 101 f. — a)cr ^rebiflcr flnton Otto 311 9^orb^aufen Derftd^ert in einem Srief an 3u{ht9 SonaS t)om 165 !Die reine Seigre toax in bem ©inne^ n^ie il^n bie gefd^ilberte 9lttffaffnng mit fid^ itaäfte, naif ber Uebergeugnng Sutl^erd unb aUtt feiner Stad^f olger ba» ftd^tbare Wltvlmat ber redeten jtirc^e; bie fid^tbare ftird^e (neben ber e» aud^ eine unfid^tbare giebt) tft nur bort t^orl^anben^ n?o bie Seigre rein ge)?rebigt n^irb unb bie @alramente red^t t^erkoattet derben. ^M ber redeten Seigre er)9&d^ft ber redete ®(aube unb atö bie notl^n^enbigen unb un^ auiSbleiblid^en t$tttd^te ber mit bem @Iauben bereitiS t^oQenbeten 9ied^tfertigung ern^ad^fen bie guten SBerle. ^ierauiS folgt, in n^eld^em @inne unreine ober falfd^e Seigre (bie ja bei leidster Sibn^eid^ung bon ber 9led^tfertigungi8« tl^eorie fd^on üorl^anben n?ar) betrad^tet n^erben mn^tt. SBie an» redetet Seigre Staube unb Slugenb fliegt, fo auiS falfd^er Seigre Unglaube unb ®ünbe, ia t» giebt itberl^au^t nur eine einjige (Silnbe, nämtid^ ben Unglauben. ,,Sl^riftui9 l^at bie ®ad^e alfo gefteQt unb georbnet, fagt Sutl^er, bag nid^t mel^r benn (eine) einige ®ünbe foQ fein, nSmlid^ ber UngIaube'^ SBaiS Sutl^er unter bem S3ort Unglauben t^erftel^t, l^at er oft unb beut' (id^ auiSgefprod^en. Unglaube ift Wit», toai^ ber reinen tutl^e« rifd^en Seigre nid^t entf^^rid^t unb über bie fd^&blid^en 9BirIungen, bie iebe Seigre, bie nid^t rein unb lauter ift, nad^ feiner Ueber^ jeugung l^aben mn^, f)at Sutl^er nie einen d^^^f^^ auflommen laffen. ®o fagt er einmal: S)ag bie 2tntt unüolllommen (eben, ba mag man ®ebu(b l^aben; aber mit unred^ter Seigre l^abe iä) feine ©ebulbl^) 3. 1555: „86 a sententia Lutheri, id est Christi, non disoessnrum." 9{ic. (DaQu« behauptet, bag bie Seigre Sutl^er« unb ber ff. ^c^rift ibentifd^ fei, unb gflaciud ^Qi^ncu« proftamirt Sutl^er al9 brüten iüa9, aU „^aQtn unb flfieitec ber IHrd^e O^otte«'' u. f. to. — Sut^er felbfl fagt: ^^d^ l^abe mein (StoangeUum nid^t Don Wlen\6fti\, fonbent allein Dom $imme( burc^ unfern ^erm ^efum d^^rifhim/' (J^ur^e @prü(^e, Q^ütetMof^, S9erte(9mann. 1880 e. 292.) 1) irnr^e @prüd^e an« Dr. Tl. Sut^er« ed^riften. mttx9Uii, «erteil mann. 1880 &. 176. 166 (Sin anbermal äußert er in gleid^em ®inn: (Sin %9(ed Sebcn ift ntrgcnb« fo fd^fiblid^ ai» böfc 8c^rc; iaS b8fc Scben tft 9»emanb fc^äblic^ atö im, ber ei8 ffil^rt; aber bofe Se^re t^erberbt oft ein ganjeiS fianb. Unb ferner: ©ebred^Ud^ leben üerberbt bie ffil^riftcnl^eit nid^t, fonbern übet fie, aber ge* bred^Ud^e Seigre unb falfd^er @Iaube t^erberbt 9(Ue<^. hiermit toax inifjtt, bem S^^^S^i ^^^ Sa(t)tn l^ierin nad^<^ folgten, ju berjcnigen äinffaffung jurüdfgelel^rt, toeld^e auf (Srunb ber Seigren beiS 3((ten 3:eftamentiS feit :^al^rl^unberten in ber röntifd^en Sird^e jur ^errfd^aft gelomnten n^aren unb bie er einft atö W6nd) fo lebl^aft t^ertl^eibigt l^atte. Man toei% bag bie S^l^eorie, monad^ bie ,,Sbn?eid^ung t}on ber (SIauben«regeI tttoa» fünbl^aftej^ ift" — fo ianUt bie fjormel — bie ©runblage für bie :3bee be« ®otteÄftaate« unb ber SRed^tiSgenteinfd^aft foioie für bie 9(n)oenbung ber Qtoaniß^^ Qztoalt l^eute n?ie el^ebent in ber römifd^en ftird^e bilbet.^) 1) 3n bem befannten SS^erl Don ^o^off, $roteflantt0tnu9 unb ©o* ctaU9mn9. $aberborn 1881 (k>gl. beffen warme (Em{)fe^htng in ben ^ißor.' polit. «lättern 1887 ©cft 4 @. 806 f.) wirb bie Xl^coric ber römifd^en Äirdjc in bcfonber« treffcnbcr SEBcifc jufammcngcfagt (@, 173 f.): ,f^^ woKen l^ier eine ergänjenbe ^tnmerlung über ,3nqni|ttton' unb ,IN(ert>rr« Trennung* beifügen. 2)a9 (Sinfcj^leppen unb bie Verbreitung ber ^firefte in einem lat^olifd^en Sanbe ifl ein Vergelten ni(^t b(og gegen (S^ott, fonbern au(^ gegen ba9 (^rifUid^e Voll unb mittelbar gegen beu d^rifUic^en ©taat unb ifi ba^er nid^t minber {haPQig aU STOorb, 2)iebfia]^I, WiaieftmUln* bigung, $o(^oerrat^, Verbreitung aufrü^rerifd^er 2)oItrinen unb unftttUd^er Vilber; unter Umfl&uben lann iene0 erflere wie biefed (entere ein tobe0würbige9 Vergelten fein. — ^nbeffen bie menfd^Iid^e ^ered^tigtett bat Dielfad^e (Einfd^r&nlungen, nid^t am wentgflen wirb i^re SCusübung buT(( bie $oIiti{, burd^ bie Siegeln ber Jtlugl^eit bebingt. — ^enn gewiffe, an lld^ ober aud^ nur gefe^lid^ fhaff&Sige ^anbtungen ^fiufig unb allgemein werben ober in ber öffentli^en i^einung ben (j^l^arolter eine« Vergebend DerUeren, fo wirb i^nen gegenüber bie ^uflis o^nmä(^tig unb i^re Kn^ wenbung wirb unpolitifd^. 9uf biefer üffentüd^en ST^einung allein beruht bie 3wiÄfPgIeit ^eterobojer 9leIigion«übung." — Söcitere« über benfelben^efien- jlanb f. bei Sparten« im 3lr(^iö f. fatl^ol. Äirc^enrec^t ©b, Vni. @. 201 ff. 167 änit ber aiui^bilbung biefer Seigren toax lebe äittiSfici^t t^er« fd^munben, bag \iä) iitnerl^alb ber (St^angeßfd^en eine tin^tiU tiäft (SnttoxäinnQ bolljiel^en tperbe. t>tt jteim ju einer tief« greif enben S^rennnng toax gelegt unb bie ^xa^t toax mix, ob bie Stnmenbung bon ©eioalttl^ätigfeiten im @d^oog ber neuen Stird^e t^emtieben Serben fönne ober nid^t. f^fir ben 93er lauf/ koeld^en bie S)inge f^^äterl^in nel^men foQten, ntugten bereitiS bie erften ©d^ritte^ toetd^e gefd^al^en^ t^on )?räiubicirtid^er S3ebeutung koerben. ^n ber Xl^at t^oQjogen ftd^ bie Sreigniffe, bie mit ber Umlel^r Sutl^eriS unüermeibßd^ ge« toorben toaxtn, in rafd^er t$o(ge: auf bie (Sut^n^eiung folgte batb ber offene ftam^^f. ^n xffxtxn erften ©tabium tnüp^t fid^ bie ^tn^idlung an ®taupiii unb bie ®tau^i|ianer au Mm« berg, in il^rem jioeiten an getoiffe ffireigniffe in berfelben ©tabt, bie toir fennen lernen »erben, — ffireigniffe, bie mit ber ®irl* fomleit bed ®tau^i| bieQeid^t in unmittelbarem, fid^ertid^ aber in mittelbarem 3ufammenl^ang ftel^en unb bie in il^rem SSertauf bie (Stellung ber Parteien bauernb beeinflußt l^aben. Die Stennnng jmfil^en SHanpi^i nn) tnttitt. 1522—1524. 6ta}q)i|» in ©alabutg. — Sfottbauet feinet ek>angelif<4en (S^eflnnungen. — 9lu8 ben ^cAfübrngin ^rebigten tton 1528. ^ 2)te aReinungSberfd^ieben^eiten. — Slfidnirlung auf »eitere Äreife. — S)ie Slümbetfler Staupii^iantx. — ®ie ebangelifd^en unb Me ßutl^erifd&en. — ^anS ©ad^S. — Sie 6(^ift bes ®tttu))i| ttom rechten Glauben. — Sntftej^ung unb Statd bet @(l^ift. — SSibetf^d^ gegen Sut^et. — 2)ie Trennung ber Parteien. «ttt 15. a»arj 1620 fjattt ber ®enerat be« SCuguftiner* OrbeniS, @abriel SSenetuiS, i^ol^ann t}on ®tau)}t^ amttid^ auf« geforbcrt, feinen Untergebenen Dr. SWartin Sutl^er; jur Um^ lel^r ju beftirnnten^ bantit ber Orben aM unfettger ©d^mad^ errettet n^erbe. ©tr totffen ntd^t, »etd^e änttoort ©taupife bem General ertl^eitt f)at, aber eiS ftel^t feft, baß Sutl^er gn @nbe ^}pxii 1520 t)on ®tau))i^ einen ä3rtef er]^ie(t, in n^eld^em er tl^n jnm Sluigl^arren erntntl^igte nnb gute |)offnungen für bte 3«^^f* auiSf^jrad^. *) Qfnbeffen lag e« am Stage, baß ©taupife, faß« er fiutl^er« ©or* gefegter btieb, in abfel^barer 3eit gejtüungen toar, für ober toibcr fiutl^er ©tedung gu nel^men. f£& ift für mid^ nid^t smetfell^aft, baß ©tan^)tfe ftd^ für baj^ erfterc entfd^Ioffen l^aben ttjürbe, toenn fiutl^er fid^ nid^t ber fjül^mng feineiS bij^l^erigen Seigrer« ent* toad^fen geglaubt unb fd^on im ©ommer bejS Q. 1520 ©d^rittc getl^an fjätit, bie il^m ©taupig auiSbrüdlid^ (obU)o]^I t^ieUeid^t 1) be SBette I, 448. 169 nur an» taftifd^en unb nid^t an» fad^Ud^en 93ebenlen) tctberratl^en ffattt. Snad^bem bieiS gefd^el^en tvax — t» toax ber erfte 9(nlag jur Srcnnuttg — cntfd^tog fid^ z» ^ai)xt» 1620 erl^ielt ber (Srjbifd^of ©eiteniS ber Surie ben JBefel^I, feinem ^of^jrebiger aufjuericgen, bag er t?or SWotar unb 3«W9^ii ^i^ itt b^^ JBannbuße gegen ßutl^cr öertoorfenen 9(rtifel ebenfaltiS t^erbamme. ©tau^)i6 toeigerte fid^ beffen unb bat ben ©rjbifd^of, il^n babon 3U befreien; in ber Zf)at tarn ed bal^in, baß er bie iBer» bammung nid^t auiSjuft^red^en brandete; man begnügte fid^ mit einer (SrKärung, n^onad^ er ben Sßap^t ai» 9%id^ter anerfannte. Qnbeffcn toar Sutl^er über biefen ©d^ritt bod^ tief öerftimmt unb (Stanpi^ mußte eiS erleben, baß er bie SBittenberger Sreunbc beriefet l^atte, ol^ne feine römifd^en ®egner befriebigt }u l^aben. "Sia» 3Rißtrauen ber Sefeteren toiber ©tau)}ife n^ar burd^ bie eben ern)&l^nte (SrKärung leine^n^egiS befeitigt. 92ad^bem er fid^ burd^ bie Slnnal^me ber ^of^jrebigerftette einmal in ben aWad^t* bereid^ feiner ®egner begeben l^atte, n?ar t» nxäjt fd^n?er, il^m ©d^iDierigleiten aUer 9(rt ju bereiten unb il^n üor 9(((em t)on 170 ben frül^eren i^reunben ju trennen. ®o kPtffen toit, bag er t}er« l^inbert n>nrbe, nad^ SKürnberg ju reifen/ ipol^in tl^n bie i^reunbe bringenb eingelaben ffatttn nnb tvoffin er gern gegangen toare. 3fn bem SBrtef an ©enjc^tan« Sin! bom 16. Dct. 1621, in metd^em er beffen (Sinlabnng ablel^nt, beutet er bie ®rünbe, bie il^n abJ^telten, Kar an, inbem er bai8 SBort (Sffxi^i an $etruiS anfül^rt Qo^. 21, 18): Da bn iünger toarft gürteteft bn bid^ felbft unb kpanbetteft, n)o bu l^iniPoQteft; n^enn bn aber alt toirft, kpirft bu beine^&nbe amsflrecten unb ein anberer tptrb bid^ gürten unb fül^ren, too bu ntd^t J^intpidft.^ @ben btefent Qtotdt biente aud^ ber vettere ©d^ritt, ju betn man @tau))i| betDOg, nSmttd^ ber StuiStritt an^ bem auguftiner« Orben. 9tad^bem bteiS gefd^el^en n^ar, fe|te ber Srjbifd^of eS burd^, bag ber Sonbent be^ @. $eter ^ ©tif tiS gu ®aI}bHrg, tDtlä)t» bem SBenebiftiner^Orben angel^örte, am 2. Stuguft 1622 ©tau^i^ jum W>t n^äl^Ite unb biefer tieg fid^ beftimmen, bie äBal^I angunel^men. @Uiä)tDof)l f)at t^eber bamatö nod^ f)75ter einer ber SOtSnner, bie il^m ))erfönlid^ nfil^er ftanbeU/ itffanptti, ba^ ©tau^il in ©aljburg ben Ueberjeugungen untreu gekporben fei, bie er in frül^eren Qfal^rcn bertreten l^atte. Da« Drbcni^* Heib, ha» er fortgefe^t trug/ l^inberte il^n ie^t baran ebenfotvenig toit t» il^n frttl^er bon freifinnigen 9lnfd^auungen abgel^atten l^atte; aud^ fiutl^er unb Sind (ber nod^ 1623 t)or Sutl^eriS Slugen bie 2Könd^«futte trug) galten trofe ber i^al^re lang fortgefefeten Or* beniStrad^t atö {Reformatoren. ^n ber Z^at fjat benn aud^ bie neuere i^orfd^ung einmiitl^is anerlannt/ bag ©tau^i| feine ebangeßfd^en Uebergeugungen nie aufgegeben l^at ^, ia, man ift fogar barüber einig, bag mfil^renb 1) 2)er ^rtef ifl abgebrudt bei d^rttnm in bet 3tf(^. f. b. l^tfi. S^eol. 1837 @. 125. 2) @. ©ersog u. ^tttt, «eal.CiictjcIo|>äbic ber pxot. 5^toU XIV«, (1884) e. 650. 171 feiner Icfetcn Qfal^rc ein tjortfd^ritt in feiner eüangelifc^en ©ol^r* l^eiWerfenntnig eingetreten ift — ein JJortfd^ritt, toeld^er burd^ ben ©influg, ben Sutl^eriS ^l^eologie in einzelnen fünften auf il^n gewann, mefentlid^ beförbert tporben ju fein fd^etnt. Sßid^t ol^ne ®rttnb l^at t>a& Soncit t7on Skribent, toeld^eiS in ben ^dfjxtn 1562 unb 1663 eine genaue SJurd^fid^t be« :3nbej ?aute IV. Dom ^afjv 1Ö69 t^omal^m unb ntand^e Spanten, bie mit Un« red^t auf benfelben getommen n^aren, ftrid^, bie @d^riften beiS ef 5Deutfd^e ^ugufHner«@:ongr., @. 446. 175 ©injclnctt gu erörtern. QfebenfattiS ift eö fidler, bag bic Seigren Snäfex» t)on ben guten SBerfen unb namentUd^ t}on ber Un«* fretl^eit it» mUtn» gu t^telfad^en STttgt^erftänbuiffen unb WH^^ brclud^en fül^rten. fDlan l^at mol^t gemeint, bag biefe Seigren tebtgltd^ ©d^ul« fragen geblieben feien, bte in Jener Qüt ju )pxatti\ä)tx SSebeutung nid^t l^fitten gelangen fönnen. ^iä)t» tft falfd^er atö biefe 9(n^ nal^me; üielmel^r nal^men ©elel^rte unb Ungelel^rte, ^ol^e unb Sniebere tebl^aft an ber Erörterung tl^eit unb mir n^iffen, bag gerabe in SWürnberg ütel barfiber geftritten ttjurbe. (£tn gen^iffer !Dte|)oIb geringer, ber unter beut SWamcn bei8 S5aucrn t?on SBörtl^ befannt getoorben ift, n^ar ein eifriger SSerfed^ter biefer mie anberer Seigren Sutl^erd unb gog ald 9Banber:t)rebiger um'« l^er, um fte unter baö 8Jotf gu bringen, ^m ^. 1 524 l^ielt er unter großem S^^^auf ^rebigten, bereu eine aljJbalb unter bem S;itel: „aßn ©ermon, gejjrebigt üom ?ßauren gu SBerbt bei SWlrnberg am ©onntag t?or JJagnad^t üon bem freien ®iUen be« SÄeufd^en" gebrudft toarb unb bic in htrger 3cit minbefteni^ t)ier «umgaben erlebte. *) 3fn biefer ©d^rif t l^eißt t^ u. a. »ört^ lid^ : ,,@intemal aüt !Dinge gef d^el^en nad^ gSttßd^er ä3orf el^ung, mag nit fein ^reil^eit be^ SOtenfd^en lieber im ®uten nod^ im Söfen atd mir biiSl^er gemeint l^aben unb nod^ ettid^e tl^un. S)ie ließen fid^ el^er ern^firgen, benn bag fte anberiS glaubten. 3)ad bod^ nit ift. !Z)ai» toia id^ Kärlid^ auiS ber @d^rift be^ toeifen. — ®ott, ber toirlet baj^ SBöfe aud^ im gottlofen aßenfd^en, atö Härtid^ gefd^rieben ftel^t am 16. (Eap. im 93ud^ ber ©jjrüd^e unb SRöm. 7". SBKfo jjrebigenb gog er im Sanbe uml^er unb felbft bornel^me Sutl^eraner gingen, il^n gu l^ören; ®eorg ©})alatin ergäl^It felbft, baß er il^n einft gel^ört l^abe unb t)on JBetounberung ergriffen toorben fei. 21W er nad^ 9?ärnberg 1) 3<^ benu^e ^ter bad (S|:emptar meiner ^ibUot^ef, 176 tarn, fanb er gcrabe l^icr ctnen fcl^r großen 8Birlung«fretö, aber ber Motl^ l^iclt e«, al« er fd^ttmmc JJoIgen öon bicfen SSorträgen reifen \af), für notl^toenbig, il^n ber ©tabt ju öertoctf en. *) Slffe 3^wfl"if^ ftimnten bortn überein, bog bie ftttttd^en 3uftänbe, bie fid^ im Slnfd^Iug an fold^e ^rebigten enttotdetten, fel^r nngünftige n?aren. Sajaru« ©pengter, getoig ber nntocr* bSd^tlgfte öon aßen S^W^f fd^reibt barüber im ^. 1531 an Dfianber: „Dh t» benn gut fei, bag bie Pfarrer auf bem £anbe bem groben 9SoIIe, bad bod^, toie mSnniglid^ befennen mn% ganj rud^Io«, unergogen, frei unb unbänbig genjorben ift, afö e« nie getoefen, öiet öon ber d^riftlid^en tJteil^eit prebigen unb nid^t öielmel^r ba« ®efefe unb beffetben ©träfe ftattlid^ treiben, ba« bebenft tt)o]^I. ^äf toeig tool^t, tt)ie t& bei mir unb änberen angefel^en unb für ba« SBegte unb Srtötl^igfte bctoogen tt)urbe. SBoffte ®ott, bie unöcrftänbigen unb unbefd^eibenen ^rebiger l^ätten toon fold^er JJreil^eit bii^l^er befd^eibener geprebigt, t§ fottte unter bem gemeinen Raufen nid^t gu Slrgem erfd^offen fein". «) SBenige ^df)xe fpäter l^atte Dfianber felbft, ber um 1524 ftrenger Sutl^eraner geiocfen n?ar, feine bcgüglid^en Sluffaffungen in gleid^em ©inn fid^ gebitbet. Die (Erfal^rung l^abe betoiefen, fagt er, bag bie SBittenbergifd^e 5luffaffung toon ber ated^tfertigung aQein burd^ ben ® tauben bie 3)2enfd^en fidler unb rud^IoiS mad^e. Der gemeine §aufe l^iJre nid^t gern eine Seigre, metd^e d^rtftlid^e ^flid^ten fenne. „Damit man fte bennod^ für Sl^riften l^alte, feigen fte gerne, bag man eine fold^e Seigre ^)rebige, unter ber fte fid^ aud^ für gute Kl^riften mögen bargeben unb toer* faufen, unb ]^i5ren beSl^alb gern, tt)enn bie ^cud^Ier prebigcn, unfere ©ered^ttgfeit fei nid^ti^ Slnberei^, benn bag nn^ ®ott für 1) ^agen, IDeutft^ranb« Itt. u. rcl. 35cr^. im ?Rcf.-3citaItcr 11, 174 ff. 2) ^augbotf, Seben bed Üa^. ©pengier @. 285* 177 geredet ffaitt, ob toxx gteid^ BSfe 93uben feien, unb bag unfere ©ered^tigleit augerl^alb unfer unb niäft in und fei, benn bei biefer Seigre ISnnen fte anä) n)o]^( für l^eilige £eute gel^alten tocrben". *) ©in ©ottefle Dftonbcrd, ber lutl^erifd^e ^rebiger ffi. ffiidner, ^aftor an ©. ©ebalb, äußerte im 3f. 1530, ba^ ba« göttUd^e SBort, tt)ie man ed ge:prcbigt l^abe, ,,feinc SBcffcrung, fonbcrn mcl^r eine fleifd^Iid^e grcil^eit gebrad^t l^abe".^) fSJlan f)at e§ USfftx bod^ nid^t genügenb bead^tet, baß bte Sirennung be« ©tau^ife öon gütiger feinei8n?eg« bloß ein ^) er fön* lid^ciS 2ludcinonberge]^en toor, fonbern baß bicfelbe bte ©d^ei* bung ber SRcformfrcunbe üitv^anpi in jtt)ei große ^cer* log er Vorbereitete. SBir l^aben gefeiten, ia^ t& in Deutfd^Ianb nod^ um 1618 eine Partei gab, toeld^e in ©tau))ife il^ren „?rimai8" unb ben jyül^rer ber begonnenen JReformbetoegung erfannte. Die ^anpU ftü^e ber ©taupiftianer toaren bie SDiitglieber ber Sodalitas Staupitiana ju Siümberg, bie SEud^er, Sbner, Siüfeel, ^oljfd^ul^er, jyürer, Dürer, ^offmann, ©d^eurl unb Slnbere. Die ^Öffnungen, mit toetd^en biefe SDiänner bie begonnene 9{eformben)egung begräßt l^atten, erl^eQen an§ ber befannten ©teüe be« Dürerfd^en SCagebud^iS öom Qf. 1521, bie auf bie Äunbe öon Sutl^erd ©efangennal^me niebergefd^rieben toarb. ÜDort betet Dürer, baß bad begonnene SBerf möge ju @nbe gefül^rt toerben, bamit um unferer guten ffierfe toillen aüe Ungläubigen ben d^riftßd^en ©tauben annel^men. Die SBefferung ber SÄeufd^en unb il^re SJelel^rung ftanb mitl^in unter 1) SDorner/ d^efd^. b. ptot. XfieoU @. 345 ff. gtebt 92ft^ered über ben Oftanbrifd^en a% nid^t nur feine SBefferung, fonbern eine SSerfd^tintmernng ber 3wftänbc ingteid^ mit ber neuen Seigre eingejogen fei. ÜDie ^JRitglteber ber @obaIttät, bie ton eben genannt l^aben, toaren ntelft tont älter ai& 2nÜ)tx unb il^re religiöfen Ueber* jeugungen maren im SBefentUd^en fertig, al& Sntl^er eben in bie beutfd^e SW^ftif eintrat — t§ toaxen biefelben Ucberjeugungen, bie @tan))i^ liegte unb bie mir oben tennen gelernt l^aben. @d t^erfte^t fid^ unb ift urfunbttd^ bejeugt, bag bie ©tau^ )}i^ianer fo lange auf Sutl^erd @eite ftanben, fo lange @tau)}i^ mit £e^terem einig n^ar; atd aber 3n)ifd^en biefen bie @d^eibung eintrat, ba erfolgte aud^ eine ©todEung in ben Sejiel^ungen ju bem 9türnberger Streife unb aQmäl^Ud^ trat eine t^SQige (Sr« faltung ein. Die ©tcßungnal^me ber SWürnberger ®tau^}ifeianer loar üom erften 9(ugenb(id( an für Sutl^eriS @ad^e fel^r in baiS ©etpid^t ge^ faßen. ^f)X Vorgang unb SSeif^iel l^atte e^ betoirft, baß bie S3eöö(ferung ber ©tabt SWürnberg, unter toeld^er toon je op^jo^ fitioneße Stimmungen »iber SRom lebenbig geioefen loaren, leb^ l^aft für gütiger Partei genommen ^aiie. SSSä^renb in anberen ©tobten, j. SB. in ®rfurt, bie 95 Stl^efen fatt aufgenommen loor* ben loaren, l^atte 9tümberg unter bem SBorgang ber ©tau^i^ianev fid^ fofort lebl^aft bafür aui^gefprod^cn. ©eit 1524, mitl^in genau feit ber Qtii, too ©tau^jife fi^ öon Sutl^er jurüdfjog, tritt in ben Siürnberger ^arteiüerl^filtniffen in mel^rfad^er ^infid^t ein mäßiger Umfd^loung ein. Die ©tau- piftianer folgen bem SScifpiel il^re« ^iäjxcx^ unb jiel^en fid^ in bie ©tiße jurüdC unb jn^ar gefd^al^ biei^ fo einmütl^ig, bag fiutl^er \p&Ux in feinen SCifd^gef^}räd^en tjerfid^ern fonnte: „Dr. 8aj. ©^jengler ift ber einjige Slürnberger getoefen, toeld^er 179 ia& (St)angeltum nai) 9tärnberg gebrad^t f)at unb er allein \)at t& iztoixU, ba^ ed in biefer ®tabt ge^ blieben tft.^ ^n ber %f)at totffen toxx, baß ^ieron. ^oljfd^ul^er, fid^ ganj t7on ben Sutl^erifd^en jurüdjog unb \p&itx ai9 minber et)angeüfd^ (minus evangelicus) toerbäd^tigt tt)urbe^); ?öü. ^irf^einter^ nad^^ maligc D^}^}ofition n?iber Sntl^er ift befannt, öon Dürer bezeugt ^irfl^eimer bie gleid^e Zf)at\aä)t. Sl^rtfto)}]^ ©d^eurl l^iett t& fär rid^tig, fid^ ju fStarüpxii ju Italien unb fagte fid^ t)on Sutl^er toiS, ate (Stau:|}i^ baju ba& 93eif))ie( gab. ®te SWotiöe, n?eld^e bie ©obalen leiteten, finb a\x^ ben SBorten El^rifto^)]^ JJürerj^, mit »eld^en biefer feine goi^fagung öon ben Sutl^erifd^en red^tfertigte, Har erfennbar. ,,SBie toir juüor t>on unferen SSorgel^ern umi^ ®etb betrogen tourben, alfo betrügen uni^ bie jefeigen ^rebiger um aUe SEugenb, 3"^* ""^ ®ett)iffen unb gute ©itten, alfo bag fie uni^ an& einem menfd^* (td^en geben in ein teuflifd^^üiel^ifd^ed geben fül^ren, toa^ adein baöon fommt, bag fie nunmel^r mit feinen ffierfen, fonbern allein mit einem jernid^teten, erbid^teten ©tauben ba« ^immelreid^ er* toerbcn looüen. Dabei »erben bie ©efe^je unb SSSerfe, toorauf und bod^ Sl^riftuiS toeift, ganj umgeftogen, toegl^atb ba^ SSotl je^t burd^ feinen fauren SSerbienft, fonbern aöein burd^ fügen SScr* bienft, toie er burd^ ben ©tauben ertoorben toirb, feiig »erben toiü. Darum folgt: ei8 gel^t ju, bag e« einen Sl^riftenmenfd^en biüig erbarmen foflt".*) @« ift für mid^ nid^t jtoeifell^aft, bag ©tau))ife mit ben 9?firnberger JJreunben in fortbauernber SSerbinbung blieb unb ben Sauf ber SBeioegungen, für bie er einft fo t)ie( getl^an l^atte, 1) (Eorbatitd Sagebud^, herausgegeben t>. Sratn^elmeper 1885 @. 17« 2) 3u(fet, 2)üTeTd Stellung gur Slefonnation @. 64. 3) moifi, 3)ie (Einfül^rung b. 9lef. in 92ürnberg. 1885. (S. 193. 12* 180 unb atö beten ^ül^rer er gerabe ju inürnberg mel^rere ^cäftt l^mburd^ gegolten ffattt, genau üerfotgte. SUlerbingi^ toav ber fflamt bej^ (Btavüpiii üon bem ©tanje, ber ben fflamtn Sutl^erd umgab/ tSngft überftral^tt, aber bie Sleid^iSftabt 92ürnberg toax bod^ nad^ toit üor einer ber n)id^ttgften äßtttelpunite unb @tü^^ pnnttt ber großen 93etoegung unb bie ^äben, meldte in ber $anb ber @oba(en iufammenliefen^ n^aren \o jal^treid^, ba§ bie Gattung, meldte bie @tan:|}i^ianer einnal^men, bod^ nod^ immer fel^r iniS ®etoid^t fiel. ÜDag in aQer ©tiQe iamat» QSrtoägungen unb QSrSrterungen über bie S^^age, toie man auf ben iJauf ber Dinge unter ^it^ n)irlung beiS @tau)7i^ Hinflug nel^men fünne, ftattgefunben l^aben, glaube id^ an» t^erfd^iebenen ©rfinben t^ermutl^en ju foQen. 9lm 2. a^ai 1624 fd^reibt Sutl^er an @)}atatin bei (^etegenl^eit ber 3)2ittl^eilung, bag er bem @tau^i^ auf ben oben txtoaf)ntzn S3rief nod^ nid^t geanttoortet l^abe, bag, tote er l^öre, ju Snümberg groge £)ro]^ungen an ben S^ag tämen.^) S3ir l^aben oben barauf l^ingebeutet, bag 3n)ifd^en benjienigen unter ben ^uma^ nifteU/ toeld^e ben et^angelifd^en :^been ber beutfd^en SK^ftit ergeben toaren, unb ben SSruberfd^aften ber beutfd^en (Silben unb ^anbtoerfer öiele innere unb äußere SBerül^rungen oor* l^anben toaren. ^t^t foQte t^ fid^ ieigen, baß biefelben SJe^ beulen^ loeld^e unter ben SOtitgtiebern ber Sodalitas Staupitiana n)iber bie QSntn)id(tung ber lutl^erifd^en All^eologie t^orl^anben n^aren^ aud^ unter ben 93ürgern ber beutfd^en @täbte oielfad^ getl^eitt tt)urben, unb bag eben in Slürnberg bie änffifte ju neuen ^ar* tetbitbungen bereites t^orl^anben toaren. (&& ift in ben gefd^id^tlid^en SBerfen fibltd^, innerl^alb ber D)))70fition, toeld^e fid^ feit 1517 im 9ieid^e erl^oben l^atte, btö 1) be S3ette II, 509. 181 juttt ^. 1524 (abgefel^ett üom S^i^sU^^t^ittuiS) jmet Parteien ju unterfd^eiben, nSmlid^ einmal bie Hnl^änger &ntfftx» unb fo^» bann bie @d^üler (Sarlftabtö bejto. %ffoma§ äßünjerd, totlä)t [xä) feit eüDa 1522 ju Sutl^er in einen fd^arfen ®egenfa^ ge^ fteQt l^atten. SKan ISgt bie erftere SRid^tung in bie lutl^erifd^e ftird^e, bie jtoeite in bie ,,ffiiebertäuferei" auslaufen unb fteüt bie leitete atö ben mi^ratl^enen 93ruber ber Steformation bar ober atö bie ©d^tange, toeld^e ftd^ im ,,$arabiefe ber (utl^erifd^en ftird^e" feftjufefeen öerfud^te. Die JJoIge biefer 3^cJt]^eiIung ift, bag überaß bort, loo bi« jum 3- 1524 ober 1525 ein SBiberfprud^ gegen ba« ©Aftern, toie t^ fid^ in Wittenberg enttt)tdCeIte, auftaud^t, bie Vertreter biefeiS SBiberfprud^S in irgenb eine SBegtel^ung jU Eariftabt ober SDWinjer gebrad^t ju tt)erben pfltQtn unb bag felbft ba, loo feine anbere Sejiel^ung ju Sßänjer nad^n)eii^bar ift atö fold^e, toie fie eingelne Reformatoren felbft gu biefem SWanne gel^abt l^aben, ber SSerfud^ gemad^t toirb, ein ©erl^äftniß ber geiftigen äbl^fingigfeit ober ber inneren ®emeinfd^aft aufgubedCen. 3)2an lann nid^t oft unb nad^brüdKid^ genug betonen, bag biefe ©d^ematifirung gänglid^ fatfd^ ift unb lebiglid^ bagu bient, ba« S9itb ber ^arteiöerl^ättniffe, tt)ie e« in SSSirflid^Ieit toar, gu t)erioirren. £)ag bie ©ad^Iage eine burd^auiS anbere toar, mBgen folgenbe Sil^atfad^en betoeifen. ^n ben St&mp\tn, »eld^e feit 1517 auiSgebrod^en toavtn, ipxtltn bie reformatorifd^en ©d^riften bed ^and ©ad^d, beffen 9^ame auf anberen Gebieten bamatö bereitd belannt getoorben mar, eine nid^t unbebeutenbe Stoße. ^aniS ©ad^iS toar anfängt lid^ ebenfo mie ^of). t). ©tau)}i^ unb bie Sßel^rl^eit aQer S)eutfd^en ein lebl^after Snl^änger &VLtf)tx§ gekoefen. ©d^on im ^. 1522 l^atte er, loie toir erfal^ren, tttoa 40 ©d^riften Sutl^erö ge* fammelt unb im ^. 1523 öeröffenttid^te er bie befannte ©d^rift 182 ,/S>xt ffiittcnbcrgtfd^c SBad^tigaö", in todäftx er bic Sil^otcti beS JRcformotoriS öcrl^errttd^tc. (gttpa ein ;j^al^r f|)ätcr gab er „®n ©cfpräd^ üon bcn ©d^cinttjcrfcn bcr ©ciftlid^cn" fftxan§, in »cld^em er cbcnfoüs t)iele ©runbgebanten Sutl^erd t^erfod^t, aber bereits einen Unterfd^ieb auffteQte }ti?ifcl^en Sutl^erifd^en unb (Ebangelifd^en, »etd^e Sedieren {md) ®aäfS) bei oüer SSerel^rung für Sutl^er bod^ nid^t in SlQem mit ben Sntl^erif d^en gleid^gefteUt fein tvoütu. ^) Diefe Unterfd^eibung toirb in einer »eiteren ©treitfd^rift beffelben ;^al^reiS üon ben ^/9lrgnmenten ber Stömifd^en miber ba^ d^riftlic^ ^änflein" fortgefeftt unb enblid^ in einer britten Slbl^anblung in tjoßer ©d^ärfe an bie Deffentlid^fcit gebrad^t. (i§ toSre eine mid^tige 3(ufgabe, bie ©efd^id^te ber Flamen Süangelifd^ unb Sntl^erifd^ atd ^arteibejeid^nungen einmal ju tjer folgen. Qfebenfaflö »iffen »ir, bag bei ©elegenl^cit be« 8leid^«tag« ä« Stürnberg im ^. 1622/23 innerl^alb ber Sluöfd^üffe, bie bie aufgäbe l^atten, ben Snttourf ber Slnttüort ber JReid^^^ ftänbe an ben SWunrtui^ feftjufteßen, ein lebl^after ©treit über bad 993ort @t)angelifd^ entbrannte. £)er Heinere ^u^fd^ug beftanb an^ toier (Seiftlid^en unb öier SBeltlid^en unb bie ©eele bcffctben toar $Jo]^. t). ©d^toarjenberg getoefen. §ier toar t^ gelungen, bai^ SBort ©üangettfd^ jur SBejeid^nung ber retigiöfen ©treit* fragen in ben ©nttourf ju bringen; ai§ bie ©ad^e aber im größeren ^(udfd^ug jur SSeratl^ung fam, entf)}ann fid^ über bied ffiort eine l^eftige gelobe; bie (Seiftlid^en tooöten e^ beseitigt »ijfcn unb al§ ber Vertreter Sl^urfad^fen«, geilifefd^, erflfirte, er mcrbe nid^t barein toifligen, ia^ ^4^1^ SBort unterbrüdft ober abge* fd^afft toerbcn fofle", ftanb ber (grjbifd^of öon SWaiuj auf unb toertieß in ,,grogem 3^^^" ^^^ ©aal.^) 1) 9^&^eted über biefen 2)ta(og bei ^r. ©d^ult^eig, $and @ad^d in f. «crl^. 8ur «ef. 3Wün*cn 1879 (S)iff.) @. 16. 2) O. 91. Sleblid^, ^er Stetd^dta^ Don iRürnberg 1522/23. Setpstg 1887 (SDijf.) @. 124. 183 Sbenfo tote gütiger gebroud^te anäf ®tanpxii gern unb mit 93etonung ba» ^ort (St)angeüfd^, um aßänner, bie feine auf« faffung bed S^riftentl^umiS tl^eilten, bamit ju bejeid^nen; anä) p^tgtt er gern //redete Sl^nften'' unb ,,(St)angeIifd^e'' gteid^ gu feften. *) Ofn bem gleid^en ©inn gebrandet nun ^and ©ad^d baiS SBort in ber ©d^rift, toeld^er er ben 5titet gab: „(Sin ®cfprfid^ eines et>angelifd^en Sl^riften mit einem lutJ^erifd^eU/ barin ber Srgerlid^e XBanbel et(id^er, bie fid^ tutl^erifd^ nennen, brüberlid^ ge« [traft toirb." «) !öic Sl^atfad^en, toeld^c biefe« Stoiegefpräd^ über bie fittttd^en folgen ber Siittenberger ^rebigt beibringt, entl^alten jia nid^td ainbereiS ai^ toai^ ©tau)}i^, ©pengier unb Slnbere ebenfaOd betont l^aben; neu ift aber ber Umftanb, bag $ani8 ©ad^iS jie^t gang beftimmt unb Kar nid^t jn)ei, fonbern brei Parteien unterfd^eibet, nSmlid^ bie 9l0mifd^en; bie Sutl^erifd^en unb bie (Eüange* lifd^en, unb ba|3 er bie Setter en in einen ganj beftimmten ©egenfa^ ju benen, bie fid^ lutl^erifd^ nennen, bringt. :^d^ fage auj^brüdtlid^: brei Parteien, benn ber Qfnl^att ber ©d^rift er« giebt, bag bie (£üange(ifd^en, t^on tt>e(d^en ©ad^i^ fptid^t, ju^ar feine Sird^e, aber bod^ eine Partei bilbeten, bie fid^ fon)o]^t ben Sutl^erifd^en tt)ie ben SRömifd^cn ober ben „©d^ulerifd^en" (toie ©ad^d an anberer ©tede fagt, b. 1^. ben ^nl^ängern ber ©d^olaftif) gegenüber, atö befonbere Partei fül^Iten. t) Sgl. feine $rebtgten D. 1528 im Sfal^rb. b. ®efellf(!^aft f. b. (Bt]äf. b. ^rotejl. in Otftc. 2. 3a^tfl. 1881 (g. 57: „]o wert ir xeä)t ctiflen unb et>angeüf(!^e 2e»bt" u. f. ». 2) (Sin Qt^pxeäf epned | (£t>angeUf(^en (S^riflen mit j einem Sut]^erif(!^en, bar^n ber (BxQexüäf »anbei tüiäfet \ , bie ft)(!^ Sut^etifc!^ nen j nen angezeigt unb bru | hntxäf gefhafft | »irt. ^and &aäfi, M.D.XXIIII. Secunda Corinth. VI. Sagt und niemant prgent ein erger | nug geben auf ba9 unfer ampt ni(!^t | Derleflert »erb, fonber pn allen bingen | lagt und be»et)fen »ie bie SDiener ®otte9. iD^it STitelborbfire. 2 SBogen 4. (Sin (S|r. in ber StQU 184 Der ffiortfül^rcr bcr ffiöangeltfd^cn ffil^rt in bcm ®t\)fxai) bcn SSornamcn beiS SScrfaffcr«, ^an«, uttb gtebt bcn Slnfc^au* ungen bed ÜDtd^terd Sludbrud, ber ä$ertreter ber Sutl^erifd^ett l^eigt ^ctcr unb bcr bcr „aiomantftcn" aKcipcr Ulrid^. ©g ift bcjcid^nenb, baß ©ad^iS ju Slnfaiifl bcn 3Wciftcr Utrid^ über bie Unterfd^tcbc nod^ im UnKarcn fein unb bcn ^an^ unb $cter ali8 ,,Iutl^crif(i^c Seutc" onrebcn läßt, baß aber im Sauf beö ®t\px&ä)& aud^ für bcn Stomaniften bic ®cgenfätje Kar tDcrben. DaiS Süd^Icin ift offenbar bagu bcftimmt getoefcn, bic an* fd^auungcn unb ®runbfä^c ber (St^angelifd^cn Kar ju legen unb gleid^fam eine SSertl^cibigungiSfd^rift berfclben barjuftcöcn. QtDax »erben barin nur bic aögcmeinften ©cfid^tiSpunftc bargcicgt, aber aud^ in biefer ©eftatt bitbet ber Qfnl^att eine 2lrt öon Programm, tt)üä)t§ überauj^ merftoürbig ift unb bie 3^Pä^^^ ^^'^ ©tim* mungen ht^ ^. 1524 fo bcutlid^ fennjeid^net, baß man fid^ in l^ol^em ®rabe tt)unbern muß, baffclbc in bcn lanbläufigcn &t' fd^id^ti^toerfen ignorirt ju feigen. 35ie ©rörterung nimmt il^ren Slui^gang toon ber S:i^atfa^e, ia% biejcnigen, bic fid^ lutl^erifd^ nennen, bic neue d^riftlid^c JJreil^cit mißbraud^en unb il^rc ©cfinnungStüd^tigfeit mcl^r in ber Uebertretung ber bii8 bal^in beobad^teten ^aftengebote unb in fonftigen Sußertid^en Dingen atö in ber SBctl^ätigung toal^ren ©l^riftentl^um« fud^en. „@« finb euer aSielc, fagt ^an^ g« bcm gutl^erifd^en, bie effen gl^if^ ^m ^^eitag au§ ^rctocl, t^nx^- »ife unb SBoIIuft unb finb gleid^tool^I nid^t feft im Glauben gegrünbet. Die Siebe ift bic redete ^robe eine« ©Triften mi nid^t ba» JJIcifd^effen." SSon bcm ©tanbpunft ber ®öangelifd^en an^ — ^an^ (Sa6)^ betont bie« nad^brüdtid^ — toaren afle bie Drbnungen unb ©a^ungen, toeld^en man fid^, ol^nc ©ünbc jU tl^un ober in §cud^clei ju öerfatten, untertoerfen fonnte, äußerlid^c Dinge ober Zeremonien, für bereu SSeobad^tung ober SWid^tbcobad^tung 185 (ebigttd^ ber @ef{d^td|>unlt entfd^eibenb toax, ob man baburd^ bem O^ortgang bed ®t)angeImmiS fd^abe ober nü^e. fflnn toax ®aäfd ber Snfid^t, bag bte Sffentlid^e unb l^öJ^nifd^e Ser« ad^tung fold^er @itten tote bte f^aftengebote ed loaren, oielett SKenfd^en anftögtg unb bent Sauf ber eoangelifd^en Seigre ]^tnber<> tid^ fei. ^n ber grunbfäfttid^en Unoerbtnbltd^felt fold^er ©e* böte toar (Saäf» mit ben Sutl^ertfd^en burd^auiS einer SJIeinung; aber ber Umftanb, bag bie Uebertretung fold^er unb anberer @ebote gum Stenngeid^en ber SRed^tglSubigfeit gemad^t gu werben anfing, erregte fein unb feiner JJreunbe SDiißfaüen. Unfer ^rebiger lel^rt, ))flegten (nad^ ©ad^«) bie fiutl^erifd^en ju fagen, ,,man bUrfe nid^t mel^r beten, ben ^eiligen bienen, faften, beid^ten, n^aUen, fDlt^t ftUxtn u. f. to. unb eiS fei fein gut ^ert }ur ©eligleit nüfe." ;3;nbem bie neue Seigre n^irflid^ fo auiSgetegt n^arb, gefd^al^ t^, ha% (naä) ®ad^«' S^^gnig) oiele, bie frül^er eifrige änl^änger Sutl^eriS getoefen toaren, fid^ oon ben Sutl^erifd^en trennten. ;/9Benn il^r d^riftüd^ »äret (erflären biefe), fo l^anbeltet il^r d^riftlid^ unb fagtet ben Untoiffenben bie tröftlid^en äSSorte t)on (Sil^rifto, bie il^r t)on bem ^rebiger gel^Srt l^abt, nämtid^ bag ber S^ob Sl^rifti fei ha» einige ^ert unferer Sriöfung unb toie ber l^imm« Hfd^e 93ater Sl^rifto aQe ®ttDait gegeben l^at im ^immel unb auf (Srben. £)enn Sl^riftum allein follen toir l^ören, toa^ er l^eigt, foUen toir tl^un, toa& er verbeut, foIIen toir laffen, toa^tx frei läßt, l^at SWiemanb jU verbieten toeber im ^immel nod^ auf ®rben bei ber ©eelen ^eil." SBenn man bieiS (eierte, fo fiele bad anbere SOtenfd^engefe^ unb ®aufe(« loert t>on felbft ju 93oben. ^ä) l^iette aud§ jmel^r baoon, meint 2Äeifter Ulrid^, toenn man oon guten £)ingen fprSd^e. :^d^ l^i^re bereu aber üon ben Sutl^erifd^en nid^t oie(. (S§ fommt biiStoeilen ein ganger 2:ifd^ ooQ Sutl^erifd^er l^erein gu meinem @ibam unb ed l^Srt bod^ 186 toaffxüä) Stner fein gut d^riftltd^ ®ort t)on tl^nen. S)a ^eben ftc an, üßönd^e unb Pfaffen ou^jurtd^tcn, fo bog ein ^unb nid^t ein ietfad^ unter bie d^riftUd^e (Scmeinbe. Qfft e^ il^nen red^t, fo ift eÄ un« aud^ red^t." ^an^: „^f)X SlCe, bie il^r (Sud^ lutl^erifd^ nennt, »oöt an bem frommen SKann, bem Sutl^er, einen Dedtmantel eurer Un* gefd^idEtid^feit fud^en unb eud^ bod^ feiner Seigre nid^t gemäg l^alten. ®enn obwol^I Sutl^er bie d^riftlid^e greil^eit gu (Srtebt* gung ber armen gefangenen ©eioiffen angegeigt, l^at er bod^ ia* neben burd^ feine ©d^riften unb ^rebigten mSnniglid^ getoamt tt)ie er bann nod^ für unb für tl^ut, fid§ öor trüglid^en, Srgerlid^en, und^riftlid^en ^anblungen gu lauten unb nid^t alfo bem (St>ange' lium unb SBort ®otted gum 9tad^tl^eil mit ber "S^fat gu fd^irmen unb g(eid§ ben Unbefinnten gu rafen. £)arum il^r eud^ in biefen euren ungefd^idEten ^anblungen beiS d^riftlid^en ^axint» £)oftor fiutl^er, ber t^ fo gut d^riftUd^ unb getreulid^ meint, gu einem @d^anbf[ed( nid^t biQig gebrandet. ÜDenn toa» d^rifttid^en el^r^ baren ©emütl^d, toa^ gegrünbeten ©(aubeniS unb SertraueniS mögen fid^ bod^ bie bel^etfen, bie mit audtt>enbigen @ebärben, ald bie ©eiftlid^en an il^rem iieib, Sl^re, ®ut, gu Verfölgen, bem Srtäd^ften mit JJteifd^ effen unb Slnberem ärgerlid^ gu fein, anfangen Sl^riften gu fein? Unb ba geigen biefe grüd^te an, bag ber SBaum gewiglid^ böig unb faut ift." ©el^r d^arafteriftifd^ finb bie ©egenfä^e, »eld^e gtoifd^en ben ®oange(ifd^en unb ben Sutl^erifd^en nad§ ®aä)^' 3)arfteQung in äSegug auf bie äBieberbergeltung, bad Seiben bed Unred^tiS 187 ober bie ©elaffenl^eit l^errfd^en. S)em (£t)angettfd^en toaxtn bie ©d^clttoortc, mit totläftn bie Sutl^erifd^en bie Angriffe il^rer ©egner ju ertt)ibern ))flegten, anftögig unb er öertoeift feinen 3Biber:t)art auf bie Seigren bcr S3erg))rebigt, tt)o gef einrieben fielet : Du foöft nid^t lüiberftreben bem JBäfen, unb: Siebet ®urc JJeinbe u. f. to." Dogegen erHSrt gelterer: (£i8 toäre fd^ier bejfer, toir fd^Iügen mit fjäuften bor ein. D nein, meint ^an& (Baä)&, „mtxt ^outu« SRöm. 12: SBenebeiet, bie eud^ öer* folgen u. f. to. ^ier ^Brft bu, bog mon oui8 d^riftlid^er Siebe in oQer ©onftmutl^ ol^ne oQe ®o(le l^onbeln mug, foO t^ ^xnäft bringen unb nid^t o(fo grob mit ben beuten fol^ren. (Sd ift aud^ ein merflid^ ®tM, bormit man bie Seute abmenbet üon ber eöongelifd^en Seigre, ju ber fonft öicl ^erjcn lämen unb bie Seigre onnSl^men, ober ben 9Beg gebiert t^ nur ^einbfd^oft gu bem 9D3ort ®ottt&, be^gleid^en ju benen, bie il^m onl^ongen; fie l^eigen fie Steuer unb ba^ SQ3ort ©otteiS Se^erei. S)o feib il^r allein fd^ulbig bron mit euerm JJteifd^effen, SRumoren, ©rollen, ©d^änben unb SSftern ber ®eiftlid^en unb ^od^en unb ^obern unb Serod^ten ber (Sinf&Itigen, bog il^rer Siete über eud^ aM^ freien, too fie eud^ feigen, beggleid^en über onbere fromme Sl^riften, bienid^ttt)iei]^r feib,finb, fonbernbemffiöonge* lium Sl^rifti nod^folgen unb einen d^riftlid^en 9Banbe( fül^ren, ton \xä)» gebül^rt. 8Bcnn il^r eöangelifd^ tofiret, toie il^r rül^mt, fo t^tct il^r bie SBerle bed (Et^ongeliumi^. ®tf) l^in unb fog t§ beinen Sßit« brttbern öon mir, toie tool^t fie mid^ einen ^eud^ter unb 2lb* trünnigen l^eigen unb l^altcn tt)erben. ffioßtc ®ott, bog e« oKe bie gel^ört I^Stten, bie ftd^ gut lutl^erifd^ nennen; t^iedeid^t m5d^te ein S^l^eil üon il^nen lernen, redete et)onge(ifd§e ©l^riften jU toerben." ?Benn man biefe ©d^rift burd^tieft, fo fonn mon fid^ foum 188 ber SSermutl^ung criücl^rcn, bog ®aä)& btc ©d^riftcn bcS ©taiq)i^ gelannt unb fid^ t^iete @eft(i^tö))unfte berfelben angeeignet l^at. (£iS Vä^t \i6) mit bem l^ente jn @^ebote ftel^enben Tlattxxal xnäft entfd^eiben, ob (3a^^ mit ben äRitgliebern ber ©tan^i^^ifd^en ©obalitSt naivere Sejiel^nngen befeffen ffat ober nid^t. S)agegen feigen toir il^n fd^on im ^. 1521 in SSerbinbnng mit bem SKaler ^ani^©ebatbS3el^eim, toeld^er ben ^oljfd^nitt jn ®aif^' „&t* \px&d) jtoifd^en ®t. ^eter nnb bem $errn, öon ber jefeigen SBett £anf. 1521" Verfertigte^), nnb im 3f. 1524 erfd^ien ©a^g^ ettolSfnitx ^iatog jn)ifd^en bem St^angeßfd^en nnb Sntl^erifd^en gemeinfam mit einem Straftat bei8 WlaUx^ ^anö ©reiffenberger, ber in äl^nttd^em ©inn, loie berjenige beiS ©ad^ö gel^alten toar. ÜDiefer ®reiffenberger toarb furj baranf ber SSerfül^rnng jn einer ,,neuen ©efte" angesagt nnb ^an^ ©ebalb Sel^eim Befonnte f|)äter, ate er mit 3f«>^önn Dendf nnb änberen tt)egen ftefeerei t)or ®erid^t ftanb, bag er ,,toeber bnrd^ Sntl^er« nod^ bnrd^ Slnberer ©d^riften irre gemad^t toorben, fonbern attetocgen ber SBeinnng gett)efen fei." ^an^ ©od^S felbft aber erl^ielt im 3f. 1527 öon feiner tntl^erifd^en Dbrigfeit ben SJefe^I/ fid^ fünftig ber ©d^riftftetterei gn entl^alten, aldbann »otte ber SWagi^^ [trat bie ©träfe bei ftd^ bel^atten, bie ©ad^jg öerbient l^obe.^) Saft nm biefetbe Qdt, too biefe ©d^rift it^ ®aä)^ erfd^ien, tjerfagte ©tan:pife ba§ SSüd^Iein, in toeld^em er fein (Slaubeni^* belenntnig nod^ einmal gnfammenfagte nnb bem er ben ülitel gab: ,,SSon bem l^eiligen redeten d^riftlid^en (Stanben" Die ©d^rift toar anöbrüdflid^ bajn beftimmt, nm ben grennben biejenige 2lnffaffnng toom ©lanben, toeld^e ©tan^}i<5 fid^ gebilbet 1) 'St. Wlniffex, 2)te beutfc^e i^üd^erilluflratton ber O^otl^if unb $rü^> trenatffance. Wlünä)in 1884 @. 181. 2) ^aabcr, Beiträge U, 52. 189 fiattt, gu üerntttteln. @r beutet rnd^t btog im 2:tte( an, bag er ben redeten @(auben bem unrtd^ttgen entgegengehen n^id, fonbern er nimmt anä) in ber SJorrebe auf ben l^errfd^enben „Unt?erftanb" SBejug unb erftärt^ nun aud^ feinerfeitö SRcd^enfd^aft geben ju tooßen ,,3ttr ©^re ®otte« unb jur SBefferung bei8 Siäd^ften." ^) SBir t>ermSgen l^eute ntd^t mel^r anzugeben / toann bie ©d^rift beenbigt toorben tft unb ob ©tau^Jtfe felbft bie äbfid^t gel^obt fjat, fie bruden ju laffen. SBir tt)iffen nur, baß biefetbe erft nad^ ©tau))ife' SCob (f 1524 5Dec. 28) unb jtoar (toie e« fd^eint) in ben erften SWonaten bej^ ^cii)Xt^ 1525, in jtoei öerfd^iebenen Sluj^gaben erfd^ienen ift. ^ä) möd^te bie SSermutl^ung aui8f^}red^en, bag bie ©d^rift tttoa im ^erbft 1524 fertig toax unb junäd^ft lebigUd^ l^anb* fd^riftlid^ in bem g^eunbeiSfreid verbreitet »orben ift. SDian überfielet oft, bag bie Verbreitung J^anbfderiftttd^er 5traltatc ba* matö bod^ gerabe bei biefer Slrt öon ©d^rifttl^um tjiet ^ufiger 3ur Slntoenbung gefommen ift atö e& l^eute ben älnfd^ein l^at. Die Sage, in ber fid^ ©tau<}ife toäl^renb feinei^ testen Sebeni^* ial^rei^ befanb, »ar in mel^rfad^er SSejiel^ung fd^loierig. Der ©d^ritt, ben er getl^an l^atte, inbem er fid^ in ben SRad^tbereid^ ent* fd^iebener (Segner ber eöangetifd^en Seigre begab, mad^te feine folgen immer unl^eilöofler geltenb. ©d^on im ^. 1521 nannte er fid^ in einem S3rief an Sindf^) einen (Sefangenen unb ha» ©efül^I ber ®efangenfd§aft fd&eint immer (ebl^after fid^ feiner bemäd^tigt jU l&aben. $Jm 2l^rtt 1524 — t^ toav berfetbe SKonat, »o er toieber Qtit fanb, einige QeiUn an Sutl^er ju fd^reiben — öerließ er ©aljburg unb fein Slofter unb begab ftd^ nad^ 93raunau begto. ^aü im i^nntl^al, angebtid^ in ®e« fd^äften unb auf SBefifeungen ber 2lbtei, in SSSal^rieeit aber tool^t um fid^ freier beioegen ju fönnen; benn er badete nid^t bar an, 1) Änaafc a. D» @. 121 ff» 2) Orimm in ber Stfd^. f. b» l^ijl. Xf^toU 1837 @. 124. 190 in ha^ Slofter jurädjulel^ren; ber >lob erretd^te il^n \pättv im 3lnbcrcrfcitö brangcn bic JJrcunbc, bcrcn er bod^ fo öicte überall befag unb bie einft gemol^nt getpefen maren^ üon il^m bie Sofung ju empfangen, auf ein befreienbei^ SBort in ben ®c* »iffenöbcbenfen, in »eld^en fie fid^ gegenüber ber ©ntoidfung ber SSSittenberger Seigre unb ber QnnaSfxnt ber ^ügetloftgfeit bc* fanben. ffiaiS »ar ba gu tl^un? ®in öffentlid^ei^ ^erüortreteu toar nid^t ol^ne ernftc SBebenfen; lag ba ber ®ebanfe nic^t nal^e, ben JJreunben junäd^ft tjertraulid^ ein SBefenntnig in bie ^anb ju geben, »ie eö bie ©d^rift „SSom 1^. redeten c^riftftd^en ®(auben" entl^iett? Qfebenfatti^ »iffen toir, baß eine ^anbfd^rift iz^ 93üd^Ieini8 etwa im ;5Januar 1525 in ber §anb bei^ SBenjei^lau« Sind war ^), mitl^in gerabe in ber §anb bei^ienigen 3Wannei3, ber näd^ ©tau^ji^' SRüdCjug ber SSermittfer jtoifd^en il^m unb ben SWürnberger ^reunben geWefen war. Die DrudEe, weld^e wir befiften (beibe an§ 1525), finb ebenfatti^ nad^ jwei ^anbfd^rtften l^ergefteöt, ^anbfd^riften, weld^e in einigen fel^r toid^tigen fünften öon einanber abweid^en. !©er eine Slbbrudf entl^ält (öon cmberen Slbweid^ungen abgefel^en) jtoifd^en bem jel^nten unb eifftcn dapM eine ©teüe, weld^e bem anberen fel^lt. Die ©teße lanttt: „SBiSl^er f)at 35octor ©tau:pife an^ if)m fetbft unb eigner S9e* ttJegniß gefd^rieben unb procebirt; aber bie l^ernad^ fotgenben brei Kapitel l^at er auf Slnl^alten feiner SWitberwaubten gemad^t; aber aud toa§ Urfad^en, mag ein Qfeber, ber fie tl^ut tefen, wol^t ermeffcn, an^ toa§ SSewegniß fold^e« Slnl^atten gefd^el^en fei, bod^ Witt id^ bem fürfid^tigen iJefer ha^ ©erid^t l^eimfefeen." *) 1) be ©ettc II, 624. 2) ßnaaf e a. a. D. @. ISO. (iRotig p bem ©d^Iug toott dap. X tu ben ^^arianteit.) 191 SBenn man nun bte brei nad^folgenben dapxttl lieft, fo erfenttt matt, bag gerabe in btefen @tau))t^^ 3)?einun3iSt)er« fd^iebenl^eit Don Sutl^er in @ad^en ber Sted^tfertigungiSlel^re jum äu^brurf fommt — eine SSerfd^iebenl^elt, toeld^e ben bur^auö eöongelifd^en @eift ber gangen ©d^rift inbeffen in feiner SBeife becinträd^tigt. äße JJorfd^er finb barin einig unb nod^ lürglid^ ^at SB. ©ied^off eö beftStigt, baß nnfere ©d^rift „im SBefent* (ic^en biefelbe Sel^rl^altung barbietet toie bie )}or bem Slblaß* ftreit öerfagten ©d^riften" ^), b. 1^. biefetben ©d^riften, beren eöangclifd^en ®rnnbjug Sutber felbft fo oft betont l^at unb bie für il^n eine Quelle feiner eöangelifd^en Ueberjeugungen getoorben toaren. 3>ie ©urd^fid^t ber erften gel&n dapiM ber ©d^rift überjeugt ferner Qfeben, ber feigen wxU, bag bte brei legten ©o^jitel bie notl^njcnbtge ©rgäujung ber erften bilben unb baß bie breijel^n Sa))itel ein mol^tabgerunbeteiS, in fid^ jufammenl^ängenbed ©anje barfteüen. 35er anbere !Dru(J, hjetd^en loir befi^en, entl^Stt benn aud^ biefen Qn^aii niäft unb trSgt ben Sl^aralter it» urf^ränglid^eren JCejteS an öielen ©teilen ebenfo beutlid^ an ber ©tirn h)ie ber öorl^in bef^rod^ene bie ftenujeid^en ber Ueberarbettung. *) @ö ift mitl^in nid^t nur untoal^rfd^einßd^ , baß ©tau))i^ bie (e^ten brei ©a^itel auf fremben, b. 1^. römifd^en, Antrieb gemad^t l^at, fonbem loir muffen auf ®runb ber urf<)rüngttd^en 2lui8gabe unb aud inneren ®rünben fogar beftimmt annel^men, baß bie brei @d^(uß«Sa))iteI au& benfelben Setoeggrünben , toiz bie übrigen 1) 3eii(d^rift f. fird^I. ©iff. u. «itd^I. geben, ^t«g. t>. fiut^orbt, ©eft V, @. 242. 2) 2)te Oefd^reibung ber Sudgaben f. bei StnaaU a. a. O. @. 120. StnaaU ^&It ben S)Tud, weld^er ben befprod^enen S^^ai^ ent^&It, für ben erflen. ^äf glaube, bag ein ^ergleid^ ber übrigen £eartt)erfd^ieben^etten f(ar jeigt, baß berjenige S)rttd, meldten ^aale mit B. be^eid^net, filter ifl aU A. 192 gcfd^rtcBcn ftnb, b. 1^. an» bcn ®rüttbcn, hjcld^c bic SBorrebe angtebt. SBcnn bcr ^craujSgcbcr, bcr bic crtoSl^ntc ©teile l^itt}Ufle=' fügt l^at, für feine Singabc ®Ianben finbcn tooUtt, fo mußte er ftd^ toenigftcniS nennen ober bod^ feiner f8tf)anptvaiQ bnrd^ Ü)aU fäd^Hd^e eingaben eine Unterlage geben. &» toäre eine intereffante Slufgabe, einmal feftjufteflen, »er bie ^eraui^geber ber beiben ÜDrude getoefen ftnb unb in toeld^er ißid^tung ftd^ bie ^^[diit unb ©treid^ungen it» imeiterfd^ienenen ÜDrudte« belegen. ^) && (ag in ber 9tatur ber @ad^e, bag bie beutttd^e älbfage, toeld^e bie ©d^rift entl^ielt, liefen SSertl^eibigern ber neuen S^l^eo* rien unbequem n?ar. SÄod^bem ber ÜDrudt inbeffen einmal er* folgt unb bie SSerbreitung nid^t mel^r ju l^inbem hjar, erfd^ien e^ itotdm&^iQ, eine burd^gefel^ene 9(ui^gabe ju t)eranftalten unb biefelbe mit einem Sn\aii ju t^erfel^en^ toeld^er bie ©d^mere ht& Slngrip abfd^mäd^te. (S^ mugte meit unb breit bod^ einen tiefen (SinbrudC mad^en, toenn bie äJ^igbiUigung einer ber toid^tigften fünfte ber SBittenberger Seigre burd^ eben ben SKann befannt tourbe, an beffen Eingabe für bie JReformation unter ben Sin* getoeil^ten nie ein 3^^if^^ aufgelommen toar, ben gütiger jubem ftetiS gelobt unb gerül^mt l^atte unb bem er fo)7ie( t^erbanfte. ^^a» ei(fte Sa^itel bed Ileinen f8vid)ttm& trägt bie Ueber* fd^rift ,,3Son ber S^iteld^riften ;JJrrung" unb fteöt ben fogenann* ten ©l^riften bie hjal^ren Sl^riften gegenüber. SBorin aber er* !ennt ©tau^jife ha» toal^re ©l^riftentl^um? (Er erllärt t» in fof* genben toid^tigen ©ä^en. 3Wan bitbet jefet ben Söieufd^en, fagt er, einen tl^örid^ten ©tauben ein unb trennt bom ©tauben bai^ eöangetifd^e ßeben; fte tl^eiten unb fd^eiben aud^ bie SBerle bom 1) 2)te Unterfd^rift bed erfien 2)rude9 entl^&It etnfad^ (toxt bei olleti anbereu @d^riften) ben il'^anten ^o^* )). @tau:pt^; im gmeiten 2)ru(! lautet fte: ,,2)octor Sol^anned ©taubi^^ $lbte gu fant ^eter tu ©al^burg". 193 @lQUben, „Qttiä) aü ntöd^te man unt)erg(ei(i^t mit bem £eben S^rtfti red^t glauben. O £ift bed f^tinit^, o SSerleitung beiS $o(fö. 3>erjienige glaubt gar nid^t in (Sl^riftum, ber nid^t tl^un toin^ toie Sl^riftuiS getl^an l^at. (Eben ber ©tauben, ber bir bad SSertrauen in Sl^riftum auflegt, ber bringt bid^ jur 92ad^foIge Sl^rtfti, ber vtn^ in aQen guten SBerten unb Seiben vorgegangen ift unb uniS, il^m nad^^ufolgen, aufforbert, ber um unferttoiQen gelitten unb und bamit \>a& (S^ctmptl gegeben l^at, in feine gugfta^jfen ju treten. ^5r ber SWarren Webe: !Der in Sl^riftum glaubt, ber bebarf feiner SBerle. ^öre bagcgen ©^rüd^e ber ffial^rl^eit — : SEBer mir bient, ber folge mir nad^, toer mir nad^folgen toiU, ber verleugne fein felbft unb folge mir mit feinem ftreug unb tl^ue baffelbe täglid^; toer mid^ (iebt, ber toirb meine SBorte l^alten, — ber meine Gebote l^at unb l^filt fie, ber Ikit mid^ unb tt)irb vom SSater geliebt unb id^ tt)erbe il^n lieben unb mid^ il^m offenbaren; item toiUft bu in basS Seben eingel^en, fo l^alte bie ®ebote; X)avib fragt, mer auf ben Serg bed ^errn fteige unb ftel^e in feiner l^eiügen @tatt? 9(nttt)ort: beffen ^finbe unfd^ulbig finb unb beffen ^er; rein ift, ber ol^ne SDtalel eingeigt unb toirft ®ered^tigleit, ber bie SBal^rl^eit rebet unb 9tiemanben betrügt mit feiner QuuQt, ber von bem S3öfen toeid^t unb bad @ntt tl^ut, ber im Glauben unb in ber Siebe unb in ber Heiligung bleibt. — Slber ber böfe ®eift giebt feinen fleifd^Iid^en Sl^riften ein, man tverbe ol^ne bie SBerle gered^tf ertigt, mit ^njeigung, atö l^abe t^ $au^ lud bermagen ge^rebigt, toie il^m fSIfd^lid^ unb mit Umoal^rl^eit toirb aufgelegt. $aulud l^at tool^l toiber bie SBerle bed ®efe^ed, bie aud i^urd^t unb nid^t aud Siebe, ober aud (Eigenliebe, nid^t aud göttlid^er Siebe entf))ringen, in tveld^e bie ©leigner il^r SSer^ trauen grünben unb bed äßenfd^en $eil in nid^tige äußere SBerle feften, bid^jutirt itnb geftritten unb befd^loffen, ba§ bie* felbigen SBerfe nid^t gut, nid^t verbienftlid^, fonbem verbammlid^ ftellet, 6taiM)i|. 13 194 feien; ber ©erle ober, bie im ©el^orfam bcr l^immlifd^en ®ebote, im ®(auben unb Siebe gefd^el^en, f)at er nie übel gebadet unb t)on il^nen nid^tö bann bad S3efte gerebet, [a fie 3U ber ©eligfeit notf) unb nü^ t)er!ünbet unb ge^rebigt, bem ade feine (£)}ifte(n fold^ed 3^ii9^^B geben. — (El^riftud \oxU bad ®efe^ r)o\Sbxa6)i i)aim, bie Starren tooden bad @efe^ t^ertitgen; $au(uiS lobt bai^ &t\tii, bag ed gut fei, bie Starren fd^elten'iS, bag eiS böfe fei, barum ba% fie nad^ bem ^^leifd^ tvanbern unb ben ®efd^mad bei^ ©eifie« nid^t l^aben". Die aibfaffung biefer ©d^rift ftel^t nad^ meiner Ueber* jeugung mit ben SSerftimmungen, toeld^e innerl^alb ber ®tan' pliixann ober ber (St^angettfd^en, um in ^an» ®aer(ieg; nod^ feftgel^atten l^atte, bag ®tau|7i^, fage id^, ben SDingen eine SBenbung geben lönne, meldte bie toeitere 9(blenfung t)on ben urf))rüngtid^en ^telen l^inbere. ^& foQte fid^ freitid^ balb jeigen, bag biefe Hoffnung eine ett(e mar. Die ÜDinge nal^men eine (£nttoid((ung, meldte ben @taufi^ unb bie ©obalit&t ba(b ganj in ben |)intergrunb brängte. ;^m 9())ri( 1524 l^atten bie ©obaten il^re befte @tü^e t^erloren: Slnton S^ud^er, ber SSater bei^ S^aterlanbiS, toar gegen (Snbe \>t& genannten SOtonatiS geftorben. Die 9teun)al^(en ju ben ftäbtifd^en Slemtern, meldte atöbalb erfolgten, Ibebeuteten einen großen (£rfo(g ber Sutl^erifd^en, inbem ed bem (Einfluß bt» 2aia-^ rud ©i^engter gelang, ben |)ieron. (Ebner 3um erften Sofunger JU mad^en. 9tid^t atö ob (Ebner auf (S)runb feiner entfc^ieben (tttl^erifd^en @(efinnung gem&l^lt toorben toäre; koir toiffen, ba^ 195 an6) t)itU römif(i^*tatl^oItfd^e für il^n eingetreten maren nnb ia% er ftd^ nod^ im ^. 1524 einen W)la^ ffir feine ^^amilie, ber bie auiSgebel^nteften ^oUntad^ten entl^ieU^ ^at ou^fteUen (äffen ^); t>itU mel^r lag ber (Erfolg ber Sutl^eraner borin^ bag ber iRatl^iSfd^reiber ®))engler bem neuen Sofunger an (Einfid^t, SBiQeni^Iraft unb ®e^ fd^&ftöfenntnig bnrd^auiS überlegen ko^r unb bie Leitung beiS mäd^« tigen @(emeintoefenjS bamtt in bie $&nbe (Sptn^Ut^ überging. @eit @|)englerd entfd^iebener ©teUungnal^me unb Znäftx» £ob toar ber 3ufamntenl^aU ber ©obalitSt gef|)rengt. 3)ie übrig« Ueibenben loaren burd^toeg filtere SOtfinner^ bereu 9lamen leiner großen S3en)egung atö Sofung bienen fonnten, loenn nid^t tttoa ®tavüpiii fetbft 3ur Uebemal^me ber ^ül^rerfd^aft ju belegen mar. ^er @tau))i^ mar alt unb franf unb in feiner ©tedung ge^ bunben. liBalb fam er überl^au^t nid^t mel^r in S3etrad^t: feine ©d^rift /,%om ®(auben^^ mar fein 2:eftament gemefen. 92ad^« bem er bereites im ^erbft 1524 t)on einem ©d^Iagflug l^eim» gefugt morben mar, ift er am 28. S>ecember beffelben 3^^^^^/ fem ))on feinem Slofter, geftorben. 9((d Sutl^er bei feinen Sifd^reben auf ben £ob ht» alten 2tf)xtt& JU f|)red^en fam, lobte er ,,ben l^ol^en SSerftanb, bie ateblid^feit unb Slufrid^tigfeit'^ bei^ ®tanpx^, ber „oüiÄt eineiS abiigen, nid^t unel^rbaren unb fned^tifd^en @emütl^i9'' gemefen fei. S>en dtul^m bei^ W>tt& (ffil^rt er fort) l^at er nid^t jmei ^al^re lang gel^abt, benn @ott l^at il^n gemürgt; bod^ l^abe id^ gute ^Öffnungen für il^n, mie t& fein 93elenntnig bezeugt; mir aber mögen mol^t itttn, bie mir fotd^e i93eif|7ie(e bed ^b^alH fcl^en".^) Wt ®taupiii^ 2:0b mar gütiger ber unbeftrittene $ül^rer 1) 91 ot^, 2)te QHnfül^rung ber 9lef. in S^ürnbexg 1885 @. 188. 2) $g(. SBalc^ Tom. XXII p. 2289 unb CoUoquia ed. »inb{eU I, 271. QHne ^anbfd^rtft gtebt fiatt: Q^ott ^at t^n gmürgt, bie SBorte Dens enim interfecit enm. 13* 196 ber großen Semegung, bte einft burd^ ba^^ 3it» 16. unb IT.i^al^rl^., tpie man toeig, in audgebel^ntefter SBeife ©ebraud^ gemad^t toorben ift. äßan f)at oft gefagt, bag in ber Unterorbnung ber neuen Sird^e unter bie ©taatiSgematt, bie beiben STl^eiten fo mand^e Sugere 9Sortl^eite getoSl^rte/ bie einzige 3)?9gtid^Ieit (ag, um ben ei^an« gelifd^en ©tauben t)or ber SKad^t ber ®egner ju fidlem unb il^m einen bauernben Seftanb ju gemSl^rleiften. (&» tagt fid^ in ber "S^at nid^t t>txUnntn, bag eine 9(rt t>pn innerer 9tot]^n)enbigIeit bie Snttoidttung auf biefen SBeg br&ngte 197 unb man fann ben ©d^arfbltd Sutl^eriS Utürniittn, totiäjtx xz^U jctttg bicfc Syiotl^toenbtglcit crfannt l^at. ällletn bteiS ift unabl^Sngtg )7on ber tDetteren t^rage, ob bie Sage ber S)tnge an(S) bie Stötl^igung mit fid^ brad^te, innerl^alb ber neuen et^angelifd^en ©taatiSlird^e ben ©(aubeni^jtoang in ber g(eicl^en SBeife toieberum 3ur SlntDenbung ju bringen, tDie er in ber rdmifd^en Sird^e gel^anbl^abt toorben n)ar. ^ier lag ber Sttxnpnntt, van meldten fid^ bie nSd^ften (Entfd^eibungen brel^ten unb bie ©tedung, toeld^e Sutl^er l^ierin einnal^m, mugten t)tm augerorbentlid^er S^raghjeite toerben. ^i) tann nid^t einräumen, ba§ bie ©etoäl^rung ber ®e« toiffenSfreil^eit unburd^ffil^rbar hjar, fonbern glaube im ®egen* tl^eit, bag bie eDangettfd^en ^rinjipien il^re (Einfül^rung unbebingt erforberten. (£§ fel^fte ben SBegrünbern ber neuen ©taaWftrd^en, nad^bem fie felbft ber römifd^en JKrd^e gegenüber 3ur 9ied^t* fertigung il^reiS SSorgel^end auf bie ©etoiffendfreil^eit ftd^ berufen ffaittn, burd^aui^ ia& 9ied^t, ie^t, nad^bem fie innerl^alb groger Gebiete jur ^errfd^aft gelangt toaren, bie X)ulbung religiBfer Slbkoeid^ungen ju i^erfagen, jia ed toar fogar ein fd^toerer ^^el^Ier, ba er S^aufenben i^on (£)7angeKfd^en bie fernere SDtitarbeit an ben reßgiöfen Aufgaben unmögtid^ mad^te unb eine ©todCung beiS religiöfen Sebeni^ ^vorbereitete, an toeld^er nod^ l^eute bie £Snber, in n)e(d^en bai9 tutl^erifd^e ©taati^Iird^entl^um l^errfd^t, fd^koer ju (eiben l^aben. (S^ mar eine eigentl^ümßd^e, aber gekoig nid^t gufSdige t^ägung, bag eben an bemfetben Orte, too bei9 ©tau^i^' tvornel^mfte t^reunbe. lebten, in Mtnberg, ber Stampf um bie ©etoiffendfreil^eit inner« l^atb ber (utl^erifd^en ^rd^e feinen Slnfang nal^m. SDa er bai9 9tad^f)}iet ber Sirennung 3mifd^en Sutl^er unb ©tanpi^ bilbet, fo iß ed unerl&gUd^, bag koir il^n l^ier tttoa^ näl^er betrad^ten. Her beginn hts (Slaittienajitianga in itt neuen tiixäft. SHe altet)angelif(^n (Semeinben 5U 92ÖmBerg feit bem 14. ^o^^. — SHe Sfomilie Xni!^ unb bie fte^. — 9Ultnbetg nnb Söhnten. — Stattin aiein^acb unb 9lnton Xud^. — Sfo(0«i bet Xrennung iteifd^n ben ®taitpi|ianern unb £utl^r. — ^Berufung 2)en(f8 nad^ S^n» berg. — ^ie Xl^eologie beS ®taupi^ in i^tet S$estoanbtf(^ft mit 3)end8 Sd^ften. — Sie btei (btffio. fieben) stufen unb (Strobe bei %itnä unb ®tau^i^. — S)ie btei @efe1^. — J)ic btei 0robc bet ©etaifen^cit. — 5We »illenSfrei^eit. — S)a« innere ßid^t. — 3)te IBetfd^ieben^ 8»tff^ Send nnb ®taupi^. — Sie @(^ilbet^ebung bet alten ©emeinben. — (Kleid^e iBeted^gung obet nid^? — Set ^to^eg ivibet Send unb feine gfolgen. ®cnn trgcnbtoo, fo tft e« in Sllümfierg unjuläf jtg, bic ^artct^ äSerl^SItntffe, tpe(c^e im ^f. 1524 an bad £id^t traten, (odgelöft t>on bcr SJergangenl^eit ju betrad^ten. SBir toiffen, ba§ ber ®e* banle ber Sieformation ju SAümberg t)on Slnfang an (ebl^aft aufgegriffen toorben toar; aber bicfcr ®ebanle toar nid^t erft burd^ Sutl^eri^ Seigre bort getoedt toorben, fonberti man lann t)ietme]^r fagen, bag gerabe be^l^alb meil ber Sßnnfd^ nad^ {Reformen nirgenbö lebftibiger n?ar, gütiger« ©ort mrgenbi? Iräftiger ge* 3änbet l^atte. !Dte Äenntniß ber 1^. ©d^rift toar in Sßürnberg, »ie uni8 bie 3^i*8enoffen öerfid^ern, längft öor ßntl^er tief in alle ©d^id^ten ber 93e)79(Ierung eingebrungen unb gugleid^ mit il^r l^atten fid^ eine SReil^e eöangelifd^er ®ebanlen t?erbreitet unb feft* gefegt, ^etnrid^ üon Settenbad^ erjSl^It un^^, bag in 9Uirnberg SaSeiber, Äned^te unb |)anbh)erler mel^rÄenntniß ber l^eifigen SBüd^er befa^en at^ anberiStoo bie SDtitglieber üon gefeierten ©d^ufen. 199 ^n ber Xffat Riffen loit/ bag et^angelifd^e 9(uffaffungen toett t>er)breitet toaxm imb bag aud^ ber 9^ame St^angetifd^e, in bem @tnn tote ^aniS ©ad^i^ il^n gebroud^t, feit atten 3cit^n ^o^t be« lanttt toar. ^) ®iS ift l^ier nid^t meine 9(bftd^t/ eine ®efd^id^te ber Se^er ju 9?ärnberg toSl^renb bed Wtittüaittx& ju fd^reiben. 9tor f^oIgenbeiS mag Inrj bemerft werben. fflxdft toeniger ate t)ierma( l^aben b(og toäl^renb beiS 14. ^cüffxf). (1332, 1348, 1378 nnb 1399) grogc Äcfeer})roäcffe t)or bem i^nquifition^gerid^t toxbtx 3Ba(benfer in ätümberg ftattgefunben. @d l^atte fid^ babei l^eraniSgefteQt, bag 3)?itglieber ber ange« fel^enften Familien jn ber ,,l^eimlid^en ©emeinbe'' gel^örten nnb befonberi^ l^atten brei ®(ieber ber ^^amitie 2^nd^er atö Se^er t>or ®erid^t geftonben — eine 2:i^atfad^e, bie bnrd^ ben Umftanb 8id^t erl^S(t, bag bie 2^nd^er jn ben S93eberfami(ien gel^örten mtb t)ie(e Serbinbnngen mit £^on, too ein ®Ueb ber ^^omitie bem bortigen QtodQit\(S)li\t oor^uftel^en ))f[egte, befagen. ®ben ia^ Sird^fi^iet @. @eba(b, too bie 3:nd^er tool^nten^ toax üon je befonberi^ ftarl angeftedEt. Der Pfarrer oon @. ©ebatb fonnte 1332 nennjig 9tamen bem ©erid^t übergeben, ^m ^. 1399, erjäl^It bie ä'lürnberger Sl^ronif, t)erbrannte man fed^d grrauen nnb einen SOtann, bie toaren Steuer; anbere tonrben bamatö gejtonngen ein rotl^ei^ Sren} }nr ©träfe öffentHd^ gu tragen unb i93uge jn tl^nn. SDteifter ^axtxn toax bamatö Qfnquifitor nnb fteftermeiftcr. Diefed Sinfd^reiten l^atte aber mit nid^ten bie Unter« brüdtnng ber l^eimftd^en ®emeinbe jnr i^olge. %\t§ ber @e^ fd^id^te beö SBifd^of« griebrid^ 9ieifer hjiffen toir, bag ba« ®e* fd^Ied^t berer t^on planen im ^. 1425 ben 3)'2itte())nnft ber Partei in 9türnberg bilbete. |)aniS oon $Ianen^ ^aniS n)ar 1) @. aber bie iRamenfrage o^en e. 103. 200 t&, tüo btc ©anbcr«?rcblgcr ftd^ trofcn unb too ^Jrtcbr. iReifcr für bcn gtctd^en SBcruf feine Stui^bilbunfl em})flng. *) Qfm Qf. 1446 fanb 3U ^erolbdberg bei Mrnberg eine SSerfammInng fold^er ffianber^jrebiger ftatt. @d beftanb feit alten Qzittn eine lebl^afte Serbinbung itoi\6)tn fdifjmtn nnb iKürnberg unb eine gegenfeitige (Sin^ toirfung trat iebei^mal bann befonberd ftarl ju S^age, toenn l^eftige innere Semegungen l^ier ober bort auiSgebrod^en toaren. (S& fonnte beßl^atb nid^t aujSbleiben, ba§ bie folgenreid^cn ©d^ritte, loetd^e bie »ruber in »ö^men feit 1467 burd^ bte öffentlid^e Soi9(0fung loon ber römifd^en ftird^e unb burd^ bie (£infäl^rung ber ©^jSttaufe getl^an l^atten, aud^ in bem benad^barten SWürn^ berg nad^l^aUten. ÜDie 60 »rüber^ toüijt in iSotl^a 1467 ienen Htt t^oUjogeU/ toaren Slbgeorbnete jal^freid^er ©emeinben /,auj$ SBiJl^men, 2ßfi]^ren unb anberen Säubern"*) unb t» liegt na^t, anjunel^meu/ bag gerabe bie beutfd^en ©rSnjgebiete mit« betl^eiligt toaren. 3fn ber 5Diöccfe SBamberg^ ju locld^er Slürnberg gel^örte, gab ej5 in ber gangen jtoeiten ^Slfte be« Qfal^rl^unbert« biete Äefeer; bie ÜDiöcefan*@^nobc bon 1491 l^ielt e« für notJ^»' toenbig, ftreuge 3Ka§regeIn gegen biefefben jU bcfd^ließen. Wit», toa^ bamatiS in ben ©enteinben gefd^al^, t'oQgog fid^ freUid^ unter bem ©d^teier be« tiefften ®el^eimniffei8. ®ie ©^nobe ber ©ruber in JBöl^men l^atte im ^. 1604 folgenbc« !Bcfret erlaffen: „^a^ baiS SSerbot ber aSerfammfungen burd^ bie loetttid^e SKad^t betrifft, fo toirb befd^f offen, baß man fie für einige Qzit, u?o e^ notl^ioenbig ift, untertaffen foö. Unb unter* beffen loirb aüentl^atben ben ^au^öätern befolgten, baß ein Qfeber fid^ in ben ^Sufern mit feinem gläubigen ®eftnbe am ©onntag 1) @. ©• «ö^m, griebr. «ei(cr* 1876 ©• 80. 2) 3. äRüUer, 2)te bentfc^en tatec^tomen n. f. m. 1887 @. 145. 201 jum f^rü]^^ unb 9lad^mtttagi9gottei^btenrt 6et t^erfd^toffenen Sl^üren ücrfamntic. — Qftcm, ju })affcnbcr Qtit, tocnn t^ mögfid^ tft, foQ man eine gel^eime SSerfammlung ahffoittn, nid^t ju jal^Iretd^^ aud^ nid^t ani9 t)erfd^tebenen fern gelegenen Orten, fonbern toenige unb (efonberd jum (S^enug it§ ^, W>tnimaf)i&/' ^) SBie lonnte, toenn ftreng banad^ t)erfal^ren mürbe, t)on biefem ©e^ meinbeleben ettoa^ in bie Oeffenttid^Ieit bringen? @Uxä)tDof)l ^aite aBiüibalb ^irf^eimer im 3f. 1617 baüon ffenntnig, ba§ bie Se^erei immer n^eitere Greife ergreife unb t» tann lein 3tpeife( fein, bo^ ed feine Umgebung toax, in toeld^er er biefe SBal^rnel^mung in erfter Sinie gemad^t fjattt. 9)?an mirb nid^t ju t^iel fagen, tDenn man t& aM\pxiäft, ba^ bie Sinmirlung, meldte )7on S3öl^men l^er jtoifd^en 1617 hi^ 1521 auf 92ürnberg auiSgeübt toarb, in t>itUv ^infid^t berjenigen, bie t}on Siittenberg an^ ftattfanb, bie SBaage l^ie(t. S93ir toiffen (um nur ün» anjufül^ren), ba§ einer ber angefel^enften 3Ränner ber @tabt, ein naiver greunb ber ©tau^iftianer Sltbred^t ©ttrer unb (Ea^pav M^el (beffen @d^U)ager er toar), ^an^ ^ax»* börfer, in ISöl^men erjogen toorben unb ber böl^mifd^en <3pxa^t mäd^tig tpar. SBei feinen mieberj^olten ISefud^en in $rag (too er j. fß. noä) 1504 n)ar) Hinnen il^m bie (iterarifd^en ^el^ben, tpeld^e SBifd^of SuIaiS mit feinen römifd^en ®egnern fül^rte, mt' möglid^ unbelannt geblieben fein.*) (EiS maren Uint^totQ^ btog tutl^erifd^e 2:raltate, toeld^e bai8 in Sllürnberg unter ber äfd^e glimmenbe geuer näl^rten, fonbern aud^ ©d^riften ber böl^mifd^en ftetjer tDurben bort jal^Ireid^ co(})ortirt. •) SBar bod^ gerabe Sßürnberg ber Ort, )oo bie böl^mifd^en trüber mit ÜSorUebe il^re @d§riften jum 1) 3. WlütUx a. a. D. &. 821. 2) Ueber $. ^ardbdrfer f. Soc^ner, ferfonennatnett in 2)ürer« «riefen u. 1870 e. 28. 8) iBgl. Sm^er an ec^eurl 1519 Sfebr. 20. be Bette I, 229. 202 S)ru(f brod^ten ober beutfd^e Ueberfe^ungen berfetben anfertigen liegen. (£d tü&xt eine totd^tige Slufgabe, einmal feftjufteUen, toeld^e ©treitfd^rlften be« 14. unb 15. 3fal^rl^. jtoifcl^en ben Qfal^ren 1617 nnb 1626 koieber an ha^ 2i(S)t sejogen unb burd^ ben S)ru(I t^erbreitet tDorben finb. Wtan tt)ärbe baraud in äSe^ug auf ben 9(ntl^ei{, koeld^en bie ;^been ber Siteren O)))7ofition aa ber 93e^ toegnng befagen, ein fid^erereiS Urtl^ei(, atö t& iüf)^x ntSglid^ mar, ge»innen. An biefer ©teöe toiU \ä) nur auf einen biefcr 9leu* brutfe l^intoeifen, nSmttd^ auf eine ©d^rift beö Qf. 1430, toeld^e unter beut 2:ite( ,,^njeigung, toie bie gefallene Sl^riftenl^eit loiber^ brad^t mög toerben" u. f. n?. im 3Rärj 1524 burd^ SRartiu JReinl^arbt lieber aufgelegt toarb.^) Die ©d^rift entl^ielt öier Slrtilel ober gorberungen, toeld^e bieienigen 9581^men, ,,bie ber (Söangettfd^en Seigre anl^ingen", im Q. 1430 bem SoncU ju SBafel überreid^t l^atten, barunter an erfter ©teöe baS ©er* langen, baß toettttd^e ^errfd^aft ben „^ricftern ©l^rifrt'' ttic^t ertaubt toerbe, fonbem bag bie ®eift(id^en jur „et)angeltfd^en JRegel" jttriidtgefül^rt »erben foßen. JRcinl^arb erflfirt in ber (Einleitung, bag er biefe ©d^rift jum 3>ru(! gebrad^t l^abe, toeit barin eine redete d^riftlid^e ^^orm eineiS redeten ebangelifd^en SebetüS begriffen fei.*) {Reinl^arb l^atte bie ©d^rift (toie er in ber SBorrebc erjäi^It) im 3f. 1521 gu 5Roftodt, loo er bei einem „Siebl^aber ©jange* 1) Sn^e^gung wie bie gefallene ^rtften^eit mtberbrad^t müg »erben in t^en erfien Hanb, in uild^em fte Don (EJ^rtfio unb fernen 'üpüftti etJUi^ ge^Pan^t unb auffgebawet \% fßox ^unbert iaren befc^rteben unb t^t aSererfl gefunben unb burd^ ben ^tnd an tag geben. 1524. O. O. 4*. (@tn (Siemplar in meiner lOibliot^el.) 2) (S8 iß ntir aufgefallen, baß bie (Eitate au9 bem 91. Zt%, weld^e bie ©d^rift tnif^ältf Dielfad^ eine iBertoanbtfd^aft mit bem %tft ber Stepler »ibel setgen. ©oute ber Ueberfe^er be» 3. 1430 biefe fßibti gefannt l^oben.? 203 üfd^cr ffial^rl^ctt" ^crbcrgc gcl^abt ffatu, gcfunben unb crfal^rcn, bag fic cl^cbcm im JBepfe tim» SRoftodter (SciftUd^en*) getocfcn mx. ÜDa ift t» nun mcritoürbtg, bag SRctnl^Qrb feiner Slnj^gabe eine SBibmung an ben ganjen SRatl^ ju 9tärnberg, ben er bod^ nur jum ^tii fannte, Dorfetjte unb bobei bie ^erren äinton Znä)tx, ^ieron^mujS Sbner unb ffiiflibalb ^irll^eimcr atö ,/feine lieben ^erren unb ?5atrone in ©l^rifto" mit SÄamen nannte. !X)araui^ folgt minbefteni^, bag bie ©d^rift in biefen Sreifen befannt getDorben fein mug^ aber t^ ift aud^ unbenibar, ba§ JReinl^arb nid^t wenigften^ bei einigen ber SKSnner, bie er in ber ©d^rift toieberl^ott feine Patrone nennt, Hinneigung ju ben ^been ber böl^mifd^en ffe^jer, toie fie bie ©d^rift entl^äft, an§ eigner Sentttnig üoraui^gefe^t l^aben foQte. ^d^ möd^te glauben, bag bie Sntmidtung, toeld^e bie Se^ jiel^ungen jtDifd^en ben böl^mifd^en trübem unb fiutl^er feit bem ^, 1522 nal^men, auf bie Haftung bieler SWürnberger hjeit mel^r eingetoirtt l^at, a(S U^ je^t belannt geworben ift. ^m ;JJuni 1622 l^atten bie Srüber »eboömäd^tigte an Sutl^er gefanbt, toetd^e« mit il^m eine SSerftänbigung anbal^nen foßten. Slm 4. ^nü berid^tete ßutl^er barüber an ^/ bie ftd^ in SBittenberg, SWürnberg nnb an anberen Orten, h)o bie Seigre Sntl^erö jum ©ieg gelangt n?ar, er* gaben, abgezogen, ^n feiner ©efd^id^te ber eöangelifd^en Äird^e in SBöl^men fd^ilbert 95. ©jerhjenla biefe SSerl^Sttniffe folgcnber* maßen: ^) ,,®d ift befannt, tpie um iene Qtii bie S38ittenberger ©tubentenfd^aft ftd^ leineiS befonberen SRufe^S erfreute, aber aud^ in anberen ^(reifen ber @tabt, toit !Deutfd^IanbiS üUx^anpt toax ber fittlid^e 3itf^o"^ ^i^ ^^^f^ beItageniSn)ert]^er. 5if)txi^ gingen bie @ef(^tt>üre auf, meldte in frül^eren Qtxttn \iä) angefe^t l^atten; tl^eitiS tDurbe )}ie(en. bie t^reil^eit bei^ @üangetiumiS ju einem ©ünbenbedCel unb mit bem fteti^ entfc^iebeneren ÜBrud^e mit 9%om loud^d leibet nod^ bie SSertoed^dlung ber ©ebunbenl^eit in ber ^reil^eit mit ber Ungebunbenl^eit ber gehjiffenlafeften SBiflIür. Sulad, ber auf Wiz& ein mad^fameiS Singe l^atte, modte bie SScrl^Sltniffe in Wittenberg nSl^er fennen lernen. @r fanbte beg* l^atb bie Betben frül^eren Soten ;3ö^önn SRol^ unb SKid^ael 3Beig nad^ ber beutfd^en UniüerfitSti^ftabt, um bie bortigen fitt^ fielen 3iipänbe unb ha» d^riftfid^e Äeben in feiner S33irftid^Ieit ju erforfd^en. ®ie Slbgeorbneten fud^ten aud^ Sutl^ern auf, ber auf 8ufai8* ©d^riff nod^ immer nid^t geantwortet, aber, n?ie bie SBrüber im ®ef})rSd^e balb merlten, aud^ feine Seigre ju ®unften berUnitfit nid^t geänbert l^atte. 9Son ba an gab inta» jieg* Hd^c SBejiel^ung jU Sutl^er auf.^ // 1) «icicfclb u. Spj. 1870 «b. II, @. 183. 204 ^/^fftottfanb, mußten ttimüt} Ratten, fic aber bod^ ^ /- toiebcrtaufen, ble toon rni« ^ "y«^^' f^^^* ^^ P^ ^^"^ jte ficben ©ahramente ^) an. ,/«> /^'^^eileu bcr Statut bcr i^ncn ift mir rcc^t, ba ft "vV'^^ifl gettife/ ba§ *cn im fonbcm frci»iaiflen ma(f '[^*'^'^ *^ Reiben Orten l^err^i^ten. ber SBelt aUein^eit be« ^' ^^^y/X eine gartet gab, wetd^e ©tauben unb ben ST '^ V ^isW* unb bie »B^mifc^cn nod^ nic^t War, boc^ T /""'i^^oßßut^e^, unb ba^ fie ge^ malzte fe^e ic^ nirf ^/^^^rud äu geben. 'Daö toaren täufc^en, ebenfo xM ^^ '^5^ jun ®ebraud^e fid^ ffit}an8cttjc^e ir "V^j^jtf^t mit bem oben aupomwen^ S3a(b barauf lung bed ^aulud ^ l^eit", in toetd^e Slbenbma^I, be loar Sutl^er ir folgenreid^en römifd^c «i- jutreten u ©c^rift ,/ bie Wsfss gtoar bi 1) (ungen habn obsc me ass' noF in^ h; n I -^-, welken bie ©r^ebung ber alt-- j^*** «i^a na^m, ton folgenreicher SBe^ icrjetten i * ^ Joibem in »»^men, too^t aber ju -f • « '^ : J^wtömafeige ©trömung, bie bie Sr^ *-^V, ^ »iete änregungen enH^f angen ^t, ^ ^ flS, bafe bU oberbeutfd^en unb ©(^toeigcr i^^^^Tw *tfWtag gegeben unb bie S5er^ ^ "f^ »»egung mtt ber aügemeinen betttfd^en Kf i**'^ halb witer einem rmtv. ©d^eltnamen 1**"^ VT^ .^ w.-f A»tt fiffi W^ SKHirnberaer **» ^.,fca.B ®en-^ Lt, ia, atö enbUd^ bie ©emeinfd^aft andj einen -K iud^te unb hvaaiitt, ba toar t^ abermals S>en(I, t yipierigen Anfängen fid^ atö fold^en beto)&l^rte. i ÜDend toax ettoa im i^. 1495 in Saiern geboren. e gramilie finb vorläufig öööig Hare Sluffc^tüffe nic^t Sir miffen, baß ein i^ol^ann S)end, ber au^ 93raunau £)iöcefe ^affau ftammte, im ^. 1489 ju SBologna ftubiert unb baß S3o(fgang S)en(I (f 1513), koeld^er bie Sird^en ju tenfeld in Oberfranlen, 3U ©te^er in Oeftreid^ unb einen ^eil ber ©tabt'äßauer ju 9^ilrnberg erbaut l^at, SDIeifter eines S>eutfd^en ^üttengau'd geti^efen ift^); in ti^eld^em SSerl^ältnig aber biefe beiben SOt&nner, bie offenbar Sanbdleute n^aren, 5U unferem ;^ol^. S>end geftanben l^aben, ift einftti)ei(en unaufgellärt. Serfd^iebene 92ad^rid^ten loeifen barauf l^in, baß £)end feine SSorbUbung in Slugdburg empfangen l^at; jiebenfaQS begog er im |)erbp 1517 bie Unioerfität ^ngolftabt»), too er im ^. 1519 unter bem S^elanat bed ^of). ©d^retinger nebft ben $(ugSburgern ®corg ^landmüßer*) unb ^oi). @^)ät, bem SÖiemminger SBolf* 1) @. (£• iJrtebl&nber u. (S. üKalagoIa, Acta nationis Germ. Üniv. Bon. Berol. 1887. — (Ein ^o^. 2)en(! erfc^etnt nebß Gonr. to. ünegenberg Ol« SRat^ematifer im 14* ^a^r^. @. (Sünt^er, ®efd^. bed matl^em. Untenid^t«. «erltn. 1887 &. 169 f. 2) iH^&^ere« über föolfgang 2>ti(! (2)fnd) f. bei $. D. 9i|i]^a in ben äRUt^eilungeii ber St. $t. (J^entral-iSommiffton ^ Sdien, »b. XVII (1872). 3) S^ k>erbanfe biefe iRac^ric^t bem ^. d^anb. 2. ©d^önc^en in äßün^en, toeld^er fle im Unt))erfität9«9t(l^i)} ermittelt l^at. 2)te (Eintragung in bie Sifte erfolgte am 29. £)ct. 1517. 4) (S9 xft bied »ol^t berfetbe (S^. ^landmüEer, ber bei ^mbro9, ®ef(^« b. äßufit, «b. in, 1881 @. 891 Ol« mnrtfalifd^er ©d^rift^Her erwähnt 206 SBct bcm na^en fficrfcl^r, toctd^cr jtoifd^cn ^rag unb SWürn* berg burd^ Jtauf(eute, SSud^bruder unb ®tU^xtt ftattfanb, mußten biefe Dinge balb an (e^terem Drte belannt fein. Ob fie un- mittelbar eingetoir!t l^oben, tagt fid^ einftioeiCen ber iRatnr ber ©ad^e nad^ fd^toer feftfteUen, aber eiS ift getoig, ba$ eben im ;^al^re 1524 äl^nttd^e ©timmungen an beiben Orten l^errfd^teti. S3alb foUte ed [id^ jeigen^ baß ed bort eine Partei gab, mli)t ber Ueberjeugung mar^ bag ;^ol^. t)on @tau))i4 >^^^ ^^^ S3öl^mi)c|en 93rüber bie 9Bal^rl^eit reiner (eierten atö Sntl^er^ unb baß fte ge« fonnen fei, biefer Ueberjeugung $(u^brud( ju geben. S>ad maren bie äßänner, ti^eld^e gemäß bem alten @ebraud^e fid^ (Et7angeUf(^e nannten unb bie biefen 9^amen nid^t mit bem oben auffornmen« ben Sßamen ber Sutl^erifd^en t)ertaufd^en moUten. (B& toax für ben SSerkuf, koeld^en bie (Erl^ebung ber alt^ beutfd^en O|)^)ofttion ju Mmberg nal^m, öon folgenreicher Se^ beutung, baß bie ^ül^rer berfelben nid^t in einem unmittel^ baren äSerl^ältniß ju ben 93rübern in ^S^men, tool^l aber ju ben trübem in ber ©d^meig ftanben. ®o getoiß ed nad^ meiner Ueberjeugung. ift, baß bie t7olfömäßige ©trSmung, bie bie &' ^ebung trug, t)on 99i)l^men an^ mk älnregungen entpfangen ^(d, fo getoiß ift e^ anbererfeit^, baß bie oberbeutfd^en unb ©(^toeijer (Einpffe bod^ fd^KeßUd^ ben 9(udfd^Iag gegeben unb bie Ser^ fd^meljung ber Mrnberger 93emegung mit ber allgemeinen beutfd^en (Erhebung ber 93rüber, bie balb unter einem neuen @d^e(tnamen belannt to)urben, beti)ir!t l^aben. !iDer 92ame bejS äßanne^, an toelc^en fid^ bie Mrnberger ©rl^ebung fnü|)ft, ift Qol^ann ®endt. ^erfunft, SSorbilbung unb ^ergangenl^eit befäl^igten gerabe S)end( in au^gejeid^neter SBeife für bie SSermittlung jtoifd^en ben fd^toeijer unb ben ober» beutfd^en ®emeinben unb nad^bem in $o(ge ber SBenbung/ toeld^e 207 bte ü)inge in SBtttenberg genommen ffatttn, bteXSßot^toenbiglett eingetreten toax, bte (SlaubeniSlel^re ber 93rüber in einer eignen Siteratur gnfammengnfaffen unb ju t^ertreten, toar ed toieberum iJ^end, ber fär biefe älnfgabe bei totiUm bie grDgten f^ä^tg« leiten nnb bie umfaffenbfte n)iffenfd^aft(id^e unb tl^eologifd^e Silbung mitbrad^te, ia, atö enblid^ bie ®emeinfd^aft and) einen Organifator' fud^te unb brauc^te^ ba toar e& abermals S>en(I, ber in ben fd^toierigen Anfängen fic^ atö fold^en ietoSäfttt. ;^ol^ann S>en(I toai tttoa im ^. 1495 in 93aiern geboren. Uebcr feine 3ramitte finb öorläufig öiSöig Hare Sluffc^lüffe nic^t erjiett. 9Bir miffen, baß ein ^fo^^^n S)end, ber au^ 99raunau in ber Diöcefe $affau ftammte, im 3f. 1489 ju 93o(ogna ftubiert ffat^) unb bag SBolfgang ©end (f 1513), toeld^er bie Sird^cn ju Sid^tenfetö in Oberfranlen, ju ©te^er in Oeftreid^ unb einen S^l^eil ber ©tabt'äßauer ju Sßilrnberg erbaut l^at, SOteifter ctncg !©eutfd^en ^üttengau'ö geioefen ift*); in toeld^em SSerl^ättniß aber biefe beiben SOtänner, bie offenbar Sanb^Ieute maren, ju unferem :3^>'^- 35endf geftanben l^aben, ift einfttoeilen unaufgellärt. äSerfd^iebene 92ad^rid^ten »reifen barauf l^in, bag S)end( feine 3$orbi(bung in Slugdburg empfangen l^at; iebenfaU^ begog er im ©erbft 1517 bie Unitoerfität ^ngolftabt »), too er im ^. 1519 unter bem S^elanat bed i^ol^. ©d^retinger nebft ben Slugdburgern ®corg ^landtmüßer *) unb ^of). ®»)ät, bem SWemminger SBolf ^ 1) @. (£. iJrieblänber u. d. äßatagola, Acta nationis Germ. üniv. Bon. Berol. 1887. — (£in 30^, 2)cnd crfc^etnt neb^ Sonr. ». SWcgcnbcrg al« a^at^ematifer im 14. ^abrl^. ©. (9 untrer, (be\^. be« matl^em. Unterrid^t«. «erlitt. 1887 e. 169 f. 2) iß&^ere« über föoifgattg Ztnd (2)end) f. bei gf. D. 9i^t]^a in bett ä^itt^eilungen ber $t. $t. (Central «(Sommijfton ^ Sdien, »b. XVII (1872). 8) 3(^ toerbaitfe biefe ißac^rid^t bem ^. (j^aub. 2. ©(^önd^en in äßün^en, toeld^er fle im UntDerfltätd-Sirc^it} ermittelt l^at. 2)ie (Eintragung in bie Sifte etfolgte am 29. Oct. 1517. 4) (S9 iß bie« »ol^I berfelbe (S^. $(andmiiEer, ber bei ^mbro9, Qk^df. b« ä^uftt, «b. in, 1881 e. 891 Ol« muftfalifd^er ©d^riftfieHer ertoä^nt 208 gang 9Soge(mann, bem iDtünd^ener 9(rfactud ©el^ofer unb anbeten in bie Qaifi ber Scholastici unb in bemfelben ^affv aud^ unter bie Baccalaurei aufgenommen tourbe. Die frül^eftcn fd^rifttid^en ä^^^fl^iff«/ totidft toir Don il^m befitjen, finb einige S>iftid^en begko. SSriefe an 9Seit SBUb, toeld^e tt^ir im Slnl^ang jum erften äRal t^erSffentßd^en. üDie Sdt, in toetd^er bie Diftid^en entftanben finb, lägt fid^ itid^t genau be« ftimmen, bie S3riefe bagegen finb batirt unb ftammen and bem 3[. 1520. ®arau« erließen bie toid^tigen Umftänbe, bag Dend, koeld^er feinen 93rief üom 21. äR&rg burd^ ben emäl^nten ®eorg ^landhnüUer an 93Ub beforgen lieg, mit Se^terem unb mit 93ernl^arb 9(belmann feit längerer 3^^^ ^n einem naiven ptt[in* liä)tn Serl^&Itnig ftanb. ®amit feigen toir Dendf, ber ben S5ilb toieber^olt feinen Sruber nennt unb ber öon äbetmann (toie bie S3riefe er* geben) befd^ü^t toarb, in naiver SSejiel^ung gu bemjenigen Sreife ber 9(ug^burger ^umaniften, ti)eld^er in ben foeben au&* bred^enben jlantpf um bie reUgiöfen t^ragen fd^on feit minbeßeniS 1519 tief t)extoidtit toax. äßan toti^, bag 3(be(mann unb DecoIam»)ab im Qf. 1519 eine ©treitfd^rift toiber ffidf öeröffent* üd^ten^) unb bag ba(b barauf 9(beImanniS Sßame neben bem« ienigen ^irfl^eimeriS unb @)>eng(erd in ber 93annbuQe ftanb, bie to)iber fiutl^er erging. (Ed ift unbelannt, n)ann bie SJegiel^ungen, bie mtd um 1520 »itb. -- 2)te aßuflflel^re galt bamatd merfmürbtgenoeife nod^ ai9 ein %n» l^ftngfel ber ^rtt^metil unb M il^re (Erflnber würben 2:ubalfain, $ptl^agora9, lOoetl^iud, $. (Somejlor angrfel^en. mi)m9 bei @. (Sfintl^ere &t\^» b. matl^ent. Unterrid^t« Berlin 1887 @. 283. 1) üRünd^ener Unio.-Itrdbio O. U, iRr. 1 nad^ beu iDlittl^eilungen be« $erm @(^önd^en. 2) Canonicoram indoctomm responsio ad Joh. Eckinm 1519. @ie finbet fld^ in ber (Srianger ^udg. o. Sutl^er« ^d^riften. Opp. varii arg. IV, p. 59 ff. 209 jtDtfd^en ^ettd unb ben Slug^burger f^reunben entgegentreten, flefniipft finb. »ilb l^atte ebenfalls in i^ngolftabt ftubirt unb Sbetntann toax fett 1506 ©d^olafter ber !Domfd^ute, in meldtet J)cn(f t>kütiä)t feine SSorbilbung em|)fanaen l^atte. !Bie JBriefe bej^ ^a^xt^ 1520 finb tjon ©toftingen (bei Ulm) auö gef (^rieben, einer SJefi^ung berer t7on ©tein, an^ totldjtm $anfe SOtarquarb üon ©tein, S>oml^err gn SlugiSburg, mit 9lbe(mann unb S3eit Silb befreunbet toax, !£)ad ^anb, ml6)t^ Slbelmann, 93i(b unb äßarquarb t)on ©tein öereinte^ mar bie Societas literaria Augustana, bcren SÄitglieber fie maren. 5Wac^ bem Slntl^eil ju fd^liegen, ben biefe 3D2änner an bem jungen ©elel^rten nal^men, unb nad^ bctt formen- ber SSriefe, toar auc^ ©end ÜJiitglieb biefe« Sunbeg^ ffir befanb fic^, toie er felbft fagt, im 3- 1520 un* gern unb gleid^fam al& befangener in @to|ingen unb toax äbelmann fe^r banibar, atö biefer il^n an^ feiner Sage be* freite. (&» ift mal^rfd^einlid^, ba^ üDend fd^on bama(« nad^ 99afet fam, too toir il^n feit Seginn ber ätpanjiger ^af)xt ai^ Sorreltor erft bei änbreaiS ©ratanber urtb bann bei 3SaI. ®urio antreffen. 5Die ©tabt SSafel mar um jene Qtit einer ber öorne^mften 9ßittel))untte be« geiftigen £eben« in S>eutfd^(anb unb einer ber ^au))tfi|e ber reformatorifd^en SSeftrebungen neben SBittenberg. äöic auf Wittenberg unb SWürnberg t?on SBöl^men ^er gemiffe (Sintoirfungen ftattfanben, fo auf S3afet, unb a(«ba(b aud^ auf ^firid^, tjon S^on, ^arii8, ben 5WieberIanben unb Dberitalien l^er, unb e^ ift toid^tig, baß jmifd^en 1516 unb 1524 jal^treid^e ge* leierte S^^eotogen an§ JJranfreid^, ;3tatten, ^ottanb u. f. to. in Safcl eine 3"P^^* fud^ten unb fanben. ^axt lann ermeffen, totiijt 3(nregung barauiS für ben (Eingelnen ermud^d unb mie fel^r biefer Ort geeignet mar, bie JJäben für eine große SSemegung JU fd^ürjen. ft eilet, SUmpi^ 14 210 S)ie aWänner, bic ftd^ l^icr trafen, toaren ötclfa^ glö^^t* lingc, bic bic ^timati) um il^rcr rcOgiöfcn Ucbcrjcugungcn »iKen ffatttn t)erlaffcn müjfcn. Die großen Dfflcincn bcr Sud^brudCer, »cld^c öon je ^crbc bcr D|)^)ofition getocfen »arcn, gemährten bicfcn t^Iüd^ttingcn %xUit unb Sebcn^untcrl^alt, itnb fo tt)iffen tDir 3. SB. t)on Dccolam^ab, bag er, mittcHo« unb ftcßcnlo^ toie er toax, im ^. 1522 bei Slnbrca« Sratanber Sufnal^me f^nb. (Eben bei Sratanber trafen ftd^ bann IDcnd, Sonrab ©rebel, fiubti)ig ^a^er u. %., toü(f)t bic f^ii^rer bei» fog. 3(naba)7tii$« mujS tDurben. (S& ift gemig bcmerlenj$ti)ert]^ , bag gcrabc ju S3afet auc^ bic ©d^riften bc« Qfol^. u. ®ianpiii in bicfcn ^[al^ren »arme äufnal^mc fanben, unb bag bic bortigen SSud^bruder fid^ bemalten, burd^ neue 3(udgaben ju il^rer SSerbreitung mitjuti^irfcn.i^ $(ber nod^ toid^tiger mugte cjJ merben, baß eben, ju SSafel in bcn Qfa^ren, mo !Dcndf bort t^ätig toar, bic ©d^riften bcr £)p)fo* fition«^)arteien be« 14. unb 15. ^afjxf)., tjor aCem ^off.ZanUx, ^of). ©iclif, aWarfiliug uon ?abua unb ^Jol^. SSScffcl t7on Groningen in neuen S(uiSgaben an ia§ iiidft tarnen. 3n biefem |)tanmä6igen ©orgelten bcr SBud^brudtcr unb il^rcr Se^ ratl^cr lag unjmeifed^aft bereite ia& Programm bcr SScn^egung, bic aliSbalb gcrabc l^ier einen i^rer $au))tftüt}:|}unlte ftnben follte. ^m ©ommer bed ^. 1523 nun fud^te bic ©tabt Snilrnberg für bic ©. ©ebalbu«'©d^ute einen SRcftor, bcr in bcn ftaffifd^cn ®pxa6)en crfal^rcn toax. Diefe ©d^ute toax bic üornel^mfte Se^r* anftalt bcr großen SRcid^i^ftabt; fic l^attc bereit« im Q. 1609 burc^ ^injufügung t)on Surfen ffir bie ^umanit&tiSftubicn ben 1) $on ber liebe gotted ein tuutiberl^übfc^ unberrtd^tung u. f. to. (&tttudt in «afel butc^ ^bam $etri. ^nno MDXX. (i^gL $tmaU a. £). @* 89.) 3^ mijd^te Dermut^en, bag Don ben toerfd^iebenen Sudgaben, bei benen bie Ortdangabe fe^It, nod^ eine ober bie anbere in ®afel gebrucft koorben ifl. 211 ^axatttt einer l^iSl^cren ©d^utc crl^atten unb jöl^Ite um 1650 fec^« «laffen mit ttm 400 ©d^ütern. ^) ffiir tpiffen nid^t, toie e« gelommen fein mag, baß man ben SWagifter Qfol^. ©end für bie toid^tigc ©tettung am^toäl^tte; man t)flegtc im Slürnbcrgifd^en 3)ienft nur in befonberen gäßen 9?i(i^t*SWürnbergcr anguftcffen. Qfebenfattö fam bie ©ad^e unter ^Jirll^eimer« SKitmirfung, ber fid^ bei Deco(am|)ab nad^ !Cendf erfunbigt l^atte, ju ©taube unb Dendt traf ettoa im ^erbft 1523 in SWürnberg ein, too er fofort, toie erl^altene JBriefe ergeben, ju ?trfl^eimer, unb baburd^ natürtid^ aud^ ju ben übrigen ^uma* niften ber SReid^öftobt, in ein »)erfi5ntid^e)8 SSerl^ättniß trat. !Cie SÄitglieber ber ftau»)ifeifd^en ©obalität toefd^e bamate noäf beftanb, toaren jum gri5§eren J^eil ffiingefeffene it§ Jlird^* fpiet« ©i ©ebalb, namenttid^ toar änton STud^er feit öieten 3fal^ren Pfleger ber Jlird^e unb gajarujg ^otjfd^ul^er ffiird^meifter; aud^ (Sbner unb ©d^eurl, fotoie Sllbred^t ÜDürer mol^nten bort unb ed !onnte nid^t feilten, bag !iDend, ben bie gleid^en 9(n*^ fd^auungen mit biefen a)28nnern t^erbanben, aud^ mit il^nen in Sül^tung fam. Qfebenfaöj^ ftel^t t» feft, ba§ ©ürerö ©d^üfer feine näd^ften JJreunbe unb SBrüber tourben unb baß Sl^rifto^l^ ©d^eurt in bem ^rojeß, ber aWbalb gegen bie ©ruber auiS* brad^, bad S3 orgelten ber lutl^erifd^en ^rebiger nic^t in aQen fünften gutl^eigen lonnte.^) Die innere 8Sertt)anbtfd^aft ber ®faubem3(el^re !Cendf« mit berienigen beö ©tau|)ife ift in öielen fünften gauj unöerfennbar* Sie erftredtt fid^ leineötoegi^ nur auf affgemeine ®efid^t«^)unfte, toie auf ben fog. ©|)irituatii3muj8 in ^Betreff ber ©nabenmittet 1) Leerwagen, gut ®efd^. b. iRürnberger Ü)e(e]^rten'@d^u(en. SfHitn» berg 1860 (Programm) ©• 16. 2) @. bad (Sutad^ten ber ^urtflen )o. 26. San, 1525 in beii Stxx^en» gefd^id^tli^en ©tubien. S^g. 1888 @. 247 f. U* 212 unb ber JHrd^e, auf ia^ SBeftreben, bte religtSfen ®tnge Don ber ©ette bcjS SBiQettjS l^er ju erfaffett, auf bie S3etonung ber 9ta(^« folge ffil^rifti unb ber SBtebergeburt u. f. »., fonbem pe jcigt fid^ aud^ in (Einjell^etten fo überrafd^enb, bag ed tool^I ber äRül^e totxtf) to&xt, eine befonbere Unterfud^ung über bad gegenfettige SSerl^ältnig il^rer ©c^riften unb über bie OueOen, an§ totii)tn [ie gefd^ö))ft l^aben^ auiufteden. 9(n biefer ©teUe mug id^ ntid^ barauf befd^ränfen, bie m^t 93ertoanbtfd^aft an einigen befonberd bejeid^nenben 93eif))ielen aufjUjeigen. 3fn ber fiiteratur, bie an ®endf« SWamen anfnilpft ober t7on feinen ©drittem unb t^reunben auiSgel^t, finbet fid^ at^ ein grunblegenber ®ebanfe bfe ^iet, bag fid^ bie @ntti)id((ung beiS STOeufd^en, in bereu ^erjen ftet« toenigften^ ein gunlen bei? etoigen Sid^te^^ öorl^anben ift, in ©tufen ober ®raben t)ofi* jiel^t unb glüar tperben biötoeifen brei, bii^toeifen peben ©tufen unterfd^ieben. ©o erfd^ien im ^. 1626 eiue Heine ©d^riftüon einem Slnl^änger ÜDendf«, ®eorg ^aug, unter bem Jitel: ©ine d^rifttid^e Drbnung eine^ mal^rl^aftigen El^riften. ®ie Sorrcbc beginnt mit ben ©orten: „@in d^rifttid^ Seben l^at ©taffetn unb ®rabe, ix^ eiS öotllommen tt)irb" unb fd^ilbert bann bie „©taffein be« 1^. ®eifte«" folgenbermagen: ,,®ott fürd^ten Don §ergen gebiert SB ei «1^ ei t (§iob 28). SDaiS SBöfe ntetben ift SJerftanb (^iob 28). SSerftanb götttid^er Siebe gebicrct ©tauben unb ift gut benen, bie il^n tl^un (?f. HO), ©id^ nid^tj^ laffen öerrüdten ift SRatl^. ©id^ fetbft übertoinben ift ©tärle. Srae« in ©Ott rid^ten unb tragen ift ffiunft (1. ©or. 13). ß^rlfto ;^efu äl^nlid^ n^erben unb gteid^ gefinnt fein ift bie ©ottfelig^ feit. ®a rul^et Sitte« unb ift ber rechte ©abbatl^, ben (Sott öon uni^ erforbert, bem aber bie gauje SBett toiberftrebt". *) !0tei5 1) 3d^ bcnn^c bte «u«gabe, wcld^c im JJf. 1680 gufammeii mit ®en(f« ©d^riften in ^mflerbam erfd^ien. (£in (S|emp(ar fitibet {14 in meiner ^ibliot^ef. 213 finb in^Uxdj bie fieBen Xn^tnitn ober bie fieben Reiftet (toit ^aug fagt), burd^ totl6)t ber SOtenfd^ ..gur SSoUIommenl^ett bej^ einigen ®eifte« in ÜKül^e unb groger Slnfed^tung l^inburd^bringt". (S§ fei fein 3«föö, bemerft ber SSerfaffer, bag e« fieben ©tufen unb fieben 2:ugenben gebe, benn oft toiirben biefelben fi^mboüfc^ t)orgebiIbet in ben l^eiligen ^iid^ern; bie fieben ®äu(en im Sdnä) ber ®pv&6)z, bie fieben Singen im ©fobuj^, bie fieben ®eifter im Qfefaia«, bie fieben Sam|)en unb bie fieben ®emeltt» ben in ber Offenbarung liefen barauf l^in.^ SWan fielet, bag bie ©^mbolif in biefer Literatur eine SRoöe f|)iett. ßin anberer fjreunb unb ©d^üter ®end«, Sl^riftianßnbt* fetber, unterfd^eibet in ber geiftig^fittüc^en ©nttoidlung be« SKenfd^en brei ©tufen ober brei löic^ter, nämtid^ baiS lumen sensuale, ia^ lumen rationale unb baj8 lumen mentale ober intellectuale, ober bie anfangenben, bie fortfal^renben unb bie tjotlfommenen SKeufd^en. ©erfetbe ®ebanfe erfd^eint in ber Seigre unb in ben ©d^riften ber atteöangelifd^en ®emeinben bei^ 16. Q^al^rl^unbertS. ©ir befifeen auö ben Äreifen ber biSl^mifd^en ©ruber ein SBud^ in bBl^mifd^er ®pxa(S)t, totli)t§ in ber Ueberfefeung folgenben 5litet fül^rt: „©d^rift ber breierlei fragen, bie erften für bie 21 n* fangenben, bie jtoeiten für bie JJortfd^reitenben, bie britten für bie SSottfommneren, nämfid^ für bie Xlinber, bie Q'üng* linge unb bie äßannl^aften im einigen aUgemeinen d^riftlid^en l) gujl. aWcnine, 2)cr Sibcrtcuffcr tcrc au8 1^. ©d^rift wibcricgt (abgebru(ft in Sutl^er« Serfen. Sittenb. Hu«g. II.) exiäffU, bag 2)end f!d^ einer jl^aufformel bebient l^abe, monad^ ber SäufUng erllären mugte, bag er fieben Safiern (böfen ^eijlern) entfage: ber 3J2enfd^enfurd^t, SO'lenfd^enwetiS^ett, 9)2en{d^en))erflanb; äßenfd^enfnnfl, iD'^enf^enratl^, äl^enjd^enflärle unb üJ^enfd^en« gottlopgleit; bagegen empfing er ^ottedfurd^t, ©otteStt^etdl^eit u. f. ». (a. O« II, 309 b). i&9 ifl bied offenbar eine üerftümmelte Ueberliefernng; fte beutet ober auf bie jleben @tufcn unb fieben Xlugenben l^in. 214 ®(aubcn". ^) d» finb btcfc ,,brctcrlei fjragcn" brci Äated^i^ntcn, bcren crftcr unter beut 5Womcn ber JHnbcrfragcn ^) ani) in« Dcutfd^c übcrfefet unb in mcl^rercn ?luf(agen afö Xfatcd^iämuS ber böl^mtfd^cn Srübcr belannt gctoorbcn ift. ^) S33cnn man nun bic ©d^rtften bcö ®tanpx^ burd^ficl^t, fo flnbet man bod^ fcl^r überrafd^cnbc änltängc an bicfe ©rabein^ tl^eilungcn.*) ©0 f)ti%t c« j. 95. in ber ©d^rtft öon ber „enbttd^cn 3Soß* 1) 3of. üJtütler, 2)ic beutfd^cn Äatcd^t«mcn ber ©öl^mifd^cn ©rüber (Mon. Germ. Paedag. IV.) 1887 @. 77. (£8 jtnb gwci 2)ru(fc baüon be- fannt, ber eine au8 1523, ber anbere au8 1524. 2) Ueber bie ^ittberfragen f. t)* 3^Sf<^»i6r ^i^ ^atec^tSmen ber SBaTbenfer unb bö^m. ©rüber 1863 unb Qf. SWütter a. a. O. — Um bie Se^re ber bö^mifd^en ©rüber üoHflfinbig !ennen ju lernen, tt^fire bie ©er« öffentUc^ung unb ©erbeutfd^ung ber beiben anberen ^ated^idmen natürltt^ ebenfalls fel^r »ünfc^endmertl^. S)ie bret J^aled^tSmen btiben bod^ exft bad ®an)e, nid^t blog bie ^inberfragen. 3) %mo9 (Sonteniu« gtebt (1632) bon ben brei klaffen, für meldte bie ßate^iSmen bejlimmt maren, in feiner „Eatio disciplinae ordinisque eccle- siastici in ünitate Fratrum Bohemorum" folgenbe ©d^ilberung: nPopulnm seu anditores snos , majores nostri . .. . tirifariam juxta grädus laborum, circa illos instituendos, partiri soliti sunt: nempe in Incipientes, Proficientes et Perfectos, sive ad perfectionem tendentes (vide Heb. 5. 13, 1. Cor. 2. 6. et Isid. lib. 2 Eccles. cap. 21). Incipientes, sive Initiales, snnt, qui Catechesin et prima Religionis elementa discunt: ut sunt pueri, Pastorum jam curae a Parentibus traditi. Nee non adulti ab Idololatris accedentes vel alias neglecti, qui, si Ministrorum inter Fatres cnrae se permittunt, institui prins probarique solent. (Hebr. 5. V. 11. 12. 13. 14.) Proficientes sunt, qui religionis elementa jam edocti, in pastoralem curam succepti, ad omnium in Ecclesia mjsteriorum participatlonem admissi, magis magisqne in agnitione voluntatis Dei, ejusque practica observatione, se exercent : atque sie in Ecclesiae ordine se continentes, sanctificationem suam custodiunt (2. Cor. 7. 1, Hebr. 6. 1). Perfectos appellarunt rerum divinarum cognitione notabiliter auetos inque Fide, Charitate et Spe adeo roboratos, ut alios jam quoque illuminare, illisque in Ordine continendis praefici possent (Rom. 15. 14, 1. Cor. 2. 6, Phil. 3. 15). ^icr nad^ 3. SOlütter a. O. @. 77. 4) Ueber bie ,,brei ^rabe beS Seibend'', bie ^taupi^ lennt, ^aben mx oben ^. 37 gel^anbett. 216 jtel^ung etotget iBorfel^ung'' (1617): (£d giebt ©taffein in ber Siebe ber ©ered^tigleit^ bie erfte ift^ koenn ba^ fieiben nid^t angenommen mirb, fonbern il^m, fobiel t^ mögUd^ ift, SBiber« ftanb gefd^iel^t, bod^ ol^ne (Sntgelt bed l^eiligen @el^orfamiS; bie anbete, toenn einigermaßen geti)it(igt ti)irb in bad Reiben um bei^ audgebrfidten äBiUeniS (BotM ti)egen, nämlid^ bergeftalt: ift c« befd^toffen bon Dir, ^err ®ott, fo gefd^el^e Dein ©iöe; bie b ritte, toenn nid^td anbered begel^rt toith, benn baß bad SBol^(« gefallen &DtM erfiUIt merbe; barauf berul^t bie l^öd^fte 2itU ber ®ered^tigfeit. ^) SBeiter l^eigt e« in ber ©d^rift „SSon ber Siebe ©otte«" (1518) toörtlid^: „STOan nennet, toie l^r bielmal« gel^ört l^abt, ettid^e in ber Siebe &ottt9 über aOe Dinge Stnfänger, etlid^e ßune^mer, etlid^e SSodfommene, unter toeld^en bie erften toeniger, bie anberen mel^r, bie britten am meiften ®ott lieben''. iDtefe (Sintl^eilung toirb bann ben ti)eiteren (SrSrterungen gu ®runbe gelegt unb bie eingetnen ®rabe »erben genau befd^rieben.*) ®d ift Itar, bag biefe SSertuanbtfd^aft auf bie 93enu^ung gemeinfamer OueKen jurfidtgel^t unb itoax finb biefelben in ber bcutfd^en aW^ftit unb in ber Literatur ber aftebangeflfd^en ®e* meinben gu fud^en, bereu Sated^iiSmen , toit gefagt, auf jener ^reitl^eUung berul^en. 3[n feiner ©d^rift „SSom ®efe^ ®otte«" (1626) fül^rtDendf ben ©ebanfen an^, bag ed breierlei @efe^e giebt unb itoax, toie er fagt, ®ebote, ©itten unb SRed^te. Die ffirläuterungen, bie er bagufeftt, ergeben, baß er unter ©eboten biejenigen ®efefte öerftel^t, „babon aller bernünftigen ÜWenfd^en ®ett)iffen 3^"9"i6 giebt", baß bie ©itten bie äußerlid^en Drbnungen unb ®ebr&ud^e 1) StmaU, a. a. O. I, 172. 2) ftnaale, a. a. O. I, 108 ff. 216 ber aWenfd^en unb bag cnbtid^ SRed^te btc ®efc^c ftnb, bic Sl^riftu« im SWcuen Icftatncnt gegeben ^at, befonber« ba^ ®efc^: „!Cu foüft nid^t toiberftreben bem Söfen", ba« toir ja lennen. $»un finbet fic^ in ber ©d^rift be« ®tatt»)lfe „SSon ber cnbUd^en SSoßjiel^ung etoiger SSorfel^ung" eine ©d^ilberung Don breierlei ®efe^en, bie ber obigen Dendffd^cn Unterfd^eibung faft öoUftänbig tnt\prx6)t: ia» erfte ®efe^ ift nad^ ©tauipife ia^ ®efe| ber 9?atur, ba§ gtoeite ba« ©efe^} SKofe unb ba« britte ba« ®efe^ ©l^rifti, beren ftenngeid^en auf bie ®ebote, bie ©itten unb bie SRed^te jiemlid^ genau ju^ treffen. SWun fontmt ja, toie mir tool^t belannt ift, ber äuiSbrud ®efe^ ©l^rifti öfter öor, aber too er erfd^eint (toie bei |)ui5 ober bei ber SBrüber^Unität in il^rer f|)äteren @:|3od^e) toirb er enttoeber jur JBejeid^nung bej8 5Weuen Sieftament« überl^ai^jt ober be« ,,neuen ®ebotg" nad^ Qfol^. 13, 34, ober be« „@e^ fefee« ©l^rifti" nad^ ®al. 6, 2, Dertoanbt. Siagegen lann id^ ben Segriff be« „©efefeeö El^rifti", toie er l^ier fotool^I bei ©ta^jife n)ie bei DendE gebrandet toirb, nämfid^ jum ^intoei« auf ba§ ®efefe, baö in ber S3erg|)rebigt entl^atten ift, nur bei einer ein^ jigen ©emeinfd^aft nad^toeifen, nämtid^ bei ben alteöangelifd^en ©emeinben ber frül^eren unb f^}äteren Qfal^rl^unberte. ^n biefen ©emeinben aber f:|3ielt ba§ ®efeft Sl^rifti in bem angegebenen ©inne eine fold^e SRoöe, ba^ bie fiel^re öon bemfetben gerabcju ate il^re d^arafteriftifd^e Sigenart getten muß. (S& ift freilid^ loal^r, bag bie 5luS(egung ber ®ebote, bie fic^ in ber 33erg^}rebtgt finben, unter il^nen nid^t immer bie gteid^e getoefen ift, unb baß gerabe l^ier jtoifd^en toeit verbreiteten 3Reinungen unb eigenttid^er Seigre fd^arf unterfd^ieben »erben muß; aber barin toaren aöe SRid^tungen ftetiS einig, baß in ber 33erg^}rebigt eine aieil^e öon Geboten ent^atten ift, toetd^e ju ben wefenttid^ften 217 X^tiUn bed Sl^rtftentl^umiS &itrf)anpt gel^Sren unb bag j. 93. ba« aScrbot ber ^erfönlid^cn SRad^c, bed ©d^tour«, ber @l^c* fd^etbung unb ber ^inrid^tungcn barin bcutlld^ an^t^pxoäjtn ift.^) (Sine breitere fel^r nal^e SSerti^anbtfd^aft jtDtfd^en ®tau)7i^ unb ^end befleißt in einer überaus mid^tigen f^rage, näntlid^ in ber 3[uffaffung über ben ffiertl^ ber ffirgebung unb ©elaffen* l^ett unb bereu 93ebeutung neben ber ®nabe unb beut (Glauben für bie Erlangung it& ^eitö.^ SBie fid^ ber SBeg gunt £id^t in brei (Kraben ober (Staffeln t>oüiitf)t, fo giebt t& naä) @tau)>i^ aud^ brei @rabe ber @x^ gebung im 8eiben^). Der erfte ®rab tt)irb baburd^ gelenn» getd^net, bag man bie ,,mibern)Srtigen Qn^üUe ti^iUig annimmt unb gebutbig trägt, in ber @rfenntnig/ bag barin eine 93uge eigner ©d^utb gelegen ift." ^tx jtoeite ®rab ift ber, too ber üKcnfd^ in ber^opung, bag boö SSerbienft ber Seiben ©l^rifti eine fünbentilgenbe ffiraft befifet, fein fieiben gebutbig trägt in ber Uebergeugung, bag emiger 2oi)n ber (Ergebung gu 2:i^eil merbe. 5Der britte unb l^öd^fte ®rab enblid^ ift ber, in toetd^em ber aWenfd^ au^ Siebe gu ®ott unb im ^inbtidt unb in ber @r- innerung an baö unfd^utbige ßeiben ^t\vi ©l^rifti toiffigt in 5ltte«, toai8 ®ott il^m fd^idft, inbem er fagt unb benft: „SBenn ei5 ®ir, &ott, gefaßt, fo foH t& mir gteid^er 33Beife gefaßen unb id^ toiö t& t)on 35eineö Seiben^B loegen gern unb tt)iHig tragen". „SBer fold^er ®eftalt bie bittere @d^a(e ber SWuß beö Seibem^ beigen toirb, ber mirb ben Sern gang füg unb fd^madEl^aft finben. SBer fein 8eiben bem ®efreugigten l^eimfteüt, bem toerben bie 1) 2)a]^er rül^rt bie Betonung in bem SaIbenfer«J!ated^i9mud; f. t).Qti\ä)* to'i^, a. a, O. @. 17 (^r. 21). 2) ©9I. Änaafe a. jQ. @. 21 u. @. 30. 218 redeten ^rüd^te beiS £eibend niemals üorentl^atten bleiben, ^tefe ^rüd^te finb !iDemutl^, ®ef)OxUm unb ©ebulb, bte ntanam l^öd^ften unb meiften finbet unb fid^ Idolen ntufe bei bem Demütl^igften, ®ebulbigften unb ©el^orfamften, bei ^fefuö E^riftuS am Rrcuj. SBer bie 3)emutl^ erlangt, ber f)at and) bie ^i^ud^t ber SDemutl^, nämlid^ bie Srl^iSl^ung, benn mer fid^ bemütl^igt, ber foO erl^öl^et toerben. 3Kit bem ®el^orfam lommt aud^ beffen grud^t, nämlid^ bie SRed^tfertigung Dor ®oti unb ber gol^n be§ ©ered^tfcrtigten. Dod^ bieö 5ltte« fliegt nid^t au« menfd^Iid^cr SWatur, fonbern aui^ ber ©irfung unb Äraft it& Seiben« Sl^rifti. ®anj al^ntid^e, aber, toit iä) meine, bod^ mcl^r geläuterte @ebanfen über bie Sebeutung ber Srgebung im Seiben finben fid^ bei 3)endE. „^t mel&r fid^ ber ÜJienfd^, fagt er, be« Seiben« »eigert, um fo mel^r öerbammt er fid^. ^t mel^r er pd^ ergiebt unb bemütl^igt unter bie getoalttge §anb ®otte«, um fo bcffer mag ber ^err feine« S3Berf« befommen". 5)od^ in biefem ^^P^wi^ lennt ber ÜJienfd^ in ber JReget nur bie ©ered^tigfeit ®otte«, unb ift ftd^ beffen nid^t betrugt, bag ®ott aud^ aUmäd^tig unb barml^erjig ift. @rft tt)enn ber Sßenfd^ bc« Jrofte« ber SBarm* l^ergigf eit ®otte« getoiß ttjirb, brid^t eine neue ©tufe ber @r* fenntnig bei il^m an. ^ann ^^nd)t ber SRenfd^: 9htn erfenne id^, baß bu e« ttjunberbar gut mit mir meinft in alter 3lnfed^tung unb 2:rübfal. üDeine SRutl^e unb bein ®to!b l^aben mid^ getröftet (^falm 23), l^ätte id^ e« Dorl^er gemußt, mir follte nod^ taufenb mal fo biel Slnfed^tung nid^t« ju fd^affen gemad^t l^aben. Sltfo geminnt ber SKeufd^ ein l^erjlid^e« SBol^lgefallen an ber ®ered^tig!eit ®otte« unb begel^rt fid^ mit il^r ju bereinigen mit großem üDurft, alfo baß er barob alter feiner JJeinbe vergißt, Sitten, bie il^m 8eib« tl^aten, teilt er gern bergeil^en. !Ca toirb bann ba« §erj ober bie ©eele ganj rein. — ®ptt ift öpn Anbeginn gütig. 219 ba« crfcnncn »tr crfl nadi aßer SBctrübntß. Unb fobalb biefc 6rlcntttttt§ in unö auftoäd^ft, feigen toir, ia% ntd^t »tr, fonbcrn bcr ®ctft ®ottcö, bcr in und tool^nt nnb »irft, un« ju bcm aSatcr jurüdgcfül^rt l^at. SBer auf bicfcr ©tufc angclommcn ifl, bcr ifl ein fjrcunb ®ottc« unb l^at bcn fjric* ben unb ift befeelt tyon bem l^erglid^en äJerlangen, feine Siebe für bie SBrüber auf baö l^öd^fte ju ertüeifen. ^) „^iä)t, ba§ er ed öon pd^ felbft tl&ue, fonbern toeil er eö üon feinem ^erjoge, Qfefu üon 5Wajaret]^, alfo erfal^ren unb ge* lernt f)at 3Bie ba« SBort, ba« üon (Smigf eit t)om SBater ge* boren ift, in bemfetben ^e^n getoirft l^at, alfo toirft e« aud^ in i^m nad^ bem a»a§ feines ©lauben«" (SRöm. 12). — SBSeiter mug id^ einen vierten toid^ttgen $unft ertoSl^nen, in toetd^em fel^r nal^e SBerül^rungen jtoifd^en ©tau^^i^ unb S)endt ftatt* finben, nämtid^ in ben Sluff äff ungen über bieffiillendfreil^eit. SBir l^aben oben bereit« gefeiten, baß ®tau^)i^ priujipiett an bem SJorl^anbenfein eine« freien SSJitten« feftl^atten ju muffen glaubte, aber il^m toar bod^ bie fd^ranlenlofe greil^eitstl^eorie, toie fie in ber tird^lid^en $ra^i« bamatö l^errfd^te, burd^au« j^^i^^^ ^^^ er fprid^t fid^ barüber beuttid^ au«, ©eine ©d^rift: 35on ber cnblid^en SSoöäiel^ung ber etoigen SSorfel^ung 2C. toar nid^t, toie ber Jitel öermutl^en Ictffen fönnte, jur 8Sertl^eibigung ber SBiöen«* unfreil^eit, fonbern lebiglid^ jur SBefämpfung ber l^errfd^enben Sluffaffungen beftimmt. @r fagt: ,,(£tlid^e glauben, toenn bie ^firfel^ung geprebigt toerbe, fo nel^me fie toeg ben freien SBiUen, öcrbamme bie (Srtoäl^lung, rei^je jum aWüßiggel^en, fei eine Ur* fad^e eine« närrifd^en (tl^örid^ten) 8Sertrauen« in ®ott. 5lber auf ®lauben, fie urtl^eilen unöorfid^tig, benn bie ^rebigt ber ^ürfel^ung rid^tet auf bie toal^re fjreil^eit, bamit un« Sl^riftu« frei gemad^t l^at. — SBol^t ift e« toal^r, baß fie l^intoeg 1) ^tndf !^te Crbnung (Sottes unb ber (Kreaturen Ser!. 1526. 220 nimmt bic fjrctl^ett, fo bic ©tcnflbarlcit bcr ©ünbc eteflcfttl^rt f)at, unb gtebt bie f^reil^eit, bte und ju ©öl^nen &otM maifl — S)cnn tocr fürfel^cn ift, bcm gcfättt «ße«, toaiS ®ott »o^t gefaßt, bem mtgfäßt äße«, toa« ®ott übel gefaßt; mit ©ottift er aßejcit einförmig unb bcßl^alb in feinem ^crjen aufgcrid^tet unb rein, ein ®eift mit ®ott, bem er aßentl^alben unb in aßen "Dingen toiß ©el^orfam leiften; äußerer S)inge unb fein fetbft ad^tet er nid^t, I^SIt fie, al^ toSren fte nid^t, ift il^m eben einiS; tJreubc, gcibcn unb SOBol^tergel^en, ©terben unb fiebcn, tocnn ei8 nur Mt» nai) bem SBol^Igcfaßen ®otte« gcfd^iel^t". ^m Q[. 1526 öeröffenttid^tc S)encf, toie bcmerft, feine ©d^rift über bie „Drbnung ®ottei^ unb ber ffireaturcn SBerf", toetd^e gegen bic „fatfd^en Slu^ertoäl^ttcn" gcrid^tet ift. Da« erftc ©apitet l^anbett „35om ^ürtoiffen unb ber SSerorbnung ©otteiS" unb ton bcn ©rtoäl^tten. SJendE öerblnbet mit biefcn SBortcn ungcfäl^r ben ®ebanfen, ben ©taupife mit bcm SSJort ^ürfcl^ung bcgeid^nct. ®ie Uebcrfd^rift bc« ad^ten Ea^^itefö lautet: „JBom freien SBtßcn M aßcnfd^en, bcr mit ®otte« SBißen ein« ift" unb im SCeft l^ei^t c«: ,,®tauben ift bem SSBorte ®otte« gel&or^en, eö fei jum 2:0b ober jum Seben, mit getoiffer ^^^^^^^fi^^^ ^^6 ^^ i^^ SBeßten tocifc (|)ebr. 11). SBeld^er ba« tl^ut, bem ift nic^t mögtid^, ba§ er irre, toenn er fd^on irret. @r crfößet ba5 ®efefe ®otte« aufö l^öd^fte, tocnn er c« fd^on brid^t. (Sr fud^t aßer I)inge fjrommen im ^immet unb auf Srbcn, il^m gefd^el^e fetbft ttjol^t ober ttjel^, barumb l^at er aud^ fein ®efe^ mel^r (1. 2iim. 1), fonber er fetber ift il^m fetbft ein ®efe| (ßM. 2), ^ätte fein too^I aße« 2ßad^t, aber nid^t« gu t^un, e« nüfee benn (1. Sorintl^. 6), ift mit Sl^rifto fo gar toot ein«, »ie Sl^riftu« mit bem »ater (Q^ol^an. 17)." „©annenl^er er aud^ aß fein Sil^un bercd^nen fann, baß e« aße« gut ift, nid^t baß er ganfe üollfommen unb ol^n ®c^ bred^en fei (^l^it. 3), bietpeil er nod^ großen SBibertoißen in 221 feinem gteifd^ befinbet toiber ben ®eift (SRSm. 7), bod^ toeiß er, ba§ iffm aud^ baffetbe in ber ©arl^cit gut ifl (SRöm. 8), unb lägt fid^ genfigen an ber ©nabc ®otteö (2. ffior. 13) unb bittet nod^ Ifiglid^ ffir feine ©unbe (^falm 32), fonbern ba§ er nad^ ber SBoIIIommenl^eit ringet, unb jum 2:i^eil fd^on ober* tounben f)at (^xl 3). !Oarum il^n aud^ ber ^err ange* nontmen, unb unter bie SJoUIonintnen gejSl^tt f)at unb fürtoal^r gu tüiffen tl^ut, bag er il^n t)on ^(nbeginn a(fo gemoQt unb extoSf)tzt l^abe. 9Be(d^ed er il^m aud^ mit feinem @eift toerfiegett, ben er in ba» auiSertoSI^Ite ^erg gegoffen l^at (2. Sorintl^. 1), a(fo baß er unerfd^roden in ber SSSarl^eit fpred^en mag: S)u bift mein SJater, unb id^ bein ®o^n (JRöm. 8, ^falm 89). Qfn ben Stämp^tn, toef^e jn)ifd^en 35endE unb ben lutl^erifd^en .^rebigern ju S^ürnberg au^brad^en*) — toir toerben fie at^batb Icnnen lernen — fpiett bie SKeinung^uerfd^iebenl^eit über bie ©rfenntnißquetlen ber retigiöfen SBal^rl^eit, befonberö über bie 1^. ©d^rift, eine erl^eblid^e SRotle. SlnbreaiS Dfianber unb feine Slmti^genoffen glaubten unb leierten, bag „bie 1^. ©d^rift un== jtoeifentid^ »al^r ift in bem ©inn, ben ber 1^. ®eift, ber fie gegeben, gemeint l^at" unb tvattn überjeugt, baß fie felbft, bejU). Dr. SKartin ßutl^er „in ber Slrt reben, n)ie fie e§ l?om 1^. ®eift auö ber ©d^rift gelernt l^aben". Il^eoretifd^ toaren biefe Stl^eotogen Slnl^änger ber fog. med^anifd^en ^n\pu xation^U^xt, tl^atffid^Ii^ aber banben fie il^re äuötegung an bie* jenige 5luffaffung, toefd^e Sutl^er i?ortrug unb bie toir oben !ennen gelernt l^aben. Dendt toar infotoeit mit Dfianber einig atö er ebenfatliS in 1) (S. bad (Slutad^ten »iber 2)encf, Anlage iRr. 9. 222 ber 1^. ©d^rift, bic baö ®utc im l^Sd^flen ©innc Icl^rt, eine Offen* barung bc« l^etligen ®etfle« crlannte. aitetn ie mel^r er öon bem götUid^en Urfprung ber Seigren Sl^riftt burd^brungen toax, nm fo mel^r betonte er bod^ aud^ gleid^geittg, bag nur berjenige fie red^t t}erftel^en ober auiSlegen lönne, toe(d^er felbft t}om fiid^te bed gött^ lid^en ®etfteiS erleud^tet fei. ÜDiefcr ffirten^tung aber lann nur ein reines ^erj tl^eill^aft toerben unb SWiemanb fotttc fid^ bei8 toal^ren Sid^ted rül^men, ber nid^t feinen SßiQen im Sinltang toeig mit ber inneren ©timme, bie il^m beftel^It, ia^ @ute gu tl^un unb ba§ S3i$fe gu meiben. I)iefen ®eban!en mieberl^oft ÜDendE oft unb in ben öer* f^iebenften ffienbungen. SWur ber, fagt er, fann ben redeten 2Beg jur ©etigteit leieren, ber ben *pfab ber S^ugenb felbft in SBirf^^ lid^feit toanbett, ben SEBeg ber 5Wäd^ftenfiebe unb ©efbftüerfeug* nung, ben ©l^riftu« getoanbelt ift. ^^x fagt, bie l^eiligcn S5üd^er tonne Qeber auiSlegen, „ber bie ®pxaä)t fann unb bie ^iftorien tt)eiJ3, n)orauf fie fid^ bejiel^et" unb glaubt mitl^tn, bag menfd^fid^em* SSerftanb bie ©infi^t in bie l^öd^ften !Dinge offen ftel^e. Darauf ertoibere id^ (fagt er), baß bie „n)eftlid^e SBeiöl^eit" nid^t genügt, fonbern eS ift toal^r, toaS ^etruö fagt, baß bie Auslegung bem götttid^en ®eift jugel^brt, eben bem (Seift, ber fie gegeben l^at. SOBer aber l?ermeint, biefeig ®eifteig tl^eill^aftig ju fein, ber pxü^e juüor fein ^erg unb feinen ©inn. S)aran aber mi5gt il^r eud^ unb Slnbere erfennen: „Sin böfeiS |)erj üerrätl^ fid^ felber mit ^offal^r.t unb Unge^ bulb, ein guteiS betoeifet fid^ mit S)emutl^ unb ®ebulb".*) !J)ie 1^. ©d^rift in il^rem SOBortüerftanb ift na^ S)endE eine fd^toan* fenbe ®runb(age unfereiS ®ianbtn^; erft unter SKitl^üIfe bej^ 1) ^iefe ^inbfutung auf ben (SIrunbgebanfen üon ber (Slelaffen^eit ober bad »id^tigfle ®ebot bed (Defe^ed Q^^rifli: ,,2)u foSfl nid^t »iberfheben bem Uebel" iß (j^ara!terttH(d^ genug. 228 gStttid^en @eifted, mie er fid^ in guten SRenfd^en offenbart, tann fie jnr lebenbtgen QueQe unfere^ @(aubeniS merben. @d ift berfclbc ©ebanfe, bcn er gelegentttd^ and) in bic SBorte faf t: /.S^riftum üerntag 9?temanb in SBal^rl^ett ju erfennen, z& fei bzm, ba§ er il^m nad^folge im Seben". 3ßan mirb in Sut^eriS ©d^riften (abgefel^en t}on benjenigen feiner m^ftifd^en ^eriobe) bie gleiche 2luffaffung über bie (Staubend* quellen öergebtid^ fud^en : für il^n ift bie l^eilige ©d^rif t in il^rem öon il^m feftgefteüten @inn bie Offenbarung fd^Ied^tl^in unb eine Offenbarung ®otted in beut reinen SOteufd^enJ^erjen giebt ed fd^on begl^alb nid^t, totxl ia& äJienfd^enl^erg üon @runb and üer« bcrbt unb ol^ne jeben fjunfen eine« inneren Sid^ted ift. ^Dagegen brauet man bie ©d^riften be« @tauj)ife nur auf* jufd^lagen, um fid^ ju überjeugen, bag er ber Sluffaffung ÜDendtig fcl^r nal^e ftel^t — fo nal^, baß man glauben fönnte, £)en(f l^abe auiS (Stavcpii^ unmittelbar gefd^ö)7ft. 3fn ben „d^riftlid^en unb fitttid^en ©enteujen bei^ ^errn ^o^nn üon ©tauj)i^", »eld^e einer feiner 5Wfirnberger fjreunbe aufgejeid^net l^at, l^eigt eiS ttjörtlid^: ,,f5romm fein ift nid^t eine Keine ©d^ldtlid^feit, b. 1^. ©rleid^terung, bie 1^. ©d^rift gu lernen unb JU begreifen; toer in feinen eignen SSBottüften lebt, ber fann \Odf)l SBorte geben, aber feinen genugfamen guten ®runb ober SScrftonb".^) !Die l^eitige ©d^rift, meint er ebenbort, bie felbft Don reinen Rauben gefd^rieben ift, toiß, bag man il^r mit reinem ^erjcn nal^e; ein unreines ^erj toirb über ben SBortüerftanb nid^t l^inaudlommen. Slel^nlid^e 3^9^ ^^^ überrafd^enber 9(e]^n(id^feit jtoifd^en ©tan^i^ unb !£)end( treten t}ielfad^ ju 2:age unb toenn aud^ ia§ SKeifte tool^t auf bie S5enu|ung einer gemeinfamen Queöe gurüd* 1) ^aafe a. a« £). @. 27. 224 Qtfft, ttfimlid^ auf bie ©d^riften ber ®ottedfreunbe, fo tft ed bod^ faft gekoig, bag !X)eitd aud^ aud ben ©d^rtften be^ ©tau^t^ mand^e Slnregung gewonnen f)at Qfnbeffcn toürbc eö gtctd^tool^l unrid^tig fein, tocnn man in !Dcndt« ©d^riftcn Icbigttd^ ein SBteberaufIcbcn ber Sil^eotogic be« @tau|)t^ feigen tootfte. Qfd^ fd^toeige baöon, baß ©tau|)i§ neben ber beutfd^en SW^ftif aud^ auö Quellen toic äuguftin, ber ©d^olaftil unb ber fird^tid^en aW^flif gcfd^Bpft \)at, bereu (Stntoirlungen man in ÜDendCd 2:i^eo(ogie an toid^tigereu fünften laum toirb nad^ttjcifen fönneu. SOBeit bebeutfamer ift, bag in (Starxpi^' SBüd^em bod^ nur baig l^albe Sel^rgebäube ber älteren @l?angeüfd^en, nämtid^ bercn ®(aubeniS(e]^re ober ÜDogmatif im engeren (Sinn, bei 35cndE ba«» gegen ba§ gauje Softem ber frül^eren Qdtm infofern toieber ju JEage tritt, afö er aud^ bie ®emeinbe*3Serf affung, bie SuttuS^ formen unb ben ®ottei5bienft ber älteren ^arteten nad^ bcm 3Sor6tIb ber a|)oftoItfd^en 3^^^^" erneuert loiffen ttjttt unb bie SBieberaufrid^tung ber alten ®emeinben fid^ jum 3^^^ fefet. S§ loar ein überaus toid^tigeS 3"! ^^^^"^^^ff ^" ^ ^^6 ^" bemfelben SlugenblidE, h?o bie Vertreter unb SBortfül^rer ber attbeutfd^en D|)|)ofition, ttjie ©tau|)i<5 unb änbere, tjom ©d^au* piaii abtraten, bie alten S3ruberfd^aften unb Sefecrfd^ulen locld^c bie S^räger biefer ^ittn feit alten Q^ittn getoefen toaren, in bie Sam^jftinie toieber einrüdtten. (£S lag in ber 9?atur ber ÜDinge, baß fie, inbem fie ben Äamj)f aufnal^men, nid^t bloß für bie fog. aW^ftif in bie ©darauf e traten, fonbcrn bag jefet boi8 ganje Programm ber alten D^j^jofition an bie Deffenttid^Icit trot unb ben Sauf ber ÜDinge in eine neue ©ntioidtlung brängtc. SBereit« au« bem fjrül^ling 1522 l^ßren toir tjon einer SJer* fammlung ber ©üangelifd^en — fo nannten fid^ bie SWättner, toeld^e aföbalb ben Setsernamen SBiebertäufer erl^ielten — auf tf 2^6 bem Stnbenl^ofe in ber ©d^meti. (£» toaxtn 34 S(6georbnete an mefenb, nnb betätigen kvurbe über gemiffe 99rtefe/ bie t)on Son ftanj gelommen maren: .^bte tcottten fie (bie St^angetifd^en) l^ören unb feilten/ ob fie bie l^alten müßten ober ob fie anberi^ tl^un mügten^ benn il^r Seutf^riefter )7rebige''. ^) S)ie ©teuren ber Se^erf deuten/ benen toic l^ier begegnen, treten atöbatb anä) in Slngi^bnrg, ©trapnrg nnb t)ot SlQem in 9lurnberg gn S^age. Qn SlngiSbnrg lauten toir bereitö im ^afjv 1523 t^on il^nen^); fie l^iegen bort nod^ Cange, nad^beni bie ©d^meijer 2:i^eo' logen ben ©d^eltnamen SBiebertäufer oufgebrad^t l^atten, ©arten^ 6 r üb er.') (£benbort ftarben benn and^ im fotgenben i^ol^re ^an§ &od) nnb Seonl^arb SD^eifter ben 2:ob für il^ren @ian^ ben. !Die iQneUen; bie nn^ bied berid^ten, fügen ani^brüd« liä) l^injn, bag biefe Scanner „iffttx ^erfunft nad^ ^aU benfer maren unb leine^^megiS bie geringften unter il^nen''.^) @ie toaren bie älelteften ober ^rebiger ber älugiSbnrger®emeinbe^), bie mitl^in bereite bamatö nn^ t^oUftänbig organifirt entgegen^ tritt, ol^ne ba^ bie ©{»ättaufe in Uebung gen)efen toäre. 3fn bemfelben ^oifx 1524 t^eröffentlid^te ber nad^matd atö „ffiiebertäufer" verrufene ffilemeujS Qk^Ux ju ©tragburg ^) ein 1) mtfexe^ bei SttUtt, 2)te Sleformation 1885. e. 400. 2) )6gl. ben 9lu6gug an9 ^xipti^ 9lef.«$ift. Don ^ugdburg, @. 81, »eld^er fld^ in Msc. Theol. 1775. 4^ ber «ibl. gu Hamburg befinbet. 3) ^aäf einer mir freunblid^ gut i^erfügung geßettten i^ermut^ung bed ^errn Dr. gfr. @anböog in i^rlin rü^rt ber ^ame nid^t üon (Sparten (hortus), fonbern bon gar den, b. 1^. toanbern, l^er. (£d jtnb bie „^po^tV gemeint. 4) 2^i(emann b. Sragl^t, Het bloedig Tooneel or Martelaarspiegel etc. 1685 XJ^U n, 1. 5) 2)ied erl^ettt and bem @enb|d^reiben (bei )6ragl^t), metd^ed fte hinter- laffen l^aben« 6) Ueber il^n f. Z. SS. 9loel^rid^, (Siemens Sieglet n. f. m. 1857. 2)ovt ffdit ed @. 10: „(&v f^itit fu^ gu ben )2Biebertäufern, p 3ob. 2)en(!, Subto. $e^er, 3ac. ^an«, Sol^. iSünberlin (o. Sins), $ilgram ä^arbecf u. S." (i^i ^at mam^erlei {(eine ©c^riften berfa|t. ftelUt^ 6tau|)i(^ 15 226 Mctncö SBud^ unter bcm ZiitU ,,8Son ber toa^ttn SWeßung Wb ßcib« unb SBtutö ei^rtftt — unb t)on bem Sauf" u. f. to. ©a-- rin txitt er entfd^iebeu für bie ©d^riftgemäpeit ber ©^jät«» taufe ein unb fagt bann toörtlid^: ,,(£d ift tt)o]^( möglid^, bag ein anber eöangctifd^ JBoIf möd^te fommcn, baiJ bie ÜRt^* brSud^e in ber (El^riftenl^eit mürbe mit grSgerem (Srnft abtl^un benn tt>ir". ©aö anbere SSoI! — man bead^te ben äui8^ brud SSoIf, ber ungemein d^arafterifttfd^ ift — »irb l^ier Don 3iegter ju einer Qtit angefünbigt, too ej5 nod^ leine ,,S:äufer" gab. SBic fommt biefer SWann ju einer änfünbigung, bie fid^ nad^ faum einem Qfal^r öcrtoirttid^en foöte, toenn er nid^t J^ül^Iung ^atte mit ben Streifen, bie fd^on bamald bie Hoffnung liegten, öffentlid^ l^erüortreten ju fönnen? S^ürnberg toar, feiner SBebeutung entfpred^enb, ein fel^r toid^tiger ^unlt unb ju ftiöen ^^f^^^wc^fü^f^cn gerabc im Qfal^r 1624 toegen be« SReid^ötag«, ber bort SKaffcn tjon 3Ren* fd^en jufammengefül^rt l^atte, öor jüglid^ geeignet. Dal^er lommt e«, ba§ auger S)endt fd^on bamalö eine SReil^e ber erften fJ"^* rer ber ©ruber tjorübergel^enb bort antoefenb toaren: öor Wim $an« ^ut»), Subtoig ^äfeer»), ^an& ©d^Iaffer«) unb 1) SDieS erg&l^It $ut felbfl, f. 3tfd^. b. l^ifl. )^er. f. ^»aben u. 9leu' bürg 1874 @. 224. 2) ao^itte dfunt 1524 mar ^ä^er in ^ugdburg« Zwinglii Epp. I, 343. Sud ber Sudfage ©d^Iafferd (f. ^ecf, ©efd^idfttdbüd^er ber Siebert&ufer in Oeflretd^-Ungarn 1883 @. 63, älnm. 1) ergtebt ftd^, bag ^^er, 2)en(( unb ©d^Iaffer im Q. 1524 gu 9lürnberg sufammengelommen ftnb. f&gi. heberte, in ben Xl^col. @tub. u. «rit. 1851 B. 128. 3) bau i^ragl^t, Het bloedig tooneel of Martelaars- Spiegel 1685 II, 14 ff. -- Ottiuö, Annales Anab. ©afel 1672 p. 46. — ©c(f, ®e* fd^id^tdbüd^er ber Siebertäufer u. f. »., @. 60, @. 63 ^nm. 1 unb @. 651. — ©tard, ®efd^. b. 2:aufe u. b. 2:aufge|tnntcn :c. 1789 @. 200. — ©eine ©d^riften unb Sieber jtnb ja^Ireid^ unb üerbienten, toieber üeröffent« lid^t 8U werben. — Sß%U ©oebete, ©runbrig b. beutfd^en i^at-Sit. II", 243. d^ine Seben9(fi$$e Don il^m in ben SO'^ennonit. ^t&tUtn 1885 ^, 6. 227 £eon]^arb®d^icmer^) — fämmllid^ nad^mate SBIutjcugcn il^rc« ®(aufiend. 9^n ift e^ tpid^tig, baß nad^ jut)erISffi9en gteid^geitigen dueUett fotDol^I ^S^er toie ^ut (Don ben übrigen feilten und ctnfttoctfcn bic glcid^en Setoctfc) SDKtfllicbcr jener ©emcinben toaren^ bic man SBalbcnfcr ober ^idarben nannte.^) ^n ben IBetoegungen/ toeld^e adsbalb audbrad^en, unb bie an ben 92amen bed 9lnaba))tidmu)9 angelnä))ft ju toerben ))f[egen, taud^en bie 9^amen ber eben genannten äßänner fteti^ gemeinfam auf, unb bie El^ronifcn ber \plxUxtn Siaufgefinnten toiffen tjon il^nen fSntmtlid^ gu berieten. ^Dagegen ergäl^Ien uniS meber biefe Sl^romfen nod^ bie ©d^riften ber geitgenSffifd^en ®egner tttoa^ baüon, ba§ SDlartin Sfieinl^arb, el^emaliger ^rebiger ju 3fena, ^einrid^ ©d^tpertfeger^) ober Z^oma^ SDiünjer, tocld^e im Saufe bei8 Qf. 1524 fid^ ebenfaQ« öorübergel^enb in 5ßürnberg aufl^ieUeri/ irgenb toetd^en unmittelbaren älntl^eil an ber (Srl^ebung ber ©emeinben, bie man !£&ufer nannte, genommen l^aben. 2Bir ^aben oben ben ©egenfatj, toe(d^er gtoifd^en ben Süan* gelifd^en unb ben Sutl^erifd^en im 3^1^^ 1524 beftanb, aud ^ani^ ©ad&g' ©d^riften lennen gelernt unb feftgeftefft, baß bamatjS ber SOtaler ^an» ©ebalb 99el^eim ju ®a6)^ äSejiel^ungen befaß. 93alb 1) ö. ©rag^t a. O. II, 12. — Ottiu«, Ann. p. 46. — ^ed, (Sc* fd^id^t«büd^cr @. 61 f. — Ottiu« fcnnt nur brci ©d^riftcn öon il^m, e« |xnb aber niinbeßen« fed^d unb baju ein Sieb erl^alten. (2h; aar ein aiffenfd^aft« lid^ gebilbeter iD^ann. — (Sine ©üjse feine« Seben« in ben äJ^ennonit. $BL 1885 9lx. 9. 2) ö. ©ragl^t a. O. 1685 II, @. 23 u. 24. „Lodovicus (Hätzer) was van de Gemeynte der Waldensen." 2)erf. erjd^It, bag $ut ,,t7on ben alten walbcnftfd^en ©rübern geipejen (ei". — 3)er d^ronift 30]^. @alat be- seitigt bie« in ©ejug auf $ä^er, inbem er il^n ,,einen ber $i(!arbifd^en" nennt, ^rd^iü f. ^äftoex^. 9lef.-(i(efd^. I, 21. 3) ^. 9leinl^arb mürbe burd^ 9lat]^«befret üom 17. $e$. 1524 au^ iRürnberg k>ermiefen, nad^bem @d^mertfeger fd^on am 29. October ben ^u«« ti)eifung«befel^l erl^aUen l^atte. 15* &^& jetgte e0 ftd^, bajs äKitglieber ber SOtderjmtft^ fotoie ber @olD* fd^mtebe^ ber SSud^bruder unb ber SöanUvdt ben gletd^en ®tanb< puntt tt)ie äJel^eim einnal^men. SBirb t^ totiffl 3uf<^ Ht^/ ^^^ IDend eben biefen SSeJ^eim feinen 93rnber nennte ben er ^^ui ber SBal^r^eit Hebe"? 3Benn tpir nM erinnern, bag bie SBräber in ber ©d^toei}, mie oben bemerft, bereite int ^. lö22 ben 9tamen (Süangetifd^e t>on fid^ gebraud^ten, fo fSdt anf bie Sage ber iDinge bod^ ein merfmürbigeiS Sid^t. SBer miSgen mol^( bie iDKtgUeber jener Partei gemefen fein, toeld^e ®adj^ ben Sntl^erifd^en gegenüber« flellt ? !X)er 9(nl^ang ber (Srfteren ISgt fid^, ba fld^ bie S)inge natur« gemäg in ber ©ttde t}o((gogen/ ^eute nnr fd^toer überfeinen. S)od| miffen mir, bag bie 89rüber felbft nnter ben ©eiftlid^en t^rennbe befagen. (£& ift überliefert, bag $nt mit bem ^rebiger an ber (Centfd^^Orbendfird^e gn ©. ^acob, ^ac. 3)otmann, frennb^ fd^aftUc^ t}erf eierte ^), bag ein ^Dentfd^orben^l^err an& SZürnberg, 92amend Seonl^arb, in aller f^orm 9)titglieb ber SJruberfd^aft unb nnter ben 89rübem $rebiger tpar, bag ber bamaltge ^re^ btger ju Slter^borf, 3Bo(f gang $oge(, aUbalb (26. m&xi 1527) ben SÄärt^rertob erlitt*). 1) 2)oImann ffatte il^n gafifteunblid^ in feinem ^aufe beherbergt; f. 3tf<^* b. l^i^. $er. f. ©d^maben nnb Nienburg 1874 @« 230. 2) i^l^ogel »ar ein i^reunb 2)o(mann8 unb $an9 $ut6; og(. 3^* a. a. £). @. 248. — «on »oger« @<5rift „«»jn troftlid^er ©enbbrief" n. f. w. (1526) ftnb üerfd^iebene ausgaben erfd^ienen. 2)ie le^te beforgte ijol^. 2)an. Ferren« jd^mibt in ^aUe 1717 unb envp^affi {te a(d einen au^ge^eid^neten „(utl^erifd^en 2:rattat''. (Sr »ugte nid^t, ba| $oge( al« .^Stebertönfer" üon bem lutl^e« rifd^en ilJ^agifirat p iRürnberg ^ingerid^tet »ar. ^m 3f. 1773 fd^reibt SBifi: „a^ ift in üermunbern, bag ba« Suc^ no(^ fo gut ebangelifd^ abgefagt ifl, ba bo(^ $ogeU ^rrtl^ümer unb Sufrul^r fd^on in bem ^af^x audgebro(^n waren, ba er bied ©(^reiben l^rau^gab/ 229 3)te Umftättbe fügten eö, tote toir oben fallen, ba§ gerabe im Qfal^r 1624 bie ffiüaitgeltfd^cn fd^toere SJerlufte erlitten, unb bag ber Sinfing ber Sutl^erifd^en t)on äßonat ju 3Ronat toud^iS. ©ettbem ha» {Regiment ber @tabt toefenttid^ in ber ^anb bed SajantiS ©pengter lag nnb bie Xf)at\ai)t feftftanb, bag fintl^er an mäd^tigen 9%etd^dfütften, jumat am (El^nrfürften Don ©ad^fen, eine ftarte ©tii^e getoonnen l^abe, toiefen aQe @rtoSgungen ber ^Jolitil toie ber «lug^eit barauf l^in, ben ^Infd^Iuß an Witten- berg ;n fnd^en. SBieQeid^t lag barin in ber ^l^at bie einjige a^öglid^feit, gn praftifd^en nnb banernben 9{engefta(tungen bnrd^' anbringen. Qfnbeffen feftft toenn biefer ®ntfd^In§ nnöermeiblid^ toar, fo blieb bod^ nod^ bie SIÄöglid^feit für ben SÄagiftrat offen, inner* l^alb bed nnnmel^r Intl^erifd^en ®emeintoefend bie @l ei d^ beredt« tigung ber ei^angelifd^en 99elenntniffe gn t^erlünben nnb burd^« jufül^ren, unb eben bie grage, ob bie ©tjangelifd^en toenigften« gur S)ulbung gelangen toürben, f))i^te fid^ l^ier ^nm erften fSftat gu einer folgenfd^toeren @ntfd^eibung gu. 93o bidl^er innerhalb beiS ^zxäft» äßagregeln toiber ®lan« bendabtoeid^ungen getroffen toorben toaren, ba toar ed auf @runb ber beftel^enben SRed^tööerl^ältniffe gefd^el^en; benn fo tief an fielen Orten and^ bie lutl^erifd^e Seigre fjug gefaxt l^atte, fo toar bod^ eigentlid^ nod^ nirgenbd bie fBrmlid^e nnb red^ti^gültige Sonftitnirung ber Intl^erifd^en Äird^c erfolgt. Da ging im :3al^r 1524 bie Sleid^öftabt SWürnberg mit ber formellen Soi^fagnng bon ber riJmifd^en Äird^e öoran. „Qn biefem Qfal^r, ergäl^len bie SWfirnberger El^ronifen, l^at man bem ^a^jft Urlaub gegeben". 9tad^bem bied gefd^el^en toar, galt eiS, aud^ in ber toid^tigen f^rage ber ©laubeniSfreil^eit neue Wed^tiSgrunbfäte ju fd^affen; bie Stellung, bie bad ®emeintoefen in biefem fünfte nal^m, toar für bie SnttoidClnng ber Intl^erifd^en jKrd^e mit ober gegen Sutl^eriS Eilten )?on ^räiubigirlid^er Sebeutung. 230 2Benn bie erneuerte 9[nn7enbun9 ber atten Zl^eorie auif gegen gemäßigte unb d^riftttd^e Sleligioni^^Slnfid^ten in einem Intl^erifci^en ®emeintpefen jum SSefd^Iu^ erl^oben tparb, fo mar ber Äetm einei^ tiefgel^enben unb toerberbtid^en 3toief|)aft3 gelegt, unb bie reformatorifd^e Setoegung beraubte fid^ fettft eine« großen Xl^eiW il^rer inneren Äraft unb ©tSrle. 3fn biefen Umftänben liegt bie SBebeutung be« ^rojeffe«, ber in ber Äird^engefd^id^te unter bem unjutreffenben SWamen be« ,/^rogeffeö toiber bie gotttofen SKaler" belannt getoorben ift unb ber fd^on fofort nad^ feinem 9(ui9trag toeit unb breit baiS größte auffeilen erregte. (Sd liegt augerl^atb unf erer Stuf gäbe, l^ier eine neue Untere fud^ung biefer Vorgänge , bereu biefetben fel^r bebürftcn, anju* fteQen. SSielmel^r lann id^ nur einige $(nbeutungen geben, bie fid^, toie id^ l^offe, bei anberer ©elegenl^eit toerben öeröoflftän* bigen taffen. Wlan f)at ben $rojeß bidl^er t)xtl ju tpenig a(d ben ^n&^^ trag einer $ringi))ienfrage unb atö ben jtam)}f gmeier großen Parteien, ber er in S93irf(id^feit toar, betrad^tet. @d ift rid^tig, ba§ nur bie fjül^rer, öor Slöem ^fol^. S)endt, öor ®erid^t gefteüt; gefangen gefegt unb beiS Sanbe« t^ertpiefen tourben, aber e« ift fatfd^, baß eiS fid& tebigtid^ um ^jerfiJntid^e aWeinungi^berfd^ieben«' l^eiten jtoifd^en Dfianber unb ®|)engter einerfeitö, unb ©end anbererfeit« gel^anbett l^abe. ©iefelben Ääntpfe, toeld^e in 9lürnberg ettoa im October 1524 il^ren Slnfang nal^men, toieberl^otten fid^ toenige SDtonate \p8ttt an anberen Orten, t?or Slttem in Qüviä) unb ©. ©allen. SWun toiffen toir, baß in ben lefeteren ©täbten gerabe W Qnn^U ftuben ber ^anbtoerler, jumat ber SBeber, bie ÜÄitteI|)unfte be0 SOBiberfprud^« toiber bie auffommenbe Iut]^erifd^*jtoinglifd^c äuffaffung bejS ©laubeuj^ toaren *) unb baß überaß bereit« eine 1) ($. (SgH, ^ ®t (BaUn 22iufer. Sürid^ 1887 e. 24. 2dl feftgefd^Ioffene ©emetafd^aft ober 93ruberf(l^aft i^orl^attben toat, tottd)t für tl^re befonbere Sluffaffung ber Seigre S^rifti gteid^e SSered^tigung unb religiiSfe ^Culbung t^ertangte. !Z)ie 3nten beiS Sßürnberger ^rojeffed ergeben nun, bag ed anäf l^ier bte 3u^ftftuben unb bie „Siebl^aber bed ^anbtoerfö" toareU/ meldte bte O))))ofition trugen, )7or SHIem bie ®i(be ber üßaler unb SBilbfd^nt^er, toüäft fett a(ten 3^^^^tt in ißürnberg ejciftirte, unb bag aud^ l^ier beretti^ eine fefte SBruberfd^aft be* ftanb, bie in !£)end einen il^rer Sßortfiil^rer gefunben l^atte. S)a]^er tontntt e0, bag bie äßSnner, toeld^e in ben ^rojeg t^ertoidett toaren, fid^ aui^brüdtid^ ate8)rüber^) begeid^nen unb bantit ben Sßanten gebraud^en, ber innerl^alb ber 89ruberfd^aft iibtid^ toar, unb bag bie lutl^erifd^en ^rebiger in beut ®uta^ten, tpeld^eiS fie über !Dendd 83elenntnig auffegten, i^n a(d ben SSertreter einer beftintntten Partei bel^anbeln, inbent fie u. H. in äSegug auf bie öon 2)end tjorgcnommene SSerbreitung feiner Selenntnigfd^rift fagen: ,,!£)abei fielet man aud^, n?ie e0 falfd^ ift, bag fie (b. ]^. bie SBrüber) fteti^ (eugnen, fie reben mit Sßiemanb, fie (eieren Sßiemanb, fie begel^ren 9tiemanben auf il^re Seite ju jiel^en". *) ^ie äßagregeln ber (utl^erifd^en Dbrigfeit begannen am 31. Dctober 1524 toiber $an0 ®reifenberger. ^n ber älnftage toiber il^n ftanb unter 9(nberem/ tpie oben bemerft, ba^ er bie Seute 3U einer ntntn @efte t}erfü]^re.') S)anad^ fd^eint e0, bag man bie ©elte bamate fd^on als beftel^enb anfal^. ®reifenberger l^atte eine ©d^rift über bie iJragc tocrfagt: „Oh ba« ffiöangettum feine ftraft t)on ber Äird^e l^abe" unb bamit bie Erörterung über einen §au|)tftrcit^}Uttft jtoifd^en ben Sutl^eranern unb ben ©t^angelifd^cn eröffnet, ©iefe 1) e. ba9 8efenntntg SDeitcf« in Anlage 9h:. 8. 2) @. bte anläge 9h;. 9. 3) eoben, Beiträge jnr (Befd^. b« 9ief«, @. 204. 234 ©d^rift ju i^erftel^eu/ koirb ftd^ mir ia9 SBerftSnbntg nt^t er« f(i^(ic§cn; fotoctt mt(i^ aber ble ^atfxfjtit treibt, fotocit tjcrftel^e id^ [ie, nid^t aud SJerbtenft, fonbern an§ ®nabe. SBenn id^ fie nun alfo (b. 1^. an§ beut eintrieb eined reinen ^crjen«) tefe, fo finbe id^ in il^r jum Sil^eit 3^«fl^iff«/ ^*^ ^^^ fräftig beftätigen, ba§ ha», toaö mid^ treibt, bcr ®eift %ifti ift, uon bcm ble l^eitigen SBüd^er fagen, er fei ber ©ol^n be« «der^Sc^ften. SBont @(auben »age id^ nid^t ju fagen, ba^ id^ tl^n l^abe unb bod^ fel^e id^, bag mein Unglaube t)or il^m nid^t beftel^en lann. !X)arum f))red^e id^: SBol^tan in ®ottei^ beiS atOmSd^tigen SWamen, ben id^ an& bem ®runbe meine« ^ergeui^ ffird^te, $err, id^ gtaube, l^itf meinem Glauben. 3fd^ l^atte bic ©d^rift mit ^etru« für eine Sendete, bie ba tcud^tct im fjinftcrn. S)od^ vermag jte, toie fie benn mit ÜKenfd^en* l^änben gefd^rieben, mit äßenfd^enmunb gef^jrod^en, mit STOeufd^en* äugen gefeiten unb mit aJicnfd^enol^ren gel^Brt h?irb, burd^ fid^ fetbft bie f^infternig nid^t ganj l^intoeg gu nel^men. ©onbem crft toenn ber S^ag, baö nnenblid^c Sid^t anbrid^t, tocnn ber SRorgenftern, ber &lanit, ber ba« Äommen ber ©onne, ber ©onne ber ®ered^tigfeit (b. 1^. Sl^rifti) angeigt, toenn biefer ©tern (fage id^) aufgellt in unferem ^erjen, erft bann ift bie ginfternig be« Unglauben« übcrtounben. Da« ift in mir nod^ nid^t. ©0 lange fotd^e fjinfterniß in mir ift, ift c« mir unmög* lid^, bie ©^rift aüentl^alben red^t ju öerftel^en. SBie aber lann man ol^ne redete« 93erftSnbnig redeten (Stauben barau« fd^0))fen? Der 2l|)ofteI ^etru« fagt, baß bie ©d^rift nid^t eigner Slu«* legung fei, fonbern ba| e« bem 1^. ®eift juftel^e, fie au«julcgen, eben bem ®eift, burd^ ben fie gegeben Sorben ift. Da« ift mein Sll^un, toomit id^ eingel^e, frei ®ott ju Sieb unb @l^ren unb 9^iemanbem ju Seib ober ©d^anbe. 235 ®i)on in btefen btrjen 3(ui93ügen an» bem ®iauitnSbthnat* niß tritt bie SEI^atfad^e Kar }U Za^t, bag ba^ ©^ftem^ toeld^eiS S)end t}ertrat, t^on ber Sßtttenberger Seigre toefentlid^ t7erf(i^ieben toax. äßtt t)OÜtx Slarl^eit tpirb l^ier ber @ebanfe i^ertretett, baß bie SuiSfage ber inneren Ghrfal^rung ober bai^ d^rifttid^e 99en7Ugtfein bei$ Singetnen neben ber 1^. ®ä)xi% ioä) nid^t über il^r, eine OueQe unfereig ®(anbenÄ ift. SBäl^renb 8nt^er in feiner m^ftifci^en ^eriobe ebenfalls jtoifd^en einem inneren unb änderen SSSort nnterfd^ieben l^atte/) toaren er unb feine Slnl^Snger um 1525 bereitö ju jiener ;3fnft^irationi^(el^re jurüdgefe^rt, totl(i)t mir oben fennen gelernt l^oben unb bie in bem @a^e gipfelt: @d ftel^t gefd^rieben. ®benfo beftimmt toirb t)on !Dend( ber @a^ audgef))rod^en, bog ein &toa&, ein ^unfe ber SBal^rl^eit, ein 2:rieb jum @uten in jebem SOtenfd^en übrig geblieben ift, ber bie ©el^nfud^t nad^ einem reineren unb befferen geben toedtt — ein ©a^, an beffen (Stelle bie Sil^eologie ber tutl^erifd^en Sird^e bie Seigre k^on ber gänglid^en SBerberbtl^eit beiS äßenfd^en gefegt l^atte. (SnbUd^ aber unb )?or 9lQem l^ielt !Dend( an ber Zf)at\aä)t feft, baß t^ ein unmittelbare^ 93er^(tniß @>otteiS ju ben guten äRenfd^en giebt, baß ®ott ol^ne SJHttel äußerer älrt bloß burd^ bad innere Sid^t, ia» ha ift Sl^riftuiS, ben Glauben totät SBenn man ba0 ®utad^ten ber Sßämberger ^rebiger n^iber !Dend, toeld^ei^ tttoa am 15.:3fanuar bem 9)tagiftrat übergeben toarb, burd^fiel^t/ erlennt man, baß biefer @a^ befonberiS ba}u beige« tragen l^at, ben 89efd^(uß bed ftaattid^en @infd^reitend l^erbei« jufül^ren. S)ie ^rebigcr fagen: „S)a« ift ein SBetrug unb Sift, tote biefe ^xopfftizxt ))flegen ju l^anbeln. (S^ ift n)a]^r, @ott giebt ben ©tauben, er giebt il^n aber burd^ SWittel beiS ®e* l^ör^, toie oben gezeigt ift. Da« (Sel^iJr lommt an^ bem ^rebigen ober ©d^reiben; alfo bleibt ®ott ber SBerfmeifter unb bie ©d^rif t 1) 9{ft]^ere« bei gering, S)ie m\0t Sut^er« Seipsig 1879. @. 149. 236 ober \>ai^ ^rebtgtamt iai^ SSertjeug, uttb fo koenig ein Sßerfmeifter ol^tte SBerfgeug tttoa^ t)oI(enben lann, fo toentg toilt ®ott ben ©tauben geben benen, bie feine ©d^rift ober ^rebigt öerod^ten." (S» tft merftDürbig, ba^ gleid^ l^ier, n)0 bie Parteien gnerft aufeinanberftie^en, bie ©egenffi^e in \)otlex Alarl^eit gu 2:age treten. S3ir l^aben oben gefeiten, bag fintl^er in ben ^rogeg ber Sereinigung ber @eete mit ®ott bie 1^. ©d^rift aiii t)ermitte(nbei^ ®tieb ipieber eingefd^oben, ben Glauben baran al» bie gur (Sr» langung ber ©eligleit notl^t^enbige Seiftung unb bie ^rebiger aU ia» unentbel^rtid^e SBerfgeug gur (Sriangung bei^ ©tauben^ l^ingeftellt l^atte. @i^ n?ar natfirlid^, bag bie ^nl^Snger ber ®Iaubeni^(e]^re ber altebangelifd^en ©emeinben, n^etd^e bie ®elig' feit allein an ben Glauben unb bie ©nabe, nid^t aber an irgenb ein SSerfgeug gebunben toiffen t^oKten, barin einen Vb^aU t)on ber unter i^nen überlieferten Äuffaffung unb eine ffiieberan* fnüpfung an bie ßel^ren ber riJntifd^cn Sird^e erfannten. ®ben in ienem &ntadfttn toavi ipeiter erltärt, ba^ bie ^rebiger gwar bereit feien, ferner in biefer ©ad^e gu t)er]^anbctn, baj3 fie aber eine fold^e SSerl^anblung für unnü^ anfeilen mfi^ten unb il^ren ©egcnberid^t auf ba« SBcfcnntni^ bal^er nid^t (toie ur^ f^)rünglid^ beabfid^tigt toar) beut Sfngeflagten, fonbem ber Dbrtg^ feit eingureid^en fid^ entfd^Ioffen l^Stten. ^Ingeftd^ti^ ber S'ht^foftg* feit weiterer ©rörterungcn ertoarten bie ^rcbiger (toie fie am ©d^Iug fagen), bag bie Dbrigleit, toie e« il^r tjon 9imt»^ unb gÖttlid^er Drbnung t^egen gebfil^re, (Sinfel^en tl^un toerbe, bamit bie SJerltagten „il^re giftigen Qfrrtpmer (toa« fie bod^ nid§t untere (äffen) nid^t toeiter unter ba« SSoR ausbreiten." 5Die crfte f^olge bicfeö ©utad^ten« toar, baß am 18. ^amxax ein iRatl^dbefd^fug erfolgte, toeld^er befagte, bajs bie ©ad^e ber gefangenen 3Rater rul^en gu laffen fei, bi« bie ängelegenl^eit üDendiS erlebigt t^äre. ^iennit lourbe biefe ©a^e k^on ber ber 237 fßlaUx getrennt/ unb ha augerbem tüoa am 25. Januar ein ti)toloii\äjt^ ©utad^ten abgegeben toati, tporin ftanb, ba^ S)en(i niematö ^^bie Obrigteit atö feine |)errn t^erneint'^ l^abe unb t>a^ „tx in feiner Opinion bei toeitem nid^t fo gotttoi^ n^ie bicfe ßcute (bie 3ÄaIer) gemefen fei," ^) fo flnb biejenigcn, toeld^e an^ ber angebtid^en @^ott(ofigfeit ber SOtaler (bie id^ inbeffen be« ftreite ^) bie älui^toeifung ®endt0 erflären tootten, nid^t im Siedete. 2Bi.r tennen bie (£reigniffe nid^t, meldte ftd^ jmifd^en bem 18. unb 21. ;3[anuar t>oQjogen; genug / am (erstgenannten 2^age erfolgte ba^ toid^tige ÜDefret, toorin befolgten warb, ba§ 35endt toegen ber „und^rifttid^cn Qrrti^ümer", bie er l^ege, öor Sonnenuntergang bie @tabt ju t>erlaffen i^abe unb mit einiger SJcrbonnung ju beftrafen fei, toibrigenfaßi^ il^m „na^getrad^tet unb er an feinem 8eib geftraft merben foüe."^) @^ war, toie oben bemerft, ein überauj^ folgenrcid^er S3e^ fd^tu^ unb in ber Seioegung, bie er ni^t nur in Mrnberg, fonbern an fielen Orten 35eutfd^lanb^ l^eröorrief, ai^ er befannt tourbe, fpiegett fid^ feine Sebeutung toieber. ffir toar baö 3^^^^/ bag ber offene $am))f jmfd^en benjenigen @oangeIifd^en, toeld^e an ber Seigre ber älteren Parteien feftjul^alten entfd^Ioffen loaren, unb ber neuen Sirene öon lel^terer mit §ülfe ber ®taat^'' gctoalt begonnen loorben toar, unb toeit unb breit ging baj^ aSorgefäl^I fd^toercr Srifcn burd^ bie Station. 1) @. .^i;(^endef<^i<^ta(]^e etubien. Setp^ig 1888 @« 249« 2) SD'^elandptl^oii {priest ftc^ im Comment. in Officia Ciceronis über bie ^rage aud: Num Magistratus punire possit errores meutis unb fagt babei: «Erant Norimbergae pictores, qui, cum haberent enthnsiasticas opiniones et imaginationes de violentis raptibus, passim dicebant, se nondum credere symbola, sed exspectare violentos raptus. Hos senatus jussit ex urbe discedere, nplens habere cives professione publica negan- tes, se credere symbola, ac juste fecit senatus/ ^o tft l^ier oon (&ott« lofi gleit, ^^ufrul^r u* f. xo. bie 9iebe? SD^elani^tl^on n^ar jelbft um jiene 3eit in ^^ürnberg, tann aljo al$ ein guter Q^eiuä^rdmann gelten* 3) jtetter, 2)enct. ^i. 1882 @. 249. 288 (EiS toav natnxlxäf, i>a% bte SOtfinner unb bie ®lanitn»k^xtrt, toüäftn in 92ürnberg ber ®ttmptl ber ©efäl^rttd^tett unb ®ott« lofiglctt aufgebrüdt toorbcn toar, ein für aße SWal 6ci ben* ienigen, tpel^e bem 93etf))iel dtürnbergiS ^u folgen pfltQtm ober fi^ mit SÄürnberg in ber Sluffaffnng be« Intl^erifd^en ®Iauben§ einiS tonnten, in bie äld^t ertlärt tourben. S)aiS @emein)oefen; totläjt^ bie SOtänner anfnal^m unb fd^ü^te, bie in 9^ürnberg beiS aSerbre^eniS ber Sefeerei f^ulbig erllärt toorben toaren, ftettte fid^ in einen naturgemäßen ^egenfa^ ju ber mäd^tigen Sieic^iS' ftabt unb ju ber lutl^erifd^en ßel^re, tote fie bort geübt unb auf* gefaßt tourbe. ^n ber Zi)at feigen n?ir Dend unb feine ^rcunbe t)on nun an überaü, lool^in fte famen, in SSafet, 3^^^^/ ®^- ©^ß^^^/ SEßormiS, 5lug«burg, ©tragburg u. f. to. gerabc öon ben lutl^e* rifd^en ober jtoinglifd^en Parteigängern atö ftaat^gcfäl^rttd^c SDiänner bel^anbelt, unb ba^ S^^fl^iß/ ^^Id^eiS bie 5Äümberger Sll^eologen nad^ feiner 5lu§tt)eifung öertraulid^ aui3f^)rad^en, ba§ er nie mal« bie Dbrig!eit unb feine ^flic^t toiber fie ,,tjerneint" l^abe, l^alf il^m nid^t«, toeil im ©egentl^eit überaß ba« falf^e ©erüd^t öor il^m leerlief — er beftätigt biei^ fetbft in einem SJrief an ben SDiagiftrat öon äugiJburg ^) — , baß er an& 9?ürn^ berg toegen aufrül^rerifd^er JBeftrebungen aui^getoiefen toorben fei. HDäir befifeen feiten« ber aßänner, bie bi« jum 3f. 1525 in 5Würnberg freunbfd^afttid^ mit ©end öerlel^rt l^aben, tjor Slüem feiten« ^irfi^eimcr«, Sleußerungen über bie 3lu«toeifung unb bereu ©rünbe. S)arin toirb mit feinem SSSort auf SKüujer S3e^ jug genommen; öielmel^r fd^icbt ^irfl^eimer bem DecoIanH)ab, (al« beffen ©d^üter er ben S)endt mit Unred^t betrad^tet) unb feinen Seigren bie ©d^utb an ber Sataftro^)]§e ju. SBoIfg. So^jito, ber oon Slürnberg au« unterrid^tet toorben toar, l^atte erfal^ren, 1) Heller, $and ^end. @. 250. J 239 ba§ bcr ®runb bcr äu^tücifung in antitrtnttartfd^cn äuffaffungcn gelegen l^abc. (S& gingen offenbar öerf^iebenc SSerfionen um, aber bte Sßtf)anpt\inQ, bag 5)en(I aU ÜRünjerianer öcrbannt toorben fei fonb öon bornl^eretn in ben Steifen bcr Unterrtd^tetcn leinen ®(auben. Um bie ©reigntffe ju berftel^en, muß man bcbenlen, ia^ toentge SWonate nad^ ben SKürnbergcr SSorgängen bie SSauern unter SBerufung auf bie ,,et?angelifd^e ^vüf)txV' unb auf &ntf)tx& ©d^riften fid^ erl^oben. SDlan totx% bag etnjelne gül^rer biefer neuen ©rl^ebung ebenfo toie ©tau^^i^ unb ©end an^ ber ©d^ule ber SK^fta l^erborgegangen toaren, unb eiS toar für eine gefd^idte •JJoIcmil ni^t fd^toer, bie SBerüJ^rungi^^^unlte, bie in ber Zi)at t)ovf)anitn toaxm, berart in ben äSorbergrunb ju fd^ieben, ba^ bie SSerfd^iebenl^eiten gauj überfeinen tourben. Qfn ber ungel^euren Aufregung }ener ^a\)xe toar jiebe SWeuc* rung, toeld^e fid^ ni^t bereitiS feftgefefet l^atte (toie bie lutl^erifd^e in ©ad^fen unb bie jtotnglifd^e in ber ©d^toeij), fotool^I ber römifd^en Äird^e toie ben änpngem ßutl^er« öerbäd^tig. SöSenn eg ben SSertretcrn ber altebangeftfd^en ©lauben^Iel^re ntd^t gelang, einen ober mel^rere geiftigc gül^rer öon groger unb anerfannter Slutorität jtt gewinnen, ^ül^rer, toelc^e ba§ ©d^iff ber ®emein* fd^aft »ä^renb eineö längeren Qtxtab\ä)mtt& hnxä) bie S8tt^)<}en ju ftcuern tocrmo^ten, fo toar fie fd^toerlid^ im ^taniz, i^xt Sered^tigung unb Sigenart jur öffentlid^en Senntniß, gefd^toeigc benn jur öffentUd^en 9lnerlennung ju bringen. ©oba(b baS äluftaud^en ber neuen Partei befannt tourbe unb fobalb e« verlautete, bag bereu Slnl^änger »eber riJmifd^^Iatl^olifdn nod^ lutl^erifd^ fein tooQten, toaren bie 93ertreter beiber äiic^tungen mit ©ifer bemül^t, il^rer SluSbreitung entgegenzutreten. 8lfö beßte« SWittel für biefen Qtotd galt eö bamal«, toie uniS ein 3eitgenoffe belehrt, bie Gegner fofort bei il^rem erften 5luftreten aW öerbäd^tige unb öertraueniSuntoürbige ^erfonen ber Deffcnt* 240 li^Ieit angugebett/^) unb inbem iamäf t)erfa]^ren toaxi, gefd^al^ t&, bag totit unb breit a(i9balb bie J^ä^lid^ften SJerleumbungen auftaud^ten. @i9 toat ein fd^toereiS Ungtüd, ba$ ftd^ t7om erften Singen« bUd an in bie St&mp^^, toeld^e mit ben Mrnberger Sreigniffen innerl^alb ber (Stoangettfd^en an^bta^tn, bad @ift falfd^er 9(n« t(agen etnfd^UcI^. 3)ie fac^lid^en ©egenfä^e^ n^etd^e ]tit ber SBenbung, bie bie ÜDinge in äBittenberg nahmen/ unüermeiblic^ getporben maten/ erl^ielten baburd^ eine furd^tbare äJerfd^ärfung unb fteigerten fic^ aUmäl^Iid^ bi^ ju bem fünfte/ ben ber Stamp] in ben Un« rnl^eU/ bie fid^ an ben Spanien ber /^äBiebertänfer'' biü^fen, er« reid^te. (&& ift betannt, ba^ bie @d^ulb für bie[e SJerfd^arfung biiSl^er auf bie @d^ultern berer gelegt gu tt)erben pflegte^ tvüift in bem großen Sampfe ber fd^iuäd^ere Streit nnb bie um beiS @(aubeni^ tpiUen ä$erf olgteU/ nid^t aber bie ä$erfo(ger, gemefen [inb. SBie bem and^ fein mag, fo ift bod^ getoig, bag nad^ ben SWürnberger ©reigniffen ber offene SBrnd^ jtoifd^en ben Sntl^e« rifc^en nnb ben @emeinben ober /^Ke^erfd^ulen'^ beren $ü^rer im @ommer 1524 in 9türnberg getoefen toaren, unabmenbbar toar. Um bie SBenbe ber i^^a^re 1524/25 trat bod entfd^eibenbe (Sreigni^ ein: bie @emaltmagrege(n mad^ten n^ie ein £auffener bie 9iunbe burd^ bie (^emeinben unb eine lebhafte Seioegnng toarb aller Orten bemerfbar. Wlan toat in ben Greifen ber 83rüber toeit entfernt t>on SJ^utl^Iofigfeit; bietmel^r marb bieSo^fagnng t7on ber neuen ^ird^e befd^loffen, nnb gerabe in benfelben SSod^en/ »0 in Qwciä) bie SWad^rid^t üon ben Mrnberger SSorgängen einlief, toarb bnrd^ bie öffenttid^e ffiinfül^rung ber ®pöiU taufe ia^ ©ignal gur offenen S:rennung gegeben. 1) @« ben SBrief Oecolampab« an Slaurer t)om gebruar 1527, loo ed ton ben Gegnern ber neuen ^irc^e ^eigt: „Nam si ab initio recte describuntur popalo, nemo illis fidem habet." ^^U ^ergog, 2>a6 Seben Oecolampab« II, 291* Her iße^inn )er Deformation ttn) ixt lieber fd^ttlen. !2)ie „ftegetf(^ulen" bieSfeitd unb ienfeitiS ber ^Ipen um baS 3a^v 1515. — S)et intematioo tuile Bufammenl^ang bet (Sfemeinben. — ^ie SBtübet am Stiebetvl^itt unb i^te „S^nago« gen". — Kbolp^ Slatenbad^. — !Cie 92amen bev Särübet im ißolfdtnunb bot unb nad^ 1525. — 9leue ®«tten-ai Töntif(!^=Iatf)oIif(^e £eben8ibeal. Um baö ^af)x 1515 unb frül^cr gob c« in bcn "älptn^ tf)lxktn ^icmont« unb ©übfranfret^j? (Jl^riften^'öemeinben, toeld^c bie ;JJurii8bi!tion bcr riJmifd^en flird^e nid^t anerfannten. Unter bcm 5DrucI ber Äefter«»®e}efee l^atten biefe ®emeinben — bie ©egner ))fl[egten fie SEßalbenfer gu nennen — bie öffentlid^e So«* löfung bon ber römtfd^cn Äird^e unb bie ©infül^rung berjeniflen l^eiligen ^anblungen, toeld^c fie für fd^riftgemäg l^ietten, nid^t öertoirttid^en !önnen, unb fo begnügten fie fid^ notl^gebrungen mit ber Slufred^ter^ttung ber apoftoüfd^en ®emeinbe*SSerfaffung unb mit ftiöen Slnbad^teU; nal^men im Uebrigen aber an bem ®otte«bienft ber römif^en Äir^e S^^eit, faßig fie bap gejtoun* gen »urben. SBaig um unb nad^ 1515 in jenen ©egenben ber gatl toar, bag traf aud^ auf bie ©d^tpeig, ba« 8ieic^, Sngtanb unb SJöl^* mcn ju. Dteigfettig ber ^Iptn gab ei8 genau ebenfo toie ienfeit« bcrfelben um bie genannte ßeit Se^erfd^ulen (tote fie in ben Urfunben genannt toerben); »eld^e il^re eignen ^rebiger unb eignen ®ottei8bienft befaßen, im Uebrigen aber in ungetöftcr äußerer SSerbinbung mit ber römifd^en Sird^c tjerl^arrten. ftellev, &aupi^. 16 242 5Dcr ^amt ©d^ulc btentc im garijcn SDWttcIattcr unb fefbft nod^ im 16. iQfal^rl^unbert ^ur Segeid^nung einer tixä)üi)tn ©onbergemeinbe^), nid^t eine« SSereiitö, unb e^ toirb bal^cr W gnm Setoeife beiS ©egentl^eitö aU bargetl^an gelten muffen, bog in ber Qttt, too biefe ©d^nlen in ben SBten tjorlommen — unb fie begegnen un« bor unb naS) bem Qfol^r 1517 — anuer* fd^iebenen Orten ©emeinben borl^anben toaren, ®emeinben, bie fid^ afö red^tÄgültig conftituirt anfallen unb gemSg il^rem Str^ d^enbegriff anfe^en lonnteU/ obtool^t bie Zeremonien/ bie fie atö f^riftgemäg betrad^teten, bei il^nen nid^t in iJffentlid^cr Uebung toaren. 5Die „©d^ulen" in ber ©^loeij treten un« um ba5 3f- 1^22 bereit« in einer feftgefd^toffenen fingeren SSerbinbung entgegen, bie, toie bie äfften betoeifen, Ifingft öor bem genannten ^a^t gefd^affen toorben fein mn^. 5Die erftc SSerfammlung ber SBrüber, t?on ber toir l^Ören, l^atte gu SBaben ftattgefunben.^) S)ie Drganifation fd^eint gunäd^ft nur bie ©d^toeijcr ©d^u^ len umfagt gu l^aben. Qfnbeffen beftanben öom erften 8lugen^ blid an aud^ SBegiel^ungen gu ben SBrübern, bie jienfeit« ber Sitten tool^nten; benn unter ben SKitgliebern ber Sefeerf deuten, loetd^e in ben äften öorlommen, erfd^eint aud^ ein getoiffer Valentin ®rebig afö Wiener be« SBort«, t?on bem au^brüdflid^ begeugt toirb, bag er au« ©aöo^en ftamme; aud^ au« ber italienifd^en unb frangöfifd^en ©^toeig nal^men SBrüber an ber SBetoegung S^e«. 2Ran l^at, toie id^ glaube, öiel gu toentg bead^tet, bag brei ber l^eröorragenbften gül^rer ber „®^)iritualen", nfimttd^ bie ©raubünbner 3;8rg öon SBonabug^) (ber balb unter bem öolfö* 1) ^Ql % ^axnad, S)te Seigre ber gtodlf $(^ofleL Zp^ 1884 @. 1S4. 2) Misere« bei Äellcr, 2)ie Sftcforntation u. f. ». ipi, 1885 @. 400. a)er „8eut<)ricper" ifl wa]§rf*einli(l& UIri* 3»inga. 8) iBgl. (Sgli; 2)ie @t. ^aHer 2:äitfer. e. 20. 243 tl^ümlid^en Siamcit Qförg, bcr Staurod, bclonnt tourbe) unb änbreaiB ©aftcftcrget; genannt auf ber ©tüCgcn^, fotoie ber ©ol^n bc« @t. ®aßcr 3«"ftoeiftcr3 SBoIfgang ©d^orant, gen. Ulimann, lange 3^^^ ^^ 6^1^ ur gelebt l^aben, too bamafö bte großen Sn|)cnftragen, bte aviS ^taüm in bai8 SReid^ filierten, fi^ trafen, unb mlä)t» ben ®ta)7etpla^ für ben ^anbet mit Oberitalien bitbete. ^n biefem S5ünbner*8anbe, too bie rl^ätoromanifd^e ®ptaä)^ tjorl^errfd^tc unb ein [tarier SSrud^tl^eil ber SJeöölIerung ita* lienifd^ toar, toar man getool^nt, mel^r ben geiftigen Slnregungen, bic t)on ber Sombarbei unb ^iemont aui8 l^ierl^er brangen, ^olQt ju geben, ali8 SBelel^rnng öon SWieberbeutfd^lanb ober ©ad^fen ju cm^)fangen, unb fo getoiß eö ift, bag bic Q&xxäjtt (greigniffe unter itm ©influg ber @rf Fütterungen, iit t?on SEßittenberg an& ba^ SReid^ burd^judften, fid^ boöjogen l^aben, fo fidler ift, baß bic SKänner, bie öom erften 5Eage il^re« Sffenttid^en auftreten« an ben SBittenberger ©elel^rten in ben toid^tigften fünften toiberf))rad^en, nid^t burd^ Sutl^er ober aÄeland^t^on i^re bor* nel^mften Anregungen crl^alten l^aben KJnnen. @j3 ift in biefen 5)ingen fd^toer, gur üoßen Älarl^eit gu ge* langen, betoor bic Äe^ergefd^id^te SWorbitalieniB unb ber ©d^tocij nid^t beffer aufgel^eßt ift. Die Sombarbei unb Dberitalien über* ^anpt, tüo bic ^eimatl^ ber norbcuro^)äifd^en 3^ud^mad^erei ju fud^en ift, toar feit Sfrnolb ü. SSreöcia (f 1155) aud^ bic $ci* matl^ bibetgläubiger Äefeer, unb atö bie fogenanntcn SBalbenfer im ^. 1218 eine il^rer ©^noben nad^ SBergamo einberiefen, l^at* ten fie biefen Drt fid^erüd^ an^ feinem anberen ®runb geioäl^It, atö toeil biefe ©tabt unb il^re Umgebung einen ber geiftigen ÜRitteH)unfte i^rer Partei bilbete. 1) Ucber tl^n unb bic ,,@(IJuIc", bcr er fd^on feit 1522 öorflanb, ftel^c (g. (Sgli, 2)te Sürid^er aBtebcrtäufcr. 1878 @. 15. 16* 244 35er taternationale ^wf^iwmenl^aitg ber ©cmcinbcn, toit tolr iijxt im ütergel^nten nvh fünf^el^nten 3!rtft fielet: Ao. Cr. 1560. @« fott aber offenbar 1460 j^eigeu. 246 Statten Sujug crl^ielten unb baß fic um ba« 3f. 1617 no^ beftanben. SBenn mon bic anfange ber SRcformatton am SWeberrl^cin betrad^tet, tote totr fie au^ anberen Quetten f ernten, fo ergiebt fi^, ba§ bie erften SDiitteI^)unIte ber SSetoegung bon ben ©cg* nern alö Qfubenfd^ulen ober Synagogen *), b. 1^. Äefecrf deuten, bejeid^net unb bag bereu äßitgüeber einige ^oSjxt fpäter ate 5Eäufer berfolgt tourben, Ja ei8 erließt fogar aui^ ben (S^ronifen, ba§ unter ben näd^ftcn J^reunben Jener SRitgüeber ber Sefeer* fd^ulcn um 1522 ebenfo toie um 1488 granjofen eine 9loHe ffibenfo toie in ben ©^toeiger Sergen unb am SÄlebcrrl^ein erfd^einen in 2;^roI frül^jeitig bie alten Scfeer toieber an ber Oberp^e. ^n Äifebüd^el ift bie ©emeinbe fd^on 1522 nad^^ toeiiSbar; il^r ^rebiger toar bamatö SD^omai^ ^erman, ber int ^. 1527 ebenbort ben 3Äärtijrertob erlitt«) 3lud^ in ben großen oberbeutfd^en ©tfibten, toie in SWlrnberg, 3lug«burg, ©traßburg laffen jld^ il^re ®^)uren um biefclbe 3^^* erlennen. ^einrid^ SBuüinger begeugt, baß bie äßänner, toeld^e feit bem ^. 1525 öon ben ®egnern 2:äufer ober SöSiebertäufcr ge* nanut tourbcn, öorl^er ,,®i)irituöfer" gel^eißen l^ätten.*) 3lber 1) Sjn ber ©d^tüetj tüurbe pr i^erl^dl^nung ber Ite^er, bie fiä) in ben jte^erfd^ulen gnfammenfanben, ba9 ^^i^ubentteb" gefungen. ^qI. (B. (Sgit, IWtenfammlnng tc, 3ilrtd(> 1879 @» 85. 2) Ueber bie ,,@))nagogen" am 9lteberr]^ein f. @oebe(, @efd^. b* d^rtftl. geben«. 1849 1, 128. ®. 2)entmer, Öcfd^. ber Sftcf. am iÄteberr^ein. 1885 @, 3. (E. Itrafft, 2)te ®efd^td^te ber beiben S^ftrt^rer ber et^ang. .ßtrd^e ^bolf (SXaxtnhad) nnb $eter glteßeben. (SIberf. 1886 @. 22 f. (Sben l^ter bejetd^net ^rafft e9 aU unerllärt, auf »eld^e Seife @;iarenba4 mit ben ^ran« gofen in ^erbinbung gefommen ifl. 2)ie @r!tärung liegt in bem erg&^Iten inter« nationalen Sufammenl^ang ber ,,^e(erf deuten''. — S)ag ^larenbad^ nid^t Wl&x^ t^rer ber et)angel. ^ird^e im l^eutigen @inne biefe9 Sorte«, fonbern ber Stäufer toar, f. bei 3of. ^edC, ®efd^id^tdbfid^er ber Siebertäufer. Sien 1883 e. 37. 3] i^ed, ®efd^id^t«büd^er ber Siebertäufer u. f. xo. @. 56 Snm. 1. 4) ©uUingcr, ©er Sibertäuffer Urf^)rung u. f. w. 1560 531. 10^. 247 er berf^meigt, bag totit über ia^ ^aS)X 1525 l^tnauiS, jia butd^ baiS ganje fed^jel^nte ^fal^rl^unbert, im SBod^munb biefelben ^amm gur SJegeid^nung ber fog. S:äufer gebraud^t gu toerben ))flefltett, toeld^e fett Qfal^rl^unberten für bie ,,SBaIbenfer" üblid^ toaren. fflod) im 3^. 1589 »erben bie ,,2fiufer'' ftotl^orer, ©rubenl^eimer^ ®pixxt\iaUn, (£nä)xttn, Sibertiner, Slba^ mitett/ Sntl^ufiaften/ a)}oftoIifd^e äSrüber, ©abbatarier u. f. to. genannt nnb foIgU^ bo^ in get^iffem @inn mit ben« ienigen ©eineinben ibentificirt, ipeld^e el^ebem biefefben SKamen trngen. *) SBSl^renb oxa biefer S:i^atfad^e bemnad^ erl^eQt, bag ber gemeine 3)tann, ivmal bie 93ärger in ben @täbten (bad l^eigt gerobe biefenigen $o(ti^Ireife/ totiäjt bie SBrttber auiS unmittel«» barfter SJerfi^rung lannten) feine toefentlid^en Unter fd^iebe jtoifd^en ben „SBrübern" \>t& 15. nnb bei? 16. ^fol^r^nnbertö tpol^rgunel^men 'otxvxodfttn, bezeugt ber Umftanb, ba% bie gelel^r:» ten Sll^eologen, n^eld^e ben neuen/ gang ungutreffenben 9e^er« 9tamen Slnabo^tiften erfanben, eine „ntnt unb unerl^örte @elte'' bor fid^ gu l^aben meinten. ^ä) t^itl t& bal^in geftedt fein (äffen, toie toeit jene Z^to* (ogen bieiS ipirllid^ meinten, ober glaubten, t& meinen gu muffen; iebenfaUd ift aber foüiel gekoig, bag bie SSeJ^auptung, toonaä) eine neue unb unerl^Srte @efte pViiiüä) aufgetaud^t fei, ein üorgfiglid^eiS Kampfmittel barftedte unb bag biefe Slngabe gugleid^ bie (Folgerung in fi^ fd^to^^ baß bie „fte^erf deuten'', toeld^e t)ot bem 3f. 1525 efiftirten, feine ©emeinben, fonbern SSereinc getoefen feien. Unb in ber Zf)at ift e« rid^tig, bag nad^ bem jtird^en^ unb ©emeinbe«» Segriff, koie iene S:^eo(ogin il^n faßten, bie SBrüber feine ®emeinben befeffen l^aben, aber eö ift 1) @. ®rünblt4e, fur^ »erfaßte ^ifioria. iiBon aniinfienfd^en SBtber- tfinfern u. f. »• burd^ C^^rifioffen (Srl^arb. iD^ünd^en 1589. 248 nid^t minber fidler, bag bie SDtttglieber ber Sle^erfd^ulen im Sinn il^rer eignen ©emeinfd^aft unb im ©inn ber altd^riftttd^cn 3eiten toirllid^e®cmeinben bilbeten, ba fie gemäg ber „Drb* nung (Jl^rifti" organifirt toaren unb haft ber ^anbauflegnng f8u fd^öfe, ^rebiger unb SSialonen fcefagen. 2Ron lann bie ©nttoidlungen, toeld^c fid^ öor unb nad^ bent ^. 1617 tjoßgogen, am beften öerftel^en, toenn man gctoiftc ä^n^ li^e (greigniffe, bie tttoa l^unbert ^af)U f^jSter eintraten, bamit in aSergleid^ fteüt.^) äfö im Qf. 1609 baö ^aui8 ^ol^enäoüem am Slieberrl^ein jur ^errfd^aft gelangte unb bie ©etoiffeniSfrei* l^eit bort berfünbet tourbe, taud^en ^^töftlid^ an jal^lreid^en Orten, too bis bal^in adeiB latl^oUfd^ ju fein fd^ien, eüangetifd^e, meift reformirte, ©emeinben an^ @ö Ifißt fid^ gefd^id^tttd^ nad^h?eifen, bag biefe ©emeinben feine^toegö erft im ^. 1609 fid^ gcbitbet l^aben, fonbern aW „^timliäft ©emeinben" fd^on lange Qeit öor* l^er beftanben. Unter bem StoaxiQ aber, unter bem fie lebten, l^atten il^re ©lieber fid^ äußerlid^ meift latl^olifd^ gel^alten, o^ne baß fie begwegen glaubten, il^re ©igenfd^aft atö etjangelifd^e ®e* meinben aufjugeben unb ol^ne baß t& bi« je^t einem Sird^en* l^iftoriler eingefaöen toäre, il^r SSorl^anbenfein im 16. ^df)tf). ju leugnen. SBaiB im Q. 1609 am SWieberrl^ein erfolgte, bai^ gefd^al^ um ia&^.lbll in geloiffer SBeife in gauj S)eutf d^tanb : gut^er berfünbete unter bem SBeifatt faft ber gefammten öffcntlid^cn ÜKeinung bie JJreil^eit beö ©lauben« unb bc5 ©etoiffenS unb toeun aud^ nid^t red^ttid^, fo toar bod^ tl^atfäd^tid^ in einzelnen Säubern auf einige ^aijxt für jebe ?Jartei bie SIÄöglid^feit ju freier 2ßeinungig*?leußerung unb freier Uebung be« ©otte^bienfte^ gewonnen. 1) $gl. barüber Heller, 2)te (S^egenreformation in Seßfalen unb am 5WcbcrrlJcin. «b. H. (1585—1609) fipj, 1887. @. 4 ff. 249 @ö tft btö iefet, fobiel mir bcfaitnt gctoorbcn ift, bon fe^ nem cinfid^tigen ^orfd^er Bcftrittcn toorben, baß jtotfd^en ber ®laiü>tn&Uf)xt uitb ber ©emetnbc^SScrfaffung ber SBrüber, btc btig jum 3- 1^25 allgemein ®^)irituaten, SöSatbenfer u. f. to., unb feitbem bon einigen geleierten S^l^eologen ,;3^änfer" ober „SBiebertäufer'' genannt »nrben — fie felbft nannten fid^ na^ »ie t)or Sl^riften, ®emeinben Kl^rifti ober et^angelifd^e Kl^riften, il^re ©emeinfd^aft aber begeid^neten fie afö SBrüberfd^aft — eine fel^r große Uebereinftimmung öorl^anben ift. Slöein öiele Sird^enl^iftorifer l^aben gemeint, biefe Uebereinftimmnng betoeife nid^t; baß toir biefelben ®emeinben in jtoei öerfd^iebenen (Snt* toidtung^ftnfen il^rer ©efd^id^te t)or nn« l^aben, fonbern fie be* rul^e auf ber Jd^atfad^e, baß bie SBalbenfer bibelgläubige S^ri* ften getoefen feien, unb baß bie „läufer" ebenfaöig ben eng* ften Slnfd^Iuß an bie l^eiligen ©d^riften fid^ ium ®efefe gemad^t l^ätten. S)ie SJenufeung ber gleid^en Queüe l^abe, fo meint man, naturgemäß bie gleid^en Seigren unb bie gleid^en ©inrid^tungen bei beiben ©emeinfd^aften jur JJotge gel^abt. aKan lann bem gegenüber fragen, ob toirlUc^ alle Wdnmx, bie fid^ ben engen Slnfd^Iuß an bie SBibel jur SRid^tfd^nur ge* nommen l^aben, ju ben gleid^en ©rgebniffen bejüglid^ be« ^n-- ]^otti8 berfetben gelommen finb; bie SJ^atfad^e, baß fiutl^er, ber bod^ geloiß aud^ auf bie SSibel fid^ ftü^t, ju ganj anberen 3?e* futtaten gefommen ift afö bie lauf er, unb B^^^fl^^ 3" anberen atö fiutl^er, unb ®alt?in ju anberen afö 3^i"9^i "• f- ^* \pvxä)t mäjt für biefe Sl^eorie. SWel^men toir inbeffen einmal an, baß biefe ^^^jotl^efe über ben Urf^^rung beg fogenannten 8lnaba^)ti§* uiuö, rid^tig fei. Slber toa« ift benn bamit erftärt? Man fann tool^I glaubtid^ mad^en, baß bie gemeinfame 93enu<}ung ber JBibel auf Dertoanbte ^ittn fül^rt. §ier aber l^anbelt eö fid^ nid^t bloß um eine innere SSertoanbtfc^aft, fonbern um eine Ueber* einftimmung in atten (Srunbgebanfen, ia oft in aüen ©injel* 250 l^eitett beiS @^ftemi9. ^^ eiS benI6ar unb giebt t» irgenb einen l^iftorifd^en ^räjebenjfaö, bag eine fold^e Uebereinfttmmnng jtptf^en jtoei ©emeinf^aften ejctftirt, totidft unabl^ängig loon einanber entftanben finb? Unb ferner: tote miß man t& erflä* rcn, ia^ jtoifd^en SBalbenfern unb Saufern aud^ in fold^cn fünf- ten Uebereinfttmmung l^errfd^t, bon toetd^en fein SBort in ber »tbel fte^t? ^ä) toiö, um nur ein S5eif^)iet onjufül^ren, lebiglid^ bar auf l^intoeifen, bag bie SBalbenfer in ^olg gebaute Äo^cüen für i^re ®otte§bienfte beöorjugten unb bie römifd^^fatl^olifd^en Sir* d^en fd^on im 13. ^Jal^rl^. atö ,, © teinl^äuf er " bejeid^neten.^) ®enau btefelbe merltoürbige Slntipatl^ie, ja biefelbe Söejeid^« nung ©teinl^Sufer, lägt fi^ bei ben fog. SEäufcrn im 16. ^oüfv- l^unbcrt nad^toeifen unb jtoar fotool^I im ^af)xt 1525 in ®t. ©atten«) toie im ^a^x 1636 ju a)?ünfter. iJür bie (gntfd^eibung ber S^age, ob bie SBrüber, toeld^e feit 1525 einen neuen Äe^er^SWamen em^^flngen, anä) eine „neue ©elte" barftetlen, toarb oon ben iEl^eotogen ber l^errfd^enbcn Sit* d^en bie Sil^atfad^e für gcnügenb era^tet, baß bie SJrübcr fett jenem ^af)X getoiffe l^eilige ^anblungen, bie fie U& bal^in nid^t geübt l^atteU/ in ®ebraud^ nal^men. ^a nad^ il^rer SSorfteUung eine ©emeinbe nur bort bor^anben toar, too ein beftimmte^ ®Iaubenöbefenntnig unb beftimmte ©aframente in Uebung toaren, fo genügte jene^ Senngeid^en nad^ il^rer 9(uffaffung bSKig, unb W^ toax |a aud^ t>on il^rem @tanb)}unlt aM ganj folgerid^tig gebadet. Slßein bie SBrüber toarejt faft Wie barüber einig, bag toebcr irgenb eine fogenannte Sled^tgtäubigfeit nod^ irgenb loeld^e (Sere^ 1) ÄcIIcr, 2)ie «cformation @. 84. «tnm. 4. 2) ^egterd ^abbata, l^rdg. ü. d. m^in^ex. et. ^aHen. 1866. I, 273. 251 rnonten nnau^lMiäft ^tiU it& @(emeinbe6egriffiS feien, t^är bte Sinbung ber @ekoi{fen an ein beftintmteiS ©(aubeniSbelennt^ mg mx 92iemanb unter il^nen; aber and^ bte Uebung ber @a« cramente — [ie gebrand^ten bafür lieber ben Slui^brud l^eilige ^anblungen — lonnte geittoeilig unterbrod^en fein, ol^ne ba« eigentlid^e SBefen ber ©emeinbe ju öeränbern; benn bie ßel^re, ba§ ber ©ebraud^ irgenb eineö ©acrament« jum ©eelenl^eil notl^tDenbig fei, fannten fie nid^t. dagegen legten fie in il^rem ®emeinbe*95egriff um fo grö* geren 9tad^brud auf bie gefe^mägige Uebertragung unb Uebung ber®ctoattbe0 8lmt0 ober ber „©enbung", unb fie leierten unb glaubten, bag bort, koo ber regelmäßige ^^f^^iii^n^^ng mit ber ©efammtgemeinbe, »ie er burd^ bie Uebertragung ber ämt^ge* toalt jum 5lu«brudt fam, nid^t öorl^anben toar, ein toefentttd^er ^ei( be^ fangen feilte, unb bag bort kool^I nod^ eine ©efte, ober nid^t mel^r bie redete @emeinbe t)or]^anben fei. '®g toar Sl^rifti aBiOe, fo glaubten bie SBrubcr, ba§ bie ffil^riftcn für alle Qdttn in einer mittelbaren SBejiel^ung jur Urgemeinbe bleiben unb baß fie baburd^ bie retnigenbe ftraft, toeld^e bie Qn^t^MiUit ju ber feineö ©etftei^ tl^eill^aft getoor* bcnen (Semeinfd^aft getoäl^rt, an fid^ erfal^ren foHten. ÜDei^l^alb ^abcn bie Slpoftel öon Slnfang an bie ^anbauflegung geübt, tl^ctte um baburd^ bie alfo berufenen äWänncr atö treue ^^^9^^ ber Ueberlieferung erfd^einen ju laffen, tl^eitö um ju geigen, bag bie ©emeinben, bie im SBefife berfelben toaren, in regel* mäßiger unb gefefemäßiger SSerbinbung mit ber ®e* fammtgcmeinbe geblieben feien. Diefe 93egriffi8bepimmung ber ©etoalt beS SlmtS ober ber ©enbung fd^loß bie SUlögtid^feit an^, baß berienigc, toeld^er fie erl^alten l^atte, baburd^ im SBefife einzigartiger geiftltd^er Kräfte ju fein glaubte. @in anberer Unterfd^ieb aii^ ber beö Sl^ren* mt^ tourbe baburd^ nid^t begrünbet; aud^ lagen bie (Sefal^ren, 252 tpcld^e bcr öertoanbte unb bod^ fel^r öerfd^icbene SBcgrtff bcr o^jo^ ftolifd^cn ©ucccffion in fid^ barg, für bie alteöatigelifd^cn ©c- meinbcn bcgl^alb fern, tocil tl^rcr ©laubcnölcl^rc bcr Segriff be§ D^jferjg unb ber ®nabcn*S5erttiittIung burd^ bie ©acrauiente fel^Ite. SWid^t bie ^anbauf legung, fonbern bie Qfbee be« D<)fer§ i)at ben ?Jriefterftanb, toie il^n bie riSmifd^e ftird^e fennt, in§ geben gerufen. (S» ift befannt, bag eö in ben altd^riftlid^en ©emeinben einen ©ienft (XsiToupY^a) ber 3lelteften gab, toeld^er auf bie äfoftel jurüdgefül^rt tourbe. ÜDiefe ©enteinben verlangten üon benen, toeld^e unter il^nen eine l^irtenanttlid^e S^l^fitigfeit üben toottten, ben SWad^toeig, bag fie bie ©etoalt beS 2lmti5 in regelmäßiger SBeife empfangen l^ätten. ÜDerfcIbe ©ebanfe begegnet m^ bann im SDWttelalter bei ben ©emeinben, bie man SBalbenfer nannte. ÜDer aSerfaffer ber UrSberger Sl^ronif ergäl^It jum Q. 1212 über bie armen t)on 8^on: „©ie fagen, pe ffil^rten ba& 8eben ber 2l^3oftel; ol^ne cttoa^ ®igeneö befifeen gu tooBen unb ol^nc feften SBol^nort jögen fie burd^ bie ÜDörfer unb bie ©täbte — unb bieg 2ine§, fo üerfid^ern fie, fei t)on ben 2l^)ofteln auf fie gefommen". ^) 3fn einem SBerid^t be«3fnquifitorö ?Jetru« über bie öftreid^i* fd^en 93rüber aus bem 14. ^ai)vf). f)ü^t cö, bag bie f)anb* auflegung^) unter il^nen im ©ebraud^ fei unb baß bie 93rüber il^re fo beftätigten SBanberprebiger afö beffer befäl^igt für il^r 1) Chronicon Ursperg. ad a. 1212 (Mon. Germ. SS. XXHI p. 376): „Sane ipsi (Pauperes de Lngduno) dicentes, se gerere vitam aposto- lorum nihil volentes possidere ant locum certum habere , circuibant per vicos et castella. — Quae tarnen omnia ipsi asserebant ab apo- stolis descendisse". 2) 5Der ^udbrud (autet: manunm impositio. @. ben ^ertd^t bei ®. @. grieß in ber Oefir, 35iertelia^r8fd^rift f. fat^. S^eol. 1872 @, 262 f. 2)te{e(be S^rabition ftnbet ^4 in ben ^udfagen fübfran^üfif^er SBalbenfer 253 ämt bctrad^tetcn, benn btc gctoetl^ten ^rieftet, ©icfe ©enbbotcn unb SBcid^tigcr feien naä) ber Ueberjeugung ber SBalbenfer bte Sicare ber 3lpoftet unb beren rcd^tmäpgc Slad^folger. Sn ben Stuöfagen ber SBrüber, toeld^e im 16. ^affx^. in Sommern unb ber äßarl SBranbenburg gefangen genommen toor* ben toaren, erfd^eint überetnftimmenb mit ben Ueberjeugungen aller ®emeinben beg 13. unb 14. ;3fa]^r]^unbertö berfelbc (Staube, bag bic ©enbboten il^re Slmtögetoalt, toeld^e fie il^rerfeitö ben übrigen ÜDienern ber ©emeinbc Vermitteln, in unmittelbarer ^Jolge öon ben apoftolifd^en ©emeinben l^erlciten unb baß fie SSicare ber ä^joftel feien, bic üon Anfang an üorl^anben getpefen toären.^) 3lli3 in ben fed^jiger ^Jal^ren beS 15. i^ö^^^unbcrtö bie 8o§* fagung ber biSl^mifci^en SBrüber Von ber rBmifd^en ^ird^e erfolgte, toar il^r crfter ©d^ritt, baß bie ©^nobe neun SDiänner toäl^Ite, bie unter fid^ burd^ ia^ ßooS brei ©enbboten, SBifd^Sfe ober SIettefte erloren, öon benen einer bie erfte ©teile in ber ©etoalt beg ämtö ju befleiben beftimmt mar. ÜDiefe ©emalt aber glaub* ten bie ©rmäl^ltcn unb ©rlooften nid^t el^er ju befifeen afö bis fie aud^ bie „©enbung" burd^ bie ^anbauf legung erl^alten Ratten. ÜDal^er loarb SKatl^iag öon Sunmalb im ^. 1468 ju bem SBifd^of ©te|)]^an, toeld^er unter ben innerl^alb ber römi* fd^en Sird^e öerl^arrenben Bftreid^ifd^en „SBalbenfern" toirlte, ge* \ä)idt, unb nad^bem er öon biefem bie ^anbauflegung empfangen l^atte, befaßen bie Srüber in SBöl^men bie Ouellc ber Slmtöge* toalt unter ftd^.») (1309—1318) bei Simbord^, Liber Senten. Inquisition. Tolos. 1692 fol. 377. — gcrncr in ber Slbl^anblung be« fog. $(eubo»9latMer in ber Summa de Catharis etc. au8 1250; in bem Sraftat beö $eter ^ilid^borff Contra haeresin Valdensium cbenfaff« au8 bem 13. gal^rl^. SSgl. bie betr. ©teilen im Etuögug bei E. Comba, Storia della Biforma in Italia I, 557 ff. 2) @. bie merftpürbigen Sleugernngen ber befangenen bei Satten- haä), Ueber bie 3nquifttion gegen bie SBalbenfer k. ©erlin 1886 @. 42 ff. 3) m^nt9 bei ^e((er, 2)ie 9leformation @. 289 ff. 2U 3tt(e btefc 3^«9"*ff^ ^«^ öerfd^tebcncn 3^^*^^ «nb gänbern bctoctfcn, bag toir ciJ l^ter nid^t cttoa mit einer Verbreiteten SDieinung, fonbern mit einem toefentlid^en ©tiid ber Seigre ju tl^un l^aben, einer Seigre, bie offenbar anf eine uralte Ueber^ lieferunfl jurüdgcl^t. @ben bie gleid^e 93etonung ber ©en^alt beiS ^mtt& unb ber ^anbanf legung, burd^ toeld^e [ie ertl^eilt toirb, finbet [id^ nun bei ben fogenannten S^äufern beiS fed^jel^nten ^Jal^rl^unbertiS. SBei ben Siäufern in Deftreid^ erfd^eint öom erften 3lugen* blidE an, too bie „neuen SBalbenferbrüber" (toie fie bort l^ei^en^) in ber ©efd^id^te auftreten, bie „^anbauf legung ber SBifd^Sfe" ate eine unerlä^Iid^e SSorbebingung für bie Uebung ht^ ^irten- amtö, ja biefelbe l^at fogar bei il^nen eine 2lrt üon facramen^ talem Sl^arafter, obtool^I fie eö nid^t auiSbrüdElid^ jugeftel^en.^) SlUiS ben ©treitfd^riften toiber bie ©d^toeijer SBrüber erl^eHt, ba§ biefe ebenfatts öon Slnfang an ber ^anbauftegung eine gleid^c Sebeutung beimaßen. ÜDie Srüber unterfd^ieben genau jtoifd^en ber ©enbung (missio) unb ber SBal^l (electio). Qm Q. 1530 fd^riei SBußinger ein SBerf toiber bie 2lnaba^3tiften, in toefd^em ani) öon biefen ÜDingen gel^anbelt toirb. ÜDie ©d^rift l^at bie fjorm eineö ®t\pxaä)& jtoifd^en einem QtoinQÜantx , ber ^^ojaba ge^ nannt toirb , unb einem 3lntoalt ber 2^äuf er (Simon). 5luf bie Sel^au^jtung beS erfteren, baß bie SBiebertäufer „ f elbftgef anbte §är etiler" feien, erflärt ber Sediere: „©ie finbgetoäl^It unb gefanbt", unb antwortet auf bie fjrage: SSon toem? wiJrtlid^: „{@ttolä)lt finb fie) öon il^rer ©emeinbe. ©obonn tegt ber Sruber bem S3ruber bie §änbe auf unb giebt il^m bamit bie®etoaIt(be§ Slmtö)". „S)ie{e ©enbung unb SBal^I erinnert mid^ (ertoibert ber 3^ta9ttaner) an bie ^jontififale ®inrid^tung. 1) Heller, 2)te Sßalbcnfcr u. f. tt?. 1886. . SesWwiÖr 2)ie tatcd^l«mcn u. f. tt?. 1863 @. 134 ff. 259 fagcn lontitcn, baß fic tocber fclbft ,, aEBalbcnf er " in bcm ©tnn, ben il^rc ©egncr batnit üerbanbcn, feien nod^ öon fold^en ab* ftammten. 2ro^ btefer SSerbnnlelungen blieben bie ^eitgenoffen baöon übetjeugt, baß bie böJ^mifd^en SBrüber SBalbenfer feien, unb ber 9?ame bürgerte fid^ im Saufe ber Qeit berartig ein, baß im 15. unb in ber erftcn ^älfte beiS 16. i^^l^rl^unbertiS bort, too öon 2öalbenfern fd^Ied^tl^tn bie SRebe ift, meift nic^t zttoa bie Srüber in ^iemont ober fjranfreid^, fonbern bie böl^mifd^en SBrüber bar* unter öerftanben loerbcn.^) ^a, felbft bie älteren ©l^ronifen ber fester fogenannten Slänfer lennen bie $Wamen SBalbenfer unb ^{(färben Dorioiegenb afö SBegeid^nung ber böl^mifd^en SBrüber.^) Unfere 5tuffaffungen öon ben ^iif^K^^cnl^ängen toerben burd^ bie falfd^e aSorfteßung beeinträd^tigt, ali8 ob bie l^eutigcn SBatbenfer, b. 1^. bie eüangelifd^en ©emeinben ^iemont^, fd^on um 1517 fid^ jelbft SBatbenfer genannt unb il^re Slbftammung öon SBatbuiJ l^ergeleitet l^ätten. 3ßan braud^t nur bie ©d^rift beö Sarbinatö Klaubiu« ©e^ßel, ber um 1617 S3ifd^of t?on SCurin toar, toiber ,,bie ©elte ber SBatbenfer" ju lefen, um fid^ t)on ber gänglid^en Uurid^tigleit biefer Slnfid^t ju überjeugen.^) 1) S^ »erttJcifc auf folgcnbc, im 3. 1512 bei Tl, Sottl^cr in Mpm etjd^ienene Sammlung t7on Straftaten: Duplex Confessio Waldensium ad Begem Ungariae missa. Augnstini de Olomucz — Epistola contra perfidiam Waldensium. Ejusdem doctoris blne litterae ad Beg. Maj. de heresi Waldensium. Excusafcio Waldensium contra binas litteras D. Augustini. Jacobi Zigler ex Landau Bavarie contra Heresim Waldensium Libri V. (ein (g|cpl. in ber @tobt-©ibI. gu ÄÖIn). — $erg(. ferner Henr. Jnstitor, Contra Waldenses et Pickardos. Co- loniae 1527. — $ier flnb überall bie ^.bül^mtfd^en iBrüber'' gemeint. 2) @. S8td, ©efd^id^tdbüd^er ber Siebert&ufer u. f. W. 1883 (g. 11. 3) 3m 3. 1520 ctfd^ien feine ©d^rift „Adversus errores et sectam Waldensium". 3n biefem ©ud^ flnbet ftd^ ttörtlid^ folgenbc ©teile: „Pri- mum igitur originem sectae hujus ea ratione commemorare convenit, 17* 260 ©bcnfo toic für ixt 93rübcr in ^tcmont toar für bic S3rü=' bcr in bcr ©d^tocij bcr SWame SBalbcnfcr ein ©citennamc, unb btc Slnnal^ntc, ©rcbcl, SKanj unb Slnberc l^ättcn crflären lönncti, baß fic öon ,,SBaIbcnfcrn" btc ©ctoalt bcS 2lmt§ crl^altcn pttcn, ift burd^auö toibcrfinnig. Ratten fic fid^ bamit niäft fclbft für SBalbcnfcr, ia» ^cißt für SKänncr crflärt, bic nad^ bcn bcftcl^cnbcn Sc^cr *^ ® cfc^cn gu bc^nbdn toaren? ©oütc man fid^ burd^ bcn ®cbraud^ cincö ücrabfd^cntcn Äcfecr^ namens in bcn Slugcn bcr ©cgner fclbft jur ©citc mad^en nnb bic 3lntocnbung bcr bcftcl^cnbcn ®c{c^c ol^nc SWotl^ l^eröor»« rnfen? SS toar bod^ fonft feftftcl^cnber ©rnnbfa^, ba§ bic SBrü* bcr feinen ©cftcn»'SWamcn, jnmal leinen t?on einem ftcrblid^en SKcnfd^cn l^crgcnommcncn nnter fid^ gebrand^cn tooüten; tote l^ättcn fic l^icr eine Slnj^nal^mc mad^en foücn? SBcnn ^nbmeier nnter bentlid^er SBcjngnal^mc anf jenen ®rnnbfa<5 einmal fagt, fic feien toeber jtoinglifd^ nod^ Intl^erifd^, fonbern ,,d^riftifd^", toie l^ättc er fid^ benn ,,toalbenfifd^" nennen Ißnncn? 5Dic „SBalbenfcr" l^cißcn nnter bcn erften ©d^tociger 2äu* fern nid^t SBalbenfcr nod^ ^idfarben, fonbern SBrüber, nnb ut intelligant omnes, non ab alicujus nominis viro processisse. Hie etenim qualiscunque fuerit, tarn obscuro loco natns, tamque nnllius doctrinae nulliusque existimationis fmt, nt ne ipsi quidem ejus dis- cipuli palam proferre audeant. — Valdensis quippe (ut ajunt) ap- pellabatur, et Lugdunensis urbis municeps fuit, nnde et prima hujus pestis contagio puUulavit. Quamvis nonnulli hujus haeresis assertores ad blandiendum apud vulgares et historiarum ignaros favorem, haue eo- rum sectam Constantini magni temporibus a Leone quodam viro religiosissimo initium sumpsisse fabulantur. — Cui cum omnes, qui de christiana religione recte sentiebant, adhaesissent, sub Apostolorum regula yiventes hanc per manus ad posteros verae religionis normam transmiserunt." JJd^ citire l^iet nad^ bcn Sluöjügcn, tt?cld^e fid^ bei E. Comba, Storia della Eiforma in Italia. Firenze. 1881. Vol. I @. 560 jtnben. 2)te S)TU(Ifd^rtft Don 1520 l^abe iäf ntrgenbd erl^atten li^nnen. 261 tueittt fie anä) nid^t gefagt ^abm, bag fie t)on SBalbenfern bie ©etoalt ht& ämtc^ znnp^an^tn J&ätten, fo l^abcn fie bod^ oft genug betont, bag fic bie ^anbauf legung öon 8r übern erl^alten l^atten^X ^^^ ^^ß i« i^^^^^ ^cfife^ n^t aber in beut ber üom (Staate ol^ne bie $anbauf(egung eingelegten ^räbifanten bie @en« bung fei.^) ^eißt bag nid^t fad^Iid^ genau baffefbe toie bie öer* migte Eingabe, baß fie Don SBalbenfern gefanbt feien? ÜDie Srl^ebung ber 8r üb er, toeld^e feit ettoa 1522 an ber 9?orbfeitc ber SHpen unter SBegünftigung ber allgemeinen reli* giöfen 93ekoegung ftattfanb, ftel^t mit ben (Sinkoirtungen, bie t7on ben fübßd^en unb n^eftUd^en 9ll)}ent]^älern l^er geübt koarb, in einem gauj unmittelbaren ^^f^^wenl^ang, beffen (Siujel* l^eiten freilid^ bei ber ^eimlid^feit, bie man beobad^ten mußte, nod^ nid^t t)hUxQ aufgeKfirt finb, ber aber beßl^alb nid^t minber üorl^anben toar. SSSir l§aben oben gefeiten, bap ber internationale 3«fömmen* l^ang ber ©emeinben um ia^ ^. 1500 nod^ nid^t unterbrod^en toar, unb baß fotool^I im ^afjx 1488 toie um 1520 93rüber avL§ ^iemont ober ©übfranlreic^ ben ®eg an ben SWieberrl^ein gc* funben l^aben. SSiel regelmäßiger toar natürlid^ bie SSerbinbung jtoifd^en ben genannten füblid^en Säubern unb ber ©d^toeij. Äennen toir aud^ noc^ nid^t aUt bie eingelnen WlUnntv, toeld^e bie Siräger ber SSermitttung toaren, fo finb m& bod^ toenigftenS einige be* lannt, barunter namentlid^ Slnemunb be ®oct, ^err üon ß^aftelarb, ber ein äßitglieb eine^ alten ©efd^led^tjg ber "^an* p^ni toar, ferner Qfean SSaugri« unb 3[nbere. ÜDiefe JBrüber erfd^einen fofort im nSd^ften |)erföntid^en SSerlel^r mit ben fo* 1) SßtxQU ohtn @. 254. 2) 3örg ®(auro(f ertlcirt bem Reifer Don S^Hi^^n gegenüber: 2)u 6t{l ntt, funber id^, gefanbt ^e ^rebigen. (£gti, 5Die B^rtd^^r SSiebert&ufer. 1878 @. 24. 262 genannten ®pmtmUn, befonberiS mit Konrab ®rcbel. ^) SBaren nnn biefe Srüber aujB ©übfranlrcid^ ©enbboten ber ®enteinben, bte man SBalbenfer nannte, ober nid^t? Slm 2. September 1624 fd^retbt Slnemnnb t?on S3afet auö einen JBrief an feinen Sanb^mann SBill^elm ^axtl, in tocld^em er erllärt: „^ä) ertoarte tSgtid^ Sriefe Don ben Unfrigen burci^ meinen SBotcn Qol^anneö. — ©obalb SSaugrii^ nad^ 8^on gel^t, toerbe iä) an bie ©ruber f einreiben, baß fie mir cttoaö ®elb fd^iden. SBa^ id^ bin nnb l^abe, fein ober l^aben toerbe, bin id^ jnr @]^re ©ottejB l^ingngeben toitfig. — Unfer gemcinfamer ©ruber SDiid^ael SBentinnS fd^reibt an ÜDid^." 2lui8 biefen 3leußerungen erließt nic^t nur, ba§ Slnemunb mit ben SBrübern im ©üben in forttoäl^renber ©ejiel^ung ftanb, unb bag biefe il^m für feine ©enbung ®elb gaben, fonbern aud^, bag bereites in SBafel felbft toenigftenS ein ©ruber, nämtid^ SKid^ael ©entinuiS, üorl^anben toar. @ben biefer ©entinu0 »ar, toie id^ bereiti^ an anberer ©teile betoiefen l^abe, einer ber näd^=^ ften fjreunbe ÜDendt«; er l^at ben ©erfolgten im ^. 1527 ju ©afcl in feinem ^aufe aufgenommen, unb l^ier ift 'Dendt in ben Slrmen beS fJreunbeiS geftorben.^) SDian lönnte nun bemjenigen, toeld^er bcl^au^Jten tooHte, ba& biefe ©rüber in SlnemunbiS ^eimatl^ nid^t SKitglieber ber ©rü* ber toaren, bie man SBalbenfer nannte, ben ©etoeii^ bafür ju* fd^ieben. ÜDenn toeld^e fe^erifd^e „©rüber", bie nid^t äßalbenfer »aren, gab eg benn bamaW in ber 5Dau|)l^ine? Slßein toir lönnen ben ^toeiflern naivere ©etoeife geben, ^n bem crtoäl^nten ©rief üom 2. ©e|)tember 1624 nennt Slnemunb als feine äßitarbciter, fjreunbe unb ©d^idffaliSgenoffen feine Sanb^leute 3lime 3)2aigret unb ?Jierre ©ebiüille, toeld^e atö ©erfünber beö ©öangcIiumS 1) (ggli, S)ie Sürid^cr SSSiebcrtfiufcr. @. 32. 2) @* «cilaflc ^x. 10. 268 burd^ ia^ 2ani gogen. ^^t eiS nun tpol^l Qn^aU, bag ber Of« ficial it§ ®xiU\ä)of» üon S^on in einem 93rief an ben ©^nbi* cu)$ ber ^arifer tl^eologifd^en f^acuItSt, in n^etd^em ber @)7ru(i^ toiber äiimi SDioigret, ber in S^on gefangen genommen toax, bon ber f^r^cultät erbeten mirb, auiSbrädlic^ auf bie @aat l^in« toeift, midft an» ber Slfd^e bei^ ^etruiS SßalbuiS je^t t^on SWeuem em^jorfd^iege?*) S)ai8 geiftlid^e ©erid^t ju S^on glaubte alfo in SÄaigret einen ©d^üler be« SBalbuö t)or fid^ ju l^aben. SQSenn ei9 bemnad^ ai^ erliefen gelten lann, ba^ bie im Q^al^r 1524 ju 93a[el antoefenben SBrüber Slnemunb unb Sentinu^ eben ju jenen JBrübern gel^örten, bie man SBalbenfer nannte, [o entftel^t bie n^eitere f^rage, ob unter il^nen aud^ ber 93efi^ ber 2lmtögetoalt Iraft ber $)anbauf legung öorl^anben getoefen fei? ffig ift fd^on an unb für fid^ fel^r untoal^rfd^einlid^, ba§ änemunb, äßaigret u. 31., toeld^e t)on ben SBrübern @elb em» ^fingen, mitl^in in bereu 3luftrag l^anbelten, ol^ne bie entf^jre^* d^enbe geiftlid^e 93oQmad^t getoirft unb ge)7rebigt l^aben foQten. SWun l^aben biefe SKänner aber, loie urfunblid^ feftftel^t, in il^rem Äreife bereit« im Q. 1624 in ©eutfc^Ianb 3l|)ofteI, SBifd^iJfe unb @t?angeliften befeffen^), unb man fann mit üotter ©id^er* l^eit bel^au^Jten, baß ba« SSorl^anbenfein fold^er 2l^3ofteI, SBifd^öfe unb @t7angeUften ba« äJorl^anbenfein red^tiSgü(tig conftituirter ®emeinben betoeift. ©in toefentlid^er 2:]^eil ber Sled^tögültigleit toar aber bie ©enbung ober bie ^anbauflegung fraft ber apo» ftolifc^en ©ucceffion. aWan fann an biejenigen, toeld^e nod^ beftimmtere unb gfeid^» fam amtUd^e Äunbgebungen in ^Betreff ber Uebertragung ber StmtiSgetoalt and ben filteren ©emeinben an bie ©d^toeijer JBrü* ber erwarten, einfad^ bie ©egenforberung fteßen, baß fie bie 1) ^erminiarb, Gorrespondance des Refonnatears etc. 1866 fif. I, 824, 2) ^ertninjarb, a. a. D. I, 813. 264 Seugnung beiS S^f^^^^^^^^S^ nad^tpetfen foUen. ®o (ange bie lefeterc fcl^lt, fpred^cn aBc 85orau«fc^ungen unb aüc Sleußcrungen, btc toir bcfifecn, für bie 3lnnal§me, baß eine regelmäßige unb gc* fefemäßige Uebertragung ber Slmtögetoalt unb ein toirflid^er an* fd^Iuß tjorgelegen l^at unb biciS um fo mel^r, toeil bie 9lu5fogcn ber Kl^ronilen unb ber aßärt^rcrbüd^er ber f^jfiteren Stxttn, btc ate (Srgänjung ber älteren Quellen bienen muffen, biefen S^^ fammenl^ang mit afler Seftimmtl^eit betonen. //Qut ^ai)t 1625, fo erjäl^Ien biefe El^ronifen, unter bem Äaifer Sart, feineiS SWamenö bem fünften, .l^at bie lang un^ terbrüdte Äird^e angefangen, baj8§au^3t toiebcr em^or ju lieben", unb öon ber l^errfd^enben Sird^e fid^ loöjutiJfen. „SBie mit ÜDonnerf dalägen , fäl^rt ber El^ronift fort, l^abcn Sutl^er unb 3^i^9K unb anbere il^reö Slnl^angd Wit^ niebergefd^Iagen, aber fie l^aben bod^ fein Seffereö aufgerid^tet". ©ie l^aben jtoar „jum Jl^eil ein Sid^t aufgeftedEt, aber bemfelben nid^t rid^ttg fjolge gegeben, fonbern fid^ an bie toeltlid^e ®etoaIt gepngt . . . unb aud^ lein frömmere^ SSoH benn im ^ßapfttl^um auferjogen". „Unb um biefer Urfad^ toitten, ob eg üorl^er tool^I einen guten Slnfang gBttlid^er ©rfd^einung unb anmutig gcl^abt, tft il^nen bod^ ia^ öid^t ber redeten SBal^rl^eit toieberum öerbunfelt". „Unb fold^e il^re Seigre l^aben fie mit bem ©d^toert ju glauben bie SDienfd^en nötl^igen tootfen, fo bod^ ber ©taube nid^t ®etoalt ber SKenfd^en, fonbern eine ®aU ®otte§ ift".*) (£ö ift ferner fel^r bead^ten^toertl^, baß bie fogenannten 335ater^ länber SEaufgeftnnten, bie burd^ bie geiftige Sebeutung tjieler ibrcr 3ÄitgIieber fid^ aUiSgejeid^net l^aben — aud^ §am^ be SHieiS gel^örte ju il^nen — nod^ um ba§ Qf. 1600 überjeugt toaren, baß bie 1) 8ed, S. 2)te O^efd^id^tdbüd^er ber SStebertäufer in Oeflemtd^-Un« garn. SBten 1883 @. 12 ff. 266 ig)anbauflegung fid^ in unntittclbarcr golge feit ben Qtitm bcr Slpoftct bi« auf il^rc äelteften fortgc^jflanjt l^abc.^) Um ba« ^af)x 1616 fd^rtcb ein el^entaligeg aKitglieb ber ^^JBruberfd^aft", toelc^er bei bera @t\pt&i) ju emben (1678) bag SSertrauen feiner ©emeinfd^aft berntagen genoß, ba§ man il^n jum ^rotocoöfül^rer toSI^Ite, eine ,,®rünbtt(i^c $)iftorie ber SBe* gebenl^eiten, ©treitigleiten unb 2^rennungen ber 2:auf gefinnten". ^) ÜDarin erjäl^It er fjolgenbej^:^) ,,Unterbeffen unb folgenbö l^abe id^ angefangen, gu unterfud^en, aud^ mid^ ju informiren unb ju )7erftd^ern, fotpol^l burd^ fd^riftlic^e al^ aud^ burd^ miinb» lid^e 3f«P^"^^iön einiger alten unb nun fd^on längft tjermoberten ^Jerfonen, afö aud^ burd^ baö, ttjaS id^ felber nun feit 60 ^Jal^ren erlebet, gefeiten, gel^öret unb erfal^ren l^abe, um grünbtid^ unb ju ©efriebigung meiner ®ee(e öor bem ^errn ju crfennen unb ju totffen — ob biefe S3erfammlung ber 2:auf* geftnnten alfo t)on ben Qtitzn ber 2(^3ofteI beS ^errn l^er biö auf biefe gegentoärtige Qzit mit bem äugerlid^en ®ebraud^ ber iEaufe, SWad^tmal^I unb anbern cerimonialifd^en Drbnungen continuirtid^ gebawert unb [teilen geblieben fei, toie öiele, ja bie 3Äeiften unter il^nen vorgegeben l^aben". ÜDa z& und l^ier nid^t auf bie )}erfBntid^e SReinung beiS ©l^roniften anfommt, ift eS ganj gfeid^gülttg, ju toeld^em 9lefultat biefer Slutor bei feinen $Wad^forfd^ungen gelangt ift; toid^tig ift 1) SS^tr fennen ben ^nfpntd^ aud ber ©efd^id^te bed (Snglä'uberd ^o^n ©nn^tl^, ber ftd^ nad^ forgfäUtger Prüfung um 1590 üon ber ißered^tigung überzeugt l^telt* @. bc $oop-@d^effer, S)e ©rowniftcn tc amperbam 1881 ©. 91 ff. 2) (Sar( b. ®ent (geb. 1542) »urbe int S, 1580 üon feiner ®entetn« fd^aft in ben Sann getl^an. ©eine Angaben ntüffen bal^er forgf&Itig geprüft ttierben, nnb nantentlid^ ifi badjentgep »ad er jnnt ^aä^ifftii ber Saufgeftnn« ten fogt, bercd^tigten Qxon^ln unterworfen. 3) eirünblid^e ^iflorie u. f. w. SJermc^rt toon 3. (S. ^el^ring, jum 3)ru(! beförbert t). 30^. gr. ©ubbeu«. gena 1720 e. 76. 266 für un« ber ©afe, too er (nad^bem er l^erborgel^oben, ba§ feine Äcnntnig auf münblid^en S^rabitionen berul^e) fagt, bag bic äßeiften unter il^nen eine uralte (Sontinuttät ber @emeinben glau&en unb itffanpkn. SBaö unfer ®efd(|id^tfd(|reiBer erfal^ren l^atte, fann man in alten filteren unb gerabe in ben anerfannteften ©efd^id^tsbüd^crn ber ©emeinben (efen. ÜDie große Sl^ronif beö 2:itemann öan Sragl^t, t?on todäjtx mir nid^t »eniger al§ elf J^oüfinbifd^c, beutfd^e unb englifd^e 9luiSgaben begn?. 93earbeitungen an^ ber 3ett bon 1615 m 1870 befannt finb*), l^ebt auf ba« entfd^ic^ benfte l^ertjor, baß il^re ©emeinfd^aft nid^t erft im 16. ^al^rl^. entftanben, fonbern uralt fei, unb biefe S^rabition ift in alten fird^engefd^id^tüd^en Sßerfen älterer Qtit, »etd^e Don ©d^riftftet* lern biefer Partei ^erfaßt »orben finb, feftgel^alten toorben.^) ^m ^. 1723 l^at ^ermann ® d^^n, ber felbft ^rebiger in ben ©emeinben tt?ar, eine ,,®efd^id^te ber ©l^riften, bie unter ben ^roteftanten ber SWiebertanbe 3Kennoniten genannt toerben",^) l^erau^gegeben. !3Darin Jagt er, eö fei ttjol^l ju bead^ten, ia^ äJienno nid^t ber Url^eber ber ©emeinben getoefen fei, fonbern bag er fid^ lebigtid^ ben tfingft beftel^enben angefd^Ioffen l^abe. ÜDann tjerfud^t er, burd^ S^^Si^iff^ ^jroteftantifd^er unb fatl^olifd^cr 1) S5gl. bie btbliograp^ifd^en iRad^mcife bei S. W. Pennypacker, Historical and biographical Sketches, ^^ikbelp^ia, (9lob* ^. £ri|}ple) 1883 ©. 158—173. 2) 2)ic ißad^weifc ber bejüglid^en Sßerfe au8 1699—1837 f. bei Keffer, „2)ic ^Reformation u. f. »/' 1885 @. 397 %nm. 2. — SJergl. augcrbem SchyD) Hist. Menn. plenior deductio. Amst. 1729. c. 1: (Mennonitas) ex primis Christianis, qui ex institutione domini nostri Jesu Christi exemplisque Apostolorum per omnia Christiana saecula, in hunc usque diem , inter caetera dogmata adultoram baptismum docuerunt et adhnc docent, descendisse. — Inter hos saeculo undecimo emicueriint Waldenses. 3) Historia Christianorum, qui in Belgio foederato inter Prote- stantes Mennonitae appellantur. Amstelod. 1723. 267 Slutoritätctt baö l^ol^c SHter feiner ©emeinfd^aft ju erl^ärten.^) ^I^iliip^) t)on Simbord^, fagt er, l^abe fid^ üBer bie SBertoanbtfd^aft ber Wttnnonittn mit ben SBalbenfertt bal^in geäußert, ba^ l^eute unter aüen ©eften ber ffil^riftenl^eit feine ejiftire, toeld^e eine griJgere Uebereinftimntung mit ben SBalbenfern auftoeifc afö bie SWennoniten. ^) SWod^ entfd^iebener betont ©d^^n fofgenbe Sleu* §erung be« Sarbinalö ©tani^tauj^ §ofiug, ber ja aW JBefäm^jfer ber ^äretifer feiner 3«^* (1504 bii^ 1579) befannt genug ift. ^ofiuö fagt: „^oä) tjerberbtid^er ift bie ©efte ber SGBieber* tauf er, tjon beren ärt unb ®t\6)Uä)t anä) bie SBatbenfer* Srüber getoefen ju fein fd^einen, bie aud^ il^rerfeitö biö bor nid^t langer 3cit be!anntlid(| bie SBiebertaufe tjotfjogen l^abcn. — Unb nid^t geftern ober borgeftern ift biefe §ärefie erioad(|fen, fonbern fie beftanb fd(|on ju Sluguftinuj^^ 3^it"-^) SBäl^renb mitl^in im ganzen fed^jel^nten, fiebjel^nten unb ad^tjel^nten ij^al^rl^unbert bie Ueberfieferung fotool&I unter ben pk^ montefifd^en SBSalbenfern tt?ie unter ben I^aufgefinnten (bie l^ierin mertoürbig übereinfommen) fo gut toie einftimmig bal^in ging, baß il^re ©emeinben nid^t erft im fed^jel^nten Qal^rl^unbert auf* gefommeu/ fonbern uraft feien, tritt erft im neunjel^nten barin 1) a. a. O. @. 133 ff. 2) 2)te @telle finbet fid^ bei 2xmboxä), Liber Sententiarum Inquis. Tolos. Amst. 1692 pag. 37 unb lautet: „Speciatim Yaldenses yidentur homines fuisse simplicioris vitae et judicii, rüdes et inexercitati : et si dogmata et instituta ipsorum bene et sine praejudicio examinentur, dicendum videtur, inter omnes, qnae hodie sunt, Christianorum sectas, nullam majorem cum ipsis habere convenientiam; quam illam, quae Mennonitarum vocatur. 3) Hosius, Opp. p. 212 „Est pemiciosior etiam secta Anabaptista- rum, de quo genere videntur etiam fuisse fratres Waldenses, qnos et ipsos non ita pridem rebaptizasse constat. — p. 213. Neque heri aut nudius tertius haec haeresis nata est, fuit etiam Augustini saeculo." Ifladi ©d^l^n, a« O. p. 135. 268 l^ier unb ha in gctel^rtcn SBcrfcn (nid^t abtx unter bem SSoöe) eine gcwiffe S^ruBung ein, unb e« toirb t?on eingetncn ÜBitgßc* bcrn in aUtm @mft geäußert, baß bie ®emeinfd^aft ber SEaufgc^ finnten in ®rcbef, JBtaurod, aWanj unb §äfeer eBenfo i^re SBäter ju erfennen l^abe, toie bie ^jroteftantifd^e Sird^e in Sutl^er, äße* tand^tl^on, 3^iwg(i unb ©attjin il^re ©rünber erlennt, unb baß bie ©etoatt beö Slmtjg öon ben obengenannten an& ber latl^o* lifd^en Äird^e entnommen njorben fei.^) ®ö ift boc^ fic^ertic^ fein ^ufaü, baß faft gteid^jeitig mit biefer aöer Heb er lieferung toiberftreitenben SSermutl^ung — benn mel^r a(iS eine äSermutl^ung ift t& nid^t, ba il^r jeber gefd^id^t^^ lid^e JBetoeiö fel^tt — in. ber ^^roteftantifd^en Siteratur bie Se^ l^au^Jtung auftaud^t unb SSerBreitung finbet, baß bie gefammte „SBSiebertäuferei" im ®runbe nur ein ^^^^9 ^^^^ ^^^^ ^^^^^ it^ aWönd^tl^umi^ fei unb baß ber 2lnaba<)ti5muö eigentlid^ bie ©tufe ber mittetattertid^ fatl^olifd^en ÜDentoeife nie überfd^rittcn l^abe.2) iJreitid^ »trb tjon berfetBen ©eite, toetd^e ben fogenannten "änabapti^mn^ auf bie ,,8tnte bt& fatl^olifd^en SeBenöibeaf^" rücft, jugegeben, baß berfelbe jur fatl^otifd^en Äird^e in DppO' fitlon geftanben l^abe. ,,®ie SBSiebertäufer, fagt 21. 9litfd^t, ftan- ben in einer nod^ fd^ärferen O^)^)ofition gegen bie rBmtfd^e Rird^c al& 2ntf)tx unb 3^i«9ti- SSenn biefeiS ü)?erfmal für ben Sc-- griff ber ^Reformation ber Strd^e »efentlid^ unb entfd^eibcnb ift, fo toirb man im 5Wamen 2ntf)tv^ unb ^^tafltt^ ä^ ®unften ber toiebertäuferifd^en ober anä) ber manid^ätfd^en ^Reformation ah jubanfen l^aBen. ©d^abe nur, baß Beibe im SBIut erftidt finb".») 1) gut btefe leitete Qel^auptung f. ben ^rtilel )7on 3* t)avL ben Sntif« fen in ben ä»ennontt. Sl&ttern 1854 @« 7. 2) $gl. oben @« 2 ^nm. 2. 3) %. mW in ber Seitfd^nft für ^trd^engefd^id^te, ffx9%. t). SSrteger 9b. Ilr @. 6. 2)en legten @a^ l^abe t^ fperren laffen. 269 S^rofe biefer D^j^jofitiott bcr Slnaba^jtiftcn toibcr btc römtfd^c Stirdjt bleibt SRitfd^I babct, bag btc ,, SBicbcrtäuf crei " tcbiglid^ eine ,,aWönd^erei" fei unb jtoar beruft er fid^ für biefe Slnfid^t auf iai^ Urtl^eil ber Äefomtatoren, inbem er fagt: ,,!3Die SRefor*' matoren l^aben in ber ffiicbertäuferei ettoa« bon il^ren 3i^ten unb fDlittttn gang toerfd^iebenartige^S, nSmlid^ eine (Erneuerung ber aWönd^erei gefeiten, älö iproteftantifd^er SEl^eoIoge toirb man fid^ nid^t mit SRed^t baräber J^innjegfetjen, öon biefem Ur* tl^eit ber ^Reformatoren abjutoeid^en''.^ SBa« junäd^ft ben @d^Iu§fofe biefer JBemerfung betrifft, fo laffe id^ t& bal^in gefteUt fein, ob bie Sll^eologie ^titfd^tö ipirHid^ überaö fid^ ftreng an ba« Urtl^eil ber ^Reformatoren binbet, bejto. ob, faöiJ fie fid^ in mand^en JJragen bered^tigt l^äft, barüber l^inauiS gu gelten, nid^t t^ieUeid^t aud^ in bem l^ier in SRebe ftel^en«' ben fünfte für fie ba« gleid^e SRec^t beftel^t. SBie bem inbeffen oud^ fei, fo toeife id^ für bie ®efd^id^ti8forfd^ung bie 3w»^«t^«ng jurüdt, bei ber SBeurtl^eilung einer gefd^id^tlid^en Srfd^einung an bie @ntfd^eibung ürd^üd^er 9lutoritäten gebunben gu fein. Senn bie neuerbingö mel^rfad^ aufgetretene 95el^auDic altetjangetifd^en ®emeinben, bereu ©runbgcbanfen toir oben im Siujetnen erörtert l^aben^), bitben neben ber römifd^en ^riefterfird^e unb ber <)roteftantifdeen ©taatöfird^c eine fetbftän* bige ®runbgeftatt beö d^riftlid^en 8eben§, — eine ©runbgcftatt, bie fid^ burd^ aöe ;3=a]erieunberte ber Kl^riftenieeit erl^altcn ^at unb bie il^r SSorbilb unb il^re reinfte Slu^^jrägung in ben Cl^ri^ ften*®emeinben ber a<)oftolifd^en Qtitm bcfifet. 93ei aü ben mannigfad^en Slbtoaubtungen, loeld^e biefe ^otm 1) @. oben @. 81 ff. 277 bcS ei^rtftcntl^um« im Saufe ber ^afjxffmizxtt crtcbt f)at, tft tl^r boc^ in faft äffen ©nttoidtungj^ftabten jene Unterfd^eibung eigen«« t^iümlid^ geblieben, toeld^e fd^on bie ätteften Sl^riften jtoifd^en ben Äate drunten en, b. 1^. ben ternenben ober anfangenben ßl^ri* ften unb ben S3rübern ober ben eigentlid^en ©emeinbegtiebern/ fonjic brittenj^ ben burd^ befonbere SRegetn unb Sebeni^orbnungen t)on jenen getrennten ©enbboten ber d^riftfid^en Seigre, ben 2l^)o* fteln ober ben ,, guten Seuten" mad^ten.^) ^n ber 3^^^^ ^^^ Sated^umenen befanben fid^ feineiStoegS bloß bie Äinber, fonbern äffe bie, toefd^e an^ irgenb einem ©runbe bie 2:aufe nod^ nid^t em^jfangen l^atten. @ie galten jtoar aud^ ate ©l^riften unb toaren, »enn eö Sinber Don El^ri* ften n?aren, fidler lid^ \ä)on mit ber SWamengebung in irgenb einer 5orm ber ©emeinbc angegliebert, aber fie burften bei bem ®ot* teSbienfte nur an bem ^rebigt*SuItu5, nid^t an bem Sacra* ment^'-Suttuö tl^eilnel^men. ^n bie Qafji ber eigcnttid^en ®e* meinbe^ ©lieber traten fie erft mit bem ©m^fang ber S^aufc ein; ba biefe il^nen aber nid^t bloß Siedete gab, fonbern fd^toere fitt* lid^e ^flid^ten auferlegte, fo »urbe ber ©m^fang bcrfelbcn Don aßand^en U^ in bie ^a^vt ber öoffen Steife ober gar beö 2llteri8 l^inau^gefd^oben. !Diefe (Dreitl^ eilung beö ©emeinbelebenö tritt unö burd^ alle ;j5al^r]^unberte entgegen; auf il^r berul^t bie S^l^eilung in bie Slnfangenben, bie ^Jortfd^reitenben unb bie SSollIommene* rcn, tt}eld(|e in bem 2Balbenfer*Äated^i§muö beö 15. ^föl^^l^unbertj^ uns begegnet^), auf il^r bie Unterfd^eibung jtoifd^en ben brei 8id^* tern, bem Lumen sensuale, rationale unb intellectuale, auf il^r bie ©intl^eilung in bie brei ©tufen ober ®rabc, ml(S)t in 1) ®d tfl fel^r merltoürbtg , bag fd^on in ber älteften d^rtfUid^en Site* ratur ber ^ame „bie ©uteri" (ol aya^oi) für bie ^poflel gebraud^t toirb. ©. Seingarten in ©i^belö ^i% 3eitfc^rift «b. 45 (1881) @. 458. 2) @, oben @. 218. 278 ber ,,beutfd^cn Sl^eotogic", bei ©tau^Ji^ unb bei Dend eine jo große JRoQe \pkUn. 3fn ber Siteratur, toeld^e innerl^alb ber altebangelifd^en ®c* meinben crtoad^fen ift, ift oft unb tjtel üon ben Sicbl^abern ber SSBal^rl^eit, ben 93rübern unb ben ®ottci8freunben bic JRebe. SWid^t Slllen ttjaren ble Unterfd^iebe, bie in biefen S5e* geid^nungen lagen, flar, aber bie ©inberftanbenen mußten, ba^ bie Siebl^aber bie anfangcnben, bie JBrüber bie forfd^reitenbcn unb bie ^reunbe bie tjottfommenen ober bie „guten Seute" toaren. SBir l^aben oben bereitig bar auf l^ingetoiefen, baß ein Senn* jeid^en biefer Siteratur in ber Unterfd^eibung ber br eiert ei ®efefee liegt ^). SSon biefen ©efefeen galten ha^ ©cfefe ber Statur unb ba« ®efe(ä isDiofe, b. 1^. bie jel^n ®ebote, für alle ©l^riften; aber für feine ©emeinbe l^atte El^riftujS außerbem befonbere SBcfel^fe gegeben. ,,@in neueö ®ebot gebe id^ eud^, baß il^r eud^ unter einanber tiebet, toie id^ eud^ geliebt l^abe" (Q;ol^. 13, 34) fagt Sl^riftu« allen feinen Qfüngern. 3^erner \ä)xtiU ^auluö an bie 95r über: „Siebe SBrüber. — Siner trage beg 2lnbern Saft, fo »erbet il^r ba« ®efefe ©l^rifti crfüBen" (®al. 6, 1 f.). Dag ©efefe ßl^rifti, »eld^e« bie 33 r üb er er* füllen foüen, ift, tt?ie tt?ir oben fallen, ba« ®efefe, toeld^eg in ber 93erg^)rebigt entl^atten ift, unb an beffen Erfüllung bie ©elig* ^jreifungen gefnüpft finb, ttjeld^e fid^ eben bort ftnben. ©nblid^ l^at Sl^riftug ben ©enbboten feiner Seigre an öielen ©teilen be^ fonbere 9lntt?eifungen mitgetl^eilt; fie bilben bie etjangelifd^en ®ebote ober bie a^joftolifd^e Siegel, b. 1^. bic Seftimmun* gen, toeld^e t?on 2lüen, bie freiwillig bic 35ürbe beiS 95oten* amtcg auf fid^ nel^men, alö tjcrbinblid^e 9?orm ju bead^ten finb. 2) @. oben @. 215. 279 unb fie entl^atten gugletd^ bte S^erl^eigungen, toetd^e (Sl^riftuiS anäf an btefe (Gebote gebunben f)at ffiai^rcnb bcÄ 13. 14. unb 15. Qfal^rl^unbcrt«, unb fidler* Itd^ anä) fd^on frül^er, toarcn bicfe brci ©tufcn tnncrl^atb ber ®entetnben in (ebenbiger Uebung getpefen, unb überaQ in ben DucQen, bic unter ben JBrübern felbft emad^fen finb, »erben engere unb »eitere Steife ber ®emeinfd^aft unterfd^ieben, bie in üDeutf d^Ianb , toie eben bemerft, t?ortt?iegenb atö Siebl^aber, SBrüber unb®otteÄfreunbe unter fd^ieben ju »erben ^)flegen.^) S)ie festeren bilbeten in ben beffern Qtittn al§ ©efammtl^eit eine gefd^toffene ©emeinfd^aft, bie burd^ bic a^)oftotifd^e SRegel eng unter fid^ öerbunben »ar. ^n ber ®efd^id^te SBicIif« ift bieje Sruberfd^aft ber armen aSanber^jrebiger ja befannt genug getoorben unb man mi% baß biefelbe ba« engUfd(|e Ätrd^entl^um be« 14. unb 16. ^afjx'ffnn^ bertö tief beeinflußt l^at. „ftcin ©etübbe, feine fBrmlid^e SBeil^e — fo befd^reibt 9t. JBubbenfieg biefe ^rebiger (poor priests) — banb bie ©lieber. (Sin ©rfafe ber atten burd^ einen neuen Dr* ben »urbe nid^t angeftrebt. Sin neuer ®eift belebte, neue ^ou men umfd^f offen t)a& ©anje. 2lrm ol^ne ju betteln, tjon einem SEBitten geleitet unb il^m gel^orf am, im beftänbigem SSerfcl^r mit bem SSotfe unb auögerüftet mit ©eift unb ©tauben, »urbcn bie , armen ^riefter' batb bie mäd^tigften SSorfäm^jfer ber neuen Seigre. — ®o erl^ebt fid^ t?or unferm inneren äuge ha^ 93ilb biefer freimütl^igen, fül^nen unb geiftgefalbten SSoffö^jrebiger beö 14. Q;a]^r]^unberti8 : barfuß, gelteibet in einen langen, gro* Ben 2:ud^mantel t?on bunfetrotl^er iJarbe^), ber baö Qeu 1) gn bem ©enbfd^reiben öom 3f. 1218 (?Jrcgcr, «bl^^. b. HI. ÄL b. Ä. SBair. afabcmic ber Söiff. 1877 @. 234 ff.) »erben bie socii, bie f rat res unb bie amici unterfd^ieben. @onfi finbet man aad) bie Unter* fd^eibung gwifd^en auditores, fratres unb perfecti. 2) 2)ie Angabe, bag e9 bunfelrotl^e ^arbe gemefen fei, beruht fidler auf einem änilberfiänbnig; ed mug bnnlelgraue ^arbe getoefen fein. 280 d^en l^arter 5(rbcit unb bcr Slrntutl^ tvax, einen langen ®tdb in ber §anb, bcr tl^ren ^irtenBeruf anbentetc^), toanbcrn pe in ber toeiten ÜDiöcefe tjon Seicefter (unb Sonbon) t?on ©tabt ju (Stait, t?on Dorf jU Dorf. — ÜDer gange $a§ ber ^räfaten unb reid^en ^farrl^errn, ber SReftoren unb Siebte toenbet fid^ gegen fie. ^f)x raul^e« ©etoanb unb il^rc raul^ere Slrt begegnet in ben ©täbten mand^em ßäd^eln unb ©^jottioort — aber ba« aSoI! liebt fie, unb forttoäl^renb ift il^re ®unft im Steigen be* griffen. Unb bie äWänner »aren eö toertl^, baß man fie liebte. SBir bürfen nid^t jtoeifefn, baß ßl^aucer einen biefer äBanber- iprebiger (ober $BicIif fetbft) tjor Singen l^atte, alö er feinen be^ rül^mten Santerbur^^Srjäl^tungen baö SBilb be§ guten ganbgeift^ tid^en einfügte, in benen fid^ eine äleil^e tjon Qn^m ber armen ^riefter SDSicüfö jufammenfinben"'). 2ßaö l^ier t?on ben englifd(|en SBanber^jrebigern gefagt ift, baö gilt aud^ tjon ben „®otteöfreunben", bie um biefetbe Qtii in ben übrigen d^riftlid^en Säubern »irften. SBäl^renb inbeffen um ia& ^df)x 1370 bie ©inrid^tungen ber ©emeinbcn unb il^re oben ertoäl^nte ©lieberung nod^ lebeniSfräftig beftanben, ging in einjefnen Säubern nad^ ber großen Sataftro^jl^e, bie gegen ®nbe be§ 14. ^dfjvf). eingetreten toar, ben ©emeinben ba& Hare 95e^ toußtfein t?on bem SBefen unb bem Urf^)rung il^rer SSerfaffung 1) 2)ag bie Sanberprebiger nod^ im 15. Sfal^t^. in 2)eutfd^Ianb ben glcid^en @tab trugen f. bei fetter, 2)ie SRcforniation ©. 265. — a)er im 16. 3iöl&t^. öorfommenbe S^ame „@täblcr" beutet barauf ^in, ba| bie ©itte aud^ bamaU nod^ üor^anbeu mar. 2) 9iub. ^ubbenfieg, ^ol^ann SBictif unb feine Seit. ®otl^a 1885 @. 169 ff. — SBenn in ber Seitfd^rift für Äird^engefd^id^te »b. IX (1888) @. 540 unb 541 nod^ l^eute bie i^el^auptung mieberl^olt toirbr bag Siciif „biefed ^nftitut ber armen Sanberprebiger in bad Seben gerufen ^abe'', fo fielet man baroud lebigUc^, bag mand^e (Sele^rte in $egug auf bie ©efd^ic^te ber ,,@eften'' nod^ immer auf bem frül^eren miffenfd^aftlid^en 9lit)eau flehen geblieben finb. 2)ag bad 3n{iitut uralt iß unb t)on Siciif nur benu^t, ni(^t aber begrünbet »orben ift, foQte bod^ je^t iRiemanb mel^r be^ioeifeln. 281 unb Drbnung biclfod^ berlorcn, unb btc brci ®ru})))cn, totläft el^cbcm nur engere SSerbänbe unb concentrtfd^e Sreife inncrl^alb ber ®efammt»®emeinf(i^aft getocfen loaren, büßten boö ©efül^t her ^n\ammznQif)'6xxg!ltit ein unb ti5ften ftd^ mel^r unb mel^r in felbftänbifle unb t?on einanber unabl^ängige SBtl* bungen an^. SBäl^renb uniS im fübltd^en t^rantretd^ nod^ gegen @nbe beiS 15. ;3:al^r]^unberti8 in ben 5luöfagen ber fogenannten SJatbenfer bic Unterfd^eibung jtoifd^en ben ,,5lrmen" unb ben ,,95rübern" ffar ent* gegentritt*), l^iJren toir an^ ben fd^toetjerifd^en unb beutfd^en ®emeinben tpenig ober nid^tiS bat^on. @iS fd^eint bielmel^r, al& ob l^ier innerl^alb ber „ ffie^erf deuten " fid^ t?ortoiegenb bic Sfleftc beiS a(ten SSerein^ ber SBanber)7rebiger 3Ufammengefunben l^ätten, benen aber bai8 SBetoußtfein, baß fie lebigttd^ einen 2^1^ ei f bei8 OrganidmuiS barftetUen, begl^alb mel^r unb ntel^r fd^n}anb; n)ei( bon ber 9(uMbung beiS 93anber)7rebiger^$(nttiS faum nod^ bie SRebe fein !onnte. !Da man augerbem in biefen „©d^ulen" in JJoIge beö äußeren ÜDrudeiS bie Uebung be« ©acrament«*euttuö l^atte rul^en (äffen muffen, fo toar aud^ ber Unterfd^ieb jwifd^en ©ctauften unb 9?id^tgetauften ben aWeiften nid^t mel^r Kar, unb bie SBegriffe ber brei ©tufen l^atten fid^ in JJoIge beffen gu immer farbfoferen ©cbilben geftaltet unb ttjaren t?ieler Drten in ben „©deuten" nbtxi)anpt t^erfd^munben. ^Bäl^renb aber biefe ©nttoidCIungen fid^ t^oQjogen unb bie Scfeerfd^ulen burd^ bie Ungunft ber QüUn immer mel^r tjon ben alten QieUn abgebrängt »urben, l^atten bie altd^riftlid^en unb altebangelifd^en Qfbeen in eiujelnen SBrüberfd^aften bcutfd^er SQJerfteute neue S^räger gefunben. ©leid^jeitig mit ben gel^eimgel^attenen Senntniffen ber Snn^ 1) ÄeUer, 2)ic Keformatipii m. f, w. e* 299, 282 pflanjtcn \iä) l^tcr unter bcn ©mtjcrftanbencn biete alte M* gtonggebräud^e fort, unb bie Unterfd^etbung jloifd^en Sel^rßngen, Oefeöen unb SKeiftern erleichterte gerabe l^ier bie SBeibel^at tung ber alten organifatorifd^en ©reitl^eilung, b. 1^. ber anfan* genben, fortfd^rettenben unb bottfommeneren ilRenfd^en, nur ba§ bie „üRelfter" feinen redeten (Srfafe für bie @otte§freunbe bieten fonnten, ba bereu bornel^nifte ^flid^t, nämlid^ SBotfd^aft ju toer* ben unb ate ^rebiger ju bienen, fid^ nid^t immer mit ber SRei* fterfd^aft einer ®itbe bereinigen ließ. Dbujol^l in biefen SSrüberfd^aften, unter »eld^en bie Qw tjerftanbenen fid^ fid^erlid^ beffen bewußt loaren, baß fie jugleid^ eine religißfe Oemeinbe bilbeten, bie Uebung beö ©acrament^^ Kultus ebenfo wie in ben ffiefeerfd^ulen rul^te, fo l^atten fid^ bie Ueberlieferungen unter jenen bielfad^ reiner erl^alten alö unter biefen. ;3^l^^"f^ö^ »aren fie lebl^aft bemfil^t, unter ber JJorm ber Siebl^aber be§ ^anbtoerfg weitere Streife in eine organi* fatorifd^e 83erbinbung mit il^rer SBruberfd^aft ju fefeen. So fom eö, baß bie ,,8iebl^aber" in getoiffer SBeife ben älteren Sated^u* menen, bie fflruberfd^aften ber SBerfleute bcn 93 r übern unb bie Äefeerfd^ulen ben OotteiSfreunben entfprad^en, nur bo^ ber organifatorifd^e ßufammenl^ang unb baö SJewußtfein ber 3«* fammengel^örigfeit berloren gegangen toar. SSSenn man bie ©d^riften be§ fed^gel^nten Qf^^rl^unbertS, bie 3ur SBefäm^fung be« fogenannten 5lnabaptt5muiS gefd^rieben finb, burd^lieft, fo finbet man, baß bie ^olemifer bornel^mlid^ brei „©eften" unterfd^eiben, nämlid^ bie ©efte ber a|)oftolifd^en 2:äuf er, meldte im engeren ©inne SBiebertäufer genannt toer* ben, ferner bie gemeinen 2:äufer unb enblid^ bie freien %'dn^^ fer. ^rüft man nun bie üRerlmale, »eld^e biefen „©eften" beigelegt toerben, fo ift eö gauj überrafd^enb, toeld^e nal^e SSer^ ttjanbtfd^aft bie a))oftotifd^en S^äufer mit bem el^ematigen Serein 283 bcr 335onbcr))rcbtgcr, bic gemeinen Siäufer mit bem el^emaltgen ©tamm ber ©emetnben, ben SBrübern, unb ble freien 2^äufer mit bcn „Siebl^abern ber SBal^rl^eit" tjerbinbet, (S9 ift natürltd^ notl^menbig , bag mir biefe ^el^au)7tungen mit urfunbtid^en Semeifen belegen; tpenn biefe aber beigebrad^t hjerben — unb id^ tocrbe fie beibringen — , fo ift t^ tlax, baß bie ganje @nth)i(Hung ber Partei bon l^ier auö unter neuen ®e* ftd^tiS<)unIten fid^ barfteöt. ^d) beginne mit ber ©d^ilberung ber aj)oftoUfd^en 2^äufer, toie fie fid^ bei Suüinger finbet. „@ttid^e »aren, fagt ffluflinger ^), neue SBarfüßer, baö ift ben J5ranjiöcaner*2Ji(5nd^cn gleid^, toeld^e e« für ©önbe l^ielten, mit ®elb umjugel^en ober ©igentl^um ju l^aben". „@ie nannten fid^ 5lpoftoUfd^e, t?on (ben) Sfpoftetn unb ber a^ofto- Ufd^en ffird^e l^er, ber fie fid^ gleid^ mad^en ttjoöten. ©ie fallen auf ben bloßen S3ud^ftaben ber ©d^rift; barum jogen fie in ben 8anben l^erum ol^ne @tab, ©d^ul^e, 2^afd^en unb ®elb*), rül^m* ten ]&od^ il^ren l^immlifd^en SBeruf jum "ißrebigtamt. Unb bietoeil bcr ^err gefagt l^at: SJaö eud^ in ba§ Df)v geraunt ift, ia» Dcrfünbet t?on ben Däd^ern, fliegen fie auf bie Däd^er unb pxt' bigten t)on ben 3)äd^ern l^erab. ©ie mufd^en aud^ einanber bie &ü§e, fagten, mit ben Sinbern muffe man ju Jlinbern irerben unb fteüten fid^ begl^atb Ünbtid^, ba« ift närrifd^ genug. Qftem, bieioeit ber ^err fagt, ireld^er nid^t berfaffe ^auS unb ^eim unb toaS er l^abe, ber fönne nid^t fein Q'önger fein, fo t?er^ ließen fie SBeib unb Sinb, ^auS unb ©ererbe, ftrid^en im 2anb l^erum, lagen auf ben SBrübern unb fraßen fie auj^, loeld^c fie bann aud^ felbft alj^ befd^werlid^e 35ro]^nen^) t?erbannten. ©o 1) 3)er aSicbcrtäufcr Urf^jrung u. f. », fol. 19. 2) (Sd miigte Irrigen: ,,init @tab, ol^ne «Sd^u^e, Stafd^en" u. f. to. 2)ag {te einen Biah trugen betoeifi ber SRame ,,@täbler'' unb fonflige SRa^* nd^ten. 3) i^BuKtnger gebrandet baiS Sort bjgentbrän, b. 1^. ^ro^nen, t)on byge = ©ienen unb thrän = 3)ro^ne. 284 trieben fic crnftttd^ bte gel^re, bag SRtemonb (Stgcntl^um l^aien möge unb aUt ^abe unb aiitS Oint foUe gentein [ein, benn SRiemanb fi5nne jugleic^ ein ©l^rtft unb reid^ fein". — „©ie ntad^en gleid^ n)ie ein neuer yjVinäj^oxitn Slegetn üon Stieibern; aui8 lüeld^em ©toff, toeld^er Jform unb ®eftalt unb »ic lang, toeit unb groß fte fein foöen. 3^9'^^^ bertoerfen fie aöc tBft* lid^e Jttetbung unb Qitxht, nennen oüe bteientgen Reiben, bic fid^ biefer njeftlid^en ©inge bebtenen. ®te geben and) SRegcfn bom (Sffen, Irinfen, ©d^fafen unb Stulpen, ©teilen unb ®el^cn. 3Bo fie Q'cinönben lad^en feigen ober fröl^Iid^ fein, fo fd^reicn fic ans beut ©bangetium : ,^if) tni), bie i^r je^t tadlet, benn t^r toerbet bolb toeinen unb l^eulen*. — älfo f dienen fte afle geftc, ßufantntenfünfte, iJreubenmal^te, ®efang unb ®attenf)?ie(. ©aju bertoerfen fie SBünbniffe unb bog man &ttDif)x ober 3Baffen an etlid^en Orten trägt ".i) 2)?it biefer ©d^Uberung ftimmen bie Slngaben, bie ©ebaftian ^randE in feiner ßl^ronil über bie „3Biebertäufer" mad^t — au(§ er fennt ben Unterfd^ieb jloifc^en Släufern unb SBiebertäufern — in bieten fünften überein, in anbern geben fie ©rgän jungen, bie jur S3erbottftänbigung beö Silbers »ertl^bott finb. „Stlid^e^), fagt er, l^alten il^re SBiebertaufe ober Saufe fo nötl^ig, bag fie ol^ne biefefbe SWiemanb feiig jäl^tcn, grüben, bie §anb bieten ober für einen S3ruber erlennen. — ßtlid^e l^alten bie Sinbertaufe für einen ©reuet unb tießen fic^ e^cr jerreißen, el^e fie il^r Äinb tießen toufen. — ©ttid^e l^ietten fid^ fetbft für bie Zeitigen unb kleinen, bie l^aben atte !Binge gc* 1) ©ullingcr o, D. fol. 22. 2) graiicf flcfft in feiner ©d^ilberung in je einem abfa^ bte SWctf* maJc ber ,,S33iebertänfet" unb bcr ,,2:äufer*' einonber gegenüber. SOßir fyüitn lebiglid^ bie @4ilberung ber erfleren l^ier^ergefe^t, fo bog bad ^ort „^i* üäfe" fid^ l^icr jebeSnioI auf bicfelbe „®efte" bejiel^t. ?lnf bic ©efd^reibung ber „Xäufer'' bur(i^ grancf »erben »ir unten ^urüdlomtnent 286 mcitt; feiner fagt, bag tttoa^ fein fei unb ift ottcö ©igcnt^um bei il^ncn ©ünbc. an etlid^en Drtcn tpic in SKnftertife unb in ÜRäl^ren l^abcn fic Oeconomicos (©d^affner) unb aUt einen ©ätfel, ba man einem Qfeben foü geben, toa^ il^m not^ ift. Diefe tl^un bte onbern SBrüber in ben SBonn, aW bic nid^t auf bem redeten SJeg finb unb ift beiS fflannenö in il^ren (Semeinben öiet — unb ift fd^ier eine fold^e JJreil^eit (b. 1^. üRangel an jS^tv l^eit) bei i^nen, ju glauben, »ie im ?a))ftt]^um. — @tlid^e machen SRegcln, lüie ba« Sleib fein fott, toie ein Qfeber gelten foü, toie biel JJatten ber ©d^utj, unb ^aben »ie bie äRönd^e Siegeln im @ffen, S^rinlen, ©d^toeigen, Sieben, Sleiben. @tlid^e lüotten baö a))oftoIifd^e fiebcn unb bie SJeife ber erftcn Sird^e fid^ gar anmaßen unb l^alten aUe !Cinge nad^ bem ^ud^ftaben ber ©d^rift, toafd^en einanber bie iJüße, jiel^en uml^er t?on einem Ort jum anbern*), ))rebigen, fagen tjon großem SBeruf unb ©enbung ". Qxt^t man bie l^anbgreifUd^en Uebertreibungen, toeld^e bie^ fen ©d^ilberungcn beigemengt finb, ab, fo entl^alten bie 9ln^ gaben bod^ t?icle burd^aujS jutreffenbc ©igentl^ümtid^feiten — ®igentpmlid^lciten, toetd^e gerabe bei ben jenigen aßännern uniS entgegentreten, für toeld^e juerft ber 5Wame „SBicbertäufer" in Slntoenbung gefommen ift unb bie benfelben fpätcrl^in in erfter Sinie bel^alten l^aben. (gö ift toal^r, bag mand^e Slnl^änger ber ©))ättaufe ber Ueberjeugung toaren, ber SBefife üon ®igentl^um, bai8 SWel^men öon 3i«f«J^ fotoie jebe faufmännifd^e S^l^ätigfeit feien verboten 1) «n onbcrcr @tcllc (S^ronif, «uög. ö. 1531 fol. 540) fprid^t ^tb, groncf Don ben apofiolild^en £duferii, bie $aud unb $of t)erlaffen, bag fxe „umh'- ^n garten, wie ge^fllid^e 2anb«fne(^te", „SBibcr bicfe K^orl^eit pnb oud^ tnele au« il^nen, bie bie« al« unred^t tabeln unb nic^t geflattcn wollen". 3)iefe ©teile beweifl, boß bie 3Iu«Iegung be« Sorte« OJarten-Srüber = SBan« bernbe ©rüber (f. oben @. 225 «um. 3) rid^tig iji. 286 unb fünbl^aft. SBefonberi^ iraren bereit« ©onrab ®rebcl, ^oxi Slaurocf, unb t?ie(e anbete ©d^loeijer Srübcr btcfer 3ltifi(|t. @ic tüaren, loie urfunbttd^ begeugt ift, ber üRemung, bag „aüc Dinge foBten gemein fein unb jufammengefd^üttet tt?erben".0 ÜDag eö in 3^^^ ^^^ ä"^ 35urd^fü]^rung il^rer JJorberungen fam, fag an bem SBiberf^^rud^, ber fid^ innerl^alb tt?ie an§er|att ber SBrüberfd^aft erl^ob. @« ift ferner rid^tig, bag bie SBrüber anfingen, SRegefn in S3ejug auf bie Steibung ju geben, ^n @t. ®aüen begann bic ganjc ©enteinbe um 1525 ben ©ebraud^ tjon grobem grauen Znä) unb grauen breiten ^üten einjufül^ren, unb man toax raiji übel geneigt, barauö eine allgemeine 83orfd^rift für bie gonjc Srüberfd^aft ju machen. 2luci^ ift eö toal^r, baß üRand^e unter il^nen toiber üiete JJormen beö gefettigen Sebeni^, ja felbft gegen ]^arm(ofe JJreuben, ein iKi^trauen an ben 2^ag fegten unb in il^rer ganzen äußeren Gattung auf iJernftel^enbe ben Sinbrud t?on „aWönd^en ol^ne Sa^^en" mad^ten. Die aWänner, toeld^e biefen @runbfä|en anl^ingen, fingen alSbait) an, baö eigentHd^e SBSefen be§ Kl^riftcntl^umS in ber aSeobad^tung fold^er äußeren Sebcnj^orbnungen jU fud^cn. 5Do* mit toarb bie ;3bee, baß ba<^ §eil ber @ee(e nid^t burd^ SBer!c ober Drbnungen, fonbern burd^ ben ©tauben unb bie @nobe ©l^rifti erhjorben »irb, toeld^c burd^ ©tauptfe unb gütiger naä) langer SSerbunfelung toieber auf ben ßeud^ter geftettt »orben »ar, bon 5Weuem in ben ^intergrunb gebrängt. 5ßad^bem fomit bie ©runbgebanfen ebangetifd^en Kl^riften* tl^umö in ba^ ©c^toanlen geratl^en toaren, ergaben fid^ batb weitere bebenffid^e 2lbh)eid^ungen bon ben alten cbangelifd^en Ueberlieferungen. (Sben bicfelben ©d^toetjer SSrüber, toeld^e in 1) ©ic SBcwcilc bei (£gli, ©tc Sürid^cr BicbcrtÄufcr 1878 @. 24; ügr. @, 15 nnb 27, 287 ber Qüt, too fic atö ,,]^eimlid^e Ocmeinbcn" unb „@))trituBfcr" ejiftirtcn, bcn ©acramentiS^ffiuItuö gonj l^attcn rul^cn (offen, fingen naä) ber ©tnfül^rung ber ©^ättaufe an, benjenigen btc ©citgfeit abjuf|)re(l^cn, toelc^c biefc ©eremonic nid^t übten unb cbcnfo irte fie ß^fen, Qtfjxittn unb Saufmannfd^aft für fünbl^aft erffärten, anä) bie Sinbertaufe ofö eine fd^toerc ©ünbe barjufteöen. ®etttö§ ber allgemeinen Srfal^rung, bag eine JJriJntniigfeit, tocld^e ia^ ^eit unb bie ©etigleit an bie Srfüöung fird^Iid|er Zeremonien fnü^ft, bie JKenfd^en jur Sluöfd^fießlid^feit unb Unbulbfamfeit ergiel^t toiber bie, toeld^e bie gfeid^en JJormen niäft üben, mad^te fid^ balb unter il^nen ein feftenl^after ^^g geltenb unb (Siujelne begannen, fid^ aBein ate bie 33oßIom* menen unb Steinen ju betrad^ten. SBie ift e« gelommen, baß biefe SBrüber auf fold^e SBege gerietl^en? Unb toie l^aben biefe Qfbeen 2ln]^änger finben fönnen? atö um ba« Q'al^r 1520 ber SHuf nad^ 3leinigung beg ®lauben« erfd^oü, unb bie Sunbe t?on ber großen retigiöfen SBe* toegung in bie ©d^toeijer SBerge brang, ba ftrömten bie eifrig* ften ainl^änger unb SWitglieber ber Äe^erfc^ulen auS ben ®e* birgen nad^ bem Drt, toefd^er juerft bie g^i^ne ber refigiöfen ^Jreil^eit entfaltet l^atte, nad^ S^^^^- ©ie famen bortl^in mit ber aui8brüdE(id^ett 5lbfid^t, für il^re 8el>re, b. 1^. für bie afte, aber öieffad^ berftümmelte S^rabi* tion, 3^^9wiß abjulegen unb bie 3JJenfd^en öon ber SÖSal^rl^eit beffen, tooöon fie erfüllt toaren, ju überjeugen. Die tumultua* rifd^e Seife, in »eld^er bie !Binge in Qixxid) üor fid^ gingen, unb eine Sleil^e fonftiger Uuiftänbe begünftigten il^r Unternel^men. SSoü aJiutl^ unb SBegeifterung, toie fie toaren, legten fie burd^ il^r geben 3^W8"^6 ^^ f^^ i^^c Seigre, unb SSiele, bie nad^ ber SSJal^rl^eit fud^ten unb fragten, glaubten jU feigen, baß biefe aWänner ba^ SJort @otte^ ernfter auffaßten, atö eiS biiSl^er ge* leiert toorben toar. 288 JKon barf bei bcr SBcurt^citung bicfcr SSorgSngc titd^t Der* flcffcn, bag bicfen Oemcinben eine fd^riftlid^c Ucbcrfiefcrung fcl^Itc. SWur üon SKunb ju SKunb l^attcn ftd^ btc Seigren ber SSorfal^rcn unter bcm 35ru(f bcr Qtxttn fort^jflanjcn fönncn, unb fo tüar bcr alte (Staube in mand^cn fföpfen ju einer fagenum* fponnenen SErabition geworben. SWid^tö aber tjon attent Uebcr^ lieferten »ar fefter l^aften geblieben atö bie SSorfd^riftcn unb Siegeln beiS alten Soüegiumö ber ®otte«freunbe unb ber „guten Seute" ober bie „eüangelifd^en ©ebote". !Der ^n^ait biefer et?angelifd^cn ®ebote toar Jenen SKäm nern bai^ l^eiligfte unb toid^tigfte ®efefe, unb lag ber ®ebanfc ntd^t nal^, ba§ jefet, too ber 3luf nad^ ber (Erneuerung bcr eöan^ gclifd^enSBal^rl^cit alle ©emütl^er bett?egte, bie Qtxt gefomuien fei, um ntit ber SluSfül^rung ber cöangelifd^cn ®cbote enblid^ ernft ju mad^en? SBaiS ^Hxq SBlaurodE, ©onrab (5Jrcbel, JJelij Tlani unb SKnberc al^ Seigre bei^ (Stjangeliunti^ bortrugen, »or in ber Zffat in fielen toid^tigen fünften lebiglid^ eine SSerafl* gemeinerung ber „a)?oftolifd^cn Siegeln", toic fie einft int SSerein ber ®otteöfreunbc ober ber „ eüangelifd^en SKänner''^ gegolten l^atten. SBaö einft bie befonberc Sieget biefeö SSercini^ getoefen toar, baö follte jefet jur S3orfd^rift für afle ©l^riften gemöd^t toerben — eine JJorberung, toeld^e unfäglid^e Kämpfe unb 33er" toirrungen alter 2lrt im (befolge gel^abt l^at. SBenn aud^ einft in ben „SBruberpufern" neben ben eigentlid^cn ^rebiger^ brübern biötociten einfädle 8aien (unb jtoar fotool^t fflrüber afö ©d^toeftern) in freitoiltiger 83ermi5genögemeinfd^aft gelebt I>atten, fo tüar bie gorberung, bag alte SBrüber fid^ ben „eüangelif^en (geboten" unterwerfen unb in fotd^en JBruberl^äufern leben mü^* ten, bod^ eine grunbftürjenbe unb unerl^örte Steuerung unb eine gänjtid^e 3lbh)eid^ung tjon ber Ueberlieferung. 1) Ucbcr bicfc ©ejcid^nung ai9 'Slame ber SBanberprebiger flc^e oben @. 104 %nm. U 289 SBSenn man btc oben eriüäl^ntcn ©d^Ubcrungcn S5wBtngeri8 unb ^xand^ genouer bctrod^tct, fo toirb Qfcbcr, bcr bie älteren ©mrid^tungen bci8 Slpoftolatö lennt, über bie Streue erftaunt fein, mit toetd^er biefelben bon ben „a<)oftoUfd^en Siäufern" im 16. ^al^r^unbert erneuert toorben finb. 3Kan toeiß, baß bei ben älteren ^rebigerbrfibern eine be* ftimmte 2^rad^t nad^ ©toff, ©d)nitt unb JJarbe borgef einrieben töar. ffloä) im 15. ^[al^rl^unbert trugen fie nad^ ^riebrid^ SReiferö ^eugniß bunletgraue Äteiber^), mitl^in biefelben ®e* toänber, toie fie uni^ in @t. ©allen um 1625 begegnen unb mie fie bie Ouäfer nod^ l^eute tragen. !©ie a))oftoIifd^e SReget, toie fie fid^ bei 5Kattpu«, Suca« unb aßarcuö finbet, entl^ätt tjon biefen grauen ®eit)änbern unb grauen §üten nid^tj^. Slber tool^I fd^reibt fie t?or, baß bie 9l)?o* fiel il^re felbftbergeffene IDemutl^ aud^ in il^rem äußeren 2luf* treten ju erlennen geben unb bebürfnißlog in il^rem fieben ju fein fid^ getoöl^nen foüten. @ö irar lebiglid^ eine Slu^^fül^rung biefeö ©ebanfen^^, nid^t eine bud^ftäbtid^ auj^julegenbe 3Ser^pid^tung, tt?enn t^ bort toei» ter l^eißt: ^^^^ fottt nid^tö auf ben S33eg mitnel^men, loeber ©tod nod^ aieifetafd^e, nod^ SBrob, nod^ Oetb, nod^ einen jtoeiten ängug" (2uc. 9, 3), unb toenn (SWarc. 6, 9) bie SCrad^t üon ©an* balen unb bie 8Sermeibung t?on ©d^ul^en t?orgefd^rieben toirb.^) J)iefe Sleußerlid^feiten, bie (ebiglid^ ben ©inn l^atten, burd^ be* fd^eibene Haltung bie 35emut]^ jU fenngeid^nen unb burd^ ®Ieid^* 1) a. 3fung, in bcr Scitfd^rtft Kimot^cu« 2. 53b, ^a^rgoiig 1822 @, 254. SfJä^crc« bei Äcttcr, 3)ic Siefortnation (Sflcgifler s. v. Slpo|leI). 2) S)a6 bie älteren „^otte«freunbe" bort, »o fie ni(^t ju fiirdjten brandeten, burd^ il^re Strad^t {td^ ju berratl^en (in welchem gaff natürHcl^ Sudna^men gemattet waren) ^ol^fanbalen (sabatos, sabots) trugen, l^aben toir oben bereite bemerft. ^d^on Salbnd unb feine (S^enoffen foUen ftd^ biefer S^rad^t bebient ^aben. AelleT, ©tau^ij^. 19 290 l^cit bcr äußeren Qtxd)tn ba« ®efül^I bcr ®cmcinfantfcit ju er* l^öl^en, toaren in il^ren Sinjdnl^etten natürlid^ bcn ©Uten bei? 2)?orgcnIanbcg angepaßt, unb e« tag auf bcr ^anb, bafe ba§ Slbenbtanb für bic toMliijt JBeobad^tung ber SRegel nttnber ge* eignet tüav. ©letd^lüol^I l^atten bie älteren SBanber:prebiger lue* ntgften« an ben ©anbalen feftgel^alten unb e^ ift bejetci^nenb, ba§ bie „apoftolifd^en Säufer" im 16. ^df)x^, aud^ t?on biefer Sitte nid^t laffen »outen. gür bie Sl^joftel unb ©enbboten »ar ferner bie <)erfi5ntici^e SBefifetofigfeit ^flid^t, gemäß ber Slnloeifung: ,,ffiiaft bu DoH* fommen fein, fo gel^e l^in, Verläufe, »aö bu l^aft, unb gieb e§ ben Slrmen unb fomm unb folge mir nad^" (üRattl^. 19, 21; bgl. aßattl^. 4, 19 f. unb öfter). Dal^er finben toir im 14. unb 15. Qfal^rl^unbert, baß biejenigen, toeld^e in ba^ Soüegium ber Oottej^freunbe eintreten »oöten, jubor il^re ^abe an bie Slrmen geben mußten unb baß fie, fobafb fie im !Dienft al§ toanbembc ^rebiger tl^ätig toaren, fein @elb, fonbern nur ©aftgefd^enfe an* nel^men burften. Dagegen l^atten bie ßottegien, ober je nad^ Umftänben ba§ ßoöegium, ber ®otteiSfreunbe als Korporation lool^I ba^ Sfled^t, baSienige ju befifeen ober ju erwerben, toa^ für ben Unterl^alt ber SBrüber, fattö fie nid^t prebigenb uml^erjogen, notl^ttjenbig toar, unb toie unter ben jtoi5If Slpofteln einft SSermögenSgemein* fd^aft gel^errfd^t unb einer ben „SBeutel gefül^rt" l^atte (Sol^. 13, 29), fo fottten aud^ jefet biefe „Sla^folger ber 2lpofteI" toie bie Olieber einer JJamilie unter fid^ leben. Dal^er ertoäl^t* ten fie unter fid^ Diener ber SWotl^burft ober „©d^affner", »efd^e Qfebem baö SWotl^ioenbige guäutl^eilen l^atten; bal^er loei* gerten bie SBrüber fid^, mit ®elb umjugel^en ober gar 3i^f^" JU nel^men ober jU geben unb überl^aupt tttoa^ 3lnbereö aW ein ^anbtoerl jU treiben; bal^er rid^teten fie gemeinfame ^auj^toirt^* fd^aften unb SBruberl^äufer ein, benen unter Umftänben ©d^we* 291 fternl^äufcr jur ©cttc treten fonnten. SDiefe Käufer nannten bic äugcnftcl^cnben el^cbem SBegl^arbcnl^äufer ober JBegl^inen* l^äufcr; l^ier filierten bie ©ruber ein gemcinfame^ 8eben, faüg ftc nid^t nml^erjogen, nm aU toonbembc ^rcbiger ,,JBotf(l^aft ju »erben an bte grentben". äW bie „SBegl^arbenl^änfer" ge* jtDnngen tourben/ ürd^tid^en Sl^aralter aninnel^men^ n^aren bie ,, ©otte^f rennbc " gcnötl^igt, in t?erborgenen ffiinleln nnb abge* legenen Sergtl^äfem il^r gemeinfamciS geben nnb il^re „(S^apittV fortjnf e^en. *) (Sben biefe ©ütergemeinfd^aft, bie ,,®cl^affner" nnb bie „93rn* berl^äufer" begegnen uni^ bann im 16. nnb 17. Qfal^rl^. toieber, nur bag l^ier t^on Singelnen ber ^tv\nä) gemad^t marb, biefe ©inrid^tnngen auf bie gange Oemeinfd^aft ju übcrtra* gen unb in gäujüd^er SSerfennung ber „a))oftoIifd^en JRegel" bie ganje $Beft in eine 2trt bon SBegl^arbenl^äuf er jU t?ertoanbeln. ^) ©ir l^aben oben gefeiten, baß bie 2Banber|)rebiger ber fo* genannten SJalbenfer im 14. Qfal^r^unbert bie ^fu^njafd^ung übten, unb baß bort, too fie in eine ®emeinbe !amen, aW Qtu 1) 34 t^ettnut^e, bag ber iRamei^egl^avben flat^ifd^en Urfprungd ifir fi^tilid^ tote ber Sftame i^ogontilen. ©ottte er t)iellei(l^t (tote ^ogontUen) ein ©eften-SfJame für „©otteöfreunbe" fein? Wlid) beflärft in bicfer ©crntu» t^ung folgenbe (Stelle bei ^ol^. Sadmob t), ^omberg (f. $. ^au^t, Beiträge tc. 3tf. f. Äird^engefd^, 1885 @. 68): Populus vulgariter bechardos vel lulhar- dos et beginas appellat, ipsiantemseipsos panperes, fratricellos vel pauperes puerulos seu swestriones vocant." — (@. 78) Nunc clare apparere videtnr, qnare a popnlaribns fidelibns nunc beckardi, nunc lulhardi, nunc beretici appellentur : caudis namque illorum condempnatorum alli- gati sunt et vestigia imitantur (seil. Pauperes, i. e. Apostoli fratrum [Waldensium]). 3)q6 bie Sfiamen ^Salbenfer" unb „©eg^arben" (?Ji(farben) promiscue gebrandet »erben, erhellt avL9 ber ^efd^id^te ber bö^mifc^en i^rüber gur Genüge. 2) 2)ag biefe ^erfud^e nod^ im 18. dfal^rl^. bon getoiffen täuferifd^ geftnn* ten Seuten fortgefe^t »urben, beweifl in ^5(^fl nterfwürbiger Seife bie @d^rift bon Dr. Od»). «Seibenflider, (Sp^xata, eine amerifanifd^e Jtlofiergefd^id^te (@e^arat«9[bbru(f au9 beut ,,beutfd^en Pionier''). (Stncinnatt 1883. 19* 292 d^cn ber l^ol^en SSerel^rung öon bcn ©läutigen il^ncn btc güge flcncfet tourbcn. Die JJußtoafd^ung tft in ber o|)ofto(t[c^en ^tii al^ af Ig cm eine ©eremonic nid^t nod^toeisbor, bod^ ift fie fidler* lid^ unter beftimmten JJormen fd^on fcl^r frül^ geübt toorben. @ic berul^t auf ^o^. 13, 14, ttro ßl^riftuS ju feinen 3l)?ofteIn, bic mit il^m jur legten üRal^ljeit ücrfammctt tt?aren, \priä)t: „SBo nun id^ euere i^n^e getoafd^cn l^abe, euer §err unb aWetfter, fottt aud^ il^r (Siner bem 9lnbcrn bic JJüge loafd^en". (So ift fein Qtoti^tl, ba^ bie S^ugtoaf d^ung , ober, tt?ie bie Ueberfe^ung tool^I rid^tiger lautet, bie 5Wefeung ber JJüße, in ge^ toiffen formen bamit ate eine ©ercmonie red^tmägig eingefe^t »orben ift, JJür bie Slrt unb bie JJormen unb ben Umfang, in bem fie ju l^anbl^aben ift, muj3 inbeffen bic Ucberticferung ber a)?oftotifd^en Qeit ma^gcbenb bleiben, toeil bic älteften Sl^ri^ ftcn afö bic beften 3lu§Ieger ber SBcfel^lc ßl^rifti ju bctrad^fen pnb. Da nun bic „Seigre ber jh?B(f 2l|)ofteI", bie bod^ bie ®^)ättaufe unb baö W)tnhmdf)l forbert, bie gi^ß^^f^wng nid^t jur attge^ meinen Sieget für aüe 3JJcnfd^cn mad^t, fo ift t§ toal^rfd^einlid^, bag bie altd^rifttid^en ©emeinben ber Ucbcrjcugung toaren, Sl^ri^ ftuj^ l^abc l^icr (h)ie bei SKattl^au^ 10 unb öfter) nur eine Siegel für bie ©cnbbotcn feiner Seigre, nid^t aber für aße Sl^riftcn geben tpotfen. ;3ebenfattö fielet 08 feft, bag bie altebangelifd^en ®e* mcinben, bie man SBalbenfcr nannte, bie ^ugtoafd^ung nur im nerl^alb bc^ S33anber)?rebiger*@ottcgiumö unb iexm S5efud^ ber 3l)}ofteI in ben ©emeinben, b. 1^. bei befonber^ feierlid^en Sln^ (äffen, unter beftimmten formen fannten unb übten. ^m 16. ^df)xf). irurbc bagegen, h)ie SBuöingcr begeugt, öon ben „a^oftolifd^en S^äufern" ber SSerfud^ gcmad^t, biefe Siegel ber „(Sotteöfreunbe" auf bic ganjc ©emeinfd^aft ju übertragen unb bie guj3tt?afd^ung jU einer aügemeinen ^flid^t ju mad^en. ®anj äl^nlid^ irie jur ^u^toafd^ung toax bic ©tettung ber altctjangelifd^en ©emeinben t?or ber JRcformation jU ben ®eboten 293 S^rifti gctocfen, bte [ic^ bei 2»att^. 20, 17 ff. (2»orc. 10, 42) in ©ad^cn ber Dbrtgfcit finbcn. @ö l^eißt l^tcr: „Unb ba ^'cfuiS l^inaufgtng nad^ ^crufalem, nal^nt er bte 3^ölfe bei ©ctte (xax tStav) unb fogte ju il^nen untertüegö: ©tel^e, toir gelten l^inauf nad^ Qferufalcm" u. f. it).; unb ferner: „^fefuS ober rief fie l^erbei (bie 3ö>BtfO unb fagte: Ql^r toiffet, bag bte fjür* flen ber SSöIfcr l^errfd^en über fte unb bie ®rogen il^re Oetoalt über fie gebraud^en. 5Wid^t olfo foll t& bei eud^ fein. @on« bern toer unter eud^ gro§ fein tpiü, ber fott euer Diener fein, unb tt?er unter eud^ ber erfte fein toitf, ber fott euer Sned^t fein". DarauiS gel^t Kar l^ert^or, bag Sl^riftu^ in SSejug auf bad |)errfd^en ein SSerbot aufgefteöt unb bienenbe Siebe befolgten l^at. Slber an toen, »aren btefe SBefel^Ie gerid^tet? 5ln aße ©l^riften ober an bie ©enbboten feiner Seigre? 5Wun finbe id^, baß bie fogenannten ©albenfer jtoar ftetö il^re üRittoirfung bei ber S^o* beiSftrafe unb folgerid^tigerweife aud^ bie Uebernal^me eine« jeben aimte«, meldte« baju gtoang, abgelel^nt l^aben, aber int Uebrigen l^aben fie bie wetttid^e ^errfd^aft beö ^ßa^fte« unb ber SBifd^iJfe too^ für unerlaubt erltärt unb il^ren eignen ©eiftlid^en baö ^errfd^en t?erboten, aber eine aögenteine Unterfagung ber "iSliU hjirfung bei ber Dbrigfeit l^abe id^ nirgenb« gefunben. äWitl^in betrad^teten biefe ®emeinben aud^ jenen SBefel^t ©l^rifti als eine 9lege(, bie ben Slpoftetn gegeben toar, aber nid^t afö ein attgenteine« ®ebot. SBenn bal^er im 16. Q'ö^'^^- ^i^ Xl^eorie unter ben fog. SCäufern auftaud^t, bag j[ebe Uebernal^me eine« öffcntlid^en Slnite«, fei e« aud^ toeld^er SKrt e« fei, üer-» boten fei, fo l^at biefelbe il^ren Urfprung in berfelben SSertoed^* feiung, toeld^e bie g^ugioafd^ung unb Stnbere« in bie ©efamntt* l^eit getragen l^at ober tragen toottte. ©o gewiß ber SBefel^f (2Warc. 6, 9) bejüglid^ be« fragen« ber ©anbalen fein attge*» meiner SBefel^t toar, fo getoig finb aud^ an anberen ©tetten bie 294 Unter fd^tebe^ bte G^l^riftuiS [etbft tnad^t^ forgfälttg ju ttxM* fid^tigen. (S» tatm nidjt oft unb mä)t naäjixMliä) genug betont toer^ ben, bag bie alteöongeftfd^cn ©emetnben in il^ren befferen @^)o* d^en einen befttmmten Unterfd^ieb jtoifd^cn bcnienigen SBefel^Ien ffil^rifti, bie (toie bie SBerg^jrebigt) an aUeiS SSoIf gerid^tet toaren, unb ben „apoftolifd^en {Regeln " gemod^t l^abcn. 5Diefe Unter* fd^eibung l^at il^re ouöreid^enbe bibtifd^e S3egrfinbung. 3Bir feigen, ba§ bie 5l:pofteI El^rifti banad^ ftrebten, genau ju erfal^rcn, m^ ®]^riftui8 für fte aüein gefagt, ober toaS er attcm SSoIfe befol^Icti l^atte. „^err, fragt ^ctru« (8uc. 12, 41), fagft bu biefe« ©teid^- niß JU un« ober aud^ ju aßen"? SBei aßattl^. 20^ 17 l^cißt cg, ba^ ßl^riftu^ feine ä)?ofteI bcfonberö jU fid^ nal^m unb bantit gu erfennen gab, ba^ er il^nen befonbere Siegeln geben tootle; unb fold^e ©onberbelel^rungen für bie Sl^joftel fommen l^äufiger t?or^). Si^tfäd^tid^ ift ja benn aud^ für jebcn (Sinfid^tigen Ilar, baß Slnweifungen, toie fie aRattl^. 10, 1 ff., 2»arc. 6, 7 ff., 8uc. 9, 1 unb 10, 1 tjortiegen, unmiSglid^ für alle ©l^riftcn beftimmtfein fönnen; aud^ bereift bie ©efd^id^te ber altd^riftftd^cn ©emeinben, baß jene JRegcIn unter ben „Slpoftetn", bie ja no^ int jtoeiten Qfal^rl^unbert nad^toeigbar finb, beobad^tet ju toerbcn ^jflegten. Die älteften Seigrer ber Sirene l^aben biefe Unterfd^ei* bung aud^ kool^I gefannt. 9tad^bem aber ba^ attd^riftlid^e Wpo^^ ftolat, unb bantit ein loefentlid^er Zf)eil ber tjon ßl^riftuiS ein* gefegten @emeinbe*SSerfaffung, in ber römifd^cn Äird^c abge* fd^afft loar, toar für biefe Äird^e bie SJiöglid^feit tjerfd^toun^ ben, bie a})oftoUfd^e Sieget in ber SBeife, toie ©l^riftuÄ fie 1) ®ans flar tritt bie Unterfd^eibung ]^ert)or, »enn man Wlatif). 7, 28 mit 10,88 t)erglet(!^t, bort ben @(i^Iug ber i^ergprebtgt, l^ter ben ber „apo- floUfd^en Wegcl". 29B gegeben ffattt, auiSjuIegen unb aii& ben ebangettfd^en ©ebo«» ten tourben bie eüangelifd^en fßatl^fd^Iäge, au^ beten 93e» fofgnng bie ;JJbee be« SKönd^tl^nniiS ertond^«. ^Diejenigen ©l^ri* ften bagegeu, toeld^e an ber (Sinrid^tnng be« 5l^)ofto(atÄ feft* l^ietten, erbttcften m6) toie bor in ben {Regeln bei aWattl^. 10 äntoeifungen für einen beftimmten ©tanb bon Oeifttid^en, beffen SSertreter jene ^fKid^ten toie bie bamit bcrbunbenen Siedete frei* toiüig anf fid^ nal^men — nid^t, toeit fie barin einen 2Beg jnr ©eligfeit erblidEt l^ätten, fonbern toeit bie Siebe gn il^rem ^errn unb SDieifter unb ju ben JBrfibern fie trieb, ber „SBeft Urlaub ju geben in il^ren ^erjen" unb fid^ unter bie Qaf)l ber ®oU tegfreunbe ober ber ,,9lrnien" aufnel^men ju (äffen. &^ ift toal^r, ba^ getoiffe Slel^nlid^leiten jtoifd^en beut ri5mifd^en JKönd^* tl^um unb bem 2lpofteI*®oöeg ber altebangelifd^en Oemeinben tjorl^anben toaren, aber eö ift bod^ mertoürbig, baß atte SSer* fud^e, biefe 2Banber^)rebiger ber Äird^e aU Drben angugliebern, gefd^ eitert finb. Um ba^ ^afjt 1208 ^atte ^a))ft Q^nnocenj III. ben $lan gefaßt, eiujelne „Slrme t?on Sijon" in ben Drben ber „Paupe- res caiholici" ju Derttjanbeln. @ig toar bie^ jene Seit, in toel* d^er bie erfte große ffiataftropl^e über bie feit 1170 rafd^ auf* geblül^ten ®enteinben mit bem ^Ui^gang ber äBalbenferlriege l^er* eingebrod^en tt?ar. ©iujetne fud^ten ©d^ufe Dor SSerfotgungen burd^ eine Slnnäl^erung an bie Eurie; jtoei berfelben toaren 5Du* ranbu^ t?on D^ca unb ein geioiffer SSernl^arbu^ ^) , toetd^e beibe 1) 3u bem im 3efmten«@;olIeg ju Slouloufe im Sfa^re 1635 mit fird^L Slp^jrobation bearbeiteten SBerf : Innocentii m. P. M. Epist. Libr. IV. l^at JJrang ©oSquet ^tnmerfungcn gcfd^rieben. $ier l^eigt e« (Notae pag. 59) ^u Epist. I, 94, nad^bem über ben SQSalbenfer „Bernhardns primus", bev laut bem emäl^nten iSrief am 18. ^uli 1210 in ben ®e]^ovfam beiS tum. @tul^I« jurücff eierte, gefprod^en »orben ijl: „Hie Bernardus primus upwToc dicitur, qnod nomen dignitatis faisse jam snpra ostendimns. Pntavi aliqnando hnnc ipsum Bernhardum esse, qui fratribus Minoribns dicitur: Frater 296 aW Slpoftct (Pauperes) in bcn ©emcinben getotrit l^attcn. ^ap^i ;jJnnocenj ließ burd^ fic anbcrcn ,,3lrmcn" üorf dalagen, bag fic nad^ SluiSfteöung tint§ SReöcrfc« in bic römifd^e Sird^e totcbcr aufgenommen toerben fottten. *) „SBir l^aben" — fo foKte ber SReueriS lauten — ,,ber fficit entfagt unb toad toit befeffen l^aben, l^aben toir, tok eS t^on ®ott geratl^en (consultum) tft, an bie 5lrmen gegeben unb befd^loffen, arm ju fein: berart, baß toir für baö SWorgen nic^t }u forgen br andren; aud^ toerben totr toeber ®oIb nod^ ©ilbcr nod^ etn)aiS ^DerarttgeiS auger £eben$mttteln unb SIeibung t)on trgenb ;jjemanben annel^men. J)te eöangetifd^en SRat^* fd^Iäge (consilia) toerben tt)ir tt)te 95efel^Ie beobad^tcn. — 35a totr jum größten Sll^eit Elertfer finb unb faft aöe lite^ rarifd^ gebilbet, fo l^aben tt)tr unö entfd^Ioffen, bem SJprlcfen, Srmal^nen, Unterrtd^ten unb ber J)iigputation tt)iber aöe ^xx-^ tpmer ber ©eften objuttegen. — J)urd^ biejenigen, »eld^e unter unö baö meifte 5(nfel^en genießen unb am beften unterrtd^tet finb im ®efe^ beiS |)errn unb ben ©entenjen ber 1^. SBäter, tPoHen toir ba^ 2Bort ®ottt^ in unferer ©d^ule (in schola nostra^) benSrübern unb ben greunben*) vortragen, aber nur mit Bemardus de Qaintavalle, b. Francisci socias primus: vel ut habe- tur in Gbronico M. S. Bibl. Fuxens.: „primogenitus tarn tempore quam privilegio sanctitatis.**. Is nobili ortus prosapia dicitur, cujus ope b. Franciscus ad propagandum suum ordinem indiguit immo et, ni fallor, Magistrum suum vocavit. Yide Eodulph. in Hist. Seraphii. Et coincidit tempus, quo Eegula b. Francisci probata scri- bitur in id, quo hae epistolae et Bernardo primo Begula confirmata, quae ab ea, quam Fratres minores observant, non longe dissimilis est. Sed tantum haec conjectura fait". 1) 2)a8 Slltenpüd flnbet ftd^ in Innocentii III. P. M. Epist. Libri IV. Toulouse 1635 p. 401. 2) Ueber bie Scbolae f. oben ^. 241 ff. 3) üDer ^u9bru(f in schola nostra fratribus et amicis yerbum Domini censuimus proponendum ifl fel^r intereffant. ®d »erben ai]o ffitx 297 ISrlaubni^ ber ^rätaten unb itoax inxd) S3rüber, metd^e geeignet finb^ bad trrenbe 93ott auf alle SBetfe jum ®(auben ju itel^en uttb in ben ©d^ooß ber 1^. römifd^en ftird^e jurücf jufül^ren". — ,,2Benn aber tttoa einige SBeltltd^e ^) in unferem SoQeginm blei* ben tDoUtn, fo befd^ßegen toxv, ba^ fie^ mit SlniSnal^me ber er, bie geeignet finb gum (Sxmaf)mn unb !Di)S|)utiren miber bie ^&* retifer, in Käufern, nad^ Siegel unb Drbnung lebcnb, bleiben, bag fie mit il^ren |)Snben arbeiten unb ber Äird^e ben Qe^ntzn, bie ^rimij unb bie fd^ulbigen Slbgaben entrid^ten". ©omit follten bie „Slrmen" gejtoungen »erben, baj^jenige, toa^ fie U^^ f)tv atö ®ebote ®otte$ betrad^tet l^atten, ai» 9tatf)\6)i&it anguerlennen unb bamit il^re ganje äJergangenl^eit ju t^erleug« ncn. Der Weüerö »urbe in ber Sl^at unterjeid^net. Slber balb gaben 35uranbu5 unb feine ©enoffen bem "^Jai^ft ju fd^tt)erem 2:abel SJeranlaffung. @r fd^rieb an DuranbuS, bag l^eftigc fftagen über il^n unb bie „Slrmen" erl^oben »orben feien; fie unterl^ielten naiven SJerfel^r mit abtrünnigen üßönd^en, l^ätten bie 5Crad&t tl^re« alten 5(bcrgIaubenS, bie bei ben Satl^olifd^en Slergernig erzeuge, in nid^tj? geänbert; augerbem »id^en fie in Seigre unb ^rebigten, bie fie in il^rer ©d^ulc ben Srübern unb fjreunben l^ielten, öon ber Äird^e »eit ab. Sinige ^Jal^re nad^l^er toar ber el^emaügc „SBalbenfer" unb f^ä* tcre „Prior Pauperum Catholicorum" abermals öon ber römt* fd^en Äird^e abgefallen, unb ber neue aWönd^öorbcn ber Satl^ott* fd^en Slrmen l^atte fid^ aufgetöft.«) e6enfo toie in bem ©enbfd^reiben ber (ombarbtfd^en trüber an9 etwa 1230 bie amici Don ben fratres unterfti^ieben. 2)at)ib t)on Augsburg nennt fxe amici Dei unb brandet bie i^e^eid^nung gleiti^bebeutenb mit %po\leU 'Släffne^ bei Äetter, 3)ie «ef. @. 75 ff. 1) (£9 gab alfo nid^t bto| befl&tigte S)iener (derlei), fonbern and^ sae- culares (einfädle ©ruber) in ben ©ruberl^äufern. 2) ^n ben SCnnotationen be9 ^ranj ©odquet p ber oben erw&l^nten 2lu«gabe ber »riefe beö ^apfie^ ^nnocenj III. ü. 3. 1685 l^eift e« p. 51 : 298 Die üxSbtvitx El^ronif cntl^ält nun bic intcreffantc SWotix, baß ber ^a|?ft an ©tettc bcr „ Äatl^ottf d^cn Slrmcn" gctoiffcn anbcrcn "^Jcrfoncn bie JÄcd^tc cincj? DrbciuS öcriiel^/ tocld^c \iä) Pauperes minores nannten. /,S)tefe/ fäl^rt ber El^ronift fort, toottten fester lieber Minores fratres (SIKinoriten) al§ Pauperes minores genannt fein nnb nntertt)arfen \iä) in Slöem bem 1^. J)iefe ©reigniffe toerfen fotool^I anf bie SSertoanbtfd^aft toie auf bie SSerfd^iebenl^eit beiS alteüangeßfd^en 9I)}oftoIat$ k)on bett aWönd^öorben nnb juntat uon ben granjij^canern (äßinoriten) ein fel^r beutlid^e^ fiid^t. ©d^on int ^af)x 1886 toax e§ mir bei met* nen bantaßgen Unterfnd^ungen Kar gen)orben/ bag t7on ben fo' genannten S33atbenfern, b. 1^. uon bem 5(^ofte^®ottegium berfelben f)tx, getoiffe ©inpffe auf fjranj bon Slffifi unb bcffen (Stiftung ftattgefunben l^aben, unb iä) l^abe biei§ bamafö, obtool^I id^ in ben t7on mir benu^ten neueren fird^engefd^id^tlid^en SBerten aud^ nid^t bie teifefte Slnbeutung barüber fanb^), aud^ bereite? ganj beutlic^ auiSgef^rod^en.^) „Annis pluribus sie vixerunt (Durandus unb bic Pauperes), sed paula- tim postea defecerunt". 1) Mon. Germ. Eist. SS. XXIII p. 376. 2) ^ud^ bei tarl WliiiUx, ^nf&nge be9 iininorttenorbend, 1885, ifl barüber ntd^td ^u flnben. 3) Ä eller, ©ie SReformotion 1885, @. 21: ,,(S« ließe ftd^ tteaeidjt ber beweis erbringen, bag ein innerer ßi^f^^ntmenl^ang biefed 3fbeal9 (ber 5Jranji«caner) mit ben Stnfd^auungen ber SBalbenfer tnfofe rn wtrflid^ üorl^anben x% al8 jene« avL9 ben Slnregungen ber Scftteren erwad^fcn t|l". — 3Ran lann f!(^ mein (Sr|launen benlen, al8 tci& bei Äarl 2»üller, 2)ie Salbenfer ac. 1886 ©• 65 als feine pütterö) (gntbcdCung bie Eingabe finbe, baß „in ber (gm* »idiung ber frangidlanifd^en Bewegung eine Sinie aufjuflnben fei, bie )7on ben SSalbenfern l^erfül^rt". SDo« iji alfo eine (gntbcdung Ä. aWüHer«! S^i terweife l^ier gugleii ouf ba«, »a« i(^ über biefen gorf(^er oben (@. 84 Slnm. 1) gefagt l^obe. 299 9S$tr fjobm oben bereites tttoaffnt, bag gerabe biejiemgen aWänner, unter bcren gül^rung bie goiStöfung ber te^erf deuten an& bem SSerbanb ber alten Äird^e int ^. 1525 erfolgte, ed^te Vertreter ber fogenannten SBiebertäufer im engeren ©inn toaren. SBeber in ^üri^/ ^^^ ^^ ®*- ©ötten, nod^ überl^au^t in ber ©d^toeij gelang e5, bie Qfbealc biefer Scanner in öoöem Um* fang gur SSern^irtlid^ung ju bringen. ^Dagegen n^nrbe üon an^^^ getoicfenen ©d^tocijer SBrübcrn unb 5(nbern alsbatb in JWäl^rcn bie ^robe auf bie !Durd^fül^rbarIeit ber ©runbfä^e innerl^atb einer gröj3cren ©emeinfd^aft angeftcHt. SSor aUm Dingen »urbe bie SJermögen^gemeinfd^aft einge* fül^rt. 5(ttcS, toaS ber ©njetne erwarb, flog in bie gemcinfame Saffe, tocld^c bie „©d^affner" t)ertt)attcten. Slttmäl^lid^ marb ba§ ganjc äußere unb innere Scben ber ©emeinbcn, bie Slei* bung, bie S33ol^nung, bie ©rjicl^ung ber Äinber, bie 5(rbeit, bie ^eiratl^en, in ben 95ereid^ ber „guten "^Jotiiei" gebogen , ba5 l^eigt, ber Sird^eujud^t unterworfen. 35er ©iujelne mugte balb nid^t nur ba^, toaS er ertoarb, fonbern aud^ feine |?erföntid^e fjreil^eit, fein SBiffen unb fein Sonnen, Ja felbft feine natürltd^ften @m|?finbungen ber ®efammt=* l^eit o|)fern unb ben Sletteften in allen Dingen gel^ord^en. Die Sinber toanbertcn, fobalb fic f^rcd^en lonntcn, in bie ge* meinfamcn Äinbcrftubcn, n?o fie tool^t in ber Siebe ju ©J^riftu^ erjogcn, aber ben Knblid^en ©efül^fen unb ben ©ftern entfrembet »urben. Die jungen äWänncr unb Q'ungfrauen toaren in ber ©l^cfd^Iicgung t)on bem SBiKen ber 2lelteften abl^ängig. Die freie ©ntfattung ber geiftigen Steigungen, j. S5. in Sunft unb S33iffen* fd^aft, tourbc nid^t geftattet, fonbern ^Jcber an ben Soften ge* fteüt, ben bie ©cmeinbe burd^ bie 9lelteften il^m anwies. $Jnbem bie bürgertid^c SBerWattung unb bie geifttid^e ®e* meinbceinrid^tung in eins jufammenfielcn, bilbetc fid^ eine 2lrt 300 t)on gctftltd^cm ^taat au^, bcffen formen unb SWamcn jtoar fird^Iid^ toaxtn, ber aber in SBirMtd^Ieit feine SWitgliebcr ftrengcr bel^errfd^te, al§ t^ irgenb ein neuereiS ©taatStoefen ju tl^un ^jflegt. @teid^tPo]^( tpeigerten fie fid^ natürUd^, irgenb ein bürgerliches Slmt augerl^alb il^red ®emeinn)efen)S anjnnel^nten nnb erflärten ge« rabe^U; bag ber^ toüäjtx ein \otd)t^ beileibe^ fein red^ter S^rift fei. ©ie toaren überjeugt, bie einjige »al^re Äird^e Sl^rifti auf ffirben jn fein, nnb erfüüt toie fie uon biefer :3:bee toaren, trugen fie eine große ©eringfc^äfeung gegen aüe Slnberen jur ©d^an, tocld^e nid^t in aßen fünften mit il^nen übereinftintmten. @5 ift ia gett)i§, bag ber fog. ^miapii^mn^ anä) in bie* fer ®eftatt unter feinen 2lnl^ängern mand^e toertl^öoöc iixni)t gejeitigt l^at. SWüd^ternl^eit, Drbnung, JJtetg, ©parfamfeit, 9lein^ lid^feit toar in ben §aui8l^aben (tt)ie man bie S5ruberl^änfer nannte) attjeit ju finben, unb ein flitteiS unb friebfertigeiS, gottergebeneiS Seben jeid^nete jumal im erften ^Jal^rl^unbert bie SBrüber au^. SÄan meiß, baß f^äterl^in nad^ mäl&rifd^em SSorbitb unb auf mäl^rifd^e 2lnregungen l^in in |)errnl^ut eine äl^nlid^e SebenS* orbnung eingeführt tourbe, unb t^ toixxit unrid^tig fein, toenn man bie eigcntl^ümtid^en SSorjügc überfeinen n^ottte, toeld^e bie* felbe barbietet, ijjnbeffen l^errfd^te in äWäl^ren nur fo fange tDaf)xt^ ©ebeil^en unb fegen^reid^er gortfd^ritt, ate bie 2lelteften, auf bereu ©ottej^furd^t unb 2:üdntigfeit 5(ttei8 anfam, üon toirf* lid^ retigiöfem ®eifte tief unb ernft burd^brungen »aren. SWatür* tid^ n^aren aber aud^ biefe 3D?änner menfd^tid^en ©d^toSd^en aßer 5(rt unterworfen, unb als bie ftrenge Kird^enjud^t, bie man eingeführt l^atte, in bie ^finbe minber erteud^teter ^erfonen ge* rietl^, entftanb eine geifttid^e Sl^rannei, bie felbft uielen ber SBrüber unerträgtid^ tourbe unb nid^t nur {eben Qntoaäj^ uer^ l^inberte, fonbern ben SSerfaü unb bie aümäJ^Iid^e Qtxixiddmi beS ©aujen einleitete. J)aö geiftige geben uerfümmerte unb ber ©efid^tölreis ber 301 cinfad^en 8cute Verengerte fid^ ntcl^r unb mel^r in fo bebenllid^er SBeife, baß fte, bie nid^tö anberei3 at^ ^ant>totxl unb 8((f erbau fannten unb fennen tooUttn, mit ®eringfci^ä|ung unb tjieffad^ fetbft mit geiftfid^em 35ünM auf jebe anbere Sll^Stigfeit, jumal auf rein geiftige S^l^ätigfeit, l^erabfal^en. J)te natürlid^e fjolge baöon toar, baß feine eigne Sunft unb feine eignen ©d^riften unter il^nen ertoud^fen unb baß fie fid^ mit ber Qtit öon ben geiftigen S5rofamen, bie uon bem 2iifd^ ber l^errfd^enben Eon* fef [tonen fielen, näl^rten unb bamit jugteid^ bereu bogmatifd^e Slnfd^auungen unb Sluffaffungen einfogen. @o erlal^mte il^re geiftige ftraft, bie feine Uebung fanb, unb bie Oemeinfd^aft als fold^c öertor il^re felbftänbige Sebeutung. ®er SSerfud^, in bem mäl^rifd^en ©inne eine ®emeinbe ber ^eiligen l^erjufteßen, fd^Ioß natürlid^ ben S3erjid^t auf bie @r* rid^tung einer SSotfötird^e in fid^. @i8 mag fein, baß bie fyül^rer fid^ barüber uon öorn l^erein Mar getoefen finb unb il^r 3iet fid^ nid^t fo toeit geftedt l^aben. SlKein fetbft baö anbere Qid, toeld^eS bod^ ben alteöangetifd^en Oemeinben ber frül^eren ;$ja]^r6unberte ftet« tjorgefd^toebt unb il^nen Sraft im Sam^)f unb Sciben gegeben l^atte, nämtid^ baS Streben, bai3 ©alj ber @rbc ju »erben, toar üon bem Slugenblidf an ein ^^antom geworben, mo bie (Semeinben in einem abgelegenen unb ent* f ernten SBinfel ber SBett ®runbfä^e auöbilbeten, bie auf große Äreife niemafiS übertragbar toaren. J)er gefd^id^tlid^e SSerlauf foUte benn aud^ attmäl^tid^ biefen SBeftrebungen Unred^t geben; anftatt ai^ Sauerteig jU toirfen unter ben SSölfern unb fid^ baucrnb, toenn aud^ langfam, auSjubreiten, tjerfd^toanben bie ©emeinben mel^r unb mel^r üom ©rbboben. ^n feiner befannten ©treitfd^rift toiber ben 2lnabapti5* mu^ l^cbt §einrid^ Suttinger ^eruor, baß bie J^äufer, toic er 302 fagt, bet)or fic ju „SBtcbcrtfiufcm" tourbcn, treue Slnl^ätigcr bej8 ©öangcItuntiS getocfcn feien, unb ertennt bamtt bie bo^^eüe SEJ^atfad^e an, baß e« öor bem 3f- 1525 Bereits „5räU'' fer" gegeben l^at, unb baß ein Unterfd^ieb jtt)ifci^en ben „SBie* bertäufern" unb ben „Siäufern" ju mad^en ift. ®^ ift ja ganj begreif tid^, baß bie ^otemtler in alter unb neuer ^^it bemül&t getoef en finb , biefe Unterfd^iebe ju üertoif^cn unb bie ©onberbarleiten unb ;3'^J^iJ"9^^/ ^^ ^^^ ^i^ ^^P^" 5CäU' fer geratl^en »aren, auf alte bie jenigen ju übertragen, toctd^e bie Siaufe auf ben Glauben für fd^riftgemäß l^ielten. Stber eine ©efd^id^tfd^reibung, »eld^e eS für il^re ^flid^t ^ält, Sid^t unb ©d^atten gleid^mäßig ju öertl^eiten, toirb bie Sl^atfad^e nid^t öer^ l^ütten bürfen, baß eö bod^ ftetiS nur eine Heine SKinber^eit getrefen ift, »eld^e ben „ a^joftolif d^en Siäufern" anl^ing, bof bagegen bie Wltf)Xiaf)i unb gerabe aud^ bie geiftig bebeutenbften Söiänner, toeld^e bie Partei befeffen l^at, üiele Slnfid^ten ber erften ©d^toeijer SBrüber nid^t getl^eitt, fonbern il^nen auSbrürf^ lid^ unb laut toiberf|?rod^en l^aben. 2Bir befifeen eine Sleußerung Sublüig ^äfeerS, beffen ^ws^^ö^gleit jU ben Saufgeftnnten ja t)on ben ß^ronifen unb Sfiärt^rerbüd^ern auSbrüdflid^ begeugt toirb*), in toeld^er er e^ für eine SSerteumbung erflärt, baß er t)on ber „Seite ber S33iebertäuf er " fei; er l^abe, fagt er im ^oi)x 1526, „foId^eS (b. 1^. baig toa& bie äBiebertäufer leieren) 1) Til. V. Braght, Het bloedig Tooneel etc. Amsterd. 1685 11, 24 fagt ton ^äftcr: „In dit Jaer van 1529 is ook een Broeder genaemt Lodovicus (zijnde een Dienaer Jesu Christi en een geleert ervaren Man in de Hebreeusche, Grieksche en Latijnsche spraek, ook welkondig in de heylige Schrift) na langdnrige gevankenis tot Costnits aen Boden met noch twee met het sweerd gericht geworden. Hy heeft in sijn Af- scheid veel schoone leeringen gedaen, dat sich menig daer over ver- wonderde en beweegt geworden is, met hem te weenen. — ^gl. über i^n ?!• ©ton«, Urf|)rung, (gntwidlung unb ©d^tcffalc ber S:aufgc|tnntcn ober aWennonitcn. 9fiorbcn 1884 @. 408—418. 303 nie tocbcr fd^riftlid^ nod^ ntänbfid^ geleiert." „Slbcr bauiit td^S bcfenne, fo bin iä) bcr aWctnung gciücfen, Äinbcrtaufen fei ganj unred^t; baju f)at mxd) beS ?a|?ft« Sud^ gefül^rt (Titul. de Cons. dist. 4. Canon. Quare etc. per totum), in toeld^em id^ gcfefen l^abc, baß fie ber äußeren SBaff ertauf e bic ©eligleit jugefd^rieben l^aben, totläje» bod^ eine (Sad^e) beiS einigen OlaubenS unb un* tabeUgen SSertrauenö in El^riftum ift. D, toit üiel betrübter ^erjen l^at man öieten frommen SKüttern gemad^t, bie nid^t anber« öcrmeint (l^aben), benn il^re ungetauften Äinblein trür* ben öerbammt; beffen geben fie mir S^^^fl^^ß* ^^^ ^^^ befon* bereu Stätten ber SBegräbuiß, ba man fie nid^t ju aubern 2Keu* fd^eu begraben l^at, unb jU?ar allein an^ ber Urfad^e, baß fie ®otte5 Slngefid^t nid^t mel^r feigen toerbcn.*) £) ber SSBütl^erei! @o bod^ ebcnfotool^I gu glauben ift, (id^ U?iü^ nid^t unbe* finnt fd^Iießen) baß ungetaufte Äinblein bcr El^riften ebenfo* tool^I feiig toerben unb feien afö bie getauften; ja toa^ toottte t& l^inbern? 35erl^atben mid^ biefcr unb anbcrer fd^äblid^er 5(bergtau* ben, bie man ol^ne atteS 3D?aß bei bcr S^aufe gebrandet, bal^in gefül^rt, u?ie obgemelt unb mir bie 5Caufe nid^t ol^ne Urfad^e argtoöl^nig gemad^t l^at. Dieö ift aud^ bieten ©elcl^rten öor mir gcfd^el^en unb möd^te nod^ einem nad^ mir aud^ gef d^el^en ". ^) 1) 2)te SOemgflen »iffen, n>te ungemein grog nod^ ^eute bie ^ngal^I berjentgen Ätnber tp, »cld^e jäl^rlid^ ungetauft jierben. ^m XVI. §eft ber ST^ittl^eilungen bed i^tatiji. i^uteaud ber i^tabt Seii^jtg ftnbe id^ iuf&llig folgenbe Uebctftd^t an^ bcm 3. 1881: ©erflorbcne 1. J^at^oHfen: 99 ^erfonen, bantnter 9 ungetaufte ^tnber. 2. Sutl^etaner 8191 „ „ 170 3. mcformirtc 61 „ „ 2 4. ©eutfd^Iatl&ottfcn b „ ,/ 1 Senn bted l^eute ber f^aff i{i, tote grog mögen bann bie S^^len im 16. jjol^rl^unbert getoefen fein. 2) 3u ber afleolenc^clopäbic für ^irotcflontifci^e Kl^cologic fagt @. ©teift feine tlnfld^t über bie ©d^riftgcmäg^elt ber Äinbertaufe in folgenben SBor' tt tt 304 3um ©d^tuß crllärt §äfeer, er l^abc ,,bcn ©icbcrtauf nie gerül^mt", unb er fei bereit, uont SBiberf|?rud^ gegen bic Sinbertaufe abjuftel^en, »enn man fie freigebe, unb, faöä man fte beibel^atte, fie ol^ne (abergläubifd^en) Qn^a^ al§ ein Stii)tn gebraud^e. ^) S33ir l^aben gefeiten, bag ^äfeer einft ein SÄitgtieb ber Oemeinben getoefen n?ar, bie man SBalbenfcr nannte. @r tou^tc fid^erlid^, baß biefe JBrüber fteti^ grnnbfäfelid^ baran feftgcl^atten l^atten, baß bie 2:anfc auf ben ®Iauben, nid^t aber bic Sinber* taufe bie fd^riftgemäßc Siaufe fei, unb baß mitl^in in ber fe|te* reu tool^I eine SWamentaufe, nid^t aber ber fd^riftgemäße S5unb eines guten ©etoiffenS mit ®ott ju erlennen fei. Slber guglcid^ ton^tt er, baß bie älteren SBrüber »eber an bie Sfinbertaufe nod| an bie ©^ättaufe bie ©etigfeit gehtü^jft l^atten, unb er erfannte in ber feit 1525 auftaud^enben Seigre, baß bie erftere eine ©ünbe unb bic lefetcre eine SJorbebingung bei? ^eifö fei, lebig* ten pfammen: ,,bag im 9^euen j£e|lamente ftd^ leine ©pur ton ßtnbertaufe finbet, x\t »o^I eine audgemad^te ©ati^e. Me S3er« fud^e, btefelbe au8 ben Stnfe^ungdworten ober au9 ©teilen tote 1. d^or. 1, 16 gu bebuctren, ftnb barum ald millfürltd^e j^ünfleleten aufzugeben'', ^fntereffant ftnb bie ^ludfül^tungen %. ^avnad9 (S^ogmengefti^td^te 18861, 358). (Sr fonßattrt aunäc^fl au« !£ertunian, bag t9 um 200 (j^^nflen ge* geben l^at, meldte bie Unerl&glid^fett ber j£aufe pr ©elig!ett in QXDtv fei gogen. „(Bänil^ im 3)unreln", fä^tt er fort, fliegt bie (Jinbürgetung ber $ra]cid ber jlinbertaufe in ber ^ird^e''. ,;Origened ^at e9 Uxä^i gebabt, bie ^inbertaufe ju begrünben, ba er in ber leiblid^en Geburt felbfl ettoa« ©ünbigeS erlannte, unb ba er Don ©ünben toufte, loeld^e in einem frü^^ ren Seben begangen »aren. 2)ie ältefie 93egrünbung ber Ainbertaufe ge^t fomit ouf eine |)]^iIofo|)]^ifd^e Se^re jurlldt". — „3nr 3^^* ^e« 3r«nfiu8 (ü, 22, 4) unb £ertullian (de bapt. 18) »ar bie Jhnbertaufe unter Sem« fung auf WH, 19, 14 fd^on fe^r «verbreitet; ou9 frfil^erer 3eit befi^en n>ir aber fein 3engntg für fie. SertuKian l^at gegen fte ))oIemiftrt uj.to/ 1) $om ©aaament ber 2)andtfagung — im Satein bfd^ribeu bur^ 3o. (Scolampabium, Derteutfd^t burd^ Subtoigen ^fi^er. 1526. Sorrebe. mfim9 bei ^eim, Subwig ^e^er, in ben 3a^rb. f* b. 2:^eoI. I, 238 f. 306 Itd^ einen ?fBfatt t)on ben älteren äuffaffungen unb Ueberftefe* rungen, an bem er \x(f) nid^t mitfd^utbig mad^en toottte. ®S toax natürltd^, baß Sliemanb frül^er unb nad^brüd* (iti^er bie %tf)Ux bcr ©d^toetjer S5rüber auSgenufet \)at, als ber ÜWann, ber jucrft mit il^nen in Äam^f geriet)^, 3^^"9tt- J)er Umftanb, baß fid^ an ben öon S^toßK tjerBreitetcn Selten* 9?amen ,,2Biebertäufer" ber SSerbad^t reöotutionärer unb focia* liftifd^cr ^läne Inü^fte, rü^rt öon Smtngtt« ©treitfd^riften l^er, unb 3^i^9li ^^^ ^^ öw^/ ^^^ ä^^^f^ ^^^ SlnKage erl^ob, bag bie ,,9Biebertäuferei" lebiglid^ eine ©rneuerung ber „3D?8nd^erei" fei. ®iefe S3e]^au|?tung gaB ^ubnteier SSeranlaffung , auöbrüdE* tid^ bagegen 2Biberf|?rud^ ju erl^eben. @r tjeröffentüd^te im ij^al^r 1526 eine (Segenfd^rift *), in ber er unter 9lnberem fagt: „!Bu tl^uft un« ®en)alt unb Unrcd^t mit bem 2löem (nämlid^ mit bem SSortourfe ber 3D?önd^erci). @inen fröl^fid^en ®eber tiebet ®ott. ®ffe unb trinfe ein 3?eglid^er, »aS il^m ®ott giebt, bod^ mäßig^^ lid^ unb mit 35anffagung. SBeMeibe fid^ ;jjeglid^er, toie er tooöe, bod^ baß bie ffleibung nid^t ärgerlid^ fei. ®ott Der jeil^e 35ir unb um8 Sitten ".2) Unb in Sejug auf bie SSermögenSgemeinfd^aft fügt er l^ingu: n^ä) ^cibe immer unb aöetoege alfo gerebet uon ber ®emein* fd^aft ber ®üter, baß ftets ein äJienfd^ auf ben anbei?« ein Sluf* feigen , l^aben fotte, bamit ber hungrige gef^jeift, ber 35ur* ftige geträn!t, ber SWadfte befleibet toerbe. 5)enn toir finb ja nid^t §errn unferer ®üter, fonbern ©d^affner unb 5(uStl^eiIcr. @S ift getoißlid^ Seiner, ber ba fage, baß man bem 1) (Sin @(ef))r^ci^ ^altl^. ^übmord ton ^nebberg, ^octor«, auf SÖieijicr Ultid^ SttJtnglenö ju 3ilrici& Saufbüd^lcin* 9^icol8burg 1526. 2) @. ©L F. 2 bcr Sluegabc, tocld^c in bcr Uniö.*SibL ^n ÜWündfecu bcrul^t. ^ilUv, etaitpi^. 20 306 Snbern baiS ©einige nel^men folle unb gemein mad^en; fonbern uiel el^er ben JRod ju bem SWantct taffen". (S& ift nnbegreiflid^, tote angefid^tj? fold^er ©rllärungen no^ l^eute mand^e ©efd^id^tfd^reiber bie 2:]^atfad^e üerlennen I9nnen, ba% Me Sluffaffungen ber SBäl^ren lebiglid^ verbreitete 2Kei^ nnngen, nid^t aber bie eigentlid^e Seigre ber gartet bar* fteöen. SBenn fclbft SuHinger unb fjrand betonen, baß e5 nur etlid^e Säufer »aren, bie Jene fjorberungen auffteöten, bafe bie SWel^rl^eit aber baS SSor gelten berfctben niemafö gutgeheißen fjat, toeld^eiJ {Red^t efiftirt bann, bie ;jjbecn ber „apo^iotx\äjtn 2:äufer'' a(jS Sennjeid^en it& gefantntten 9(naba)>tidmuiS au^n^ geben? ©tlid^e, fagt grandt, l^alten bafür, bag atteg ©igentl^um ©ünbe fei, bie Slnberen l^aben in bem ©inne aße 5Dinge gc* mein, baß fie einanber leine SWotl^ leiben taffen. ©tlid^e gelten mit üielen ©efe^en unb Sugerlid^en (Dingen um unb binben baran bie ®ett)iffen, bie änberen laffen biefe Dinge frei nnb tootten SWicmanben aM ©ad^en ein ©etoiffen mad^en, bie El^riftui^ in unfere ^reil^eit gefteUt l^at. @tlid^e toeigern fid^, bie &h lidjtn iJeiertage mit ju feiern, bie änbern erllären, fie mU len aM Siebe mitfeiern unb ftd^ uon ben SDIitd^riften nid^t ah fonbern. ffittid^e tooßen Seinen, »eld^er ein obrigfeitlid^eiS Slmt toertoaltet ober einen ®ib leiftet ober SBaffen fül^rt, für einen Sl^riften l^alten. „Diefer SKeinung ift getoefen, fäl^rt er fort, SDtid^aet ©attler unb fein ^[nl^ang, bie üerbrannt toorben finb, unb nod^ gar SBenige. 3)ie änbern, unb faft alle, l^alten ba* für, man mßge bie äBal^rl^eit tool^I mit @ib bezeugen, fo t& bie Siebe erforbert ober e5 ben ©tauben betrifft (unb) begiel^en l^ter* auf toiete Seigren unb S3eif|?iete beiber Sieftamente. Der STOeinung ift aud^ ^Jol^anneS Dendt getoefen". „Diefe taffen aud^ eine Obrigfeit ffil^riften fein, fo fie nad^ bem SBefel^l ©otteS l^anbelt, 307 unb billigen ani) bie yiot'Sjtotfjx unb ben $rieg^ fo man il^n nid^t freüentlid^, fonbern an^ 92otl^ unb @tf)ov\am öorncl^mcn mn%. Qfcbod^ Icl^rcn fic aüc cinl^eöig, bcr Dbrig* feit in aßen fingen, bie nid^t »iber ®ott finb, gel^orfam ju fein, nid^t aöein 3tei8 unb ©teuer, fonbern ben üßantet ju bem dtod JU geben; fte fagen, fie feien and) bereit, ®ttoaÜ ju lei^ ben — fte feien ba, um um (B^rifti SBiöen gu feiben mit @c* bulb, nid^t ju fed^ten mit Ungebulb. ÜDenn ba§ (Süangelium lel^re unb motte nid^t mit ber fjauft (toie bie SBauern im ©inn Ratten), fonbern mit Seiben unb ©terben üertl^eibigt unb beftä* tigt toerben. && gelte l^ier nid^t, gu fed^ten, fonbern gu (eiben, toie man an bem 95eif^)iel ffil^rifti unb ber 2l|?ofteI fel^e, bie nie irgcnb eine SWad^t ober ®etoalt angerufen l^aben, il^re ©ad^e gu t)ertl^eibigen. ©ie tabetn aud^ 9ltte biejienigen, bie einen !riegerifd^en (Sl^riftud leieren unb bie ia^ @t)ange(ium mit bem ©d^toert öerfed^ten tootten, toouon fie toeber Seigre nod^ Seifpiel bei Sl^riftujS, ben 2l|?ofteIn ober ber erften Äird^e l^aben". „"^t^^ f)alb ffatte z&, fügt f^randt l^inju, meineiS ^rad^tend !eine fo gro^e ^oif), i)a% man einen Slufrul^r (t^on il^nen) beforge, n^ie ber SCeufel, ber gern Sfiorb fielet unb eine 8uft l^at, im SBlut ju baben, SSieten einen tl^örid^ten ®ifer einbilbet, ba§ fie btefe armen 2tntt alfo t^rannifiren". ÜDiefe Säufer, toeld^e, el^e fie gu „SBiebertäufern" getoor* ben toaren, nad^ 93uttingerS 3^^9i^i§ bem (Süangetium angel^an« gen l^atten, erfannten fel^r tool^t, bag bie 93inbung bt§ ^tii^^ ertt)erbiS an irgenb koetd^e Zeremonien ober äußere SebenSorb« nungen nid^t nur ben eüangetifd^en @runbfä^en äberl^au)}t, fon« bem namentlid^ aud^ ben funbamentatften ^orberungen ber alte« ren äSrübergemeinben entgegenlaufe. !©er fd^toere Äam^f, ben bie S5rüber, unterftüfet burd^ Sutl^er unb bod^ unabl^ängig t)on il^m, fd^on feit minbeftenS 1522 toiber bie rSmifd^e ^ierard^ie aufgenommen l^atten, loar eben 20* 308 im SWamcn ber gretl^ctt bcr d^rtftüd^cn ©cmcinbc unb gum ^toti bcr ^Befreiung üon bcm gcfcfetid^cn ;jJo(i^, toetd^eS auf tl^r laftcte, begonnen »orben, unb ber taute SSeifaö, ben fie Sutl^er gcf^)en' bet l^atten, toar il^m eben atö bem ^erolb btefer grei^eit ju SEl^etl geworben. Qfeftt, nad^bem bie ©|?ättaufe eingefül^rt toor^ ben toax, fanb fid^ int ©d^ooße ber eignen Partei eine SRic^* tung, toeld^e, fo fel^r fie aud^ üon reinen SBetoeggrünben gc* leitet fein mod^te, bod^ unter anberen JJormen ein neuei8@efe| einfül^rte. aWan fann ernteffen, toie lebl^aft aföbalb ber SBiberf^^md^ bagegen txtoaäjtt. (S& toaxtn feineiSmegiS bto^ bie ^ugenfte^ett' ben, toeld^e bie änftage auf ,,3D?önd^erei" erl^oben, fonbem in* ner^alb ber ©enteinben felbft toarb biefen 2^l^eorien ber fräftigftc SBiberftanb entgegengefefet, unb toeber in ©eutfd^Ianb, nod^ in ben SWieberlanben, nod^ in ber @d^tt)eij ober ©nglanb ift t^ ben „SBiebertäufern" int engeren ©inn gelungen, il&re ®runbfä|e in weiteren Äreifen jur |?raftifd^en ©urd^fül^rung ju bringen. JDbtool^I l^ier unb ba biefe unb öertoanbte ;jjbeen bie ©emütl^er @in jetner beunrul^igten unb toertoirrten, fo l^at bie 3»el^rl^eit fic bod^ immer gurMgetoiefen. ^n ber Z^at l^atten bie Jörüber, toeld^e bie Qbeen unb Siegeln beS 2l|?oftoIatö inm bel^errfd^enben aßittet|)unlt il^re^ ©tiftemS mad^ten, bie toefenttid^e 2:i^atfad^e gang überfeinen, bo^ bie ä^oftel unb il^re 3iegetn um ber ©emeinbe toitten unb nid^t bie ®emeinbe um ber 2l|?ofteI toitlen ba toax. !Baj8 ffteid^ ®ot* te«, toetd^e« (S^riftu« alig ben ^nf)alt feiner Sotfd^aft J^ingefteHt l^atte, fottte burd^ bie ©emeinbe, in bereu freiwilligem S)ienft bie 2l:pofteI ftanben, nid^t burd^ bie te^teren ober burd^ bie Slet* teften, toeld^e bereu ©tette Vertraten, aufgebaut toerben, unb toenn aUerbingS ffil^riftuö baS 3l|?oftolat in ben formen, toie e3 aKattl^äuS unb 8uca5 befd^reiben, eingefefet l^atte, fo blieb boc§ bie SH^atfad^e beftel^en, bag Jene ffiinrid^tung tebiglid^ ein Zffüi 809 htt ©emeinbe^Orbnung toax, bte ber ®etnetnbe ate fold^er bie« ncn foßte. 35cr JBruberbunb, bcn ffil^riftuÄ geftiftct l^attc, foötc ntd^t burd^ einen @tanb bon ®etftltd^en, Stetteften ober 9())o« fteltt bel^errfd^t »erben, nod^ fottte er bnrd^ fingere ßebenSorbnun- gen bte ®ttoSf)x feiner Dauer erl^alten, fonbern fein ©ebeil^en toax unb blieb an bie ffiraft freitoitliger IDienftteiftungen, b. 1^. an bie Äraft ber ^erfönlid^feit gebnnben. !Da aber ^er=« fönUd^teiten bon Straft unb Eigenart nie unter einer geifttid^en SC^rannei, fonbern ftet« nur in ber ßuft ber greil^eit gebeil^en, fo toar bie freie ©elbftbeftintmung be« ffiinjetnen toie ber ®e* nicinbe bie SSorbebingung für ba5 SBad^ötl^um be§ ©enffornö/ mit bem ©l^riftug ba« ©otteöreid^ uerglid^en l^atte. ©o toeit bie ©mnbfäfee ber ,, a^oftottf d^en SESufer" biefen ^orberungen entgegenliefen, »aren fie ein offenbarer äbfatt nid^t bloß üon ber Seigre ©l^rifti, fonbern aud^ üon ben Ueberlieferungen ber altd^rifttid^en unb alteüangelifd^en ®emeinben aOer i^al^rl^unberte. 3fn ber fd^tt)eren focialen ffrifis, toeld^e in unb mit bem 2lufftanb ber SBauern anSbxaä), toax eS für bie ^otemiler ein bequemei^ ffam|?fmittel, aße ©d^ulb baran auf bie ©d^ultern ber ,,2Biebertäufcr" gu tocrfen, unb obtool^I bie Säuern unb il^re f^ül^rer ftd^ öornel^mfid^ auf SutJ^eri? ©d^riften beriefen, fo fin* bet bod^ felbft nod^ l^eute bie Segenbe ©laubcn, baß bie ©d^toei* jer 93rüber ober, tt)ie man fie nennt, bie S33iebertäufer, bie eigentlid^en Urheber beS SBauernfriegeS gemefen feien. @g ift ia gauj erflärlid^, bag iebe "^Jartei bemül^t ift, bie ©d^ulb an ben revolutionären S9ctt)cgungcn, toetd^e bamals an^^ brad^en, ber anbern jUjufd^ieben, unb t& gicbt nid^t eine, »eld^e fid^ biefeg SKittete nid^t bebient l^Sttc. ©eit alten Reiten ift bie römifd^^Iatl^otifd^e ^otcmil bemül^t, ju bereifen, baß Sutl^er unb feine änl^änger bie SSäter ber SRcöoIution unb bej8 ©ocialii^* 310 muS finb. SSte t^on (utl^erifd^er Seite SD^otnaiS äOtünger aß ber „ffirjreöoluttonär" unb afö baö JBorbilb aüer äufrül^rer l^tn* gefteBt ipirb, fo »erben in ben römifd^^latl^olifci^en Dneöen UU xid) tjon ^utten unb änbere ate fjül^rer ber änard^tftcn gebranbmarlt. ^) SBenn ed baiS Sennjeid^en eineiS 9{et)oIutionSr^ unb 3[u^ rül^reriS ift, baß er bte i^been, bie il^n befeelen, nötl^igenfaß^ mit ©ctoalt jur !Durd^fül^rung gu bringen entfd^Ioffen ift, fo i)at ej? um baö ^af)X 1525 unter alten ffionfeffiDuen *) fold^c gegeben, nur innerl^atb ber atteüangelifd^en ©emeinben toirb man uergeblid^ um jene Qtit iam6) fud^en. p,^d) beforge, fd^reibt ©ebaftian fjrand nod^ im ^dS)x 1531, öon leinem SSotf toeni* ger einen äufrul^r (unb toenn vS) $apft, Äaifer ober 5EürIe toäre) aU t)on biefem. ©ie f^red^en, t^ gelte um ßl^rifti toiöen nur leiben; — »er ein El^rift fein tooüe, muffe SSer* folgung leiben, J^er^alten, bie Sappe aufftouben unb nid^t t^er^ 1) Sonffcn, ®efci^. bc« beut, »oß« SBb. II @- 93. 3m bringt!) nntcr* fd^etbet ftd^ bie9 ^erfal^ren burd^au« nid^t Don betniettigen, meldte« lutl^erifc^e (Sd^dftßeffer nod^ l^eute gegenüber ben Xdü^nn etnf dalagen. SÖenn griebt. g^otl^, 2)ie (Sinfül^rung ber SRef. in 92ürnberg. SBür^burg 1885 @. 163 ge« rabep bte @d^nlb an ben ^^reDotntionären Senben^en ienet 3^^^" (1^^^ ^^^ 1527) gum großen Xi^tit auf bte ^^Siebertfiufer'' abto&I^t, fo lann man bied nur ai9 ein 3^^^^^ ber Dollen Unflarl^eit über ben begriff ,,Siebertänfer'' ober ol8 eine Serl&umbung be^eic^nen. 2) dfm 3« 1526 erfd^ien eine @d^rtft: „^du ber reinen SBanblung eine« d^rifind^en Sebend", »eld^e gut fatl^olifd^ gel^alten ifl unb mit tiefer (Sl^rfuri^t ;,oon unferem l^eiligen $ater, bent ^ap^" ff'rid^t, aud^ bte ^a^n* geböte beobad^tet toiffen »iff u. f. to. ^leid^tool^I fte^t bie ©d^rift noUßn* biger a(9 oiele anbere auf rein communiflifd^er 93afi9, fle forbert fih* fd^affung affer Steuern, (Sinfül^rung ber (S^ütergemeinfd^aft u« f. w. (Ml)ttt9 bei %. Äird^l^off, 2[rd^itJ f. ©efdft. b. SDeutfd^en 53ud^]^anber«. 2pi. 1878 I « ßcmäBigten Säufer. — SBaten bicfclbcn Unttaricr? ^n ben jal^Ircid^cn Bearbeitungen, toeld^e in neuerer 3^^^ über bie ©nttpidlung ber 3?eformation an ba« £id^t getreten finb, l^at man bie ©tettung, toeld^e bie geiftttd^en unb bie ge* (eierten Äörperfd^aften, bie Uniöerfitäten unb bie SIÄönd^gorben u. f. n?., ju ber SBetpegung eingenommen l^aben, oft unb ein* gel^enb unterfud^t. 2lu« biefen SWad^forfd^ungen l^at man jum SSerftänbnig ber ©reigniffe üiel n?id^tigej^ 2JiateriaI gewonnen unb unter Slnberem bie Jl^atfad^e Mar ertoiefen, baß ber Drben, toeld^em gütiger angel^örte, fid^ innerl^alb be« 9?eid^« toie anber* n?ärt« in einer großen Qat)l feiner SKitglieber aU SSorfäm))fer be« lutl^erifd^en ©(anbeut betoäl^rt l^at. Um fo mel^r muß e§ auffallen, baß nod^ faft an feinem Drte planmäßig 5yiad^rid^ten barüber gefammett toorben pnb, loie fid^ bieienigen cor))oratit)en SSerbünbe, n?e(d^e toeber geiftlid^en nod^ geleierten Sl^aralter befaßen, ju ber SBetoegung üerl^alten l^aben. 5Die ^Reformation tt^ar bod^ nid^t bloß eine tl^eotogifd^e @nt^ toidEIung unb nic^t bloß ber SBed^fel jtoeier geleierten ©^fteme, fonbern fie n?ar, toenigftenS in il^^^en erften 5lbfdenitten, in i^^r^ 317 öorragcttbcr SQBcifc eine *t)oItetl^üniU(l^e ©trömung — eine ®tr8^ mung, bie bei toeitem nid^t b(oß bie ^erftcttung einer gereinig» ten Seigre im äuge l^attc, fonbern beren 3^^^^ ^^^ gefammtc geben umfalstcn. STOugten il^re SQBctfen ba nid^t außer ben dürften unb ©tabtbel^orben, ben ^aftoren unb ben ^rofefforcn anäf bie lebenbigen S8r<)er berül^ren, toeld^e neben biefen SSer» bänben in ©Üben, ^önften unb SJrubcrfd^aften öon SBert leutcn oHer älrt jol^treid^ unb mSd^tig innerl^atb beö SReid^e^^ bcflonben? @S ift l^eute, nod^bem man bij^ bal^in an biefen dovpova^ tionen unb an ber ^rage nad^ beren ©teüungnal^me gteid^güttig vorübergegangen ift, nid^t möglid^, mit Wenigen ©trid^en ein Silb fjkvooxt ju geben, baS Problem fann l^ier öielmel^r nur gcfteöt, nid^t gelBft tt^erben. ;3fnbeffen ift e§ gum SSerftänbniß ber \pattv ju fd^ilbernben ©reigniffe bod^ unerläßtid^, toenigftenS einige 3lnbeutungen l^ierüber ju geben. Unter ben Sruberfd^aften ber SBerflcutc befagen bie ®ilben ber 3Beber unb ber ©teinmcfeen bamati^ eine ganj befonbere SBebeutung, bie erftere l^eröorragenb burd^ ben Meid^tl^um unb bie Qaf)l iffuv SBrüber, bie anbere burd^ il^ren internationalen ^ufammenl^ang unb bie geiftigc SBebeutung vieler il^rer WxU gliebcr. Ueber bie ©efd^id^te, Drganifation unb SSerfaffung ber 2Bcber*®iIben pnb n?ir leiber nod^ nid^t l^inreid^enb unterrid^tet. äBeld^e 9toüc fie aber an eiujelnen Drten fpielten, l^aben toir oben bereite in ber ©efd^id^te ber ©. ®atfer Sreigniffe gefeiten. Qn Slürnberg begegnet unö um bai^ i^al^r 1515 bie ©t. @te* bet]^*93ruberfd^aft, bie neben fünfunbjtoaujig SQBebern aud^ oie(e ^erfonen oon ben ©l^rbaren, b. 1^. oon ben Saufleutcn, 21er jten, ;5^urtften u. f. to./ afö 3KitgIieber befaß, ^m ^a^x 1518 er* 318 l^tcltcn btc Äcrjcnmeiftcr bcn Sefcl^l, SWicmanben mcl^r in bic aSrubcrfd^aft aufjuncl^mcn/ unb atö gegen biefcn @rla| SSBiber^ \pxuä) erl^obcn toarb, erMärtc ber 3Kagtftrat, ba§ ba^ ;$$ntcreffe ber ©tabt bie 2Jia|regeI notl^toenbig mad^e.^) 3fn äugj^burg n?ar bie Qmt^t^init ber SBebcr bie Seitcrin ber SBetoegung, toeld^e unter ben Söangelifd^en im ^a^v 1524 bafelbft an^ivad). ©ie enbetc mit ber ^inrid^tnng ber bctbcn obengenannten 2Känner, ^an« Äod^ö unb Seonl^arb aRcifterig, bie am 15. ©e))t. 1524 erfolgte. SBeibe toaren SQBeber, unb bie SCl^atfad^c, ba| fie bie Slelteften ber bortigen ©emeinbe toaren, toeld^e bie (Segner SSJalbenfer nannten, toirft bod^ ein fel^r bc^ jeid^nenbeiS Sid^t auf bie älnfd^auungen ber ©öangelifd^en, t)on benen l^ier bie SRebe ift.^) Ueberatt an ben großen 2Jiitte())unIten be« ©eiben* unb SCud^ «^ ®eh?erbeS toieberl^olten fid^ biefelben SSorgängc. ^m aSoigtlanb (^toidau), am SWieberrl^ein, im ;^älid^f^en, aJiörfifd^en, Sergifd^en, in ^yianbern (Slnttoerpen) u. f. to. tt^aren e^ bie ^unftftuben ber Söeber ober bie ,,5Cud^fna))t)en", toeld^e am frül^eften für ©tau|)i| unb Sutl^er Partei ergriffen^) unb bie feit ber 2:rennung be« ©tau^^ife t)on gütiger juerft eine eüangelifd^e Partei gegenüber ber lutl^erifd^en bUbeten. ßinflugreid^er nod^ aU bie SBebergilben toaren um biefetbe 3eit biejenigen ber ©teinmefeen unb ber S3i(bfd^ni<äer. !Die SBruberfd^aft be^ ©teintoerfg ober bie Saul^ütte ift in ben ©runbjügen il^rer Drbnung fid^erlid^ uralt. Slbcr ber be* 1) S)ie ^ntberfd^aft l^teg aud^ bie ©rolober ^ruberfd^aft. (S9 waren atfo bie ^crfcrttger „grauer Soben", b. 1^. btc Sottenweber. 2) S5gl, bie SBcmerfungen oben @. 225 mit bem ©erid^t bei Äeim, ©d^lDäb. 9ieformationd«(S(efd^. £üb. 1855 @. 32 f. u. Iteim, Subto. ^e^er in ben ^al^rb, f. beutfd^. a:]^coL I, 241. — 2)ie beibcn SBeber werben aW fed^jigifil^rige Scanner bcgeid^net. 3) iRäl^ere« barüber bei 9W. ©öbel, ®efd^. be« d^rifll. bebend in ber r]^ein.-wepf. Äird^e. (Joblen^ 1849 ff. 319 fonbcrc iBunb bcr bcutfd^cn SBaul^üttc f)at feine Drgantfatton bod^ tool^I erfl feit ber Qtit erl^attcn, n?o ber ©teinbau auffam unb bte Saulunft an§ ben ^finbcn geiftlid^er SBerfIcutc an ©tein* mefe * 333crlnteifler toeltlid^en ©tanbe^ überging, b. 1^. feit beut 13. ;J^a]^rl^unbert. ^ä) laffc e§ bal^in geftcüt fein, ob bie §üt« ten^Ueberlicfernng, toonad^ ällbertuö SUiagnui^ (ber Seigrer SKeifter @(f]^artö) mit ber Sntftel^ung ber beutfd^cn Sau^tte in SSerbin* bung gcbrad^t toirb, eine gcfd^id^ttid^e ©runblagc befi^t ober nid^t. ©0 lange bie ©otl^il blül^te, fd^eint fid^ innerl^alb ber 95an* l^üttc eine gleid^ntägige ®ntn?idEfung t)oß3ogen ju l^aben. 3K§ aber im Saufe be3 15. ^ai)xi). bie gotl^ifd^e SBaufunft unb bie SBautptigleit überl^au^jt jurüdtging, nal^m bie S8ruberfd^aft alt» mSl^ttd^ einen t)eränberten Sl^aralter an. !Die 9?egen^burgcr „Drbnung be^ ©teiutoerfeS" Dom ^af)x 1514 !ennt neben SWeiftern, „n?e(d^c jur SBmbcrfd^aft l^alten", be* reits „©tabtmeifter" unb anbere SÄeifter, „bie nod^ nid^t in bie Drbnung ber SBerlleute erforbert toaren." 2ln bieten Orten, unb befonberg überall bort, too eS feine „S3ruberfd^aftgl^ütten" gab, tourbcn bie ©teinme^^toerfmeifter Don ben Dbrigfeiten ge* jttjungcn, „^unft gu l^alten", b. 1^. fid^ einer |)anbtt}erfer*3^nft (j. 85. ben SBcbern) anjufd^Iicgen. !Die golge bat?on toar, baß bie SBaul^ütten großen Slbbrud^ erlitten unb ba^ mand^e |)ütte jur cinfad^en 3^^f^ tourbe unb in bie äieil^e ber ber ftabtifd^en ^olijci untcrtoorfenen ^anbtoerlerjünfte eintrat. 5Diefe @nt^ »idtung n?urbc baburd^ bcfd^Ieunigt, baß bie Dbrtgfeiten an man^ d^en Orten bem ©intritt ber SBcrlfeute in ben SBruberbunb ber ^üttc mögtid^ft Dicte §inberniffe in ben 2öcg tegten*) — eine 1) aifr. Älcmm, SBürtcmö. ©aumct|lcr unb ©ilb^auer u. f, ro. ^tutt» gart 1882 @, 22, mm. 2, Ob bcr ®runb, ben Ä. onfül^rt, ndmüä) eine angeblid^e (Sinmtrfung bed SunbeS auf bie iüol^ntoerl^ältntffe, s^^^iff^ utöd^te id^ ba^in gefieHt fein laffen. ^ebenfaHd war e9 nid^t ber einzige ®runb. 320 Zfjat\ai)t, bercn ®rünbc cinftn?eilen nod^ nid^t gcnügcnb aufge* l^cöt finb. SBäl^renb beut SSunbc auf btcfc SBcifc t)tclc äBerhncifter tjcrlorcn gingen, fallen fid^ anbcrc ©tcinmc^en, unb gttjar fotool^I SSScrfmctftcr tote polieret unb Oefeüen, bte ben glitten treu blieben, toegeu beö SRüdgangi^ ber SBautl^ätigfeit gejtoungen, fid^ t)ern)anbten ©etoerböjtoeigen jujutoenbcn. ®ie fßan-^ l^ütten l^atten, obtool^I bie ©teinme^en ben eigentUd^en ©tamm bilbeten, öon Slnfang an allen bcnienigen offen geftanben, tocld^e nad^ ber „©eometric arbeiteten"; aud^ toaren oft SBaufunft, SBilb* l^auerei unb 2Jiaterei Don einem unb bemfetben ©teinmcfetoerf* meifter getrieben toorben. SBäl^renb aber in frül^eren Qtittn bie ©teinmefeen nur gelegentlid^ jeid^neten, mobettirtcn ober mal* ten, tarn eS im 15. ^aS)x^. mel^r unb mel^r bal^in, baß bie ^la^ ftif, jumal bie ^oljfd^neibelunft, fotoie bie 3DlaIerei jur ^anpU tl^ätigfeit berjenigen aJiänner tourben, toeld^e jugleid^ aud^ Söau* meifter unb ©teinme<ätt)erfmeifter toaren. Qd^ braud^e ja nur an S)ürer unb §WicoIauj3 SJianuet jn erinnern, um jur 3lnfd^au* ung ju bringen, toaS id^ meine. S^ ift urlunblid^ überliefert, bag t)iele 3Känner, toeld^e um baö 3f. 1500 "ooxntijmü^ afö fjormfd^neiber tl^ätig toaren, jugleid^ aud^ baö ©teinme^^^anbtoerl trieben. 5Wun toaren e^ aber bie JJormfd^neiber, toeld^e juerft bie ffunft bt^ SBrief* brudE^ unb S^afefbrudt^ erfanben unb übten — biefelbe Siunft, an^ n?e(d^er bie (grfinbung ber ©d^riftöerDielfättigung mit gc^ goffenen Zt)pen, b. 1^. bie SBud^brudEerfunft, l^ertjorgegangen ift. ^n bemfelben SKage toie bie Sautl&ätigfeit jurüdtging unb ber @rtt)erb an^ biefer Ouettc Derfiegte, toarfen fid^ Ut bi^^ l^erigen ©teinmefetoerfmeifter mit ffiifer auf bie neue (grfinbung, unb an jal^Ireid^en Orten ertoud^fen bal^er ))Ii5^ttd^ SBud^brucfer* aßertftätten, bie eine überaus frud^tbare 5E:i^ätigIeit entfalteten. Die el^ematige SBruberfd^aft ber ©teinmefeen toar ju einer SSruber^ 321 fc^aft bcr gotmfd^neiber, Sud^brudcr, SBtlbfd^mfecr unb üKalcr gctoorbcn, unb afö fold^e fjattz fie, inbem [ic jugtcid^ unabl^ängi* ger öon il^rcn bi^l^crtgcn Auftraggebern, ben Slöftern unb ben Ätrd^cn, getoorben tt^ar, ötelc geiftige Elemente öon großer @tärle in fid^ aufgenommen. SQBenn bie ©rubcrfd^aft afö Sor^)oratton in ben gteid^jeiti* gen Quellen fetten in il^rer S^ätigfeit gefd^ilbert toirb, fo l^at bieg einfad^ barin feinen ®runb, baß bicfelbc a(g folc^c feiten Bffentlid^ l^cröortrat, um ba^ @infcl^reiten ber £)briglciten nid^t nod^ mel^r, al^ e^ biiBl^cr ber J^att getoefen toar, toiber fid^ auf*= jurufcn. SSon feiger toar unter ben Srübcrn SSerfd^toiegenl^eit •^flid^t getocfen, unb eine ftrenge IDiöcipttn toarb burd^ bie ßa* pittt, n?e(d^e bie capitetbcred^tigten 2)?eifter t)on Qtxt ju Qdt l^ielten, geübt unb gel^anbl^abt. 333ie ptten ba Slugenftel^enbc t)iel erfal^ren fönncn? ®enau ebenfo toie bie 3""f^^ ^^^ SBcber toaren eö bie SBaul^ütten, n?eld^e bie retigiöfe D^)))ofition an t)ie(en Orten trugen, aber e^ ift fel^r bead^tcni^toertl^, baß bie SBud^brudter, JJormfd^neiber u. f. to. nid^t erft im ^. 1517, fonbern fd^on feit bem auöbruc^ bei^ 9ieud^ttnfd^en Streit« (1512) in lebhafter S3ett?cgung n?aren. Seine Sor))oration im SRcid^e l^at mel^r baju beigetragen, um bie ©unfelmännerbriefe ju verbreiten al^ biefe; nirgenbiS l^aben bie SKänner, toeld^e bie retigiöfen ©treitfd^riften Verfaßten, eine fräftigere ©tü|e gefunben afö in Den großen Officincn von SBafel, S'iürnberg unb Slugj^burg. ©ben biefe Äreifc unb bie mit il^nen eng verbunbencn „Siebl^aber be§ ^anbtoerfö" tt^aren e« bann getoefen, toeld^e feit 1515 in Qol^ann von ®tau))i| il^ren SBortfül^rer gefunben l^atten unb bie toäl^renb ber ^afjvt 1516 bi« 1524 tl^eittoeifc jur Partei ber ©taupiläianer, toic fie fid^ nannten, gel^örten. ^ä) braud^e ja nur an i^ol^ann Dtl^mar, Sltbred^t S)ürer unb Slnbcre ju erinnern. 822 ffiir l^aben oben gefeiten, bag bie ©tau^)it5tancr fo tange juglcid^ änl^ängcr ßutl^crS gctoefcn toarcn, aU ®tanpi^ mit bie^ fem einig toax, unb ba§ ejJ in biefem ©itine feine SBere^fr gnng i)at, iDenn man biefe Sß&nner gugleid^ als Sutl^eraner bejetd^net. ^l^ aber ®tau|)i<; fid^ üon Sutl^er loa^ bie ©rfüHung ber 2lufgabe, ba^ ©alj ber @rbe ju fein, fd^on längft für fie unmögtid^ geworben n^ar. !Dem gegenüber l^atten bie SBruberfd^aften ber 2Ber!Ieute il^ren ©ife an ben aKittel^junlten be§ geiftigen Gebens unb »aren auf mel^r aU einem geiftigen ®ebiet felbft bie gül^rer; t)or Slltem aber toar unter il^nen, toie mir feigen toerben, burd^ bie geleierten aWänner, bie il^nen nal^c ftanben, bie religiöfe Uebertieferung auf ®runb felbftänbiger fjorfd^ungen in ben altd^riftlid^en Quellen geläutert, vertieft unb gereinigt toorben. Sftad^bem e^ feftftanb, ia^ gütiger, beffen erfte ©d^ritte bie SBrüber aßer Orten auf bai^ (ebl^aftefte unterftüfet l^atten, an* ftatt bie ;j^bea(e ber älteren ©öangelifd^en jur SSertoirflid^ung ju bringen, Diefmel^r attmäl^Ude fid^ gegen feine el^emaligen greunbe leierte, trat eine toad^fenbe ©ntfrembung jtoifd^en ben bi^l^erigen 21* 824 SSerbünbetcn ein; ba bic SBrüber aber auä) mit bcr rBmi{^en Sird^c gcbrod^cn l^atten, fo ergab fid^ balb für fie bie SWotl^* toenbigfeit, auö ber biiBl^ertgen ^wrö^^^^öltwws i^erauSjutreten unb bie öffentUd^c SoSlöfung t)on ben übrigen Äird^en ju öer* fud^en. 3Kan toei^, bag ber gteid^e 93efd^Iug ctnft unter ben l^ufu ti[d^en Setoegungen in SBiJl^nien gereift n^ar. 3lber toäl^renb bie JBrüber il^n bort auf einer allgemeinen SSerfammtung öon 31B* georbneten ber SSruberfd^aften unb „öeimtid^en ©emeinben" jur Sluöfül^rung gebrad^t, aud^ bie SBieberaufnal^me ber religißfen ©ebräud^e, bic fie für fd^riftgemäg l^ielten, im5 SBerl gefegt unb bie ©etoalt beS 9lmtj5 öon bem 2öaIbenfer*S3ifd§of ©te^jl^an ein^ gel^olt l^atten, ging im ^. 1525 ^löfelid^ bie SWad^rtd^t burc^ baS 8anb, baß bie SBrüber in 3ürid^/ ol^nc gemeinfame ©d^ritte abjutoarten, auf eigne §anb bie öffentlid^e So^fagung öoBjogcn l^atten. aWit biefer 2)?a§regcl njaren öiele SBrüber infofern uoll* fommen einöerftanben, aU man allgemein bie ®|)ättaufe für bie fd^riftgemäge Saufe anfal^; aber bie 3Känner, bie biefen ©d^ritt tl^aten, n?aren bod^ nur bie SSertreter einer einzelnen ©e-- meinbe, n?eld^e nod^ baju, n?ie fid^ al^balb jeigen foüte, gar nid^t bie aJlijglid^feit befagen, bie titer arifd^e SSertretung ber gartet ju übernel^men unb bie JJül^rerroüe, bie fie burd^ il^r SSorgel^en in 3lnf|)rud^ genommen l^atten, ju bel^au|jten. ©0 n?enig nun aber aud^ bie JBrüber baö SSorgel^en ber ^ürid^er ,,©d^ule" in aßen fünften billigen mod^ten, fo erfann* ten t)ie(e ÜÄitglieber bod^, ia^ l^ier um il^re eigne ©ad^e ge^^ fäm^jft toerbe, unb nad^bem fd^on feit :JJa]^ren bie SBejiel^ungen jtoifd^en ben Dberbeutfd^en unb ben ©d^n?eijern ge!nü))ft toaren, toar ie^t bie Aufgabe, um bie e^ fid^ l^anbelte, Ilar öorgejeic^* net. @§ galt, bie SBetoegung, unter tjoüfter SSSal^rung aüer be* red^tigten ^Jorberungen ber ©d^toeiger, in eine befonnenc unb 825 gemäßigte f8af)n ju (eiten unb bte @ntfd^(tegungen ber ®t\ammU fftit, toeld^c bic ©dornet jcr nid^t cingcl^ott ^atttn, burd^ bic 99c* rufung einer attgcmeinen S3er[anittttung nad^trägttd^ ctnjul^olen. ^) IDie ©d^rittc, tocfd^e gcfd^al^en, um biei^ 3^^^ ä^ errcid^cn, fann td^ an btefcr ©teßc ntd^t im Siujetnen t?erfo(gen. @j3 lamen mel^rere größere 33crfammtungen ju ©tanbe; bte crfle fanb am 24. JJebruar 1527 ju ©d^Ieitl^eim im ©d^affl^aufer ©ebiet ^iatt, bie jmeite unb cntfd^etbenbc ©^nobe tourbc in ber legten 3lugufttood^e beS ^Q^xt§ 1527 gu äugiSburg gel^af- ten. @g toax bie^ DieCeid^t bie anfel^nlid^ftc SSerfammlung, bie t)on ben S5rübern feit ber ©^nobe t?on 2f)ota gel^alten toorben mar, unb fotool^I an& ber ©d^toeij, toie an^ Ober* unb SWieber* Dcftreid^, S^^rol, S3aiern, g^^^nlen, ber JRI^einpfalj u. f. n?. h?aren Slbgeorbnetc (im ©anjen etn?a fed^jig S3rüber) antoefenb.^) 3lfö S^l^eilnel^mer toerben in unferen Queßen genannt: ^ifgram aKarbedt, ?eter ©d^eppad^, ein SKater au« 2lug«* bürg, ©regor SKaler t)on Sl^ur, ein ÜDeutfd^orbeniSl^err SWa* mens Seonl^arb au« 5Würnberg, ©igmunb ©alminger an& SIRünd^en, JJacob ©ad^fer au« Qngolftabt, |)an« ©d^Iaffer an» Dber^Dcftreid^, geonl^arb ©d^iemer au« Qubenburg^), 2:i^oma« SSJalbl^aufer an» ©te^er, ^an« gangenmantct au« 5lug«burg*), Submig ^äfeer au« a3ifd^of«gea, §an« ^nt 1) ^aä) ben iD'^ünflerfd^en ^erirrungen toax belanntlid^ ebenfalls bet erfle @d^ritt ber trüber bte Berufung einer aUgenteinen l^erfammlung nad^ 33od^olt (1538). 2) Ueber btcfe S3erfammlungen f. doxnttxni, SWünjl. «ufrul^r II, 67, 3) Ueber @d^Iaffcr, ©d^iemer (@d^öncr) bcrid^ten bie SWärt^rerbüd^er ber S^aufgejtnnten, befonber^ ZU. t>. ^ragl^t. 4) Ueber gangcnmantel f. bie 2111g. S)eut, ©iogra^jl^i«. — 3. fetter, geben «nb SBer!e «Ibred^t ©ürer« II, 1 @. 29 fd^ilbert ein «ßorträt 2)ürer« bon $. Sangenmantel, meld^eS nnter ben üon 2)ürer im ^^al^r 1515 p Augsburg angefertigten @f lägen jtd^ beflnbet: „^. Sangenmantel, SBüjie eine« 3J2anned in ben 40er Sfal^ren, mit Keinem (^d^nau^« nnb ^innbart, lurg 326 aud ^aina in granfen, ^acoi Raufe an» SBormiS, $Jaco6 ®ro§ au« SBalbj^l^ut, 8uca«§afncr au« 3lug«burg uub bicic Slnbcrc. *) S^ciluel^mcr at? bcr SSerfammlung Bcrid^tcn un«, bag 3''' l^ann Deucf uub ^an» $ut tu bcrfctbcu „bie aSorucl^mftcn" gctocfcu fcicu, uub bag, uad^beut fid^ aufaug« jnjtfd^cu bcu @c* uauutcu SWciuuugSöcrfd^iebeul^citeu crgcbcu l^attcu, fd^ticßüci^ eiue öolle ©iumütl^igfcit crjielt »urbc, uub bag !Deud« ^bccn c« toarcu, toeld^e bcu ©icg baöoutrugcu. ffiluc äl^ulid^c Seratl^uug, ioä) üou geriugcrcr SBcbcutung, faub gcgcu (Subc 1527 auf beut ©d^Ioß be« ^crru Scoul^art t}ou Std^tcuftctu, bcr fclbft 9Bttgticb ber Ocutetubc uub SBrubcr*) mar, ftatt, uub jiüar toar c« l^tcr SBattl^. ^ubutcter, bcr bog 9JcUgtou«gefpräd^ leitete uub burd^ beffeu 2(nfe]^eu bte ©utfd^ei^ buug ^erbetgefül^rt lüarb, ®Ä foutiut tu btefeu Sretguiffeu bie SEI^atfad^c juut 5(ttS* brud , bag bte ^ertobe, iu tt?etd^er ®rebel, ^ani uub SBIaurod bte geifttgeu gül^rer ber gartet getoefeu toareu, il^reu Slbfd^Iuß gefuubeu l^atte, uub baß bie Seituug iu bie ^äube Deurf« unb ^ubmeier« übergegaugeu toar. Uuter beu gleid^jeitigeu El^ronifteu tüirb tool^I nidjt eiu ein* jiger feiu, ber uid^t bie gteid^e SBeobad^tuug gemad^t l^ätte. 5luf bie d^rouifatifd^en 5lufjeid^uuugeu JtiUau ßeib«, ©ebaftian grandf« uub auberer Slugeujeugeu l^abe id^ frül^er fd^ou l^inge^ toiefeu. Die ®erid^t«|)rotocone, bie amtlid^eu (Srtaffe, bie 3^"" genauöfageu gefaugeuer 2^äufer beftätigen bie gteid^e 5El^atfad^e, uub üor 2lttem tieferu bie ©treitfd^rifteu 3^^«9ti«, fdnctx^, a^gefd^nittenen paaren unb nad^ linlö gemenbet. ^tefe S^td^nung iß mit me^r Sorgfalt al9 bie anbern audgefül^rt. $5^e 9 3. 4 S. i^rette, 6 3. 3 2. ?luf bcr Mdffcitc jie^t öon 2)üvcr« $onb: rongmanbt". 1) mffexti bei Äetter, S)ie ^Reformation @. 426 ff. 2) 3)cn «ewci« f. bei «ed, (SJefdbid^töbüd^er u. f. w. @. 78. 327 SBabian«, ^apitoß, W)c^m&\ ffionr. ©d^mib«, SBcrtl^otb ^aHcrö, ^uft. aÄcntu«', bc« üKattl^cfiu« ^rcbtgten über Sutl^er, ^amct^ mann^ ®t\ä)xä)tSbüä)tv , ®af<). grancfiS Äcfecrfatatog, btc ;3=nbicc5 bcr t)crbotcncn SBüd^cr unb anbcre OucCen ben S5ett)ctj5 für ba« Slnfel^cn, »ctd^cS in bcn ücrfd^iebcnen ßänbcrn gcrabc ^ubmctcr unb ÜDcnd unter bcn JEaufgefinnten geittoetttg genoffen l^aben. ^m Qa\)V 1626 öeröffenttid^te ber ©erid^töfd^reiber ber ©tabt Sujern, Qol^. ©atat, eine „ei^ronif unb Söefd^reibung öom 2Cnfang bei5 neuen Ungtaubeni^", in hjeld^er eö l^eigt: „Qu biefer je^t angefangenen Sefte ftanb aud^ im 1526 Qfal^r einer, genannt ;3=o]^annei8 !Dencf, mar ©d^utmeifter ju ®t. ©ebatb ju Slürnberg, ein fel^r geleierter 2Wann in breien ®pxa^tn, ber mad^te fid^ l^erfür, baß er aud^ ber ^öd^ften einer, unb unter il^nen (ben Säufern) ein Oberer unb Sifd^of gead^tet njurbe. @r ift fonft feine« SBanbete unb SBefenS ein frommer, jüd^tiger 3Äann getoefen, »o er bei8 ^ummetgeiftejS fid^ gemüpgt l^ätte. 5Der l^at üiet Süd^tein gefd^rieben u. f. h)."^) Unb üon ^ubmeier, ben ©alat ebenfo »ie !DendE an^ ber unmittetbarften SBeobad^tung gefannt l^aben h)irb, fagt er: „Sin bie S:äufer unb an bie 3tt)inglifdee 8iotte l^at fid^ aud^ gel^ängt einer, genannt SSattl^afar ^ubmeier öon S^riebberg, ein getel^rter unb berebter !J)oftor, ber ettoan ^räbifant an Unfer JJrauen ju Qngolftabt getoefen, barnad^ gen SRegeniSburg, aud^ SBatbSl^ut fam unb (ber fid^) aud^ faft allentl^atben gel^alten, bag man il^m ©türm nad^täutete, (tourbe) jute^t ein Säufer, ©rfttid^ toar er gar jtoingtifd^, fam aud^ begl^alb gen Qüvid) jum 3toingU, ebenfo aud^ in il^ren ®ef|)rädeen, bie fie ju ^i^rid^ l^ietten, l^alf er irritiren". ®in anberer ©d^toeiäer, SSaleriuj^ SlnSl^etm (f 1540), ein 1) «rd^tö für bie fd^roct^crifd^c aflef..®cfd^id^te u. f. tp. I. ©b. gret» bürg i/53. 1869 e. 19, 328 tJrcunb SSabianiJ, fd^rieb im Sluftrag be« ÜRagiftratö öon Sern, too er feit 1520 ©tabtarjt toax, eine Sl^ronif, bie fid^ in ©ad^cn ber S^äufer toeber burc^ Un|)arteitid^!eit, nod^ burd^ ©enauigteit auiSjeid^net, bie aber bod^ ebenfaUiS auger ®rebel unb äRanj bie gtt?ei „geleierten ®efeßen", Dencf unb ^äfeer, unb ben Dr. SBaltl^afar atö bie tjornel^mften aBortfül^rer naml^aft mad^t.^) SBir l^aben gefeiten, bag bie Sirübungen, meldte bie alit Ueb ertief erung erfal^ren l^atte, öornel^mUde in ber Uebertragung ber a|)oftoIifdeen Sieget ober ber „eöangelifd^en ®ebote" auf bie ganje ®enieinbe il^ren ®runb befag. ©i^ tag in ber SWatur ber Dinge, bag burd^ biefen i^rrtl^um bie ®emeinbe*Drbnung, ntitl^in gerabe ber »id^tigfte ütl^eit bei8 ®emeinbetebeni?, t)er* toirrt unb üerbunfelt mürbe, unb ei8 tarn bal^er für biejenigen, toetd^e jenen SSerirrungen entgegentreten toottten, Slüeig barauf an, bie ©ruber ju überjeugen, baß bie SRegeln, njetd^e Sl^riftuS für bie 3l|)oftet ober bie ®ottei8frennbe im engeren ©inn ge* geben l^atte, nid^t für atte Sl^riften beftimmt toaren. Qä) l^abe mid^ Dergebfid^ bemül^t, in ben ©d^riften unb ben Stuöfagen ber „a^joftolifd^en Säufer", ju loetd^en in biefer $in* fid^t aud^ ^ubmeier jäl^tt, ben SWamen ober ben begriff ber ®otteSfreunbe ober ber g'^^wnbe im Unterfd^ieb öon ben S3rü* bern ju flnben. SBäl^renb im 14. unb 15. Q^al^rieunbert unter ben fogenannten SBalbenfern auf biefe Unterfd^eibung ta^ größte ©etoid^t getegt ju »erben <)ftegt unb oft außer ben „greun* ben" unb ben SBrübern aud^ nod^ bie ÜReifter (Magistri) unter* 1) ^aiex, ^nd^etm, Srrner C^l^ronif h\9 1526, l^erauög. t>. (S. ©tierltn, ©crn 1833 Vol. VI @, 267. — 5Bei Guy de Bres, La Racine etc. des Anabapt. 1565 @. 3 »irb angegeben, bag ouger 2^. SWünjer Dr. ©, ^ub* mcier, SWel. iRind, ^can $ut, ^eon 2)en(f unb Subw. ^ä^er bie $Su<)ter ber „SBiebertäufer" getücfen [eicn. 329 fd;tcben ipcrbcn*), tft t?on fold^en ©tufcn unter ben a^)oftoti* fd^ctt SCäufern ntd^t« ju Bcmericn. !Die ciflcntHd^en „SBicbc;* tauf er" f|)red^en allerbiugi? fel^r oft üon ben SSonfomnienen ober ben Steinen unb ^eitiflen unb gebraud^en bamit SWa* men, »eld^e frül^er für bte a^joftolifd^en SBanber|)rebi9er üb* üä) koaren; aber fie bejeid^nen bamtt unterfd^tebiSloi^ aUe bte* jenigen, bie ju i^rer (Semeinfd^aft gehören, unb in ber %^at toax t§ ja aud^ >gan3 f olgerid^tig , baß t& für fie, nad^bem fie atte Sl^riften unter bie at)ofto(ifd^e Sieget gefteUt l^atten, nur nod^ eine ©tufe, nämlid^ bie ber 93oUtommenen, gab. ©agegen toirb bie Siteratur, bie mit ÜDencfi? Spanten ber* tnnpijt 1% unb jtoar foloo^I bie, loeld^e t?on il^ni felbft l^errül^rt, toie bie feiner ®efinnung«genoffen, burd^ bie puflge ©rtoäl^nung ber @ottei^freunbe gelennjeid^net. 9(Qerbingi^ bient bai^ äBort nid^t auöfd^Iiegüd^ jur Jöegeid^nung ber „JBoten ®ottej^", fon* bern ubtr^aupt jur SBejeid^nung eineiS in ber Siebe ju ®ott unb }u ß^riftud gerelften Wlanm^, unb ber ©ebraud^ ber SBorte Sl^riften (SBrüber), fiiebl^aber ber SBal^r^eit unb JJreunbe ®otte«, tote er fid^ bei ®endt flnbet, erinnert fel^r an bie ©tufen it» anfangenben, junel^ntenben unb Doüfommenen 2Kenfd^en unb an bie „brei ©taffetn ber ®ered^tigleit", toie fie ®tau|)i| (el^rt unb toie bie fogenannten SBalbenfer fie fannten. SKffein baneben flnbet fid^ eine SluSeinanberl^altung ber ©otteigfreunbe unb ber SBrüber in einem ©inne, toetd^er barauf l^inbeutet, baß bamit eine Kare ©d^eibung jtoifd^en ben SBanber^jrebigern, toeld^ „Sotfd^aft toerben an bie JJremben" unb bie ber a|)oftoIifd^en Sieget unter toorfen finb, unb ben Srübern, toetd^e einfad^ unter bem ©efefee ffi^rifti leben, ge* mad^t toerben foU. 1) !2)ie Amici dei feigen auä) too^I Magistri majores, ^ane^en a6er gab t9 (auger ben Fratres) and) Magistri minores. 92&^eted (ei ^eKer, $te 9ieforntatipn, Siegifler unter Magistri, 330 ^n bcm vierten ©a^jitel ber „Drbnung ®ottci8" »irb Der iJrcunb ®otte3 gcfd^itbert ate ein SKann, ber ben ^rieben bei? ^crjenö auf bai? DoIIfommcnfte erreid^t f)at, ber nid^tö »ctter begehrt, afö aud^ änbern jum ^rieben ju l^clfcn unb feine Siebe für bie Srüber unter "ißreiiJgebung feiner fclbft, n?o eiSnotl^ift, ju erhjeifen, ber nid^t aüetn Ü)nt, tcai^ im ®efet} (Sl^rifti) öor* gefd^rieben ift, fonbern aud^ aöe« baiS erfüßt, toai3 nid^t im @c* fe(} befolgten toarb. ^n ber ©d^rift üom „®efefe ®otteg" tt)irb ebenfafljS mel^rfad^ t)on ben Srübern unb ben ©ottei^freunben gef^jrod^en. ,/2Ber feinen 83 ruber nid^t (ieb ^at, ber ^at getoig ®ott aud^ nid^t Heb, benn er f)'dlt feine ®ebote nid^t; toer ®ott tieb l^at, beffen §erj ift fteti? bei ®ott, unb ift il^m (eib, too er ein müßig SSäörtlein ober SBerf tl^ut, gefd^toeigc benn baß er fünbige". üDag ift ba^ ®ebot für bie »rüber; öiel ftrenger ift bie Siegel für bie ®ottei8freunbe; il^nen ift ein müßigcjS SBort nid^t bloß (eib — man erinnere fid^, baß in ben attcüangetifd^cn ©emeinben müßige SReben unb unnü^je SBorte öer^jönt toaren — , fonbern ber greunb ®ottei8, fagt 5Dend(, ff&it ba3 aller* Ileinfte, toa& er ol^ne bie ®ett}ißl^eit ber Uebereinftimmung mit ®otteS SBort unb SBiden fagt ober tl^ut, für ©ünbe. Sefoti* berg toid^tig ift ber ®ebraud^ ber Unterfd^eibung in !J)cndfj5 ©d^rift „SSon ber tt^al^rcn Siebe", in njeld^er am ©d^Iuß aud^ t)on ber Dbrigfeit unb ber Sl^eitnal^me ber Sl^riften an berfelben bie Siebe ift. ©ort l^eißt t§, baß bie „®cmeine El^rifti" feine an* bere ©träfe fennt a\§ bie 2luöfd^tießung ober bie ©rmal^nung jur Sefferung. „9lid^t a(S ob bie ®ett?a(t an fid^ felbft unred^t fei, bie böfe SBelt angefel^en, benn fie bient ®ott gu feiner ^aijt, fonbern toeit bie Siebe (b. 1^. Sl^riftuig) nod^ ein 33effcre5 aßen il^ren Sinbern lel^rt, nämlid^ baß fie ®ott ju feiner ®nabe bienen foßen. Denn e« ift bie 5lrt ber Siebe, baß fie nid^t toiß ober begcl^rt, ;3=emanbem fd^äblid^ ju fein, fonbern (fie tt)iü) ^titx^ mann jur SBefferung bienen, fo t?iet ei3 il^r mögtid^ ift. SBer 331 aber ein ^an&'oattv ift, bcr l^anble mit 2Bei6 unb Ätnb, Sfned^t unb OWagb, n?ie er mottte, baß ®ott mit il^m l^anbte, ia& lüel^ret tl^m bie Siebe tiid^t. Unb fo fern eö möglid^ »äre einer DBrigleit, anä) alfo ju l^anbetn, fo möd^te fie aud^ tool^t d^riftlid^ in il^rem ©tanb fein. Dietoett ti^ aber ja nid^t ntöglid^ ift, fo fott unb mag ein 3^reunb &ottt^ nid^t in bie Dbrigfeit, fonbern barauS toad^fen." 35er ^^f^^^^^^^^S '^^^ gingen Slbfd^nittiS, ber tjornel^m* Ud^ t)om ©d^loertgebraud^ unb Sirieg l^anbelt, ergiebt, bag ber SluiSbrudE „mit ©etoalt fal^ren unb l^errfd^en", toie il^n DcndE gebrandet, auf bie mit ber bamaligen ^anbl^abung ber §err* fd^aftiBred^te eng üerlnü<)fte ®ttoaU über Seben unb SEob gu begicl^en ift. Sofern aber eine Dbrigfeit nur eine ©trafgctt?alt nit, toie fie ber §aui8t)ater nbt, b.f). eine erjiel^enbe ©traf* getoalt, fofern mag fie aud^ tool^I d^riftlid^ in il^rem ©taub fein. 5Wur ber ©otteöfreunb, b. 1^. ber, ber unter ber apo\io* lifd^en 9iegel fte^t, foü über]^au»)t fein bürgerlid^eS 5lmt be* tteiben. « 1 2Bai8 !BendE aber aud^ burd^ ben ©ebraud^ beS atten SWa* mens l^at anbeuten motten 0, fo ftel^t bod^ feft, bag er fid^ mit öotter S!raft ben 3Serfud^en, bie a|)oftoIifd^e SReget jum ©efefe für bie gange ®emeinfd^aft gu mad^en, entgegen toarf unb ber Uebergcugung fräftigen äuj^brudE gab, bag ber ©d^toer* ^)unft d^riftlid^en SBefenjS nid^t in äußeren 8eben§formen, aud^ nid^t im EuItUiS ober ben Zeremonien, fonbern in ber @efin* nung unb ber SReinl^eit be« §ergenig ober ber „n^al^ren Siebe" gelegen fei. l) Ucbcr ben tocitcren (Bthvaud) ögl. bie @tctte bcr ©d^rift „SBon bcr tval^rcn Stebc'^ bie üom Sibfd^tour ^attbelt. 332 1)a3 SBcfcn bcr redeten ®cmeitibc aber toirb ntd^t burd^ bic „a^oftolifd^c SReget", fonbcrn burd^ bie Scofcad^tung bcr o|)oftotifd^en ®ettictnbc*aScrfaffung,n?tefic (S^riftuiS (®t>M- */ 11—12; 1. Sor. 12, 28) befohlen ^at unb tüte bic altiriftßc^cn (Scmcinbcn fic geübt l^abcn, bcgrünbet. !I)a« grunblcgcnbe ^rin' gi|) bicfer äfteftcn Drbnung toav bie grcil^eit unb greimiöigfcit beg ©emeinbctebeni^, foioie namentlid^ bie ©elbftänbigfeit ber d^riftlid^en ®emeinfd^aft, unb itoax fotool^t ber ®cfanimt*®e* meinbe gegenüber bem ©taat, toie ber @tnjel*®emeinbe gegen* über ber ®efammtl^eit. 5Dte ©^nobe, bie im ^. 1527 ju SlugiSburg togte, toor öottfonimen barüber einig, baß bie ©enteinbe bei SBefteüung ber 3lemter unb ber Uebung bei8 SanneS, fohjie in aßen finan* jietten JJragen ju toefentlid^er SKittoirfung berufen fei. aber gleid^geitig tooKte man tpeber bie Sifd^öfe unb äctteften, nod^ bie 5Diafonen unb ©iafoniffen, nod^ aud^ bie „SBoten ®ot^ teg", bie ben ,,i5remben" ba« ffiöangetium jU bringen beftimntt toaren, entb eieren. ^) Dag bie Sinrid^tung bei^ 2(^)oftoIati8 in ben atteöangcli* fd^en ©emeinben be« 16. ;3!a]^r]^unbertjS in tl^atfäd^Iid^er Uebung toar, ergiebt fid^ jur ©enüge auj^ ben 5lftcn. ©otpol^t bie ftrenge^ reu tt)ie bic njcill^erjigcrcn 9iid^tungen l^ictten baran feft. ®in SÄann, ber felbft bag a^joftetamt bcficibet f)at, fd^itbert .bie @enb^ boten atig Diener bcr Ocmeinbe, „bic t?on ®ott unb feiner Sird^c mit bem SBcfel^t beö ©öangelii auiSgefanbt toerben, bie Sanbe ju burd^äicl^en unb aufjurid^tcn ben ©el^orfam bcö ©tauben« unter feinem 9lamen, b. 1^. mit bem SBort unb bcr 5Eaufe".*) 1) %pQ. 15, 22 ^cigt c«: „hierauf befd^roffkn bic 91^0 jlcl unb bic ?(ertepcnunb bie gange ©emeinbc" unb 15, 23: ,,5)ic Slpojlcl unb bieStcUc* Pen unb bic iBrüber" u. f. », 2) ^tdf (S^efd^id^Ubüd^cr (S. 39 ^im. 2. 838 „35ic ©cnbboten bcr täufcrifd^en Sird^c, fagt ein neuerer gorfd^er*), Begannen il^re ^rebigt mit beut §Ruf gur SBuge unb mit ber SSerfünbung ber naiven 3w^nft it& ^errn, bc^ ®ericl^ti8 über bie 2ßctt unb ber ©träfe ber ©otttofen. 9'iid^t öon bem ©üangelium, fagten fie, toetd^eö in ben testen Qfal^ren ge|)rebigt toorben, fann bie SRettung ber 50ienfd^en fommen. @g toiber* legt fid^ felbft burd^ bie S^üd^te, tt?eld^e eg bringt, ©eine ^re^ btger vermögen nur ju gerftören, nt^t ju bauen: nirgenbiS l^aben fie eine »al^rl^aft d^rifttid^e ©emeine gegrünbet, bie Safter toerben nid^t geftraft, ber S3ann nid^t gebrandet, leine SBefferung be« gebend betoirft. — J)ie SÄänner, tt?e(d^e biefe SSotfd^aft brad^* ten, famen in unf d^einbarem (Setoanb, arm toie bie ^po^tti, bemütl^iger Haftung, ©ie Raubten fid^ an bie Slrmen unb SWie* brigen, benn ju biefen, fagten fie, l^abe ®ott fie gefd^idft. 3)2it bem @ru§ beö g^iebenig betraten fie bie ^ütten, f^jrad^en t)on ben SQSerfen ber Siebe unb t)on ber 8Serberbnig ber S33elt, lafen au^ ber 1^. ©d^rift, erflärten unb leierten. — ©ie 9iebner toaren SBefenner unb SWärt^rer, unb bie stamme, üon ber fie fetbft er* griffen toaren, entjünbete aud^ bie ^örer. SSerfoIgt unb Pd^* tig, il^rer SWal^rung unb il^rejS SebeniS nid^t fidler, legten fie burd^ bie 5El^at ein «S^^S^iß f^i^ ^^^ SSSorte ab: barum toirften biefe mit ber tJoHen SÄad^t il^reö biblifd^en Qfnl^altjS, er* baulid^ unb l^erggetoinnenb, erfd^ütternb unb niebertoerfenb.'' ;[^nnerl^atb beiB ©ottegium^S ber S33anber|)rebigcr galt nun aßerbingig bie a|)oftotifd^e SRegel. Da fie liegenbe ®ütcr, ^Renten, ^^"f^^/ ^äufer u. f. to. ate ^jerfönlid^e^ (Sigentl^um nid^t bcfi^en burften, fo toav bie SSermiJgeniSgemeinfd^aft unb bie (Semeinfamfeit bcjS geben« unter il^nen ®efe^. !Ca5 graue ©etoanb, toeld^eö einft bie ©otteöfreunbe trugen, unb toeld^ei^ bie „©efeüfd^aft ber JJreunbe" (Quäfer) ja nod^ ^eute trägt, 1) d. «. (Sorneliu«, SWünpcr|d^cr «ufru^r II, 47 f. 834 toar unter i^ncn ebenfalls t^orgefd^rieben. Dem ©inn ber an* meifung^ bte G^J^riftUi^ gegeben ^attt, nänttid^ bag bie @tnf ad^* l^eit unb felbftbergcffene üDemutl^ feiner JBotcn in bem äußeren 5luf treten jum 5lu«bru(f fommen foflte, toax bamit and) ofjm ben ®ebraucl^ t7on ©anbalen unb ol^ne fonftige Sleugertid^fetten genügt. Slud^ übten bie SBanber|)rebiger bie ^Jußtoafd^ung unb ben Sruberluß, unb bie SSertoattung bürgerlid^er 5lemter tt?ar i^ncn unterfagt. i^nbem fie il^r gangeö Did^ten unb S^rad^ten barauf rid^teten, bie ©eelen für bie Stoigfeit ju getoinnen, foßten fic ber ©orge um ha^ Dieffeit« möglid^ft entrüdt fein, i^l^rc 3lufgabe toax eg, in felbfttjerleugnenber Eingabe bie feelifd^ Sranlen ju l^eilen unb bie geiftig S^obten aufjuttjeden unb bem SJorbilb :3efu ffil^rifti nad^gufolgen. ©tets toaren Don ben Srübern mel^rere auf ber SSanbcr^ fd^aft, unb jtoax jogen fie immer ju jtoeien, je ein älterer unb ein jüngerer SKann, auf il^re üRiffion. 3Son 3^^* i^ 3^^^ ^^^^ ^^^' fammelten fie fid^ in ben 83ruberl^äufern, um il^re Eapitet ju ^aU ten unb gemeinfame 5lngelegenl^eiten ju beratl^en. 5Da bie ®e^ meinben in groger ©elbftänbigfeit einanber gegenüber ftanben, unb ba eS auger ben regetmägigen ©^noben unb bereu Slui^fd^fiffen feine l^ierard^ifd^e Drbnung ober bureautratifd^e ©Ueberung öon geiftUd^en S3el^örben gab, fo bilbeten bie SBanberprebiger bie ein-- jige ftänbige 33ertretung ber ©efammtl^eit unb ben ^wfammenl^alt beS ®anjen — eine 33ertretung jebo^, toeld^er unter ben S5rü* bem fein anberer ©influg atö ber beS SJertraueui^ unb ber iitU, meldte fie fid^ ertoorben l^atten, juftanb. Ueberl^au<)t (ag ber ©d^toer^junft il^rer 2^^ätigfeit nid^t in irgenb einer l^irtenamttid^en SBirffamfeit innerl^alb ber ®e* meinben, met^e bereu regelmäßigen Organen, ben S3if doofen, ^rebigern unb 3^iafonen, übertaffen blieb, unb bie fid^ aud^ mit bem überlieferten ;3"*>^<'^^^c^^i^tt^iJ^ ^W ^^^^ vertragen 335 ij&ttt. SSicImcl^r toax i& t)on jcl^cr t^re ^au|)taufgabc, bte ®c* fammtl^cit naä) aujscn l^ingu vertreten, bte ©runbfä^c unb bic ®laubcniglel^rcn na6) augcn l^in burd^ ©d^rtft unb SBort ju tjcr* t^cibigcn unb glcid^fam bie SSerntitttcr jtotfd^cn bcn Srfibcrn unb bcn „tSxtmitn'^ ju fein. fjür eine (Semetnfd^aft, metd^e bic ©etoiffcn an fein ge* fd^riebcnejg SBefcnntnig binben tooßte nod^ fonnte, tvar ein ©otte* ginnt öon 50iännern, bie burd^ i^ren 33eruf barauf ^ingetoiefen maren, bie Ueber lieferung ju betoal^ren unb fortgu^jflaujen ein bringenbejg Sebürfnig. 3^^^ P^"^ ^^^ ©runbfa^ feft, baß bie (Semeinben felbft in erfter 8inie bie tebenbigen ö^^gen beiS er* erbten ®Iaubeni8 ber SSäter fein fottten, aber eine SSertretung biefe^ ©taubenS nad^ außen l^in fonnte nid^t burd^ bie ©iujel* ©cnteinben nod^ burd^ bereu ^rebiger ftattfinben, unb baS ^rin«= ixp, baj3 ber d^rifttid^e ®(aubc innerl^atb feiner ©runbgebanfen [xi) fortjuenttoidfeln berufen fei, fonnte ol^nc entf^)red^enbe Organe nid^t tjcrtoirflid^t Serben. @ö toar ber SWatur ber ©ad^e nad^ eine befonberi^ fd^n?ie* rige Aufgabe, ia^ ;$Jnftitut bei^ 2lpoftoIatS mit ber SSerfaffung ber (Semeinben, bereu ©elbftänbigfeit in feiner 35}eife gefäl^rbet toerben burfte, in eine organifd^e 3Serbinbung jU bringen. 3Wan mußte einen 2Beg finben, burd^ toetd^en in gleid^er 35}eife bie ©efal^ren, benen bic SSrüber in üßäl^ren anl^eimgefanen toaren, umgangen unb anbererfeits ber gäuätid^e Sßegfaß bei8 tt?id^tigen ?lmtig öermiebcn tourbe. 'Cie Srüber, metd^e innerl^alb ber SBruberl^äufer in 3Ser* mBgenSgemeinfd^aft nad^ ber a^joftolifd^en Siegel lebten, ftanben im ®runbe außerl^alb ber regelmäßigen Drganifation ber ®e* meinfd^aft. fjreitoillig l^atten biefe üßänner il^rem SSefitä ju ©unften ber ©cmeinfd^aft entfagt, freitoiüig maren fie äRitglie* ber ber Sruberl^äufer getoorben, freiwillig mußten bie ©ienfte fein, n?o unb wie fic biefelben leifteten. :3rgenb eine l^ierard^ifd^e 336 Scfugmg ober gar Slufpd^tgrcd^tc trgcnb einer Slrt fonnteit il^nen nid^t eingeräumt n^erben^ tuenn man nid^t gefährlichen SWiPräud^en bic Z^nx öffnen tooKte. Sßad^bem fd^on feit ttm 1522 ber Uebelftanb ju S^age getreten toar, baj3 beliebige ^er* fönen, nad^bem fie bie a|)oftottfd^e SRegel angenommen l^atten, ol^ne bie ^anbauftegung unb ©enbung uml^erjogen unb bcn @e^ meinben jur Saft fielen, l^ielt eig bie ermäl^nte 3lngöburger ®^nobc für rid^tig, ik 2lborbnung toie bie S5et)ottmäd^tignng ber ©enb* boten felbftänbig in bie §anb ju nel^men. (S^ Vd^t \\ä) niäjt nad^n)eifen, ba^ bie 93oten, bie iamaü in bie 8anbe gefanbt »urben, ben 5luftrag erl^ielten, innerl^alb ber fd^on beftel^enben ©emetnben l^irtenamtlid^e ©efd^äfte toal^r* junel^men; Dietmel^r tourben fie gu ben „^Jremben" gefd^idft, unb in bie ©emeinbe famen fie offenbar nur, toenn fie gerufen tt)ur* ben, ober »enn t& fid^ um bie Uebung ber iDiÄci^JÜn l^anbelte. 3fn fpätcrer Qtxt erfd^eint atö eine ber ^flid^ten^) ber ©cnb* boten bie aÄittt?ir!ung bei ber 2lu^übung ber 33inbe* unb SiJfe^ ®en?alt. ®emäg 1. Sor. 5, 3, loo ber Sl^joftet bei ber Uebung ht& SBanne^ mitberatl^enb unb mitentfd^eibenb tl^ätig ift, toav e^ offenbar ein uralter JBraud^, bag bie ©emeinben nur unter 3Wittt?irfung eines SBeüoümäd^tigten ber ©efammtgemcinbe unb befonberj^ eines fremben, b. 1^. un^jarteiifd^en 9Wanne§, bie ÜDiSjipIin üben toottten. @S öerftel^t fid^, baß biefe ©ii?' jiptin nid^t jum Qtotd ber ©rjiel^ung, fonbern tebigüd^ jum Qxotd ber SReinl^altung ber ©emeinbe tjon offenbaren SBiffe* tl^ätern geübt toarb, tt)ie fie ja benn aud^ in ber alten Sirene nur bei ©ofeenbienft, ©otteSläfterung, aWorb, ©l^ebru^, Unjud^t unb falfd^em 3^"9^i6 angen?anbt ju tt?erben |)flegte. Die ©emeinben brad^ten ben toanbernben ^rebigern überall 1) M^txe^ über bcren ^flid^tcn f, int ®cmeinbcblott ber iWennoniten ^r«g. ö. U. $egc 1886 Sfh. 7, 337 eine l^ol^e SSerel^rung entgegen, unb e« ift merlmürbig, baß ber Plante SSater in berfelben SBcife toie im 16. ^df)xf). anä) nod^ im f ed^jel^nten in ber Slnrebe benufet tüurbe. ^) Qfn ber f^mboli«* fd^en ©^jrad^e, bie unter il^nen beliebt toax, toirb bic ©emeinbe gern mit einem Stempel^) öerglid^en unb bie ©enbboten toerben alö bie leud^tenben ©terne »jeid^net») Qn ben ©d^riften unb ^ormutarbüd^ern ber f^jfiteren Saufgefinnten, bie gum Jt^eil auf fel^r atten OueCen berul^en, ift giüar ber SWame 2[<)ofteI ober ©enbboten öerfd^tounben, aber bie reifenbenSBrüber ober anHf bie jn?ei fremben äWänncr, bie üon S^it gu 3^it fommen, finb ben ®emeinben nod^ immer tool^t belannt.*) Qfn ©nglanb l^ielten »äl^renb be« 17. ^fal^rl^unbertiS fo* lool^t bie General Baptists toie bie Quäcfer entfd^ieben baran feft, bag ber !J)ienft it^ a[|)oftoIati8 unter il^nen nod^ in Uebung fei/ iö, Qfol^n iJoj bel^au|)tete, bag er unb feine ®eplfen bie ©etoatt unb SSoümad^t bei^ a<)oftoIifci^en 5lmte« überlommen l^ät* ten; bod^ tooßte er bamit nid^t eine a|)oftoIifd^e Qfnf|)iration für 1) SBecf, (S^efd^td^tdbüd^er @. 39. 2) U6bo $^Ui^pd ergdl^rt: ,,^erd^tor (^ofmann) ^atte aud htm ®e« f&ngnig grfd^rifben, bag man mit ber S^aufe jtoei ^al^re foSte einhalten unb in ber stille off ein lehren unb öcrma^nen, nod^ bem gürbilbc be« Xem* ptt9 ^oxoi)aM9, (£frae unb $aggat, beffen SBau im 9[nfang gn}et ^fa^re burd^ bie geinbe ber^tnbert würbe. — iWtt berglcid^cn giguren unb ©ilbern ging man öicl um. 3c^ring-©ubben«, ®rünbl. ^tftoric u. f. ». 1720 @. 196. 3) öed, a. a. D. @. 39. 4) SDie „retfenbcn 53rüber" werben bei (grwäl^nung ber fjugwofd^ung wieber^ott genonnt (ögl. Körte Belydenisse des christl. Geloofs etc. 1698 Pars II, art. XII p. 73). Dffenbor fonb nad^ Slnfunft ber ©enbboten in einer @)emetnbe bad ^(benbma^I flatt unb nad^ altem ®ebraud^ ifatte ber ^^joflel bann bie $fltd^t, einer 9(nga^( ber anwefenben Tlännex bie güge p ne^en. ®ag ber !Ö3efe^( ber gugwafc^ung bon (E^rtfhiö nid^t an bie grauen, fonbern lebigüd^ an bie SWänner unb ©enbboten feiner Se^re ergangen \% ^aben wir oben bereite gefe^en. ftellcT, &taupi^. 22 838 ^ä) in "^n^pxnif nefftnen, fonbcrn Icbigltd^ ein bcfonbcrciS Slmt t?on !Diencrn ber ©cmcinbe babntd^ be jcid^nen. ^) (£jS toav iod) eine äberauiS folgenreid^e ^at^aüjt, ba^ in bemfetbcn ängenbtid, mo fii!^ in h)eiten Shrcifen bie Ueber* jeugnng feftfefete, baß ia& SBefen ber Äirc^e unb ia^ ©eelen* l^eil ber SWenfd^en an bie reine Seigre nnb an bie redete SSertoat* tnng ber ©acramente gebunben fei, eine Ocmeinfd^aft anftrat, toetd^e bie ©etoiffen nid^t an irgenb ein t)on SDienfd^en öerfaßteiS ®Ianbenöbefcnntnig binben tooütc, fonbern leierte nnb glaubte, bag bai^ Sennjeid^en ber redeten @emeinbe in ber S3eobad^tung ber a^joftolifd^en ©emeinbe^SSerfaffung, nid^t aber in ber Uebnng beftimmtcr Geremonien ju fud^en fei. „ @« finb bie Sitten (b. 1^. bie Geremonien), f agt ©end in ber ©d^rift Don ber toal^ren Siebe, nid^t bernta§en aufgerid^tct, baß SWiemanb feiig »erben möge, ber fie nid^t l^alte; aber too man fie l^alten mag, ba foü man e« mit red^tem @rnft t^un". 5ln anberer ©teöe fd^reibt er: „^n !J)em jeigen fid^ bie SKenfd^en am aüermeiften atÄ äWenfd^en, toenn fie fo arg um äugertid^er !Dinge ober (SIcmente toiflen janfen. Die fie ju üiel öerac^ten, bie* felben betrüben bie untoiffenben ÜÄenfd^en; bie, toeld^e fie ju l^od^ l^atten, Verringern bie @^re ®otte«. Zeremonien an fld^ felbft 1) Sarclat), The inner life of the Beligions Societiea etc. 1877 @. 176 fagt: Both the General Baptists and the Friends argued with the Seekers, that there was ,the presence of an apostolical power now a mong ns directing and anthorising men in the gathering of chnrches' etc. This throws considerable light on Fox' statement, that he and his helpers were in the spirit and power of the Apostles. We there- fore see , that this is not a claiming of Apostolic inspiration, bnt speaks of a vital distinction of chnrch officers. — The General Baptists and the Society of Friends maintained, that the necessitj for such officers had not ceased". 839 finb nid^t fünblid^^ aber toer meinte etioa» baburd^ }U er«» langen, e« fei burd^ SCaufen ober Srobbred^en, ber \)at einen äbergtaubcn. (Sin (Staubiger ift frei in äugerttd^en !Dingen, bod^ to7irb er fid^ nad^ feinem Vermögen befKeigigen, bag bie ^x^ ©otteö burd^ il^n nid^t t)erminbert unb bie Siebe be« SWäd^«^ ftcn nid^t freöenttid^ Dcrad^tet toerbe. SBer fld^ um bie ©ere* monien l^art bemül^et, ber gewinnt bod^ nid^t k7iet; benn menn man fd^on aUe (Zeremonien verlöre, fo l^ätte man ba))on bod^ feinen ©d^aben unb jtoar toäre e« beffer, fie ju entbel^ren al8 fie ju migbraud^en". (Sbenfo toie iDend badeten in biefer SBegiel^ung anbere an* gcf eigene SWänner ber Partei, j. S. ;3!o]^ann Sünberlin Don Sinj, loeld^er im Qal^r 1627 ju 3lugSburg bie ©|)ättanfe em* Jjfangen l^atte.^) (£§ ift merltoürbig, toie fel^r- bie äuffaffungen ber „gemei* ncn Xäufer'' mit ben Q=been ber fogenannten SBalbenfer and^ in biefem njid^tigen fünfte übereinftimmen. S33ie bie Seigre unb bie SebenSorbnung ber apoftotifd^en XSufer fid^ mit ben 5ln* fd^auungen unb ©etool^nl^eiten ber toanbernben ^rebiger be5 14. unb 15. Qal^rl^unbertS bedEt, fo bie Seigre ber gemeinen S^äufer mit ber ber getoBl^nlid^en SBaIbenfer«'S3rüber. S3Bir toiffen, baß bie Setter en jtoar grunbfä|tid^ an ber ©d^riftgemSgl^eit ber ^pattan^t feftgel^atten l^atten, aber unter bcm Drudt ber geit fid^ ebenfo toie ei^ einft bie filteften (Sf)tu ften gegenüber ben jübifd^en unb l^eibnifd^en Seremonien tl^aten, 1) @. über t^n bie totc^ttgen S^ad^rtc^ten bei $. C ^ur Sinbett, Sftelc^tor ^ofntantt. Set^^tg 1885 6. 16 ff. — ferner ben audfü^rlU^en Kuffat bon Dr. SIe|attber 92tcoIaboni, 9fo^. ^OünberUn bon Sin§ unb f. @tel« lung gn ben Siebert&nfem im 46. SBertd^t über bo8 Masenm Franzisco- Carol. Sin) 1888 @. 1—40. — (Sinjelne« bei S. 3. Seenber«, SReld^ior ^ofmann. ^aarlem 1883 @. 251 u. 281. 22* 340 in aüen bett !3)tngen, bie nid^t loiber tl^r ®etpiffen b^aren, um beö tJriebeni? toißen unterorbnetcn. ^) JJür bicfc älteftcn ffil^riften toorcn ebcnfo toxt für btc fog. SSalbenfer bie 93er]^eigungen unb bie ®ebote, meldte bie $errentPorte entl^ielten, befonberi^ ia^ ®cfcfe ©l^rifti, nämli^ ba« „fönigttd^e ©efefe" (Qac. 2, 8) — b. 1^. ia^ ©efe^ ber ßicbe - unb ba« ®efefc, toeld^cö in ber Serg^jrebigt entl^alten ift, nid^t aber Zeremonien ober bogmatifd^e (Definitionen, ha» SBefenttid^e ht» Sl^riftentl^umiS, unb t» ift toid^tig, ia% aud^ bei ben gemäßigten 5tänfern bie gleid^en (Srunbfä^e geübt toorben finb, ®&enfo toic bei IDend unb feinen 3^itö^«öff^Ji P^^^^^ P^ ^^ ^^^ ©d^riftcn ber 5taufgefinnten it» 17. Qfal^rl^unberti^, j. S. in bem Sc* fcnntnig bei? SRuurb ®crbcni8, bie Setonung it» //®efe^eg ®]^rifti^2) e« öcrftcl^t fid^ t?on felbft, bag l^ier El^riftuiS nid^t im ©tnti be« Sitten 5teftamcnt5 alö ©efe^geber bejeid^net toirb, fonbern in bem ®inn beö ;[^ocobuig (4, 12): @iner ift, ber ba ©efe^^» geber unb SRid^ter ift, ber ia fann fclig mad^en unb öerbammen, unb in bem ©inn bci^ ^anin» in bem crftcn SBrief an btc ßorintl^er (1. ®or. 9, 21), lüo er öon bem ©efe| Sl^rifti \pxiäit, unter toctd^em er ftcl^e, obnjol^t er nid^t unter bem ©cjcfe fid^ befinbc. 1) ^er @tanb^ttnft 9ünberUn9 unb ^endd becft ftd^ todlltg mit bem bc« Drtgene«. gür Ortgcnc« lagen bie rcligiöten Tlr)\ttx\in unb bie ge« fammte $erfon (Sl^rifti in bent OJebiet bed ®eifle«; be^l^atb ifl anäf feine Seigre Dom ^benbma^I fpiritualifüfc^. (Sffen unb 2^rinfen, überhaupt bad ID'^itntac^en einer fiugerlid^en $anb(ung, ift auf bem @tanb« punft bed Origened ettoad üöttig (S^lei^gültiged. %. ^atnad, bem id^ bied entnel^me (Se^rb. b. SDogmengefd^id^te I^ 361) fügt l^ingu: „^adf OtigeneS nfi^rt fiä) ber berfiänbige (Sl^rifl allein tjont 2eibe (S^rifli, b. 1^. bem Sorte ®otte9 unb feiert fo ein emigeö Sbeubma^I". S)od^ ^at Origened fid^ bem ,,®Iauben ber (Einfältigen", b. ^. ber oip^robirten Seigre Don ben ^framen« ten, t^atffi^tic^ accomobirt« 2) Buurd Gerbens, Eorte belijdenisse des christelijken geloofs. ISeenmarben 1698 unb Groningen 1717. 841 9Krgenbi8 flnben fid^ bie Sßerbnale ber gemäßigten ^Sufer ftarer guf ammengefaßt, atö bei f^rand, too er ergSl^U: „®tüä)t binben bajS ^tii an bie ©acramente, bie fie für fd^riftgemSg l^alten, bie 3(nberen tooUen bie £aufe nnb bie Seremo« nten itittotiUi rnl^en taffen, bii9 ®ott anbete nnb beffere Seiten giebt nnb ^trene Arbeiter in feine @rnte fd^idtt".*) — ,,SSon ei^riftn« i)Mt bie aReJ^rjal^I fel^r öiel; anf il^n l^offen fie, il^m fd^reiben fie ade ®nabe nnb Sriöfnng ju, bod^ t7er(angen fie, bag man nid^t bloß t7on ferne an il^n Si^avAt, fonbern il^n anjiel^e nnb in if)n g(anbe, n^ie fie fagen^^ iDHt biefer |>ingabe an Ql^riftni^ l^Sngt t» anf basS engfte gn* fammen, baß bie SSrüber ben l^eitigen ^üd^ern eine fel^r l^ol^e Slnto» ritSt jnerfannten. i^fnbeffen (Sßt fid^ beobad^ten, baß il^re 3(nfd^an« ung t7om Sanon nnb ber :3fnf))iration fid^ nid^t, n^ie bei Sntl^er unb 3^^119'^ ^" ^i^ ^rabition ber mittelalterlid^en ©d^olaftil antel^nte, fonbern baß fttr fie l^ier toie in anberen ^nnlten bie Ueberliefernng ber altd^riftlid^en nnb attet^angelifd^en ®emeinben maßgebenb blieb. SRnn »iffen toir ani8 ben ©d^rtften ber apo» ftoltfd^en 93äter, baß ti^ nnter ben Slteften (Sl^riften biiS tief in bai^ jti)eite jQfal^rl^nnbert l^inein neben ben ©d^riften ber ^ro^ \if)zttn feinen anberen Sanon gab atö bie ^errentoorte. 3fn äl^ntid^er SBeife flnben toir bei Dendt nnb ben 2:äu* fern (bod^ nid^t bei ben ffiiebertfinfern im engeren ©inn) eine entfd^iebene ©etonnng ber ^errentoorte nnb befonberiS it^ ®e* fefeei^ ©j^rifti im Unterfd^ieb öon bem ©efeß 2Wofe.*) SSom crften Slngenbtidt an l^aben fid^ bie S^finfer barüber beflagt, baß 1) (£d iflmerfmürbig, bag nad^ btefett Sorten gfrandd, bie um 1530 gefd^riebett ftnb, fd^on bamald bie seinoeiltge (Sinflellnng ber @^ättanfe Don einzelnen siiufem empfol^Ien warb. 2)a6 ä^eld^ior ^ofmann bie (i^infiellung \plittx toirflid^ ))erorbnete, ifl jia belannt. 2) Sfl&ffm^ barüber au9 2)endd ©d^riften bei StetUx, S)ie SBalbenfer 1886 @. 145 f. 842 bte 2ntf)txantx unb bie 3^i^Sli^^ ^^^^ ^^^ ^^^ ^^^^ ®cfc| unter ctnanbcr mifd^cn"^)/ unb burd^ aßc igal^rl^unbertc ift bie ablel^nenbe ©tedung gum SlUen S^eftament (mit SluSnal^me ber ^xop^tttn) eine« ber »efentlid^en SWerfmoIe aüer otteöan* getifd^en ®emetnben geblieben.*) S){ej;enige Sigentl^ümHd^feit ber fogenannten Siäufer, totläjt im 16. i^öl^^l^wnbert ben ®egnem am meiften auffiel/ »ar bie ;3bee be« inneren SBorte« ober ber inneren Offenbarung, n^eld^e fie t^ortrugen, unb bie bann in bem aui^bred^enben Sam|)fe il^nen immer unb immer tt)ieber t^orgetoorfen tDorben ift. @§ ift ganj rid^tig, baß ber ®Iaube an eine fortbauernbe Df* fenbarung ®otU» in ber SBelt foti^ol^I bie fog. SDalbenfer toie bie Släufer erfäüt l^at, aber ei3 ift fatfd^, toenn man be* ffanpttt, baß aüe Släufer biefen ®ebanlen im ©inne einer il^nen öertiel^enen $ro|)]^eten'®abe ober einer 3fi^f))iration toerpanbeti l^ätten. ©d^on ber fogenannte ®ottej8freunb an^ bem Dbertanbe (1375) tabett bieienigen, »etd^e mit ,,intoenbigen unb auötoen- bigen Offenbarungen" umgel^en, unb fagt, baß, obgleich ®ott feinen fjreunben bij^meiten in biefer SBeife tttoa^ ffial^rl^eit julommen taffe, il^nen bod^ nid^t teid^t gu glauben fei.') Die ;JJbee ber inneren Offenbarung berul^t auf bem |)errcn* toort bei 2Wattl^. 10, 19 f.: „aSSenn fie eud^ nun überantworten 1) Sergl. i^uinnger a. a. O. fol. 18. ferner ©d^Iüffelburg, Catal. haeretic. p. 28. 2) «gl. über bie|e grage ba« i^efenntnig bed ^and be füi^ in flrt. 29 bei ®d^\)n, Historia Christi anornm , qni in Belgio Foederato Menn. ap- pellantnr. Amst. 1728 @. 205. — gcrncr @. 2(. üan ©oorcgeeji, Brief an den Heer Frid. Spanhemius etc. Amst. 1693 unb anbere ©d^rtf* tcn. — @r|l im 18. ^al^rl^. fallen ciniielne JCaufgeftnnte in bie[cn »ie in anberen $nn(ten ))on ben Seigren il^rer «fiter p ben übrigen ^roteftonten ab. 3)te 9(nninianer fiel^en l(^terin auf t&uferifd^er @eite. 3) «gl. Heller, 2)ie Sleformation u. f. to. 1885 @. 313. 843 toerben, fo forget nid^t, toie unb toa» iffx reben foQt; betm t» fod eud^ gu ber @tunbe gegeben tDerben, toit unb toai9 il^r reben fotft. Denn il^r feib e« ntd^t, bie ba reben, fonbern eureiS SSoter« @eift ift ei8, ber burd^ eud^ rebet". |)ter ift tlax unb unjtoeibeutig bie 93erl^eigung au)Sgef|}ro(i^en/ bag beiS ä^aterd ®eift burd^ Sl^rtfti jünger in getoiffen ^&U Ich reben toirb. aber toem ift benn biefe bebingte SSerl^ei^ung gegeben? ®ie ift nid^t an aOe Wfxifttn, fonbern nur an bie< ienigen Serfünber t7on Sl^rifti Seigre gerid^tet, toeld^e fic^ ber a))oftotifd^en 9iege( (tote fie ftd^ int gel^nten Sa^itel it» ^atüf&n» flnbet) unterioerfen, ober ntit anberen SBorten ben®ottei3freun» ben. 3^^^^ f)aim alle gemäßigten Käufer anerfannt, bag biefe innere Offenbarung nid^t in beut @inn einer ;Snf)}iration ju t^er« ftel^en ift, toeld^e beut 3)tenfd^engeifte neue SSSal^rl^eiten ntittJ^eiU, fonbern bag t§ [xäf tebigßd^ unt eine erteud^tenbe ä^ittoirtung @ottt» l^anbelt, bie er ben toafjx^a^t guten IDtenfd^en ju ^tH koerben lägt unb bie bai^ innere geiftige 9uge bei ber (Srfaffung ber anbern)eit geoffenbarten äßal^rl^eit fd^arft. ^n biefent ©inn finbe id^ namentlich bei S)endt bie :^bee bei^ inneren SiorteiS gefaßt. Unter ben äJortoürfen, toeld^e t^on rSmifd^^fatl^ottfd^er toie t)on lutl^erifd^er @eite gerabe ben gemäßigten 2:£ufern gemad^t toorben finb, tritt befonberi? bie aufläge in ben SSorbergrunb, baß fte in ^ejug auf ia» a)7oftoIifd^e @IaubeniSbefenntniß unb namentlid^ in Setreff ber Dreieinigleit nid^t mit ber Seigre ber Sird^e äbereinftimmen. && ift toaf)x, baß bie eigentlichen SBiebert&ufer, b. 1^. bie IDtSnner, toeld^e bie @|}Sttaufe aU unerlSßtid^e SSorbebingung beiS $eitö unb bie Sinbertaufe ate ©ünbe l^infteüten, in ©ad^en ber Dogmatil ben l^errfd^enben aürd^en loeit naiver ftanben, atö bie „gemeinen STäuf er". SSSäl^* 344 renb )ene auf bte 9led^tg(Subtg!eit in ben angebeuteten f^ragen QXO^t§ ®ttox6)t (egten, jia fogar bteienigen, tpeld^e barüber an^ beriS aU bie l^errfd^enben Sttrd^en badeten ^ nid^t atö ä3ruber am erfannten, tPoQten bte Se^teren bte ©etptffen an feine tird^Ud^e ^Definition/ tpeld^e anbete SBorte gebraud^te^ atö fte in ben l^ei« tigen ©d^riften felbft gebrandet finb, binben. 3)a fie t?on bem apoftolifd^en ^laubeniSbefenntnig nid^tiS in ber ä3ibet fanben, fo erflärten fie, and^ in biefer 9lid^tung ^reil^eit beiS ®Iaubeni$ ben SJrübern getoäl^ren ju tootten — ein ®afe, ber jtoar ber lird^* lid^en Dogmatif burd^auiJ toiberf|)rad^, für »eld^en aber an& ber Ueberlteferung ber altd^rifttid^en Qeitm fid^ öiele ©rünbe bei=^ bringen liegen. 3fn ben älteften Qtiitn nänittd^ l^aben bie Sil^atfad^en ber ®efd^id^te Si^rifti/ fo grog il^re 93ebeutung and^ burd^ ben engen 3nfanimenl^ang, in bem fie mit ber Seigre ©l^rifti ftanben, tvax, ben Söertl^ t?on 3)ogmen noc^ nic^t befeffen, b. 1^. fie toaren mit ben SSorfteßungen öom ©eelenl^eil nod^ nid^t berart in einen unanflöi^Iid^en ^itfammenl^ang gebrad^t, baß ber ® taube an biefe ober tene S^l^atfad^e als 33orbebingung für bie @r(angung beS ^tiH unb ber SKitgliebfd^aft ber ©emeinbe angefeljien »orben toäre-O ©otool^t für bie attd^riftlid^en njie für bie atteüangelifd^en ©emeinben ber \p'dtevm Qfal^rl^unberte lag in bem ©tauben unb in ber @nabe ber alleinige S33eg jum 8eben. 9lber ben Söegriff bei^ ©taubem^ faßten fie bod^ in anberem ©inn at« bie ^errfd^enben Sird^en. „©tauben, fagt ÜDendt, l^eißt bem SBorte ©otte« gel^ord^en, t& fei jum geben ober jum 2^obe." ©etoiß »aren bie SBrüber alte t?on ber fttl^nenben Äraft bei8 Sei* beui^ Sl^rifti tief burd^brungcn, ja fie l^aben eö ftetö taut gefagt unb getel^rt, baß baö Sreug S^rifti ber redete Söeg fei jum |)eil 1) 9lä]^ere9 barüber bei ^. ^arnad, 2)o9metigefd^id^te I, 144 f. 345 unb jum Scbcn, unb ntrgcnbi? tritt bic Ucbcrgcugung bcutttd^cr in ben SSorbergrunb aliS bei il^nen, bag ia^ einzige unb tpol^re ®nabcnniittcl eben in bem Seiben ©l^rifti ju fud^enift. Slbcr gleid^jeitig tDirb nirgenbiS beutßc^er geleiert atö ^ier, ba^ ia& leiben^tDiQige ©terben (SJfxx^ü 92iemanbem nä^en mirb, ber nid^t burd§ bie gleid^e Seibenötoilligfeit unb ©rgebung — ober, »ic fic jagten, burd^ bie ©elaffenl^eit — jur fRebe gctoorben ift an bem SBeinftod, toeld^er ^t\n§ ©l^riftu^ felbft ift. * 3fn ben äeußerungen ber S^äufer finbet fid^, toie ®eb. iJrandE bejcugt, oft bie SBemerfung, bie redeten ©l^riften feien ^iU tcr, bie burd§ baß Sreug ba^ §immetreid§ crfed^ten. 3)ie änf^}ielung auf ia^ jtoeite Sa|)itel beö 2. SBriefei? an 2:imo* tl^euiS, bie l^ierin liegt, ift für il^re gefammte Stuf f äff ung bei8 ^eifötoeg^ d^arafteriftifd^. Sin biefer ©tette, too Sßanln^ ben loefentlid^en Qfnl^alt beffen, toa^ er geleiert l^atte, nod^ einmal für S:imot]^eui8 jufammenfagt, l^eigt ei^ im ©ingang: „Seibe^) toie ein guter Siitter Qfefu ©l^rifti. 2) Sßiemanb toirb gefrönt, er Iäm|)fe benn. ^alte im ©ebäd^tnig S^fi^«^ Sl^riftum. @ig ift getoipid^ toal^r: ©tcrben »ir, fo toerben toir mit leben; bul* ben toir, fo »erben loir mit l^errfd^en. — 35aran fottft bu fie erinnern unb fie befc^toören t?or bem §errn, baß fie nic^t um SBorte janfen, toa^ nid^t« nüfte ift." 3)ie ©cgner l^aben ben 5täufern, unb gtoar felbft ben ge* mäßigten ober gemeinen 2^äufern, oft ben SSortourf gemad^t, baß pe bag 5DuIben unb bie leibenötoißige ©rgebung ju il^rem „Slbgott" machten, bajS l^eißt, baß fie barin einen Sern^junlt be§ ©l^riftentl^umi^ unb bie ©rfüttung bei^ ®efe^e§ ©l^rifti erfann* 1) 2)er 3(u8bru(f bcö Urtejrteö: auvxaxouot^TQaov ^cißt eigcntlid^ tnc^^r »ie „leibe". (S. SBeigfädcr, S)a« 5Rcuc Sefl. fjrbrg. 1882 übcrfe^t ballet rid^ttg: ,,®ieb bid^ pr Seiben^genoffenfd^aft l^er''. 2) @o na4 ber üorlutl^erifd^en (tDalbenftfd^en) I6ibelüberfe^ung, bie ja, »ie xä) an anbetet ©teile nad^gemiefen l^abe (^eSet, S)ie Salbenfet 1886 @. 140 ff.)r öon ben fog. 2:äufctn üielfad^ benu^t »otbcn iji. 346 tcn. Slbcr bicfriben Autoren begcugen, bag bic große SKel^rl^ett ber 2:äufer ben SBcfel^I (El^rifti: „SDu fottft nid^t toiberftreben bem Uebet", nid^t in bem ©inn ouiSlegtcn/ afö ob ben Sl^riftcn jegtic^e äbtoel^r unb felbft bte SWotl^toel^r fd^Ied^tl^tn Verboten fei. DaiJ abfotutc SSerbot ber ©egentoel^r gttt, toenn t^ gilt, natürlid^ fotool^I für ben ©injetnen toie für bie . ©efammtl^eit, unb t» fftbt in feinen ©onfequeujen jebe ©trafgctoolt unb jebe SanbejSbertl^eibtgung auf, ei3 verneint atfo im ®mnbe einen Sl^eil ber bürgerlichen 8led^ti3orbnung, loie fte feit ;$Ja]^rtaufenben bie 9S9(fer 2ufamntenge]^a(ten fjat (S^ fielet in ber ^at feft, ba^ aWand^e unter ben eigentlid^en „SBiebertäufern", bereu S33ort* fül^rer in biefer toie in anberen iJragen ber |)erfönlid^ l^öd^ft ad^tung«tt?ert]^e SKid^ael ©attler (ber m^. 1627 ju Slotl^en* bürg am Sledar ben ©c^eiterl^aufen befteigen mußte) toar, biefe aiuffaffung in il^rer öoQen Strenge Vertreten l^aben. Die S5rü» ber in Wd^vm verboten nid^t nur jeglid^e aWittoirlung bei bür* gerlid^en 5lemtern, fonbern fie fd^Ioffen aui8 il^rer ®emeinfci^aft jeben au«, toeld^er burd^ S^^^^Jig t?on „JBIutgetb" (ffirieg^* fteuern), burd^ arbeiten an JBefeftigungiStoerlen, burd^ ©teßung öon gul^rioerl ober auf irgenb eine anbere SBeife unmittel* bar ober mittelbar an ber SanbeiSüertl^eibigung mittoirfte, unb aWid^ael ©attler fagte öffentlid^ t?or ben Siid^tern au^, ba^ er feinem SSatertanbe unb feinen SDiitd^riften felbft bann jebe §Ufe öertoeigere, toenn bie 2:ürlen in ia^ ßanb lämen. ^) äfö im ^affx 1692 bie ©d^toeij in l^öd^fter Sanbeggefal^r aüt il^re Sürger jur SWotl^toel^r aufbot, öertoeigerten bie „©d^toeijer SBrüber" iegtid^e SKittoirfung unb überließen t^ il^ren HÄitbür* gern, mit il^rem ®ut unb geben fid^ felbft, aber bod^ aud^ ju* gleid^ aUe anberen £anbiSleute, t^or ben g^einben 3U fd^ü^en.^) 1) mfine9 M^.Wlannfiaxhtf 2)ie Sel^rfrei^ett ber Sdtpreugtfd^en iD^emiomten. av^arienburg 1863 @. 14. 2) SDtann^arbt a, a. O. e« 41. 347 !J)tc grogc HÄel^rjal^I bcr 5täufer toax inbcffcn, tote gcfagt, naäf iJrand« au^brfidlid^cm 3^"9"iß "^ ^^^ 3^^^ 1^30 an« bcrcr Slnfid^t aW SWid^ael ©attler. @tc toarcn mit entfernt, ia^ Siedet ber ©egentpel^r Obtxffaupt unb bamit ani) bie afted^t«* mäßigleit ber ©trafgetoalt unb ber ©elbftöertl^eibtgung ju teug* nen. ^otte nid^t Sl^rtftu« felbft etnft ©eißeln an» ©triefen ge* ma6)t unb bie $änb(er unb SBed^iSler mit @(eigeI{d^(Sgen auiS bem Ztxtoptl getrieben (Qfol^. 2, 15)? unb l^atte er bamit nid^t eine ber fd^toerften ©trafen, bie fein SSoII lannte, gegen bie Uebel* tl^äter jur tl^atfSd^Iid^en Slntpenbung gebrad^t? SQBar t» erlaubt, bie 3ied^t«orbnung be« ©taatei8 burd^ fold^e ©runbfä^e ju erfd^üttern, »äl^renb Sßanin» biefelbe an mel^r atö einer ©teüe anerfannt unb fogar gefagt l^atte, ba^ bie Dbrigleit bered^tigt unb t}er|)flid^tet fei, ha» ©d^toert ju fül^ren? S33enn man bie ©teüe ber a5erg))rebigt (ßlatü). 5, 38), auf toeld^e fid^ ba» SSerbot ber SWotl^toel^r ftü|t, mit ber 5lu^* legung t^ergteid^t, n^eld^e $aulu^ an ben ©teQen, too er t^on ber ©iebertjergeltung f^jrid^t (3flöm. 12, 17 ff., 1. Kor. 6, 7 unb 1. J^eff. 5, 15), unb ?ßetru^ (1. ^etr. 3, 9) bem bejügüc^en SBe* feilte Kl^rifti gegeben l^aben, fo überjeugt man fid^, baß beibe 2l^?ofteI barin ba» SSerbot ber :(}erfönlid§en üiad^e, aber nid^t ia» ber ^otf)tDtf)x gefud^t unb gefunbcn l^aben; fie fallen barin lebig* lid^ bie Slufl^ebung ber Seigre bc^ 5llten SJunbeiS: 5luge um äuge, Qaffn um ^al^n. ÜDabei üerftel^t e» fid§ t?on felbft, baß bie ©eftattung bcr ^oß)tDtf)x baö SBerbot berienigen 2Wenfd^cntBb* tung, tocld^e ate fold^e ©elbftjtoedE ift, burd^au^ unberül^rt läßt. ®er Umftanb, baß bei SluiSübung berjenigen S^otl^toel^r, bereu QtDtd nid^t bie Siobtung, fonbern bie SJertl^eibigung unb in fel^r bieten ^Jäden bie SSerl^inberung t?on SÄorb unb Slobtfd^Iag ift, unter Umftänben aud^ S5Iut üergoffcn toerben mn^, ift na* türlid^ ein fd^toerei? Unglüd, aber bod^ nur eine gotge ber 348 ©d^ulb, btc Der Slngrcifcr auf fid^ täb unb Icinc ©ünbc für bcn, ber jur SBe^r greift, um ba^ SBIutbcrgtcßcu ju öerl^inbern. ^an toeiß, bag btc ^ieen SKic^act ©attterS unb bcr mäl^* rifd^eu Srübcr im 17. uub 18. i^al^rl^. üiclfad^ toicbcr aufgc* lebt finb; aber aud^ bie Ueberjeugungeu ICencf^ uub ^ubmeteri^ uub ber „gemeiueu Käufer" fiub unter bcu f^jätereu 2:aufgejtnn* ttn niematg verloren gegaugeu. Die Parteien ber fogcuauuteu SBaterläuber, fotoie ber beretuigten SBaterläuber unb gfaminger unb ber ^riefen l^aben bie SWotl^toel^r für erlaubt erflärt; fte tooüten fid^ bal^er nid^t tpel^rtofc, fonbern rad^elofe (wrak- lose) ©l^riften nennen. 5lud^ fte erflärten bie |)erf8ntid^c Stacke unb ieben getoalttl^atigen Singriff für burc^au^ unerlaubt, aber bie 5lbtt?e]^r unred^tmägiger Stl^ätlid^feiten, fetbft mit ben SBaffen, toollten fie ben ©l^riften nid^t unter allen Umftänben t)erbieten. *) S)ag fie bie freitoittige äuffud^ung be^ SBaffenbienfte^ gleid^tool^l nid^t billigten, ift in jener 3^it nid^t ju bertounbern; eine alU gemeine gefefetid^e ^flid^t jur Sanbei^üert^eibigung launte ja ba^ 17. unb 18. :$Ja]^r]^unbert nid^t. @^ tt?ar ben aKännern, toeld^e um baö ^. 1526 bie ©lau* ben^lel^re ber altebangelifd^en ©emeinben jufammenfagtcn, tvöfjl belannt, bag bie ©d^riftgelel^rten ber frül^eren Qfal^rl^unberte txoi^ ber SBarnungen beiS ^aulu^ um bieler unnü^er SBorte unb S3e^ griffe ^Iben ein grogeiS ©ejänf in ber Sl^riftenl^eit l^erborgeru* fen ]§atten. "Dal^er l^aben bie 5täufer ben ©runbfa^ uid^t nur tl^eoretifd^ aufgeftellt, fonbern aud^ |)raltifd^ burd^gefü^rt, bag fie in il^ren Slu^fagen über bie 3Kijfterien be^ ©laubeniS fid§ leiner t)on ben f))äteren 2^]§eologen aufgebrad^ten Sunftujörter, fon* 1) g'läl^cre« bei SÄannl^arbt a. a. O. @. 34. 349 bcrn Icbtgttd^ ber in bcr l^cifigcn ©d^rift gcbraud^tcn unb bc* geugten Slui^brüde bebienen tPoQten. SlQcrbmg« Iä§t fid^ nid^t bcftrcttcn, ba§ bon bcr 3^^* ^W/ too bic SCaufgcfinntcn fid^ bcn l^crrfd^cnbcn Sird^cn hjtebcr ju näl^crn begannen, aud^ l^ierin !£rübungen eintraten; aber gerabe bte gemäpgten !£änfer bejg 16. :J^al^rl^nnberti8 l^aben ben ®runb* fa^, njonad^ bieienigcn Zf^tiU ber ©lauben^tel^re, toefd^e ben ©l^aralter bei^ Dogntaig befi^en, b. 1^. bte mit ber :J^bee beiS ©eelenl^eitö nnlB)5lid^ öerfnü^jft finb, lebiglid^ mit bcn SBorten ber l^ettigen ©d^riftcn jnm 5lniSbrudE gebrad^t toerben fotten, ftrcng nnb fotgerid^tig burd^gefül^rt. @§ liegen fid^ bafür mand^e SBeif|)ieIe beibringen — id^ erinnere an bie Siblel^nnng be§ SBor* tt§ ©rbfünbe — , l^ier aber toiß id§ nur ein bcfonber^ toid^* tigeiS S5eif))iel anfül^ren. 3Äan toeiß, ha^ ber ©egriff ber 2:rinität in ber römi* fd^en nnb lutl^erifd^en Sürd^e burd^ bie 5luigfagen be§ 9lt^na* fianifd^en ©laubeniSbefenntniffe^ feftgeftettt ift, unb ia^ biefei^ SBefenntniß eine ©nbftanj nnb brei ^erfonen unterfd^ei* bet.^) Die gried^ifd^e Sird^e, toeld^e anfangiS babei blieb, bie ^erfon be^ SSateri^ mit bem etoigcn ®ott ibentifd^ jU fe^en, l^at feit atten QtxUn jene Definition nid^t anerfannt, fonbern fie atö unbiblifd^ gnrüdtgetoiefen. Slnd^ Sntl^er l^atte anfänglid^ baranf l^ingetoiefen, bag fid^ ia& SBort Dreieinigfeit in ber 1^. ©d^rift nirgenbö finbe unb gefagt, er l^öre e^ nid^t gern toeber in lateinifd^er nod^ in beut* fd^er (Bpxaäje.^ SKeland^tl^on l^at in feinem frül^eften @ntn?urf ber Loci communes bie 3Borte Deus-Unus-Trinus in bie Steil^e ber Tfjemata gefegt, bie er bel^anbeln h)iß, l^at fie bann aber 1) üna snbstantia unb tres coaeternae et coaeqnales Personae, b, 1^. brci felbflänbig jubftjiirenbc ^erfoncn, bte hoä) nur eine ^etjon bübcn, 2) SBald^, gütiger« Serie XI, 1549 unb XII, 830. 350 ol^nc SluiSful^rung gctaffcn. ^) 35ag btc§ toon il^m mit tJoDer ab* fid^ttid^Icit gcfd^cl^cn ift, erließt au^ bcr crftcn Sluggabc^), too er gur aicd^tfcrtigung fctncS SScrl^altcnig auf bajg S5cif))ict bcg $au* luig unb btc üblen SBirfungcn ber „tl^örtd^ten S)t§^}Utationen ber ©d^otaftilcr" öertoetft.') (Senau cbenfo lüie ^elanä)Ü)on im 3f. 1522 tjerfäl^rt 3)end fünf Qfal^re f^jäter, b. 1^. ju einer ^eit, too gütiger unb STOetand^tl^on fid^ bereitiS lieber tjon ber SBal^r* l^eit bei8 Sltl^anaftanifd^en S3efcnntniffea^ innertrinitarifd^e SSerl^ältniB ganj unberül^rt (ägt. DendE l^at fid^ l^ierin genau an bie 1^. ©d^rift gel^atten; benn too finbet fid^ in il^r eine (Erörterung über bie 35reil^eit unb ©inl^eit ©otteö, tt?eld^e nn§ änffd^Iuß über btefe« 2Wi?fteriuni gäbe? 1) Corpus Reformatonim XXI, 11. 2) Corp. Ref. XXI, 85. 3) SWcIand^tl^on fagt: Proinde, non est, cur multum operae pona- mu8 in locis illis supremis: de Deo, de Unitate Dei, de Trinitate Dei, de mysterio Creatiouis, de modo Incarnationis. Quaeso te, quid adse- cuti sunt jam tot saeculis scholastici Theologistae , cum in bis locis versarentur? — Paulus, in epistola, quam Romanis dicavit, cum doctri- nae christianae Compendium scriberet, num de mysteriis Trinitatis, de modo incarnationis et de Creatione activa et passiva 'philosophabatur? Corp. Ref. XXI p. 83. 4) 3)a6 ®cn(f l^tcrin lebigUd^ bcn Ueberlieferutigcn bcr fog. SÖalbcnfer folgt, ijl gtDciferioö. »crgL btc «ßrotofoHe bei ®. (£• grtc« in bcr Dejlr. ©icrtcljal^rsjd^rift tc. 1872 @. 252, »orau« crl^cttt, bag bie 3nquifitoreii an bie i^cfhettung bcs SCtl^anaftannm^ burd^ bie ,,te^r'' glaubten* 351 5H5cnn man tjon bcm ntocS)nUn 5C6fd^Ttttt bcr Orbnung ®oU k^ abpelzt, flnbct man bei Dcnd leine ©rörternng unferer JJrage. Sol^( aber \)at fid^ Subioig $S^er, h^enn toir bem 3^^d^i^ ^xanä& ©tauben fd^enfcn bürfen, l^ierüber ani3gef|)n)d^en. ®a* mä) erllärte bicfer gerabeju, bag er in ben l^eiligen SBüd^crn eine Unterfd^eibung toon brei ^ er fönen nid^t flnbe, unb baß aud^ ba^ SBort SOSefeniSgleid^l^eit barin nid^t üorfomme.^) ^n ©ad^en ber brei ^erfonen l^aben bie S^änfer be§ 16. unb 17. ;JJa]^r]^unbertred^enbe SSerorbnungen; ber Äaifer felbft erließ für feine Grblanbe am 24. ^Jebruar unb 1. ä|)ril 1528, am 5. gebruar 1529, am 2. SWärj, 30. 3fuU unb 2. Sluguft 1630, am 6. gebruar, 15. aWärj unb 15. SRai 1532 aiegierungamanbate t?on ftet« toad^fenber Strenge, auf bie Äöpfe ber SBrüber würben greife gefegt, Jebe SBel^erbergung ober @|)eifung berfetben mit ©träfe bcbrol^t, bie SSerl^afteten tourben öerbrannt ober ertränit, il^re ^abt eingebogen, il^re Sßol^nungen bem Srbboben gleid^ gemad^t; bewaffnete ^enleri^fned^te burd^jogen ia^ Sanb unb öoßftredtten ol^ne gerid^ttid^eiS Srienntniß bie ^inrid^tungen an aßen Siäufern, bie il^nen in bie ^änbe fielen. 5Der SReid^^tag^abfd^ieb t)on ©^jeier t?om 23. ^xxi 1529 erl^ob unter Suftimmung alter ©täube bie SBeftimmung jum 9leid^iS«@efe^, baß 9lße, Welche bie ©)}Sttaufe em))fangen l^atten, 1) StetUx, ^te SHef otmftttott it. bie fitteten Stefotttt^atteieti. $pa- 1^^^ e. 443 ff. 23* // 356 bom natürlid^cn Scbcn jumS^obe mit fjcucr, ©d^tocrt ober bergleid^en nad^ @e(egenl^ett ber ^erfonen ol^ne borl^ergel^enbe ber geiftlid^enSRid^teri^^nquifition gerid^^ ttt ober gcbrad^t »erben follen". üWit biefem Sefd^tuß, bem, mit 'Hn&naffme be^ Sanbgrafen ^l^ili^)) bon $)effen unb ber @tabt Strasburg, lein einziger JReid^öfürft ben ©el^orf am ber* Weigerte, brad^cn bon 9?euem fd^toere ©d^idfale über bie alten ®emeinben l^erein. Die Dnrd^fül^rnng bejfelben, bie toirflid^ in ben meiften Sänbern mit fd^toerem (Srnft in bie ^anb geuom^ men tourbe, berioanbelte ia^ bon magbod gefinnten äßännern feit 1526 mül^fam gezimmerte $)anö ber erneuerten ®emein* fd^aft ba(b in einen toüften S^rümmerl^aufen. Qfnncrl^alb weniger ^af)xt beftiegen fämmtlid^e geipige ^ü^* rer ben ©d^eiterl^aufen ober erlagen ben änftrengungen. ^m 9?obember 1527 ftarb 35endf tixptxliäj gebrod^en in S5afel, im 35ecember beffetben Of^^^^^ ^^^ ^^^^ §"* ^^ ®efängni^ gu SlugjBburg um unb »arb bann »ie ein SSerbred^er unter bem ®algen cingefd^arrt, im üWai 1528 »arb ^an& Sangenmantel ju SBeigenl^orn ent]^au^)tet, il^ncn folgten in ben S^ob Saltl^afar ^ubmeier, |)an« ©d^taffer, Seonl^arb ©d^iemer, Subttjig ^%r — furg um ia^ ^a\)x 1530 l^atte man bie 3»änner, toeld^e im äuguft 1527 ju Slugi^burg getagt l^atten, faft Slffe bom geben gum S^obe gebrad^t, unb fül^rerlo« fteucrte ha& ©d^iff ^^^ ©emeinfd^aft in ber aufgeregten 3^it ^te^wi ungetoiffen ©d^idfal entgegen. Sei ber ©rörterung gefd^id^tlid^er (gnttoidttungen gitt t^ überall ate ©runbfafe, bag man biefelben in SSerbinbung mit il^ren ®egenfäfeen betrad^ten mug. Qfubem man ik^ bei ber ®efd^id^te ber altebangelifd^en ©emeinben meift nid^t getl^an, fon^ bern fie bon il^rer Umgebung toögetöft l^at, ift ia^ aSerftSnbniß für biefelbe erfd^ttjert, ja gum Z^tii unmiJglid^ gemad^t »orben. (£rft toenn man pc l^ineinftettt in bie St&mp\t, ixt toüäft fie bep 357 toidtit »orben finb, f&Qt ein 8tc^t auf bie m&tf)\el, totidft bie ©cfd^id^tc btefcr gartet in mcrtoürbigcr SBcifc t?erbunlefa. SBai8 man über bie ©efd^td^te beiS fogenannten ^naiapti^^ mn& in ben (onblSufigen SS&äjzxn finbet^ befd^ränlt fid^ auf bie @d^i(berung iener ©d^tpärmer unb f^anatiler, bie ben 9famen ber Partei gefd^änbet l^aben. Slber bie 2:i^atfad^e, bag bie büftere ^{anrnte biefeiS SanatiiSmu^S erft an bent ^euer ber ©d^eiter«» l^aufen entjünbet tDorben ift, p^tQt man feiten ober nie betont 3U finben. Unb bod^ ift ed üöQig jtpeifeHoiS, bag äßänner toie SO'^etd^ior ^ofmann^ ^fol^ann SO'^atti^^i^ unb i^ol^ann üon Serben erft burd^ unb mit ben SJerfoIgungen, meldte auiSbrad^en, möglid^ geworben finb. @d ift inbeffen an biefer ©teile nid^t meine Slbfid^t, bie Snttoiddung ber ^^fanatifd^en unb entl^uftaftifd^en SBiebertäufer'', Wie fie feit 1630 auflamen, 3U fd^ilbern^); fie l^aben in bem @nbe, toeld^ei^ fie in äßünfter fanben, gebäht für il^re ©d^ulb, unb man foQte nad^ bem fd^toeren ®erid^t/ totltSjz^ über fie er* gangen ift, biQiger SBeife leinen @tein mel^r auf fie Werfen. Dbtool^I bie fogenannten änaba^Jtiften in SWünfter in ber entfd^eibenben (Spod)t mit ben gemäßigten 2iäufern außer ber ©^jättaufe faft nid^tjS ©emeinf amei^ mel^r befeffen l^aben, fo toar bie ©roberung ber ©tabt burd^ bie 8ieid^igtru^)|)en im ^df)X 1635 bod^ jugleid^ eine furd^tbare 9tieberlage ber gaujen ©emeinfd^aft^ unb z§ ftanb üon ba ab feft, baß bie 2:äufer für bie näd^ftfol* genbe Qtit in feinem 2anbe @uro^)aj8 bie öffentlid^e Uebung il^rer ©ottei^bienfte unb il^rer ©alramente toürben erreid&cn lönnen. 1) Ueber meine Suffaffung ber (Sreigmffe in Tlün^tx f. bie 9leforma' tion 1885 e. 450 f[. 368 Damit toarcn bie SBrüber gcjtoungcn, eine l^cimlid^e ®tmt\n^ fd^aft ju »erben unb man toeig, baß fie bieiS in einjctncn fifinbern Of^l^rl^unberte fang im t?offften unb eigentlid^ften @inn geipefen unb geblieben finb. (Sß toaxen feineötoegö bloß bie @in^ jelnl^eiten mand^cr ©faubcn^Iel^ren unb bie formen il^rer SSer* faffung unb il^re^ EuItujS, bie bie SBrüber t?or bem äuge ber äußenftel^enben verbergen mußten, fonbern, bo fie jugfeid^ eine verbotene ©emeinfd^aft »aren, fo burfte 9?iemanb bie 9?omen ber SSrüber, SWiemanb bie ^wf^mmenlünfte unb bie ®ottej5bienftc erfal^ren, ia, fie mußten nid^t nur ben übrigen Äird^en ©teuern gal^ten fonbern fie toaren in mand^en Säubern aud^ gegtoungcn, fid^ äußerlid^ (utJ^erifd^, calüinifd^ ober latl^oHfd^ gu l^alten unb aui^jugeben. @d^on bamatö gab tß nidft n)enige S3rüber, n)eld^e bie &t^ fal^ren erlannten, bie mit biefer 3ö?angiglage für baö ©emeinbc* leben unb bie Sntioidflung ber d^riftlid^en 3fbeen öerbunben toaren. Darauf berul^t bie S^l^atfad^e, baß toir \tit bem ^aS)x 1530 üon fortioäl^renben SluStritten el^emaliger 2iaufgefinnten l^ören, unb baß »tele SWänner fid^ ber reformirten Äird^e anfd^loffen, um nid^t jur l^eimltd^en Umgel^ung ber @efe^e ober jur 2:Sufd^ung Slnberer gegttjungen ju fein. Dbtool^l man ben 2Biber»illen gegen l^eimlid^e ®emein^ ben öerftel^en lann, fo läßt fid^ bod^ nid^t beftreiten, baß bie Silbung unb 5ort|)flanjung einer feftgefd^loffenen ®emein^ fd^aft um ia^ ^df)v 1626 für bie SBrüber eine SWotl^toenbig* !eit geioorben toar. SWur toenn bie altd^riftlid^en unb alteüangc* Itfd^en ©ebanlen, bie mit ber gorberung ber @:pättaufe auf ba^ engfte öerlnü|)ft »aren, in feftgefd^loffenen ®emeinben tobeiSmutl^ige Slnl^änger unb SSertreter fanben, fonnte tl^re JJort* bauer ate gefid^ert gelten. Unter bem 5lnfturm ber alten unb ber neuen Gegner loären biefe ;$5been üielleid^t bem Untergang getoeil^t getoefen, »enn fid^ nid^t SWänner gefunben ^tten, toeld^c 359 für flc ju UUxi unb gu ftcrbcn cntfd^toffcn toaxtn, unb tro^ attcr SScrirrungcn, totidjt eintraten, l^aben bit Srüber mit einem D^jf ermutig, ber nur in ben attci^riftttcl^en Reiten übertroffen toorben ift, ia& SSermSd^tni^ ber SSäter naci^ beftcm SBiffen öer* tl^cibigt unb auf bie SWad^toelt überliefert. Unb »ar benn nid^t bie TlbQÜäfUit üorl^anben, bag bie ©emeinbeU/ fobalb fie nur einmal aufreci^t ftanben, in beffercn QdUn toieber an bie Oef* fentlid^Ieit treten unb üor atter SBelt Don il^rem ©tauben S^W m^ ablegen lonnten? 3fn ber Zffat toai benn aud^ um ia^ ^af)X 1525 bei totu tem bie fSJltf)ViQi)i ber 3»änner, toeld^e bie ©^jfittaufe für fd^rift* gemäg l^ielten, barüber einig, bag ia» brüberlid^e @(emetnbe« (eben, totlä)e& für il^re Sluffaffung ben @d^toer:punIt htß (S:S)xu ftentl^umiS bilbete, nur in einer feften Sugeren ®emeinfd^aft fort^ ge^jflaujt toerben lönne. Slber tofil^renb ein ^dl ber SBrüber, ber änfid^t toar, baß ber 3^^^!^«^ gefommen fei, too man bie Uebung ber ©alramente, bie man für fd^riftgemfiß l^iett, be* ginnen unb bamit eine lird^Iid^ organifirte @emein|d^aft be^ grünben muffe, gab t& 9(nbere, unb itoax fel^r üiele unb ange« f eigene 93rüber, toeld^e ia§ @emeinbe(eben einftmeilen in ben formen, in benen eiS t7on 1522 ii& 1525 unb frül^er beftanben l^atte, fortfe^en tooQten, inbem fie fagten, bag tß nid^t notl^n^en« big, ia t7teQeid^t unter ben bamaligen SSerl^äUniffen nid^t einmal n^ünfd^eni^mertl^ fei, bag bie S3ruberfd^aft ben Sl^aralter einer ftird^e annel^me, benn ber Slufbau beiS ©otteöreid^ö, auf ben bod^ Wle^ anlomme, fei gtoar an ba^ brübertid^e ©emeinbeleben, aber nid^t an Zeremonien unb ©alramente gebunben. ®a bie Srüber (barunter aud^ SBtaurodf, (Srebel unb SRanj) bereites feit minbeften« 1522, mitl^in t?or dinfül^rung ber ®p&U taufe, eine d^riftlid^e ®emeinbe gebilbet l^atten, fo toar bod^ nid^t abgufel^en, toeßl^alb (»ic f^jäterl^in SWand^e meinten) nad^ bem ^. 1525 eine d^riftlid^e ®emeinbe nur nod^ bort üorl^anben fein foQte, m bie ©^)ättaufe in Uebung toar. Unb l^atte nid^t felbft 860 Wlel6)m ^ofmann, bcr gcittocififl unter allen S^äufcrn große« anfeilen flenog, Befolgten, baß bie Uebung ber 2:aufe auf einige ^oif)Xt einjuftetten fei, bi« bie Verfolgung nad^gelaffen l^abe? SBad l^ter ^ofmann erlannt gu l^aben glaubte, baß näm^ ttci^ bie Qüt nod^ nid^t reif fei, um aud^ biefe fjorberung burd^* jufül^ren, bad l^atten feit bem @r(aß be« 9{eid^i^gefe|ei9 anä) üiele anbere SWänner erfannt, bie einft fetbft bie ®p&ttan\e fid^ l^atten ertl^eiten laffen. 3Kan brandet j[a nur bie 9?amen t?on Ulrid^ ^ugtoatb, ©l^riftian @nbtf eiber, ®eorg $)aug, ©erl^arb SBefter* bürg unb Ubbo $l^i(i))^)S ju nennen, um baran gu erinnern, baß biefe (SrtoSgungen felbft unter ben eigentßd^en Siaufgeflnnten [ett 1530 immer mel^r änl^änger gewannen. SSßeit unb breit tegte man fid^ bie grage üor, ob ber @d^ritt, ben bie ©d^toeiger Srü* ber im ^^^r 1525 getl^an l^atten, nid^t üieöeid^t unermeßßd^e ©efal^ren in fid^ berge? Die (Srünbe unb (Segengrünbe, toeld^e öon beiben 3Kd^* tungen in t)a§ fjetb geföl^rt tourben, fann man an§ bem JBricf:» toed^fel ©af^jar Don ©d^toenlfelbi^, namentlid^ au« feiner ©orre^ f^jonbeuj mit ^ilgram SJiarbedf, fennen lernen, äud^ bie ©d^rif» ten Sünberttn« geben toiöfommenen Sluffd^Iuß. ©ie tief biefer ©treit bie ©emütl^er erregte, fann man barau« feigen, baß er fid^ hiß in bie neueren Qzittn l^inein fortge|)flan3t l^at, ba bie Uebergeugung, baß bie ©aframente nur f^mboUfd^e ^anbtun* gen, unb bie innere ^eiföerfal^rung unb ba« brüberttd^e @e* meinbeleben ba« SBefentlid^e be« ffil^riftentl^um« fei, fortmaJ^^* renb neue SJertreter — id^ braud^e ja nur an bie Quäler gu erinnern — fanben. @« ftel^t feft, baß äl^nüd^e SWeinungöüerfd^iebenl^eiten fd^on im 15. 3ö^i^^w«i>ci^t gtoifd^en ben Srübern in Siil^men, bie fid^ öon ber römifd^en Äird^e getrennt l^atten, unb gtoifd^en ben foge* nannten SBalbenfern im JReid^, in Oftatien unb in granfreid^, bie innerl^afb jener Sird^e lebten, au«gcbrod^en loaren. Qfefet tote* 361 ücrl^olten fid^ btcfctbcn Diffcrcngcn, nur ba§ jte einen ütel fd^är* feren Sion annal^men. ;^nbem bie äSrübet/ meldte bie ©))ättaufe einfül^rten, baburd^ il^r Seben^ $ab nnb &nt in ®t\af)v \t^ttn, gewann t» ben Slnfd^ein/ ia^ ixt, meldte ben @m))fang ber ®p(xU taufe ableJ^nteU/ biefe ©efal^ren unb Seiben f dienten; unb bod^ feien bie SJ^rifteU/ \o fagten iene, um beiS @(aubeniS miQen leine @tfa^v ju ad^ten üer})flid^tet. .^e l^eftiger bie Verfolgungen tt7urben^ um fo mel^r fteigerten fid^ bie SSerftimmungen/ hiß fd^Iieg« üäf eine groge (Sntfrembung eintrat. Qfnbeffen toaren t§ iod) feinei^toegö bloß ©efal^ren, toetd^e ben ^erfonen nnb ben jeitlid^en ^ntext\\tn an« ber SlnnaJ^me tird^Hd^er formen ertoud^fen, t^ietmel^r ergaben fid^ an^ ben furd^t^ baren SBerfofgungen für baj8 ©emeinbeleben felbft unb für bie fjortenttoidfinng ber ©laubeuj^Iel^ren ©efal^ren unb S^rübungen ernftefter ärt, toeld^e toeiterbtidfenbe Wl&mev üon öornl^erein h)o]^I erlannten. Site bie ©c^toeiger »rüber im ^. 1625 ju 3ürid^ bie^ ienigen ©aftramente, toeld^e fie für fd^riftgemäß l^ielten, in Uebung genommen l^atten, maren fie t7on ber äJoraudfe^ung aniSgegangen^ baß il^re @emeinfd^aft, toenn aud^ burd^ Sam^^f unb Seiben, aU* mäl^Iid^ ebenfo ju einer gefid^erten öffentlid^en ©tedung gelangen toerbe^ toie bie ©ruber in SBiil^men ober bie lutl^erifd^e unb jtoinglifd^e ffird^e fie ftd^ neben ber riJmifd^en erläm^jft l^atten. SBenn bie« gelang — unb »er l^ättc bamate bie aJiögtid^* leit leugnen toollen? — fo toar in ber Sl^at für bie SBeiter* enttoidflung ber religiöfen ^ittn, bereu 2iräger bie Srüber toaren, ein großer SSortl^eil erhielt unb freie Sßafjn gewonnen; man burfte bie ^Öffnung liegen, baß aüe bie unau^getragenen 5^^agen unb 3tocifcl, loeld^e nod^ übrig toaren, fid^ attmfil^tid^ burd^ bie öffent* 362 lid^c ©rörterung ju einem friebUd^en Slui^gleid^ bringen tojfcn toürben. SBenige ^af)xt \pattx aber toar eö Mar, baß ber ©d^ritt, toetd^cn bic Srüber gctl^an l^atten, anftatt bie JSal^n ju öffnen, fie öietmcl^r für lange 3^it in nngeal^nter ©eife öer legte, baf ferner bie ©emeinben, anftatt jn einer öffentlid^en ©teünng gn gefangen, in ein fd^toererei^ ^oä) unb in griißere ^eimlid^feit, aU frül^cr jnrüdCgemorfen maren, unb baß enblid^ üon einer öffentßd^en @r< örterung unb 5(uj5tragung ber fd^toebenben Streitfragen gar feine SRebe fein fonnte. 2Bar unter biefen Umftfinben nid^t jU fürc^* ten, baß bie ©infül^rung fird^Iid^er ^Jormen für ha^ ©ebeil^en ber gefauimten Sruberfd^aft niel^r ^inberniffe al^ S5ortl^eite mit fid^ bringen »erbe? aKan toeiß, ha^ ein getoiffeS SWart^rium in ber SRegel boju beiträgt, bie ©lieber einer ©emeinfd^aft jU um fo engerem gcgcn^ feitigen 5lnfd^Iuß ju beftimmen, gumat toenn ber ffam^f mit Srfolgen gefül^rt toirb. SBenn aber bie SBud^t ber SSerfoIgung baig aWißüerl^ältniß jtoifd^en bem ffiollen unb bem Können fo fel^r an ben 2:ag bringt, toie ei^ l^ier ber gaü toar, |)flegt fid^ an ben SRüdfgug ber gefd^tagenen "ißartei in ber SReget nod^ ber Un* fegen l^eftiger innerer ^arteiungen jU fnü^)fen. ^n ber ^at brad^en benn aud^ innerl^alb ber ©emeinben l^eftige innere gel^^ ben au&, mi6)\ bie Äraft ber ©emeinfd^aft faft nod^ mel^r ate bie $)inrid^tungen fd^toäd^ten. S)ie SReid^i^gefe^e l^atten il^r befonberejS abfeilen eben auf bie Seftrafung ber ©|)ättaufe gerid^tet, unb ber Ram^jf, »eld^er au^brad^, geftaltete fid^ balb ju einem Äam^jf vtm bie S^aufe — einem Ram^)f , öon beffen SBilbl^eit tt)ir uniS l^eute faum eine Sor^ fteüung bitben lönnen. 5)Jad^bem bie ^Regierungen eben biefei^ ©acrament in ben amtlid^en Sriaffen in ben SSorbergrunb gerürft ^tten, toax t^ uuDermeiblid^, baß baffelbe aud^ in ben äugen ber Srüber aamä^tic^ in ben 3»ittet^)unft atter :$Jntereffcn trot. 363 (SiS tarn alSbati iaJfin, ba^ ber Sßnntt, um beffenttotQen fot^iel 93(ut flo^/ aliS ber toefentlid^fte 2:i^ei( nid^t 6(og bef eige« nett Seigre, fonbern beiS G^^riftentl^umd überl^au^t erfd^ien, unb ba§ bie meiften anbercn Uiiterfd^etbun9i8|)unfte barfiber faft in ben ^tntcrgrunb traten, hiermit mar man bei einer äuffaf* fung angefommen, toeld^e bie QizU ber Siteren SBruberfd^aft, ber bie nad^matigen S^änfer bod^ in ben ^^l^^en 1522 — 1625 nod^ in aUer ^orm angehört l^atten, gSnjIid^ t^errüdCte unb burd^ bie ber (Säjtozxpmlt beiS ©angen in unl^eitooQer Steife t)tx\ä)0' ben tourbe. 3fnt Qfal^r 1660 fd^rieb SBulIinger bie Seobad^tung nicber, ba§ bie ©inen — nämttd^ bie freien J^äufer — bie 5Eaufe für eine Zeremonie unb äußere $)anblung erllären, toetd^e jur ©elig* feit nid^t erforberlid^ fei, bap bie 5lnberen aber „fie gar nod^ über ®]^riftU)3 fefeen." Slel^nlid^ lagen bamalö in ber Sl^at bereits bie S)inge, unb eö fam bal^in, bag bie fiefeteren ober bie „Strengen" fid^ auf ®runb biefer unb einiger toenigen anberen ©onbertel^ren öon atten übrigen Srübern auf baS fd^rofffte trennten, ja, bag bann unter biefen „SBiebertäufcrn" im engeren @inn megen ber Sird^engud^t ober beS 93annei^ neue @d^eibungen tyon gfeid^er ©d^roffl^eit eintraten, inbem iebe SRid^tung fid^ aW bie redete ©emeinbe betrad^tete unb bie älnerlennung ber übrigen abtel^nte. Sben fo toenig loie in ©ad^en ber ÜDiiSji^lin fonnten biefe ®emeinben über anbere ^au|)t|)unfte, bie fie atö il^re Unter* fd^eibungiStel^ren betrad^teten, ju einer Doßen ©inigung fommen. aWan einigte pd^ jtoar aümäl^lid^ barüber, nur ben ate SBruber anjuerfennen, ber bie ©|)ättaufe tl^atfäd^Iid^ übte ober em^jfing, aber über bie formen, in benen, unb über baö fie* beujSatter, in toeld^em fie ertl^eilt toerben foüte, loar feine ge* nteinfame 5luffaffung ju ©taube jU bringen. Sltlmäl^fid^ bür* gerte fid^ in fielen ®emeinben auj^ ^jraftifd^en ©rünben ber 364 Sdxaud) ein, bie iungen Scutc burd^ Sdt\pxtnQmi im älter üon öterjcl^n ober fünfjel^n Qfal^ren ju taufen. Dagegen aber er* l^ob fid^ an anberen Orten SBiberf^)rucl^. Dtefe Ätnber, fagte man, I^Stten t^on ber ^^ragmette beS S^aufgeläbbei^ burd^aitS leine Kare SSorfteffnng, unb fie befäßen nid^t immer im ©innc El^rifti redeten ©lanben. 35a ©l^riftu« felbft erft im brei^igftcn Sebeni^jial&r getauft toorben fei, unb jubem nid^t burd^ SBef^ren* gung, fonbern burd^ Untertaud^en, fo fei bie äbßd^ getuorbene 5Eaufe nid^t bie fd^riftgemfi^e 2iaufe; toenn man in biefen Dingen au8 :praftifd^en ®riinben bie ftrenge Uebung üernad^Iäffige, fo begebe man fid^ it§ 9ted^ted, biejenigen gu tabeln, tpeld^e au^ benfefben ®rünben nod^ einen ©d^ritt toeiter gingen unb bie Meinen Sinber tauften; in SBal^rl^elt entl^alte bie Siaufe üon öicr* jel^niäl^rigen "ißerfonen tebiglid; bie Slnerfennung ber Il^atfad^c, bag ber SEaufe eine fcügmad^enbe Sraft nid^t beitool^ne, »a^ja aud^ üiele Äinbertäufer einräumten. ®ang äl^ntid^ geftafteten fid^ bie aWeinungööerfd^icbenl^eitcn in ©ad^en bei^ @ibed. 3^^^ l^ielten t§ atte @emeinben um beiS ©etoiffenS toitten für fidlerer, ben @ib jU Dermeiben. Slflein über ben SSegriff beffen, toai^ aW @ib jU betrad^ten fei unb toaS nid^t, tDar bod^ mieberum teine üode ^erftSnbigung gu erjieten. a^ gab Stiele, toeld^e fagten, bag ein $anbfd^(ag ober irgenb eine S5erftd;erung an @ibeig ©tatt ebenfo Verboten fei »ie ein Sib, benn Sl^riftu^ l^abe gefagt: Sure SRebe fei ^a, ja, 9?ctn, nein unb toa^ barüber ift, ia§ ift Dom Uebel. „SBer Qemanb mit ^a gauj üergemiffern toiö, fagt Dendf einmal, ber l^at fd^on gefd^tooren." Diejenigen, toetd^e biefe Sluffaffung tl^eilten, fonnten bie JJormen, unter toeldien üiete ®emeinben anftatt be^ ©ibeg bte SSBal^rl^eit öerfid^erten, nid^t billigen unb erflfirten, ba§ biefe STäu^ fer fid^ in SBejug auf bie Sibfrage gar nid^t toefentlid^ t?on ben* ienigen unterfd^ieben, toefd^e t§ für erlaubt l^ielten, in einer tocüi* 865 rctt unb guten ©ad^c ®ott jum S^W^ anjurufcn. Slnbcrc toofl* tcn bic Anrufung ®otte« ipcntgften^ nid^t für eine ©firibe er* fISrt »iffen; benn »ic l^Stte ^oulu« fagen fönnen: ,,^6) rufe @oit jum 3^^9C" ^tt Äwf meine ©ecle", toenn biejS öon il^m atö eine ©ünbe angefel^en toorben toSre? SBar bie Slnrufung ®ottc^ jum 3^>J9^^ ^^'^ ^af)vf)zit aber feine ©ünbe, fo fonnte man fie bufben, faßjS e^ aud^ um anberer Urfad^en toiffen fid^e^ rer unb bcffer toar, fie gu öcrmeiben. ^n ©ad^en beö SCBaffengebraud^ö unb ber Slotl^ttjel^r enb«» tid^ bauerten bie ÜÄeinungi^üerfd^iebenl^eiten, bie tt)ir oben bereite ertoäl^nt l^aben, fort. 3toar toaren alle SRid^tungen barin einer Slnfid^t, bag bai8 ©ölbnertoefen ober ia§ {Reifelaufen, toie t§ nod^ im 17. ^ai)x^ l^unbert in ber ©d^toeij unb anberttjärtö eingeriffen toar, uner* laubt unb jeber getoafttl^ätige Ucberfaü unb 2lngriff eine fd^toerc ©ünbe fei. 9lud^ baö SSerbot ber :perfi5nlid^cn dla^z unb ber ^inrid^tungen »urbc ftreng aufredet erl^alten, unb bic i^bec, bafe bie ,,6]^riften JRitter feien, toeld^e burd^ baö S)ulben baö ^immet* rcid^ erfed^ten", lel^rt bei allen ®ru^)^)en toieber. Dagegen toar über bie ^flid^t ber SWittoirfung an ber Sanbe^öertl^eibigung unter il^nen feine Sinigung ju erjielen. SSiele lel^nten fortbauernb jcbe $triegö*©teucr , ieben SBad^tbienft, jebe ©d^anjgräber*3lrbeit u. f. to. db, unb jtoar fclbft in Qdtm alt* gemeiner ßanbejSnotl^ unb ®efal^r. 5(nbere gingen nid;t fo toeit, fonbern erflärten, bafe e^ il^r ©etoiffen nid^t befd^toere, „®elb ju geben, bamit ein Slnberer bie SBad^t toal^rnel^me"^), unb bafe fie ühtxffaupt ju allen friegerifd^en ^ilfeleiftungcn, bei loeld^en fie feine ©äffen gebraud^en müßten, bereit feien. SRod^ Slnbere er* fannten bai^ {Red^t ber Stotl^n^el^r grunbfä^lid^ an unb räumten 1) @o lautet bie (Srflärung bei bent (Smbener iReltgtondgefpräd^e bom 3. 1578. 366 bamtt ein, bag bie Sanbed'SSertl^eibiguns unter UntfiSnben erlaubt fei — ein @afe, beffen Sonfequenjen üon ben 2:aufgefinnteii ju* erft in ben ißieberlanben burd^ bie ©eftattung ber SBe]^r))f[td^t 3U dnbe bt§ 18. i^al^rl^unbertd gegogen tpurben. (£» lag in ber 92atur ber "Dinge / bag biejenigen, toe(d^e haß Sted^t ber @egentt)el^r unb bamit anä) ber ©trafgeioalt leugneten, ober bod^ tDenigften^ bie j£ragung ber Saften ber Sanbeööertl^eibigung, bie mel^r unb ntel^r t?on ©ölbnern auf btc SBürger felbft überging, ablel^nten, fid^ felbft gleid^fam ju JBürgcrn gtoeiter Slaffe niad^ten unb bamit aUe bie 92ad^t]^ei(e, toeld^e in einem fotd^en ^erl^SUnig tagen, auf fid^ nel^men mußten, ^n eingelnen Säubern öergid^teten bie (Semeinben nm jene« ^riöi* (egiumi^ tuiden fogar auf ba^ funbamentale 9ted^t ber n^eiteren Slui^breitung il^rer religiöfen Qfbeen unb erffärten hamit, ba§ fie bie 5ort^)f][angung il^rei^ ®Iaubeni5, ben fie bod^ für bie Se^rc @^]^rifti unb baiS l^öd^fte ®ut l^ielten, geringer ad^teten atö bie SBel^rlofigfeit. ®erabe bei biefer fjrage fteüte pd^ eine ©rfd^einung ein, bie il^ren fonftigen ^ringi^Jten gang tt)iberf})rad^. SBfil^renb für il^rc Seigre im Uebrigen ber ©runbfafe ftreng feftgel^alten tourbe, ba^ fie nur fotd^e SBorte unb SBegriffe gebraud^en tt?oöten, toeld^e fie in ben l^eiligen ©d^riften felbft gebrandet fanben, trat an biefer überau« tüid^tigen ©teüe eine Durd^bred^ung be8 ^rinji()i8 infofern ein, ate fie ia§ SBort SBel^rlofigleit unb toel^r* (ofe ffil^riften in ©ebraud^ nal^men, unb fogar gum Senn* geid^en ber toal^ren ffil^riften mad^ten, obtool^I ba^felbe in ber SJibel nid^t an einer eingigen ©tette nad^toeiiJbar ift. Unb toel^c SBebeutung biefeö nic^tbiblifd^e SBort gleid^fam ate ©d^ibolet^ ber Partei erlangt l^at, haß ift Ja bemienigen, ber il^re ©efd^i^tc lennt, l^inreid^enb befannt. 867 ^ä) jtociflc ntd^t, ba§ über aöc bicfc ?yragcn eine 3Scr» ftänbigung ober bod^ ein fricbUd^er "än^Uidf bcr fid^ bcläm^)fcn* ben SRid^tungen 3U erreid^en getoefen fein toärbe, menn bie ®e« mctnfd^aft toSl^rcnb bcr 3^^*/ ^^ ^¥^ reügiöfe ©ncrgie nod) ungebrod^en toax, b. 1^. itamcntlid^ wäl^renb beö 16. ^af)xf)vm^ ievt§, fid^ in einiger ^reil^eit ff&ttt betoegen nnb enttoidfeln fönnctt. Slflein nad^bem bie ©efammtl^eit eben toegen bcr ®|)ät* taufe in einen burd^anö nngleid^en Äam^jf eingetreten nnb barin ber befiegte Sl^eil geblieben toar, lonnte in ber ^eintUd^feit, in bie fic pd^ gebrSngt \a^, geiftigcr JJortfd^ritt nnb religiöse i^ovU enttptdflnng nur langfam ^lo^ greifen. Qnitm erfd^ö|)ften bie inneren ©treitigfeiten bie Dorl^anbenen Sräftc berart, bog anbere überauö toid^tige Sil^eile it§ ®emeinbe(cBen§ nnb ber ®enteinbe* Drbnung barüber mel^r nnb ntel^r öernad^Iäffigt tocrben ntugten. !J)ie ®ottei8bienftorbnung, ber Eultuö, bie formen bcig ®cbetg, überl^an^Jt bie Sitnrgie ipurbcn gang im ©egenfafe ju ben frül^eren Reiten, too man, tt)ie e^S ber Süi^ftif eigentpntlid^ ift, JJrenbe cm 3^^^^^ ^^^ ©Jjmbolen gel^abt l^atte^), nüd^tern unb fal^I. SBiOfür nnb Unorbnnng riffen ein, unb baig SSerftänbniß für bie Söebeutung, toeld^e gut unb forgfältig auiggearbeitete gormu* larbüd^er unb JUitualljorfd^riften für had ganje religißfe 2tbtn befi^en, ging üielen ijerloren. 9lui8 ber ©emeinbe^Orbnung tour* ben jum 2;i^ei( unter bem S)rudf ber Qtit, jum i£l^eU an^ anberen ©rünben toefenttid^e ©tüdfe l^eraujSgebrod^en ober famen abl^anben. (Seit bem ^af)x 1530 ftanbcn fefbftaufgetoorfene ^xop^zUn an t)erfd^iebenen Orten auf; fie bel^au^jteten il^re ©enbung un* mittelbar öon ®ott jn l^aben unb legten fid^ baö JRed^t bei, Sl^joftcl auigjufenben. !J)amit »urbe bie ^itt üon ber ©etoalt bcjS Slmteig, toie bie alteren ®emeinben fie gelaunt l^atten, Der* 1) Sfn ber @^mboItt unb bem 9titttd f^ielten früher bad ^reug unb bie SBelttugel eine gewtffe 9{olIe. Ueber bad njetge ^reu^ bgl. J^eHer, 2>ic adeformatton @. 266. 368 U^t, uttb bie ^anbauftegung üerlor bie 93ebeutung, mtijt fie el^ebem atö SSelunbung ber apoftoltfcl^en t^olge befeffen l^atte. && ift burd^auiS begreif (id^^ toenn um baiS ^af)v 1560 ein fo au^gejetcl^Tieter SBlann loie Ubbo ^l^ili|)|)i3, ber SSruber üon SDiet* rid^ ^l^iU|)|)^, ber einft ber ,^S5cfeftiger" SWenno« getoefen mx, in fd^toerc 3^^if^^ barüber geriet)^, ob bie, toeld^e öon jenen ,/9xopf)tUn^' if)xe ©enbung ein))fangen ffatttn, bie @ema(t bed ^mt& red^ttn&^ig überlommen f)&tttn. ^ie ^olge iat)on mx, bag in biefcm fünfte eine Unfid^erl^eit eintrat, toeld^e ha§ ganje ©cbäube in feinen ®runbfeften erfd&üttern mußte. Unter ber Ungunft ber Reiten ging bie ©efammt^SSerfaffung affmSl^ttd^ üerforen. 35er oiU unb burd^auö bereci^tigte Qn^ be|)enbenti8mu8 ber (Semeinben l^atte einft ein getoiffe« ®egen* geloid^t burd^ ben Umftanb erl^alten, bog ber S5erein ber ©anbcr^ prebiger, bie afö SSertreter ber ©efammtl^eit gelten fonnten, ba§ ®ange jufammenl^ielt. ©eit ber SWitte iz& 16. ^af)x^. öer* fd^toanben aber aud^ biefe, ebenfo n^ie bie mit jenen eng s^' f ammcnl^ängenben Srubcrl^äufer. Qia, f elbft bie ÜDiafonen unb bie 35iafoniffen gingen mel^r unb mel^r t?erIoren. 2Rit bem SBegfall ber „®otte«freunbe" mußte natürlid^ bie alte ©reitl^eilung ber ®cmeinben in bie anfangen ben, bie fort* fd^reitenben unb öoUfommeneren SWenfd^en, tt?ie bie Srüber in S3ö]§men fie nod^ toäl^renb beö 15. ijjal^rl^unbcrt« befeffen l^at* ten, affmäl^Iid^ üerfd^ttjinben. 3)amit t?erfd^toanb felbftijerftanb* (id^ aud^ bie ST^öglid^Ieit, nad^ ber 9Beife ber älteren @emein' ben bie „brei ©tufen be« götttid^en ©efefee«", ba^ ®efeft ber 5»atur, baö @efefe SKofe unb ha» ®efefe Sl^rifti bei jubel^alten ^) unb 3ipifd^en bem ®efe| S^l^rifti unb ben eüangelifd^en ®eboten einen Karen Untcrfd^ieb gu mad^en, unb fo lam c«, baß feit bem 1) 2)at 6taupt^ unb 2)en(f batan feß^telten f. oben @. 216. 34 bemerle, bag biefelbe Unterfd^eibung ftd^ bei ben frangöftfd^en i6rübern bed 15. 3a^r^. (g. ©. in ber Noble le9on) flnbet. 3691 3fal^r 1530 bic SScrfud^c toicbcr in bcn SSorbcrgrunb traten, bte apo^toti\ä)t 9iegel/ einfd^tiegUcI^ ber i^ugtoafd^uttg, auf bte ganje ©emeinfd^aft ju übertragen, ©d^on bte augerorbentlid^e S3etottung ber an ber §anb ber OueQen bie Z^at\a^t feftjufteQen, baß brei klaffen t)on Uxptx^ 877 fd^aftlid^en Serbänben, bejlD. t)on SBiffenSjtoetgen, um bad l^'^^^i^ 1530 ben SBerlbruberfd^aften nal^e geftanben l^abett, einmal bte aftttterorben, nämlid^ bie ^fol^atttttter unb ber beutfd^e Drben unb fobann bie SBertreter ber ejralten Sßiffenfd^aften (Sßatl^ematil, Oeometrte, SWaturtoiffenfd^aften unb STOebijin) unb enb* üif biete ^reunbe ber gried^ifd^en unb l^ebr&ifd^en ®pxaäf^ lunbe. 3fm 3fa]^re 1518, mithin in bemfctben ^a^x, too ber SWa* giftrat ber freien Sleid^gftabt SWürnberg bie erften aWaßregetn jur SWieberl^aftung ber beginnenben religiiJfen SSetoegung ergrifft), erfolgte l^ier toie an anberen Drten ber Sefcl^t, ba§ getoiffe ©Üben unb SJruberfd^aften nur nod^ ^anbtoerfögenoffen unb feine Siebl^aber, begn). äberl^au^t leine ©Ueber ntel^r aufnel^men foUten. S)a ift t^ nun mertoärbig, ba$ ber Sanb^Somtl^ur ber üDeutfd^^ orbeni^^SaÖei granfen, ffiotfgang Don ffi^fenl^oüen, bie @ad^e für »id^tig genug l^ielt, um atö Sefd^ü^cr ber in ber Pfarrei bon @. Qfacobi ju SÄürnberg borl^anbenen @. Stöbet!^ *Sruberfd^aft bor bem STOagiftrat aufjutreten. Smit Qtit banad^, afö bie SBräber, bk man bamals nod^ ©piritualen, f|)äterl^in SCäufcr nannte, il^rc erften SSerfamm* lungen in Sßürnberg j^ietten, toax ed, toie oben bereitiB erjSl^ft, ber !SDeutfd^orbenÄ»®eifHtd^e ^acob 3)otaan, toetd^er §an3 ^nt gapfreunbttd^ in feinem C^aufe aufnal^m, ja ate biefelben Srüber im ^df)x 1627 ju äugöburg tagten, »ar ein !Deutfd^orbenjgl^err, SlamenS Sconl^arb, unter ben Sübgeorbneten. S)ie S3e5iel^ungen ber Deutfd^orbeuj^l^errn gu ben fogenannten 1) 2)ad erfie ^etbot bed 2)ru(fed (utl^erifd^er Triften erging um btefelbe 3^^^ ^^ ben Ond^bmdfer fjttebr* $e^:pud. äJlerfmürbig ifi, bag gletd^jeitig ein fBttbot an bie ^omtfc^neiber toegen ber ^Verbreitung üon Karten, bie ein Kreuj geigten, erfolgte, ©oben, Seiträge u. f. m. @. 56. (Sin Verbot fold^er Kreuze ^at bod^ nur bann einen @inn, wenn fie ein @t)nibo{ »aren. 2)ag bie aU ^e^er üemrtl^eilten $erfonen angel^eftete iheuge tragen ntugten, ifi befannt. 378 SaJalbcnfcrn, ^tdarbcii, SBiftcflten u. f. to. ftnb fcl^r alt ^if toitt fein ©ctold^t barauf tcgcn, baß bcr ©ottciSfreunb, todd^cr bic „Dcutfd^c STI^eologic" öcrfagt l^at, ein Dcutfd^orbcnSl^cn toar, aud^ nid^t barauf, baß bte iDeutfd^l^errn tpte bte ;^ol^annüer im Äaut>)fc jiotfd^en ffaifcr ßubtoig bcm SBatcrn unb bcr ©uric gegen bie Icfeterc gartet genommen l^aben, aber fel^r toid^tig ift t& bod^, baß bie fogenannten SBatbenfer feit 1387 im Orbeni?^' lanb Preußen ein Slfijt fanben, unb baß afö einer ber ©rünbe, bie 5ur äbfc^ung beö l^od^öerbienten Drbeni^meifterjg ^einrid^ öon flauen fül^rtcn (1413) feine Hinneigung 5U ben „SBiHepten" bc5eid^net toirb.^) ^m 16. Qfal^rl^ttnbert toaren in Preußen unb Sieftanb SSJatbenfer unb $id(arben toeit toerBreitet*), unb fjtüd^tlinge, toie ber ^rebiger Sßic. 9lu|e in JRoftodl, fud^ten unb fanben l^ier öor toeiteren SJcrfofgungen ©d^u|.') S^rgenbiB urtl^eifte man im 16. ^af)xif. über ^apft unb ©eiftttd^feit unbefangener aU in Preußen. Slfö nun toäl^renb ber ^Jal^re 1618—1622 gütiger ber ^ü^rer ber altbeutfd^en D^^jofition geworben toar, unb bie SSrüber, bie man SBatbenfer nannte, aöer Drten in i§m ben ^erolb beS ®t)ange(iumiS, tok fie e^ feit a(ten Qtittn Dertl^eibigt l^atten, er!annten, ba regten ftd^ aud^ im DrbeuiStanbe bie alten SWei^ gungen, unb lein 9teid^Sgebiet außer 9tärnberg l^at ftd^ rafd^er unb öoöftänbiger ber äBetoegung angefd^Ioffen al^ Preußen. ^od^meifter »ar, toie belannt, feit 1611 ^erjogSltbred^t an» bem ^aufe ber §ol^enjottern. Sieben il^m toaren fjrieb^^ 1) 3ol^. »oigt, (Se\ci). «ßreugcn« VII, 221 «imt. 1. Säf glouBc, bag ber Drbetidbrubet, ber btefe ^aJä)xxä)t aufgejetd^net f^at, gut untetrid^tet p [ein in ber Sage war. 2) Sir l^aben bie ^^^e^erei" ber (Strafen t)on @a^n erwäl^nt. %u(Sf fte Ratten nal^e ^egicl^ungcn }um beutfd^en Orben. $erg(. 3ol^. ^oigt, 9{anien«(J^obe^ ber 2)eut £)rbend*SBeamten. Königsberg 1848 (Sflegifier). 3) $afe d. ^.f ^erjog 9(Ibred^t t). ^rengeu u. f. to. 1879 ©. 13. 379 rid^ üon ^e^bed, ®eorg t}on $o(en^ uitb SBoIf t}on ^ttfitd bte getfttg bebeutenbftett unb emflugretd^ften 3)2Knner, erfterer atö Dberfter Som)}an unb erfter ^atS) beiS ^od^meifteriS (1514—1521), bcr jtocitc dö SBtfd^of öon ©omlanb, unb 3Bo(f üon ^e^bed als S^ad^folger f^rtebrid^iS üom l^fal^re 1522 an. 9[Qe ^orfd^er l^aben bte Zf)at\aä)t aner{annt, bag (ebtgUd^ burd^ baS S^f^^^^^^^i^^^^ ^^^ benannten bte Stnfül^rung ber {Reformation in ^reugcn gelungen ift, unb baß bcn ^tt)itd» ein befonberer Stntl^eil gebiil^rt. 3Benn man nun aber fragt, mie ftd^ bie ^e^bedS feit tttoa 1527 ju ber lutl^erifd^en Sird^e ge» fteflt l^aben, fo toerben toir ebenfaöiS öon aßen ^iftorifern über* etnjiimmenb bal^in belel^rt, ba§ btefelben bamatö t?on Sutl^er abgefallen unb bie mäd^tigften ®önner ber ^^äBieber«' täufer" geworben feien.*) !Der El^ronift greiberg erjäl^It, baß griebr. Don ^e^bed nid^t bloß @t(id^e Don bem großen W>el, fonbern aud^ ben §erjog Sltbred^t in bie „berfü^rerifd^e Seigre" ber Jtäufer eingefül^rt l^abe, ,,aIfo baß ©eine @naben nid^t mel^r beS frommen ^oüanber gead^tet unb feiner ^rcbigt ntd^t öiel nad^gefragt l^abe".*) !5)ie Pfarreien beö ämti^ ^^ol^annijJburg, toetd^eS ^tt)^ bed inne l^atte, toaren fSmmtlid^ mit täuferifd^ gefinnten $re* bigern befelät. @eorg toon ^otenfe (geb. 1477 ober 1478), ber ebenfo toie 1) ©afe, a. o. D. @. 62. — gricbr. ü. $c^bc(f löor übrigen« aud^ auf tl^eologifc^em Gebiet fd^riftßeUerif^ tb^tig. (&i üerfagte ^^n ben ^errn SBaltl^er )7on SBIettenbergf, 2)eutfd^otbend äJ^e^flet ^nn Siefflanbt. (&^n gar d^rißüci^ (Srmal^nung p ber Seet unb (Srfenntnig (Sl^tifU. ^öntgsb. 1526. 4^ fficttet, Repert. typogr. No. 8811. — ©ci)be(f öerbientc eine nionogra:|)bifd^e Bearbeitung. 2) Sn einem ^ef t}om ^ebr. 1528 !Iagt @peratu6 über bie 92etgung and^ ber gut et)angelifd^ geftnnten ju ben ^.©eften''; bie @inen neigen gu ben Snabaptifien, fagt er, bie Zubern treten i^nen bei. (Sine @))e3ia(* Unter* fnti^ung über bte alteoangelifd^en ©emetnben feit bem li, Qal^r^. in $rengen märe fel^r tDünfd^endmertl^. 380 :3fo]^amt üon ©taupt^ einem Stbetögefd^Ied^t entflammte , iDeld^eS an ber biSl^mifd^^fäd^fifd^en ©renje l^eimifd^ toax, toat ber erfte SStfd^of^ ber jur et)angenfd^en Seigre äbertrat; er gab bamtt ein Setf)}ie(^ toon bem Sntl^er l^offte, ba^ eiS bereinft //einige (dürften jnr tlnnal^me beiS reinen SSorteiS toerbe begeiftem ISnnen/' ©eine ))erfönlid^e ©teQnng jn Sutl^er aber iDirb ia^ buxä) i^ieQeid^t einigermaßen Mmdjttt, ia% tro^ toieber]^o(ter fel^r ergebener S^f^^if*^« Sntl^eriS an ^oIen% in ht^ Unteren ßorref|)onbenä leine ©ttbe, and^ leine ainbentnng einei8 ©d^rei* benjB $oIen$' an Sntl^er nad^2nn)eifen ift jia baß fetbft ber fflamt 2ntf)tx^ t)on $oten^ feit 1624 nnr ein einjigeiB fStal beilSnfig txtoSif)nt tDirb. $oten^' neneftcr JBiogra|)l^ erbtidt barin „ein gefd^id^t* liä)z^ Sftät^fel" nnb meint, baß ^otenfe, ber fünf ^fa^re älter toar ate fintl^er, fid^ jtDar jnm St^angelinm belannt, aber auf leine^^ SDZenfd^en Zil^eologie t)ert)f[id^tet l^abe; ba er anßerbem aßen bogmatifd^en SSerl^anbtnngcn abl^otb getoefen fei, fo muffe man bie S^atfad^e, ba^ er feit 1625 atö ®infieb(er UW nnb öon aßen Säm^jfen ftd^ jurüdtjog, auf feine eble SJefd^eibenl^eit jurüd fül&ren.*) SSieöeid^t Märt fid^ aber ba« gefd^id^tlic^e mfS)\tl inxä) bk einfädle SCl^atfad^e auf, ba% ^olenfe im Qfal^re 1527 ber ©emal^I ber Slnna t)on ^e^bedt getoorben toar. 9Hs feit 1522 Sutl^er 3uerft mit @tant)i^ nnb bann and^ mit ben @taut)i^ianern 2erfie(/ ba toanbten fid^ t)iele Slnl^änger ber tefeteren nad^ Preußen; ja feit 1525 bot ba^ Drben^^tanb äffen benen, toetd^e ate STänfer Verfolgt tourben, ein äf^l, nnb fo fanben fid^ bort erfi einjelnc angcfel^ene SWSnner toie @nbt* f eiber nnb SBefterbnrg, f^)äter aber aud^ ganjc ©emeinben ein*); 1) $. X^äfadevt, d^eorg l}on $o(en^, Stfd^of bon @am(anb. 3^ ben Äirc^cngefd^. @tubie«. 2expixQ 1888 @. 145 ff» (3[ud^ in bcfonbercm ^bbru(f erfd^ietien)« « 2) mfftxt9 bei %. $ton6, Urf:prung, (Snltoidluttg u. ©d^tdffale tiJ.tD. yioxbtn 1884 @. 242 ff. 381 man mi^ aaäf, ba^ ber fogenannte ältere ^tetiSmuS f^äterl^m flerabc in ^reugen ütete änl^änger befcffcn f)at Sluf bent ^tx^^taQ, ber im grül^iol^r 1624 ju SWfirnberg jufatnmentrat, toar btc fibertotegenbc SKel^rjal^t ber Vertretenen Surften attglänblg. !Der ©efanbte Sl^urfad^feni^, getttfefd^, 8«^^ einmal btejenigen auf, bie [xäj auf feiner @eite Befänben, unb ba tocig er auger ben Sleid^öftSbten nur ben ^od^meifter älfcred^t t)on ^reugcn unb bie ®rafen t?on ^cnneberg ju nennen^), b. 1^. Surften, »eld^c ium SJeutfd^en Drben in unmittelbaren SBe* jiel^ungen ftanben.*) $Jn bemfeften ^Jal^r, too ber §ocl^meifter fid^ |)erfBnIi(i^ nad^ Slürnberg begeben l^atte, unb too er mit ben bortigen ®t?angc* lifd^en, bereu fjül^rung bamaljB nod^ in ben Rauben ber ®tan^ piiiiamx tag, juf ammengetroffen toar, Heß ber ^ap^t bem SBru* ber beS ipergogj^ SUbred^t melbcn, bag Ui ben „6onf^)irationen toiber bie d^rifttid^e Sird^e" ber ^od^meiftcr „at§ SSorgänger, Hauptmann unb SInfängcr alter ^anblung" bejeid^net toerbe.') SBir bcfi^cn auiB berfetben 3^^^ ä^^i Sleugerungen Sltbred^t)^, toetd^e merlkoürbig an bie 93emer!ungen anftingen, tpte toir fte auiS ben ftreifen ber @tau|)i. ©cl^toenffelbd. Ueber bie anberen J^amilien f. Heller, 2)te ^egenrefor« madon «b. II, @. 278. 6) SKedHenburg« attnieberfäd^fifd^e Literatur III. Xl^etl ]^r«g. ö. Dr. a. ^ofmeifler. ©d^werin 1885 @. 142. (£9 l^anbelt fid^ fidler l^ier um ein a^titglieb be« S)eutfd^en Drben«. 384 *2ltlcn um jene Qtit 5U gelten pflegte, bic »ebcr rSmtfci^ nod^ lutl^ertfd^ fein tonnten ober tooöten. ^ ^a» fobann bic Qfol^annitcr ober |)of|)ttatttcr anbetrifft, fo ftanben fd^on im 13. Qfal^rl^unbert toicie äBrübcr im 9tefc bcr Äcfeerci. Rein geringerer ate ^ap^t (Srcgor IX. l^at im Qfal^re 1238 erßärt, bog bic Äefeerei unter ben Orbenörittern eingcriffcn fei.*) S)icfc ^at\a6)t fontmt im 13. unb 14. ^f^l^rl^unbert burt^ bic eigcntl^ümlid^e S3erbinbung jum ^Mixnd, in tocld^er t^iclfad^ bic fogcnannten Segl^arben unb S5eg]^orbcn*|)äufcr mit ben ^o* l^annitern [teilen unb über bic id^ an anbercm Orte gej^onbcß ^abc.2) Dag e« ju SKnfang beö 16. ijjal^rl^unbcrt« gcrabe ein aßatin toie Otto 93runfetö toar, toeld^er bei 9lnbreaS @iratanber ju S5afel eine SRcbc bruden lieg, bic einen Aufruf an bic d^rift* tid^en ^Jürften ju ©unften bcr bebrängten i^ol^annitcr cntl^ielt, beutet ium minbeften barauf l^in, bag Segiel^ungen frcunbfd^aft* ttd^cr 2lrt öorl^anben getocfen fein muffen.^) äBcfonbcr« mertoürbig ift, bag ber SKann, tocld^cr um bo« 3fal^r 1522 aK ber toorncl^mfte SJcrmittlcr jtoifd^en ben füb^ franjöfifd^en Srübern unb ben S3rübern in ber ©d^toeij erfd^eint, nämlid^ äncmunb bc Soct, §err t?on Sl^aftetarb, ^^oJ^annitcr^ Siittcr toar. SWad^bcm id^ oben auf il^n l^ingctoicfen l^abe, loitt id^ l^ier nur ertoäl^nen, bag er ben SWid^aet äBcntinuiS SSruber nennt, bag er 5U Sonrab ®rcbet, äRartin eettariuö unb 2lnbercn 1) Gregorins IX ad Magistrnm hospitalis: Caetemm plnres ex fra* tribns vestris de haeresi probabili haben dicuntar ratione snspecti. Baj- naldns, Annales eccl. 1228 nro 32. — Ueber bie @teEung bed fog. ®otte^ freunbed aud bem Dberlanbe ju ben Sfol^anmtern im 14« ^af^ttf, [. SttlUXp 3)ic ^Reformation @. 180 u. 196. — 2Wan wcig, bag bic ijo^onnitet ouf ber ®rnfl ein »eiged unb anf i^ren ^al^nen ein rotl^ed ^reu^ trugen. 2) Äcttcr, a)ie Sfleformation @. 177. 180 f. 3) tettcr, a. a. D. @. 382. 385 Italic Scgiel^uitgcn untcrl^iclt, fotoic ia% er and) am ^ofc bc^ §cr* 30g« üon ©aüo^en Bereite im Qal^rc 1523 bcfannt toar. SiB tft für mtd^ nid^t jtDetfeC^aft, bag 9lnemunb einen tiefgreifenben unb bauernben (Einfluß auf bie @ntfte]^ung unb SQeiterenttpidtung ber beutfd^en 99ekDegung ausgeübt l^at. SBir l^abcn oben gefeiten, bag bie ejaften SSSiffenfd^aften tro^ einjelner Segünftigungen burd^ l^ol^e ®eiftltd^e im ®rogcn unb ®an5en ol^ne bie ^ütfe ber Slird^e, ia üietfad^ im ®egen»= fa^ gu il^r, ftd^ l^atten SJal^n bred^en muffen. ;$5nner]^alb ber SBruberfd^aften aber ftießen biefe SBiffenögtoeige auf geifte^ücr«^ toanbte Steigungen. !5)a bie retigiöfen 2luffaffungen ber 93rüber neben ber Offenbarung in ber l^eiUgen ©d^rift nod^ in anberem ©inn aW bie Sird^e aud^ ein „Sud^ ber äußeren ®otte§* Offenbarung" lannten, fo lieg il^re ©taubenölel^re biefeö ©tu* bium ber 5Watur nid^t nur frei, fonbern begünftigte e^. 3[ebe religiöfe SSSeltanfid^t ^ftegt mit beftimmten natur^jl^ito^^ fo^jl^ifd^en 2lnfd^auungen ^anb in ^anb ju gelten unb ftd^ mit bicfen 5U einem einl^eitlid^en ©^ftem ju öerfd&meljen — einem ©^ftem, beffen beibe ©eiten fid^ fretlid^ nid^t immer in benfelbcn Söffen ju gteid^er Älarl^eit enttoldtetn unb öon loetd^em oft bie eine ©eitc nur beibtefem, bie anbere nur bei jenem ©elel^rten in bie ©rfd^einung tritt. @jg ift mel^rfad^ beobad^tet, bag 3Känner, toeld^e ben atteöangettfd^en ©emeinben um 1525 fe^r nal^e geftan* ben l^atten, toie SWic. ^rugner^), ber greunb ^ubmeierjJ, Dtto Srunfelö unb 2lnbere f^äterl^in fid^ ben SWaturtoiffenfd^aften ober ber SDiebijin^) getoibmet l^aben. SBetrad^tet man nun bereu SWatur* 1) Ucbcr il^n f. blc 2111g. ®cut. 33iogr. 2) 2)ag unter beti „Xän^exu" befottberd biete gefd^uUe Mergle ivaren, f. bei di^x. %, Sifd^et, ^ierunbfünfgtg erl^eblid^e Urfad^en, toarum bie Sie« bertäufer jc. 3ngol|lobt 1607 @. 71. — ©iefelbe @rfd^etnurig tritt f^äter bei ben |og. Slofenfreu^ern p Sage. Heller, Stau^ij^. 25 386 anfd^auunS/ fo geigt \lä), ia^ btefelbe in mertoitrbiger SBeife über« etnftimmt mit berienigett/ totläjt um ia^ ^dffv 1530 t)on 3Rännent kuie SorneliuiS 9lgri^^a t)on ^tttt^tim, Zfftopfjxa^ini ^aracelfuÄ, SKid^acI ©cröct^) unb änbercn t?ertretcn mürbe, unb e^ jeigen fid^ tro^ mand^er SSerfd^iebenl^eiten l^ier SSerül^rungS' fünfte, toelc^c fid^erlid^ ntc^t gafäßiger 3lrt finb. man f)at längft crlannt, bag biefe SKänner in SRücffid^t auf bie ^atwcpf)ilo\op\)it, bie fie Vortrugen, mit Dend, x^xand unb änbercn eine befonberc &xvcppt barftcßen, bereu Sluffaffungen fid^ fotool^I üon ber lutl^e^ rifd^en toie ber fatl^olifd^en SWaturbetrad^tung Jener Qtit unter* fd^eiben. eorneliui^ "äQxippa (1486—1535)2) l^atte toie feine Sllteriggenoffen ©erl^arb SBefterburg unb ^of). dampann^ ouiS Qixlid)^) juerft in feiner ^eimatl^ftabt SB(n aWebigin unb SRed^tä* toiffenfd^aft ftubirt unb [id^ bann lange Qtit in ^ari^, 3löigtion unb 8^on aufgel^atten. ^n ^at?ia trat er an ber Uniöerfität ai^ ffirftärer ber unter bem SWamen ^ermejg Stri^megiftu^ be* lannten 83üd^er auf unb befd^äftigte fid^ jugteid^ eingel^enb mit tl^eotogifd^en ©tubien. ©eine \pattxen ©d^riften brad^ten il^n in ernfte 8Serh)idtIungen mit ber ;J^nquifttion unb trieben il^n öon Drt ju Ort. Qn ^axi& toax er, gtoanjig Qaf)x alt, 3Rit* glieb einer gel^eimen ©obalität getoorben *), unb aU er im ^a))n 1509 in äüignon lebte, tmp^äffl ü)m fein iJreunb &anbnip^Vi§, 1) Ueber on i^nt. 2)ad hefte ffierl ip: ^. SWorlejj, The life of Cornelius Agrippa. Sonbon 1856. 2 »be. 3) Ueber ^fol^. (EampanuS fd^reibt ^gri|}pa in einem S^roßbrief an 3of), d^aefariud k^om 3* 1^20: «Qnis ignorat, hos (Colonienses) esse illos Magistros qni Joannem Campanam, iDsigni doctrina et virtate viram, scholis seclnsernnt? @. Henr. Com. Agrippae Opera, Lngdnni (o. J.) Vol. II p. 778. 4) $• movUti a. a. £)♦ I, 25. 387 mcld^er ärjt unb getttociltg ^rofcffor gu ^at?ta toax^), einen iungen 9?ärnBerger ©elel^rten gut Slufnal^me in bic ©efeßfd^aft, ber ^itippa unb 8anbul|)l^ angel^ßrtcn. ^) 3fd^ üerntag nid^t angugeben, ob biefe gel^cinten ©obafitäten mit ben SBruberfd^aften, beren 3Wttgtteber SKänncr tt)ie S)encf unb (S.amparm& toaven, irgenbtoie unmittelbar unb äugerlid^ gu« fammenl^ängen ober nid^t. 3f^^^"föß^ ^^^^ ^^^f ^^^ ^i^ i^^ SBctoei^ be§ ©egentJ^eilig he^anpttn, ba^ jene ©efeßfd^aften anä) noci^ naä) bem Sf^l^'^e 1509 öorl^anben getoefen finb. @^ ift merltoürbig, baß 3lgri^)^)aj5 Scgiel^ungen uuiS an biefer ©tette toieberum auf SWürnberg toeifen.^) SBir l^aben bic Sruber* f(]^aft, totläft bort feit 1524 an ba^ Sid^t trat, ja oben fennen geternt. ^n ber Sl^ronil beig SBonifaciui^ S^eufenbad^, meldte im ^aifxt 1554 begonnen toorben ift, flnbet fid^ nun eine ©teile, in tt)eld^er unter Segugnal^me auf bie ©reigniffe üon 1524 unb auf 3)cndf gefagt toirb, baß nod^ ©amen t?on fold^en „ol^nmäd^* tigen fieuten" übrig geblieben fei; tt)enn man fie nid^t ol^nebie<5 fennte, tooüe er fie mit 9?amen nennen, t& feien redete natär*= 1) (Sinige t^on Sanbul|7]^d ©d^rtften ftnb im Q. 1535 gu ^afel erfd^tenen. mtfexe^ bei 3 ßd^ er, ®eL.?cj. ^p^. 1750. II, 2242. 2) ?anbul|)]^ an 2[gtip|)a, d. d. Lugduni 1509 prid. Nonas Febr.: Qai hasce meas ad te defert literulas, tuae nationis Germanus est, orinndus ez Norimberga, sed domiciliam habens Lugduni; estque rerum arcanarum curiosus indagator et homo liber, nullis irretitus vinculis, qui, nescio, qua fama tua impulsus, tuum quoque perlustrare cupit abjssum. Vellem ego profunde yirum explorares atque tibi ut suae mentis indicaret jaculum. Non procul siquidem a scopo, meo judicio, sagittat et magnarum rerum experientia apud eum in aliquibus extat. Tum ergo ab Aquilone in Austrum vola, undique Mercurialibus penna- tus alis, si lubet, sceptra amplectere atque illum, si nostra velit jurare capitula, nostro sodalitio adscitum face. Caeteri comilito- nes nostri hie tuum sperant adventum. Comel. Agrippae Opera II, 695. S) Hebrtgend mar aud^ $aracelfu9 im ^al^r 1529 in ^^ümberg. (B, ^tevL, a)ic S^eoi. be« Xif. ^arocclfn«. «erlin 1836 @. 67. 25* 388 Itd^c ffiicbcrtäufer, 3*^i"9ttancr, ©d^tocnlfclbcr.*) ^n ber Sil^at gab eiS iamal» nod^ SSrüber in 9türnberg, unb tl^r ffiortfül^rer toar bcr 3WaIcr ^aul fiautcnfacf, ein SRann, ber in feinen retigidfen Slnfd^auungen atö ©d^toenlfetber galt; im ©rnnbe aber ber Süd^tung '&Qnppa& unb ^^randiS ange^rte unb mit biefen unter bie QaS)i ber ,, freien SEäufer" gejäl^tt toerbcn ^auf gautenfad toar im ^fal^rc 1478 ju SSamberg geboren, tDo er uniS juerft in @emeinfd^aft mit bem ^uci^bruder (Sr^ linger al^ eifriger Slnl^änger ber {Reformation entgegentritt.*) SSon bort tttoa 1524 auj^getoiefen, begab er fid^ na^ SRürnberg, too er fofort mit ben SDiännern, bie aföbalb unter bem neuen ©eIten*SWamen ber Stäufer belannt tourben, gül^Iung nal^m. £)h n)ol^I aud^ il^m aliSbalb 93eISftigungen gu 2:i^eil kourben unb er bie ©tabt geitti^eilig t)er(affen mugte, fo blieb er bod^ bid an feinen SEob (f 1558) in SWürnberg, unb fo gefd^al^ eö, ba§ bie Qfbeen, toefd^e toir fennen, fid^ in SWürnberg minbefteniS U§ über bie ^SJättt it§ :$Jal^rl^unberti8 l^inau« erl^ielten unb in feiner ^er* fon einen Vertreter fanben^*) 3fn ben Qfal^ren, toeld^e jtoifd^en 1524 unb 1560 lagen, l^atten fid^ natärlid^ aud^ innerl^alb ber ©obalitSten mand^e SSJanblungen t)oQ3ogen. 92amentlid^ tritt unter il^nen bie Sr^ örterung ber f^^ejififd^ religiöfen fragen attmäl^Iid^ etwa^ in ben ^intergrunb ober fie toirb toenigftenö nur nod^ innerJ^aCb ber engften ffreife im tiefften ©el^eimniß fortgefe^t unb an il^rer ©teile erfd^eint üor ber Deffenttid^Ieit aliS Qtotd ber SBrüber 1) ®. a. 3BUI, Se^trdge gur d^e^. be« ^nttbaptidmu« in S)eutf(l^Ianb. 9lürnberg 1773 @. 3 f. 2) 3. geller, Sfleformattondgefd^td^te be« ^idtl^um« ^Bamberg. 1825 @, 44. 3) Sfn ber ^ibltotl^ef gu Bamberg finbet ftd^ nadf. Settfd^u^, Stata* log )€. 1887 II, 9^r. 898, ein äRanufcript k^on Dr. med. ®eorg StU^, Ueber $aul Sautenfacf« Offenbarung (i^l^rtfii. 4 SBI. 389 bad @tubtum bex Snaturpl^Uofopl^te ober aud^ bte Pflege ber „aWagtc" unb bic Stuffud^ung bcö ©tciniS bcr SBeifen. !Dal^er öcTOanbeln fid^ bic ©obaütStcn ber §umantften im 17. ^dSjxfjnn» bert mcl^rfad^ in (Sefcflfd^aftcn, torid^c toon bcn 3lu§enftcl^enben al& 9(Id^t|miften, Z^l^eofo))l^en u. f. to. Bejetd^net kuerben unb an bcren SScrfen fid^ in golgc beö ©el^eimniffeö, unter bcm fid^ 9(Qed )7ot(2og, mand^e ©d^tpinbler unb ®o(bmad^er l^efteten. Unter il^nen taud^t um ba« ^af)x 1618 ber SWame SRofenIreujer ober ,,SBrüber beö rofenfarbenen ÄreujejS" (fratres roseae crucis) anf^) — ein 5Wame, ber bereit« in feiner 3iJf^wwi^"^fe^^"9 <^"f biejentgen S^^^^ ^^'^ ©^mbote l^inbeutet, »eld^e bie „®emein* ben unter bem ffreuj" ober bie „l^eimlid^en (Semeinben" oft t?er* koenben, unb auf loeld^e Bereit« um 1530 9(nf))ielungen in ein« jelnen täuferifd^en iCraf taten öorlommen.*) 3n t?ielen ®efd^id^t«toerfen — id^ erinnere nur an JRobert Seüarmin — finbet ftd^ bie SSel^auptung, bag Defiberiu« @ra§* mu« ber eigentlid^e äSater be« fogenannten 9lnaba:pti«mu« gen)efen 1) dHne im ^aaq im 3. 1622 k^or^anbene gel^eime ^efellfd^aft, toeld^e k>on Sttgenße^enben at9 ,,^Id^^tntßen'' begetd^net »urbe, nennt ftd^ felbfl Slofenlreuier. ^qU ben ^nffa$ Don ^lilpfel über bie Siofenlrenjer bei ^erjog unb ^litt, 9{earencvcIopäbie XIII, e. 68. 2) Um ba« 3. 1530 erfd^icn: (®l^t. ©nbtfelber) «on »oret ©ottfälig- leit nnb Elrt ber Siebe ein lur^e Setrad^tung. D. D. n. 3f. 2)ort l^eigt e9 »I. C. 4: ^2)ie »raut ®^rifH (b. )&. feine ®emeinbe) ift wie eine Slofe nnter ben SDornen — fein 3erufalem nnb ©ürgetfd^aft (liegt) unter ben Reiben, bamm leieren btefe bad Jtreu) (l^l^n{H aus'' )c. ^n ben neuen %n9* gaben biefer ©d^rift t^on 1618, 1619 unb 1781, »eld^e fid^ aU ^nbang p ^.^Hgemeine unb ®eneraI«9leformatiou ber ganzen weiten SBelt. 23eneben ber Fama fratemitatis beg Sobüd^en Drbend beS Slofencreu^eS'' tc. finben, fielet @. 171 ff. biefelbe ©teile in etwad erweiterter f^orm unb bann l^eigt eiS (@. 172): ,,2)arum k^ernid^ten alle SeÜfinber ha9 rofeuHeblid^e Hxen^ Sl^rifli'' n. f. w. — 3d^ citire nad^ meinen (S^emplaren ber ge» nannten @d^rifteu. 390 fei. Dtcf c angäbe ift natürltd^ falfd^ ; toa^x tft aber, ba§ ©raiS* mn&, inbem er in feinen ©d^riften bie altd^riftltd^cn 3^*^^^ at53?orbilb l^inft eilte unb getegentUd^ aud^ erllärte, baß bie a^}ofloIif(i^en ©emeinben lebiglid^ bie ©))ättaufe gefannt l^aben/) einige ©runbgebanfen ber altetjangetifd^en ©emeinben au^gc* fprod^en f)at SBa^ in biefer SRid^tung inbeffen anf @ra§mu§ jutrifft, ba§ gilt nid^t minber üon wandten anberen Slnl^ängern be^ Ifaffifd^en aittertl^umiB. Diefe gorfd^ungen finb für SSiefe bie SBrüdEe ge* toorben, toetd^e fie jum fird^tid^en Slltertl^nm, b. 1^. ju be« attd^rifttid^en Qtittn gefül^rt l^at, unb toäl^renb fic auf biefem S3oben meift ju Ueberjeugungen famen, bie fie mit ben l^err^ fd^enben fird^Ud^en Sluffaffungen in Sonflift brad^tcn, begegneten fie fid| mit ber religiöfen ißid^tung, bie auf ®runb alter Ueber* lieferungen in ben ^efeerfd^ulcn unb mand^en Sruberfd^aften öor* l^crrfd^te. ®urd^ bie SSermitttung ber SDlatl^ematifer, für toeld^e bie Senntnig ber alten ©^jrad^cn ebenfalls toid^tig toar, fanben bie |)umaniften ben S33eg ju ben SBruberfd^aften, ttjetd^e ,,nad^ ber ©eometrie arbeiteten", unb oft enttoidCette fid^ barauö ein fel^r frud^tbareiB SSerl^ältniß gegenfcitiger Slnregung. ij^nnerl^alb biefer Sruberfd^aften, bereu eifrige 5D?itgIicber ja außer ben fjormfd^neibern unb ©teinme^en aud^ bie SBud^brudter toaren, l^atte bie üortutl^erifd^e beutfd^c SSibefüberfefeung bie §in* neigung ju ben äfteften Qtittn genäl^rt unb tüad) erl^alten, unb nod^ im 16. ^^al^rl^unbert toaren ^an^ Dtljmar unb ©itöan Dtl^mar bemül^t gehjefen, biefe Quelle be^ d^riftlid^en ®lauben^ ben S3rübern n?eit unb breit gugänglid^ ju mad^en. SBenn jefet bie §umaniften biefelbe Oueffe (toie e^ @ra§mu§ unb feine iJreunbe feit 1514 tl^aten) in gried^ifd^er ©|?rad^e brudten 1) ©irngc Selcgc l^tcrfür bei Crosby, The history of th© EngUsh Baptists. London. I, p. XIX. 391 Itcgen unb glcid^jcittg bie übrigen nod^ tjorl^anbenen aftd^rift* Kd^en ©d^riften — id^ erinnere nur an bie erfte Drncflegung beig ,,^irten" beö §crmaiJ unb an bie StUiSgabe it^ Drigeneö, toeld^e um bief elbe 3^^* bef orgt ttjurbe ^) — toieber an ia^ 8id^t gogen, fo toar bteiS bod^ lebiglid^ eine ffortfcfeung ber Söeftre* bungen ber SBrübcr — eine fjortfefeung, bie fd^on beßl^atb mög* lid^ermeife auf bie Slnregung berfctben l^in gefd^al^, ttjeil bie ®efel^rtcn, toefd^c biefc Sudler l^erflcBten, nteift in bcn Offici* neu ber SSud^brudCcr felbft tl^ätig toaren. ÜJian »ei§, baß feit ettoa 1550 gerabe bai8 ©tubium ber alten ®)pvaä)tn in feinem gortfd^ritt einigermaßen jum ©tiCftanb fam, bod^ gab eS immer nod^ SEl^eoIogen, n?eld^e gugleid^ |)uma« niften, unb §umaniften, bie jugleid^ S^i^eotogen tt^aren, unb üon biefen l^at bod^ ein nid^t unerl^ebtid^er SJrud^tl^eil an ben ®runb* gebanfen ber atteüangelifd^en ®emeinben feftgel^alten. 5D?e]^r afö man gemeinl^in annimmt, gel^ört Söoifgang gabritiuö ©a^ito gu biefen SKännern. ^) ferner finb bal^in ju red^nen^auf SSoIj*), Sacob SBielfelb^), Suftuig SSelfinö«) (geb. c. 1505)/ ®oeüu5 ©ecunbu« ©urio«) (1503 — 1569), ©ebaftian 1) 2)te erfie ^udgabe be9 ^ennaS beforgte f$aber k^on (Stoipled f. $er« 30g unb Pitt, SRcatcnc^do|)Äbic unter $eruia8. — @tne 3Iu8gabe be« Ori- gcnc« bcforgtc ©raSrnu« um ba8 3. 1520, 2) $gl. heberte, S. (S^apito^ ^erl^ältnig pm anabopttSmit« in ber Stfd^r, f. b. l^ifior. Xl^eol. 1857 @. 285 ff, ©ort ^eigt c« unter «nbercm (@. 292), bag einzelne ber mid^tigflen @ä^e, benen dapito in feinen ©d^riften 9(udbru(f giebt, ^fafl toörtlid^ bei ©encf in feinem Süd^Iein k^om ®cfe^ unb fonfi begegnen". 3) @. über il^n %. ®. SRöl^rid^, SWittl^eilungen an9 ber Oefd^. ber ebang. Äird^e be« (gifaffe«. ©traßb. 1855 III, 203 ff. — SRatl^geber, Re- vue d'Alsace 1870 p. 155 ff. — §orowift u. ^artfelber, ^riefmed^fel be« ^eat. Wfenam^ 1886. 4) ®oebefe, ©runbriß ber 3)ent. iRat.«2it. 2. 2[ufL 11, 316 ff. 5) e^r. (Btpp, Äerf^ifl. ©tubicn. Seiben 1885 @. 91—179. 6) e« xft neuerbing« öon Ä. ©cnratb, ^eoU @tub. u, Ärit. 1885 @. 22 ber ^emeis erbracht morben , bag d^urio in aller ^^orm ä^itglieb ber ^ 392 ffiaftelüo (flcb. 1615)»), {Ruptec^t t>. mo»f)am, betrug ytamn§ (t 1672), 3)iricf »ollerftoon (Eoornl^crt (f 1590), »alenttn SBeigel (t 1588)«), Dr. ^o^. SScijcr (f 1588) unb Slnbere. @iS tparen namentltd^ italienifci^e, franjSfifd^e unb l^ol^ länbifd^c ©elcl^rte, tocld^e, obtool^I fic bcr gorm no^ fid^ meift jur rcformirtcn Stxt6)t l^ieltcn, bod^ il^ren religiöfen änfd^auun* gen nad^ ju bcn „freien Käufern" gel^örtcn. Unter ben furd^tbaren ©türmen ber iBerfoIgnng, toetd^e jeit bem SRetd^ggefe^ toom ^afft 1529 über bie JBrüber bälgte gc* branfl maren, mar mand^er QtotxQ gebitdCt unb mand^er frud^t« bare Äetm jerftört toorben. 9[Qetn totnn bie ®egner geglaubt l^atten, bag bie alten ®emeinben unb 93ruberfd^aften Demid^tet feien, fo foQte t^ laum l^unbert Raffte naä) ber erften Srl^ebung an ben Sag lomnten, baß bie 93rüber fid^ nur einige ^f^l^^jel^nte gebeugt l^atten, bag fie aber, fobalb ber Slugenblidf gelommen toax, mit gefammetter Sraft t)on Steuern auf bem @d^au|9la| ju erfd^einen entfd^Ioffen toaren. SDian toeig, ba§ feit bem JBeginn be« 17. ijjal^rl^unberts bie SRieberlanbe burd^ ben SlrminianiömujS,^ an beffen S^jitje SDiännet toie DIbenbameöelbt unb ^ugo®rotiu5 ftanben, Sugtanb ©rübcr*®emcinbcn gctoefcn x% bie man Xfiufer nannte. ®gl. ferner ben Irtifel ST^fi^I^d in ber iflUg. 2). Siogr., mo ft^^ and^ bie OueHen angegeben finben. 1) Ueber ©aflettto Jagt SWäl^Iv (SCttg. 3). ©iogr.): „3u ben (Stgen- tl^ümlid^Ieiten SafleHio« gel^örte feine ©^mpat^ie mit ber @e!te ber Sieber« tauf er. (Sr l^at ftd^ gti^ar nie, meber öffentlid^, nod^ im gel^eimen, p ber« felben befannt, unb roa9 feine geinbe barüber fabelten, ifl ^erlenmbung; XDof^l aber fHmmte (S;. mit ben SBiebertänfern in ber $(nfid^t überein, ba§ bie 2:aufe erfl bann flattfinben folle, »enn ber Täufling über feinen ®Iauben SRed^cnfd^aft geben lönne". 2) ©. über il^n «ug. 3f rael, M. SBalentin SBeigel« geben u. @d^rif- ten. 3f<^of)att 1888. 393 invü) bic SBromniften unb 3f«J^cp«tti>^J^t«i^ «nb 35cutfci^* lanb burd^ bie 93etpegung, totläft an ben Spanten ber 9iofen« frcujcr anfmlpft, auf ba« ttcffte aufgeregt unb erfd^üttert tourben. @5 liegt augerl^alb unferer Slufgabe, btefe (Sreigniffe im ©injelnen ju tjerfolgen, aber toix toürben biefelbe nid^t üollftänbig gelSft l^abeu, toenn totr nid^t barauf l^mtoiefen, ba^ jene SRid^* tan^tn unb ^arteten e« getoefen ftnb, burd^ toeld^e bie faft ein Qfal^rl^unbert l^inburd^ jurüdCgebrSngte giteratur ber anfangöjial^re ber ^Reformation ju neuem fieben ertoedCt ünb ))Ianmäß{g er* neuert unb verbreitet toorben ift. Um bai^ Qal^r 1618 trat bie merftoürbige Sll^atfad^e an baS Sid^t, ba§ ber ©ebanle, toeld^en einft ©criptortiB unb ©taupife in bie SBorte gefaßt l^atten, baß man ju ben altd^riftlid^en Seigrem gurüdCf eieren muffe, treu beioal^rt toorben toav, unb ^n^ gletd^ jeigte e« fid^, ba§ bie faft tjerfd^oßenen ©d^riften jener 5D?änner von ©efd^Ied^t gu ®efd^'ted^t in biefen ffreifen fortge* :pflanjt unb l^ier meift l^anbfd^rifttid^ tjerbreitet toorben toaren. SQSäl^renb in ber ^eit toon 1525 U§ 1605 nur eine ein*» jige 3lui3gabe von ©taupi^ ©d^riften, nämlid^ ia^ SSüd^Iein von ber Siebe ©ottejS, burd^ (ia^p. t>. ©d^toenlfelb beforgt toorben toar^), erfd^ienen gtoifd^en 1605 unb 1630 minbefteujS ad^t SReubrude. SKan lönnte bieS ja üiefleid^t atö S^f^^ betrad^ten, aber tt)a§ üon ©tau^i^ gilt, ba^ trifft mel^r ober Weniger auf bie gefammte Siteratur jU, toetd^e toir oben al§ bie giteratur ber beutfd^en äJi^ftif unb ber alteüangelifd^en ©emeinben lennen gelernt l^aben. 1) „^in ^tl\Q9 9leme« Sfar. $on ber Siebe ©otted. $on ber ®otte« Siebe, bie in (Sl^riflo xft unferm $errn, wirb und »eber Xoh, ^ehen nod^ ic^td ((Reiben: bann »ir in aUeni bifem obfigen burd^ ben, fo nnd geliebet l^at". füSm. 8. O» O. u. 3. 4^ — gfn ber ^orrebe belennt fld^ ©d^toenf- felb ald Herausgeber. 394 Der l^ertjorragenbc Slntl^cil, tocld^cn bic ,,bcutfd^c STI^cologtc" an ber rctifliöfcn SSctoegung ber Slnfangi^ial^rc gcl^abt ^at, ift ja 6cfannt. ä^if^^i^ ^^^ Qfal^ren 1525 unb 1558 ^at bcren SScr^ brettung, tote bte 5Weubru(Ie betoeifen, lebigtid^ in ben ^änben Don 5D?ännern tote ÜDend, §ä^er unb ©d^tocnlfelb gelegen. S3on 1558 bi^ 1597 ift nid^t eine einzige Sln^gabe erfd^ienen, toä^^ rcnb üott ba an ii^ 1631 minbeflenia fieben erfolgten.^) SSon anbeten ©d^riften ber fogenannten 2:äufer, gum a3eif:piel üon ©igmunb ©alminger« ©d^riften^), t?on ©nbtfelberiS frfil^er tjielgelefenen Straftaten, üon DendfjS SBüd^ern, üon JJrancf^, ©d^toenffetbS unb ©rauttoalbö SSSerlen toar jum STI^eH feit ad^tgig, jum S^l^eil feit fünfjig ^^al^ren nid^t ein eitiji^ ger 5WeubrudC erfd^ienen; iefet bagegen fanben fid^ ^eraujggeber, Drudfer unb üor allem fo gal^Ireid^e Säufer, bag feiten eine eiujige 3luflage genügte, unb nid^t allein in beutfd^er, fonbern aud^ in l^ottänbifd^er unb englifd^er ©))rad^e tourben biefe Sraf- täte jefet verbreitet.*) Unb äl^nlid^ ging ej8 aßen el^ebem ju* rüdgebrängten SIÄännern: ^Qvippa, $aracelfuig, Sautenfad, 6a* ftettio, ©urio unb 9(nbere tourben avL§ ber SSergeffenl^eit l^er* borgejogen, unb fo gefd^al^ ei8, ba^ bie Oebanfen, meldte feit 1) @. ba« ißäl^erc bei fjr. Pfeiffer, ^eotoqxa bcutfd^. 8. Stuffage. (SütcrSlol^ 1875. @. Xn ff. — 3)ap ögl. ÄcIIer, 3)te «cformation @. 471 ff. 2) ©alniingct, ©igm. Slug »a« @runb bic ?icb cntfpringt ac. granffurt a/9W., (ggenolpl^ (gmmcl 1619. (Sufammen mit einigen ©d^riftcn SJof. ©eigetö.) ©in ^jemplar in meinet SibUotl^ef. 8) ^ud^ anom^me tfiuferifd^e Sraftate würben bamal« loon feuern ge» brudft unb iaf)\vei(i) verbreitet, ^ie ©d^rift: ,,@in fd^ön ©ebetbüd^Iein, mU d^e« bie (Sinfeftigen unterrid^tet" l^at baburd^, bog 3o]^. Strnbt biefclbe in feine SSier SBüd^er öom »a^ren (El^riflentl^um (Lib. TI, Cap. 34) wörtlitj aufgenommen l^at, eine auger orbentlid^e Verbreitung erlangt.* iRad^ $einr. ^^nt 3o^. Sifd^art« ©ämmtlid^e ©id^tungen 1866 »b. H p. XLVII ijl ba« früher bem ^^ifd^art jugefd^riebene l^öd^fit bebeutenbe @iebid^t „3)ie ^elel^r« ten bie SSerle^rten" im 3. 1584 öon g. nur neu l^erouögegcben worben. 3n SBal^rl^eit ifl e« gtoifd^en 1526—1530 in ben Ärcifen ber Säufer ent- flanben. 395 1535 md) fd^toercn Säni:pfcn ücrnid^tet ju fein fd^tcncn, fett 1618 fid^ tjerjüngt auö bcm ®robc erl^obcn, um üon ba an niemals toiebcr jU üerfd^tptnben. (S& ift merftofirbtg, bag bicicnigen Wl&nnex, meldte ju Sin* fang beS 17. :3ö^^^ww^^^^*^ ^i^f^ ©rneucrung üoßjogcn, fd^on öon bcn 3^i^9^i^öff^^ ^^^ ^ic SScr treter einer beftimmten gartet betrad^tet unb unter bem SWamen ber Sßeigelianer ober 9?ofen* freujer jufammengefagt jU toerben ))flegten. ^ä) laffe bic ©efd^td^te biefeiS neuen ©e!ten==5Wamen§ auf fid^ bcrul^en. ^n bem Umftanb aber, baß feit 1618 fotool^I ©d^rtften be§ ©tau^Jtfe, tt)te Dendtö, ©d^toenffefbs unb 'SlQxippa& öon ben fogenannten 5Rofenfreujern t?erbreitet tourben, lommt bie mid^tige S^l^atfad^e gum SluiSbrudE, baß bie inneren (Segen* fä^e, toeld^e im fed^jel^nten ^f^l^'^l^wnbert innerl^alb ber alteüan* getifd^en ©emeinben fid^ l^erauiSgebitbet l^atten, im Sauf ber Qtit gemilbert toorben toaren. SBaiS baö 17. ;3ö^^^iJi^bert nad^ bie* fer Siid^tung l^in begonnen l^atte, baö fanb im 18. feine gort* fefeung. Sin erl^eblid^er Zi)tit ber Qfbcen, für toeld^e im 16. ^ai)v^. anfd^einenb l^offnungiSloS gefäm:pft toorben toar — man beule nur an bie ^itt ber ©etoiffeuiSfreil^eit unb an ha§ fjrei* n}UIigfeiti3))rinci:p — , brad^ fid^ mäd^tiger unb mäd|.tiger Sal^n. 3toar würben bie Parteien, toetd^e unter neuen formen unb SWa* men bie älteren SBeftrebungen fortfe^tcn, üon bcn ©egnern nad^ toie öor aU ©eften bejeid^net unb neue ©eften * 5Wamen (j. 33. greigcifter, ^ietiften, SRationaliften) famen in Umlauf, aber bie alten Jorberungen fanben in ber ©eftalt unb in bem Umfang, in weld^em fie bamafö formulirt toaren, eine fo gläuäenbe SReil^e üon SSorfäm^jfern, baß e5 gelang, il^nen im bürgerlid^en unb religiiJfcn Seben eine ftarfe ©teCung gu er!äm^)fen. 35 eil a gen* 1. ^of). t>. ©tam^ife an ®. ^palatxn. ©aljbtttg 1518 ©cpt. 7.1) Salntem et gratiam Domini nostri Jesu Christi. Quod de Martine Lnthero nostro scribis, amice integerrime, in se qui- dem durum, tuo dulcescit eloquio, quippe qui amorem spiras, terrendo roboras. Non fallit, qui se tertium promisit, consen- tientibus pie duobus in unum. Cum igitur tuam excellentiam amore fervere mente per- tracto, et quam sis solicitus, ut id ipsum persuadeas aliis, unam nee minimam abegisti desperandi occasionem. Non enim possunt consentanea non ezaudiri pia vota. E coelo quoque yox Spiritus sancti illuminat pariter et confortat. Si videris calumnias ege- norum et violenta iudicia, et subverti iusticiam in Provincia, non mireris (inquit) super hoc negotio, qui excelso excelsior est alins, et super hos quoque eminentiores sunt alii, et insuper nniversae terrae Rex imperat servienti. Quaerenda sunt remedia iuris, imploranda suffragia Sanctorum et bonorum hominum, magis pro veritatis, quam vitae conservatione, et dum neutrum adesse cemitur, serviendum est imperanti Begi universae terrae, patiendum, moriendum pro veritate, quemadmodum veritati potius, quam nobis vivendum. Tu igitur, condiscipule Christi, sectator evangelicae veritatis, ora mecum, quatenus Dominus noster, Jesus Christus, se ipso nobis luceat, qui Lux est mundi, veritas, via et vita credentium, tribuatque se humilem humi- liter quaerere, sobrie sapere, sed inventum constantissime intre- 1) ^ter naä) betn 9(6bru(f bei SB. ®nmm , De Joanne Stanpitio etc. in bcr 3tf(^r. f. b. l^tfi. SCl^coI. 1827, $cft 2 @. 119 wtcbcrl^olt, tocU bct iBrtef tro^ biefed ^bbrudd faft unbead^tet geblieben \% 400 pideqne praedicare. Post digneris Illnstriss. Principem, Domi- nnm tnnm et meum, hortari, ne deficiat ob frandem illornm, qui serpentina lingua moliuntur veritatem subvertere, sed neque rugitnm Leonis expavescat. Scriptum est de isto, cni veritas Dei scutnm est: Angelis suis mandavit de te, ne forte offendas ad lapidem pedem tuum; super Aspidem et Basiliscum ambn- labiSy et conculcabis Leonem et Draconem. Abstineat serenis- sima Dominatio saa a suis, Luthero, Staupicio, sed et ab or- dine; veritatis manutentioni duntaxat intendat, ut veritas in lucem veniat, fugatis tenebris satagat, modo securus sit locus, ubi absque metu, cadente in virum constantem, libere loqui possit. Ego novi, quantum saeviat Babylonica, ne dixerim Romana, pestis in eos, qui abusibus yendentium Christum con- tradicunt. Vidi enim Concionatorem yerissima docentem de Pulpito yiolenter rapi, et licet in maxima Festivitate coram omni populo per cordas trahi carcerique mancipari. Sunt, qni crudeliora conspexerunt. Hucusque non video, vel tua solici- tatione vel lUustrissimi Principis patrocinio defuisse quicquam. Age, obsecro, perseveret celsitudo sua in eadem sententia, intuitu summae et aetemae veritatis, pro quo tibi maiora debentnr, quam nos sumus duo quidem, Martinus et ego, sed tecum unnm in Christo in aeternum benedicto. Vale. Ex Monasterio 7. Septembris MDXVIII. Deditissimus tuae excellentiae Erater Johannes de Staupitz. 2. Qol^ann 2)en(f an Seit JBilb. Domino Vito J. Dengkius EwpaTrelv. Musä tuam mea, Vite, cupit cognoscere musam Atque ego te multum visere, Vite, velim: Impera^), si nigro fas est audire cucullo Tectum, qui nulla religione nitet. Sed scio, te Christi saltem me fönte renatum haud Spemere, cujusvis ordinis inde siem. 1) UnbeutUd^; ob Tempera? 401 Domino et fratri Vito E? TLva öot h £(JLOL ttXtiv tov ßa7UTt(j(JLbv apsaxet Idem latine. Non nisi stalta mei tibi post baptisma placere Possunt; nam totus (credito) stultus ego. Dengkius (si vis) tuus,*) 3. aSctt S3tlb an Qo)^. J)cncl. F. Vitus J. Dengkio suTUpa^fav. Ex tempore. Musa, gravi tribuit^) quam morbo tempore dormit^) Multo, languescens relligionis iners. Accessus tibi pandetur, quo visere possis Me simul alloquiis exhilarare tuis: Te mihi commendat non solum pneumatis unda Qnum placeant graecum carminaque euXcSytov. Vale si8a{(JLOvo^. Sis salvas. 4. ^of). 5Dcn(f an SJcit S3tlb. eto^ingen 1520 ^dx^ 21. Fratri suo Vito B. Joannes Dengkius Salutem. Postquam nos dux ille Concordiae Christus in mutuam traxit amiciciam Augustam fere nunquam. non desideravi, subinde tuam mente volvens imaginem. Sed quid hoc usque adeo in te est, 1) !S)iefe unb bie folgenben ^erfe unb Briefe flammen au9 ber $bfd^r. Bildii Consc. Part. III. im bifd^öflid^cn Slrd^iö gu SlugSburg. Qä) öcrbanfc bicfclbcn bcr (SJiitc bc8 ^crrn 2. @d^Önd^cn in äJiünd^cn. 3)ic brci crflcn (Epigramme fmb, ber Stetl^enforge im (S:obe| wad), in ben gebruar 1520 gu fe^en. S)ana(i^ mug l^encf fci^on früher unb jwar ju einer 3cit, mo er nod^ „puer" mar, mit ^ilb in ©csie^ung gcfianben l^aben, 2) Unbeutlid^ (docuit ?). 3) seil, dens (?). föeUer, Stau^i^. 26 402 qnod me tanto tui desiderio afficit? lila germana simplicitas, qua tu jam senior me pnemm adhnc accersire literis atqne his non ynlgaribus, sed carmine conscriptis yidere et colloqni dig- natus es. Atqni hoc non contentus eciam amare cepisti, nee etiam nunc desistis. Nihil honim adulanter dictum ezistimes velim. Praeterea, qnod scribam nihil habeo, quam quod non sane libenter ago Stotzinge. Intelligis quid velim. Tu me fratribus tnis et ab- bati commenda, si poteris, et eosdem salvere meo nomine jube. Vale et rescribe. Stotzingae, 1 2 Calend. Aprilis anno etc. MDXX. Kasce literas, quas tibi Georgius Flanckmuller commen- davit, ad Adellmanum deferre cura, eique me iterum atqne iterum commenda. 6. SBcit JBilb an Qo)^. S)cn(J. Kugdbucg 1520 WpxU 20. F. Vitus Joanni Dengkio salutem. Epistolia tua, mi Joannes, 18. me Kalendas Majas acce- pisse illicoque D. B. Adelmanno cum tui recommendatione eidem pretitulatum misisse ambosque yaria super statu tuo tractasse parumque abfuisse, quin jam jam ad nos literis advocatus fnisses, scias. Mitto igitur schedulam, quam ultimo ab eo accepi te ezhortando, ut mentem tuam nobis desuper insinuare velis. Vale et me, ut cepisti, ama. Ex coenobio nostro Augustano sancto- rum üldarici et Aphrae. 12. Kl. Majas anni seculi currentis 20. F. Vitus Bild, ibidem coenobita. Plura scripsissem, nisi variis obrutus occupationibus fiiissem. Amicissimo suo Joanni Dengkio, Stotzingae agenti, dentor litterae. 6. ^of). !Dcii(f an SSctt »ilb. ©to^ingen 1520 Tlax 25. Fratri suo Vito Bild salutem. Bene facis, mi Vite, qni absentem me ita amas, ut non possim non sentire aeque ac si 403 praesens essem. Conditio igitnr, de qua scribit Adelmannas, optime plaoet. ütinam fieri possit, nt ad penthecosten (Mai 27.) ad Yos yeniam , ex hac miserrima stndiosornm captivitate libe- ratns. Bernhardnin autem Adelmannnm non possnm non inte- gerrimum virum judicare, qui mihi vix tribus et bis simplicis- simis verbis operam suam pollicitus ita prestitit, ut neqne qni mazimo yerbomm poUicentur apparatu. Ex quo mihi vernm apparet Graecomm proverbium (XTüXoOv eivat tov t^^ akrfieloLQ Xoyov, simplicem esse veritatis oracionem. Tu, mi Vite, interim cnm fratribus tnis, imo nostris et abbate vale. Stotzingae octavo CaL Jnnii anno post restitutam salutem MDXX. Joannes Dengkius 6 dd ao^, Fratri sno charissimo Vito Bild Acropolitano, Auguste apud divom Hulderichum Benedictino, fratri suo. vn. SBtIItbalb ^irdl^ctmcr an ^o'f). £)ecolampai. Sßürnbcrg 1524 Qan. 23.^) Xob SbelmanniS. @enbung t)on l^üd^ern an (Sratanbec burc^ 3)eiii. SRatl^cmatifd^c ©tubicn. S. Quod tu me, mi Oecolampadi, confirmaveris , admodum gaudeo ac opto, ut magnanimiter ac constanter omnia ad versa feras. Quid enim aemulis tuis gratius facere posses, quam hinc inde vagari ac nullibi consistere; proinde, si vitia ac ho- minum ingratitudinem fugere quaeris, non solum de civitate in civitatem, sed etiam e vita migrare necesse erit. Noli igi- tor, quaeso^ malorum de te rumorem confirmare, seu incon- Btantiae argui, sed perdura et in fine praevalebis. Ceterum quid tibi, mi Johannes, de obitu communis amici Bernhardi Adebnanni scribam? nisi quod adeo ob illum sum affectus, ut, si etiam vellem, haud quaquam explicare possem. Prob mise- ram vitam nostram et curas inanes. Praecessit nos, utinam sequamur, quemadmodum Christianos decet. Interim ipse cum piis vivat. Librarius quidam Lipsiensis libellos quosdam ad me 1) 2)cr 35rief »irb l^tcr nod^ 3. 3f. ^tx^oq, 30]^. Decolampob. ©afel 1843 n, 268 feinet SBid^tigleit toegeti tpteber^olt. 26* 404 misit ac rogayit, nt illos Cratandro nostro consignari cnrarem, qnod per Denckinm feci. Nactns sum libellos qnosdam Joan- nis de Begiomonte nnnqnam antea impressoSy inter quos est über trianguloram , item defensio Theonis contra Trapezantiam; si aliquis apnd vos esset , qui imprimere vellet, illi copiam fa- cerem, sed necesse esset, nt corrector Mathematicis institntns esset disciplinis. Verti et ego hac aestate Ptolomaei (jeogra- phiam, qnam impressoribns qnoque dabo, una cnm annotatio- nibus ejnsdem Joannis de Begiomonte. Scriberem tibi de con- yentn nostro, si qnid scribendnm esset, sed nihil hncnsque ac- tnm est. Jam principes se ad hastamm accingnnt Indnm. Concionatores nostri in quinque locis libere Evangelinm praedi- cant. Unde Norembergenses a quibusdam haeretici appellantnr, ab aliis vero landantnr. Faber vero ille Constantiensis se omnes yicisse gloriatnr, qnamvis cnm nnllo, saltem ertra pocnla, con- gressns sit. Tn bene vale, mi Joannes, et omnes mundi rumores nnins censeas assis. Qnod et ego facio. Nnrembergae etc. Tnns B. Pirckheimer. 8. i^ol^ann 35cncIiS SBcIcnntniß. 1525 3anuar.*) ©rftci^ Scfcnntntß. 3c^ Sodann SDcngf Bcfctin, baö td^ in bcr tool^rl^a^t bcfinbc, fül unb ^püx, bai^ tc^ attgebomer SEBe^g ein armutfeliger äßenf(^ bin, nemlic^ ber aQer ^and^e^t Ut)H unb ber feelen untermot^ fcn ift. ©pur aber boc^ barneben anä) etttnod in mir, baiS mir ntei« nem angebornen mutttDiUen freftig koiberftanb t^ut unb ja^gt mir 1) %u9 bcm ctgcn^änbtgen 9Konufcri|)t ©end« im Jh:ci««^rd^iö ju 9lfirnberg. Obmol^t id^ ben Don mir beabftd^tigten ^bbrud angefttnbtgt ^atte, ifl bojfetbe tnütttfd^cn in bcn Äird^cngcfd^td^tltd^cn ©tubtcn. Seipjig 1888 @. 231 ff. öon Äolbc tocröffcntlidfet »orben. 3ci^ l^alte bie Sßicbcr^olung an biefer ©teile unter ^rsngno^me auf Stap. 8 ntd^t fär überftüfftg. 3)ap6e gilt toon bem unter 9hr. 9. folgenben ^utad^ten. 405 an ain Ie6en ober feliglatt, bal^tn ei^ mein feel \o unmüglid^ ge« buncft ju lontmen oli^ ei$ meinen (e^b unmüglid^ gebundt in ben {td^tigen ^imel ju fte^gen. WHan fogt, butc^ ben ®(auben lumme man ju bem leben* Sag td^ fein; mer gibt mir aber ben glauben? 3ft er mir an« gebom, fo mugt id^ bai^ leben t)OQ angeborner tott^^ ffaitn, bad tft nit 3(^ l^ab t)on tinbl^e^t auf t)on meinen eitern ben glauben gelernet, im munb umbgejogen, barnac^ auc^ menfd^Uc^e bud^er gelefen unb nod^ t)iel mel^r mid^ einiS gtauben^S gerumbt, aber in ber n^arl^a^t bad gegenta^I, fo mir t)on notur angebom ift, n^e red^t betraft, toie kooll ed mir }u bil malen fürgetoorffen ift. S)ifen falfc^en glauben ftraft gemig t)orgeme(te angebome armutf eligla^t* Sann iä) fil^e in ben n)a^r^a9tt , ba^ alle bietoe^I bife angebome IrandR^a^t ober armutfeltgla^t nid^t im grunb ab« n^mbt, ^e mer id^ mid^ ini^ unb mu|, ^e mer f^ t)on ndtten iun^mbt. ®Ieid^ mie ain bdfer bäum t)on art nit gut, fonber nur nod^ erger tüixi, man jügel unb toaxt ime n)ie man n)ön, n^ann man im nit ju ber tourftel fi^et unb bie übertoeltigt. SSer gern gelt l^ett unb bod^ laini^ ^at, ber ^pxtä)t gern, er l^ett taufent ®utben, totnn t^ mar n)ere* SBe^I eriS aber nit f)a\t, fo mag er entn)eberd nit alfo fagen, ober aber fagt txd, fo betreugt er bie (eut ^öd^Iid^, fic^ f eiber aber am ^5^iften. 3d^ )foIIt gern, bad id^ glauben, bad ift leben, l^ette. 9(ber biekoe^I fid^^ nit grünblid^ in mir erfinbet mag i^ koeber miä) nod^ anber leut betriegen. Sa, n)ann id^ l^eut faget, id) glaube, fo mdd^t id) mid^ mor« gen bod^ felbd lüg ftrafen, aber nit id^, fonber bie koarl^a^t, fo ic^ in mir }um te^I en))ftnbe. 2)ifed koa^g ic^ itt) mir gekoig, baiS t^ bie koarl^oQt ift, barumb mill ic^ im, ob gott mill, jul^ören, toai e^ mir fagen tDöQe unb mer ed mir nemen miO, bem miO ic^ nit geftatten. Unb mo id^ bai? in a^m gefc^öpff ^o^e ober niber befinb, miQ id) ober ^ören; koargu t^ mxi^ mei^get, koill id^ ge^n nad^ jeinem millen, mart)on mid^ ed jagt, toiU id^ fliegen. @o t)iel id^ mtd^ ber @d^rift aug meinem tiermögen unber« minb öerftel^e ic^ nid^tg. ©ooiel mid^ aber ba« treibt, fo öiel be* greiff id^ ouc^, nid^t auß ocrbicnft, fonber ou| gnobcn. SSon notur fonn id^ t)t ber fd&rifft nit glauben. Aber iaS in mir, nit boi^ mein (fog id^), fonber boi? mid^ treibt on ollen 406 meinen tpillen unb jutl^un, \>a9 treibt ntid^, bte fd^rifft ju (efen unt6 S^ugfnng millen. S((fo life i(^ f^e nnb ftnbe junt ta^I S^uglnng, bie bo freff« tig ntit^aKen, bai^ eben ha&, bad mtd^ alfo treibt fe^e (Sl^riftu^, bem bie fd^rifft jeughtug gibt, et fe^e ber fon be^ allerl^öl^iften. 2)en gtauben tl^ar id^ nit. fagen, bad id^ in l^abe on^ ange« jaigter urf ad^, n)ie knol id^ fil^e, ba| mein ungloub t)or im nit befteen lan* 3)arumb @o f|)rid^ id^, molan in ©otted aQmed^tigen namen, ben ic^ aug bem grunb meinelS l^er^en fürd^t, ^txx, i^ gTaube, ^ilf mei^ nem (Stauben. aifo l^alt id^ bie ©d^rift mit 5ßetro für ein Succm, bie bo leud^tet im finftetn. 2)ie finfternug meind Unglaubens ift t}on natur tief in ber toax^tt)t Sie ©d^rift, bie ßuccrn, bie fd^ctitt in ber finfternuß, aber f^ öermag öon ^l^r fcIbiJ nit (toie f^ mit menfd&cn l^cnben gefd^riben, mit menfd^cn munb gef^jrod^en, mit menfc^en äugen gefe^en unb mit menf^en oren geprt mirt) bie finftemug gan^ ^inmeg nemen, ©onbern tpenn ber tag, ba& uit' enbltd^ Ited^t anbrid^t, menn ber morgenftem ber glaube, tok axn fcnfforn, ber bo gegcnmertig anja^gt bie ©onnc ber gerec^tigla^t, @:^riftum, in unferm ^erjen auffge^et, mie auc^ bie fd^rifft t}on 3acob bem SlltDatter bejeugt, benn erft, fo ift bie ginfternufe be8 Unglauben^ uberA)unben. "^a^ ift in mir nod^ nit. 5)iettje^I fold^e ftnfternug in mir ift, fo iftjj unmüglit^, bo§ id^ bie fd^rifft allenthalben öerftel^n lünbe, ©o id6 f^ bonn nit Derfte^e, mie foQt ici^ bann ben glauben barauS erfd^öpfen? S)a^ l^ieffe glauben i^on im felb^ uberlommen, fo id^ in neme el^e iai er mir öon gott eröffnet tourbe. Sa, »er ber Offenbarung Don gott nit erwarten tnill, fon^ bern unbcrminbet fid^ beg toerdEj^, bo8 allein bem ge^ft ®otte8 unb @^^rifti jugel^Ort, ber mad^t gekoig an^ bem gel^e^mnug gotte^ in ber fd^rifft öcrfaffet einen müften greuel öor gott unb jeu^et bie gnab unfern gotteS auff bie ga^ll^a^t, mie angeje^gt in ber e^jiftet ^nbat unb 2. $etr. 2. 2)annen ^er finb t)or je^tten alfobalb nad^ ber apoftel ah fterben fo öil jcrtrennung ober fecten fommcn, bie fid^ alle mit fc^rift übel öerftanben Qttoapmt ^aben. SBarumb übel öcrftanben? ba finb fQ nad^ aigner t)ermeffen]^e^t ^ere^n gefaren, ^aben felb^ ainen falfd^en glauben genomen, e^e f^ einen redeten t)on gott begert l^abcn. S)arumb fagt 5ßetruig toc^ter, bai^ bie gefd^rifft nid^t eigner 407 ottflegung \tt), fonbem bem l^e^Itgen ge^ft gel^drt t^ ju au^ju«* legen, ber fQ aud^ am erften gegeben l^at. 3)ifer auglegung bei^ ge^^d mug ein ^egltd^er iut)or Be^ ^m felbiS gen)ig fein, tt)o nit, fo iftö falfd^ unb nic^tö, n)aiS falfd^ unb nid^tö ift, lan man mit anbetm gejeuglnug ber fd^rift totberlegen. 3)ad tft mein tl^un, barmit i6) umbgel^e fre^ gott ju lieb nnb eieren unb ntemanb }u la^b ober fd^anben benn toa^ in ber marl^eijt nid^ti^ i% ^araug jum iatjH mo( t)emomen mirt, mad id^ t)on ber fd^rifft, fünbe, gered^tigla^t gotted, gefe| unb ^t)angeti i)att 3)od^ ba^ id^ mid^ für|(id^ erflere, f))rid^ id^ Don ben legten t)ieren alfo* Sillain unglaub ift fünb, bie jerbrid^t bie gerec^tiglait gotted burd^i^ g^f^^; cilfo balb ba^ gefe| fein ampi t)erbrad^t f^att, lomet ba^ @t)angelium an bie ftott, burc^ bai^ gel^i^r beiS (£t)angetii^ lo« met glaub, glaub f^att fein fünb, mo lain fünb ift, bo toonet bie gered^tigfa^t gottei^. !(If ift gered^tigla^t gotte^ gott felb , fünb ift, toad fid^ toi« ber gott erl^ebt, bad ift in ber toarl^a^t nid^td. Sie gerec^tigf a^t mürlt burd^ ha^ tooxt, ia§ t)on 9{nfang tt^ar unb toiti barumb in itoat) getastet, gefe^ unb @t)angeli bon itD<ü)tx ambt n)egen, fo bo @:i^riftu^, ein Idntg ber gere(|tigIaQt, übet, nemlid^ ju tobten bie ungläubigen unb lebenbig ju mad^en bie glaubigen. 9lun finb aUt glaubige einmal ungläubig gemefen. 3)arum ftnb f^ gläubig toorben, fo *^aben f^ muffen }ut)or fterben, alfo baiS f9 barnad^ nit mer Qnen felbi^ lebten, toit bo (eben unglau« bige, fonber gott burd^ @^^riftum, ia^ f^ ja ^l^ren teanbel nit mer auff erbtrid^ f (treten, fonber im ^imel, tote ^aului^ fagt S)ig bezeuget aud^ 3)at)ib, bo er fagt, ber^erre füret l^inab in bie ^eUe unb toibex ^erauff. 2)i| aQe^ glaub id^ (ber $erre bred^ meinen ung(auben) für toax, getearte nun, toer ed t)ernainen unb umbftogen tobüt. Sin barauf urbietig aud^ t)om tauff unb abentmal, fo t)il id^ gtaube 5U t)er3aid^nen. 3^|t ift miri^ ju Iur|. 2)er $err fe^ mit und. amen. Stocited ©efenntnig. $one bem Xouffe. 3d^ Sol^cinn S)engl belenn toe^tter , bad ic^ in ber SEBarl^a^t begrc^ff, fo ferre f^ mid^ begriffen l^att, \>a§ aUe bing, fo öon 408 natur unrain ftnb, je tnel^r man f^ mafd^et, t)t tninber man mit in augrtd^ten lan. S)ann n)er »oUt fid^ bod^ unberftel^n, bem iii%ti bie töte, bem loi bie fd^n^er^e ab jun^afc^en , hittot\)t \t) im gtunb nid^t an« berd finb? @i» mere ^e t)erge6ene arba^t, n)e9l bie natur nit im ®runb ertoatd^t unb getounnen toxtt S((fo aud^ ber menfc^, bet t)on natur an teib unb feel un^^ rain ift, toixt t)on äugen t)ergebUd^ Qttoa\ä^tn, too nid^t t)on innen angefangen, ertoaid^t unb gemunnen toirt ^a^ aHmed^ttg mort gotteiS Dermag aOain l^erabjulomnten unb einzubringen in ben l^arten abgrunbt ber unra^nigfa^t beiS menfd^en, gle^d^ tok ain bärred erbtric^ t)on eim guten regen auf« gele^net toixU SSo big gefd^il^et, bo erl^ebt fid^ Irieg im menfd^en, el^e fic^ bie natur gibt unb Dcr/itoe^fctung alfo baS er toenet, er muffe unbergeign an le^b unb feel, er mOge bai^ angefangen toerl gotted ni^t erle^ben. ©leid^ tDie man n^e^nen toiU, toann ein groged gemeffer lompt, iit erben müge nit Bcftel^n, fonber muffe öerfd^toembt merben. 3n fold^er t)erjn)e9fe(ung fagt aud^ 3)at)ib, ^err gott ^Uff mir, benn ha^ getoeffer ift mir big auff mein feel gangen. ©old^e tjcrjtoe^felung ift ^c grog t)t Hain, meieret aber alfo lang ber augerttjölet in bifem leib ift; unb ba« toerdf ©Iirifti fangt fic^ ^ie^) an. 2)rumb l^att nit aUain go^anne^ ber teuffer, fonber aud^ bie a^joftel E^rifti im SBaffer getaufft; urfad^, toa§ bem SBaffer nit beftel^t, fan baiS geur nod6 h)oI toeniger leiben, baiJ bie touffe Kl^rifti ift im ge^ft unb ain üottenbung feineiJ SBerdEg. S)ig SBaffer ober Sauffe mad^et feiig 1. $ctri 3, nic^t baö eS ben unf(at beS fleifd^d n^eg t^u, funbern üon bei^ bunbd megen eins guten getoiffen« mit gott. S)ifer bunb iftö, toer fid^ tauffen legt, bag erS tl^u auf ben tobt S^rifti, ha^, toit er geftorben ifi aud^ bifer fterbc bem Slbam, toie S^riftuS ouferftanben ift auc^ bifer in einem netoen leben ttjonbel ©^rtfto, tt)ie jun SRömern am 6. SBo bifer Sunb ift, bo fommet ber ge^ft E^rifti aud5 f|in unb er jünbet an bad gcur ber Siebe , basf tjerjcl^ret üoHenb, toa^ 1) 2)te8 „l^ie" ift auögc^ftdjen uub bafür „barmit" on ben SHanb gc« fe^t üon $end(9 ^anb. 409 noä) gebrechen« fibrig tft unb' öollcnbct bog SBcrcf ©grifft. 2)ar* nod^ tft ber ©abbatg bie emig Stue in (Sott, bo fd^me^gen aQe gungen t)on ju reben* SEBo eufferlidge Zauff in genteltem Sunbe gefc^i^et ift f^ gut, tt)o nit, bienet fQ nienbert gu qu| angezeigter Urfad^. ®ufferH(^e lauff ift nid^t genöttigt gut feligfa^t, alfo f<)rid^t $aulud, er fe^e nit gefonbt p tauffen, nemlid^ aU unnottig, fon» bern bad @t)ange(ium p |)rebigen atö ndttig* Snnerlid^e lauff aber, barüon oben gefagt, ift nöttig, älfo fte^t gefd^riben: »er gloubt unb teufft toixt, roixt felig. ^om abentntat (El^rijH. 3d^ Sodann 5)eng! befenn abermal tnie öormalig, bai5 id^ be* finbe, ha^ id^ tjon natur an leib unb feel ungefunb, tjergifft unb fiebrig bin i%ber ttjorl^a^t unb atte^, ba§ td^ in beut ungefunb öer* gifft unb fieber an leib unb feel iffe, öertre^bt mir bie frandfl^eit nit, fonber meliret f^ nur. 3d^ befinb aud^, ba^ ha^, fo mid^ treibet unb gürtet, nit h)ie id^ toill, fonber wie e§ ttjill rabt unb fagt mir tote ain getreuer ar|et, biewe^t boiS öergifft im ®eblut ftedfe, möge bem fieber nit e^e geliolffen toerben ha^ geblüt toerb bann geftillet unb getempft. Unb bifeig möge gefd^e^en burd^ gttjen toeg burd^ uneffigfo^t unb abcrioffen. Uneffigfa^t ift ha^ man fid^ nit fterrfe üon innen mit un^e^ttiger fpe^§, ha^ ift mit falfd^em troft; aberlaffen ift bai^ mon aud^ euffcrUd^en leiben ftiti ftel^e nod^ Slatt be8 or^te^. 2)i6 ift bai? toerrf Sl^rifti pr abfterbung be^ Slbam^. 3?un — toittoot bag nit au6 toirt, fo lang id^ leb in bem le^b, ttjirt ed aber bod^ in bem U\)h angefangen , pm ta^I aud^ erlitten umb bei^ 93unbiS toiHen mit gott, fo id^ meinen totUen in gottei^ toiUen burd^ ffil^riftum ben HRittler fefee, mie oben gefugt üom tauff. SBcr alfo gefinnet ift unb iffet bag lebenbig unfid^tig brott, ber toixt ^mer gefterdft unb befrefftiget im redeten leben. SBer olfo gefinnet ift unb trindft au§ bem unfid^tigen feld^ ben unfid^tigen mein, ben gott ton anbegin gemifc^t l^att burd^ feinen fon burd^ baS »ort, ber toirt trindfen unb öertoa^ft fid^ nit mel^r umb fic^'^felb, fonber toirt burd^" bie liebe gottei^ gan| öergottet unb gott in im tjermenfc^t. Sa« ^a^ifet ben le^b Klirtfti gecffen unb ba§ blut .©^rifti getrundEen. go. 6. SO/ toer olfo gefinnet ift, ali^ offt er ba§ tfjut, batjon ber 410 ©crr fagt, ba§ ifk, aW offt er öon bcm Brott iffct unb au| bcm Md) tnndt, fott er bcn tobt beiJ ©errn gebenden unb öerfünbigen, SSJer nun alfo aud^ leiblid^ tffet unb trindt, bent Vjt^ gefunb unb ^a^I be^ Ut)i^ in ber niar^o^t, barumb bad ber le^b fic^ bent ge^ft unbern)orffen l^att unb btenet ani) in ber n^arl^a^t. Sfti^ nun gefunb unb ^at)t fo lann t^ and) nid^t anberS fein bann bag ttjort gotteö, fo bo 5ßaulu3 offt bie gefunben lere nennet. 3)ien?e^l t^ aitt unfld^t6ar in bent ftd^tboren brott tft unb bod^ m6)t anberiS bann bai bxott, fo tftiS eben bai^ unftd^tbar tooxt in bent fid^tbaren le^B, ber cm^jfangen ift öont l^e^tigen gc^ft, gc* boren ouß SRarta ber Sundffrauen. ©ffen unb trindfcn mag feini^ on^ onber fein mit rechtem nu|; @ffen on trindfen )}erfto))t nnb mag nid^t gebeten, ba§ toiK $au(u^, bo er fagt, totnn id) glauben l^ette, ba^ id) berg mit ücrfe^et unb l^ett nit tiebe, fo toer e^ bod^ nid^t«. SrindEen on effen erwa^d^t unb mac^t fud^tbar. ßieb on glou* ben betreugt fic^ in bem, fo fQ niel^net, f^ ßebi^ aUei^ umb gotte^ miHen. @^ leffet fic^ n)oI ein n^e^I alfo anfeilen, aber ed befielet bod^ in ber SBarEial^t nit. 2)enn bU^Iing ixxd)t td auff, boi^ man filiet, ba§ nur ba^ öon ^m geliebct toirt, ba§ er ^uDor tiebet, oB e^ fd^on bog ift unb ba^ ge^affet, baS ime bie n^arl^a^t fagt, oB eS fd^on gut ift. Sffen unb trindEen ba^be jufammen finb nu|. Sffen tröftet unb fterdft, trindfcn er§inbet in ber lieb unb üollenbet baiJ, ba* rumb ©^riftuig lummcn ift, bag ift bie abttjafd^ung ber fönb, bai ift gcfc^cl^en im blutöergiegen ©^rifti. SBie nun oon bem fid^tigen brott oben gefagt ift mag aud^ t)on bem feld^ l^ie gefagt n^erben. Dn biß eufferlid^ brott fan man leben burd^ bie Irafft gotteiJ/ too eö fein bre^g erfobbert, toie SKofe auff bem bcrg ©inai unb Q^l^riftu^ in ber n^uften. On bad innerli^ fan niemanb teben. 3)enn aug bcm glauben IcBt ber geredet. SBer nit glaubt, ber lebt nit. Sig aQei^ Befenn id^ t)on grunb meinet $er|en t)or bem an« gefid^t be^ unfid^tbaren gotteiS, bem id^ mic^ ouff biefe belantnug auff^ allertiefeft unbertoirff, nid^t id^ foKt id^ fagen, fonber er felB unberttjirfft mid^ t)m ^dH nit im allain, fonber aller ©reoture in im. S)od^ SJcfd^ttJörc id^ aDeJcreoturen unb ©ttjcr SBc^gl^a^t, bie in ber $anb gottcig ftel^t burd^ ben namcn beig 6rfd^rödfli(^en unb großen gotteg toöHen mid^ unb meine_ gefangne brüber, bie id^_^in ber 411 SBarl^a^t Ite6e, ntd^t naä) bem fd^ein, fonber nac^ ber tparl^a^t rid^tcn, tote aud^ bcr ©crre rtd^tcn toirt, toonn er lommcn totrt in feinet ^erltd^a^t am tage ber Offenbarung aQer l^eimtid^e^ten. 9lmen, hinten. 9. ©utad^ten ber ^rebiger ju SWürnberg auf !DencIg ®raubeng*5CrttIer.*) 1525 aanuar 11. Sfurjtd^tig erber toeifcn gonfttg liebe $errn. SRad^bent cur ®. SB. in üergongnen tagen etlid^c umb Igrtl^umb ircig ®Iauben§ toillen, bie fie unfurftd^tigflid^ unb ergerlid^ öor onbern ßeuten belennet unb au^gepraitet folten l^aben, geforbert unb biefelben fambt anbern in fold^cn iren STOitberttjanten in ©egcntoertigfeit unfcr ber 5ßrebiger öerl^orcn ^aben tooDen ift unter Slnbern Sodann S)cndf, ©d^ulmciftet bei @. ©cbolb, bermafeen gcfd^idft getoeft, ha^ munbiic^ mit ime p ^anbeln für unnu|Iic^ ift angefel^en toorben. S)erl^alben ime auf etliche 8(rtifel fd^riftlid^ ju antworten beöol^Ien, baig er aud^ getl^an unb mir eö öon ©uerer @. SB. ent<)fangen, l^iemtt fur^ltd^ moQen Derantmorten. Sum ©rften antmort er nid^t geftrad(§ auf bie 9(rtifel, fo ime öon @urcn @. SB. fein ju öerantmorten ouf gelegt, fonber be*' muet fid^ feere, bie ®eban!en unb Sebunfen feiner SScrnunft (bann bie ©d^rift rebet ntd^t fo fpi^ig aU er t^ut) ^od^ aufjumulen unb JU f erben, ba8 man barbei mott f|)uret, ba§ in ein frembber unb ni^t ber gaift ©l^rifti, bcr burd^ alle ^ro^j^eten unb 9H)ofteI ötel einer anbern SBci^ bann er gerebt l^at, barju treibet. Sllfo ba^ eg biUic^ einem ^eben redeten Q^^riften umb ber Urfad^ miUen folt argtoonig fein; bann ia^ fein 9ieb nid^t bie 9lrt fei, bie ber ^eilig ®aift in ber ©d^rift attcntl^alben füret, ift fo Kar unb offenbar, bag mir uniS gen|(id^ t)erfel^en, er felb^ fonniS unb merbd nic^t laugnen. 1) In dorso fielet öon gleichseitiger §onb bemerft: ,,^atf(i^(ag ber ©aifiUdJen imb $rebiger ouf 3o^ami 2)en(Ien ©d^ulmetfierö ju @anct ©e* bolb SlnttDort auf bie förgel^atteiieu ^xtiUl, barumb il^m biefe @tat üer* fagt ift''. 412 Sunt atnbcrn. Dbfd^on ferne SSäort öoit im fold^er SRcinung unb c^riftfid^em SScrftanb tpcren gcfd^ricBen, baß man fctnen^'S^n unb Tlainunq mod^te gebulben, totffen totr bod^ bte Slnfd^Iäg unb Slrgliftiglcit be^ Satans, bcr burd^ btcfen SBcg ücrmeint baö SBort ®ottei^ fambt feinen grumten ju bemt)fen unb ju üerbcrben; bann fo ain io^I rebet nac^ Slrt ber l^eiligcn ©d^rift toic bcr $ei(tg ®aift JU t^un ))f[egt, ber onbere aber nac^ feinem aigen 93ebuit« len, fann^ nid^t feien, fie muffen in SSorten jttjitrod^tig tnerbcn unb toortgejani anfallen, bamit bann ein Qeber Xai( bei§ Sin« bcrn marliait (njenn erg gleid^ rec^t meint) tniberfed^tc unb öer^ toerfe. 3)aj^ tnere bann tbm bc^ %en\eU ßuft, ba toirb bie Siebe jertrennt unb alle S^ud^t ge^inbert. ®Ieid^ tok ber 93abitonifc^ Surn nid^t moc^t gebauet toerben fobalb fie in ber ®\>xai) gcr* tailt touxitn, alfo mögen aud^ toix mit bem l^eitigen Süangelto nid^tiJ auSrid^ten, toenn toir nid^t ainer Wrt reben. ®ie muffen toir aber t)om ^eiligen ®eift au^ ber ©d^rift lernen* Sai^ toivb l^ernad^ al^ flarer befunben n^erben. Sum ©ritten ift im aufgelegt, toa^ er üon ber l^eiligen ©d^rift l^alte anjujeigen, ba^ er bonn mit furjen SBorten l^ct mögen tl^un unb alfo fagen: 35ie l^eilig ©d^rift ift onjweifelid^ mar in bem ©^nn, ben ber l^eilig ®aift, ber fie geben, gemaint ^at. S)arju jeuget fie öon ©l^rifto 3o^- am fünften unb leeret uns JRom. am 15 atteS ma§ gefd^rieben ift, ift un§ §ur Scere gc* fd^rieben, auf bag toir burd^ ©ebulb unb Sroft ber ©d^rift ®c* bulb Iiaben ac. unb 2. ad Simotl^. 3: Stile ©dirift öon ®ott ein* geben ift nu| jur Scere, jur ©traf, jur Seffcrung, jur Süc^* tigung in bcr ©erec^tigfeit Slbcr foId^eS tl^ut er nid^t, fonber feret mit Itften l^erein unb öertourft fie afö tocre fie barum fain nu|, baß pe nid^t S^ber* mann öerftunbe, fo fie bod^ öerftantlid^ genug ift unb un8 nid^t am SScrftanb mangelt, fonber am ®aift. %t§, totx tooHt nid^t miffen unb uerfteen moS ©^riftuig fogt, ba er f^jric^t: Siebet eure geinbc, SJcncbe^ct, bie eud^ malebc^cn, t^ut toott ben, bie eudb Raffen, bittet für bie, fo eud^ bcicibigen unb öcrtjolgcn ouf bag ir ffinbcr feib eur§ SJaterS im ^imet. aRott^, am 5. @8 feiet un§ aber am ®oift, bag mir fold^s ju tl^un meber Suft nod^ Kraft Iiaben. 2)crglctd^cn urtaile man atte fc^rift, fie ift öer* ftantlid^ genug, mann man juöor bie ©prad^ fann unb bie §^» ftorien maiß, barauf fie fid^ jeud^ct, mcnfd^Ii^e 8o§I|eit aber, bie bo ftnbct, bag fie meber Suft nod^ Sieb l^ot j« ^^^^^ baiS bie ©d^rift fagt unb lehret, bid^tet ir felbft ein onbern ©^nn unb 413 legt bte Sd^rift anberft au^ bann ber ®aift ©otteiS bie Slrt ber ©pracl^ unb fein aigen Semiffen teiben mögen. 2)aruntb ift bie ©d^rtft ntd^t fd^ulbig, fonbem menfd^licl^e 93od^eit 3)er]^alben bleibt iit @(j^rtft gum erften ganj toa^r^afttg jum Slnbem tjt fie ein SSerlgeug gu leieren, ju ftrafen, gu beffern, ju güd^tigen, ben ®Ianben auf gurid^ten , aU $au(u§ fagt {Rom 10. 2)er ®Iaub lomBt mS bem ^rebigen, baiS $rebigen aber burd^ baiS SSort ®otteiS. 9tun liegt aber nic^td bran bie $ro))^eten ober Sl))ofte( l^aben münblid^ ober fd^riftlid^ ge^rebigt, ber^alben gilt bie @d^rift al§ t)iel al§ ia^ ^rebigen unb lombt ber ®(aub barau^ unb umb it^ ©loubeni? bitten ttjirt ber heilig ®aift geben, go^. am 7* 'S^avmnb f^rid^t $aulu^ 2. Qiorint^« 3, bag fte 2)iener feien bed neuen Xeftament^, nidgt be^ 33ud^ftaben, fonbem bt^ ©aifte^, ba^ ift, bog bie ®Iöubigen burd^ i^r $rcbigcn unb ©d^reibcn ben l^eiligen ®aift empfangen. S^^ Dritten ift bie ©d^rift aud^ ein ®ejeugnu§ oon dl^rifto 3^^. cim 5. S)a§ er (5)en(f) aber fogt, ®ott aKoin geb ben Glauben unb toann er i^n au^ ber @d^rift ^et, fo ^et er il^n t)on im felb^ unb nid^t t)on ®ott, baS ift ein SSetrug unb Sift toie biefe 5ßropl^cten <)flegen ju ^anbeln. @« ift teoll toaffx ©Ott giebt ben ©tauben, er giebt i^n aber burd^ 3}iiU tel bed ®ef)öxi n)ie broben gegaigt ift. 2)a^ ©el^ör fommt au^ 5ßrebigen ober ©d^reiben. SHfo bleibt ®ott ber fficrfmeiftcr unb bie ©c^rift ober 5ßrebig*9lmbt ber SScrfjcug unb atö toenig ein SSerfmeifter on SSerlgeug etkoad DoQenben lann atö n^enig toiti ®ott ben ©tauben geben ben, bie fein ©d^rift ober 5prebig üer* ad^ten. "HU ber $err äRattl^. am 10. fagt: SBo euc§ ^manb nic^t annemen toirt unb eur JRebe nid^t ^oren , fo ge^t l^erau^ üom fei* ben $au8 ober ©tatt unb f^uttett ben ©taub öon euren Süßen, toarlid^ id^ fag tnä) bem ßanb ber ©obomer unb ©omorrer ttjirt e^ treglid^er ergeen am jungften ©erid^t baue fold^er ©tatt. 3)ifcr 3)endE aber unb feine ©efctten ttjotten bie ©d^rift tot^ ber toiffen nod^ l^ören, benn attctn um S^wgnug tt)illen, ttjie fie eS fd^riftlid^ unb munbtid^ befennen. 3)arumb ber 2)endf aud^ fang fagt, er befinbe etttjai^ in im, toa^ feiner SoSl^eit SBiberftanb tl^ue, toiö i^m aber fain Slamen geben, bann er beforgt, er toerb mit ©d^rift ubertoeifct, ha^ er baff eibig au^ $oren ober Sefen em* })fangcn l^ab. f8x2 äule|t bcfennet er, e« fei ©^riftuö unb taug* net bo(^ barbei, er ^ab nod^ lein ©tauben unb bürfe fid^ fein nid^t rümen, fprid^t bod^, ber Ungfaub fann in im tjor bifem (ba^ er nic^t nennen toiU) nic^t befteen. ®arauö man toott fid^t toic üit e§ gef dalagen ^ot. Sft S^riftuS in im, ber im ttjerct, in treibt, 414 gurt unb laitet, fo mug er je glauben, glau6t er aber mä^t, fo toirt je Sl^riftud nid^tiS mit im ju tl^un l^aben. äBiO er aber feinen Glauben feinen Glauben nennen bii^ er gan^ t^oUtommm mirb, bad bod^ in biefem Seben nid^t gefc^ic^t, fo t^ut er tt)iber S^^riftum unb alle Schrift. 9(Ifo fid^t man tooii, \>a^ tS ein gonj freöenlid^er leufel ift, ber olfo toiber Kl^riftum fein SBort unb SSSerl leuget; ift (S^riftud in ime, fo mni er glauben, glaubt er ni(^t, fo ift ©^riftui^ nid^t, ber in txtibt, funber ber IcufcL a33iö er, man foQ ®(auben nid^t ®(auben l^eigen bid er t)oQIommen h^irt, fo ift er toiber ©^riftum, ber e§ anbcr§ gcbalten ^at 2)arumb ftd^t man ba atöbalb, bag nid^t atn guter ®aift in biefen Seuten ift, ber burd^ fold^e Sift t)ermaint bie l^eilige göttliche @d^rift, bie ein SBerlieug ift burd^ ben Sott ben ©tauben in und tourft toiber unter bie San! ju ftogen. 3)ad wer fein ßuft, bann fo toir ben Sßorten ber ©d^rift nid^t glauben, n)irtd @oboma unb ©omorra beffer l^aben bann koir. 3um t)ierten foQ er anjatgen, toa^ er t)on ber @üub l^alte unb ba jaigt er an, er l^alt aUein ben Unglauben für @änbe unb ia§ n)ere tooK red^t, toann er td red^t t)erftunb« 3)ag eri^ aber nid^t red^t t)erfte^ mirt l^ernad^ offenbar n^erben* 3um fünften foß er angafgen, toa^ er öom gefe| ^atte. 3)a5 l^at er gctl^an mit bifen SBorten: ättain Unglaub ift ©unb. 2)ie jerbric^t bie ©ered^tigfeit &oitt^ burc^ bad ®efe|. Unb bad ift ber aUergreuIic^fte S>^t^um, borin er nid^t aDain bie alten 5ßo* <)iften, fonbern aud^ bie gilben übertrifft. ®enn fo bie ©ünbe Unglaub ift mug fie ber ®(aube, fo burd^ bad ®el^ör bed ©Dan« geliumd fumbt, ^inn^egnemen unb nid^t bad ®efe|. 2)enn baS ®efc| n^mbt bie @ünb mä)t tocg, fonber jaigt fie nur on unb mad^t^ offenbar 3lom. 3., tt)ir!t nid^t glauben, fonber 3otn, 8löm. am 4; S)arumb ifts lauter unb Har, bog ba^ ®efe| bie ©ünbe uid^t brid^t, fonbern nur auf UiedEt unb ftärler mad^t toie bad be* jeuget 5ßaului? jun 3löm. am 7 unb ^prid)i, bie ©ünbe erfennt id^ nic^t on burc^iS ®efe|. 2)ann id^ tt)ügt nid^t oon ber Suft, n)ann ba^ ®efe| nic^t faget: lag bid^ nic^t gelüften. 2)a nam ober bie ©ünb ein Urf ad^ am ®efe^ unb erreget in mir allerlei ßuft. 3)ann on bo^ ®efefe »ar bie ©ünb tob. 3d^ aber lebet ettoan on ®efefe. 3)a aber ba§ ®efefe fam toarb bie ©ünb ttji* ber (ebenbig. ^d^ aber ftarb unb ed befanb fid^, bag ha^ ®efe| mir jum tob rai^et, bag mir bod6 jum Seben geben toar. a)ann bie ©ünb nom ein Urfa^ am ®ebot unb betrog mid^ unb tobet mid^ burc^ baffelbig ®6bot. 415 ^aS (Sefe^ ifi je l^etttg unb bad ®e6ot l^eUtg , red^t unb gut. 3ft bomt ba^ gut t^ mir ein Xob koorben? baS fei ferne, aber bie @ünb, auf bag ^e erfd^ine toxt fie ®ünb ift l^at fie mir burcb baS ®ute ben Xob gemürlt auf ia^ bie 6ünb kourbe überaug fünbig burc^d ®ebot« Sdfo bejeugt ^aulud lauter unb flar, bag bie @ünb burd^iS ®efe^ nic^t jerbrod^en, fonber nur (ebenbig n)irt unb fo ftarl, bag fie uni^ ertobet n)ie er auc^ @^or* 5 bejeugt unb bie fifroft ber @ünb ift baiJ ®efeft. ©erl^olben, »ann ba^ ®efcfc bie @ünbe gerbräd^e, fo borften toxt ßi^riftu^ nid^t^ unb aDe bie fagen, ha§ ®efe^ jerbred^ bie @ünb, bie t)erlöugnen unb t)ern)erfen S^riftum. 9(Id bai^ $auIuiS anjaigt dtöm. 8 unb ft)rid^t, ba^ bem ®efe^ unmöglich tnar (beri^alben ed aud^ burc^ ba^ Sleifd^ ge« {d^koed^t toax) bad t^et Sott unb fanbt feinen 8un in ber geftalt beS fünblid^en 3fleif(|i8 unb berbambt bie ®ünb im gleif(^ burd^ ©üttb auf ba§ bie ©ered^tigfeit, fo ®efe| erforbert in ung erfüllt toerb, alfo ift @ünb t)erbammen unb |)red^en unb bie Sered^tig« lait an bie @tatt fe|en ein SEBerdE, ba^ ®ott burd^ (S^^riftum fei« nen ®vm aüaxn fjoi auiSgerid^t unb ift bem ®efe| unmogltd^ ge« toeft. Serl^alben fielet man aber, toad Send für ein (Saift ^at, ber fold&g h)iber offenlid^e ©d^rift bem ®efefe jumigt, bamit E^riftu^ öerlaugnet unb öerftogcn würbe. Sum fed^ften foD er anjaigen, ttja^ er öon ber ©ered^tigfcit l^olte, bie öor ®ott gilt unb baig l^at er aud^ red^t öeranttoort, ba er ^pxxä^t: Oere^tigfeit (Sottet ift ®ott felbg, unred^t iftS ober, ba§ er ber ©ered^tigfeit ®otte8 nid^t julegt, baß fie bie ©ünbe Vertreibe, fonbcrn toitt c5 bem ®efe| juf einreiben, fo c§ bem ®Iauben jugeprt. ®an tt)cr on S^riftum geloubet, ber empfa^et ben l^eiligen ®oift, 3ol^. am 7. ®cr ^eilig ®aift erlofet un8 bott ©ünben, JRöm. 8, unb nid^t SRofe'« ®efe|. ßum fibenbcn foff er anjaigen, toa2 er öom ©öangelio l^alt. ^a^ ^at er auc^ nid^t getl^an. 2)ann n)ai? fott er t)om Strange« lio fagen, biettjeil er tjor^in atteö ba^ bem ©öangelio jugel^oret, bem ®efe^ l^at jugelegt. SBie tooU er fagt, mann ba^ ®efe| fein Slmbt Verbring, fo !omm ba^ ©öangelion. SSann bag ®efe| bie @ünb lonnb breiten, n)arju beborft man be^ @)}angeIionS? 2)ie SBarl^eit ift ben ßeuten gu ftardE, molteng gern toibcrfed^tcn, !on* nmi aber nid^t; er befennet, ber ®Iaub fomm au^ bem ®^t)ör, ber ®Iaub ^ab fain ©ünb; too nun ®Iaub ift, ba ift fain ©ünb, fo pxxd^i au(^ ber ®Iaub bie ©ünb unb nid^t baig ®efe|. Sft ber ®Iaub au^ bem ®et)ör, marumb fprec^en fie, fie fonnen au^ bem 5ßrebigen unb Sefen loin ®Iauben fc^ö^jfen? äRan foöt ^e biQig ^terin be$ ©atan^ äRuttpiUen erlenneUt 416 Sunt ad^ten foQ er anjatgen, toa^ er t^on ber Xauff f)aU unb er jatgt an üil üon ber innerlichen Xauf unb nta^t bie euf« {erliefe ganj unnu^, unangefel^en, bajs fie df^xi^inS felbi eingefe^t unb ju galten beDo^Ien, bedgteic^en aUe $l))ofteI getrau l^aben* 2)aran er auc^ nic^t tuenig unre^t t^ut. S)onn bie innerliche lauff ift ba^ 9t6fterBen be^ alten Slbamö, n^etc^i^ 9liemanb erbulben no(j^ erle^ben tann, er fei bann burd^d SBort ®ottcS der fiebert, ba§ baff eibig Seiben unb Slbfterbcn bcö alten 3(bam^ ime ju gut au^ ®enaben unb nic^t aud S^^^ ^ou ®ott georbnet fe^. S)affeIBig SBort unb Sufage finben toir Bei ber eugerlid^en 2:auf toie $aulud Stöm. 6 anjaigt, burd^ bie Sauf fein mir eingele^bt in ben Zob ©^rifti, ba§ toir, loic er erftati* ben ift, anä) lieber crfte^en f ollen. S)arumb er ju ben (Spf)e^exn am 5. fagt, K^riftu^ l^ab fid^ felbiJ für fain ©entain bargeben, auf bag er fie l^eitiget unb i^at fie gerainigt bur^d äSafferbab im äBort 2C. 2)arbei man tDoIl fid^t, ba^ ®ottel$ SSSort aUain rei« nigt, aber baff eibig tüirb un^ jugefagt im SBaffcrbab ber Sauf* S)arumb fic^ fainer ber Sufagung barf annemen ber nic^t tauft ift* S)oc^ ble^b ®otte« SBerf ungefangen, ber ainen, fo ber lauf bc^ geirrt unb nic^t erlangen fann, tDoI feiig mad^en unb in feinem S3unb erhalten fann* 3um neunten folt er anjaigen, toa^ er Dom ©acrament bed SKItar« ^alt. S)ag tl^ut er mit üiel SBorten in ber l^eiligen ©d^rift nic^t gegrunbt, fonber au§ feinem aigcn Äo|)f erbid^t. ©ar^u fann man nid^t bernemen, toa§ er meinet. SBitt er fagen, e§ fe^ allein SBein unb 93rob, marumb fagt er bann, ed fei bai unftd^t- bar äBort ®otte^ im 93rob in bem fid^tbaren Seib, ber aud Wtana fei ge|)orn; toiH er aber fagen, eS fei gleifd^ unb 83Iut Kl^riftt, toarumb ]piid)t er bann, ®ottei5 SBort fei unfic^tbar im Srob unb e2 fei bo^ nic^t^ bann 93rob. SWun ift eg t)t on Swe^fel gtaif^ unb SSIut S^riftt, bann obfd^on bie falfd^e ©log ein Slnfetien getounnen, aU l^ett K^riftu^ gefagt, mein Seib ift ber Seib ber für eud^ geben toirt, ba^ bod^ ein rec^t Teufel? ©ebic^t ift, tt)ie toollten tt)ir ben ©oangeliften äJiarcum entfc^ulbigen, ber ba fprid^t, er nam bai^ ?ßrobt, brad^g unb^gabg in unb f^jrac^, ba^ ift mein Seic^nam unb fd^meigt ftitt, ber für euc^ geben tourbt. Sabei man je fid^t, ba^ er öon bem ba^ er in geben ^at, f^jric^t: S)o^ ift mein ßeid^nam unb tiod^ flarer ?ßouIug ©orintl^. 10: S)er Seld^ ber 83enebeiung, toeld^en mir benebeien, ift ber nid^t bie ©emeinfd^aft be^ Slut^ ©l^rifti, bai 83rob, bag mir bred^en, ift ba^ nid^t bie ©emainfd^aft bc0 417 Scibg ©^rifti? ©cl^ct ort ben S^racl nac§ bem 3Ieifc^, loclc^c bic Dpfcr cffcn, fein bic nic^t in bcr ®cmcittfc^oft bci^ 9Htari5? ®Ici^ tt)ic nun g^racl tt)at)rlid^ don bcm Opfer bc8 Slltar^ iffct unb ift in bcr ®entainfc^aft be^ SHtar^, alfo cffen n)ir tool^rlid^ don bem Opfer, ba^ ©^rtftui^ geopfert l^at, nentlic^ fein glaifd^ unb aSIut unb fein in ber ©emeinfd^aft be^ SBein^ unb 5ßroti^, totl^^ bie ©emainfc^aft be^ ßeibg unb fdini^ ©^rifti ift. Sarumb foH fid^ Send nod^ l^ierin erHeeren, xoa^ er l^alt, ob er^ für lauter SBein unb Srott ober für glaifd^ unb »tut E^rifti ^altc. 3um legten follten toir ung bemul^en, inen feiner Srtl^umb ju unterrichten unb ein $effer^ gu toe^fen. @r ja^gt aber felbi^ genugfam an, ba^ folc^i^ bei im ni^t n)urb ftatt |aben. S)ann er left fic^ in feinem ©einreiben Igoren, er toig, ba§ baS fein bie SBarl^eit fei unb tocr im bai^ nemen toott, bem njott eri^ nic^t gc* ftatten. So l^at er auc^ ein ©opei feiner ©d^rift unter bic ®e« main auSgecn laffen, n)eld^§ er piUic^ nid^t getl^an, n)ann er un^ terrid^tung \oaxten n)oIt. S)ann fo er fid^ irret unb be^ unter« ric^t toirt, n?ie n^ill er bad miber augreuten, bai alfo unter bic ®cmain fc^riftü^, alg fei c^ red^t unb unftrafü^, aufgeprait ift n^orben. S)abei fid^t man auc^, toit e^ ein falfc^ ift, ba^ fie ftättiJ laugnen, fic reben mit SR^manb, f^ leeren SR^manb, ftc begern SW^manb auf ir Seiten gu ^ie^cn unb bod^ bai^ fc^riftlid^ unb munbtlic^ nid^t unterlaffen. S)arumb • gurfid^tige @. SB. gonftig liebe §errn l^aben toir l^ierin aud^ nic^t ime, fonber @. S3. ju Unterrid^tung geanttoort» ©onft l^ett ti mcr SBort unb Qdt -btbox^t, bie boc^ atö h)ir be* forgen umbfonft unb ganj derlorcn werben. SBoÖen aber boc^ ntd^t§ bcftominber, fo ba^ @uer @. SB. für gut anfe^en, toeitcr mit ime ^anbeln; l^ilft c§, im SWomen (Bottt^, l^ilft e^ nic^t, fo toixt atebann @urc @. SB. bon Slmbtg unb göttlicher Orbnung toegen gepurn, ©infel^cn ju tl^un, bamit fie ir gifftig grtl^umb (ba^ fic bod^ nic^t untcriaffen) nid^t tociter unter baS SSoIcf aug* praitten. @. SB. toittige 'S^ie 5ßrebigcr ju SRurmberg. ^) 1) 2)ie Untcrfd^rift rül^rt öon einer anbern ^anb ^cr aU ba8 ^ftenpüdC. ÄcHcr, ©taupife. 27 418 10. 5Wad^ruf SratanbcriS für ScntinuiS unb ÜDcnrf. «afcl 1528 ÜÄärj 13.*) Michael Bentinus*), juvenis propter spectabilem momm elegantiam, qna praeditus fuit et raram lingaarnm et recondi- taruin literarum scientiam perpetna secnlorum memoria dignissi- mu8. Sed non tarn ob haec, quam etiam ob strenuam seduli- tatem et indefatigabilem operam, qua castigandis libris nostrae officinae perquam religiosissime praefait: unde plurimum nitoris autoribus a se reparatis et fructus lectoribus collatum esse in- dubitate afflrmare ausim. Vehementer nobis dolet, eum nuper in hac Ciceronis castigatione, cum jamjam supremam manom impoBiturus erat, pestilenti contagio exceptum, infectum atqne adeo insperata morte amissum esse. Ex quo fieri nequit, quin peracerba mihi hominis tam necessarii facta mentio: ut qua vulnus, quod ex eo casu gravisssimum accepi, nondum ex vivo sanatum certo sensu refricari ^entiam. At ego commissi faci- noris et admissi dedecoris merito poenas dedero, si officia, qui- bus meritorum merces et famae immortalitas comparari putatur adversus mortuum usurpare negligerem. Nimis verum est ple- bejum proverbium, quod nuUum malum evenisset solum. Nam Bentinus meus commonefiäcit me non dissimilis jacturae'), quam 1) 3)cr iRad^ruf flnbct jtd^ tu bcr SSorrcbc ju M. Tnllii Ciceronis omnia, qnae in hnnc usqne diem exstare putantur, opera etc. Basileae per Andr. Cratandrum. An. MDXXVIII. 2) ©cntinu« fiarb in bcr SBod^c öom 17. bis 23. Sflot), 1527. Deco* lampab {djrcibt Mmlid^ an 9». garcl, d. d. ©ofcl 1527 9fiot). 25: Bentinns noster, peste correptus, superiore hebdomada ad Christum concessit. Daum ! quam suaviter obdormivit , uxore prius defuncta et puero quo- que. @. ^crminjarb, Correspondance etc. II, 60. 3) (Sra^mud fd^rdbt aml.iD^fir) 1528 anSa^.^ea^ftud (ErasmiEpp.Sudg. ö. 1703 Vol. in p. 1064 E.): Michael Bentinus praemissa uxore, uxoris matre et hospite quodam, adhaec et puero, quum pancis diebus in solis aedibus versaretur, eadem pestilentia sublatus est. Sequutus est illum (seil, hospitem) protinus; is, qui in castigandi vices successerat. ^icr tfl offenbor bei bcr Verausgabe ber eraSmifd^en ©riefe, wie bie« tnel^r* fadj bcr gatt ge»efen ifl (ögL SBoUer«, ©onrab ö. ^ereSbadJ @. 31 Slntn. 2.) ein anflößiger Sflamt geprxdjen worben. ©enttuu« war bcr S^ad^f olger 3)en(f« atd (Sorrector bei (Sratanber. 2)arau9 erl^eUt, wer ber „hospes", ben (Sra9' 419 fecernnt tarn literae, quam pubes Argentorati in dnobus jnve* nibus, Joanne Chelio et Georgio Casselio eodem morbi genere^), eodem pene tempore^), eodem fato, magnopere concivinm moe- rore defunctis, quos florentissimae illius urbis prudentissimus Senatns ludis litterariis, nnper a se polcherrime et magnifi- centissime institntis magna spe adolescentiae probe formandae praefecerat. Erant enim singolariter et varie docti, eximie eru- diti linguarum, periti sermonis Latin! , casti, docendo fideles, tradendo exquisiti et faciles, usu exercitati, diligenter alacres, animis placidi, natura prompti et acnti, vita innocentes, con- versatione et in coetu pueromm graves, fama integri, discipulis jncundi et chari et riirsus illorum ipsi mire amantes, ut alia omittam, quae moderatoribns omamento et pneris usui esse ju- dicantnr. Quibus omnibus, ut multis aliis, illos clarnisse nemo est illic, qni ignoret: ex quo non insipienter in administratio- nem tam arduae provinciae electi fuerunt. felicem pubem, si cni bis praeceptoribus quam diutissime per improbitatem mor- tis uti licuisset. Quae quidem mors notabilis et ominosa in id genus hominibus, in quibus multae et honestae causae vivendi semper abundant, dum abrumpuntur, nunquam non immatura et praecipitata venit. Justa est querela, omnibus trita et commu- nis, paucos qui frugi sunt, senectutis limen attingere. Hoc ideo subjunxi, quo ex commemoratione similis eventus, quasi me ipsum pio quodam solatio demulcens, mortem Bentini, qua graviter confusus fui et adhuc sum , humaniter ferre discam. — Basileae in aedibus nostris, III. Idus Martias An. MDXXVIII. mud eBenfomentg. tote (Sratanber im obigen 9^ad^ruf nennen ntod^te — er war io ,,SBlebertäufcr" — gcioefen tfi* ©gl. ben ©rief 3)en(f8 on Decolompab 0. Dctober 1527 bei ÄeUer, ®end @, 2bU 1) ©enttnud unb 2>en(t ßarben betbe an ber bamald in ©afe( grafft« renben ßeft. 2) ©gl. ben ©rief bed (Sradntnd an ©a^flnd. SDanati^ »ar ©enttnnd nur ^einige S!age'' alletu in feinem ^anfe. 2)a ©enttnud nnn ehoa am 20. 9ioo. fiarb, fo werben »ir ben Xoh 3)en(f8 etwa auf ben 15. 9(joo. 1527 anjeften muffen. 27* 6ai(s mh Flamen »IIHegijiet« '»Jlamtn tuie (Btaupi^, Sut^ex, Stefotmation u. f. tu., toelc^e in biefent Suc^ tegelmä^ig miebet!e^ien , ftnb in bied 9legifter nic^t aufgenommen. ^bamiten, aU @e!tenname ber ^ufxtcn 107. — 2)c«gl. ber Sau« fcr 247. Slbclmanu, gamilic 382 f. — «crn^. 208 f. 402 f. 3(biap]^ortfien, ald @e!tenname ber Sut^crancr 105. Slgrtcola, 9lub. 25. agrippa, (£orn. 386 ff. 394. mn\), «ßeter ü. 53. ^fabetnie, jur ^^ejeid^nung einer ©obaUtät (©ruberfd^aft) 374. %li)extu9 ^aQXim 319. Sllbcru«, (g. 85. ^Id^^mi^en 389. aiconber, $ier. 123, aicjanbcr VI., ^apfl 8. aitd&rijilid^c Oemeinbcn 87 ff. 92. 162. 252. 292. 294. 323. 332. 341. 344. — ®laui)tn9Uf)xen unb (Sinrtd^tungen 108. 281. 358. — ©d^rxftcn 27. 391. — (Stubien 7. 18. 23. — Seiten 28. 118. 248.307.352. 390. aUe« SCefiament 101. 162. 166. 342. ^Itet)ange(i[d^e(S(emeinben,^egriff be« SBorte« 87. — attg. (i\)axaU terifiil berf. 81 ff. 272 f. 276 f. — Urfprung unb SWter 110 f. Amici dei=Magistri majores329. — SSgl. @otte«freunbc, Slpojiel. SlmSborfianer, ot«©eftenname ber Sut^eroner 105. ^mflerbatn 265. SmtögemaU, Uebertragung ber« felben aud ben t)orreformatorifd^en in bie nad^reform. (^emeinben 264» — S3erbunfclung be8 ©cgriff« 367. $gl. ^anbauflegung. S n a b a |) ti 9 m u 8 , Urf prung beff . 249. — Urfad^en feine« aftücf gang« 367 ff. ^nabaptiften, pr ©efti^id^te be« @eften8-9Zamen8 106.247. — »gL Sauf geftnnte, Säufer, SBiebertäufer. SInemunb be (5oct 261 ff. 384 f. Hnfangenbe iD^enfd^en aU exftt ^tufe d^ripiid^er (Srfenntnig 64. 95. 213 ff. 277. 282. 329. 368. 2(ngrogne 245. Sinsheim, «al. 327. antitrinitaricr 239. — «gl. Uni- tarier. Slntwcrpen 30. 51. 318. 375 f. ^pofaltjpfe, ^ut^er« Stellung gu i^r 147. Spoftel, »anbembe, bed 2. ^a^t^. 102. — a)e€gl. unter ben fogen. SBalbenfem be« 13. 3q^x^. 63. 106. 252. 298. — 2)e«gl. unter ben fog. @|)iritualen im 3. 1524. 263. — 3)eegl. unter ben Säufern 332. — 3)c«gl. unter ben Ouä= fern unb General Baptists im 17. 3fo^r^. 337. Sragcn graue Älei* bung 289. — «ctcn bIo|fügig 107. — ^gl. SÖanberprebiger. apoftotifd^e ©rüber al« @e!ten* S^ame ber Säufer 247. — ®emeinbe*«erfaffung 102. 241. 332. 338. 368. 421 ^^ofioltfd^e SReget 260. 278. 288. 291. 294. 328 f. 331 ff. 369. — @ucccffton 87. 252. 263. — 5SgI. $anbauflegung. — Käufer, als ?Jartcx bcr S^aufgc« fttintcn: 282 ff. 289 ff. 302. 306 ff. 328. 339. 359. 373. ^|}oftoltfd^ed ©(aubendbefenntnig 99 f. 343 f. Slqutno, 5ti).t). 58. 77. 161. ^rena, ^of). be 114* 3lrlanbi8ct|)lin 88 f. @. ®c^ctm- lehren. %xme, f. Sl|)ofieI, ®otte«frcunbc ic. ^rmintaiter 342. 392. armut^, 3fbcc ber, 105. arnbt, Sof^, 394. Slöbed, ^crrn ö. 383. Sdcoü, ^ecco 7. Stflronomic, ©iffcnf(i^aftbcr7. 25 f. Auditores f. Socii. 5(ug8burg 12. 14. 52. 133. 207 f. 225. 238. 246. 313. 318. 321 ff. 332, 377. 401. ^umüHer, $. 1. 5(urifabcr, 80. Sußerti^ 285. ^t)ignon 65. 386. »* $aben in ber alberg, ^o^. d. 24 f. 2)ann^anfer, % 28. S)anp^ine 261 f. S)efnate(, ^o^. 86. • S)emmeT, ^ 246. 423 a)en(f , 30^; 188. 206 ff. 217. 230 ff. 257. 275 f. 306. 326. 327 ff. 388 ff. 348. 356. 368. 886 f. 394. 400 ff. — ffioifg. 207. ©Ctttf d^ct Orbcn 10. 77. 228. 325. 377 ff. 383. 2)eutfd^e ^errn f. 2)eutfd^er Drben. l^eutj^orbenStnetfier in $reu« 6cn 378 f. — in 2icflanb 379. 2>ia!onen«^mt 248. 368. S)iafoniffen«Smt 368. ®i*arj, 3ol§. bc 114. 2)ibad^e {^poftelUi^Xi) 108 f. 292. S)i(ftu8, 2eo|). 161. ©ied^off, SB. 58. 76. 78. 82. 103. 126. 191. 194. 2)tepenbro(f, ^errn t). 383. ©öUingcr, 3. 0. 134. 143. 177. ©olman, 3ac. 228. 377. 2)onau6rüberfd^aft 32. 2)ooregeefi, (S. S. t). 342. S)or6ra)) (2)abrun?) bei Wittenberg 114. 3)orner, 31. 157. 177. 3)ortred^t 51. 2>ouaid, (£. 99. 3)ürct, aibr. 26. 27 f. 30. 45. 177. 179. 201.211. 232. 320 ff. 325. SDuranbud bon Odca 295 f. 2)uDerger 120. ®rcicinig!cit 139. 343. 349 ff. S)rei ®efe^e f. ®efe^e. — @tnfen bcr menfdJI. 35oIIfommen- l^eit 277. »gl. ©tufcn, ©robc. S)reit]^ei(ung ber ^emeinbe 214 f. 282. (Sbner, (S^rifHna, 30. — ^icr. 30 f. 43. 45. 177. 194. 203. 211. — iKargarctl^a 30. (gbrarb, (5. a. ^. 106. (&d, 3foi 122 f. 135. 208. (Sdart, iD^etfter 63« (ggü, (g. 242 f. 261 f. 286. (S^efd^etbung, »erbot ber, 217. (Sibenfd^ü« 119. @ib 306. 364. »gl. @d^»dren. (^idleben 51. 169. Illingen 383. @ninger, ®eorg 117. @Iter«borf 228. (Smben 265. (Entnterid^ 244 f. @nberd 122. gnbtfclbcr, ^xx% 213. 360. 380. 394. ©ngUnb 105. 122. 241. 371. 375. 392. (Sntbufiafien, ' ^eltenname 247. 272. (&xa9mn9, 2)ef. 28. 41. 389 f. 418. (Svhlam, ^. SB. 162. ©rbfünbe 141. 152 ff. 349. Erfurt 25. 51. 76. 178. 310. Ergebung, f. ©elaffen^eit* Srbarb, (S^r. 247. @rlend^ tun g, oldS^ame gur »egeid^« nung be9 gtoeiten ®rabed menfd^I. »oülommenl^eit 64. (griingcr, ®. 388. @rlöfung, »ebeutung bed »egriffd in ber ^laubendlel^re ber äJ^^flil 69. 98. (Sud^iten, aU ^eltenname 107. 247. (gnflib 7. Evangelici viri gnr »e^eidbnung ber a|)ofioI. Sanber^rebiger 104. (Stoangelifd^e, gur ©efd^i^te bed Sflamm^ aU $arteinante im 16. 3o^r^. 182. 224. 372. — als ^arteiname ber fog. SBal- benfer u. f. ». im 14. n. 15. JJo^r^. 103 ff* 119. 124. 202. 244. — im ©egenfa^ ju bcn Sutl^erifd^en 182 ff. 227 f. 318. 382. — neue, im ®cgcnfa^ gu ben ä'Ite* ren @t)angelifd^en 313. — ©ebraudj be8 iWomen« öor Sutl^er 199. — f)ai e8 ®t)angelifd^e öor 1517 gegeben? 4. 244. (Söangelifd^e Gebote 92. 96 f. 104. 278. 288. 295. 328. 368. — »gl. ^ofiolifd^e SRegel. — äRänner, gur »egeid^nung ber apoflol. SBanberprebiger 288. — aflat^fd^Iäge 102. 295 ff. — adegcl 202. Söangeüfd^ed ^efe^ 148. »gl O^efe^ ^l^rifH. 424 (St)ertdbttfd^ 244. (gpinericu« 100. 118. (g^feti^oöcn, S. to. 377. $?all, «Ric. 113. Fama fraternitatis 389. f^arel, SU^. 262. 418. geiU^fd^ 182. 381. J^ifd^art, gol^. 395. glicpcbcn, ?Jct. ö. 246. glorcnj 119. ^ormuUrbüd^er 367. gormldjncibct 13. 26. 320. 377. gortfd^rcitcnbc ©^ripcn 213 ff. 277. 282. 337. 368. «gl. Sin- fangenbe nnb gunel^tnenbe Tltn» fdjen, ©tufcn, ®rabe. Soj, go^n 337. ^ragebüd^er 119. $gL ^ated^td« incn. ^xandf (^ad^. 327. — ©ebafi. 284. 306. 310. 326. 341. 347. 386. 894. ^ranfen^ SDeutfd^orbendballei 377. 381. granffurt a. Tl, 77. granf rcxd^ 209.241. 261f. 375.392. ^ranj öon 5(fftfl 296 ff. ^ranji«cancr, i^r SJer^ältmg gu bett tDalbetiftfd^en ^rebigerbrübern 103. 295 ff. 3)c8gl. p bcn Säu^ fern 283. — SSgL SKtnoriten. |$ran8(i[tfd^e glüd^ttlnge 246. Fratres a(d gmeite @tufe bed ®e« ntetnbelebend gegenüber ben Socii nnb Amici 279. SSgl. «rüber, ®rabe, stufen. — roseae crucis 389. JJreie ®etfier al8 ©eftenname 107. 120. t^retgeifter atd ©eftenname 395. ^retrotnigleit, ©runbfa^ber 309. 311. «ebeutung beff. in ber ®(an* benölcl^rc ber atteö. ®em. 91. 332. 395. fjreunbe, f. Amici dei nnb ®otte8* freunbc. griebl&nber, @. 207. ^riefen (^Jortei ber S^aufgcjtnn» ten) 348. gfrieß, ®. @. 252. Sroben, 3o^. 23. 28. gürer, (5i^ripo|)^ 45. 177. 179. — Helena 31. — @tgt«munb 45. f^ugmafd^ung, (Zeremonie ber |^. unter ben Slpopeln (Pauperes) bcö 14. 3a^r^. 107. — ©eßgl. unter ben „apo^ol SCänfern" 283. 285. 291. 292. — 2)e«gt. unter bcn SBanberprebigern 384. 337. Unter ben iERennontten 369. ©oUen @t. 238. 250. 286. 299. 317. ®allu8, 9^ic. 164. (S^artenbrüber, M ©eftenname ber altet). ®emexnben 225. — Urfprung bed iRamend 225 nnb 285. ©egenwel^r, Sterbet, bejw. ®efiat* tung berfclben 94 f. 346 f. — S5gl. yioti)vot\)x, ©el^etme @^emetnben 248. 324. ®ic Säufer al« ^eiml. ®em. 357 ff. «g(. $etmUd^e ®entetnben. — ©efellfd^often (©obalitäten) im 16. 3al^rl^. 887. — 3)c8gl. im 17. 3a^r^. 388 f. — S5gl. Sodalitia. — ? eieren bei ben SBalbenfern bc8 14. 3a^xfi. 89. — SBgt. «ttrfan« bi«pün. (Seiler ö. Äaifer«berg 12. ©elaffenl^eit. «ebeutung be^ SOSor« te8 in ber beut. iKjjpif. 67 ff. — 3)e«gLin b. S^l^eologicb. alteö. Ö^em. öor ber 0leformation 93 ff. 150. — )6etonung berfelben bei ^. @ad^9 187. — 3)e«gl. bei ©taupift unb 2)endC 217 ff. — 3)e8gl. bei ben Käufern 845 f. — (Selaffenl^eit at« Xiitxl be« „(Scfe^e« S^rifh" 68. 345. — «gl. ®efefe. ® e m e i n b e , bie, als freimilliger «unb öon ©rübern 91. — ©ebeutung ber ®. b« bcn Saboriten 91. — be- griff ber @. 242. 247 f. 250 f. — &. unter bem Äreuj 389. — ©emeinben (E^rif^i aU gartet« name 103. 425 ®etnetnbe(eben, brüberüd^ed, 9e« beutung beff. in ber Wt^fM 189 f. — 2)e«gl. bei bcn a:äufeni 359 ff. ®emeinbe«Orbnungr ^ebeutung bcrf. bei ben ffiatbenfern 87. — «erpümmelung im 16. Saf^x^. 867. — -SSerfaffuug, apof!oIiTd^e90.888. 390. ^emeinfd^aft ber ®üter f. )^er« tnögendgemeinfd^aft. ^ent, (£. x>, 265. O^eometrie, SBiffenfd^aft ber 7. 26 f. 32. 820. 377. Gerbens, Kuurd 340. CSefeUfd^aften, gelehrte 24. 9$gl. @obaIit&ten. ^efeft e^rifli (®aL 6, 2) pr ©c- i^eici^nung be« «R. Xefi. 43. 216. — 2)edgt. i^ur Se^. bed ,,neuen ®e« bot«" (3o^. 13, 14) 216. — a)e«gl. /(ur )iBe). ber iOerg^rebigt 68. 92. 216. 222. 329 f. 340. 368. — 3)er 92aine in ber Siteratnr ber Saufge« ftnnten be8 17. n. 18. 3al§r^. 340. — be8 ^errn 295. ^I, ®efefe (S^rifH. — ber iRatur 216. 278. 368. — röuiglid^e« (3ac. 2, 8) 340. — SRofi« 216. 278. 341 f. 368. @(efe^e, breierlei, Unterfd^eibung ber, a(d ^enngeid^en ber Literatur ber ®oüe9freunbe 215. 278. 368. — «gl. Oefe^ ©^rijH u. f. w. ^etoatt bed ^mted aUX^eil ber ®em.'Drbnung 251 ff. 323. 368. — S5gL Slmtagetoalt, ^anbaufle» gung, ©enbung. (KeloaUübnng, «erbot berf. 293. ®ewiffen8freibcit 91. 160. — angeblidj eine SnUf)xe 161. 197 ff. — 8JgI. Äeter»®e[e^c, Äe^er-^cr- brennung. (Silben ber ^anbioerfer, il^re «egiel^ungen ^u ben altet). ®em. beö Wl% 89. 2)e«g(. gur Sflefor- mation 317 f. 2>ie ®. nnb bie „Sieb^aber be« ^anbwerf«" 375 f. «gl- Sünfte, 3unftfhxben. — ber maltt nnb ©ilbfdjniftcr 213. — «ql. ©au^ütte. — ber ©eber 817. (Sinbel^, a. 118. Glaube, ber, a(d alleiniger SBeg m ©cligfeit 303. — «ebeutung bed mauUn9 in ber iD^^fii! 188 f. — 9led^tfertigung burti^ ben ®« 141. 286. — ®. lommt burd^ bie «ßrebigt 142. — 3fl ber ®I. ein gnteö Ser!? 139 f. ©Uuben^belenntnig, apofioL 99. — «gl. Spofioafd^ed m, ©taube, Siebe, Hoffnung 63 ff. 97. 214. O^Iaubendfrei^eit 229. 248. ®Uuben8g»ang 197 ff. — «gl. ®e»iffendfreil§eit. ®munben, (Sonr. be 114. ® nabe, il^re «ebeutung in ber £l§eo* logie ber SW^pil 65 f. — «eben* tung bee «egriff« 138 f. @(nabenmittel, äugere (fird^lid^e), @teanng ber SWijfii! baju 72. 138 f. — OelofTen^eit al8 ®. 94. — ab- bängigfeit bed^eil^erroerb^ bonben firdjlid^en ®. 99. 162. — ©ton- pift' Stellung baju 172. — a)e8gr. S)endf« 211. — ©ebeutnng in ber Sbpol. ber atteö. ®em. 252. — Söa« Seiben (JbtijH ol9 ®, 345. — S)ie reine Sebre ol« ®. 141 f. mhtl, m. 246. 318. ®od^, 3o^. t). 30. 58. 148. Gotfridus de Ungaria 114. (Sottedfreunbe bed 14. ^al^rb- 34. 62. — 3§r ©egcnfaft gum SRönd^- t^nm 65 ff. — 3)er ^amt al8 «e- geid^nung ber apofiel nnb äßanber« prcbiger 81. 280. — SDer iRame al« ©eftenname 107. — 2%eoIo- gie ber ®. 107. 138. — 2)er ©e* brand^ bed S^amend in ber Sit. ber Säufer 219. — 2)er ^Jiame im Unterfdjieb öon bem 9^amen «rüber 278 f. 296 f. — (EoHegium («ru- berld^aft) ber ®. 282. 288. 290. 295. 368. — S)ie @. nnb bie apofl. Käufer 328 ff. — «gl. «popel. ©ottedfiaat 166. 300. 369. ©otte^reid^ f. 9leid^ @otte9. O^ö^inger, (£. 250. ®rabe, brei, ber «ollfommenl^eit 37 f. 95. 277. — 2)er Ergebung im Seiben 37. 214. 217. — «gl. ©tufen unb ©taffein. 426 Gralicz, Simon de 114. (&xaphevi9, (EomeL SO. 148. (Staubfinben 242 f. ®raue (S^eto&nber aU Zxadit ber ^pofiit ((Sottedfreunbe) 286. ®raue jtletbung in (St. (Ballen um 1525 289. S)edgl. bei ben Oufilern 289. 888. (&xefitU CEonrab 258. 260. 262. 268. 286. 826. 384. ©rebig, ^<) 356. ejen 120. e|:erei atd Vauderie begeid^net 120. e^enberfolgung old neueSrt ber ^e^erberfotgnng 120. ^e^bedt, Snna b. 380. — gfriebr. b. 379 ff. — Ulr. b. 114. — SBoIf b. 379. te^ben, $erm b. 388. ieronpmudr ber 1^. 53. ^offmann, (ä. 101. — aWeldJ. 287. 337. 389, 357, 427 ^ off mann, So% 45. 177. ^o^meiftex, 9. 208. 888. ^o^engodern, $au9 248. — ^ergog aibred^t r>. 878 ff. 881 f. to^off 166. olbein, ^and 27. ^oUanb, 209. 892. S^gl. ÜfHeber- lanbe. tdllenjlrafen, (S»tglett ber 70. ol^mann, ^. 92. $o(3fd^netbeIunf}820. iQgt.gornt« fd^netber. $olafd^u^et, ^ter. 81.48. 45. 177. 179. 883. — Saj. 211. toogjiraaten, Qfac. t). 22 f. Opfer, 3). 18. totatoi^, Sb. 891. oftu«, @t. 267. f odpttartter884. $gt. ^ol^anmter. $ubmetet, l^altl^. 260. 805. 826 ff. 848. 856. 885. >ug»a(b, U(r. 860. iumant|ien 22 ff. 26 ff. 889 ff. ud, 3o^. 58 ff. 115. 122. 124. 126. 135. 216. ^ttfiten 2. 25. 58 f. 91. 94. 107. 114 f. 120. 121 ff. 324. ^nt , $anö 226 f. 825. 828. 856. 377. tntten, Ulr. t). 28. 810. ütte 3um ]^. Jheu) in @iegen 375. ^üttcn-Orbnung 374. — «gl. «ou- l^ütte. ganbun, 3ob. ö. 122. gonffcn, §0]^. 25. 120. 310. gbficin 113. 3cna 227. gcrufalem 65. 882. 3 Jen, 3. g. 51. 3n^rtcu8, glac. 165. 3IH?rtIancr, al9 Intl^. @e!tc 105. 3nbepenbenten 393. 3nbei)enbenttdntud 368. 3ngor|labt 30. 52. 122. 207. 209. 325. 327. 3nnerc8 gtd^t 222 f. 284 f. — Söort 101. 342 ff. 3nnoccnj ÜL, ^cipft 99 f. 295. -^ Vra., ^ap^ 245. Sfnntl^al 189. nsabbatati aU ^e^ername 107. 3nfpirotton, ©cgriff ber 144. 3nf}itot, ^etnr. 259. 3nqutfttton 166. )Bgt. jee^ergefe^e. 3o^annttcr 877 f. — ©teffung ya ben altet). (Sern. 384 f. 3o]^anntdburg, Smt 879. 3ona«, 3ttf}. 28. 164. 3ort«, S)at). 378. 3renäu8 804. 3fraet, fCug. 892. 3talten 8. 209. 248. 246. 375. 892. 3ubenburg 825. SubenUeb, baö 246. 3ubenf djuicn = Äe^erfd^nlcn 246. 3ungbuns(au 119. tabbaUfltfd^«nt^fi. @tubten 25. Äarl IV., Äatfcr 116. ^ated^tSmen ber SBatbenfer 92 f. 97. 214. 277. — »gl. fjragebüd^cr. ^ate^umenen aU erfte @tufe unter ben äUejlen (S^riflen 88. 277. 282. Äatl^arer, 92. 103. 106. 253. 270. St, aU ©eftenname ber Säufer 247. ^at^ottfd^e Sinne aU 972önd^9orben 297 f. — SSgl. Pauperes. Stanii, 3ac. 225. 826. ßettenbad^, $. D* 198. Äe^er.®efefee, jur®efd^.berf. 120. Äefecrfc^ulen 112 f. 224 f. 240 ff. 246 f. 282. 287. 299. 828. 878. 390. »gl. @d^ulen, 3ubenfd^nlen. ße^er-^erbrennung, Sutl^eröan« fängüt^e Stellung ba^u 126. ßtnbertaufe, ^ur (Bt\6f, il^rer (Ein- bürgerung 88 f. 144. 304. — »e* re(i^ttgungberf.303f. »gl. Xanfe, @|}ättaufe. Äir^e, »egriff ber Ä. 162 f. 359. 871. jetr^en^ud^t, 299. 336. Ätrdb^off, a. 310. jti^büc^el 246. jtlemnt, Slfr. 319. StU%, ©eorg 388. ÄIÜ<)feI 389. 428 ßnaafe, 3. St. g. 88. 86. 45. 189 ff. ^nonau, f. ST^etjer. Änö|)flct, %. 161. ^oburger, fCnt 28. ßod^, ^an« 225. 818. Äolbe, 2^. 11. 18. 29. 31. 51.55. 174. 404. ßöln 22. 886. Jtönig(t4e8 ®efe^ f. ®efe^. Äöfllin, 3ul. 55. 189. 147. 151. 153. 158. 160. trofft, (5. 246. Stx&meXf ^cinr. 120. trembd 114. treuj, f^mb. Qebentung bed t. 367. 377. — ®cmcinbcn unter b. Ä. 389. — rolenfarbcnc« 889. — rotl^c«, Sln^cftung eine« r. Ar. gur ^ennjetd^nung ber te^er 199. — %U 3cid^en ber 3fD^annitcr 884. — Wcigeö 384. trteg, f. ©etoaltübung, $Iutt)er« gtefen, 9lot^tüel§r. JSriig, Subm. 232. tunmalb, Sl^atl^. t). 253. turj, ^etnr. 894. Äpmcuö, 3o^. 162 ff. £. Sanbulp^u«, %xit 386 f. 2ang, 3o^. 19. 57. 76. 310. — iWott^, 169. Sangentnantel, $an« 325. 356. Sautenfad, $au( 388. 394. 2td)Ux, Ocorg 82. 88. 90. 103. 120. Sccnber^, Sß. 3. 339. 8cib, «iL 826. Seibetgenfd^aft 311. Scicefier, 2)iöccfc 280. Selben, S3ebcutung bc« wiHigen Sei« bend 93 f. — ^xxfii f. e^rtfH. — bc« Unrcd^t« 186 ff. )Bgl. ®e- laffcn^eit. ?cipsig 124. 303. Settfd^ub, gfr. 388. 8eo X, «papü 22 f. ^eonl^arb, 2)eutfd^orbend^err 228. Serben, ^ol^. t>» 857. S^ota 118. 200. 325. Siberttuer a(8 ©eltenname ber j£&u« fer 247. Si(^t, Innere« 222. 234 f. — 2Beg gnm 217. Std^tenfcl« 207. St^tenfietn, $enn t)on 383. — 2coni ö. 326. 2td^ter, brei 213. 277. Sieb^aber be« ^anb»er!« 26. 282. 321. 374. 376 ff. »gl. ^anb»crf. — ber eüangel. Söal^rl^eit 203. — ber Sol^rlctt 278. 283. 329. (»gl. onfangenbe ßl^riflen unb Socii). Steflonb 378 f. Simborc^, W^. 0. 253. 267. Simbnrger ©l^rontf 113. Sind, 2B. 19. 43. 52. 57. 134. 170. 189 f. Sinbcn, g. O. gur 330. Stnbenbof 225. Sing, etabt 225. 339. Siturgte, t^re Sebeutung für bo« gotte«bienjlI. Seben 367. Söffcll^ola, 30^. 28. Sotll^arben, ©eltenname ber alt» et)ang. ^em. 115, 291. Sombarbei 248. Sonbon 280. 376. Succa 116. SubttJtg berSBaier, Äaifer 13. 378. 2ufa«t).$rog,5Bifd^ofll9. 201.204f. Lumen intellectuale 277. — rationale 277. — sensnale 277. Snferna 245. Sutl^arbt, (j^r. ^te be« 7. fn)!)]«!, 30^. f. <8iii^. f utDep, So^n 104. f qt^agoraS 208. 481 0. Oufifer 289. 887 f. 860. Sflad^e, fBexhoi ber 94 f. 847 f. 865. ffiaäffloU (Si^tifien al9 $artetname unter ben Saufgeftnnten 848. adamu«, $. 892. 9latM<^I&ger (StKingeltfd^e, f.(Süan' gclijc^c. SRattonaltflen 895. Sie^tferttgung, Se^ret)onberl27. 147 f. 159. 191. 9{edt, ^errn ü. b. 888. Bederjkkamern 874 f. 9teblt(^, O. 91. 182. Keformtrte Stixä^e 5. 858. 892. aUegel, ®eorg 822. 9tegen«burg 114. 819. 827. 9legiomontan, ^fo^. 28. 404. SRetn^arb, Tt. 202. 227. 9leinigung ald i^e^eic^nmtg bed eTflen ©rabeS menfc^I. ^oSfom« tnen^ett in ber SDl^flif 64. Sleifer, gfriebr. 199. "Sitm, 9nbr. 822. Sleud^Iin, ^o^. 6 ff. 22 ff. 27. 41. 821. 9ieutltngen 12 f. aH^egiud, Uth. 227. 818. 888. 9l^enanu0, 9eat. 891. aHi^ter, 9(rt0eb 881. aHiebefelfc^e (j^ronif 112. ante«, ^an0 be 264. 342. mnd, Wl. 828. 9lttf4I, «. 82. 119. 162. 164. 268. 852. Sflitterorben 877 ff. ®gl. ©eut- f(^er Orben, ^o^anntter. 9loe^rt4, X. SB. 225. 891. moff, Sfo^. 205. mo^xhadftx, Uhi 161. ffiom 19. 29. 65. SHoofed, ma^ 875. Slofe ald ©^ntbol einer ,,]^etmltcl^en (S^emeinbe" 889. SHofentreuser 885. 889. 898. 895. 9lofio(f 202 f. 876. 878. 888. «ot^, gr. 179. 195. 810. 9lubianu0, (Srot. 28. aHud^rat, ^ol^. 25. f. Sefel. aHuffad^ 14. ^nlit, 9l\c. 208. aH^il^a, $. b. 207. Sabatos, sabots f. @anbalen. @abbatarier aU ©eftenname 247. ©ac^fen 9 f. 17 ff. 81. 57. 80. 114. 121 f. 128. 188. 182. 229. 881 f. 899. @aäf9, ^am 181. 188 ff. 188. 227f. 232. 322. 882. @a(at, Sfol^. 827. @alminger, @igm. 825. 894. «Salzburg 1. 51. 169 f. 899. @amlanb 879. @anbalen aU Xxaä^t ber a^oflol. SBanber))rebtger 289 f. 298. 884. ©anbbog, 0r. 225. Sattler, mä). 806. 846 ff. ^aüonarola, ^. 2. 16. 29 f. 58. 119. ©abo^en 242. 384. (Sa^n, ®raf $. b. 112. 878. end 212 ff. 328 ff. — S)rei ©tufen bc« ®efe^e« 368. — «gl. ®rabe. ©tüljen, a. ouf ber 256. ©umntenl^art, ^onr. 6. ©Ufo, 3oi 12. ©^mbolit 218. 337. 433 Symbolam apostol. f. :S))ofloUf(^e9 ®(au(end&etenntntg» @^nagogen = te^erfd^ulen 246. Saboritcn 83. 91. 104. 107. 114f. 117 f. hatten, mtf. 101. Oemcinben 88. 277. — a)e«gl. htx ben SBalbenfern 118. 267. Stampf nm bie Z. im 16. 3a^r^. 362 f. — SS9I. Ätnbertaufc, ©pättaufe. Säufer als neuer ^eftenname für eine alte Partei 258 ff. — Käufer unb Siebertäufer 801 f. ~ ^JJreie Käufer" 282. 854 ff. 378. 388. „(Semeine (b. ^. gemägigte) Käu« fer" 282. 323 ff. — Äenngeit^eu ber Käufer «O^em. im 17. S^iftf). 371. Kaufgefinnte, gur ^ef^i^te bed i^amend 372. — (Semägigte unb entfc^iebene K. 369 ff. Kauff^mbole 99. KouJer, 30^. 12. 15. 30. 39. 63. 76 f. 79 f. 132. 210. Xempetf Sftamt be« K. ald f^mbol. ^egeid^nung ber (S^emeinbe 337. ZepUx laibel 115. 202. S^gl. Codex Teplensis unb ^ibelüber« fefiung. KertuHian 304. Kctcl, 30^. 59. Keufenbac^, leonif. 387. K^aufing, SK. 30. K^eologie, beutfd^e (Kraftat) 12. 63 f. 77. 81. 132. 278. 378. 393f. K^eofop^en 374. 389. Kifferanbd aU ©eltenname 89. Kobe«|iraf e, »erbot berf. 96. 217. 293. 365. Kolerau) f. (Sleloiffendfreil^eit. KoHin, $. 386. Korgau 20. 31. Kouloufe 295. Krient, (SoncU gu 171. Krinität, SBegriff berf. 141. ©gl. Unitarier, 2>reieinigfeit. Krinit^, (ürof be la 245. Kft^adert, «p. 380. Heller, Staupi^ Kubülfain 208. Kübingcn 6 ff. 12 f, Kuc^er, gamilie 29. 199. — «nt. 31. 45. 52. 177. 194. 203» 211. — aWart. 45. — @tjtu« 28 f. Kurin 259. Xr^xot 246. 322. u. Ulimann f. @d^orant. Ulm 322. UUmann, St. 4. 14. 25. UIfceniu«, gel. 128. Ulfentufi, a)ietr. 28. Ungarn 114. Unitarier, waren bie Käufer U.? 343 ff. Urgemeinbe, c^rifllicl^e 251. Urdberger (Sl^ronif 252. 298. Utraquiflen 124. «abian 327 f. ©alclufon 245. «aterunfcr, ®c6et 100 f. ©ater, M Sflamt ber ^poflel 337. ©augri«, 3ean 261 f. S^elfiu«, 3u^ 391. l^enetu«, (§(abr. 168. l^^ereinigung, ald ©e^eicl^nung bed britten Orabet ber ©oufommen« ^eit 64. ©ermögen^gemeinfd^aft 285 f. 299. 305. 333. ©erfö^nung, Se^re ü. b. 344 f. ©ieifclb, 3ac. 391. ©iel^aber 244. ©inci, Seonarbo ba, 26. ©ogel, Solfg. 228. ©ogelmann, Soifg. 208. ©ogler, (Seorg 382. »ogt, SB. 120. S^oigt, 30^. 381. ©otitommenere, aU britter (§(rab be9 4rifll. bebend 64. 95. 213 ff. 277. 282. 329. 368. fBot^, $aul 391. 28 434 'tBatb^aufer, 51:^. 325. Sa(b«^ut 313. 326 f. ^albenfer ifi ein @eften*9{ame 106. 115. 260. — mq, «ebett* tung in ber ®ef(^. bet ^tifilid^en Äit^e 82 ff. — 9ß. nnb grongi^f ancr 295 ff. — Jntl^er« Urt§eU ühn flc 127. — ©. unb aWennonitcn 267. — alter unb Urf^)rung ber SB. 106 ff. — (Sab e« ®. üor SBarbu« 111. - SB. u. Äat^arer 106. — 3BoIb. u. Käufer 249 f. — »«be- ten bte SB. eine Atrc^e o.b. Sru« berfc^aft? 84 f. — «igentli^e 2effxt unb berbreitete Meinungen unter ben ®. 92. — »efi^en OJe^eim* lehren 89. ^albu«, $etr. 108 f. 260. 262. 289. Sanber)7rebiger, a)7ofloüf(^e, il^re aflec^te unb ^fixäfUn 338 ff. — S3gr. ^pofiel. Sa«mob, 3fo^. 107. 291. ^aterlfinber£aufge|ninte264.d48. ^attenbac^, SB. 85. 89. 96. 100 f. 244. 253. füeheXf mbm ber 127 ff. 317 ff. 230. Se^rloftgf eit^ürunbfa^ ber346ff. 366. — »gl. gf^ot^we^r. Sßetgel, fßoL 392. 394 f. mttfi, S3. 92. — m. 205. — SB. 115. «Berner, 3fo§. 28. SBefel, 3o^. t). 25. 58. fficffel, 3fo^. 210. SBefierburg, (Serl^. 360. 380. 386* SBettiuer, hau^ ber SB. 9f. 31. 382. ffieijer, 3o$. 392. SBicItf, 3oi 82. 90. 103. 120. 122 f. 135. 210. 279 f. SBicIefiteu 16. 104. 115. 377 f. »idner, (L 177. SBiebertaufe f. ei)atanfe. SBtebertftufer, ^ur O^fc^i^te be9 (Seftennamen« 118. 249. 305. — 3^re8er»anbt|. 383. SBftrtemberg 6. SB))ttenba(^, Vf. 7. D- gorf 376. 3- ad, ^fo^. 123. legfc^tot^, ®. X). 92^ 214. sieglet, (dem. 225. — 3oc. 259. Roftngen 86. 273. BoIIilou 261. 3une^nienbe9Renf(^en 64. 95. 329. SSgl. (i^rabe, @tufeu. 3ünftc 27. 281 f. 316 f. 374 ff. S^gl. (Silben, .^nbwerfer, SßerN leute, iBruberfc^aften. Sunft^ubeu ber SBeber 230. — ber ©teinmeten 375. 3firi4 209. 238. 243 f. 286 f. 299. 324 ff. 361. 376. eütp^en, ^nr. b. 51. »t(tauer 2:u4mai^er 127 ff. — ¥rorteteu 270 ff. 3»tng(t 2 ff. 141. 166. 181. 242« 249. 268 ff. 275. 305. 326. — ♦ IBon bemfe(6fn )6ecfaffec finb frfl^er bei 6* ^^Iraef in ßtipfi^ erf dienen: ber Siebcrtäufer» Sr. 8. $rei<: UVi 3. 60. ^ic ©cgenreformation in SBeftfa(en unb am ^ititxx^tin. Stctenftfitfe unb <£t(ättternngeti« «rpec X^eil (1555-1585). aio^oI-Octoö, ^rcU: wÄ 14. —. Bmeiter S^eil (1585—1609). Slo^al'Dctat». $reU: wMi 16. — . 2i. u. b. %,: $uMicationett aui9 ben f^. $reug. @taati9ar4it)en 9. unb 83. Sonb. ^ic Deformation unb bie filteren Steformparteien. 3n intern dufammen|ange bargefteUt. flr. 8. ^vtx9: Ji 6.—. §it Pttttenfet unb bie ^eutfd^en SJibelüberfc^ungcn* 9^e(ft aSeittdgen aut ®t\ä)iä)tt ber {Reformation. gr. 8. $reii9: wMi 2. 80. Vertag t7on &. @* mttttt ft @o$n in Serlitt. 3ur ©ejd^id^te ber ^UeöangeUfc^ett @emcinben* SS ort rag, gehalten ^u Berlin am 20. ^prit 1887 bot! Dr. fittbtoig ÄeBer, ä5nig(. 8taatSat(^tt)ar. SVs »oflen 8. 75 $fg. Sei ^Cüna^me Hott 50 i&is^mpUntu je 60 ^fg«, Hott 100 (Sseitt)»Iarett je 50 9fg. £etp5ig. Sirud t)on trimme & Xr5me(. BR 350 S7K3 3 610S 041 236 3S4 i Stanford University Libraries Stanford, California ft«tBm lU* book OB «r beton «lato iae. JUNJ 8 197»